Ästhetik der Wärmepumpe: Meine Heizung, der Robert und ich
Wer sich eine Wärmepumpe zulegt, sollte gerüstet sein. Das Ding produziert zwar ökologisch Wärme, ist ästhetisch aber eine Zumutung.
D ie Bundesregierung und ich haben uns eine Luftwärmepumpe zugelegt. Der ästhetische Aspekt allerdings wurde bisher viel zu wenig thematisiert. Die Teenagerin in meinem Haushalt wollte wissen, warum wir jetzt einen Kühlschrank „oder so was“ im Vorgarten haben. Ich selbst war auf den Anblick des Außengeräts zu wenig vorbereitet und schließe seitdem auf dem Weg zur Haustür kurz die Augen.
Schon lange beschäftigt mich die Frage, ob es besser ist, in einem hässlichen Haus zu wohnen und auf ein schönes zu schauen, oder umgekehrt. Meine Nachbarn schauen jetzt auf den Kühlschrank. Glücklicherweise sind es gelassene Norddeutsche, deren Meinungsäußerungen sich mit „Moin, moin“ zusammenfassen lassen.
Alles begann damit, dass ein Heizungsbauer mit sorgenvoller Miene die Gegebenheiten im und um das Haus begutachtete. Keine ganz einfache Sache, brummte er. Und erst das Förderungschaos bei den Wärmepumpen, da steige ja nun wirklich niemand mehr durch!
Natürlich möchte man so einem geplagten Heizungsbauer gerne ein wenig behilflich sein, weswegen ich mir die entsprechenden Webseiten zu Gemüte geführt habe. Meiner bescheidenen Meinung nach sind die Förderungsbedingungen klar und verständlich. Fast so, als hätte ein Kinderbuchautor von Bündnis 90/der Robert seine Finger im Spiel gehabt statt einer Schar von Juristen, zu denen im Übrigen auch Friedrich Merz gehört, der allerdings noch nie ein echtes Gesetz geschrieben hat.
Der Heizungsbauer hat meine Unterstützung komischerweise nicht zu schätzen gewusst. Es kam dennoch zu einem weiteren Ortstermin. Er deutete auf das Grünzeug an der Stelle, wo der Kühlschrank stehen soll, eine prächtige Rispenhortensie und ein junger Blaubeerbusch. Die müssten dem Außengerät weichen. Und so geschah es in schweißtreibender Handarbeit.
Später stellte sich heraus, dass das Gerät doch mittiger stehen muss. Dort musste dann der Sonnenhut weichen. Wegen des traurigen Anblicks im Vorgarten hat der Familienrat beschlossen, eine schicke Verkleidung für das Wärmepumpenaußengerät zu erwerben. Oben bieten diese Tarngestelle eine Ablage, auf der man zur Verschönerung Blumentöpfe platzieren kann. Die Teenagerin hat für die kommende Saison welche ausgesucht: Geranien. Die Nachbarn werden sich freuen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ausschreitungen in Amsterdam
Ein hitziges Nachspiel
Obergrenze für Imbissbuden
Kein Döner ist illegal
Wahl in den USA
Sie wussten, was sie tun
Regierungskrise in Deutschland
Ampel kaputt!
Abschiebung aus dem Frauenhaus
Schutzraum nicht mehr sicher
Lehren aus den US-Wahlen
Wo bleibt das linke Gerechtigkeitsversprechen?