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Eveyln Palla wird neue Bahn-ChefinSie hat gezeigt, dass sie es kann

Kommentar von Wolfgang Mulke

Der Job als Bahn-Chefin ist wohl so schwierig wie der Posten als SPD-Chef. Eveyln Palla hat ihre Managementqualitäten aber unter Beweis gestellt.

Nach Reinhold Messner und Markus Lanz die dritte Südtirolerin, die in Deutschland Karriere macht: Evelyn Palla Foto: Andreas Arnold / dpa

N ach nur wenigen Wochen der Suche hat die Bundesregierung eine neue Bahnchefin gefunden. Eine gute Nachricht ist die Tatsache, dass in der Männerwelt Bahn künftig endlich erstmals eine Frau im Führerstand sitzt. Es ist aber, auch das gehört zu den Hintergründen, zugleich ein Indiz für das Desinteresse der mit Großunternehmen bereits erfahrenen Manager am Job des Bahnchefs.

Für Manager von außen ist der Job nicht wirklich attraktiv: Man muss sich mit einer ständig nörgelnden Öffentlichkeit, starken Gewerkschaften im Unternehmen und dem Bund als Eigentümer, der auch seine Wünsche hat, herumplagen. Und die Liste der Probleme der Bahn ist schier unendlich.

Doch das spricht nicht gegen die Entscheidung, eine interne Lösung zu präferieren, im Gegenteil: Die Bahn braucht eine Rosskur und Führungspersonal, das es mit einer Erneuerung ernst meint. Dass sie dafür steht, hat Evelyn Palla bewiesen. In ihrem Bereich, dem Regionalverkehr, hat sie die Formel angewendet, die auch für das Große und Ganze erfolgreich sein kann. Sie hat die Verantwortung für das tägliche Geschäft aus der Zentrale den Regionen übertragen und damit Erfolg gehabt. Der Bahnkonzern leidet unter den jahrzehntelang aufgebauten Hierarchien, die ihn träge und wenig effizient werden ließen. Das könnte sich unter Palla ändern. Diese Managementqualitäten hat sie bereits unter Beweis gestellt.

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Allerdings hält der Job der Bahnchefin noch einige weitere Anforderungen parat. Palla wird zur öffentlichen Person, die auch immer wieder erklären muss, was sie tut und warum. Vor allem auch, warum das eine oder andere immer wieder schief geht. Leicht ist das nicht. Aber eine motivierte Aufsteigerin kommt damit womöglich besser klar als ein kritikentwöhnter Supermanager.

Auf jeden Fall hat der Konzern jetzt schnell klare Verhältnisse nötig. Die Koalitionäre haben mit ihren nebulösen Vereinbarungen wie mehr Fachkompetenz in Vorstand und Aufsichtsrat der Bahn schon genug Unsicherheit ins Unternehmen getragen.

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22 Kommentare

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  • Ich befürchte dieser Koloss ist nicht reformierbar. Zu groß, zu satt, zu träge. Wenn sie es schafft, käme das einem Wunder gleich. Daher erwarte ich nichts von ihr - aber nicht wegen ihrer Person, sondern wegen der Größe und der Einstellung der Mitarbeiter.

    Das Gute an meiner Einstellung ist: Ich kann am Ende nur positiv überrascht sein.

  • Der Posten des Bahnchefs gibt es nur in der Schleudersitz-Ausführung, da es einen unfassbaren Sanierungsstau gibt. Das heißt selbst wenn Frau Palla in der Strategie nun alles richtig macht wird es nochmal fünf bis zehn Jahre dauern, bis die Konsequenzen dieser Weichenstellungen sichtbar werden. Ob sie bis dahin nicht längst die Verantwortung für das übernehmen (im wahrsten Sinne des Wortes) musste, was man ihr da nun vorsetzt ist fraglich.

    Die Bahn kann nur als Behörde funktionieren, als Privatkonzern in Staatshand wird das nichts. Einen funktionierenden und Konkurrenzfähigen Nah- & Fernverkehr mit der Bahn kann es nur geben, wenn ein defizitärer Betrieb hinnehmbar ist, was für eine AG halt (auch rechtlich) nicht geht.



    Für die politische Führungsriege ist die Bahn als Staatskonzern jedoch sehr gemütlich, da man auf der einen Seite zwar Vorgaben machen kann, auf der anderen aber nicht, wie bei einer Behörde, die Verantwortung für das übernehmen muss was letztlich dabei herauskommt.

  • Wie darf ich mir das Geschilderte vorstellen?



    Hat die Bundesregierung jeden erdenklichen Manager angerufen, während Frau Palla draußen vor dem Fenster hin und her gesprungen ist und gerufen hat, "Ich würde es machen".



    Die Bundesregierung hat aber weiter telefoniert und erst, als wirklich der Letzte, der ihnen eingefallen war, abgesagt hat, haben sie die Tür aufgemacht und gesagt, na gut dann mach du es......

    Als Weltbild schon ein wenig unterkomplex

  • Ich drücke Evelyn Palla die Daumen, dass sie hinkriegt was vor ihr die Bromanschen Seilschaften nicht hinbekommen haben. Solange sie keine Nullnummer Marke Katherina Reiche wird, kann es mit der Bahn ja nur aufwärts gehen.

  • War die Dame auf dem Bild nicht zuständig für den Regionalverkehr? Soe wwürde den Blick senken, wenn ich ihr vorrrechnete, wie viele Stunden ich schon im Regionalverkehr auf Züge gewartet habe, die entweder um 10, 20, 45 Minuten verspätet waren oder ganz ausfielen. Während der Warterei auf zugigen und viel zu schmalen Bahnsteigen rasten ununterbrochen ICEs in beiden Richtungen an den Wartenden vorbei.

  • "Eine gute Nachricht ist die Tatsache, dass in der Männerwelt Bahn künftig endlich erstmals eine Frau im Führerstand sitzt."



    Was für ein Unsinn. Damit trägt doch der Artikel selbst nur dazu bei, dass man die Besetzung der Position unter dem Deckmantel einer Quotenbesetzung wahrnimmt.



    Es ist komplett egal wer oder was da zunküftig "im Führerstand" sitzt, Hauptsache die Person ist qualifiziert und hat Ambition.



    Dieses Postengeschachere nach Quote oder zur Altersversorgung von ausgedienten oder unliebsam gewordenen Politikern hat Deutschland die letzten Jahrzehnte doch erst in den Dreck gefahren, wo wir nun stecken.



    Es müssen endlich Posten nur noch frei von jeglichen Vorurteilen an den qualifiziertesten Bewerber vergeben werden. Ganz egal welchem Geschlecht oder Religion oder Partei sich diese Person zugerechnet fühlt. Und die Berichterstattung muss endlich aufhören, es als Fortschritt oder Besonderheit zu verkaufen, wenn eine Position mit einer Frau oder einem Ossi besetzt wird, denn auch das liest man leider in schöner Regelmäßigkeit, dass Manager aus dem Osten eine Rarität sind.



    Wir wollen eine vorurteilsfreie Gesellschaft sein, dann sollte zumindest die Presse damit anfangen.

  • Geben wir Frau Palla eine Chance, der Job ist schwer genug.



    Das Geschlecht spielt keine Rolle, auf die Qualität kommt es an: Kompetenz, Durchsetzungsvermögen und Verhandlungsgeschick.

  • Der Lebenslauf ist derart Controlling-lastig, dass es schon weh tut.



    Alle jubeln, wohl weil es eine Frau ist.



    Mittels Controlling allein ist der Moloch Bahn nicht zu steuern oder gar zu retten.



    Wetten, in recht kurzer Zeit werden neue "Strukuturpapiere /-programme" und weiteres Geld die Bahn nicht nennenswert gebessert haben und die Chefin entzaubert sein.

  • "Für Manager von außen ist der Job nicht wirklich attraktiv..."

    Das ist auch gut so. Die Bahn ist eben keines der üblichen Unternehmen. Es war extrem wichtig, jemanden zu nehmen, der sich in der Materie auskennt. Bei Frau Palla scheint das der Fall zu sein.

  • Es gab in einem früheren TAZ Artikel zur Personalie den Kommentar, dass DB Regio durch Angebotskürzungen effizienter wurde. Ob das stimmt weiß ich nicht .

    Ob und wie sich der Verkehrsausschuss zur Personalie geäußert hat weiß ich auch nicht . Wer Lust hat kann sich mal durchklicken:

    www.bundestag.de/a...ehr/tagesordnungen

    Bahnthemen z.B. bei :



    www.bundestag.de/r...ung-24-09-2025.pdf



    www.bundestag.de/r...ungsmitteilung.pdf

    Rahmeninformationen zur Bahn hier:



    www.bundesfinanzmi...tsche-bahn-ag.html

    • @Hans - Friedrich Bär:

      Für das Angebot im Nahverkehr sind doch die Auffabenträger zuständig, nicht die Verkehrsunternehmen. Die fahren, was in ihren Verträgen steht.

  • Wünsche ihr viel Erfolg. Aber ob darreicht, um aus einem staatsverwöhntem Betrieb ein Unternehmen zu machen? Wir werden sehen.

  • taz: *Nach nur wenigen Wochen der Suche hat die Bundesregierung eine neue Bahnchefin gefunden.*

    Gratulation! Dann kommen ja demnächst die 2 Millionen Euro Jahreshalt plus Boni pünktlich auf das Konto von Eveyln Palla.

    Wie wäre es denn mal, wenn man echte Fachleute auf den Stuhl des Bahnmanagements setzt? Also eine 'Auswahl von kleinen Bahn-Leuten', wie Lokführer, Lokrangierführer, Zugverkehrssteuerer, Zugbegleiter, Servicehelfer, Sicherheitspersonal, Mechatroniker, Gleisbauer und so weiter und so fort. Leute die ganz genau wissen, wo das Problem der DB liegt.

    Aber man muss ja wieder eine Betriebswirtin nehmen, damit es auch ja so weitergeht wie bisher. Und wie das ausschaut, kann man hier sehen: "... laut dem Spiegel-Bericht am 16. September [...] wurde der ICE 616 von München nach Hamburg in Köln aus dem Verkehr genommen. Offiziell wurde dies mit einem "kurzfristigen Personalausfall" begründet. Interne Chats belegen jedoch, dass der Zug "zur Verbesserung der Statistik" gestrichen wurde. [...] Mitarbeiter berichten zudem, dass Züge nach solchen Ausfällen häufig leer weiterfahren." [tagesschau 19.09.2025]

    oder hier im lustigen YT-Short: www.youtube.com/shorts/D_HF8j9UIu4

    • @Ricky-13:

      Wie soll das laufen soll eine Kommission aus "kleinen Bahn-Leuten" das Management ersetzen?

      • @Blechgesicht:

        Unfähiger als die überbezahlten Betriebswirte - die immer 'großspurig' von Controlling reden, aber dennoch nichts hinbekommen - werden die "kleinen Bahn-Leute" sicherlich auch nicht sein.

        • @Ricky-13:

          Ich gehöre selbst zu diesen kleinen Leuten halte mich auch nicht für Unfähig. Konzentriere mich aber natürlich auf meinen Bereich und Mechatroniker und Gleisbauer sehen bestimmt besser die Probleme in ihrem Bereich aber Leitung des gesamten Unternehmens halte ich zumindest für fragwürdig.

  • Die Deutsche Bahn aus Erfolg zu trimmen dürfte nicht ganz die gleiche Herausforderung sein, wie Frau Pallas vorhergehende Verwendungen. Von daher würde ich mit dem Lob erstmal ein Jahr abwarten. " Eine gute Nachricht ist die Tatsache, dass in der Männerwelt Bahn künftig endlich erstmals eine Frau im Führerstand sitzt." Äh, wo ist denn der Vorteil von Frau Pallas Frausein für mich als Bahnkunde? Mir reicht es völlig wenn die bekannten Probleme abgebaut werden und äußere hier den begründeten Verdacht, dass es meinen Mitreisenden ebenso geht.

  • Wichtiger als ihr Geschlecht finde dich die Imformation auf Wikipedia dass Frau Palla als einziges Vorstandsmitglied einen Lokführerschein gemacht hat. Das zeigt dass sie das Geschäft nicht nur aus PowerPoint-Folien kennt, sondern zumindest versucht eine Bahn zu verstehen. Das spricht für die Personalie! Wird im Artikel leider nicht erwähnt.

    • @MK:

      Bei den Problemen an der Infrastruktur wäre Zweiwegebagger besser als Lok. Gerade wenn man - wie auch Frau Palla bisher - Performanceproleme das eigenen Unternehmensteils oft mit dem Infrastrukturzustand entschuldigt.

    • @MK:

      Ja. Um Längen besser als die, die vorher auf diesen Posten saßen.

  • Den letzten Satz verstehen ich nicht.



    Mehr Kompetenz verunsichert den vorstand? Das würde die jetzige Situation der Bahn erklären

    • @Jesus:

      Also mich hat die Forderung nach mehr Kompetenz auch verunsichert, obwohl ich nicht im Vorstand sitze.

      Da wollen Leute, die Dobrindt und Scheuer zum Verkehrsminister gemacht haben (manche von denen auch schon Ramsauer - und Pofalla zum Vorstand) beurteilen können, was Kompetenz ist... 🤔