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Corona und Kontaktregeln für KinderLasst die Kinder frei!

Gastkommentar von Sandra Reuse

Kinder mit gutem Immunsystem sind trotz Corona füreinander ungefährlich. Doch die Kontaktverbote treffen sie am härtesten. Zeit, das zu ändern.

Schaukel-Ente auf einem abgesperrten Spielplatz in Leipzig Foto: Sebastian Willnow/dpa

K inderbetreuung zu, Freunde weg, Oma verboten, Spiel- Sportplätze abgeriegelt, rausgehen nur noch mit Eltern: Die aktuellen Regelungen zur Pandemieprävention treffen Kinder unverhältnismäßig hart, und damit wiederum ihre Angehörigen. Denn Kinder werden nicht nur aus ihren gewohnten Sozialbezügen außerhalb der Kernfamilie gerissen, sie dürfen faktisch auch nicht mehr mit anderen draußen toben und spielen. Damit entfällt für sie jedoch die wichtigste – und auch gesündeste – Beschäftigungs- und Entspannungsmöglichkeit. Das trifft wiederum die Eltern und hier oft die Mütter, die zusehen müssen, wie sie mit ihrem Nachwuchs durch den zähen Tag kommen.

Denn oft sind es die Mütter, die ins Homeoffice gehen (also in die Küche, ins Schlaf- oder Wohnzimmer), während sie gleichzeitig aufräumen, kochen, Kinderstreit schlichten, Lehrer spielen und an der digitalen Technik basteln, um Kommunikations- und Arbeitsmöglichkeiten zu erhalten. Vor allem für Familien und Alleinerziehende in den Großstädten bedeutet dies Stress und Überforde­rung, nicht selten auch eine Bedrohung der wirtschaftlichen Existenz, denn einen Acht-Stunden-Tag kann so niemand einhalten. Zu den Großeltern sollen die Kinder aber auch nicht, womit eine wichtige Abwechslung und Betreuungsalternati­ve entfällt. Das erhöht den Druck und Stress für die einen und macht die anderen traurig.

Sandra Reuse

Sandra Reuse ist Mutter zweier Kinder (5 und 11 J.) in Berlin. Sie arbeitete mehrere Jahre als Wissenschaftsjournalistin und ist heute Referentin in einem Bundesministerium.

Dabei sind Kinder, und in abgeschwächter Form Frauen, allen Statistiken zufolge, die bislang über die Verbreitung des Virus, Krankheitsverläufe und Sterbefälle vorliegen, am wenigsten gefährdet. Kinder scheinen das Virus aber auch nicht in dem Maße zu übertragen, wie es andere Bevölkerungsgruppen tun. Zu Unrecht werden sie derzeit mit der Gruppe junger Erwachse­ner in einen Gefährdungs“topf“ geworfen, die ganz andere Bewegungsradien und Kontaktbedürfnisse haben.

Auch ist nicht nachvollziehbar, warum es erlaubt ist, dass Menschen, die einander nicht kennen, eng gedrängt in Bus und Bahn zur Arbeit fahren, Kinder jedoch nicht einmal ihre besten Freunde sehen dürfen.

Die aktuellen Regelungen haben insofern eine große sozial-, gender- und kohortenpolitische Unwucht. Gerade für Kita- und Grundschulkinder bis zu 12 Jahren und für die sie betreuenden Personen sollte es bald zu passgenaueren, sozialverträglicheren und bedürfnisorientierteren Regelungen kommen. Eine zielgruppenorientiertere Risikobetrachtung und -abwägung könnte ermöglichen, Kindern mehr Freiräume zu gewähren und dennoch die Risikogruppen weiter zu schützen.

Große sozialpolitische Unwucht

Hier soll dafür auf Basis einer Auswertung der vorliegenden Studien zu nachgewiesenen Infektionen, Krankheitsverläufen und Sterberaten im Zusammenhang mit Covid-19 eine wissensbasierte Diskussionsgrundlage geschaffen werden. In allen Ländern, für die Daten vorliegen, kam es bislang nur zu einer stark unterdurchschnitt­lichen Zahl von an Covid-19 erkrankten Kindern.

Kinder, die sich infizierten, hatten in den allermeisten Fällen keine oder nur leichte Krankheitssymptome. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) bestätigt: „Bisherigen Daten zufolge ist die Symptomatik von COVID-19 bei Kindern deutlich geringer ausgeprägt ist als bei Erwachsenen“. Warum Kinder weniger gefährdet sind als Erwachsene, ist bislang unklar. In medizinischen Fachkreisen wird vermutet, dass das angeborene Immunsystem von Kindern die Viren effektiver und damit auch schneller bekämpft.

Das heißt, Eltern brauchen keine Angst zu haben, dass ihre Kinder von schweren Krankheitsverläufen oder gar dem Tod bedroht sind, wenn sie sich infizieren (außer das Kind hat bestimmte Vorerkrankungen). Das heißt aber auch, Kinder stellen in Zusammenhang mit Covid-19 keine Belastung für das Gesundheitssystem dar, da sie in aller Regel nicht hospitalisiert werden müssen.

Auch Frauen sind allen bislang vorliegenden Statistiken zufolge signifikant weniger gefährdet als Männer. Im chinesischen Wuhan, für das bislang die umfangreichsten Auswertungen vorliegen, gab es zwar mehr infizierte Frauen als Männer. Frauen erkrankten jedoch seltener schwer oder gar tödlich: Dem chinesischen Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten zufolge lag die Sterberate von Frauen bei 1,7 Prozent gegenüber 2,8 Prozent bei Männern. Den bisherigen Studien zufolge, die auch das RKI zitiert, sind vor allem ältere Männer und Personen mit Vorerkran­kungen gefährdet. Am höchsten ist das Sterblichkeitsrisiko bei Männern über 79 Jahren und bei Erwachsenen ab 50 mit Herz-/Kreislauf­erkrankungen, Diabetes, Atemwegserkrankun­gen, Bluthochdruck und Krebs, davon wiederum bei Männern stärker als bei Frauen.

Kinder können nicht alleine joggen

Als medizinisch erwiesen gilt, dass sich das Risiko durch eine Diabetes-Erkrankung ebenso wie durch Herzkreislauferkrankungen und Bluthochdruck erhöhen. Dass Frauen ein insgesamt stärkeres Immunsystem haben, wird auch darauf zurückgeführt, dass sie in der Regel mehr und engere Kontakte mit Kindern haben. Sich wenig bewegen und Kontakte herunterzufahren, scheint jedenfalls auf Dauer nicht die beste Lösung zu sein.

Trotz der unterschiedlichen Risiken für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterliegen derzeit alle Altersgruppen, Männer wie Frauen, Gesunde und chronisch Kranke, Arme und Reiche, Menschen in der Stadt und auf dem Land, denselben Beschränkungen. Dabei wird weder nach dem Risiko, schwer zu erkranken oder zu sterben, noch nach sozialen oder emotionalen Bedürf­nissen unterschieden.

Die aktuellen Maßnahmen gelten für alle gleich – wirken aber nicht für alle gleich. Mit hochgezogenem Halstuch alleine durch den Park zu joggen, ist für Kinder keine Lösung. Spiel- und Sportplätze sollten daher schnellstens wieder geöffnet werden.

Es sollte nach sozial intelligenten Wegen gesucht werden, wie Sozialkontakte, die guttun und damit auch für ein gesundes Immunsystem wichtig sind, mit möglichst viel Abstand vollzogen werden können. Da für Kinder ein Abstand von 1,50 Metern nicht zielgruppengerecht ist, Kinder aber auch kaum gefährdet sind, sollten Treffen und Aktivitäten in stabilen Kleingruppen schnellstens wieder erlaubt werden.

Ziel sollte es sein, den Personenkreis, der über die Kinder in einen möglichen „Virenaustausch“ miteinander trifft, begrenzt zu halten. Das schafft mehr Freiheit für die Kinder und wichtige Betreuungsalternativen und Entlastung für Eltern, vor allem Alleinerziehende, die sich gezwungen sehen, im Home- beziehungsweite treffender: im Familienoffice zu arbeiten.

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55 Kommentare

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  • „Als medizinisch erwiesen gilt, dass sich das Risiko einer Diabetes-Erkrankung ebenso wie Herzkreislauferkrankungen und Bluthochdruck durch ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel ...“ -Dieser Absatz ist im Text 2x geschrieben.

    Sonst kann ich dem nur beipflichten. Die armenalleinerziehenden Berufstätigen und die armen Kinder.

  • Entschuldigung aber da ist alles dramatisiert und an der geforderten "befreienden" Stelle verharmlost. Man kann das nicht ernst nehmen.

  • Einiges ist korrekt und einiges einfach sachlich gesehen inkorrekt:

    Die Unterschiede zwischen Männer und Frauen in China ist potenziell durch den Umstand zu erklären, dass dort deutlich über 60% der Männer rauchen und nur 2% der Frauen.

    Das ist deshalb so, weil das Zigarettenrauchen als unschicklich gilt für die chinesische Frau.

    In Deutschen Statistiken zeigt sich eine derartige Korrelation nicht, statistisch relevante Unterschiede sind derzeit noch nicht zu sehen.

    Dann, das wahrscheinlich drastischste an diese Artikel und schon beinahe als fahrlässig zu bezeichnen:

    Kinder können ein erhöhtes Risiko bergen die Viren zu verteilen, WEIL sie durch eine ausbleibende Erkrankung als unverdächtigt gelten.

    Hier ist - ganz wichtig - zu beachten, das die Krankheit und die Infektion zwei unterschiedliche Dinge sind und die symptom loss Krankheit und die sympthomatische Erkrankung noch einmal zwei Dinge sind.

    Kinder haben ein erhöhtes Risiko sich anzustecken, da ihre Spielgewohnheiten sehr nahen Körperkontakt und der umfangreich unbewusste Austausch von Körperflüssigkeiten miteinschließt, deshalb sind sie ganz besondere Virentransportöre, auch wenn sie selbst nicht erkranken.

  • Als erstes eine großen Dank für den Artikel. Die aktuelle Lage ist wie geschildert ziemlich ungünstig und wir müssen kindgerechte Lösungen finden. Nur erscheint mir die Idee sich mit einem noch nicht über Jahrhunderte an den Menschen angepassten Virus zu infizieren, einem Virus von dem wir nicht wissen was die Langzeit folgen sind, ziemlich riskant.



    Schlimm genug, dass eventuell es zu permanenten Schädigungen des Nervensystems und der Lungenkapazität kommen kann, aber hat jeder der für die schnelle Lockerung ist, auch den Zusammenhang und die finanziellen und sozialen Kosten von indirekten Folgeerscheinungen im Blick?



    Nicht, dass ich als Wissenschaftler nicht auch immer für Experimente bin, aber wollen wir wirklich in zehn Jahren feststellen, dass 1% aller Infizierter Lungenkrebs entwickeln, oder die Wahrscheinlichkeit für eine Demenz sich verdreifacht wenn man mal infiziert war?



    Welche Eltern würden dann ihren Kindern sagen, aber du warst so glücklich auf dem Spielplatz?



    Viruses and Human Cancer: www.ncbi.nlm.nih.g...ticles/PMC1994798/

  • "Trotz der unterschiedlichen Risiken für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterliegen derzeit alle Altersgruppen, Männer wie Frauen, Gesunde und chronisch Kranke, Arme und Reiche, Menschen in der Stadt und auf dem Land, denselben Beschränkungen. Dabei wird weder nach dem Risiko, schwer zu erkranken oder zu sterben, noch nach sozialen oder emotionalen Bedürf­nissen unterschieden."

    Also Risikogruppen wegschließen?

  • Für jeden der der ebenso entsetzt war wie ich gestern von der Pressekonferenz:

    www.change.org/p/e...%BCr-alle-familien

  • @Edward, #2 ...und sich dadurch unabhängig gemacht von ÖPNV oder Elterntaxi im ländlichen Raum. Und genug Möglichkeiten für Bewegung im Freien bleiben trotzdem, wenn auch maximal zu zweit.



    Anderer Aspekt: an der Differenzierung, die Frau Reise gern hätte, sind wir doch schon zu Beginn der Epidemie gescheitert. Die unterschiedlichen föderalen Regelungen waren verwirrend, für überregional arbeitende Menschen kaum noch zu durchsteigen und für Korinthenkacker oder Neider ein gefundenes Fressen, um übel zu nehmen: "wieso dürfen die, was ich nicht darf??!!" Wie viele verschiedenfarbige Armbändchen, Stempel, Bescheinigungen muss dann jede/r von uns mitführen, um sich gegenüber Ordnungsmacht und dem Blockwart-Wesen rechtfertigen zu können?



    Können wir nicht einfach mal diese Herausforderung annehmen und jeder sich um die persönliche "innere Einkehr" kümmern, damit wir dann, wenn es gefahrlos möglich ist, wieder kraftvoll loslegen können?

  • "Denn oft sind es die Mütter, die ins Homeoffice gehen..." tatsächlich? Bei der großen Zahl an Frauen, die in den jetzt als systemrelevant erkannten Berufen arbeiten -im Einzelhandel, im medizinischen Bereich, in Pflege- und Betreuungsberufen, in der Logistik- darf man wohl davon ausgehen, dass viele Männer einen nicht unerheblichen Teil zur Kinderbetreuung und Heimarbeit beitragen. Ich hoffe ja, dass nach der Krise die gegenseitige Wertschätzung in den Familien gewachsen ist und eine Entspanntheit eintritt, was die wirklich wichtigen Dinge betrifft - das ist nicht die perfekt aufgeräumte Wohnung, der "grandiose" Ski-Urlaub in immer dem gleichen Langweiler-Ort oder die 1 mit Sternchen für die Tochter.

    Wenn eine kleine Kinder-"Clique" ohne wechselnde Beteiligte in einem Mehrfamilienhaus abwechselnd mal hier, mal da betreut wird, sollte das kein Problem sein und wird wohl in vielen Fällen praktiziert. Für Einzelkinder und ihre Eltern ist die Situation jetzt weitaus schwieriger - aber auch hier gilt: Backen zusammenkneifen und durchhalten. Ernsthaft problematisch wird es doch nur dort, wo (zu) viele Menschen mit sehr wenig Platz auskommen müssen - grosse Familien in kleinen Wohnungen, Geflüchtete in Sammelunterkünften.



    Frau Reuses Versuch, mit logischer Argumentation Lockerungen für bestimmte soziale oder regionale Gruppen herbeizuschreiben, amüsiert mich fast, weil sie mit umgekehrten Klischees arbeitet: galten bis eben noch unsere Kinder als zu fett, zu unsportlich, motorisch deppenhaft, weil sie zu viel Zeit am Computer, am Smartphone, vor der Konsole verbrachten und durch rein gar nichts nach draußen zu locken waren, droht ihnen jetzt offenbar schlagartige Verblödung und seelische Verkrüppelung, weil sie an Sport und Spiel in freier Wildbahn gehindert würden. In meiner gelebten Realität stellt sich das differenzierter dar: schon vor Corona hatten die Kinder die Vorteile von online-Games einschließlich Kommunikation via Headset entdeckt...

  • Meine Kleine vermisst ihre Kita-Freundinnen auch. Wir haben Ostereier bemalt und einen Brief für beide geschrieben. Auch so kann man Beziehung erhalten. Klingeln, von der Straße und am Fenster winken. Besser als nix.

    Hier spielen (wie ich höre) die Kinder viel in den natürlichen Hausgemeinschaften. 1-2 Familien im Austausch - ohne weitere Außenkontakte.

    Und man könnte auch kreativ werden, sich am Telefon Geschichten ausdenken, Bücher per Briefkasten austauschen oder ähnliches.

    Ich erlebe auch ganz viele, die dankbar sind, dass endlich mal die Hektik im Familienalltag nachlässt. Mich eingeschlossen.

    Und Angst macht mir der Gedanke auch, die Alten könnte es erwischen. Weder möchte ich, dass diese eingesperrt werden, noch möchte ich, dass fahrlässig in Kauf genommen wird, das die Alten sterben.

    Die hufscharrende Lockerungsfraktion ist mir persönlich zu voreilig.Wat mutt dat mutt. Und es dauert so lange es eben dauert!

    • @Elli Pirelli:

      Schön, dass Du Zeit hast, Dich um Deine Kleine zu kümmern. Ist es für Dich tatsächlich OK, dass sie monatelang ohne Kontakt zu Gleichaltrigen ist?







      Also mich hat es total wütend gemacht, dass Merkel noch nicht einmal mit einem Wort die Kitas erwähnt hat und die Bürden die Eltern und Kindern dabei aufgehalst werden.



      Aber ewig über Quadratmeter diskutieren und Angst haben um Kaufhof und Karstadt.

      • @davilde:

        Was für eine unangebrachte, passiv-aggressive persönliche Anmache an Elli Pirelli: „Ist es für Dich tatsächlich OK, dass sie monatelang ohne Kontakt zu Gleichaltrigen ist?“

        Nein, ok ist hier gar nichts, aber manche haben halt mehr Einsicht in notwendige Einschränkungen zum Schutz des Lebens von gefährdeten Dritten als andere.

        Was der Text, der nichts als Wunschdenken und sich die Realität schönschreiben einer mit der Situation frustrierten Mutter ist, verkennt und ignoriert, ist, was passieren wird wenn man gerade Kitas wieder öffnet: In kürzester Zeit sind die meisten Kinder untereinander Infiziert, dann die Familien - und aus den Familien entstehen, durch die Inkubationszeit Und den asymptomatischen Verlauf bei Kindern, wieder viele Superspreader, gerade bei allgemeiner Lockerung der Kontaktsperre - und schon war die ganze Milliardenteure und existenzvernichtende Shutdown-Zeit für die Katz, die Krankenhäuser laufen über und die Bundeswehr fährt nachts die Leichen ins Krematorium wie in Italien.

        Kinder können keine Kontaktregeln aus Einsicht sinnvoll umsetzen. Das ist nicht ihre Schuld, aber ein Fakt. Man kann auch nicht die Erzieher einer fast sicheren Coronainfektion aussetzen - auch Erzieher sind nicht immer junge, angeblich wenig betroffene Frauen.

        Die Lockerungen werden dort vorgenommen, wo sie ohne zu erwartende starke Zunahme der Infektionszahlen möglich sind. Das ist bei Kitas nicht der Fall - eine allgemeine Öffnung von Kitas steht, wenn man ehrlich ist, noch Monate (!) völlig ausser Frage.

        Aber genau das ist der Schaden einer undifferenzierten „Exit“ Diskussion - man weckt Erwartungshaltungen, dass wenn hier etwas gelockert wird, es dort aus „gleichbehandlungsgründen“ auch gelockert werden muss. Das ist aber abwegig und schürt nur Spaltung und Frust bei den Betroffenen

        Nichts an dem Virus ist „gerecht“, aber vieles ist schlicht notwendig. Gerade Journalisten sollten hier mehr Einsicht zeigen und sich nicht aktiv als Spaltpilze betätigen.

  • Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

  • Eigentlich sollte doch so langsam wirklich jeder verstanden haben, dass es bei den Kontaktbeschränkungen nicht nur um das direkte Risiko für die Beteiligten geht, sondern auch darum, die Ausbreitung des Virus zu dämpfen und so hundertausende Todesfälle zu verhindern.

    Stattdessen spricht der Artikel von fehlenden "Beschäftigungs- und Entspannungsmöglichkeiten".

    Nach nur drei Wochen mit Kontaktbeschränkungen, die zu (durchaus erheblichen) Unannehmlichkeiten führen, sind also manche Menschen offenbar bereit, das Lebensrecht von Dritten in einer Weise zur Disposition zu stellen, die noch vor zwei Monaten wohl niemand für denkbar gehalten hätte.

    • @WernerW:

      Es ist der Absolutheitsanspruch den ich so störend finde. Was soll das mit dem Lebensrecht zur Disposition stellen? Ab heute kein Auto mehr fahren, denn Sie könnten einen Unfall bauen? Lebensecht hier als ARgument jedem den Führerschein abzunehmen?



      Nein, es braucht Regeln die aufzustellen sind und an die sich nach einem Findungsprozess der Machbarkeit alle zu halten haben. Wann fangen wir damit an das zu definieren? Offen, und unter Abwägung ALLER Risiken, eben auch dass hier bald die ersten aus dem Fenster hüpfen, keine Kohle mehr haben , Kinder vermehrt häuslicher Gewalt ausgesetzt sind oder sonst was.

  • Erinnert etwas an die berüchtigten Masernparties.

    Nur dass hier die Eltern und Großeltern gefährdert würden.

  • Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist nicht so groß, dass er für die Kinderbetreuung relevant wäre. Zudem leben auch heute viele Schulkinder bei beiden Eltern, andere mit einem Mann und eine Frau, darunter ein Elternteil, manche nur bei ihrem Vater.

    • @meerwind7:

      In Deutschland leben 1,6 Millionen Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern. 90% sind Frauen.

      • @Kantian:

        "Laut dem Statistischen Bundesamt waren rund 2,17 Millionen Mütter und etwa 407.000 Väter im Jahr 2018 alleinerziehend in Deutschland." Quelle: de.statista.com/st...d-nach-geschlecht/" Das sind zwar auch nur ca. 16% der Väter. Aber:



        bei Müttern der niedrigste Wert seit 2004, bei Vätern ein seither steigender Wert. Keine Aussage gibt die Statistik über den Ausgang von Sorgerechtsverfahren.

  • Guter Artikel zum diskutieren und nachdenken. Die langfristigen psychosozialen Folgen einer sehr langfristigen Sperre werden noch wenig betrachtet und ohne Impfstoff ist keine grundsätzliche Veränderung der Lage in Sicht. Der Anteil der symptomlosen Virusträger und der Genesenen wird - sicherlich "nur" sehr wahrscheinlich - viel höher liegen als die täglich veröffentlichte Anzahl der nachgewiesenen Virusträger. In alle Richtungen arbeitet man mit Annahmen. Sicher sind nur die Folgen die wir jetzt schon sehen sowohl im Bezug auf die Toten als auch in Bezug auf die ökonomischen wie sozialen Folgen. Die Situation der schwer psychisch kranken Manschen hat sich schon jetzt erheblich verschlechtert. Einseitig sich an einer Entschleunigung zu erfreuen ist ebenso riskant wie eine zu frühe Aufhebung des Lockdown. Ich weiß nicht was richtig ist, glaube aber es ist gut so einen Artikel zu veröffentlichen und zu diskutieren.

  • Es wird so sein wie bei anderen Virusinfektionen auch: Wenn Kinder sich infizieren, machen die meisten in der Regel die Infektion ohne größere, lebensgefährliche Probleme durch und sind dann immun - auch noch als Erwachsene, wenn dann wiederum ihre (immungesunden) Kinder diese Infektion irgendwann durchmachen.

    Fälschlicherweise werden einige dieser Virusinfekte, die nach wie vor trotz diverser Impfkampagnen durch die Welt virulieren und mutieren, auch als "Kinderkrankheiten" bezeichnet. Es bedeutet nur, dass es besser ist, man bekommt diese Krankheit/den Infekt als Kind, um dann den Rest des Lebens als Bürger in der Gesellschaft funktionsfähig zu bleiben und die Gesellschaft durch die "Durchseuchung" vor einem Kollaps zu bewahren.

    Die Erde und Menschheit macht sowas nicht zum ersten Mal mit. Wir leben allerdings - in mehrfacher Hinsicht - anders als vor einigen Jahr(hundert)en.

    • @Hanne:

      ... aktuell fehlt es bei dieser Pandemie an den bereits immunisierten Erwachsenen.

      • @Hanne:

        Ob und wie viele immunisierte Kinder und Erwachsene es derzeit gibt wissen wir nicht einmal ansatzweise. Deswegen bewegen sich Ihre Behauptungen auf dem Level von Horoskopen. Verzichtbar

  • Als wenn Kinder ohne Spielplätze nicht spielen können.



    Wenn ich hier aus dem Büro mitten im dichten Hamburg nach draußen schaue sehe ich Kinder auf einer Parkplatzzufahrt fröhlich und wild mit ihren Rollern umherfahren, mit viel Abstand weil sehr viel Platz vorhanden. Völlig ungefährlich weil jetzt auch viel weniger Autos den meisten Stadtraum rauben.



    Spielplätze mußten auf wenig Platz errichtet werden weil der meiste öffentliche Raum den Autofahrern zur Verfügung gestellt wurde.



    Stellt den Kindern genau jetzt Spielstraßen zur Verfügung, dann braucht man keine teuren Spielgeräte mehr. Mit Ball, Roller und Fahrrad sind Kinder schon ziemlich glücklich.



    Und wenn die Pandemie in 2 bis 3 Jahren vorbei ist dann kann gleich der Autoverkehr zurückgeschraubt bleiben. Dem Klima wird es auch guttun und die Stadt wird viel lebenswerter, nicht nur für Kinder.

  • "Denn Kinder werden nicht nur aus ihren gewohnten Sozialbezügen außerhalb der Kernfamilie gerissen, sie dürfen faktisch auch nicht mehr mit anderen draußen toben und spielen. Damit entfällt für sie jedoch die wichtigste – und auch gesündeste – Beschäftigungs- und Entspannungsmöglichkeit."

    Und daran werden sie spätestens nach Ostern zugrunde gehen.

    Wir wissen zwar nichts Genaues, aber wir sollten die Kleinen wieder von der Leine lassen. Sieht man dann ja, was passiert.

    Unter uns lebt eine Familie mit vier Kindern, vom Einjährigen bis zum Teenager.

    Die sind gerade eben noch lauter als sonst, treiben das Internet an die Belastungsgrenze und hören zu unorthodoxen Zeiten laute Musik.

    Und?

    Amok gelaufen ist noch keiner von denen.

    • @Jim Hawkins:

      Eben. Vier Kinder können viel Spaß miteinander haben. Aber in welcher Familie gibt es schon 4 Kinder?

      Und von wegen dem "Amok laufen": Vielleicht laufen ja irgendwann Eltern oder auch Nachbarn Amok. (Sie z.B.)

      • @Artur Möff:

        Was das angeht, da bin ich leidgeprüft. Ich habe ein paar Jahre in besetzten Häusern gewohnt.

        Das härtet ab.

        Wenn es das Schlimmste an dieser ganzen Sache war, dass man eine Weile im Hausarrest war, dann würde ich sagen, klopfen wir uns den Staub aus dem Mantel, steigen auf das Pferd und reiten weiter.

        Dann erinnert sich auch keiner mehr an dieses leidige Gejammere.

        • @Jim Hawkins:

          Sitzt halt nicht jeder auf dem hohen Roß und trägt Mantel. Man kann die Probleme anderer auch etwas ernster nehmen und muss dabei nicht einmal den Standpunkt verlassen.

          • @Hampelstielz:

            Wissen Sie, was mein Problem ist?

            Ich selbst gehöre zur Risikogruppe und betreue meine 92-jährige Mutter, die zu den Superstars unter den Angehörigen der Risikogruppen gehört.

            Vor dem Hintergrund fällt es mir in der Tat etwas schwer, das alles ernster zu nehmen.

            • @Jim Hawkins:

              Ich wünschte mir, dass mehr von unseren Mitmenschen etwas von Ihrer Gelassenheit in sich trügen! Das würde uns viel jammerndes Elend ersparen. Ihnen und Ihren Angehörigen aufrichtig alles Gute! Bleiben Sie gesund.

  • Fragen eines (taz-)lesenden Mannes:

    "Kinder übertragen laut WHO das Virus offensichtlich auch seltener auf andere als Jugendliche und Erwachsene."

    Was heißt"seltener"? 10% weniger oder 20% oder 50%? Ab wieviel % würde die Autorin das 'tolerieren'?

    Wie "offensichtlich" ist das?



    Sicher? Wahrscheinlich? Möglich?

    Wurde das überhaupt schon einmal mal gezielt untersucht?

    Kann die Autorin belastbares Material präsentieren?

    Fragen, die um so wichtiger zu stellen sind, als einfaches Nachdenken eher zu folgendem Ergebnis führt:

    Ist es nicht vielmehr zu befürchten, daß Kinder - ab einer gewissen Verbreitung des Virus - zur den Hauptüberträgern von Corona werden: Sie sind sorgloser, verstehen diese abstrakte Problematik nicht wirklich, sind undisziplinierter bei den Schutzmaßnahmen, haben beim Spielen engen Körperkontakt, und dürften in hohem Maße zur Gruppe derer gehören, die zwar infiziert und andere ansteckend sind, aber selbst nur wenig oder sogar gar keine Krankheitssysmptome ausbilden.

    Ich lasse mich gerne von belastbaren Fakten überzeugen - wo sind sie?

    "Auch Frauen sind den bislang vorliegenden Zahlen zufolge signifikant weniger gefährdet als Männer."

    Das ist natürlich für uns Männer ungemein beruhigend. Honi soit qui mal y pense.

    • @Weber:

      Die Übertragung läuft über Tröpfchen und älteren Männern sollte es schon möglich sein, sich soweit von Kindern fernzuhalten, dass sie nicht angespuckt werden...

    • @Weber:

      "Ist es nicht vielmehr zu befürchten, daß Kinder - ab einer gewissen Verbreitung des Virus - zur den Hauptüberträgern von Corona werden: Sie sind sorgloser, ..." Ja natürlich, aber das wird man auch nicht verhindern können. Wichtiger ist damit, die Kinder in immer derselben Gruppe (Schulklasse) zu belassen und Folgeübertragungen (zwischen Schulklassen und zu den Eltern und Lehrern) zu vermeiden. Bei einem Ausbruch in einer Klasse können dann auch die Kontaktpersonen der Eltern frühzeitig gewarnt werden, auch die Eltern können engeren Kontakt zu dem Kind vermeiden, sobald es halbwegs verständig ist.

      • @meerwind7:

        Das ist vielleicht in höheren Schulklassen begrenzt möglich aber gerade nicht in Kitas um die es hier geht. Und damit haben sie genau den Gedankengang der Politker nachvollzogen: Dort wo es geht wird man lockern, dort wo es desaströs ist für die weitere Ausbreitungsgeschwindigkeit ist eben nicht. Nicht ganz ausser Acht lassen sollte man auch das Risiko für die Lehrer - auch oft nicht mehr die jüngsten.

        Es war ziemlich teuer (in Geld und Existenzen) das zu erreichen, was wir uns an Kontrolle über das Virus gerade erst Wieder erarbeitet haben - das jetzt wieder leichtfertig aufzuheben / aufzugeben, weil Kinder eben quengeln, wäre nicht nur unklug, es wäre komplett kontraproduktiv - und für die Gesellschaft gefährlich.

        Bei der Abwägung von Lockerungen muss man tatsächlich die Verhältnismäßigkeit beachten - aber weniger im Sinne individueller Gerechtigkeitsansprüche, sondern vor allem in den mittelfristigen direkten und potenzierten Aus- und Nebenwirkungen.

        Irgendwie fragt man sich, wie es unsere Vorfahren durch Hungersnöte, Kriege und Pandemien geschafft haben, wenn wir daran scheitern, dass Kinder im Zweifel für ein halbes Jahr in der Familie betreut werden müssen. Da fehlt vielleicht auch schlicht ein Realitätscheck. Und gerecht ist an Pandemien grundsätzlich gar nichts.

  • Es tut mir leider, aber das ist haarsträubend und gefährdet das Leben von diesen Kindern nahestehenden (hauptsächlich älteren) Personen. Absolut unverantwortlich.



    Der Grundgedanke ist zwar gut, aber die Rahmenbedingungen zu schaffen und zu prüfen, ist schlicht unmöglich.

  • Wenn wir doch angeblich so wenig wissen, wer und wie Überträger ist, ob Kinder oder junge Menschen, Ältere oder Kranke, dann ist es auch nicht legitim, aufgrund von bloßen Vermutungen mit der Begründung, dass Kinder sich langweilen, die Kontaktrestriktionen für Kinder zu lockern. Es sei denn, dass bewiesen ist, dass Kinder kaum das Virus übertragen.



    Momentan laufen Forschungen über derartige Fragen an. Z.B. in Heinsberg oder in München.

    Wenn Menschen mit Kindern plötzlich feststellen, dass diese nerven, dann hätten sie vorher mal mit Erzieherinnen in den Kindergärten oder mit LehrerInnen in den Grundschulen reden sollen. Die gehen tagtäglich mit deren nervenden Kindern um. Wenn Eltern nichts einfällt, Kinder zu beschäftigen, dann mag ihnen entgangen sein, wie wissbegierig Kinder sind und wie motiviert, spannende Aufgaben zu lösen. Phantasie der Eltern vorausgesetzt.

    • @Rolf B.:

      Das sind vermutlich auch die Eltern, die nach der Kita um 17 Uhr noch ein "Erlebnis" außer Haus mit ihren Kindern organisieren und am Wochenende sowieso Freizeitangebote konsumieren.



      Und Kinder, die sich dann mit Topfschlagen ab 4 Jahre schon nicht mehr zufrieden geben können, weil sie bei einem Kindergeburtstag ein teures "Event" erwarten.

  • Ich glaube nicht, dass vor allem Frauen im Homeoffice arbeiten. Ich habe noch nie so viele Väter mit kleinen Kindern im Park und auf der Straße gesehen wie in den letzten drei Wochen. Ich halte das für einen positiven Kollateralschaden des Coronavirus.

    • @Kolyma:

      Als Vater eines 2 Jährigen Kindes kann ich nur ein lautes Ja! schreien. Ich liebe Corona, ich habe noch nie so ein enges Verhältnis zu meinem Kind gehabt. Auch wenn es die anderen Kinder stark vermisst und es wahrscheinlich gerade viel zu sehr verwöhnt wird, im Moment finde ich es wunderbar.

  • Ziemlich viel Spekulation und Annahmen in diesem Text.

    Es ist zum Beispiel überhaupt nicht bewiesen, dass Kinder wenig häufig das Virus auf andere übertragen.

    Und auch über die Langzeitfolgen ist noch relativ wenig bekannt.

    • @gyakusou:

      Es gibt lediglich die Vermutung, da Kinder und Jugendliche weniger häufig Symptome entwickeln und das auch für kürzere Zeit und dadurch weniger lange infektiös sind.

  • Als Entscheidungsbasis können die getroffenen Aussagen wohl kaum dienen. Da enthalten sie zu viele Konjunktive und Vermutungen.



    Welche Daten gibt es denn, die belegen, wie wenig Kinder Krankheitsüberträger*innen sind?



    Wobei ja immer bedacht werden sollte, dass Covid-19 bereits vor möglicher Symptomatik bzw. bei keinen Symptomanzeichen übertragen werden kann. Wenn nur bei wenigen Kindern eine Covid-19 Erkrankung vermutet und festgestellt wird, es somit eine hohe Dunkelziffer erwartbar ist, dann sind gerade diese der fatale Krankheitsüberträger. Kinder würden wiederum Eltern, Busfahrer*innen, Passagiere, Lehrer*innen, Erzieher*innen usw. anstecken.

  • RS
    Ria Sauter

    Wir stehen noch ganz am Anfang der Erkenntnisse.



    Was Sie fordern in diesem Artikel ist unglaublich naiv.

  • Das ist eine sehr Gute.

    Genau wegen einem nicht beachten von Kontaktverboten für Kinder ist eine Frau die ich gut kenne jetzt nach ihrer Chemotherapie möglicherweise in großer Gefahr.

    Sie ist natürlich wie vorgesehen zu Hause geblieben. Ihr Sohn kauft für sie ein und hat sich ebenfalls an die Regeln gehalten. Jedoch hat die Exfrau des Sohnes offenbar das gemeinsame Kind mit anderen Kindern spielen lassen. Ihr Sohn hat das Kind natürlich auch regelmäßig bei sich, zeigt jetzt plötzlich Symptome und muss getestet werden. Durch einen versehentlichen Kontakt bei der Versorgung mit dem Mann der betroffenen Frau, noch bevor der Sohn Symptome zeigte, ist nun auch sie gefährdet.

    So schnell kann das gehen bei einer "Lockerung" für Menschen die nicht selbst gefährdet sind.

    Den halben Winter ist Mensch Problemlos und ohne großes Mäckern wegen dem Wetter zuhause geblieben. Aber wenn das ganze stattdessen Aufgrund eines Virus und entsprechender Notverordnungen passiert ist es sofort ein Problem und alle Suchen nach Tricks zur Umgehen (der lange Spaziergang den man sonst nie macht - zur Not zu einem Laden), Ausnahmen (faszinieren wer da plötzlich alles handwerkliches Geschick entwickelt und in den Baumarkt muss) oder rufen nach Lockerungen (für Kinder, Wirtschaft und wer weiß wen oder was noch). Sogar diejenigen die am meisten Gefährdet sind machen dabei mit.

    Kann es sein, dass wir hier eine psychologisch interessante Situation haben?

    • @Steffi Wild:

      Ich finde auch, dass das eine psychologisch und gesellschaftlich sehr interessante Situation ist.

  • Zitat:



    "Wir kennen nicht die Zahl derer, bei denen eine Coronainfektion so glimpflich verlaufen ist, dass sie unerkannt blieb. Darunter könnten viele Kinder sein, die möglicherweise bereits immun gegen das Virus sind und in diesem Falle weder erkranken noch Überträger sein können."

    Eben, zur Zeit haben wir insgesamt aber noch zu wenige Daten und viel zu wenige Testkapazitäten.



    Aber sogar bei einer Dunkelziffer von 90 % (sehr positive Schätzung) haben wie jetzt eine Million Infizierte. Bei Einer Verdopplungszahl von Aktuell 15 Tagen haben wir in zwei Monaten Acht Millionen Infizierte. Das sind viel zu viele um unsere Gesundheitssystem nicht zu überlasten. D.h. wir müssen die Verbreitungsgeschwindigkeit weiter massiv drosseln. Die Idee ist, das wir wieder in eine "Containement"-Phase kommen: Nachverfolgen jeder einzelnen Infektion und Isolation der Fälle und Kontaktpersonen.



    Das erklärt Ihre Kollegin im youtube Kanal maiLab sehr anschaulich.

    Solange wir nicht sicher ausschließen können, dass Kinder das Virus ähnlich stark verbreiten wie alle anderen, sollten wir die Maßnahmen nicht lockern.



    Zu den Risikogruppen: Sie sagen, Kontakt der Kinder zu Großeltern einschränken.



    Bin selbst männlich, 51, mein Jüngster 11. Darf der raus oder nicht? Wieviele Eltern haben Bluthochdrukch, Herz-Kreislaufprobleme usw..?



    Und dass häufiger die Frauen im Homeoffice sind ist ne Steile These. Alle meine (überwiegend männlichen) KollegInnn sind im Homeoffice und "haben die Kinder am Bein". Im Einzelhandel sitzen aber die Frauen an der Kasse und die Männer ohne Homeoffice zu Hause, weil die Firma geschlossen hat...

    Als Denkanstoß meinetwegen aber noch deutlich zu früh....

    • @WirdSchonWerden:

      Vielleicht kann man es gut mit einem Brand in einem Wohnblock mit 40 Wohneinheiten vergleichen:



      An Heiligabend fängt in einer Wohnung der Weihnachtsbaum an einem Zweig Feuer. Die leicht beschwipsten Bewohner nehmen es nicht so ernst und fangen leicht belustigt und nur zögerlich mit dem Löschen per Mineralwasserflasche an. Das war die Situation Anfang März bei uns und den meisten anderen Staaten der Welt. Schnell steht der ganze Baum in Flammen, nachfolgend die Gardine. Fluchtartig wird die Wohnung verlassen. Ganz intuitiv würden jetzt die anderen Wohnparteien eine robuste Evakuierung des gesamten Gebäudes, die Schäden durch das Löschwasser etc. akzeptieren. Auch wenn nur 2,5% der Wohnungen betroffen ist. Auch der Hinweis, dass durch beherztes Eingreifen (sofort 1 Eimer Wasser über den Baum) gar nichts passiert wäre, ändert nichts an der Tatsache, dass nun alle raus in die Kälte müssen und Heiligabend dieses Jahr ausfällt.



      Soweit der Vergleich.



      Was bringt es denn, jetzt zu sagen, man hätte früher reagieren sollen? Als einziges Land der Welt hat wohl Südkorea von Anfang an richtig agiert, ohne allzu autoritär vorzugehen. Aber mit Maßnahmen, die hierzulande genauso in der Kritik gestanden hätten (Handyortung etc.).

    • @WirdSchonWerden:

      Ja, ich glaube, die Erkenntnis, dass wir absolut ALLES tun müssen, um das Virus zu bremsen bzw. zurückzudrängen und das dann (mit etwas Glück) vielleicht so gerade eben klappen könnte, hat sich noch nicht so richtig durchgesetzt...

      Die Frage ist nicht, ob irgendwas davon anstrengend ist. Die Frage ist, ob wir uns genug anstrengen und die Antwort darauf ist bisher noch ein klares Nein.

      Solange die Zahl der Genesenen nicht schneller steigt als die der Infizierten, haben wir uns noch nicht genug angestrengt. Denn vorher wird es keine Entspannung der Lage geben.

  • Wir leben in einer Zeit in der sich die Entscheider als ignorannte Pessimisten ohne Idee gezeigt haben, gleichsam sie Optimismus ausstrahlen wollten. Bisher zumindest, aber mal schauen was noch kmmt: Bisher also ein Problem, denn ich nehme an, dass Ihr Beitrag vorwiegend als Partikularinteresse betrachtet wird, im dümmsten Fall Ihnen per Fragestellung unterstellt wird ob Sie Schuld sein wollen am Tod anderer wegen Ihres Egoismusses. Von ganz links könnte sogar gefragt werden ob Sie durch derlei Text wirklich dem Kapitat weiter dienen wollen wenn der uns doch gerade gegen die Wand fährt. Anyways!



    Es wird spannend wie die Stimmung der Leute und der Entscheider sich weiter entwickelt, inhaltlich bin ich vollumfassend bei Ihnen, wäre ich übrigens auch schon gewesen, wenn Sie den Artikel vor drei Wochen geschrieben hätten.

    • @Tom Farmer:

      Ungerne möchte ich als ignoranter Pessimist gelten.



      Klären Sie mich also bitte auf, was alterte Optimisten wie Sie tun würden.

      • @weaver:

        Übergeordnet: Die Pessimisten haben die Schlagzeilen (ich denke das ist derzeit mehr als bewiesen und ist eine Binsenweisheit) die Optimisten haben den Erfolg.



        In unserer beschaulichen Stadt von 20.000 EW haben wir derzeit 55 Infizierte. 19.945 sind somit gesund und dürfen sich dennoch kaum bewegen. OPtimistische Frage: Gibt es Möglichkeiten die beiden Gruppen recht scharf zu identifiieren durch testen, testen, testen, und Quarantäne bis zum Beweis der Infektion/NIcht Infektion. Kann man Risikogruppen grundsätzliche identifizieren, stark Betroffene getrennt versorgen und von anderen weniger betroffenen Risikogruppen distanzieren? Kann man die Versorgung der Gruppen von derer andere Gruppen organisatorisch trennen? Alte kaufen nur noch MIttwochs und FReitags zwischen 8 und 12:00 Uhr ein, ander Gruppen eben an anderen festgelegten Tagen und Zeiten.



        Kann man Home-Versorgung aufbauen durch defniefte ständig getestete Teams.. Maskenpflicht? ....und ganz wichtig: Durch Freiwillige Daten sammeln und Risikoprofile definieren und wie oben dann getrennt organisieren.



        Alles wird derzeit mit dem Holzschhnitzer betrachtet, das empfinde ich als denkfaul. Man hätte vor Wochen schon was organisieren können, hat man aber nicht. Wird langsam Zeit.

        • @Tom Farmer:

          Ja, das wäre alles total easy, wenn Infizierten sofort ein blauer Pilz auf dem Kopf wüchse, woran man sie erkennt. Ist aber nicht so. Wer sich infiziert, ist unter Umständen lange symptomlos uns selbst wenn er Symptome hat, können die so unspezifisch sein, dass er keinen Test kriegt, denn die sind immer noch knapp. Er ist aber lange infektiös und dann andere infizieren.

          Das ist der Knackpunkt daran: Da man nicht weiß, wer infektiös ist, muss man erstmal alle isolieren, um das einzudämmen.

          Das ist total doof, aber viel weniger doof als einfach darauf zu verzichten, weil sich dann das Virus wie ein Lauffeuer durch die Bevölkerung fressen würde.

          Und man kann nicht 80 Millionen Menschen ständig testen. Wir sind gerade bei einer halben Million Tests pro Woche, was schon verdammt viel ist, aber bei mehr als 80 Millionen Einwohnern hieße das, wir würde gerade 160 Wochen, also mehr als drei Jahre brauchen, um jeden auch nur einmal zu testen. Und das wäre dann nur eine Momentaufnahme, denn er könnte sich am nächsten Tag infizieren und keiner würde es wissen.

          Das ist das Gemeine an so einer Pandemie: Die Größenordnungen sind einfach sehr schwer beherrschbar.

        • @Tom Farmer:

          von der Stadt auf D hochskaliert: Ständig ca 40 Mio testen? Das dürfte auch Optimisten überfordern.

          • @fly:

            Die Zahl 40 Mio stammt von Ihnen, ich habe beispielhaft von definierten Risikogruppen gesprochen die es getrennt zu organisieren, wahlweise zu betreuen gilt.

  • Wie bitte? Kinder können sich gegenseitig nicht anstecken? Glaube ich nicht.

    • @Thomas Schöffel:

      Ich auch nicht, es sind auch schon Babys und kleine Kinder am Vitus gestorben, und vor allen tragen die das Virus ins Haus zu den Eltern.