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Die Neunziger wollen ihre Werbung zurückSexualisierung auf dem Laufband

Die Fitnessstudiokette Wellyou sexualisiert Trainierende mit ihrer neuen Kampagne. Ein Shitstorm folgt: Die Toleranz für sexistische Werbung sinkt.

Scheinbar dachte sich Wellyou, Training schreibt sich wie Sexismus Foto: Manu Padilla Photo/Westend61/imago

Die Frau im Fitnessstudio strampelt nackt auf dem Ergometer. Auch die auf dem Laufband ist nackt. Die mit dem Medizinball. Die am Stairmaster. Und ja: Auch die Männer sind nackt, an den Hanteln und am Umkleidespind. Intimbereiche werden jeweils durch Geräte oder Ähnliches verdeckt, aber nackt bleiben sie.

Und jung natürlich, und schön, und durchtrainiert – Nacktheit und durchgestylte Perfektion zeigen natürlich nicht die Realität im Fitnessstudio. Es handelt sich vielmehr um eine Werbekampagne des Fitnessstudiobetreibers Wellyou, die seit vergangener Woche vor allem auf Instagram gespielt wird – und seitdem für viel Kritik sorgt. Wellyou mit Hauptsitz in Kiel ist laut Eigenwerbung die „Nummer 1 im Norden“, 40 Fitnessstudios gibt es – die meisten irgendwo zwischen Husum und Hannover.

Im Kampagnenvideo werden die Bilder von nackten schlanken Frauen mit den Worten „Klappe zu, Arsch hoch, mach die Beine breit“ untertitelt; ein Wortspiel: „und die Arme noch breiter“, heißt es im Anschluss bei den Männern. Und: „Bis du endlich den Größten hast.“ Eine sexualisierte Absicht bestreitet das Unternehmen. „Wir möchten zeigen, was Training bewirken kann: Stärke, Disziplin und Selbstbewusstsein“, so die Antwort auf Beschwerden von Mitgliedern. Wenn Betrachter „darin dennoch eine sexualisierte Darstellung sehen“, liege das „weniger in unserer Absicht als vielmehr in der individuellen Interpretation der Betrachtenden“.

Shitstorm auf Social Media einkalkuliert

Die Reaktionen auf Social Media sind eindeutig. „Ich dachte, so was gibt's 2025 gar nicht mehr! Was für eine peinliche Werbung“, schreibt eine Kommentatorin unter den Instagram-Beitrag von Wellyou. „Frauen auch weiterhin im gym sexualisieren mit so einer Werbung, toll gemacht“, eine andere. „Kein Kommentar – ich werde das Studio einfach wechseln.“ Auch Profile, die sich eher männlich lesen lassen, kommentieren negativ.

Im Kampagnenvideo werden die Bilder von nackten schlanken Frauen mit den Worten Klappe zu, Arsch hoch, mach die Beine breit untertitelt; bei den Männern heißt es: „Bis du endlich den Größten hast.“

Antworten der Verantwortlichen gibt es bei Instagram kaum. „Shitstorm incoming in 3,2,1, echt das Letzte“, schreibt ein User. „Wellyoufitness“ antwortet mit dem Emoji einer Popcorntüte – in den sozialen Netzwerken ist damit eine Art gespannte (aber unbeteiligte) Erwartung eines unterhaltsamen Konflikts gekennzeichnet.

Auf taz-Anfrage antwortet ein Rechtsanwalt des Unternehmens, „selbstverständlich erhitzt eine provokante Kampagne wie die Angegriffene auch die Gemüter“. Und es sei „selbstverständlich sehr bedauerlich, wenn sich Einzelne durch die Kampagne verletzt fühlen.“ Insgesamt bekomme man aber auch eine starke positive Resonanz. Auch Frauen sollen laut Wellyou-Rechtsanwalt „gerne bei wellyou trainieren. Auch deshalb hält unsere Mandantin Trainingsbereiche vor, die nur von weiblichen Personen genutzt werden können.“

Allerdings verharmlosen auch andere Beiträge des Studiobetreibers die Sexualisierung von Studiobesucherinnen: Ein Video spielt erneut mit Doppeldeutigkeiten und zeigt einen Mann, der stolz aus der „Ladies Area“ herausdackelt. „How I feel after six girls ask me to go out“, steht darüber – also: „So fühl ich mich, wenn sechs Mädels mit mir ausgehen wollen“ – oder aber: „Wenn sechs Mädels mich raushaben wollten.“ Ein anderes Video zeigt, wie ein Besucher einer Frau offensiv hinterhergafft; ein Mitarbeiter des Ladens rettet ihn vor der Eifersucht seiner Freundin.

Deutscher Werberat eingeschaltet

Kalkulierte Provokation gilt selbst als Werbemaßnahme: Der Safthersteller TrueFruits zum Beispiel hat das Mittel immer wieder gezielt einsetzt: Mit rassistischen und sexistischen Slogans versuchte das Unternehmen seine Umsätze zu steigern, viele Medien berichteten – auch die taz. Doch Standard ist diese Werbestrategie nicht; die Risiken von Provokation sind schwer überschaubar.

Die Wellyou-Kampagne ist erst seit einer Woche online und es ist bereits eine hohe zweistellige Zahl an Beschwerden beim Deutschen Werberat eingegangen. Zum Vergleich: Im ganzen ersten Halbjahr 2025 gab es nur 302 Beschwerden zu insgesamt 196 Vorfällen. Zur Einschätzung möchte man noch nichts sagen – man sei noch in der Prüfung.

Direkte Möglichkeiten, Werbung zu unterbinden, hat der Werberat nicht. Er prüft die Beschwerden – zuletzt wurden etwa 78 Prozent der kritisierten Werbekampagnen am Ende nicht beanstandet. Die übrigen Werbetreibenden zögen meist selbst Schlüsse, „viele kleine Betriebe wissen es erst mal nicht besser“, so ein Pressesprecher des Werberats. Nur wenn die Unternehmen nicht selbst reagieren, spricht der Werberat eine Rüge aus – das war im ersten Halbjahr 2025 dreimal der Fall.

In dem Satz ‚Mach die Beine breit‘ bei der Frau kann man sogar die Andeutung von Gewalt sehen.

Sprecherin von Bremens Landesfrauenbeauftragter

Die Rüge ist schon das schärfste Schwert des Werberats. Im Bundesland Bremen ist das anders: Bür­ge­r*in­nen dort können seit 2017 sexistische Werbung bei der Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF) melden. Wenn die ZGF die Werbung kritikwürdig findet, kann die Baubehörde Plakate auf öffentlichen Werbeflächen entfernen lassen. Bei digitaler Werbung und auch bei Plakaten in den Fitnessstudios selbst, wie es bei den beiden Bremer Wellyou-Filialen der Fall ist, ist man aber machtlos.

Sexistisch nach den Kriterien des Deutschen Werberats sei das Wellyou-Video auf jeden Fall, schreibt die Sprecherin von Bremens Landesfrauenbeauftragter auf Nachfrage der taz. „Hier werden Personen auf ihre rein sexuelle Funktion reduziert, die sexuellen Anspielungen und übertrieben herausgestellte Nacktheit der Models haben nichts mit dem beworbenen Produkt, der Mitgliedschaft im Fitnessstudio, zu tun.“ Es werde mit Doppeldeutigkeit gespielt, aber die sexuelle Anspielung sei klar. Und: „In dem Satz ‚Mach die Beine breit‘ bei der Frau kann man sogar die Andeutung von Gewalt sehen.“

Bewusstsein für Sexismus gewachsen

Bleiben die vielen Beschwerden gegen Wellyou aber folgenlos, weil der Werberat kein Möglichkeit hat, ein Verbot auszusprechen? Beim Werberat selbst glaubt man das nicht: Eine Rüge ziehe meist eine Verhaltensänderung nach sich, Wiederholungstäter gebe es fast nie.

In Bremen glaubt man sogar, einen allgemeinen Trend zu erkennen: Seit Bestand der Beschwerdestelle im Jahr 2017 gebe es immer weniger Beschwerden, wohl auch, weil die Zahl der sexistischen Plakate zurückgegangen sei. Das Bewusstsein sei gewachsen – das, was sexistisch ist, fällt dann noch mehr negativ auf.

Transparenzhinweis: Der Artikel wurde nachträglich um eine Stellungnahme des Unternehmens ergänzt

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56 Kommentare

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  • "Und jung natürlich, und schön, und durchtrainiert – mit der Realität in Fitnessstudios deckt sich weder die durchgestylte Perfektion noch die Nacktheit."



    Wenn Werbung sich mit der Realität decken würde, wäre es keine Werbung. Welches Fitnessstudio wirbt denn mit dem realen Aussehen der Leute, die sich dort anmelden, weil sie mit ihrem Aussehen unzufrieden sind?

  • Wellyou hat sein Ziel erreicht: Durch euren Artikel habe sogar ich mich in insta eingeloggt, wellyou gesucht, video angesehen.

    Das pusht Wellyou im Insta-Algorithmus und führt so zu mehr Kunden.

    Das Video an sich? Es ist ehrlich. Menschen gehen in dieses Fitnessstudio offensichtlich genau deswegen: Um den Körper so zu formen, das Andere sie hot finden.

    Sollen sie doch. Ich finde den Gedanken, dass Menschen die ich nicht mag, mit hot finden, ziemlich ätzend. Darum gehe ich auch nicht ins Fitnessstudio.

    Offenbar gibts aber Menschen die sich damit wohl fühlen. Was ist damit mein Problem?

    Und die Werbung möchte eben gezielt genau diese Menschen ansprechen. Und macht das Fitnessstudio damit also nicht nur zum Trainingsort, sondern gleich auch noch zur Partnerbörse für oberflächliche Menschen. Stört mich ehrlichgesagt nicht.

    • @Klassenkleinste:

      Ich gehe nicht ins Fitnesstudio, damit andere mich nicht Hot finden? :D das ist die seltsamste Aussage die ich seid langem gehört habe, also gehst du nicht hin wegen der anderen?



      Ich gehe öfter mal hin, weil es mir gut tut und mich körperlich Fit hält, mache funktionelles Training als Ausgleich zum Klettern und keine Gewichtpumperei. Es geht auch anders, auch hier gibt es unterschiedliche Beweggründe....ist mir völlig gleich ob mich dabei jemand hot findet oder nicht, ich tue das für mich und nicht für andere ;)

    • @Klassenkleinste:

      Ich gehe seit knapp 30 Jahren ins Fitnesscenter, dass es eine Partnerbörse ist, habe ich nicht mitbekommen. Die trainieren jeder für sich vor sich hin. Mal ein kurzes Nicken, das war's aber eine Partnerbörse sind die normalen Fitnesscenter nicht. Ich habe die Werbung nicht gesehen, aber wenn ich das lese, wird dort übertrieben. Die Menschen werden angetriggert, die Werbung ist erfolgreich. Wortspiele, aber keine Partnerbörse. Das Fitnessstudio ist "keine Partnerbörse für oberflächliche Menschen."

  • Der Shitstorm zeigt doch, dass die beauftragte Werbeagentur mit dieser Kampagne genau das erreicht hat, was sie mutmaßlich bezwecken wollte und sollte: öffentliche Aufmerksamkeit durch ein Skandälchen zu erzeugen. Die kalkulierte Provokation und die vorhersehbare Empörung haben die Reichweite der Werbung enorm erhöht und den Bekanntheitsgrad des Studios damit erheblich gesteigert. Wenn die vermutlich mehrheitlich dem linksliberalen bis linken, akademisch gebildeten, postmaterialientischen Milieu angehörenden Empörten, die eher nicht zur Klientel derjenigen gehören, die mit hohem Einsatz ihren Body shapen und daher wohl nicht die Zelgruppe der Kampagne sind, die Studios dieser Kette jetzt meiden, werden deren Betreiber/innen das angesichts der erzielten Aufmerksamkeit sicher verkraften.

    Mich wundert's daher ein wenig, dass sich soviele Leute triggern lassen und dieses Kalkül nicht nur nicht durchschauen, sondern es durch ihre Empörung in der Wirkung unfreiwillig steigern, die Kampagne sozusagen als nützliche Idioten aktiv unterstützen.

    • @O sancta simplicitas:

      Mutmaßlich.

      Wenn Skandale kostenlose Reichweite bringen, wozu dann überhaupt noch Marketing und der ganze Klimbim? Einfach alle paar Tage eine Pressemitteilung mit "Wir hassen Ausländer", "Schwule sind ekelhaft" o.Ä. in die Welt schicken und fertig ist die Laube.



      Was für ein Glück, dass das nur postmaterialistische Akademiker durchschauen und nicht die ganzen Idioten in der Wirtschaft, die immer noch Werbeplätze kaufen.

    • @O sancta simplicitas:

      Spannend fände ich tatsächlich mal die Zahlen zu sehen: Gab es mehr Anmeldungen oder eine größere Abmeldewelle?

      Ich kann mir gut vorstellen, dass die überwiegende Mehrheit der Frauen, die da hingeht, den Spruch widerlich findet und sich lieber abmeldet. Die Konkurrenz der Studios ist groß, es gibt viele Alternativen.

      Für Männer ist so ein dummer Spruch auch zu plump, vor allem suggeriert er, dass alle, die da anfangen, kleine Geschlechtsteile hätten ... Was an sich nicht schlimm ist, aber wir wissen ja wie viele Männer damit Komplexe haben.

      • @sk_:

        Ich weis nicht, die sagen halt "mach Deine Beine Breit" und filmen dabei Beine und sofort danach sagen sie "Arme Breit" und filmen dabei durchtrainierte Oberarme. Die Aussage ist schon ziemlich klar, dass man eben trainiert um Muskeln zu bekommen.

        Natürlich spielt es ein wenig mit Zweideutigkeit weil ja die meisten Frauen die ich bisher hinreichend gut kennengelernt habe um darüber zu sprechen (ja ich gebe zu, die Stichprobe ist klein), eher Sorgen davor hatten, zu breite Oberschenkel zu bekommen wenn sie zu viel Radfahren bzw. zu Breite Schultern zu bekommen wenn sie zu viel schwimmen, also genau das eigentlich NICHT wollen.

        Aber keine Ahnung, ich schätze Frauen die ins Fitnesstudio gehen haben diese Sorgen nicht oder, sonst würden sie es ja nicht tun?

        Ansonsten, wenn das wirklich so ist, dass Frauen garkeine muskulösen Beine bekommen möchten, ja, dann bliebe die zweideutig angedeutete Interpretation nur übrig, das mag schon sein.

        Aber vielleicht wissen die Fitnesstudiobetreiber ja auch einfach nicht, dass es so viele Frauen gibt, die keine muskolösen Beine wollen und sie sprechen diese auch nicht an? Und die, die sie ansprechen, wollen ja muskulöse, also "breite" Arme und B

        • @Klassenkleinste:

          Ganz hübsch auseinandergedröselt, sicher viel interessante Denkansätze dabei, aber am Wesentlichen vorbeiargumentiert: „Mach die Beine breit ist“ ein sprachlicher Allgemeinplatz. Wie bei Symbolen ist auch bei sprachlichen Gepflogenheiten / geflügelten Worten bedeutend, was in den Köpfen stattfindet: Hakenkreuze werden verbunden mit Nazis und erst im zweiten Anlauf (wenn überhaupt bekannt), ist die Swastika als hinduistisches Glückssymbol geläufig. Es kann also gesichert davon ausgegangen werden, dass das Marketing sehr genau wusste von der Doppeldeutigkeit dieser Aussage. Sie dennoch bewusst platzierte und ignorierte, dass neben der an sexuelle Belästigung grenzenden Derbheit dessen, auch eine Aufforderung zur Handlung verstanden werden kann.

  • Kenne ich diese Fitnessstudiokette? Jetzt schon.



    Fazit: Wenn die Kampagne das Ziel hatte, Wellyou auf Teufel komm raus bekannter zu machen, hat die Marketingabteilung einen guten Job gemacht.

    Und wenn wir jetzt davon ausgehen, dass es nicht wenige Menschen gibt, die genau das gutfinden, worüber sich TAZ und Konsorten aufregen, haben wir auch gleich eine recht große Zielgruppe.

    Dazurechnen können wir dann noch die Menschen, die etwas gutfinden, weil sich TAZ und Konsorten darüber aufregen.

    Man kann also diese Kampagne mit Recht doof finden. D.h., aber noch lange nicht, dass sie nicht erfolgreich sein wird. Ich würde wirklich gerne einmal sehen, wie sich die Anmeldezahlen nach dieser Kampagne entwickelt haben.

    • @JC Kay:

      Wenn die Marketingfuzzis bald fliegen, haben Sie Ihre Antwort.



      Als Eigentümer hätte ich sie allein schon dafür rausgesetzt, dass sie die Marke im Kern beschädigt haben. Und so doof waren, andere Konzepte abzukupfern.



      Markennennung ist nicht Buchungsbereitschaft.

  • Offensichtlich kann nicht nur Politik eine Rolle rückwärts in die 80er, Werbung kann das wohl auch. Wenn wir allerdings bedenken, wie Bildung seit Jahrzehnten vernachlässigt wird, wundert mich der primitive Ansatz von Wellyou kein bisschen. Wo Muskeln unterhalb vom Nasenbein wichtiger sind als die oberhalb, ist der Geistesblitz wohl eher ein winziger Funke der dem Knall vom Kurzschluss voraus geht.



    Ich muss zugeben die Werbung noch nicht gesehen zu haben, aber genau so ein Trash lässt mich seit vielen Jahren auf private Sender, Meta, X und Trumptwitter verzichten. Bleibt der Chefetage von Wellyou nur noch zu wünschen, dass sie alsbald die Reste ihrer Hirne wiederfinden.

  • Mal ehrlich, rechtlich kann man wenig machen. Ignorieren wäre wohl das Beste. Ich denke Frauen werden dort keinen Vertrag abschliessen. Und wenn die Männer, die aufgrund der Werbung dort anfangen, dann unter sich sind, werden die auch nicht lange bleiben.

    • @torrez:

      Ich denke Frauen werden dort sehr wohl einen Vertrag abschließen. Es haben sich ja auch Frauen finden lassen, die bereit waren diesen Werbeclip zu drehen.

      • @PartyChampignons:

        Sorry, aber die Frauen, deren Beine dort gefilmt wurden, dürften während dies geschah nicht gewusst haben, welchen Text man dazu aufsprechen wird. Das dürfte nicht anders sein als bei Stockfotos. Die kriegen Geld für das Videomaterial und die Käufer dürfen mit dem Videomaterial alles machen was sie wollen.

        • @Klassenkleinste:

          Ich denke es gibt durchaus Frauen denen der Inhalt dieses Textes herzlich egal sein wird....diese glorifizierung von Frauen, als ob diese völlig befreit wären von Sexismus geht völlig an der Realität vorbei und hilft niemandem

      • @PartyChampignons:

        Räusper, diese bekamen wohl einiges an Schmerzensgeld, während frau beim Studio zahlt, und gerne auch mehr, wenn sie ungestört trainieren kann.

  • Man weiß inzwischen nicht mehr, über was man sich mehr Sorgen machen muss: über die neue Prüderie oder den alten Sexismus.



    Dass Fitness-Studios auf irgendeine "Soll"-Körperform abzielen, ist dem Konzept inherent. Und die Abbildung von weiblichen wie männlichen nackten Körpern hat nix mit Sexismus zu tun.

    • @Ignaz Wrobel:

      „Und die Abbildung von weiblichen wie männlichen nackten Körpern hat nix mit Sexismus zu tun.“ Wenn in der Werbung damit Autoreifen oder Grillwürstchen verkauft werden schon. Wenn zusätzlich die direkte Aufforderung zum Beine breit machen an das weibliche Model ergeht, ist’s grenzüberschreitend und hat ein gewalttätiges aggressives Geschmäckle. Oder ist da ein Bitte in dem Satz… nein? Also auch kein sexueller Konsens.

  • Erstaunlich, dass jetzt ausgerechnet das bisschen (mehr an) Nacktheit für einen Shitstorm sorgt, obwohl die Werbung von Wellyou schon immer extrem sexistisch mit kaum zu übersehender pornografischen Note war.

  • Anhand eines "Shitstorms" zu konstatieren, die Toleranz für sexistische Werbung würde sinken, finde ich nicht wahnsinnig überzeugend. Schließlich ist in einer Aufmerksamkeitsökonomie so etwas wie "schlechte Presse" gar nicht existent. Mal abgesehen davon hat es für mich schon etwas von neuer Prüderie, wenn man aufgrund nackter Körper und doppeldeutiger Slogans auffordert, eine Werbung zu unterbinden. In den 90ern war solche Werbung schließlich ebenfalls provokativ - nur waren es damals eher konservative "Tugendwächter", die sich beklagten.

    Die Witze sind sicherlich Geschmackssache. Wer aber in einem Herrenwitz eine "Aufforderung zur Gewalt" sieht, dem empfehle ich doch tatsächlich, die Kirche im Dorf zu lassen.

    • @Agarack:

      Gut brüllt der Löwe, der sich niemals körperlicher Gefahren bewusst sein musste, wenn er auf „Damenwitzchen“ nicht fügsam und artig eingegangen ist. Liebe Grüße aus dem 21. Jahrhundert, in dem Gewalt an FLINTA*, Repressalien, Femizide oder Morde an allem das nicht der weißen männlichen Heteronormativität entspricht, im epischen Maße ausufern und Incels, Andrew Tate Jünger, tausende von Usern heimlicher Telegrammgruppen – die sich ausschließlich mit Themen der Betäubung und Vergewaltigung ihres weiblichen Umfeldes beschäftigen – in dem Fairy Tails männlicher User auf TikTok trenden, in denen sie postulieren auf welch kreative Art und Weise sie Ex-Freundinnen oder Mädels von denen sie einen Korb bekommen haben, töten werden… aufzeigen, dass der „Herrenwitz“ nicht nur die sich etablierende Misogynie zementiert sondern eben auch als Aufforderung zur Gewalt verstanden wird!

      • @Lou Andreas-Salomé:

        Noch polemischer geht es auch nicht mehr.



        Aber Ihre Misandrie ist ja weitgehend bekannt.



        Übrigens ist z. B. Andrew Tate kein weißer Mann.

        • @Kant Unbe:

          „Noch polemischer geht es auch nicht mehr.“

          Sich die Realität zurechtzulegen, um die eigene kognitive Dissonanz zu verringern ist ein sehr alter Hut…

          „Aber Ihre Misandrie ist ja weitgehend bekannt“

          ... und das von unserem Stammtisch Feministen 😉

          „Übrigens ist z. B. Andrew Tate kein weißer Mann.“

          Relativieren ist kein Gegenargument.

      • @Lou Andreas-Salomé:

        Es heißt "Fairy Tales", nicht "Fairy Tails", sonst sagen Sie nicht "Märchen", sondern "Feenschwänze". Sie könnten übrigens auch einfach "Märchen" sagen.

        Und, mal ehrlich: Ihr gesamter Text erinnert mich sehr an die Texte von damals: "Wenn wir der allgemeinen Sexualisierung und moralischen Verderbung nicht entgegenwirken, dann haben wir bald Massenvergewaltigungen, und unsere Kinder wachsen ohne Moral auf!". Ich will mich gar nicht in die Position begeben, eine Werbung zu verteidigen, die ich selber daneben finde. Aber wer in jeder Geschmacklosigkeit gleich immer "Gewalt" oder "Aufforderungen zur Gewalt" sieht, der nimmt dem Begriff doch jede Trennschärfe und damit letztendlich auch seine Wirkung. Das kommt aus meiner Sicht den (meist weiblichen) Opfern sexueller Gewalt nicht zugute.

        • @Agarack:

          Es bedarf schon etwas Größe, sich nicht an Rechtschreibfehlern festzubeißen in einer gereiften Debatte, noch mehr Größe wäre vorauszusetzen, die Lebensrealitäten von Menschen anzuerkennen in deren Haut man nicht steckt. Sie haben viel Potential 😉

          • @Lou Andreas-Salomé:

            Sie können doch ein Argument zum Thema, was Gewalt ist, nicht einfach mit einem Verweis auf "Lebensrealitäten von Menschen, in deren Haut man nicht steckt" wegwischen. Ansonsten geben Sie doch jeden argumentativen Vorteil preis, den Sie gegenüber der Andrew-Tate- und Incel-Bande haben. Schließlich könnte jeder Incel doch ebenso sagen, Sie würden Ihrerseits seine Lebensrealität nicht anerkennen und hätten ihm daher gar nichts zu sagen. Man muss sich doch auf eine gewisse Diskursebene einigen, damit man über die Themen auch reden kann, und nicht einfach nur vermeintliche Trumpfkarten der Marke: "Sie erkennen einfach die Lebensrealitäten anderer Menschen nicht an!" hinklatschen.

            Ich halte diese Werbung für daneben. Aber das sie auch nur mittelbar zu mehr tatsächlicher Gewalt gegenüber Frauen führt, ist aus meiner Sicht schon eine ziemlich steile These - zu deren Beweis Sie immer noch nicht viel vorgetragen haben.

            • @Agarack:

              Selbstredend wäre eine Diskursebene schön, nur ist die mit Ihnen nicht erreichbar, da Sie über Diskursinstrumente die Deutungshoheit übernehmen & meinen, dass nur Sie die Wertigkeit der Argumente festlegen können: „nicht einfach mit einem Verweis…wegwischen“; “geben Sie…argumentativen Vorteil preis“; nur vermeintliche Trumpfkarten…hinklatschen“. Das ist keine gleichwertige Debattenkultur & ich lasse mich bei existenziellen, die ½ der Weltbevölkerung betreffenden Belangen nicht in Scheindebatten & auf rhetorische Nebenschlachtfelder zerren, von jemanden der aus dem privilegierten Kreis der anderen ½ stammt. Ferner bin ich nicht Ihr GoogleGnom, ich habe genug Problematiken benannt, wer will schlägt selber nach, wer nicht will, schlägt aufs Gegenüber ein. Auffällig wie oft Sie die Anmerkung der Lebensrealitäten stört & vielleicht bellt da der getroffene Hund. Denn mich macht neben dem Leid der FLINTA* auch die Einsamkeit der Incels traurig, ich bedaure, dass A. Tate Jünger dem Alpha-Wahnsinn folgen, weil es ein toxisches Patriarchat diktiert. Ich kann mich in Lebensrealitäten anderer hineinversetzen, mit etwas Empathie & Zuhören geht hoffentlich jedem mal ein Licht auf.

    • @Agarack:

      Sprechen Sie doch einmal als Test eine Frau auf der Straße mit "Mach die Beine breit‘" an. Oder können Sie sich da gerade auch so hinein versetzen?

      • @Janix:

        Finden Sie das wirklich vergleichbar? Eine direkte Ansprache durch eine Person verändert den Kontext erheblich. Schließlich wäre eine fremde Frau auf der Straße auch (zu Recht) zutiefst irritiert, wenn ich ihr ein "Erleben, was verbindet" entgegenwerfen würde - auch wenn, glaube ich, bei diesem Telekom-Werbespruch niemand ansonsten unbedingt einen sexuellen Kontext herstellt.

        • @Agarack:

          Richtig, deswegen hingt Ihr Vergleich auch gewaltig. „Mach die Beine breit“ ist eine befehlsorientierte Auffforderung… sagen Sie das auf der Strase zu einer Frau, die woohlmöglich – und auch wenn‘s nicht passt, aber das sind numal viele Frauen – schon Opfer sexueller Gevalt geworden ist, triggern Sie damit reischlich. Aber ich will nicht langweilen, mit den für Sie unvorstellbahren Lebensrealitäten anderer.

          Wer Feeler findet, darf sie behalten 😉😉

          • @Lou Andreas-Salomé:

            Ich habe den Eindruck, Sie haben nicht verstanden, was ich gesagt habe. Lassen Sie es mich umformulieren:

            Es ist ein Unterschied, ob eine Werbung ekelhaft ist oder ob eine einzelne Person sich im direkten Gespräch ekelhaft verhält, denn die Werbung läuft nicht Gefahr, aus dem Bildschirm zu springen und einen tatsächlich anzugreifen. Einfach nur eine doppeldeutige Werbung mit dem Verweis abzutun, das Gesagte sei im unmittelbaren Zwiegespräch absolut inakzeptabel, ist deshalb kein sinnvolles Argument.

            • @Agarack:

              Werbung bewegt sich im Spannungsfeld der Illusion und gesellschaftlicher Akzeptanz. Es werden "Harmful Stereotypes" bedient, wenn der Mann am Grill und die Frau an der Waschmaschine dargestellt wird, dass lässt im Umkehrschluss die Etablierung von Rollenzuschreibungen zu, wie in etwa, Männer sind der Fürsorgepflichten unfähig und Frauen können nicht berufstätig sein. „Normschöne“ nackte Menschen haben neben dem irritierenden Signal an Kinder (40% der 11jährigen lehnen ihren eigene Körper ab) dringend an der eigenen Optimierung arbeiten zu müssen, mit Slogans zum Beine-breit-machen auch noch fatale Konsequenzen in dem sie sexistischen Rollenbilder begründen. Objektifizierung von Körpern ist das Problem dass Sie nicht sehen wollen, vielleicht weil Sie gern weiterhin die Körper sehen möchten …? Durch Nacktheit in der Öffentlichkeit werden die Models herabgewürdigt und eine sexuelle Verfügbarkeit nahegelegt. Es geht um das Kolportieren sexistischer Darstellungsweisen und diese wirken weiterhin sehr negativ auf das Geschlechterverhältnis: Aufforderung/Anordnung zu sexuellen Handlungen an Frauen wären ok und nicht etwa ein 1. Schritt hin zu sexueller Gewalt.

        • @Agarack:

          Ihr Zitat wäre ja nahezu romantisch, das andere ist freilich nur roh.

          • @Janix:

            Ich würde jedenfalls beides nicht gerne von einer fremden Person ins Gesicht gesagt bekommen, fände das auch nicht romantisch, sondern eher bedrohlich oder zuindest irritierend. Auf einer Litfaßsäule stehend oder auf dem Bildschirm flimmernd tangiert mich beides hingegen wenig.

  • Wer gar kein inhaltliches Argument hat, setzt auf Provokationen der dümmlichsten Art. Solche Verzweiflungsakte sollten nicht lange Bestand haben.



    Konkret: Wer auf hübsche Mädchen im Studio setzt, um die Jungs anzulocken, sollte diese nicht so werblich wegklatschen.

    • @Janix:

      Komisch. Ich kenne einige Vertreter, die regelmäßig die Muckibude besuchen, die gehen da nicht zum Gaffen hin, sondern um sich aufzupumpen. Und die finden das "Schaulaufen" egal welchen Geschlechts eher störend.



      Und der Rest, naja, der schließt einen Vertrag ab und vergisst den auch ganz gern einmal, wie das bei Abos halt manchmal so ist. Ich denke, das ist eher eine Zielgruppe dieser Werbung, da diese wenig Aufwand und regelmäßige Einnahmen verspricht.

      • @Wurstfinger Joe:

        Das zuweilen narzisstische Pumpen for Bizeps (oder auch for Längerleben) wird ja nicht von dieser Werbung bedient, sondern Balz- und Rubbelfantasien werden es, zumindest wenn ich das richtig gelesen habe.



        Dass Fitnessstudios von den Neujahrsvorsätzen leben, das auch. Dass die Filiale aber natürlich gar keine Frauen mit Beine-breit hat, merkt mann wohl noch vor der Unterschrift.

        • @Janix:

          Bedienung von Balz- und Rubbelfantasien ist in meinen Augen doch etwas zu hoch gegriffen, denn wem beim Anblick von etwas nackter Haut und einem zweideutigen Spruch gleich die Synapsen durchbrennen (aus welchem Grund auch immer), der braucht alles andere, aber keinen Fitnesstempel. 😁

          • @Wurstfinger Joe:

            Nackte Haut ist immer noch Blickfänger, trotz aller Abstumpfung. Nicht die Werbung bereits ist die Fantasie, der damit aufgeladene Besuch nachher des Studios ; )

  • Bizarres Brunft- und Balzverhalten beschert uns bescheidene Bevölkerungszahlen.

    • @KeineHastUndHetze:

      Darin seh ich die große Chance für den Planeten 🌍😊

  • Ich musste bei dem Spruch "Mach die Beine breit" lauthals losprusten. So was von gestrig und aus der Zeit gefallen, diese Mucki-Bude ist ja so was von 80er - da ist ja Verstehen Sie Spaß noch taufrischer. Paola und Kurt Felix übernehmen Sie.

  • Meine Bank wirbt seit längerer Zeit mit einer EC-Karte, die in einer Poritze steckt unter dem Titel "FKK - Freie Konto Kultur".

    Na und? Lass die Leute doch mit nackten Leuten werben. Viel schädlicher ist für mich individualisierte Werbung, darunter leiden wir alle ganz direkt, bezahlen mit Geld und Lebenszeit...

  • Scheint ein weltweiter Trend zu sein: Ich wohne In Argentinien, hier gleich zwei solche Kampagnen trotz großer Empörung dieses Jahr. In beiden wird eine



    Frau in einen Müllsack gesteckt und "entsorgt". Ein Video von "SHELL", das andere von "YPF", beide lokale Marktführer bei Tankstellen. Alles auch hier wohl abgesprochene und gezielte Provokation, die sich dann nach einer bizarren Debatte in den Medien, ob Mann Frauen in Müllsäcke stopfen darf, auszahlt.

    share.google/1s5LUT5DhOewMBms8

    DIE ZEIT LÄUFT RÜCKWÄRTS, ÜBERALL mit Volldampf in den Muff der 50' zigerJahre. Ist so, hilft nix.

  • Das ist beabsichtigt, dass es einen Shitstorm gibt. Das bedeutet x-fache kostenlose Werbung. So wie jetzt hier in der taz.

    Besser kann man es nicht machen.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Manchmal ja. Hier wohl nur ein Schwanengesang.



      Um junge Männer hinzubekommen, die so drauf sind, braucht es wohl echte junge Frauen. Die aber durch die Werbung genau da nicht mehr hingehen, weil sie nämlich in Ruhe trainieren wollen, ohne Gaffer.



      Junger Mann merkt das sofort oder innerhalb der 14 Tage und ist weg. Junge Frauen, siehe oben, auch. Bleibt: Restsatz, der diese "Reklame" nicht mitbekam. Geschäftsführers Schwanengesang.

  • Und Hunderte springen über das Stöckchen, das ihnen hingehalten wird.

  • Gibt es so eine "nackte" Werbung nicht auch für irgendein Schmerzmittel? War/Ist da die Aufregung genauso groß?

    • @Ahnungsloser:

      Keine Ahnung ob es die gibt. Falls nicht gab es auch keine Reaktion

    • @Ahnungsloser:

      Hast du mehr als die Überschrift gelesen? Es geht weniger um die Nacktheit, sondern darum dass diese mit wirklich widerlichen Sprüchen eingeordnet wird als, ... ja ich weiß auch nicht so genau zu was hier aufgerufen wird. Das hat schon so ein bisschen was vom Stil solcher Misogynie-Sekten.

  • "Und jung natürlich, und schön, und durchtrainiert – mit der Realität in Fitnessstudios deckt sich weder die durchgestylte Perfektion noch die Nacktheit."

    Ich bin erschüttert. Werbung deckt sich nicht mit der Realität.

    • @Jim Hawkins:

      Ja. Eine Welt bricht zusammen 😀

  • Ich glaube ja die Zielgruppe der Werbenden und die Kritiker der Kampagne sind nicht wirklich deckungsgleich.



    So gibt es also viel Lärm um Nichts und die Werber nehmen die öffentlichkeitswirksame Publicity sicher gern mit.

    • @Šarru-kīnu:

      Naja, wer im realen Studio keine junge Frau mehr sieht, weil die nämlich auf Gaffen und dumme Werbung null Bock hat - der schließt auch nicht ab als junger Mann.

    • @Šarru-kīnu:

      Sie meinen also jede Frau die in einem dieser Studios trainiert möchte von Männern in der Damenumkleide dazu aufgefordert werden die Beine breit zu machen?