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Feministische AußenpolitikKein Abriss ohne Gutachten

Gastkommentar von Niklas Balbon und Karoline Färber

Die feministische Außenpolitik ist so nötig wie polarisierend. Jetzt, unter einem CDU-Minister, wird sie zurückgefahren. Zeit für ein Resümee.

Feministische Außenpolitik tritt Diskriminierung und Marginalisierung entgegen Foto: Fritz Engel/archiv agentur z

K aum hatte die feministische Außenpolitik 2023 das Startfeld passiert, zieht das Auswärtige Amt nun die Ereigniskarte: Zurück auf Los und ab nun Fokus auf die großen Konflikte – so lautet die Botschaft des neuen CDU-Außenministers Johann Wadephul. Doch statt „Zurück auf Los“ braucht es zunächst einmal eine kritische Bestandsaufnahme. Denn die halbherzige Einführung der feministischen Außenpolitik hat doppelt Vertrauen gekostet: Feministische Part­ne­r*in­nen vermissten im Laufe der Zeit echte Kurskorrekturen, etwa zu Gaza. Für konservative Geg­ne­r*in­nen und all jene, die von der feministischen Außenpolitik ohnehin nicht überzeugt waren, wirkte sie wie ideologische Symbolpolitik.

Die Gefahr, dass die Bilanzierung der feministischen Außenpolitik ebenfalls zur Glaubenssache wird, ist real. Dies hätte zur Folge, dass zentrale, zukunftsleitende Fragen unbeantwortet blieben: Welche Erfolge wurden erreicht und welche Widerstände gab es? Welche positiven Veränderungen lassen sich – ohne den polarisierenden Namen – weiterführen? Gibt es positive Nebenwirkungen der feministischen Außenpolitik, die für eine CDU-geführte Bundesregierung strategisch relevant sein können? Wissenschaft und Zivilgesellschaft haben die feministische Außenpolitik zwar kritisch begleitet, eine umfassende Evaluation mit Einblick in den Maschinenraum des Auswärtigen Amtes fehlt jedoch. Die ist aber so nötig wie sinnvoll.

Die deutsche feministische Außenpolitik hat hehre Ziele formuliert: Das Auswärtige Amt soll diverser, gleichberechtigter, offener werden. Trotz des Anspruchs, die deutsche Gesellschaft abzubilden, bleiben queere, Schwarze Menschen sowie People of Colour, Frauen, Ostdeutsche, Menschen mit Behinderung unterrepräsentiert. Gleichzeitig nehmen Bewerbungen für den Auswärtigen Dienst ab: Der Fachkräftemangel ist im Ministerium angekommen. Das liegt unter anderem daran, dass sich immer weniger Menschen vorstellen können, Teil einer verkrusteten Organisation zu sein. Anders gesagt: Das Auswärtige Amt kann es sich auch ohne feministische Außenpolitik nicht leisten, seine Arbeitsstrukturen nicht zu modernisieren. Diverse Teams sind nicht nur effektiver, sondern würden auch die außenpolitische Glaubwürdigkeit Deutschlands stärken, wenn Deutschland seine jetzige Führungsrolle in der internationalen Förderung von Gleichberechtigung behalten möchte.

Gibt es Positives der feministischen Außenpolitik, das für die CDU-geführte Koalition relevant sein könnte?

Andere Staaten haben ihre feministischen Außenpolitiken längst evaluiert. Eine schwedische Studie etwa hat wichtige Erkenntnisse für die aktuelle Politik geliefert: So hat die feministische Außenpolitik den Einfluss Schwedens in der internationalen Förderung der Gleichberechtigung deutlich gestärkt. Nachdem Schweden ihre feministische Außenpolitik 2022 zurückgezogen hatte, übernahm Deutschland die schwedische Führungsrolle und damit auch deren Einfluss und Verantwortung, gerade im Kontext der Vereinten Nationen. Nun stellt sich die Frage: Verlieren wir diese Führungsrolle wieder? Eine Evaluation könnte darauf eine Antwort geben – und grundsätzlicher untersuchen, welche positiven Auswirkungen die feministische Außenpolitik für Deutschland hatte.

Niklas Balbon

ist Research Fellow am Global Public Policy Institute in Berlin und forscht dort zur Schnittstelle von Geschlecht und Konflikt mit Fokus auf der Ukraine und dem West­balkan.

Zu unerwarteten Nebenwirkungen gehören vertiefte Beziehungen zu Ländern, die traditionell nicht im Fokus deutscher Außenpolitik stehen. Dazu zählen etwa die Mongolei, Kolumbien, Panama. So akzeptierte die Mongolei erstmals einen Satz zum „Krieg gegen die Ukraine“ in der Ulaanbaatar-Deklaration, nachdem sich das Land vorher bei Abstimmungen den Vereinten Nationen stets enthalten hatte.

Karoline Färber

ist Postdoktorandin an der Universität Erfurt und forscht zu feministischer Außenpolitik sowie zur Wissens­produktion von außen­politischen Akteur*innen.

Spannungen mit konservativen Gruppen

Neben den positiven Effekten sollten allerdings auch die Schwierigkeiten evaluiert werden. Die bereits erwähnte Studie zeigt, dass die schwedische feministische Außenpolitik zu größeren Spannungen mit konservativen Gruppen im Land und weltweit geführt hat. Auch in Deutschland ließen sich diese Spannungen beobachten. Hat dies die Umsetzung der feministischen Außenpolitik ausgebremst? Und wie hat das Auswärtige Amt Entscheidungen bei Zielkonflikten zwischen feministischen und anderen außenpolitischen Interessen gefällt? Ob und welche Instrumente die feministische Außenpolitik entwickelte, um diese Spannungsfelder zu navigieren, sollte dringend bilanziert werden.

Denn es gilt weiterhin: Wadephuls Rückbesinnung auf „die großen Konflikte“ verkennt, dass gerade dort Machtverhältnisse Teil der Konfliktlogik sind. So rechtfertigt Moskau seinen Angriff auf die Ukraine als Abwehrkampf gegen das vermeintlich dekadente „Gayropa“, Trumps antifeministische Entourage demontiert die regelbasierte Weltordnung, chauvinistische Kräfte in der gesamten EU planen strategisch deren Demontage. Wer das Label der feministischen Außenpolitik abschaffen will, kann das tun – doch die analytische und politische Auseinandersetzung mit Gender-Dynamiken bleibt unverzichtbar.

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In Teilen des Auswärtigen Amts wurde das Problem längst erkannt: Einzelne Referate haben ein externes Gutachten beauftragt, um Wirkung und Kosten der feministischen Außenpolitik im eigenen Zuständigkeitsbereich, nämlich in der Rüstungskontrolle, zu überprüfen. Diese Initiative ist begrüßenswert, doch sie droht zum Symptom eines typisch deutschen, außenpolitischen Defizits zu werden: Wenn jede Abteilung individuell bilanziert, bleibt offen, wie die Versatzstücke der feministischen Außenpolitik zusammenwirkten, welche Zielkonflikte entstanden und welche Synergien ungenutzt geblieben sind. Gerade die vielbeschworene Strategiefähigkeit der deutschen Außenpolitik leidet an einer solchen Fragmentierung.

Eine ganzheitliche Evaluation der deutschen feministischen Außenpolitik wäre daher mehr als interne Erfolgskontrolle: Sie wäre die Chance, besser zu verstehen, wie ressortweite Transforma­tionsprozesse funktionieren und woran sie scheitern. Das ist kein ideologischer Luxus, sondern strategische Notwendigkeit.

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27 Kommentare

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  • Der Wikipediabeitrag zur fem. Außenpolitik ist doch ganz hilfreich, die Thematik besser zu verstehen.



    Tatsächlich habe ich bisher auch immer eine eher ablehnende Haltung dazu eingenommen, weil es sehr plakativ und ideologisch schien. Bei genauerem Hinsehen wurde der Begriff zwar plakativ (und wohl nicht sehr geschickt) von Baerbock genutzt, der negative Leumund ist aber doch am ehesten einer (machistischen?) Kampagne der damaligen Opposition und der Presse geschuldet.

    Manchmal erreicht man seine Ziele vielleicht besser, wenn man eher im Verborgenen langfristig die Weichen stellt, also große Begriffe zu nutzen. Wenn dann der gegenteilige Eindruck entsteht ist das... nicht hilfreich

    • @Ringsle:

      "Der Wikipediabeitrag zur fem. Außenpolitik ist doch ganz hilfreich, die Thematik besser zu verstehen."

      Das ist ja das Problem. Ich fühle mich in dieser Kommentarspalte ein bisschen wie in einer Selbsthilfegruppe. ^^

  • Schön sehr merkwürdig, dass hier viele so tun, als ob nicht klar wäre, was feministische Außenpolitik bedeutet. Das kann jeder leicht in Wikipedia nachlesen und das ist auch nichts Anstößiges, wie manche andeuten. Einfach traurig.

    Feministische Außenpolitik (englisch: feminist foreign policy) bezeichnet ein 2014 von der damaligen schwedischen Außenministerin Margot Wallström geprägtes Schlagwort für eine Außenpolitik, bei der feministische Sichtweisen zum Maßstab internationaler Beziehungen gemacht werden. Diese Politik will Gewalt und Diskriminierung überwinden sowie Geschlechtergerechtigkeit und Menschenrechte verwirklichen.[1] In Deutschland wurde der Begriff durch seine Aufnahme in den Koalitionsvertrag der 20. Wahlperiode des Bundestages 2021 bekannt.

    Die Anfänge feministischer Außenpolitik reichen an den Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Als Geburtsstätte gilt der erste internationale Frauenfriedenskongress 1915, auf dem sich über 1100 Pazifistinnen aus zwölf Ländern in Den Haag trafen: Sie forderten z. B. ein Ende des Ersten Weltkriegs, die Einrichtung eines Internationalen Gerichtshofs (der heute dort seinen Sitz hat) und eine weltweite Kontrolle des Waffenhandels.

    • @Bauer Gerry:

      Nur sind "die Beendigung eines Krieges", "die Einrichtung eines Gerichtes" und "Warenkontrolle" keine feministischen Positionen, sondern allgemein menschenrechtlicher Art. Insoweit geht auch ihre Beschreibung nicht über eine Floskel hinaus. Es bleibt daher zweifelhaft, ob der Begriff geeignet ist, eine tatsächliche Außenpolitik wirksam zu beschreiben. Man will halt irgendwas mit "Feminismus" machen um der Anhängerschaft zu gefallen.

      Genausogut könnte man auch "Postkoloniale Außenpolitik" betreiben, das Ganze fancy auf englisch übersetzen (postcolonial foreign policy) (Themen: Verhinderung von Kriegen, Einrichtung von Gerichten, Verbot von Waffenlieferungen) und schon könnte man wem auch immer was verkaufen.

    • @Bauer Gerry:

      "Als Geburtsstätte gilt der erste internationale Frauenfriedenskongress 1915, auf dem sich über 1100 Pazifistinnen aus zwölf Ländern in Den Haag trafen: Sie forderten z. B. ein Ende des Ersten Weltkriegs, ......."

      Da kann ich jetzt keine Schnittmenge zu dem erkennen was heute unter feministischer Aussenpolitik verstanden und betrieben wird.

    • @Bauer Gerry:

      Nun sind alle drei Forderungen, die Sie aufzählen, spezifisch feministisch.

      Diee Irritation scheint mir deshalb gut nachvollziehbar.

      Außer Sie ergänzen noch.

    • @Bauer Gerry:

      "Einfach traurig" dabei ist viel eher die (Nicht-)Kommunikation, die Rechtskonservativen in die Hände spielt. Denn wenn das in einem intellektuell geprägten Medium wie diesem schon kaum jemand weiß...

      Wenn so ein Begriff in den Medien ständig auftaucht, warum wird das in den gängigen Medien dann nicht genauer thematisiert? Gerne auch mal strukturiert wie in der Einleitung von Papern:

      1. Einleitung in die Problematik (Begriffsdefinition; auf welche Probleme möchte man sich aus welchen Gründen konzentrieren)



      2. Deshalb sind die Ziele: (1)...;(2)...;(3)...



      3. Geplante Vorgehensweise (Methoden): (1)...;(2)...;(3)...

      Anschließend könnte gleichsam ein ganzes Paper folgen. Mit Ergebnissen, Analyse und Diskussion.

      Gut, so genau möchten sich Politiker wahrscheinlich nicht festlegen. Aber etwas besser vermitteln lässt sich sowas schon. Es kann nicht erwartet werden, dass sich jeder Bürger, der mit so einem Begriff konfrontiert wird, aus eigener Initiative heraus bei Wikipedia informiert.

      • @Juni C:

        Also ich finde, dass jeder Wikipedia nutzen darf und auch sollte, wenn man einen Begriff noch nicht kennt.

    • @Bauer Gerry:

      „ Diese Politik will Gewalt und Diskriminierung überwinden sowie Geschlechtergerechtigkeit und Menschenrechte verwirklichen.[1]“

      Sorry, da wird ein inhaltsleerer Begriff mit einem Allgemeinplatz versucht zu befüllen, den wahrscheinlich die meisten Politiker inklusive erwiesener Schurken für sich in AnSpruch nehmen würde.

      • @Fran Zose:

        Sorry, das ist nicht meine Beschreibung, sondern die von Wikipedia. Hatte ich versehentlich nicht gekennzeichnet, aber im Text war es eindeutig erkennbar.

  • "Die bereits erwähnte Studie zeigt, dass die schwedische feministische Außenpolitik zu größeren Spannungen mit konservativen Gruppen im Land und weltweit geführt hat. "

    Ist es wirklich ein wünschenswertes Ziel von Aussenpolitik, m e h r innen- und außenpolitische Spannungen zu erzeugen?



    Diplomatie hat jedenfalls gegenteiliges zum Ziel.

  • Nach der ganz überwiegenden Ansicht der Kommentierenden ist und bleibt der Begriff ein Rätsel. Ob man das Tun und Handeln der Frau Baerbock in ihrer Amtszeit dann jetzt als positiv oder als negativ befinden mag, kann damit dann jeder selbst entscheiden.

    Das eigentlch Kuriose daran ist, dass es ungeachtet der als leer empfundenen Floskel an der Universität Erfurt allen Ernstes eine Postdoc-Stelle zu diesem Thema gibt und es selbst dieser nicht gelingt, Licht ins Dunkel zu bringen.

    Wissenschaftsfreiheit at its best.

  • Was genau ist denn nun bitte feministische Außenpolitik? Das ist mir nach Lesen dieses Artikels ebenso wenig klar wie es mir vorher war. Und anscheinend ist es den Autoren auch nicht klar, sonst hätten sie es doch irgendwo im Artikel erklärt, oder? Für mich persönlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei feministischer Außenpolitik vielmehr um einen innenpolitisch getriebenen Begriff handelt, mit dem ein bestimmtes, sich selbst als progressiv verstehendes Wählerklientel im Inland angesprochen werden soll; nicht mehr und nicht weniger. Außenpolitik bleibt Interessengeleitet und ist im besten Fall Realpolitik, egal wie es ideologisch verbrämt genannt wird.

  • Bis jetzt sind die meisten Kommentatoren sich hier anscheinend mal grundsätzlich einig. Auch ich habe, obwohl ich jeden Tag Nachrichten lese, nie mitbekommen, was mit diesem Begriff genau gemeint ist. Auch der aktuelle Artikel tut sich mit einer Beschreibung/Definition zu diesem Begriff schwer und ist auch sonst wenig konkret bis "schwammig".

    Ich hatte mir zusammengereimt, dass das Ziel ist, gegenüber anderen Ländern mehr für diese (und damit in Verbindung stehende) Themen zu werben. Der Artikel macht aber den Eindruck, als ob es vornehmlich um Personalpolitik geht.

    Wenn im Artikel konkrete Beispiele zur "Außenwirkung" genannt werden, werden sie nicht näher erklärt/belegt. Bspw: "Zu unerwarteten Nebenwirkungen gehören vertiefte Beziehungen zu Ländern, die traditionell nicht im Fokus deutscher Außenpolitik stehen. Dazu zählen etwa die Mongolei, Kolumbien, Panama. So akzeptierte die Mongolei erstmals einen Satz zum „Krieg gegen die Ukraine“ in der Ulaanbaatar-Deklaration, nachdem sich das Land vorher bei Abstimmungen den Vereinten Nationen stets enthalten hatte."

  • Viele Worte, Fragen nach der Bilanz und in jedem zweiten Satz kommt "feministische Außenpolitik" vor.



    Offen bleibt dennoch, was feministische Außenpolitik sein soll? Recht ungenau wird gesagt es sei "diversere und gleichberechtigtere" Außenpolitik, dann noch irgendwas mit PoC und Behinderten, was nichts mit Feminismus zu tun hat.



    Aber nach Jahren einmal konkret darlegen wie sich diese feministische Außenpolitik jetzt konkret von normaler Außenpolitik unterscheidet ist anscheinend immer noch nicht drin. Reale Widersprüche, wie die mangelhafte Unterstützung der Opposition im Iran, werden weiterhin ignoriert.



    Seht es ein: Es ist und bleibt ein Inhaltsleerer Wahlkampfslogan. Und es sagt viel über den Zustand der vermeindlich Progressiven aus, dass sie diesen Slogan vor sich hertragen, ohne ihn mit Inhalt füllen zu können.

  • Das Konzept "Feministische Außenpolitik" musste inhaltlich leer bleiben, weil es gar nicht genau definiert werden kann.



    Frau Baerbocks Politik blieb deshalb teils symbolisch, teils für andere Regierungen verstörend.



    Beachtet wurden von ihr z.B. "...Länder, die traditionell nicht im Fokus deutscher Außenpolitik stehen. Dazu zählen etwa die Mongolei, Kolumbien, Panama...". Dass der Fokus so lag, hatte seinen Grund. Was hat die Neuausrichtung gebracht? Gleichzeitig wurden wichtige Länder wie China verärgert oder Brasilien nicht fokussiert.



    Dass man eine Gesamtbilanz ziehen muss, halte ich für selbstverständlich.



    Hr. Wadephul scheint sich nach eigenen Angaben (z.B. gestern im ÖRR) wieder auf die "klassischen" Aufgaben und Instrumentarien der Diplomatie beschränken zu wollen. Die Aufgabe des Außenamtes ist die Wahrung und Stärkung deutscher Interessen in der Welt. Das AA ist keine NGO oder Welt-Staatsanwaltschaft. Das betrifft auch Europa. Die EU ist kein Freundschaftsverein, sondern ein gesamteuropäisches Projekt zur Koordination nationaler Interessen, für Frieden und Beziehungen, so gut es eben geht. Dazu gehört die besondere Pflege der Nachbarschaft zu PL und F.

  • Feministische Außenpolitik? Das gleiche wie feministische Innenpolitik.

    Nichts ist feministischer als der Kampf gegen Genitalverstümmelung.

    Immer mehr Frauen sind von Genitalverstümmelung betroffen. Etwa 8.000 Mal pro Tag wird der Eingriff durchgeführt – mit Werkzeugen wie Messern, Rasierklingen oder auch Glasscherben. 200 Millionen Frauen weltweit leben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits mit den Folgen weiblicher Genitalverstümmelung.

    Und laut der Organisation "End FGM European Network" sind es in der EU mehr als eine halbe Million Frauen.

    Mehr als 100.000 verstümmelte Mädchen leben in Deutschland, 17.000 sind derzeit potenziell gefährdet.

    Man wird sich mit den Religionen anlegen müssen, den Christen, dem Postkolonialismus, doch zuerst natürlich dem Islam.

    www.emma.de/artike...explodieren-339201

    taz.de/Genitalvers...n-Gambia/!5996352/

  • Müsste man nicht etwas definieren, um es evaluieren zu können?

    In dem Artikel finde ich, bis auf eine andere Besetzung im Außenminister keine Hinweise darauf. Dann noch die pauschale Aussage diverse teams seien effektiver. Das ist pauschal einfach falsch, kann nämlich auch kontraproduktiv sein.

    Aber vllt ist es mit der Effektivität von gemischten Teams wie mit der feministischen Außenpolitik. Eine Floskel ist, ein Wort das man vor sich herträgt, weil es toll klingt oder jemand mal gesagt hat es sei so bzw. Es muss etwas so sein.

  • Wenn ich die Analyse jetzt richtig verstehe, bedeutet "feministische Außenpolitik" also eigentlich einfach "wertebasierte Außenpolitik", oder wie? Denn die Themen haben ja nichts Spezifisches mit Frauen zu tun - außer man hält sie halt per se für die besseren Menschen und spricht allen anderen die Werte ab. Eine solche Außenpolitik kann man natürlich auch weiterhin machen und sie ist bestimmt wünschenswert. Aber man fängt sich bei zu grobem Auftreten mit bloßen Platitüden dann leicht den Vorwurf des Kulturimperialismus ein, der ja auch nicht ganz falsch ist. Vielleicht sollte man einfach von "ehrlicher Außenpolitik" sprechen, wenn wir aus unseren Herzen, z.B. in Gaza, keine Mördergrube machen?

  • "Für konservative Geg­ne­r*in­nen und all jene, die von der feministischen Außenpolitik ohnehin nicht überzeugt waren, wirkte sie wie ideologische Symbolpolitik."



    Ich kann mir nicht vorstellen, dass progressive Wähler mit den sichtbaren Ergebnissen - und noch viel mehr mit dem Erbe Baerbocks feministischer Außenpolitik - zufrieden sind.



    Was wurde denn tatsächlich erreicht?



    Was bleibt im kollektiven Gedächtnis außer horrenden Friseurrechnungen, Barfußphotos aus der Südsee oder dem 180-Kilometer-Flug zwischen Frankfurt und Luxemburg während geltendem Nachtflugverbot...🤷‍♂️



    Wenn das nur auf Konservative verstörend wirkt dann gute Nacht.



    Auf die Idee, dass es sich um "ideologische Symbolpolitik" unter Baerbock handelte kam man als Gegner höchstens vor ihrem Amtsbeginn, als sie eben ankündigte so oft wie möglich Linie fliegen zu wollen, etc...



    Im Alltag und vor allem jetzt in der Nachschau erkenne ich da nichts - viel versprochen, null gehalten - so würde ich diese 3-jährige Amtszeit kurz und bündig beschreiben.

  • Was war an der Politik von Frau Baerbock jetzt eigentlich feministisch? Außer dem Schlagwort habe ich nichts davon bemerkt. Wie unterschiedlich sich ihre Außenpolitik von der des ersten grünen Außenministers, Herr Fischer?

    • @Offebacher:

      Das frage ich mich auch. Ich habe mich aber auch nicht eingehend damit beschäftigt.

      Ich denke auch, dass Baerbock in der Hinsicht das Konzept schlecht kommuniziert hat. Ich wette von hundert Befragten gibt es gerade mal 5 die etwas genaueres dazu gesagt haben.

      Da hat Frau Baerbock keine nachhaltige Politik gemacht.

  • "... Feministische Part­ne­r*in­nen vermissten im Laufe der Zeit echte Kurskorrekturen, etwa zu Gaza. ..." was darf man sich denn darunter vorstellen. Also was könnte, bzw. sollte aus Sicht der feministischen PartnerInnen, denn bei diesem Thema eine echte Kurskorrektur bedeuten. Wäre spannend zu erfahren...

  • Die Gefahr für eine Verkennung sei real? Der Schaden ist längst eingetreten – auch weil Ministerin B. sich mit ihrer Umsetzung anscheinend in die Tradition der geräuschlosen Verwaltung von Merkel stellen wollte. Wenig erfolgreich wurde das Projekt auf elitäre weise angefangen. Bürgerinnen mussten selbst herausfinden, was dort versucht werden sollte. Zu Erläuterungen ließ man sich nicht hinreißen.

    Während die Populisten weiterhin ihre akausalen Zusammenhängende verbreiten, blieb für Wähler offen, wie die Ministerin a.d. Erfolg definieren wollte.

    Könnte ein Urteil so aussehen, dass die Art der Umsetzung ein politischer Rückfall war, während der Inhalte progressiv sein sollten? Das wäre ein schöner Schlamassel.

  • Der Artikel tut sich schwer, ein Resümee feministischer deutscher Außenpolitik unter AB zu ziehen.



    Das mag daran liegen, das es eine derartige Politik unter AB defacto nicht gab.



    Es wurde bis heute nur immer wieder behauptet.

  • Vor einer Bilanzierung braucht es doch erst mal eine brauchbare Definition. Diese blieb die Ex-Außenministerin stets schuldig. Inzwischen gibt es zwar einen Wiki-Eintrag zu dem Stichwort, nur ist der halt so butterweich wie nix. (Interessant ist allenfalls, dass die sogenannten Vorreiter auch alle Abkehr geleistet haben). Ohne Definition kann es auch keine Bilanzierung geben. Alles was bleibt ist inhaltsleere Ideologie.

  • Was wurde den konkret getan, außer Gendern und bisschen lila Farbe auftragen? Das Außenministerium modernisieren und verkrustete Strukturen aufbrechen ja offensichtlich nicht.