Erdüberlastung in Deutschland: Alle Ressourcen weg
Umweltschützer schlagen Alarm: Deutschland hat bereits nach gut vier Monaten die Ressourcen eines ganzen Jahres aufgebraucht.
Nationale und Erdüberlastungstage (Earth Overshoot Day) werden jedes Jahr von der Umweltschutzorganisation Global Footprint Network berechnet. Sie markieren den Tag, an dem die Menschheit mehr Ressourcen verbraucht hat, als innerhalb eines Jahres wieder reproduziert werden können. Das bedeutet, dass ab diesem Tag mehr Fische gefischt und mehr Bäume gefällt werden, als in einem Jahr nachwachsen und mehr CO2 freigesetzt wird, als Wälder und Ozeane aufnehmen können. Der internationale Erdüberlastungstag fiel im vergangenen Jahr auf den 29. Juli. Für dieses Jahr steht er noch nicht fest.
Neben dem internationalen gibt es auch den nationalen Overshoot Day. Würden die Ressourcen der Erde auf alle Länder anteilsmäßig nach deren Einwohnerzahl aufgeteilt, hätte Deutschland seinen Anteil heute verbraucht. Also lebt Deutschland seit heute auf Kosten von anderen Ländern beziehungsweise zukünftigen Generationen.
Vor allem die Industrienationen und arabischen Ölstaaten schneiden bei den Berechnungen schlecht ab. Ausschlaggebend dafür sind zum einen der hohe Energieverbrauch und somit auch CO2-Ausstoß durch Industrie und Verkehr. Zum anderen die übermäßige Verschwendung von Ressourcen wie Lebensmitteln.
Spitzenreiter Quatar
Trauriger Spitzenreiter ist Quatar. Der Overshoot Day war in dem Emirat am persischen Golf bereits am 10. Februar, dicht gefolgt von Luxemburg am 14. Februar. Würde die ganze Welt so verschwenderisch leben wie die Industrienationen, bräuchten wir also jedes Jahr drei Erden, um unseren Ressourcenbedarf zu decken. „Wir leben auf Pump und auf Kosten der Menschen im Globalen Süden“, sagt Antje von Broock, Bundesgeschäftsführerin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Wir alle tragen mit unserer Art zu leben, zu arbeiten, zu konsumieren, zu essen, zu bauen oder zu reisen dazu bei, den Planeten auszuplündern.“
Broock sieht aber nicht nur die Konsumenten in der Verantwortung, sondern vor allem die Politik. „Um unseren Ressourcenverbrauch zu drosseln, muss die Bundesregierung endlich gesetzlich für den Schutz unserer Ressourcen sorgen“, sagt sie und fordert ein Ressourcenschutzgesetz, in dem sowohl allgemeine Ziele als auch ganz spezifische Unterziele für einzelne Stoffgruppen wie für Plastik oder Metalle gesetzlich festlegt sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Sensationsfund Säbelzahntiger-Baby
Tiefkühlkatze aufgetaut