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Ladesäulen für E-AutosNetzagentur kritisiert Betreiber

Die Betreiber von Stromtankstellen sind mitschuldig an der Krise der E-Mobilität, sagt der Chef der Bundesnetzagentur. Stimmt das?

Sein Auto aufladen kann mehr als herausfordernd sein Foto: Michael Gstettenbauer/imago

Die Bundesnetzagentur hat die Betreiber öffentlicher Ladesäulen mitverantwortlich für die Krise auf dem Markt für Elektroautos gemacht. „Es kann nicht sein, dass man eine stärkere Brille braucht, um an den Ladesäulen den Kilowattstundenpreis erkennen zu können, oder zehn Minuten, um das Kartenmodell zu verstehen“, sagte Behördenchef Klaus Müller der Neuen Osnabrücker Zeitung vom Mittwoch.

Tatsächlich geht der Anteil der neu zugelassenen E-Autos an allen Zulassungen zurück. Laut ADAC lag er im August 2024 bei 13,7 Prozent. Im August 2023 machten E-Autos noch einen Anteil von rund 30 Prozent aus.

„Mit Blick auf unser E-Mobilitätsangebot können wir die Aussagen von Herrn Müller nicht nachvollziehen“, sagt Helen Schneider, Sprecherin von EnBW, die einer der größten öffentlichen Ladestellenbetreiber in Deutschland ist. Die Preise seien an den Ladestellen und in der eigenen App gut und übersichtlich lesbar. Zu den Bezahlvorgängen sagte die Sprecherin nichts.

Auch ein Sprecher des Bundesverbandes eMobilität widerspricht den Aussagen Müllers. „Die Betreiber zu beschuldigen, ist kontraproduktiv. Die stellen die Infrastruktur und müssen die Investitionen machen“, sagt er. Die Schuld liege viel mehr bei den Autoherstellern und der Politik, die zu unkonkret handele.

Marion Jungbluth, Leiterin des Mobilitätsteams beim Verbraucherzentralen Bundesverband, bestätigt jedoch, dass Probleme bekannt seien. Es fehlten sowohl günstige Stromtarife als auch günstige E-Autos. Die Ladesäulenanbieter hätten tatsächlich einen Tarifdschungel mit verschiedenen Bezahlkarten und Abo-Modellen kreiert, durch den Verbraucher nicht mehr durchblicken könnten.

„Die Ladesäulenverordnung verbessert die Situation für Verbraucher allerdings und macht es einfacher, zu bezahlen und einen Überblick über die Preise zu haben“, sagt sie. Ohne preislich attraktive E-Autos sei aber auch das egal.

Die Ladesäulenverordnung setzt die europäischen Vorgaben für öffentliche Ladesäulen um. Sie gibt unter anderem vor, dass Ver­brau­che­r:in­nen in Zukunft mit Debitkarte an Ladestationen zahlen können und dass Preise gut sichtbar sind. (mit afp)

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21 Kommentare

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  • Es ist gerade jetzt Wild-Westphase wie seinerzeit beim Telefon. Finde das auch äußerst nervig. Aber für die eine Urlaubafahrt recherchiert man halt mal, Urlaubsvorbereitung. Dazu hatten wir 3 Jahre kostenlose Probierphase, wer die nicht nutzen wollte, hat spaßiges Lernen verpasst.



    Ansonsten gibt es einen klaren günstigen Anbieter, Lidl. Aldi folgt langsam, aber ich belohne weiter Lidl. Ist natürlich nichts für den bundesweiten Vertreter.

  • Zu den Ladesäulen zwei Anmerkungen:

    In schöner Regelmäßigkeit heißt es, es gebe zu wenig Ladesäulen, insb. auch für Fernstrecken.

    Ich fahre jetzt das dritte Jahr E-Auto. Ich habe noch nie warten müssen an einer Ladesäule. Ich suche meist Ladeparks mit mindestens sechs Lademöglichkeiten. Die gibt es in Deutschland mittlerweile haufenweise.

    Es gibt derzeit nicht zu wenig Ladesäulen, sondern zu viele. Dies führt dazu, dass ein Preiskampf beginnt. Und der ist bereits da. Es gibt mindestens zwei Anbieter, bei denen man 1x 10 Euro zahlt und die kwH dann noh 39-45 ct kostet. Was zwar teurer als der Haushaltsstrom ist, aber eine Wallbox (bzw. Ladesäule) ist auch nicht umsonst.

    Vielleicht wäre etwas mehr Geduld angebracht. Wenn wir uns das Jahr 2050 vorstellen. Wird man dann sagen: Oh die Ladesäulen waren 2023 so viele und 2024 so und 2026 gab es dann erstmals ein super System?

    • @Strolch:

      1 x 10 Euro für einen Monat...

  • „Betreiber von Stromtankstellen sind mitschuldig. [....] Stimmt das?"



    Nein. Das stimmt nicht. Jedes moderne Smartphohn hat eine Leucht- und eine Lupenfunktion. Für das Kleingedruckste. [/Ironie off] Der Strompreis macht's.



    Aber die Spritpreise sinken zur Zeit massiv. Nicht nur das Mineralöl ist raffiniert, die Konzerne sind es auch. Sie senken die Inflation - und nun senkt die EZB die Zinsen. hsqmyp.

  • Beim Haushaltsstrom gibt es auch ein Dschungel von Anbietern

    • @Martin Sauer:

      Mit dem Haushalt fährt man nicht durch die Gegend.

  • Weiß jemand wie gut das in China funktioniert und wieviel eine Kilowattstunde an der Stromtanke dort kostet? Wenn die Hälfte der Neuwagen E-Autos sind und die allermeisten Leute kein EFH haben, also auf öffentlich zugängliche Ladestationen angewiesen sind, lässt sich ja vielleicht etwas abschauen.

    • @Abid Kidoh:

      "lässt sich ja vielleicht etwas abschauen."

      Lieber nicht - gibt hierzulande nur unschöne Diskussionen, wenn man feststellt, daß die Chinesen etwas machen, das hierzulande eher als "Industrie pampern" bezeichnet wird. Und sich dafür Teile von Sozialstaat und Menschenrechte sparen...

      • @FriedrichHecker:

        Dass in China die ganze Chose subventioniert wird, verstehe ich. Ist bei uns ja auch nicht anders. Aber wenn sie die Leserkommentare von E-Autofahrern weiter unten anschauen, frage ich mich, ob Laden in China auch so kompliziert ist. Und wie einfach/schwierig ist es dort, eine Lademöglichkeit zu finden?

        • @Abid Kidoh:

          Wenn man in China mal soweit ist, dass man ein E-Auto hat, ist es verhältnismäßig einfach - sofern man sich nicht seinen Social-Credit-Score verbaut hat 😎

          Der eine oder andere, der hierzulande Probleme mit den Ladesäulen hat, würde aber in China außer einem E-Bus kein elektrisches Kfz von innen sehen. 🙃

  • Die Preise deutlich sichtbar an der Ladesäule anzuzeigen ist so was von vorgestern!



    Die Daten müssen einheitlich im Internet verfügbar sein, damit das Auto selbst sich darum kümmern kann, wo es laden muss und was der günstigste Preis ist.



    Ist ja keine neue Erfindung. Macht Tesla schon von Anfang an. Keine Ahnung warum Audi, BMW et. al. das nicht hinbekommen.

    • @Semon:

      "...damit das Auto selbst sich darum kümmern kann, wo es laden muss und was der günstigste Preis ist."

      Teslas fahren automatisch zur nächsten günstigen Ladesäule, wenn sie Futter brauchen? Und was ist, wenn ich das Auto benötige, während es gerade zum Laden gefahren ist? Kann ich es dann über meine Uhr zurückrufen?

  • Ist schon lustig, wenn EnBW sagt, das auf ihrer App die Preise gut und übersichtlich lesbar sind! Das ist vermutlich auf den Apps anderer Ladesäulenbetreiber auch so. Allerdings würde ich mir niemals die Apps aller möglichen Ladesäulenbetreiber installieren, denn jedes Mal wären Zahlungsdaten zu hinterlegen und ich müsste diversen Tracking- und Nutzungsanalysen zustimmen. Niemals! Das ist mit ein Grund, das ich mich bisher nicht mit E-Autos beschäftigen will.

    • @herrfrankmann:

      Sie meinen, es ist besser, wenn Ihr Kreditkartenanbieter die Informationen gesammelt kennt? Oder nur Bares ist Wahres?

  • Jetzt bekämpfen sich die EMos schon gegenseitig, statt endlich mal gemeinsam die Hürden zu überwinden. Es harkt halt auf allen Ebenen und der Staat hat viel zu spät begriffen, wie wichtig Normierungen, Transparenz und Zuverlässigkeit sind. Das fällt der gesamten Gesellschaft jetzt vor die Räder.

  • Ich plädiere für neue, bedarfsgerechte Säulen und im zweiten Schritt dann neue, ökologisch und politisch sauberere Batterien, denn:



    /



    www.derstandard.de...sischen-rohstoffen



    /



    Das "Energiedichte-Problem" ist lösbar.

  • Als E-Autofahrer muss ich sagen ja, die Ladesäulenbetreiber haben eine Mitverantwortung. Das beginnt beim grotesken Erstaufwand auf Kundenseite, um eine Ladesäule benutzen zu können, setzt sich über die UNVERSCHÄMTEN Strompreise pro kWh und die erklärungsbedürftigen Rabatthöhen bei den Abos fort.

    Ein vergleichbares Theater an der Tankstelle für Verbrenner würde den meisten Kunden reihenweise die Feder heraushauen. Dumm für die Ladenetzbetreiber, dass die meisten Bürger nicht im Ansatz den Nerv mitbringen, um sich diesen Mist anzutun und schlecht für die Autobauer.

    Zum Glück spielt das in unserem eigenen Nutzungsbereich zu 90 % der Ladevorgänge keine Rolle, denn wir laden daheim. Aber für jeden, der das nicht kann, ist der aktuelle Zustand eine Zumutung, die man sich nicht antun muss, zumal die lächerlichen Preise für die kWh an öffentlichen Ladepunkten die Wirtschaftlichkeit der meisten E-Modelle ohnehin schon komplett zerschießen oder so weit auf homöopathische Vorteile gegenüber dem Verbrenner reduziert haben, das die sonstigen Einschränkungen für den Kunden das nicht wettmachen können.

    • @insLot:

      Das sehe ich anders. Ich lade zwar wie Sie, überwiegend daheim. Aber wenn man keine Möglichkeit hat, daheim zu laden, beschäftigt man sich am Anfang einmal damit, was günstig ist und nimmt dann diesen Weg. Dies kann z.B. eine Ladekarte/App des örtlichen Energieversorgers sein, die man sonst nirgends nutzt.

      Unterwegs: Ich verstehe die Anbieter mit den Abomodellen: Psychologisch ist es einfach so, wenn man einmal 10 Euro für einen Monat bezahlt hat, um 20ct die kwh zu sparen, sucht man nur noch diesen Anbieter auf. Kann ich immer wieder schön an mir selbst beobachten ;)

      • @Strolch:

        In ihrem Beispiel, ich nehme mal an sie meinen Ionity, ist das ein Rabatt von rund 30 % pro kWh. Welcher Tankstellenbetreiber, bietet vergleichbares im Abo an? Und inwieweit rechtfertigt der zusätzliche Aufwand anbieterseitig, ohne Abo, Registrierung und hinterlegte Zahloption liegt ja in der Regel trotzdem vor, solche Aufschläge?

        Zumal sich dieses Abo schon nach nur einer Ladung gegenüber dem normalen Tarif rechnet, was noch mehr auf Abzocke hindeutet. Klar kann man das Abo auch für einen Monat abschließen und ähnliche Späße, aber das ist wie der Workaround für eine Software, die nicht direkt tut, was sie soll. Irgendwann sind sie einfach nur genervt.

        Und klar fühlen sich Kunden da verschaukelt und es stellt sich schon die Frage, was eigentlich ein wirklich fairer Preis wäre.

    • @insLot:

      Danke für diesen Kommentar, welcher das Desaster wunderbar benennt.

      Habe mir mal ein E-Auto ausgeliehen und bin ohne weiteren Kurs oder Seminare oder tiefe Beschäftigung mit den Feinheiten des E-Autofahrens losgefahren. Immerhin: Meine Kreditkarte hatte ich einstecken.

      Akku wird leerer: Ach, dann lad ich doch mal. Hm, Ladekabel passt nicht zur Säule. OK, Google such mal ne Säule mit passendem Anschluss: Gesucht, gefunden, hingefahren. Stecker rein die Karre, durchs Menu klicken, lädt nicht. Nochmal von vorne, man ist ja vielleicht zu blöde. Get nicht. Betreiber Helpline anrufen: der schaltet sich drauf, oh Wunder, Strom fließt. Bis zur Frage: "Sind sie eigentlich Kunde bei uns?" Äh, ja, ich steh ja an ihrer Säule und will dann auch bezahlen. "Nee, so geht das nicht, sie brauchen ja erstmal unserere App, dann können Sie es nochmal versuchen, bis dann." Strom fließt nicht mehr. App runtergeladen, auf Smartphone und Säule diverse Klicks, Stecker wieder rein ins Auto, Strom fließt, wird am Ende mit 84 Cent/kWh ("Fremdkunde") von der Kreditkarte abgebucht.

      Dieselzapfsäule?

    • @insLot:

      Das sehe ich ganz genauso. Hier ist auch der Gesetzgeber gefragt bzw. hat gepennt: Einfach vorschreiben, dass in 1 Jahr an allen Ladesäulen die Zahlung per EC/Kreditkarte möglich sein muss, zu gleiche Preisen wie mit irgendwelchen Bezahlkarten (also genauso wie es Aldi Süd macht).



      Für alles weitere können die Betreiber ja Bonusprogramme starten, genauso wie die Tankstellen zur Kundenbindung.