EU zu Russlands Ukraine-Vorstoß: Von Putin kalt erwischt
Die Hoffnung Deutschlands und Frankreichs, weiter im Normandieformat verhandeln zu können, ist dahin. Jetzt muss sich die EU neu einigen.
Die EU-Kommission setzte auf harte Wirtschaftssanktionen, die Putin abschrecken sollten. Doch die Abschreckung hat nicht gewirkt. Es ist nicht einmal mehr klar, ob die Sanktionen im angekündigten Umfang kommen werden. Die Entscheidung soll bei einem Krisentreffen der Ständigen Vertreter (EU-Botschafter) am Dienstagmorgen fallen.
„Die Union wird Sanktionen gegen diejenigen verhängen, die an dieser rechtswidrigen Handlung beteiligt sind“, hieß es am Montagabend in einer Stellungnahme von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Wenn es dabei bleibt, wäre vor allem das Umfeld von Putin betroffen. Auch Putin selbst könnte abgestraft werden.
Die ursprüngliche Sanktionsdrohung ging aber viel weiter. Sie reichte von der Stilllegung der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 über die Abschneidung Russlands von den Finanzmärkten bis hin zu Exportverboten, insbesondere für Hightech. Es ist ein Plan für den Wirtschaftskrieg – doch davor schreckt die EU offenbar noch zurück.
Man rechne zunächst mit abgestuften Sanktionen, heißt es in Brüssel. Diese könnten sehr schnell verhängt werden. Für den großen Sanktionshammer müsste dagegen wohl noch ein Sondergipfel einberufen werden. Für Strafmaßnahmen ist Einstimmigkeit nötig. Gegen Wirtschaftssanktionen hatten Italien und Österreich bis zuletzt Vorbehalte.
Ratspräsident Charles Michel versicherte dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski die „volle Solidarität“ der EU. „Die EU steht fest an Ihrer Seite und unterstützt uneingeschränkt die territoriale Integrität der Ukraine“, schrieb Michel bei Twitter. Russlands Vorstoß sei ein Angriff auf internationales Recht und die auf Regeln basierende internationale Ordnung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“