Ende der Verhandlungen in Nahost: Druck gegen beide Seiten!
Verhandlungen sind der einzige Weg, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Aber nicht nur Israel, auch die Hamas muss in die Pflicht genommen werden.
M it dem Ende der Feuerpause und dem beständigen Vorrücken von Israels Armee im Gazastreifen steigt die Zahl der zivilen Opfer unter den Palästinenserinnen und Palästinensern wieder deutlich an. So deutlich, dass auch enge Verbündete Israels, etwa US-Vizepräsidentin Kamala Harris, fordern: Das Land müsse mehr tun, um unschuldige Zivilisten zu schützen. Wie das in der Realität aussehen soll, lässt Harris offen.
Etwa 80 Prozent der knapp über zwei Millionen Einwohner Gazas sollen bereits auf Anweisung der israelischen Armee in den Süden geflohen sein. Zu Beginn der militärischen Offensive gegen die terroristische Hamas wurde Gaza in zwei Bereiche gegliedert: den Norden – die Evakuierungszone –, und den Süden – das Ziel der Evakuierten.
Daraus ist nun ein kompliziertes Gitternetz aus „sicheren“ und umkämpften Zonen geworden; wie ein Schachbrett teilt es den gesamten Gazastreifen in kleine Bereiche ein. Diese vom israelischen Militär im Netzwerk X geteilte Karte macht deutlich: Es gibt kaum noch einen Ort, an dem die Bewohner Gazas Schutz finden können.
Gleich zu Beginn des Konflikts war klar geworden: Israel ist es mit der Zerstörung der Hamas absolut ernst. Und auch der Hamas ist es mit der Zerstörung Israels und seiner Bevölkerung weiterhin ernst: Täglich ertönt in Süd- und Zentralisrael der Raketenalarm, und Hamas-Anführer Yahya Sunwar betonte jüngst, man sei bereit, den 7. Oktober zu wiederholen – wieder und wieder.
Verhandlungen sind der einzige Weg
Zu Beginn seiner Militäroffensive erklärte Israel zwei Kriegsziele: die Zerstörung der Hamas und die Rettung aller Geiseln. Die Feuerpause brachte zumindest in einem der beiden Punkte die bisher besten Resultate: Beinahe alle Frauen und Kinder kamen aus der Hamas-Gefangenschaft frei. Und sie ist der einzige Weg, palästinensische Zivilistinnen und Zivilisten zu schützen – vor der israelischen Armee, die für ihr Ziel der Zerstörung der Hamas unverhältnismäßige Opferzahlen in Kauf nimmt. Und vor der Hamas, die sie weiterhin als lebendige Schutzschilde missbraucht.
Die Wiederaufnahme der Verhandlungen, mit dem Ziel einer erneute Feuerpause, muss für Israel wieder Priorität haben. Deren Verlängerung scheiterte am vergangenen Freitag am Unwillen der Hamas, sich an Vereinbartes zu halten.
Der Druck des Westens, der internationalen Gemeinschaft, darf daher nicht allein Israel gelten. Das Land muss an den Verhandlungstisch in Katar zurückkehren – aber es muss dort auch auf Gesprächsbereitschaft treffen. Die Verantwortung der Hamas muss ebenso Teil der öffentlichen Debatte sein wie jene Israels – und damit auch Adressat der Appelle der Weltgemeinschaft.
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