Corona, Olympia und Britney Spears: Lasst die Spiele beginnen

Auch beim Thema Corona agiert Donald Trump rassistisch, Adidas prellt die Miete und Olympia wurde verschoben. Zum Glück gibts noch Genossin Spears.

Britney Spears

Ein Insta-Post reicht aus, um zur „Queen des Proletriats“ zu werden Foto: David Starbuck/imago-images

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Wer ist bitte auf die Idee gekommen, uns alle auf den 20. April als Tag der Erlösung zu justieren?

Und was wird besser in dieser?

AfD kann 20. 4. nicht allein feiern.

Boris Johnson hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Ein Anlass zu klammheimlicher Freude?

Harvey Weinstein! Friedrich Merz! Doch schon bei Prinz Charles oder Placido Domingo kommt die These, #MeToo habe das Designervirus in chinesischen Labors bestellt, wieder ins Wackeln. Männer über 60, anfassen verboten. Hm.

Die IOC verschiebt Olympia auf 2021. Aber können Großveranstaltungen nächstes Jahr stattfinden?

Adidas wird es sich finanziell erlauben können. Die Mietpreller bestehen auf ihrer „Tradition als olympische Marke“, wie sich die Schuhkette Deichmann traditionell beweihräuchert, weil „die Bibel den Schuhgroßhändler leitet“. Eine Reihe dieser Handelsketten will nun ihre Ladenmieten nicht mehr bezahlen. Noch nicht recherchiert ist, wie diese Konzerne das bei ihren eigenen Immobilieninvestments halten werden. Die Verschiebung der Olympischen Spiele dagegen macht Sinn und wirft nur die Frage auf, ob das anhängende Turnlumpenproletariat weiter tüchtig Sportförderung bekommt. Im Kontext der globalen wirtschaftlichen Erschütterung ist Olympia jedoch nur Folklore. Der Kern: Wann überwältigen wirtschaftliche Interessen die der Menschlichkeit und Gesundheit? Lasst die Spiele beginnen.

Noch vor einem Monat sagte Trump, man habe das Virus unter Kontrolle. Jetzt sind die USA das Land mit den meisten bestätigten Infizierten. Kann man eine Katastrophe noch abwenden?

Welche? Kann Corona Trump noch abwenden? Manche raunen dem Virus die Kraft bei, den starken Mann als hilflos rudernden Hampel vorzuführen. Husten, wir haben ein Problem. „Chinesisches Virus“ zieht Trump das rassistische Register, bald wird er mit anderen ehrlichen, armen Amerikanern gegen ein Establishment hetzen, das Beatmungsgeräte bezahlen kann. Nicht der glühendste Verfechter von „Obamacare“ wird sich dieses Beweisszenario gewünscht haben. Es könnte aber überzeugen. Am Ende werden Länder mit öffentlichem Gesundheitssystem weniger Menschen verloren haben.

Bei Instagram ruft Britney Spears zur Umverteilung des Wohlstands und zu Streiks auf. Britney eine Sozialistin? Viele sind überrascht, aber war das nicht schon lange klar?

Nicht soooo lange, zu Anfang ihrer Karriere war sie eingeschriebenes Mitglied der Republikaner und unterstützte Georg W. Bush. Unterwegs sang sie Texte gegen „Warenfetischismus“ („Work bitch“) und unterstützte Obamas Gesetz für die „Dreamers“. Die Sozialistische Partei der USA begrüßte Spears nun als „Genossin Britney“ und, mal sehen, am Montag soll ein Generalstreik folgen. Kann man ranschmeißerisch finden, aber – wollen wir, dass Sahra Wagen­knecht singt?

80 Tonträger mit rechtsradikaler Musik sind im vergangenen Jahr auf dem Index gelandet, wie eine Anfrage der FDP im Bundestag ergab. Neben dem altbekannten Rechtsrock scheint Rechtsrap das neue Ding zu sein. Können Nazis überhaupt rappen?

„Rap“ in seiner Urform stammt aus den Sprechgesängen afro-amerikanischer Feldarbeiter. In die Popkultur gelang er über Schwarze Kirchen. Kurz – da ist alles versammelt, was ein Nazi töten möchte. Schreiben die das eigentlich „Repp“?

Die Kultusministerien der Länder haben sich geeinigt: Sie Abiprüfungen finden statt. Muss das sein oder ist das einfach nur leichtsinnig?

Bin ich Arzt? Empörend jedenfalls, dass diese Generation um die Chaos-Woche vor dem Abi betrogen ist.

Die Steakhouse-Kette Maredo ist pleitegegangen. Wie essen Sie eigentlich Ihr Steak? Blutig oder doch lieber aus Fleischersatz?

Maredo ist die Harley-Davidson unter den Tretrollern, die müssten den vegetarischen Trend 30 Jahre überwintern, um dann als gastronomie de la resistance aufzuscheinen. Vapiano, TUI, viele Reiseketten und Schnellverkaufsbuden wackeln jetzt. „Zombie-Firmen“, die von Kredit zu Kredit durchmodern und nüchtern bilanziert schon vor Corona letal waren.

Und was machen die Borussen?

Nehmen das Training wieder auf, in Zweiergrüppchen, ohne einander zu nahe zu kommen. Wegen sowas haben wir Ginther verkauft und Schmelzer kann das auch gut. Favre-Style. Fragen: Matej Snethlage, Patrick Wagner

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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