Das taz lab 2023 im Live-Ticker: „Was diese Welt mir liefert“
Robert Habeck und Saskia Esken, Harald Welzer, Igor Levit und viele andere kamen zum taz lab 2023. Nach vielen Diskussionen geht das Forum zu Ende.
Das Ende eines diskursiven Tages
19:05 Uhr: Die Sonne steht tief hinter den Häusern in Berlin-Kreuzberg, die Zungen sind ausgefranst vomn Reden, die Ohren müde, aber die Köpfe sind immer noch heiß. Das tazlab 2023 geht zu Ende. In der Kantine und im Besselpark vor dem Haus lassen die Besucher:innen den Tag Revue passieren. Und das taz-lab-Ticker-Team verabschiedet sich für heute.
Die wichtigsten Veranstaltungen können Sie jederzeit hier auf youtube nachsehen. (taz)
„Auf Geschenken trampelt man rum“
Empfohlener externer Inhalt
18:23 Uhr: Mit einem rockigen Ukraine-T-Shirt sitzt der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk in der letzten Podiumsdisussion „Ostdeutschland ist Osteuropa“ im Mainstream. Ist der Krieg in der Ukraine unser Krieg? Unser – der der „Ostdeutschen“? Nein- „Wir neigen dazu wegzuschauen“ so Kowalczuk. Freiheit, das Narativ für die kollektive Verteidigung der Ukraine interessiert die Ostdeutschen nicht – dazu Kowalczuk: „auf Geschenken, die man geschenkt bekommt, trampelt man rum.“ – auf dem Geschenk der Freiheit wurde nach der 90er Jahr in Ostdeutschland rumgetrampelt. (kka)
„Wir haben Angst vor Kriegsmüdigkeit“
17.33 Uhr: „Für uns ist Russland keine Alternative!“ Die Ukrainer*innen richteten sich in der Live-Premiere des taz-Podcasts Bundestalks, moderiert von Barbara Oertel unter der Frage “Wie ist die Lage?“, direkt an den Westen, und vor allem an Deutschland. „Wir haben Angst, dass die Kriegsmüdigkeit Platz greift und ihr uns im Stich lasst.“ (lmj)
Die italienische Linke – und ihre Spaltung
17:22 Uhr: Was geht eigentlich in Italien? Nein, Giorgia Meloni ist im Talk „ Italienische Zustände“ nicht Thema. Zumindest fällt ihr Name erst nach 44 Minuten. Die Buchautorin Francesca Melandri spricht über die italienische Linke- über ihre Spaltung, wenn es um Putins Krieg geht. (niv)
Der Weg der antiziganistischen Narrative
17.12 Uhr: Wow! Jetzt wird es endlich interaktiv. Kennen wir uns aus mit Antiziganismus? Auf dem Holzboden der Bauhütte neben dem taz-Neubau schieben wir mit Statements beschriftete Blätter schrittweise von 100% Zustimmung zu 0% Zustimmung. Der Ton: Eher hochpolitisch, lehrreich, vielleicht (be-)lehrend. Während Workshop-Besucher*innen eher als ZuhörerInnen agieren, wird es bei schwächer werdenden Sonnenstrahlen familiärer. Bildungsreferentinnen von Amaro Foro e.V. bringen uns nahe, wie antiziganistische Narrative den Weg in deutschen Printmedien finden – auch in die taz. (kka)
Ricarda Lang bekennt Kommunikationsfehler bei Lützerath-Räumung
16.50 Uhr: Lützerath wurde geräumt – obwohl die Grünen etwas anderes versprochen hatten. Wie will die Partei nun das Vertrauen der Klimabewegung zurückgewinnen? Grünen-Chefin Ricarda Lang sagt: „Ehrlichkeit ist wichtig: Ich glaube, da haben wir in der Kommunikation nicht alles richtig gemacht.“ Trotzdem beharrt sie auf dem taz lab darauf, dass sechs andere Dörfer durch den Kompromiss gerettet wurden. Ohne Kompromiss keine Politik. (clo)
Warum müssen Beziehungen immer romantisch sein?
16.40 Uhr: Freundschaft plus: Irgendwie verbindlich, irgendwie auch nicht. „Wenn wir von Beziehungen sprechen, dann meistens von romantischen“, sagt die Soziologin Andrea Newerla. Warum eigentlich? Vielleicht, weil „die Propaganda des hetero-normativen Liebesideals in uns eingesickert ist“, meint der Journalist und Autor Friedemann Karig, „weil wir sie buchstäblich in der Muttermilch aufsaugen.“ (niv)
Die immaterielle Verteidigung allen indigenen Landes
16.32 Uhr: Unsere Gäste aus den mexikanischen Gemeinden Tlahuitoltepec und Cherán fordern beim Panel „Autonomie und Selbstorganisation“ die materielle und immaterielle Verteidigung allen indigenen Landes. In Tlahuitoltepec geht das mit Subsistenzwirtschaft – die Privatisierung von Wäldern oder Flüssen ist zum Beispiel nicht erlaubt. Die Gemeinde Cherán steht dagegen seit einem Aufstand gegen korrupte Politik unter indigener Selbstverwaltung. Ihr Modell „Rätedemokratie“ werde gerade zum Vorbild für mexikanische Kommunen. (rs)
Ricarda Lang sagt: „Klimaschutz hat mich nicht zu den Grünen gebracht.“
16.22 Uhr: „Klimaschutz hat mich nicht zu den Grünen gebracht.“ Ricarda Lang unternimmt zu Beginn ihres Gesprächs mit taz-lab-Redakteurin Ruth Lang Fuentes erst einmal eine kleine Zeitreise in ihre Jugend: Die grüne Bundesvorsitzende wuchs mit einer alleinerziehenden Mutter auf, die in einem Frauenhaus arbeitete. Politisch habe sie das stark geprägt, auch wenn ihr das erst später klar wurde. Mit 18 dann trat Lang der Grünen Jugend bei. Warum? Eine starke Präsenz der Partei in Baden-Württemberg und das Streben der Grünen nach „Macht als Gegenstück zur Ohnmacht“. (clo)
Fazit lautet: Geld für alle gegen prekäre Lebensumstände
16.21 Uhr: Jan Schnellenbach und Ursula Rao diskutieren “Die Grenzen der Zuversicht“. Konkreter: Es geht unter anderem darum, ob wir uns auf Techno-Optimismus oder Konsumverzicht konzentrieren sollten, um die Klimakrise zu bewältigen. Ursula Rao verdeutlicht die Rolle der Marktwirtschaft, um Innovationen zu fördern. Jan Schnellenbach betont, dass Geld und Wohlstand eine wichtige Rolle spielen, um prekäre Lebensumstände zu vermeiden. (yvz)
„Es geht um die Instabilität unseres Lebensraums“
16.21 Uhr: Welche Protestformen sind im Klimaschutz eigentlich sinnvoll? Darum gehts bei Kleben, Klagen, Mehrheiten organisieren. „Future Matters Project“-Mitgründerin Rosa Brandt und Jurist Felix Ekardt sprechen mit dem Europa- und Umweltexperten Martin Unfried über zivilen Ungehorsam und modernen Aktivismus. Ist der Ernst der Lage so groß, dass alle Protestformen gerechtfertigt sind? Rosa Brandt sagt: „Die Klimakrise bedeutet ja nicht, dass die Temperaturen mal um ein paar Grad schwanken. Es geht um die Instabilität unseres Lebensraums – das ist eine Frage von Sicherheit“ (aej)
Universale Werte, Anti-Amerikanismus und Menschenrechte
16.12 Uhr: „Was hindert uns eigentlich daran, über das zu sprechen, was wirklich wichtig ist?“ Jan Feddersen, taz-lab-Kurator, im Gespräch mit Historiker Vojin Saša Vukadinović, der das erste Mal im taz-Kosmos dabei ist. Auf der Bühne der Kantine sprechen die beiden über universale Werte, Anti-Amerikanismus und darüber, wie kolonial angehaucht Menschenrechte eigentlich sind. Das Publikum ist interessiert dabei – die Zuhörer*innen haken in der anschließenden Fragerunde nochmal ganz genau nach. (aej)
Esken sieht Schieflage bei den Vermögensverhältnissen
15.40 Uhr: Ist Saskia Eskens grüner Blazer eigentlich ein ökologisches Statement? Sie beschwört die sozial-ökologische Transformation nicht so sehr wie Luisa Neubauer gerade eben, aber sie macht zumindest das Soziale stark: Es gebe es eine riesige Schieflage bei den Vermögensverhältnissen in unserem Land, die gelte es aufzubrechen. (ryp)
Die Erfinderin des Binnen-I
15.40 Uhr: Kaum jemand hat bei den „alten weißen Männern“ so viel Zorn hervorgerufen wie die Sprachwissenschaftlerin Luise Pusch. Ohne ihren Einsatz für das Binnen-I, würden wir heute weniger oder gar nicht über korrumpierende Sprache debattieren. Eine Debatte, die sie als Mitbegründerin der feministischen Linguistik lange und gerne führt: „Die Sprache ist eine riesige Reklamemaschine. Das generische Maskulinum sorgt dafür, dass immer an Männer gedacht wird – oft auf Kosten der Frauen.“, sagt sie beim Panel „Hier sind alle mitgemeint“ mit taz.de-Ressortleiterin Simone Schmollack. (clo)
Saskia Esken über die Einführung eines Grunderbes
15.35 Uhr: Kann die SPD mehr als Kanzler? SPD-Chefin Saskia Esken stellt sich dem Verhör. Sie erkennt die Vermögensschieflage an. Im Osten gibt's weniger zu erben als im Westen. Vielleicht ist die Einführung eines Grunderbes eine Lösung? Nur ob die SPD mehr als Kanzler kann, konnte bei diesem taz lab nicht abschließend geklärt werden. (mm)
Nicht von Dystopie unterkriegen lassen
14.45 Uhr: Luisa Neubauer und taz-Redakteur Peter Unfried diskutieren weiter fleißig Hans Jonas' Thesen und erörtern, wie sie bis heute wirken. Neubauer sagt, man solle die kommende Katastrophe als solche benennen. Der „kollektive Selbstmord“ dürfe auch für Angst sorgen. Ihren düster-realistischen Ausführungen entgegen stehen die klatschenden, teils gar jubelnden Zuschauer:innen vor dem Livestream im Besselpark. Ihr zujubelnd, nicht der Zukunft, versteht sich. (dyp)
Die Teller kannste aufessen
14.35 Uhr: Mittagspause im Besselpark neben der taz. Nur kurz die Augen zu, Sonne im Gesicht. Die Stimmen aus den Lautsprechern an der Leinwand mischen sich mit dem Klang des Akkordeons, der von der Kulturbühne kommt. „Einmal Erbseneintopf, bitte, gerne mit Seitanwürstchen, ja.“ Ob die Teller zurückgebracht werden können? „Nee“, antwortet der Mensch an der Ausgabe, „den kannste aufessen, ist aus Weizen.“ (nbo)
Sanieren aus anderer Perspektive
14.30 Uhr: Vom Feger zum Berater – die Zukunft der Schornsteinfeger wird geplant und berechnet. Im Gespräch Alain Rappsilber von der Berliner Schornsteinfegerinnung können Zuschauer:innen ihre Fragen zum energetischen Sanieren und hydraulischen Wärmeabgleich loswerden. Aus der Politik? Hält sich der Schornsteinfeger lieber raus. Als Ansprechpartner, der nichts verkaufen will, bringt er sich gerne ein. Ein unabhängiger Energieberater, sozusagen. (jj)
Was sagt das wohl über Klasse?
14.20 Uhr: Seine Eltern haben in der Gastronomie gearbeitet. Gastro, das heißt Tempo, das heißt Stress: „Geordnete Unordnung“ – so steht es in Ilija Matuskos „Verdunstung in der Randzone“. Wie war das Schreiben seines Debütromans im Vergleich zur Arbeit in der Küche, fragt ein:e Zuhörer:in bei „Wie ist die Luft da oben?“. Langsamer? Wenn ja: Was sagt das wohl über Klasse, das Aufsteigen und Arbeitsethos aus? (nbo)
Die Theorie des Frittierens
14:25 Uhr: Die Theorie des Frittierens und sozialer Aufstieg- darum gehts in „Verdunstung der Randzone“. Autor Ilija Matusko liest aus seinem Debütroman bei „Wie ist die Luft da oben?“ vor. (nbo)
„Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Luisa Neubauer
14.10 Uhr: „Es reicht nicht, bloß zu hoffen. Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen.“ So sah es Hans Jonas, so sieht es jetzt auch Luisa Neubauer. Noch gilt der Schutz vor der Katastrophe als größere Zumutung als die Katastrophe selbst. Zeit umzudenken, findet sie. (niv)
Klimaschutz über Parteigrenzen hinwegdenken
14.10 Uhr: Gestern erst feierte Luisa Neubauer ihren Geburtstag, heute spricht sie im Stream „Das Prinzip Verantwortung“ unter anderem über den Titel-Zitatgeber Hans Jonas. „Die Emissionen fragen nicht nach, aus welchem Grund sie reduziert werden!“, sagt Neubauer. Klimaschutz dürfe kein Soloprojekt der Grünen sein. Denn: Solange etwas zum Klimaschutz beitrage, sei es egal, ob es aus moralischer Überzeugung oder auch aus reinstem populistischen Interesse passiere. (ryp)
Berichten in Krisenzeiten: Mehr als klären der Schuldfrage
14.10 Uhr: Haben Journalisten eine metaphorische Schere im Kopf? Sollte man also über etwas lieber nicht berichten, wenn es der gegnerischen Seite in die Hände spielen könnte? „Heutzutage ist alles schwarz-weiß: Entweder die NATO ist an allem Schuld oder Russland ist für jede Bombe verantwortlich, die noch nicht mal vom Himmel gefallen ist“, sagt Barbara Oertel, taz-Redakteurin für Osteuropa und Co-Leitung des taz-Auslandsressorts. Im Gespräch diskutieren Oertel, Bernd Pickert, Manuela Heim und Sabine am Orde darüber, welche Verantwortung Journalist*innen gegenüber wem bei der Berichterstattung haben und ob Schweigen wirklich so moralisch richtig ist. (aej)
Rassismuskritische Bildung statt Vorverurteilung
14.05 Uhr: Die Vorkommnisse in der Neuköllner Silvesternacht wurden zum prägenden Thema des Berliner Wahlkampfs. Behzad Karim Khani und Ademir Karamehmedovic hatten sich im Nachgang publizistisch damit auseinandergesetzt. Aber worauf kommt es eigentlich an, wenn man die Vorkommnisse in der Silvesternacht in Neukölln betrachtet? Darüber sprechen die beiden in der Podiumsdiskussion „Eine neue Saat“. Karim Khani findet: „Wir sollten überlegen. Wer spricht da mit wem? Wir packen zwei Themen zusammen, die wir nicht mehr auseinander kriegen: zum einen Gewalt, zum anderen Migration.“ Gerade Linke, sagt Karamehmedovic, müssten sich für eine gut ausgestattete Polizei einsetzen – ausgestattet mit rassismuskritischen Bildung. (rs)
Am Schutzort, aber nicht in Sicherheit
14.00 Uhr: „Seit wir hier sind, hatten wir kein normales Leben wie alle anderen. Wir sind nicht sicher. Wir werden überall angegriffen. Wir haben so viele Menschen verloren.“, sagt Juliet Wabule. Sie ist Sprecherin der LGBT-Gemeinde im Kakuma-Flüchtlingslager in Kenia. Emotional erzählt sie in Stream 1 davon, wie sie wegen ihrer sexuellen Orientierung aus ihrer Heimat Uganda flüchten müsste. Wie viele andere Betroffene, suchte sie bei den Vereinten Nationen nach Hilfe und landete in Kakuma. Doch auch dort sind Geflüchtete täglich homophoben Beleidigungen und Übergriffen ausgesetzt, wie Menschenrechtsverteidigerin Shifra Twesigye berichtet. (aej)
Wo Russland heute steht
14.00 Uhr: Mit was bricht Russland noch? Auf Stream 4 folgen die Zuschauer*innen und Speaker*innen den Spuren des imperialistischen Schattens. Wo verorten die Historiker Franziska Davies und Robert Kindler Russland heute? „Es gab nie den homo sovieticus“, sagt Kindler. Kollegin Davies stimmt zu: Der ukrainische Nationalismus sei schon immer eine Bedrohung für das sowjetische Imperium gewesen. (lmj/kka)
13.49 Uhr: „Wir wollen die Agrarwende!“ Inka Lange, Kampagnenleiterin von „Meine Landwirtschaft“, wird im Gespräch mit Patrick Müller von PROVIEH e.V., dem Milchviehhalter Karsten Padeken und Berndt Tietjen von der Akademie Junglandwirte Niedersachsen etwas ungeduldig. Bei „Auf den Acker!“ füllen sich die Ränge am Küchentisch vor dem taz-Haus mit einem interessiert-neugierigen Stadtpublikum. Ein Zuschauer knabbert an seinem essbaren Teller aus Getreide. Wo der wohl herkommt? (taz)
„Irgendwann war mein Körper ausgelaugt“
13.22 Uhr: „Du sprichst aber gut Deutsch“, ist ein Satz, den Enes Çevik schon ihr Leben lang hört. Nach Perfektion zu streben, war für die in Berlin geborene Tochter von Gastarbeiter:innen der einzige Weg, sich abzugrenzen von Negativbeispielen und Stereotypen. Ein Streben, das irgendwann in Depressionen mündete. „Ich war so getrieben davon, meine Minderheit auszugleichen, dass mein Körper irgendwann ausgelaugt war“, erzählt sie bei „Die beste Version deiner selbst“. (clo)
Sexualisierte Gewalt im Krieg – das Schweigen brechen
13.15 Uhr: Wer beschützt uns, wenn Männer* im Krieg auch Opfer von Gewalt werden? „Diese übergeordnete Vorstellung vom männlichen Körper, tritt in Konflikt mit der Verletzlichkeit“, sagt Yuriy Nesterko in der Podiumsdiskussion „Das Schweigen der Männer“. Es geht um sexualisierte Gewalt an Männern im Krieg, die es nicht erst seit dem Angriffskrieg in der Ukraine gibt. Nur wurde viel zu lange darüber geschwiegen. (es)
Rechte sind gut, genaues Hinschauen ist besser
12.25 Uhr: Eine innerpolitische Feminismus-Debatte ist besonders ermüdend in bürokratischen „Loops“, so die Künstler:in Gene Bogolepov. Im Talk „Queer live in transit“ sprechen die Teilnehmenden über trans*-Rechte. Lilith Raza sagt: „Dieses Land gibt dir viele Rechte, aber es bleibt so viel zu tun.“ Der Moderator Kennith Rosario stimmt ihr zu: „Es ist anstrengend.“ Aktivistin Meri nickt. (es)
Mehr als Computer, mehr als ein Update
12.12 Uhr: Früher sprach man schon von Digitalisierung, wenn irgendwo ein Rechner aufgestellt wurde. „Glücklicherweise hat man seit einiger Zeit begriffen: Digitalisierung bedeutet viel mehr“, sagt Michael Resch, Direktor des Höchstleistungsrechenzentrums Stuttgart, zufrieden. Er spricht auf der Podiumsdiskussion „Digitalisierung 5.0“ mit der Entwicklerin Bianca Kastl über Künstliche Intelligenz und erklärt, wie Daten uns das Leben einfacher machen können. (tow)
Hitze konstruktiv nutzen
12.12 Uhr: „Wer ist schon Nerd der Geothermie außer uns Dreien hier?“, fragt Wolfgang Langen, der Geothermiebeauftragte des Wirtschaftsministeriums, auf dem virtuellen Podium zum Thema „Geothermie für Nerds“. Bescheiden ist die Reaktion, die meisten wissen nicht genau, was Geothermie überhaupt ist. „Infos, Infos, Infos – für die Kommunen und für die Bürger:innen“, fordert Langen deshalb. In einem konstruktiven Gespräch erklären die Teilnehmer:innen, wie die Hitze der Erde zur Energienutzung verwendet werden könnte. (nbo)
Igor Levit trifft den richtigen Ton
12.10 Uhr: Getümmel vor der Kantinenbühne. Darauf: Der Pianist und Aktivist Igor Levit, der humorvoll über Hoffnung in Krisenzeiten spricht. Bei dem Talk „Nach vorne blicken“ bricht immer wieder Gelächter aus. Doch dann wird es wieder ernst. “Ich kann nicht jeden Tag emotional aufnehmen, was diese Welt mir liefert.“, sagt Levit. Musik kann helfen. Aber: „Es liegt an uns, sie nicht an der Garderobe hängenzulassen.“ (niv)
Zum Wohle von Kuh und Kalb
11.23 Uhr Auch Kühe brauchen Elternzeit, erklärt Felicia Borris von PROVIEH beim diesjährigen taz lab. „Heutzutage liefert eine Kuh circa dreißig Liter Milch pro Tag. Das ist ein Erfolg für die Zucht, aber große Anstrengung für die Kuh. Im Workshop „Kuh und Kalb – Mehr Zeit zu zweit!“ bei der Bauhütte dem Workshopspace des taz labs zeigt sie vor einer kleinen Gruppe, wie die Milchproduktion heutzutage auf die Kosten von Mutterkühen geht. PROVIEH setzt sich für eine kuhgebundene Kälberaufzucht in der Milchviehhaltung ein. (aej)
Was ist eigentlich Resilienz?
11.20 Uhr: „Klarkommen, wie ein alter Schwamm!“ – so beschreibt Dr. Isabella Helmreich das Konzept von Resilienz. Voll Wasser oder ausgedrückt bleibt der Schwamm in Form, so die Psychotherapeutin vom Institut für Resilienzforschung. Wie gut der eigene Schwamm funktioniert, hängt unter anderem von Humor und individuellem Charakter ab, erklären sie auf der taz lab-Podiumsdiskussion „Resilienter durch die Krise(n)?“. (jj)
Habeck fordert konkretes Vorgehen beim Klimaschutz
11.20 Uhr: Vizekanzler Robert Habeck macht klar, dass beim Klimaschutz zu lange zu wenig passiert ist: „Merkel ist mehrfach wiedergewählt worden. Wenn der Preis dafür ist, dass man Dinge nicht anfässt, dann ist das ein zu hoher Preis.“ Schon zu GroKo-Zeiten wurde die Klimaneutralität bis 2045 beschlossen, aber ohne konkreten Plan. Deshalb müsse er sich aufs Konkrete und nicht auf die großen Dinge konzentrieren, so Habeck. (tow)
Wie demokratisch ist die Letzte Generation?
11.12 Uhr: Was geht bei der Klimabewegung? Annika Reiß findet, dass es einen breiten Protest plus Systemablehnung brauche. CDU-Politiker Danny Freymark sagt: „Es ist keine Systemfrage, sondern eine von Prioritäten. Es braucht Mehrheiten und demokratische Protestformen.“ Ist also die Letzte Generation nicht demokratisch? Doch, laut Bundesverfassungsgericht (BVerfGE) schon. Raphael Thelen, Journalist und Klimaaktivist, fügt an: „Wir haben keine Zeit für Parteien und suchen keine Mehrheiten. Ziviler Ungehorsam ist demokratisch“. Ab Montag, 24. April, plant die Letzte Generation, Berlin lahmzulegen. (SEAN)
Bildung als Lösung, serviert von der CDU
11.05 Uhr: Robert Habeck klaut der CDU fünf Minuten Redezeit – es dauert länger. Aber Karin Prien, Vizechefin der CDU und Bildungsministerin Schleswig-Holsteins, startet gleich rein: Ihr sei der Ausbau der erneuerbaren Energien auch wichtig. Das zentrale Thema ihrer Partei sei aber die Bildungsgerechtigkeit: „Das ist der Kern sozialer Gerechtigkeit.“ Als eine Frau in der Partei mit einem Frauenanteil von knapp über 26 Prozent hebt sie hervor: „In meinem Landesverband funktioniert das mit der Parität ganz gut.“ (es)
Wenn das Vertraute sich abnutzt
10.50 Uhr: In der DDR wurde die staatlich verordnete „Völkerfreundschaft“ mit der Sowjetunion noch heftig kritisiert. Und heute? Vier von zehn Ostdeutschen sind der Meinung, Putin sei kein Diktator. Was ist da los? Historikerin Silke Satjukow scheint wenig überrascht. Sie spricht bei „Alles Putins Freunde?“ von einer „seit mindestens einem halben Jahrhundert gewachsenen Vertrautheit“. (clo)
Wissen schon früh vermitteln
10.32 Uhr: „Kinder sind ja nicht doof. Die merken ja, wenn was im Busch ist.“ Mit Kindern sollten Erwachsene auch über schwierige Themen immer offen kommunizieren, sagt der Moderator Ralph Caspers von der TV-Sendung „Wissen macht Ah!“ in der taz lab-Podiumsdiskussion „Zukunft macht Argh!“. Angebote wie die das junge Nachrichtenformal „Logo“ oder die Sendung mit der Maus seien dafür genau richtig. „Da wird so niederschwellig berichtet, das hilft auch Erwachsenen“, fügt Caspers an. (aej)
Kuh oder Moor? Wieso nicht beides!
10.20 Uhr: „Da muss noch ein büschen geforscht werden“, sagt Milchviehhalter Karsten Padeken mit einer ordentlichen Prise norddeutschen Dialekts. Moore müssten wieder nasser werden, das steht für den niedersächsischen Landwirt und für Franziska Tanneberger, Leiterin des Greifswald Moor Centrums, außer Frage. Aber ob dafür die Milchviehhaltung dran glauben muss? Bei „Macht die Moore wieder nass!“ werden die Probleme der Wiedervernässung sehr deutlich. Für die Betriebe wird es sicher nicht leicht. (nbo)
Entschlossen in eine freiere Zukunft
10.00 Uhr: „Frauen, Leben, Freiheit“ lautet der zentrale Protestslogan gegen das Unterdrückerregime im Iran. Und dem gleichen Namen diskutieren im Live-Stream Aktivist:innen der iranischen Diaspora beim taz lab 2023. Das Signal der Protestwelle ist klar: „Sie wollen das Regime umstürzen. Diese Entschlossenheit ist sehr wichtig“, sagt Kazem Moussavi Zadeh. (lmj/niv)
Politische Rot-Grün-Schwächen
9.57 Uhr: „Putin ist für manche noch immer ein bisschen Genosse“, sagt Katina Schubert bei „Was würde Rosa tun?“ und erklärt auch damit die Herausforderungen der Linken. Es sei eine Krise der Unsicherheit, der Angst – und eine Krise der Unproduktivität. Christoph Spehr sagt: „In Berlin wird die Krise gepflegt!“ Muss die Linke Angst befürchten, dass sie bald grüner als die Grünen ist?“ (kka)
Von unsexy Steuern und neoliberalen Kampagnen
9.46 Uhr: „Steuern werden als eine Last geframed, sie sind einfach nicht sexy. Daran müssen wir arbeiten“, sagt Martyna Linartas. Sie kämpft gegen hartnäckige Wirtschafts-Märchen, aber Millionen fließen dagegen in neoliberale Kommunikationskampagnen, die den Staat als das große Übel zeichnen. „Weil es eben um Milliarden geht“, ergänzt Maurice Höfgen bei „Zur Kasse bitte!“ (ras)
Ist Autofahren nur eine faule Gewohnheit?
9.35 Uhr: „Es ist nicht in Stein gemeißelt, dass wir für alles das Auto benutzen. An manchen Stellen ist es nötig, an anderen ist es einfach pure Gewohnheit.“ Ragnhild Sørensen, Pressesprecherin von Changing Cities, betont im Gespräch mit Verkehrsforscherin Kerstin Stark bei „Die Stadt ohne Autos“, wie wichtig der Ausbau von ÖPNV und Radwegen für eine autofreie Zukunft ist. (aej)
Fehlt Energie, fehlt Fortschritt
9.20 Uhr: „Produktionskosten grüner Energie werden um den Faktor 40 steigen.“ Diese Berechnungen gelten für 2030, so Ulrike Herrmann im Gespräch mit Hannes Koch und Ulrike Winkelmann. „Wachstum kommt durch die Technik. Technik ist durch Energie möglich. Wenn Energie extrem teuer wird, kann es kein Wachstum mehr geben“, so Herrmann. Ist der Kapitalismus also am Arsch? Hannes Koch sagt dazu: „Wir können bestimmte schädliche Phänomene herausoperieren und so das System erhalten.“ Alles also halb so schlimm? (SEAN)
Auf unbestimmte Zeit auf engstem Raum
9.20 Uhr: Im Konferenzraum der taz finden alle problemlos Platz. Julian Assange ist dagegen immer noch in einer sechs Quadratmeter großen Zelle eingepfercht. Stella Assange, seine Ehefrau, setzt sich bei der Veranstaltung „Freiheit für Julian Assange“ dafür ein, dass ihr Ehemann endlich aus seinem finsteren Alltag in der Zelle befreit wird. (niv)
Perspektiven für die Linke
9.15 Uhr: Die Linken in der Krise: Putin ist für manche noch immer ein bisschen „Genosse“, sagt Katina Schubert in der taz lab-Podiumsdiskussion „Was würde Rosa tun?“ (kka)
Unliebsame Störgeräusche
9.12 Uhr: Pfeifen wir auf grünen Kapitalismus? Die Diskussion mit Ulrike Herrmann im Mainstream wird diese Frage zu klären versuchen, doch erstmal muss das Pfeifen in der Streaming-Übertragung getilgt werden. Die Technik-Crew sucht eilends nach der Ursache des Pfeiftons. Kurze Zeit später ist das Pfeifen weg, der (grüne) Kapitalismus leider nicht. (taz)
Über die Herausforderungen von Kommunikation
9.00 Uhr: Wissenschaft im Wandel, Wissenschaft zu Krisenzeiten: „Wenn die Kommunikation mit den Behörden nicht reicht, müssen wir mit der Öffentlichkeit reden“, so der Bioinformatiker Gregor Hagedorn. Ein aktuelles Beispiel: „Der Verkehrsminister verstößt gegen die Sektorziele. Das ist ein Skandal!“ (tow)
„Kein Opfer des Schicksals“
8.58 Uhr: „Wir können nicht entscheiden, wie wir fallen. Aber wir können entscheiden, wie wir landen.“ Zuversicht bedeutet für die Journalistin, Aktivistin und Ärztin Gilda Sahebi, sein Schicksal nicht einfach zu akzeptieren, sondern das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen. In ihrem Grußwort definiert sie, was Zuversicht für sie bedeutet. (taz)
Fanfaren und Trompeten!
8:48 Uhr: Das taz lab wird feierlich eröffnet. Ein aufgeregtes Wuseln stellt sich ein. Die Stuhlreihen füllen sich. Es wirkt, als hätte hier vor lauter Vorfreude niemand geschlafen. Der Aufbau ist schon seit gestern Mittag in vollem Gange – und das sieht man: Stände und Bühnen glänzen in der Sonne. (ras)
Statt Regentanz
8.45 Uhr: Bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften 12 Grad singt der taz Chor mehrstimmig „Winter is going away/ Summer is coming to stay“. Durch den Besselpark hallt Zuversicht. (taz)
Um 8.30 Uhr geht es los!
7.50 Uhr: Während die Sonne in der Friedrichstraße 21 in Berlin durch die Glasfenster bricht, laufen im Gebäude die letzten Vorbereitungen für den Start des tazlabs – dem großen taz-Kongress. Zum vierzehnten Mal verwandelt sich die taz in einen Raum für Streit, Debatte und Diskussion – diesmal unter dem Motto „Zukunft & Zuversicht“ Zahlreiche Gäste und Referierende sind gerade auf ihrem Weg zum Haus, andere warten vorfreudig hinter ihren Bildschirmen auf den Beginn. In mehr als 100 Veranstaltungen treffen mehr als 250 Menschen – referierend, musizierend, moderierend – aufeinander.
Die tazlab-Organisatorinnen Luisa Faust und Ehmi Bleßmann sprechen um 8.30 Uhr ein Grußwort live aus dem Besselpark. Chefredakteurin Ulrike Winkelmann und Kurator Jan Feddersen heißen alle zum Start digital willkommen. (taz)
Den Live-Ticker mit Inhalt versorgen die taz-Blogger*innen Leonel Richy Andicene, Sean-Elias Ansa (SEAN), Mattheus Berg, Nanja Boenisch (nbo) , Julian Bondarenko (jyp), Ayeneh Ebtehaj (aej) , Rebekka Gebler (kka) , Jana Jansen (jj), Lisa Marie Jordan (lmj), Yavuz Koçyiğit, Ann-Kathrin Leclère, Clara Löffler (clo) , Marlene Moosig, Robin Schmitgen (rs), Raoul Spada (ras), Ella Strübbe (es) , Denize Marta Stutins, Niko Vack (niv) , Tobias Westphal (tow) .
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut