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Beschlossene Cannabis-LegalisierungNiemand muss nüchtern sein

Trotz geplanter Cannabis-Legalisierung verbreiten Lobbys Panik. Dabei weiß jeder klare Kopf: Wir sollten alle Drogen legalisieren.

Niemand wird aus Spaß abhängig Foto: Everyonephoto/imago

Schon wieder diskutieren wir über die bereits beschlossene Legalisierung und angeblichen Gefahren von Cannabis. Der Spiegel hat eine Studie veröffentlicht, nach der 45 Prozent der Befragten gegen eine Legalisierung sind. Der Richterbund verbreitet Panik und warnt vor einem völlig spekulativen Konsum-Zuwachs unter Jugendlichen.

Ärgerlicherweise gibt Gesundheitsminister Lauterbach diesen Kritikern implizit recht. Aus seinem Haus kommt ab Mittwoch eine Kampagne, die vor behaupteten Gefahren von Cannabis warnen soll. Diese hysterische und an der Realität komplett vorbeigehende Debatte ist Ausdruck des typisch deutschen Paternalismus. Wir entscheiden, was für euch gut ist.

Lasst die Menschen doch selbst entscheiden, ob sie nüchtern sein wollen oder nicht, wie oft und wie schwer sie dem Rausch nachgehen. Die Menschen sind mündig, sie können selbst über ihren Körper und ihre Neurochemie bestimmen. Wir sollten alle Drogen legalisieren, ob weich oder hart.

Die Argumente dafür sind hinreichend bekannt: Durch bessere Qualität des Stoffes und offenere Diskussionen über Harm Reduction gibt es weniger Tote, weniger gesundheitliche Schäden. Auch Kriminalität und Gewalt würden bekämpft. Es ist absurd: Während die Republik über aufgebauschte und rassistisch grundierte „Clankriminalität“ diskutiert, soll ausgerechnet die Legalisierung von Drogen, die den wirklich gefährlichen kriminellen Organisationen wie der kalabrischen N’drangheta, mexikanischen Drogenkartellen oder in der Sahara drogenschmuggelnden Islamisten den Markt vermiesen würden, des Teufels sein.

Bessere Mittel gegen Drogensucht

Die meisten, die Drogen konsumieren, verpfuschen ihr Leben nicht, ebenso wenig wie die allermeisten Biertrinker. Und was heißt schon ein verpfuschtes Leben? Ich persönlich finde ein heterosexuelles Häuslebauer-Life in einer miefigen Vorstadt mit zwei Autos und jährlichem Malleurlaub auch verpfuscht, aber im Gegensatz zu den Kleinfamilien-und Arbeit-über-alles-Ultras habe ich keine Allüren, jemandem aufzuzwingen, wie sie leben sollen.

Warum wollen Menschen sich betäuben? Übermäßiger Konsum von Drogen oder Alkohol ist in erster Linie Symptom, von Trauma, Überforderung, Leistungsdruck. Niemand wird aus Spaß abhängig. Obdachlose sind nicht auf der Straße, weil sie drogenabhängig sind, vielmehr werden sie abhängig, um körperliche Schmerzen und Demütigungen zu ertragen, die Obdachlosigkeit mit sich bringt. Dieser Probleme wird man nicht Herr, indem man Betäubungsmittel verbietet, sondern die Ursachen für den Schmerz bekämpft.

Mietpreisdeckel, hohe Mindestlöhne, großzügige Sozialleistungen, einfacher Zugang zu Psychotherapie wären die besten Mittel gegen Drogensucht. Auch andere Mittel sind erprobt: Wer sich über Junkies im Viertel aufregt, sollte sich am besten für eine staatliche Abgabe des Stoffes an Süchtige einsetzen, wie es in der Schweiz schon seit 30 Jahren mit großem Erfolg praktiziert wird.

Die Argumente gegen eine Legalisierung aller Drogen sind völlig inkohärent. Wer gegen Rausch ist, müsste der Stringenz zuliebe auch ein Verbot von Alkohol fordern. Die Folgen von Alkoholkonsum kosten die Gesellschaft horrende Summen, weit mehr als andere Drogen. Von Alkohol sind in Deutschland Millionen Menschen abhängig, von anderen Drogen nur ein Bruchteil davon. Ich höre schon empörte Leser: Drogen und Alkohol sind doch nicht dasselbe! Ein Joint, eine Line, ein Schuss, das ist schmutzigste Dekadenz, aber ein Glas Wein ist uralte Genusstraditionen.

Vorreiter im internationalen Trend

Nun: Konsum von Opium oder Kokablättern ist seit tausenden Jahren belegt. Modernes Heroin wurde 1898 patentiert, von Bayer. Heroin ist also wie Kokain, das ab 1862 von Merck frei verkauft wurde, ein deutsches Traditionsprodukt.

Die an Hysterie grenzenden Warnungen vor Drogen beschreiben nicht die Situation nach einer Legalisierung, sondern den Ist-Zustand, die Prohibition. Studien zeigen, dass kaum mehr Menschen abhängig werden, wenn der Zugang zu Drogen offen möglich ist. In Portugal und Tschechien, wo der Besitz kleiner Mengen schon länger legal ist, werten die Behörden den liberalen Weg als Erfolg. Die Zahl der Toten durch Überdosis in beiden Ländern sank drastisch.

In Tschechien soll Cannabis ab 2025 legal sein, auch in der Schweiz gibt es einen Parlamentsbeschluss. Deutschland wäre also keine ­Cannabis-Paradies-Insel mitten in Europa, sondern ausnahmsweise Vorreiter im internationalen Trend. Uruguay erlaubt den Besitz und ­Konsum von Cannabis bereits seit 2013, Kanada seit 2018, Thailand seit 2022, und auch in einzelnen ­US-amerikanischen Bundesstaaten wie Washington oder Colorado gibt es seit der Legalisierung gute Erfahrungen.

Also Deutschland, sei mutig, sei ehrlich zu dir selbst. Nüchtern bist du ohnehin nicht, das beweist jedes Dorffest, eine Clubnacht in Berlin oder München im Oktober.

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42 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Wie so viele in die Jahre gekommene sehe ich persönlich ein, dass das Gesaufe, Gekiffe und wer weiß noch was in jüngeren Jahren weder oftmals schlau noch unbedingt nötig war.

    Was hat man doch die Zeit verschwendet: ungesund, sogar gefährlich, aber auch einmalig schön und verrückt.

    Trotz vielleicht zu später Einsicht, kann ich persönlich nicht behaupten, dass die Drogen das Übel waren oder sind.

    Wenn, dann ist man sein eigenes Übel, weil man immer die Wahl hat etwas zu tun oder nicht zu tun.

    Wir täten gut daran, die persönliche Freiheit des Einzelnen mit einer neuen Drogenpolitik hochzuhalten.

  • Als medizinische Variante ist Cannabis doch schon seit Jahren legal und wer einen guten Hausarzt hat muss nicht in der Hasenheide kaufen.

    > 20% THC für

  • Was für eine bestechende Logik:

    Weil es schon so viele Alkoholopfer gibt, kommt es auf ein paar Drogenopfer mehr oder weniger auch nicht mehr an!

    Nur wenn es schon so kommt, wie es kommen soll, dann schließt doch bitte die Abhängigen (inkl. Alkohol und Tabak) aus der gesetzlichen Krankenkasse aus, damit die Allgemeinheit nicht für die Konsumentscheidungen des Einzelnen aufkommen muss.

  • Das wie wird entscheidend sein.

    Wie in den Niederlanden wäre eher schlecht, da dort der Anbau und die Händler nicht Kontrolliert werden, was dazu geführt hat, das Kriminelle den Markt beherrschen. Der Verkauf an den Endkunden ist zwar legalisiert, aber der Coffeeshop Inhaber selbst darf es selbst eigentlich gar nicht Kaufen, aber Verkaufen, ein -wiederspruch in sich selbst.

    Wie in Kanada wäre die Blaupause, dort kümmert man sich um den Anbau und Vertrieb und Kontrolliert die Qualität des Cannabis, nur so wird es auch in Deutschland Funktionieren!

  • "Die Menschen sind mündig, sie können selbst über ihren Körper und ihre Neurochemie bestimmen."



    Mit Einschränkungen.



    Zum Beispiel verliert man nach einer Weile der Drogennutzung die Mündigkeit. Der freie Wille geht flöten, wenn die Entzugserscheinungen anklopfen.



    Ausserdem werden andere in den Drogengebrauch einbezogen. Ich bezahle die ärztliche Behandlung von Usern mit. Gilt mein "freier Wille", mir die Kohle zu sparen, weniger als der der User, sie für Drogen rauszuhauen?



    Und dann möchte ich natürlich ungern von einem reaktionsträgen Kiffer im Lachflash überfahren werden, weil seine Drogennutzung den Wert meines Lebens überschreitet.



    (Ich erwähne Alkohol nicht gesondert, weil sich die Gleichbehandlung aller Drogen von selbst versteht)

    • @Stechpalme:

      Das schöne an der Drogen-Gesetzgebung ist das der Konsum erstmal nicht verboten ist nur der Besitz. Die führen eines Fahrzeuges unter Drogen ist z.b. verboten.

    • @Stechpalme:

      Leider ist die Gesellschaft und allen voran die Politiker nicht so weit das legale und illegale Drogen gleichbehandelt werden. Es wird in der öffentlichen Diskussion selbst von Gesundheitsministerien und ihren Ministern von Drogen und Alkohol und Tabak gesprochen.

    • @Stechpalme:

      "Und dann möchte ich natürlich ungern von einem reaktionsträgen Kiffer im Lachflash überfahren werden, weil seine Drogennutzung den Wert meines Lebens überschreitet. " genial geschrieben :) !!!

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Dann bitte aber auch kein großer Feuerwehreinsatz wenn mal wieder ein zugedröhnter Kiffer im 5. Stock in der Nacht auf dem Dach rumspringt.

    Oder Schadensersatz für Sachbeschädigung weil man zugedröhnt in Unterhose auf der Straße über die Autos springt und beschädigt.

    Beides Fälle bei uns am Platz aus diesem Jahr.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Genau, alle Kiffer tanzen auf ihrem Dach oder springen in Unterhose auf ihrem Auto rum. Sie wollen ernst genommen werden?

    • @49732 (Profil gelöscht):

      ... und Sie haben ein toxikologisches Gutachten gesehen, dass es sich lediglich um Cannabiskonsum psychisch gesunder Menschen gehandelt hat?

  • DANKE!

    Nagel auf den Kopf getroffen!

  • Anmerkung zu dem unpassenden Vergleich zwischen Alkohol und Nikotin einerseits und Cannabis, ff. andererseits: Schädlich ist all dieses Zeug. Aber es ist ein Unterschied, ob man Alk und Tobak nicht mehr herausbekommt, weil sie seit Jahrhunderten eingebürgert sind, oder ob man neuerdings Cannabis u. a. hereinlässt.



    Die Zeche zahlen am Ende die Krankenkassen-Beitragszahler, die für die Behandlung von Qualmern, Säufern und nun verstärkt auch Kiffern aufkommen müssen. Denn sie können sich auf die taz berufen: „Niemand muss nüchtern sein“!

    • @Pfanni:

      In den USA hat man das doch versucht mit dem Verbot des Alkohols. Mit wenig Erfolg. Dafür hat es die Mafia gefördert.

    • @Pfanni:

      Viel Meinung und null Fakten.

    • @Pfanni:

      Die Sucht nach Nikotin und Alkohol als Argument gegen ein Verbot dieser Substanzen anzuführen ist an Dummheit kaum zu überbieten. Und die 'Nicht-Sucht' nach Cannabis dem Gleichzustellen, bzw als schlimmer darzustellen ist dreister als dreist.



      Die Beführworter der Prohibition sind meist auch deren Profiteure.

      • @Jemandzuhause:

        Warum ist der Vergleich verschiedener Suchtmittel dumm? Die Argumentation von Pfanni ist logisch und nachvollziehbar.

        • @Abid Kidoh:

          Logisch währe der Vergleich welche gesundheitliche Schäden Nikotin und Alkohol gegenüber Cannabis verursachen. Dann fällt auf wie lächerlich das Verbot von Cannabis ist solange diese Substanzen erlaubt sind.



          Laut WHO sterben an Tabak weltweit jährlich 8 Millionen Menschen. An Alkohol 3 Millionen. Bei Cannabis sind keine Todesfälle bekannt.

          • @Andreas J:

            Ihre Argumente sprechen eher dafür, den Zugang zu Alkohol und Tabak stärker einzuschränken, als Cannabis freizugeben.



            Ich habe nachgeschaut, was die WHO zu Cannabis sagt. In wenigen Worten ausgedrückt: Freigabe für medizinische/therapeutische Zwecke und weitere Studien, da man zu wenig über die Folgen von regelmäßigem Cannabis-Konsum weiß.

            • @Abid Kidoh:

              Dann war es wohl scheinbar nicht so dringlich. Cannabis wird schon ewig konsumiert.

  • "Menschen sind mündig".



    Alle?



    Nein.



    Kinder z.B. nicht.

    Und nur weil es weniger Tote gibt, heißt das noch lange nicht, des weniger Familien, Existenzen, ... zerstört werden.

    Von mir ein klares nein zum Thema.



    Alkohol und Tabak sind mir auch ein Dorn im Auge.



    Im Kollegenkreis sind schon einige daran gestorben.

    • @rollef:

      Wahrscheinlich keine Cannabis Toten dabei, oder? Sie sollten sich für ein Alkohol und Tabak Verbot einsetzen, macht mehr Sinn wenn Ihnen Familien und Existenzen am Herzen liegen. Einfach mal bei den Fakten bleiben..

  • DANKE! Wie kann man Menschen einsperren, nur weil sie Substanzen gebrauchen? Drogengebraucher werden seit Jahrzehnten kriminalisiert. Das Leben wird ihnen so schwer gemacht, dass sie nachher selbst an den Müll glauben, der über sie verbreitet wird. Lasst bitte den Menschen selbst die Entscheidung, wieweit sie von einer Substanz abhängig sein wollen.

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @cat:

      Klar. Sofern die Folgen eigenverantwortlich getragen werden.

      D.h. Behandlung bei Vergiftungen, Handlungen ohne eigene Kontrolle aufgrund Rausch usw. Gehen zu 100% auf den Konsumenten. Spätere Behandlungen aufgrund von Langzeitschäden je nachdem ob besondere steuern veranschlagt werden.

      Zu sagen "ich entscheide für mich und ihr müsst die Konsequenzen tragen" ist keine Freiheit, die für alle funktioniert.

      • @83191 (Profil gelöscht):

        "Zu sagen "ich entscheide für mich und ihr müsst die Konsequenzen tragen" ist keine Freiheit, die für alle funktioniert."



        Spielen sie das mal konsequent durch. Nicht nur bei Drogen weil es selbst einen nicht betrifft. Wenn sie sich ein Handy kaufen tragen jene die die Rohstoffe in einsturzgefährdeten Löchern für Hungerlöhne aus dem Boden kratzen die Konsequenzen.

      • @83191 (Profil gelöscht):

        Mit Verlaub, das ist eindeutig zu kurz gedacht. Wir alle bezahlen



        - die Behandlung der Leberzirrhose des Alkoholikers,



        - den Lungenkrebs des Tabakrauchers,



        - aber auch das gebrochene Bein des Radrennfahrers,



        - die Querschnittslähmung des Freeclimbers,



        (- und übrigens auch den Burnout des Workaholics).

        Es ist *richtig* so, dass wir diese bezahlen, denn genau dafür sind Sozialversicherungen da. *GENAU DAS* ist Freiheit für alle, ermöglicht es doch jedem, seine Freizeit unabhängig von dem Gedanken "kann ich mir den Worst Case leisten?" zu gestalten.

      • @83191 (Profil gelöscht):

        im Nachhinein würden wahrscheinlich viele Drogengeschädigte anders entscheiden. Das Problem ist meistens, dass vorher keine Einsicht in die potentiell schädlichen Seiten des Drogenkonsums besteht. Das gilt genauso für Alkohol wie Zigaretten.



        Ein vollaufgeklärter Mensch wäre frei zu entscheiden und vermutlich bereit die Konsequenzen zu tragen, leider sind die meisten Menschen vorher nicht aufgeklärt und informiert, aus welchen Gründen auch immer. Es wird einfach mal ausprobiert...



        Die Liberalisierungsdebatte geht immer von vernunftgetriebenen rein rational handelnden Personen aus, die reine Willensentscheidungen treffen, sie blendet aber komplett die Realitäten aus, dass Menschen zum Großteil reaktiv handeln (aus emotionlanen Gründen, aus Lebensumständen, aus Spaß, aus "Mir doch egal") die Konsequenzen spielen dabei kaum eine Rolle. (Das ist keine Wertung, das sind normale menschliche Handlungsmuster)

        • 8G
          83191 (Profil gelöscht)
          @nutzer:

          Sie rennen da offene Türen ein.

          Ich halte viel von Aufklärung und Information. Diverse hochgradig süchtig machende Stoffe gehören gnadenlos verboten oder nur nach einer ausführlichen Prüfung freigestellt. (Drogen Führerschein quasi). Und die harmloseren eben frei mit viel Information und Suchtberatung usw. (Portugiesisches system)

          Wer dann dennoch diese Stoffe konsumieren möchte, der kann das gerne tun. Aber dann halt nicht, sobald das Echo kommt, aufs Solidarsystem pochen.

  • Wann immer es Politiker es für nötig erachten schlüpfen sie in die Rolle eines Missionars und versuchen ihre eigene Meinung, allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz, durchzusetzen.

    Welche Gründe auch immer in Wahrheit dahinter stecken.

  • So pauschal würde ich das nicht gelten lassen, es gibt Drogen die nicht kontrollierbar konsumierbar sind. Crack ist definitiv nicht tauglich als normaler Partyspaß oder Frustkiller eingesetzt zu werden, auch Opiate sind so ein Fall, da kann man zwar mit Leben, sogar ganz normal, wenn`s sauber ist, aber abhängig ist man trotzdem und zwar stark. Loskommen ist ein Problem und es bedarf ärztlicher Hilfe, richtig los kommt man nicht mehr.

    • @nutzer:

      Die Frage ist trotzdem, ob das Verbot und die Strafverfolgung das richtige Mittel sind, die Menschen davor zu schützen.

      • @Francesco:

        Bei manchen Drogen schon. Bei Cannabis bin ich sehr für eine kontrollierte Abgabe, vor allem auch eine Qualitätskontrolle.

  • Wie ist Portugal mit seiner Drogenpolitik eigentlich bei der EU durchgekommen. Ärzte u Psychiater und Psychologen sind gegen Cannabisfreigabe, weil sie viele Jugendliche mit drogeninduzierten Psychosen in den Kliniken sehen und befürchten, dass man diese nicht schützen kann. Richter fürchten überkomplexe vielseitig auslegbare Gesetze. Die Kommunen haben Angst vor Unübersichtlichkeit. Aus Kalifornien kommen jetzt schon große



    Mengen Cannabis in Düsseldorf an . Das große Problem ist unser dopamingesteueetes Hirn, was abhängig ist von Erfolg beim Fußball, Reiten, Klettern, Drogen etct. . Leider macht der Drogenkonsum so zufrieden, dass weitere Aktivitäten sich oft erübrigen - und das in unserer Leistungsgesellschaft . Andererseits gibt es Leistungsträger, die Drogen zum Stressabbau am Abend benutzen.

    • @Dr.med. Heinz de Moll:

      Vielleicht liegt das Problem ja eher bei der Leistungsgesellschaft.

    • @Dr.med. Heinz de Moll:

      Einige, wenige Ärzte etc sind dagegen. Und meist solche die zugang zum pharmakologischen 'Giftschrank' haben.



      Wenn man die absoluten Zahlen zugrunde legt relativiert sich das "viele" deutlich.



      Die meisten Richter sind für eine Freigabe, nur mal so zur Info. Und die Kommunen richten sich nach der Blöd Zeitung...

  • Gebt Asbest frei und Glykol für den Wein - wir sind ja alles aufgeklärte Nutzer, die Risiken und Nebenwirkungen objektiv abschätzen können. Ach ja, Geschwindigkeitsbegrenzungen innerorts gehören entsprechend auch abgeschafft, gängelt nur die Fahreuphorie!



    Der Autor hat ja in vielem recht, schüttet aber das Kind mit dem Freibad aus.



    Es gibt Substanzen, bei denen Konsument und Gesellschaft (nein, wir sind keine Ego-Inseln) ein in den meisten Fällen ein bewältigbares Risiko eingehen, also Substanzen mit geringem Sucht- und Gefährdungspotenzial wie Coffein, THC, MDMA, LSD u.a. und dann gibt es Stoffe, bei denen es nicht so ist, entweder weil das Suchtpotenzial, die Gesundheits- oder Gesellschaftsgefährdung einfach zu groß ist. Opiate gehören dazu, legale Opiate hatten wie man einst in China (zwangslegalisiertes Opium) und heute in den USA (Oxycontin) furchtbare Wirkungen.



    Kokain wiederum hat in den Herstellerländern derart gesellschaftszerstörende Wirkung, dass jene, die gegen Blutdiamanten wettern, das Nasengold nicht vergessen dürfen. Und Zeug wie Pervitin ist einfach giftig.



    Das Einzelpersonen als Heroinsüchtige Raser mit Faible für selbstgebaute Gasherde 90 Jahre alt werden, it kein Argument für totales laissez faire.



    Natürlich nervt es, dass sobald die Bundesregierung mal was ändern will, alle Bedenkenträger und Schwarzseher medial gehypt werden, insbesondere, da es links von Bild und Welt seit 30Jahren Konsens war, dass die Totalprohibition von allem außer Alk, Tabak und Zockerautomaten irrationaler Blödsinn ist und nun plötzlich alle die 70er Haschgiftkeule schwingen inklusive bizarrer und die Erfahrungen unserer Nachbarn ignorierende Paranoiaszenarien von Horden sich dröge kiffender Grundschüler wiederkäuen. Dass das evtl. eine passende Reaktion der Jugend wäre, um auf den Unwillen der Älteren, notwendige Anpassungen an die Zukunft mitzutragen (Nach mir die Sintflut meets Last Generation: No-Future for Nobody) ist ein anderes Feld

    • @Euromeyer:

      "Kokain wiederum hat in den Herstellerländern derart gesellschaftszerstörende Wirkung, dass jene, die gegen Blutdiamanten wettern, das Nasengold nicht vergessen dürfen. "

      Nach meinem Eindruck kommt die zerstörende Wirkung durch die Bekämpfung des Kokain-Anbaus und -Handels zu Stande.

      • @Francesco:

        Mag Sein, dass die Kartelle und Gangs durch den "War in Drugs" überhaupt erst entstehen könnten.



        Jetzt sind sie aber da und jede in die Nase gezogene Line hinterlässt in Mittelamerika eine Blutspur, von massakrierten Studenten in Mexuk bishin zu den aktuell ermordeten Politikern in Equador.



        Eine Legalisierung oder Entkriminalisierung des Kokoskonsums bei uns ändert nichts an der dortigen organisierten Kriminalität.

  • Der bisherige Verlauf von Debatte und Gesetzgebungsverfahren deutet für mich eher nicht darauf hin, dass die Legalisierung wirklich kommt, von einer insgesamt rationaleren Drogenpolitik ganz zu schweigen.

    • @Ingo Bernable:

      Absolute Zustimmung. Bisher kamen doch eigentlich nur Ausreden warum und wieso es nicht geht. Im Oktober wenn die FDP wie zu erwarten in Hessen und Bayern aus dem Landtag fliegt, ist die aktuelle Koalition aber Geschichte und dann kommen 20 Jahre Stillstand mit der CDU. Ich sehe da keinerlei Gründe für Optimismus in der aktuellen Debatte, es sei denn sie hätten einen Gesetzentwurf fertig der jetzt noch schnell durch die Instanzen gepeitscht werden soll.

  • Das "portugiesische Modell" funktioniert deshalb einigermaßen, weil man nahezu die gesamten finanziellen Mittel, die zuvor für die Strafverfolgung verwendet wurden, in Prävention und Suchthilfe gesteckt hat. Das sollte man schon betonen. Trotzdem wäre natürlich schon viel gewonnen, wenn etwa Heroinabhängige nicht mehr an irgendwelches mit Fentanyl gestrecktes Zeug geraten.



    Allerdings habe ich meine Zweifel, dass "Mietpreisdeckel, hohe Mindestlöhne, großzügige Sozialleistungen" wirklich die besten Mittel gegen Drogensucht darstellen. Da wird meinem Eindruck nach das Thema Sucht den eigenen (meines Erachtens grundsätzlich überaus vernünftigen) politischen Forderungen dienstbar gemacht.



    Ich könnte viel Poetisches über das Dasein des Süchtigen schreiben, auch aus eigener Erfahrung. Letzten Endes wird man aber bei Erklärungsversuchen auch bei diesem Thema nicht um den Rekurs auf die gesellschaftliche Totalität herumkommen. Und da gilt für die Suchtprävention das gleiche wie für den Mietendeckel: es handelt sich lediglich um Symptombekämpfung, das Problem wird nicht bei der Wurzel gepackt.