piwik no script img

Debatte über ein Jahr CannabisgesetzEinmal tief einatmen, bitte

Kommentar von Thomas Salter

Fast so schlimm wie die Paranoia nach misslungenem Gras-Genuss, sind die Angstszenarien von konservativer Seite.

… und das Ausatmen nicht vergessen beim Kiffen Foto: Martin Schroeder/imago

G rundregel für einen bekömmlichen Cannabiskonsum: nicht paffen, sondern tief einatmen, kurz Luft anhalten, ausatmen – und dann erst mal wirken lassen. Denselben Tipp sollte man den koalitionsverhandelnden Parteien SPD und Union in der Diskussion um die Cannabislegalisierung geben. Schon einen Tag bevor sich die Teillegalisierung am 1. April zum ersten Mal jährt, meldet sich CSU-Innenminister Joachim Herrmann zu Wort und hustet was von einem großen Fehler, den man rückgängig machen müsse: Die Entkriminalisierung von Anbau und Konsum habe nichts gegen organisierte Kriminalität geholfen, Verkehrsdelikte nähmen zu, die Jugend sei gefährdet.

Noch mal alle zusammen: tief einatmen, Geduld haben. Denn Deutschland hat bis jetzt nur an der Legalisierung gepafft und wartet nun völlig unentspannt, dass sich die gewünschte Wirkung sofort einstellt. Aber erstens ist es dafür zu früh. Und außerdem haben diejenigen, die die Reform umsetzen sollten, längst nicht genug getan, um der ersehnten Wirkung auch wirklich eine Chance zu geben.

Anbauclubs, die den Bedarf decken und damit den Schwarzmarkt trockenlegen, gibt es nur vereinzelt – sei es, weil die politisch Verantwortlichen, etwa in Berlin, fast schon kiffertypisch lethargisch sind, sei es, wie in Bayern, dass sich die Landesregierung in gewohntem Mia-san-Mia-Radikalismus einfach gesperrt hat und keine Genehmigungen gibt.

Aber beim Gras führen Hektik und Schnappatmung erst recht zu Paranoia, wie man bei Herrmann sieht. Die Angstvorstellung, dass Deutschlands Parks jetzt voller von Legalität verlockter Kiffer sind, mag sich mit mancher anekdotischen Erfahrung decken. Die Statistiken geben aber ein anderes Bild: Nur 3 Prozent gaben bei einer Yougov-Umfrage an, wegen der Legalisierung gekifft zu haben. Und was Verkehrszahlen etc. betrifft, lohnt sich ein Blick auf Kanada oder US-Staaten wie Colorado, die schon mehr Erfahrung haben und keine relevante Erhöhung von Verkehrsunfällen feststellen.

Also, liebe Union, liebe SPD: einatmen, ausatmen, wirken lassen. Erst dann an den nächsten Zug denken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

36 Kommentare

 / 
  • Wäre Cannabis eine "konservative Droge" wie Alkohol (Oktoberfest!), wir würden die Debatte gar nicht führen. Das Etikett "Gegenkultur" , das am Hanf klebt, ist das eigentliche "rote Tuch" für die schwarzbraunen Haselnüsse und ihre "Konservative Revolution" .

  • „Deutschland hat bis jetzt nur an der Legalisierung gepafft und wartet nun völlig unentspannt, dass sich die gewünschte Wirkung sofort einstellt“

    Sehr treffend formuliert.

  • Für "entkriminalisierten" Cannabis-Handel sind natürlich vor allem alle, die das Zeug konsumieren respektive: ihrer Sucht ungestört und billig nachgeben wollen.



    Das ist vergleichbar mit dem Tempolimit auf Autobahnen: Im wesentlichen dafür sind die Besitzer hochmotorisierter Fahrzeuge plus Kradfahrer, also alle, die diese Möglichkeit nutzen möchten, um ihren Geschwindigkeitsrausch zu bekommen.



    Allen anderen sind diese beiden "Komplexe" wahlweise egal oder sie sind gegen "Cannabis und Geschwindigkeit ohne Begrenzung", weil sie den gesamtgesellschaftlichen Schaden höher bewerten als die scheinbare Freiheit einzelner.



    Handlungen werden nicht einfach unschädlich gemacht, indem man je nach Sichtweise Gesetze streicht oder einführt.

    • @Vigoleis:

      Bei einem Punkt stimme ich Ihnen zu. Den meisten ist das Gesetz egal. Nur die fanatischen Gegner und die Befürworter kümmern sich darum.



      .



      Aber vll. ist es aber auch die Verfolgung der Handlung, die einen größeren Schaden verursacht als die Handlung?



      .



      Billig und verfügbar ist cannabis auch vor der Neuerung längst gewesen.



      .



      Eine Legalisierung schließt Aufklärung, Prävention, Angebote für Therapie ja nicht aus. Und es ist eine Grundvoraussetzung für Jugendschutz.

      • @sociajizzm:

        Zu Ihrem letzten Punkt: "Aufklärung, Prävention, Angebote für Therapie" funktioniert bei der Sucht Cannabis etwa genauso gut wie der Sucht Alkohol. Nämlich nur sehr bedingt. Letztlich ging es der Cannbisfraktion doch nur um die Schließung einer scheinbaren Gerechtigkeitslücke: "Wenn ihr straffrei sauft, dann wollen wir auch straffrei rauchen." Na dann...

    • @Vigoleis:

      Korrektur: Es muss heißen "Im wesentlichen sind dagegen die Besitzer..."

  • Da Bayern mit dem sog. "Oktoberfest" das größte Drogenevent der Welt veranstaltet und auch bei der Zahl der Drogentoten (wobei die durch Alkoholkonsum Verstorbenen hier nicht mitgezählt werden) zusammen mit NRW an der Spitze liegt, können wir davon ausgehen, daß dort die Welt besten Fachleute angesiedelt sind.

    Bzgl. Cannabis sollten wir also unbedingt auf deren Expertise zurück greifen...

  • Das mit dem Schwarzmarkt wird auch nur behauptet würde ich sagen. Seit der Legalisierung habe ich exakt 0€ zu irgendeinem Dealer getragen, da durch das private anbauen, zumindest in meinem Umfeld, ein großer cannabis Überfluss herrscht. Die die nicht anbauen, können sich auch über die Apotheke und vllt irgendwann durch einen Club versorgen und tun dies auch. Ich würde schätzen, dass gerade die kleindealer schon ordentlich Kundschaft verloren haben.

    • @Dadaesda:

      Weitergabe, außer in Clubs, ist immernoch böse ;).

  • Es muss immer wieder erwähnt werden, dass es sich um eine Teillegalisierung handelt . Junge Menschen , die Hirnschäden erlernen können, dürfen nicht konsumieren . Meine Erfahrung mit medizinischer Cannabisverordnung zeigt, dass Cannabis z.B. deutlich weniger Nebenwirkungen hat als Starke Schmerzmittel, angstlösende Medikamente oder Schlaftabletten. Wirkt gut auch bei ADHS. Und ist viel reiner ( ohne Beimischung von Spice, Amphetaminen u a Dreck). Man stelle sich einen Beipackzettel von Cannabis oder Alkohol vor. Und Alkohol ist ein starkes Suchtmittel mit schweren körperlichen und seelischen und sozialen Nebenwirkungen.

    • @Dr.med. Heinz de Moll:

      Aber die kontrollierte Gabe von Cannabis bei bestimmten Krankheiten und als Ersatz für Schmerzmittel mit Nebenwirkungen hat doch nichts mit der Freigabe des Stoffs für suchtmäßigen Konsum zutun. Das war doch vorher auch schon erlaubt.



      Ein Psychiater der Charité äußerte sich heute mehrmals im ÖRR skeptisch zur Freigabe, weil aus seiner Erfahrung die Hemmschwelle beim Konsum stark sinkt. Durch die Freigabe gehe aus seiner Sicht das Bewusstsein verloren, dass es sich bei Cannabis um eine im Effekt immer schädliche Droge handelt.

  • So wahnsinnig viele Orte, an denen draußen gekifft werden dürfte, gäbe es ja auch irgendwie gar nicht. Alleine Schulen und Spielplätze gibt es hier zumindest an jeder Ecke, die Kinder sind zum Teil bis in die Nacht draußen. Ich habe von der Legalisierung im Alltag, vielleicht auch deswegen, eigentlich gar nichts mitbekommen. Ich wurde in der ganzen Zeit auch gar nicht mehr von Dealern angesprochen, was sonst immer mal vorgekommen ist. Da macht man jetzt wohl einfach einen Termin oder so.

  • Bitte verknüpft eine Forderung nach einem Cannabis-Verbot mit einem Alkohol-Verbot. Nur das wäre gerecht und würde echt was bringen im Straßenverkehr und in der Ehe.



    Was sagt die @CSU dazu?

  • Also die Legalisierung mag ja ok sein, aber für mich als passiv-rauchenden Menschen heißt dies: früher musste ich Tabakrauch passivrauchen, heute Tabak- und Cannabisrauch. Wenn's nach mir geht, sollte jedes Rauchen aus dem öffentlichen Raum und aus Bereichen, wo neben einer Wohnung noch andere Wohnungen sind, verschwinden.

    • @Brombeertee:

      Mimimi... an praktisch jeder öffentlichen Raucherecke hängt ein Kiffen Verboten Schild. Kiffer müssen im Gegensatz zu Tabakrauchern auch eher selten alle 20 Minuten einen durchziehen, egal wo sie gerade sind.

      • @Systemknecht:

        Mimimi.... der arme Kiffer soll Rücksicht auf andere nehmen dass ist aber gemein.



        Das Zeug stinkt halt und nicht jeder mag den Geruch.

        • @Stazi :

          Aks Kiffer muss man sowieso erheblich mehr Rücksicht nehmen als Tabakraucher. Diese finden alle paar Hundert Meter eine Raucherecke, Cannabis rauchen ist fast überall in der belebten Öffentlichkeit unter hohen Bussgeldern verboten. Cannabisrauch passiv zu inhalieren ist also auch heute kaum wahrscheinlicher als vorher. Sich darüber zu beschweren ist also schon recht forciert.

  • Ach, bei diesem Thema bzw. Diskurs geht es eigentlich nicht um Sachlichkeit, sondern um Ideologie. Ein Arzt meinte, dass medizinische Aufklärung immer das Positive und das Negative betont. Würde man nur das Negative betonen, dann würde man keine Medikamente zu sich nehmen oder sich operieren lassen. Bei dieser Legalisierung wird ja von den Gegnern meistens immer nur das Negative betont. Das ist keine Aufklärung, sondern Ich-nehme-mir-nur-die-Argumente-die-meine-Position-stärken (erinnert an Lobbyismus).



    Konservative Politik ist halt arrogant und widersprüchlich. Ihre Weltsicht will man halt durchsetzen und das für Alle bitte, was ja mit der Idee der zeitgenössischen Idee von Mitte irgendwie nicht im Einklang steht.



    Klar, es gibt und wird noch vieles zu reformieren sein, aber gleich eine Abschaffung zu fordern ist konservativer Radikalismus, der eher normativ orientiert und ökonomisch eigentlich nicht sinnvoll ist.

  • Ich war nicht für die Legalisierung und schon gar nicht für diese dilettantische und überbürokratische Teillegalisierung. Es waren ja auch Expert*innen aus dem suchtmedizinischen Bereich nicht begeistert. Und die angekündigte Jugendschutzkampagne hab ich bislang nicht gesehen. Die Parks in Berlin waren auch vorher schon voller Kiffer und Cannabiswolken, jetzt ist das überall so - an Bahnhöfen, Bushaltestellen usw - und ich persönlich find‘s nervig.

    • @Karla Columna:

      Kommt drauf an, welchen Suchtmediziner man fragt. Die Realität ist die, dass Suchtprobleme mit harten Drogen (zu denen man auch Alkohol zählen darf) sogar erfolgreich mit Cannabis behandelt werden - auch oder gerade in Verbindung mit psychischen Einschränkungen wie ADHS.

      Betrunkene, zuweilen aggresive und unberechenbare Menschen stören deutlich mehr die öffentliche Ordnung und Sicherheit ... und die trifft man nicht nur vor dem Bahnhof, sondern in der Bahn selbst.

      Im Gegensatz zum Kiffen ist Trinken überall erlaubt, selbst vor Schulen und Kindergärten ... und versuche von Städten, Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit einzuschränken, wurden wieder abgeschafft oder sogar von Gerichten aufgehoben. Das sollte man sich vor Augen führen!!!

      de.wikipedia.org/w...C3%96ffentlichkeit

  • Die Abneigung von CDU/CSU gegen Cannabis ist Teil ihres Kulturkampfes. Nichts anderes. Dafür ziehen sie alle erdenklichen und erfundenen Argumente heran, ganz ähnlich den Impfgegnern zu Coronazeiten. Mit der Verfolgung von Cannabis hatte man auch immer ein schönes Druckmittel in der Hand um freiheitlich gesonnene Mitbürger zu zähmen. Die Unwägbarkeiten des Schwarzmarktes sind ihnen dabei herzlich egal. Wer sich beim Schwarzmarkt schlechtes Zeug einhandelt ist selber Schuld. Der Schwarzmarkt funktioniert somit als Teil der kulturkämpferischen Exerzitien. Und auf den Drogenmarkt insgesamt angewendet: Schaut euch das Elend im Frankfurter Bahnhofsviertel an ... So enden Drogenkarrieren. Das ist gewollt und soll der Abschreckung dienen. Menschlich, christlich, den Menschen zugewandt ist das nicht. So sind die Konservativen mit dem C im Namen.

  • Die ganze Diskussion ist eigentlich unnötig.



    Was sich geändert hat: Die Konsumenten werden nicht mehr kriminalisiert. Davon profitieren alle, auch für die Exekutive wird das Leben einfacher und wir müssen nicht mehr Millionen von Euros für die unnütze Repression ausgeben.

    Sollte der Schwarzmarkt eingedämmt werden, ist das ein schöner und kostenloser Nebeneffekt. Wenn nicht, so hat sich diesbezüglich halt nichts geändert im Vergleich zu den letzten Jahrzehnen. Das wäre zwar schade, aber auch kein Grund, die Legalisierung rückgängig zu machen.

  • 2200 Drogentote versus 200.000 Tote durch Alkohol und Nikotin



    Und von den 2200 Drogentoten starb nicht einer an Cannabis. So viel zu objektiver Beurteilung der Lage.

  • Ich finde es soooo lächerlich, dass nach gerade mal einem halben Jahr und dutzenden noch nicht genehmigten Anbauvereinen schon davon geredet wird, dass der Schwarzmarkt ja immer noch vorhanden wäre....ja natürlich, was soll sich da nach so einem kurzen Zeitraum auch schon groß tun, das ganze braucht natürlich auch ein bisschen Zeit. Es sind so lächerliche Scheinargumente

  • Ja, aber.

    Bisher war ich auch für eine Legalisierung, allerdings wenn ich regelmäßig in die Polizeiberichte schaue, habe ich schon das Gefühl, dass die unter BTM stehenden Verkehrsteilnehmer (seltsamerweise alle männlich) zugenommen haben.

    Die Frage ist nur, ob das statistisch signifikant ist. Dazu würde ich mir Zahlen wünschen.

    Was den Schutz Jugendlicher angeht, denke ich, dass die Droge TikTok momentan schlimmer reinhaut. Ziemlich gut empfinde ich, dass Alkohol von dieser Altersgruppe wesentlich kritischer gesehen wird. Eventuell gleicht sich so alles etwas aus.

    • @sk_:

      Nach den Daten der DEBRA-Studie ist die Konsumprävalenz nach der Legalisierung nicht gestiegen. Wenn nicht mehr konsumiert wird, spricht nichts dafür, dass die Fahrten unter Cannabiseinfluss infolge der Legalisierung zugenommen haben. Allerdings kann man nicht ausschließen, dass die Polizeibehörden nun häufiger kontrollieren und dadurch eben auch mehr Fälle feststellen.

      Cannabis ist übrigens seit April 2024 gerade kein Btm mehr, da es ja aus dem BtmG herausgenommen wurde.

  • Die SWR-Doku mit dem zweifelhaften Titel "Die Cannabis-Bilanz – Wie viel kiffst du, Deutschland?" gestern Nacht auf ARD musste sich auch krampfhaft bemühen der Legalisierung etwas negatives abzugewinnen (wie man es von der ARD gewohnt ist). Wie sollte es auch anders sein, wenn man den undramatischen Tatsachen ins Auge blickt.

    Bzgl. Autofahren sehr erhellend auch dieses schon ein Jahr alte Youtube-Video von "Wir klären auf" in welchem mehrere Cannabis-Patienten den Selbstversuch starten. Selbst mit THC-Aktivwerten von mehr als 50ng/ml bestehen die Leute einen praktischen Fahrtest als auch den MPU-Reaktionstest ... zur großen Verwunderung des Verkehrspsychologen.

    www.youtube.com/watch?v=yZDzTAHrrnc

    Alkohol wird verharmlost, Cannabis wird verteufelt ... aber wie sollte es auch anders sein, nach Jahrzehnten der Prohibition.



    Es bleibt zu hoffen, dass sich das Denken der Menschen endlich in die objektive Mitte für beide Rauschmittel bewegt und endlich mehr gegen Alkohol unternommen wird. Aber das wird nicht passieren, so lange Alkohol ein übermächtiger Wirtschaftsfaktor ist.

  • Als Vater von zwei kleinen Kindern kann ich über den taz-Kommentar nur den Kopf schütteln. „Einmal tief einatmen“ – nein danke, genau das möchte ich mit meiner Familie eben nicht, wenn wir durch den Park gehen. Die Verharmlosung der Risiken wirkt wie ein Gruß aus der Kiffer-WG, aber nicht wie ein Beitrag zur ernsthaften Debatte.

    Dass Anbauclubs kaum existieren, ist kein bürokratischer Zufall, sondern Ausdruck politischer Ratlosigkeit. Und wenn man dann noch so tut, als wären Sorgen um Jugendschutz, Straßenverkehr oder Normalisierung des Konsums nur „konservative Panik“, dann zeigt das vor allem eines: Realitätsferne.

    Ich habe nichts gegen verantwortungsvolle Erwachsene – aber ich habe etwas dagegen, wenn meine Kinder lernen sollen, dass Cannabis „nicht so schlimm“ ist, weil die Politik lieber liberal wirkt als konsequent schützt.

    Legalisierung mag beschlossen sein, aber sie ist kein Freibrief für Gleichgültigkeit. Wer das kritisiert, ist nicht spießig – sondern denkt einfach mal ein paar Jahre weiter.

    • @Jörg Radestock:

      Der Konsum von Cannabis in der Gegenwart von Kindern ist, im Gegensatz zu Tabak und Alkohol, unter hohen Bussgeldern verboten. Ob Kinder Cannabis oder andere Drogen konsumieren werden, hängt in erster Linie von den Eltern ab. Undifferenzierte Dämonisierung ist dabei jedenfalls nicht hilfreich. Und es ist ja nun nicht so, dass bis vor einem Jahr kaum jemand Cannabis konsumiert hätte. Damit werden sie so oder so konfrontiert, und es behauptet ja nun niemand, Cannabis sei harmlos oder für Kinder geeignet. Es kann nur viel offener darüber geredet werden.

    • @Jörg Radestock:

      Die Kleinen sind auf dem Weg durch den Straßenverkehr viel näher am Auspuff als im Park an den Rauchschwaden durch Kiffer*innen.



      Jugendschutz und "Entnormalisierung" kriegt mer besser hin, wemmer Genuß/Rauschmittel nur in lizensierten Läden verkauft. Jetzt liegt neben Korn Corny an der Kaufhallenkasse.

    • @Jörg Radestock:

      Ausdruck des heutigen Zeitgeistes - es gibt keine Erwachsenen mehr. Das Denken dient nur noch zur Darstellung der eigenen Befindlichkeit. Leben und leben lassen war gestern. Die Gefahr ist groß, die eigene Person und Meinung umso wichtiger. Sie sind nicht spießig, Ihre Meinung ist unausgereift, aber Ihr Ego will trotzdem Anerkennung dafür, dass sie eben ein "paar Jahre weiter denken".

      Zum Thema "tief einatmen": Haben Sie schon bei der Automobilindustrie Klage eingereicht, um die Lungen Ihrer Kinder zu schützen?



      Was ist wohl gefährlicher für Ihre Kinder? Oder ist das egal, weil es nicht in der Zeitung steht?

      Und ist Ihnen vielleicht schon mal der Gedanke gekommen, dass die meisten Jugendlichen eben wegen der Illegalität mit dem Kiffen angefangen haben?

    • @Jörg Radestock:

      ".... Normalisierung des Konsums nur „konservative Panik“, dann zeigt das vor allem eines: Realitätsferne."

      Die Realität ist aber, dass seit Jahrzehnten konsumiert wird. Jetzt nur einfach ohne Bestrafung. Diese hat all die Jahre niemandem vom Rauchen abgehalten. Ebenso nicht die Verteufelung vom Gras.



      Wenn Gras dauernd als so schlimm dargestellt wird (Suchtpotential, Einstiegsdroge etc.), verliert es an Glaubwürdigkeit, dass harte Drogen durchaus schlimm sind, was der Prävention bestimmt mehr schadet als nützt.

    • @Jörg Radestock:

      Ok Boomer.

      • @Šarru-kīnu:

        Bei zwei kleinen Kinder wahrscheinlich eher "Zoomer"

    • @Jörg Radestock:

      Herrmann und Konsorten denken nicht "ein paar Jahre weiter".



      Ganz im Gegenteil.



      Wer arguemtiert, dass der Schwarzmarkt angeblich (kann ja keiner nachprüfen) nicht ausgetrocknet ist, aber legale Beschaffungsmöglichkeiten aktiv verhindert, verfolgt eine Agenda und keine sachbezogene Politik.

      Und ja, die Menschen sollten einsehen, dass Cannabis für die allermeisten wirklich "nicht so schlimm ist". Zumindest nicht so schlimm, wie manche Politiker uns seit Jahren versuchen weiß zu machen.

      Zu den restlichen Argumenten: Jugendschutz gibt es auch bei einer Prohibition nicht, auch hier gegenteilig. Hat man ja die letzten Jahrzehnte gesehen.



      Straßenverkehr: Erfahrungen aus Kanada zeigen, dass nach einem anfänglichen Anstieg von Unfällen unter Cannabiseinfluss nach ca einem Jahr ein Rückgang zu verzeichnen war.



      Außerdem sollte man immer vorsichtig sein wenn die Union mit Cannabis im Straßenverkehr argumentiert. In der Vergangenheit haben die hierfür immer wieder Fälle mit aufgeführt in denen kein Unfall aber eine positive Kontrolle vorlag (sog. Rauschfahrt). Bei dem Grenzwert, den es bis letztes Jahr gab, wurden also auch Leute mit eingerechnet, die gar nicht berauscht waren.