piwik no script img

+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Dutzende Tote nach Luftangriffen

Im Gazastreifen kommen laut Klinikangaben gleich 18 Mitglieder einer Familie ums Leben. Ägyptens Präsident warnt vor „unerbittlichem Kreislauf der Instabilität“.

Die Zerstörung in den palästinensischen Gebieten ist nach andauernden Luftangriffen des israelischen Militärs an kaum einem Ort zu übersehen Foto: Abed Rahim Khatib/dpa

Ägyptens Präsident appelliert an Kriegsparteien

Der anhaltende Krieg im Gazastreifen droht nach Aussagen von Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi die gesamte Region in „einen unerbittlichen Kreislauf der Instabilität“ zu stürzen. Deshalb sei es dringend notwendig, die aktuellen Verhandlungen zur Beendigung des Gaza-Kriegs zu nutzen, sagte er nach einem Treffen mit dem französischen Außenminister Stéphane Séjourné in Kairo laut einem Sprecher. Eine Einigung würde weiteres Blutvergießen verhindern und die Region vor den Folgen einer weiteren Eskalation bewahren.

Am Freitag waren aktuelle Verhandlungen zur Beendigung des Kriegs unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA vertagt worden. Einen Durchbruch erzielten die Vermittler nicht – laut gemeinsamer Mitteilung waren die zweitägigen Gespräche in der katarischen Hauptstadt aber konstruktiv. Ein weiteres Spitzentreffen soll es vor Ende kommender Woche in der ägyptischen Hauptstadt Kairo geben. Bis dahin sollen Unterhändler weiterverhandeln, um noch verbleibende Lücken zu schließen. (dpa)

Israel meldet Tod von Hisbollah-Kommandeur

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben einen Kommandeur der proiranischen Hisbollah im Südlibanon getötet. Es handele sich um einen Kommandeur der Radwan-Truppe, einer Eliteeinheit der Schiitenmiliz. Er sei bei einem Luftangriff nahe der Küstenstadt Tyros getötet worden. Das libanesische Gesundheitsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass bei einem israelischen Angriff auf ein Motorrad in der Gegend ein Mensch getötet wurde. Die Hisbollah äußerte sich zunächst nicht.

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 beschießt auch die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Das israelische Militär wiederum greift regelmäßig Ziele im Nachbarland an.

Fisch- und Fleischgroßhändler unter den Toten

Bei einem Luftangriff auf den Gazastreifen sind in der Nacht zum Samstag mindestens 18 Menschen getötet worden. Reporter der Nachrichtenagentur AP bestätigten die Zahl der Todesopfer, die ins Al-Aksa-Märtyrerkrankenhaus gebracht wurden. Sie kamen nach Angaben der Klinik ums Leben, als ein Haus und eine angrenzende Lagerhalle getroffen wurden, die Vertriebenen als Unterschlupf diente. Das israelische Militär teilte am Samstag mit, es prüfe die Berichte. Angriffe auf Extremisten im zentralen Gazastreifen würden aber weitergehen.

Laut einer Opferliste des Krankenhauses gehörten alle 18 Toten der gleichen Familie an. Einer der Toten war ein Großhändler, der in Absprache mit dem israelischen Militär Fisch und Fleisch in den Gazastreifen brachte. Seine zwei Frauen, elf Kinder im Alter von 2 bis 22 Jahren, die Großmutter der Kinder und drei weitere Verwandte seien ebenfalls ums Leben gekommen, hieß es. (ap)

Armee: 55 Geschosse aus dem Libanon auf Israel abgefeuert

Nach einem Angriff der israelischen Armee auf ein Gebäude im Libanon hat die Hisbollah-Miliz eigenen Angaben zufolge Israel mit zahlreichen Raketen angegriffen. Dem israelischen Militär zufolge wurden rund 55 Geschosse aus dem Nachbarland in Richtung Israel abgefeuert. Einige landeten demnach auf offenem Gelände. Berichte über Verletzte bei dem jüngsten Angriff gab es den Angaben nach zunächst nicht. Es seien aber mehrere Brände ausgebrochen.

Am Morgen seien zudem zwei Soldaten bei dem Einschlag eines Geschosses aus dem Libanon verletzt worden, einer von ihnen schwer, teilte die Armee weiter mit.

In der Nacht waren bei einem israelischen Luftangriff im Südlibanon libanesischen Angaben zufolge zehn Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Unter den Todesopfern waren auch zwei Kinder, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte. Israels Armee gab an, in der Gegend von Nabatäa ein Waffenlager der libanesischen Hisbollah-Miliz angegriffen zu haben. (dpa)

Israel fordert Anwohner mehrerer Gaza-Gebiete zur Flucht auf

Die israelische Armee hat die Anwohner mehrerer Viertel im Zentrum des Gazastreifens vor einem neuen Militäreinsatz zur Flucht aufgefordert. Sie sollten sich in ein von Israel als humanitäre Zone ausgewiesenes Gebiet begeben, hieß es in dem Aufruf, den ein israelischer Militärsprecher in arabischer Sprache veröffentlichte. Bei israelischen Angriffen im Zentrum des Gazastreifens sollen palästinensischen Angaben zufolge zugleich mehrere Menschen ums Leben gekommen sein.

Betroffen von dem jüngsten Fluchtaufruf sind der Armee zufolge unter anderem die Anwohner des Flüchtlingsviertels Al-Maghasi. Grund für den neuen Einsatz sei der „anhaltende Raketenbeschuss der Hamas“ aus der Gegend. Die Armee will demnach dort gegen die Terrororganisation vorgehen. Berichten zufolge verteilte das Militär auch Flugblätter an die Anwohner. Die Armee war bereits Anfang des Jahres in Al-Maghasi im Einsatz.

Zuvor hatte Israels Militär bereits die Bewohner mehrerer Gebiete im Nordosten des Gazastreifens zur Flucht aufgerufen. Anwohner sowie Vertriebene, die sich dort aufhielten, sollten sich demnach in „bekannte Zufluchtsstätten“ im Zentrum der Stadt Gaza begeben. Betroffen waren den Angaben nach unter anderem die Anwohner der Stadt Beit Hanun. Die Armee begründete auch diesen Fluchtaufruf mit der Präsenz der Hamas, die aus der Gegend Raketen auf Israel abfeuere. (dpa)

Zehn Syrer bei israelischem Luftangriff im Libanon getötet

Bei einem israelischen Luftangriff auf den Süden des Libanons sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums zehn syrische Staatsbürger getötet worden. Unter den Opfern des Angriffs auf Wadi al-Kfur in der Region Nabatäa seien auch eine Frau und zwei Kinder, teilte das Ministerium am Samstag mit. Fünf weitere Menschen seien verletzt worden.

Es war einer der opferreichsten Angriffe auf Ziele im Libanon seit Beginn des Gaza-Krieges. Ein israelischer Militärsprecher sagte, Ziel sei ein Waffendepot der militant-islamistischen Hisbollah-Miliz gewesen. Mohammad Schoaib, der ein Schlachthaus in Wadi al-Kfur betreibt, sagte, das getroffene Gebiet sei ein „Industrie- und Zivilgebiet“. Dort gebe es Fabriken zur Herstellung von Ziegeln, Metall und Aluminium sowie eine Molkerei. Die Hisbollah äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff. (ap)

Viele Hürden für Polio-Massenimpfung im Gazastreifen

Nach der Bestätigung des ersten Polio-Falls im Gazastreifen warnen Hilfsorganisationen vor massenhaften Ansteckungen. „Wir rechnen mit dem schlimmsten Szenario eines Polio-Ausbruchs in den kommenden Wochen oder Monaten und bereiten uns darauf vor“, sagte Francis Hughes, der Gaza-Beauftragte bei CARE International, der Nachrichtenagentur AP. Bereits am Freitag hatten die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Kinderhilfswerk sowie UN-Generalsekretär António Guterres eine sofortige Kampfpause gefordert, um 640 000 Kinder unter zehn Jahren zu impfen.

Polio wurde im Gazastreifen vor fünfundzwanzig Jahren eigentlich ausgerottet, aber seit Beginn des Krieges vor zehn Monaten wurde kaum noch geimpft. Davor waren laut der WHO 99 Prozent der Bevölkerung immunisiert, jetzt sind es 86 Prozent.

Der Gazastreifen ist laut Hilfsorganisationen zu einem Brutplatz für das Virus geworden. Hunderttausende vertriebene Palästinenser drängen sich in Zeltlagern ohne sauberes Wasser oder ordnungsgemäße Abwasser- und Müllentsorgung. Manchmal wird Abwasser zum Trinken oder Reinigen von Kleidung und Geschirr verwendet. Oft gibt es keine Seife. Mindestens 225 nicht reglementierte Müllhalden und Deponien sind im Gazastreifen entstanden, viele in der Nähe von Unterkünften von Familien, so ein im Juli veröffentlichter Bericht von PAX, einer in den Niederlanden ansässigen gemeinnützigen Organisation, die dafür Satellitenbilder ausgewertet hat.

WHO und Unicef erklärten, dass mindestens eine siebentägige Pause erforderlich sei, um die Massenimpfungen durchzuführen. Die Hilfsorganisation Mercy Corps schätzt, dass etwa 50 000 Babys, die seit Beginn des Krieges geboren wurden, nicht gegen Polio geimpft wurden. Nach verdächtigen Stuhlproben bei drei Kindern bestätigte ein Labor in Jordanien einen Polio-Fall bei einem zehn Monate alten Kind im Gazastreifen, wie das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium am Freitagabend mitteilte. (ap)

Iran zu Gaza-Gesprächen: Israel kann man nicht trauen

Der Iran ist mit Blick auf die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zwischen seinem erklärten Erzfeind Israel und der mit Teheran verbündeten Hamas weiter skeptisch. Israel könne nicht getraut werden, schrieb der geschäftsführende Außenminister des Irans, Ali Bagheri Kani, auf der Plattform X. Er sei vom katarischen Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani über den Stand der Verhandlungen unterrichtet worden. Es müsse alles getan werden, um Israels militärische Offensive im Gazastreifen zu beenden, schrieb er.

Zuvor waren die Verhandlungen unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA vertagt worden. Einen Durchbruch erzielten die Vermittler nicht – laut gemeinsamer Mitteilung waren die zweitägigen Gespräche in der katarischen Hauptstadt aber konstruktiv. Ein weiteres Spitzentreffen soll es vor Ende kommender Woche in der ägyptischen Hauptstadt Kairo geben. Bis dahin sollen Unterhändler weiterverhandeln, um noch verbleibende Lücken zu schließen. (dpa)

Biden: Gespräche zu Gaza-Waffenruhe nicht „untergraben“

Angesichts der laufenden Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen hat US-Präsident Joe Biden alle Beteiligten davor gewarnt, die Bemühungen darum zu untergraben. Biden teilte am Freitag (Ortszeit) mit, dass sein Außenminister Antony Blinken am Samstag in den Nahen Osten reisen werde, „um zu unterstreichen, dass niemand in der Region etwas unternehmen sollte, um diesen Prozess zu untergraben angesichts der Tatsache, dass ein Abkommen über eine umfassende Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln in Sicht ist“.

Blinken wird demnach am Samstag zunächst nach Israel aufbrechen. Dort werde er „meine eiserne Unterstützung für Israels Sicherheit bekräftigen“ und „unsere intensiven Bemühungen um den Abschluss dieser Vereinbarung fortsetzen“, erklärte Biden. Weitere Angaben machte er in der Erklärung zunächst nicht. (afp)

Verfassungsschutz: Linksextreme nutzen Pro-Palästina-Camp

Mit dem umstrittenen Pro-Palästina-Camp an der Moorweide nutzen nach Erkenntnissen des Hamburger Verfassungsschutzes auch Linksextreme den Protest gegen das israelische Vorgehen in Gaza nach dem Hamas-Terrorüberfall für ihre Zwecke. Die als Mahnwache seit Ende Mai angemeldete Versammlung werde von mehreren Gruppen aus dem deutschen und türkischen Linksextremismus mitgetragen, sagte der Sprecher des Landesamtes, Marco Haase, der Deutschen Presse-Agentur.

„Darunter sind beispielsweise die türkisch-linksextremistische Young Struggle, der antiimperialistische, gewaltorientierte Rote Aufbau Hamburg sowie Untergruppen des Roten Aufbau.“ Zudem biete das Camp weiteren extremistischen Gruppen eine Bühne, etwa der Roten Hilfe oder der Kommunistischen Organisation, sagte Haase. Alles Gruppen, die als extremistisch eingestuft sind und im Verfassungsschutzbericht Erwähnung finden.

Der linksextremistischen Szene wurden laut Verfassungsschutzbericht in Hamburg Ende vergangenen Jahres 1.060 Personen zugerechnet – mehr als drei Viertel gelten als gewaltorientiert. Die größte gewaltorientierte Gruppe ist dabei mit 550 Personen in der autonomen Szene rund um das Kulturzentrum Rote Flora verortet. Im antiimperialistischen Spektrum gelten 110 Personen als gewaltorientiert, darunter auch der Rote Aufbau Hamburg mit etwa 60 Anhängern. Beide Lager sind zerstritten.

Ganz offen war die Rivalität bei der revolutionären 1. Mai-Demo des Roten Aufbaus in diesem Jahr zu sehen: „‚Rote‘ Flora – Halt's Maul“ war auf einem Banner zu lesen – Rote in Anführungsstrichen. Zudem hatten Antiimperialisten Haase zufolge die Rote Flora kurzzeitig besetzt. Der Grund: Nach dem Hamas-Überfall hatte sich das linksautonome Zentrum mit „allen Menschen in Israel und allen Jüdinnen und Juden weltweit“ solidarisch erklärt und auf einem Plakat betont: „Killing Jews is not fighting for freedom!“ (Juden zu töten, ist kein Freiheitskampf). (dpa)

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

23 Kommentare

 / 
  • Der ägyptische Präsident sollte mal die Frage beantworten, warum der Grenzübergang von Gaza nach Ägypten geschlossen wurde. Eine Öffnung hätte viele palästinensische Leben retten können. Aber auch in Ägypten ist die Angst vor einer Unterwanderung durch die Hamas groß - also schließt man die Grenze und reicht die Schuld an Israel weiter. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.

    • @B. Trübt:

      Damit Ben-Gvir und seine Schergen sowie die Faschisten um Smotrich ihre Vertreibungspläne umsetzen können? Um eine Vertreibung der Palästinenser und eine spätere Rückkehrverweigerung durch Israel zu verhindern hat Ägypten die Grenze nicht auf gemacht.

    • @B. Trübt:

      Mal abgesehen von der latenten Schuldumkehr, die bei ihrem Argument mitschwingt, und natürlich auch auch abgesehen davon, dass es ja zumindest theoretisch noch zwei andere Grenzübergange aus Gaza heraus gibt: Interessant, dass der 'Ägypten soll seine Grenze zu Gaza öffnen' - Spin nun wieder mal auftaucht. Das war ja Anfang des Jahres sehr en vouge

      Aber, was wäre denn bei einer offenen Grenze Richtung Ägypten passiert?

      Zur Erinnerung: die Palestinenser in Gaza wurden zu Beginn des Krieges erst im Norden zum Verlassen ihrer Behausungen aufgefordert und dann fortgebombt, was eine Massenflucht nach Süden auslöste, dann wurde das Muster in der Mitte, und dann im Süden wiederholt. Wäre der Grenzübergang also offen gewesen, hätte es einen Exodus nach Ägypten gegeben. Klar hätte das ggf auch Leben gerettet, vor allem hätte es aber zu einer weitgehenden Entvölkerung des Streifens geführt, Rückkehr mehr als ungewiss, würde ich meinen. Klar will Ägypten keine Destabilisierung durch Stärkung der Muslimbruderschaft, vor allem hätten sich aber Smotrich, Ben-Gvir und die radikalen Siedler darüber gefreut, halten die doch (auch) den Gazastreifen für ihre biblisch verbürgtes Recht.

      • @EffeJoSiebenZwo:

        Ich gebe zu bedenken, dass Äg. Mitglied der Flüchtlingskonvention der Organisation für Afrikanische Einheit ist, welche Kriegsflüchtlingen praktisch ebensolchen Schutz gebietet, wie die „Genfer Flüchtlingskonvention“ – wenn also ein Pal. aus Gaza bei der Flucht vor dem Krieg die Grenze überquert und sich bei äg. Behörden meldet, dürften diese ihn nicht abweisen – eine völkerrechtliche Verpflichtung, welche Isr. nicht hat.



        Meinen Sie nicht, dass solch eine Verpflichtung Vorrang haben sollte vor jenen Bedenken, welche Sie hier skizziert hatten?

        Klar wäre es zu einem Exodus gekommen, aber wenn Ägypten sich nun die Zusage eingeholt hätte, dass die Vertriebenen nach Niederschlagung von Hamas & Co auch zurückkehren dürften, dann spräche doch nichts mehr dagegen, oder? Evtl. wäre auch ein Zwischenlösung denkbar gewesen: Grenze öffnen für Frauen, Kinder und wehrunfähige Männer, nicht aber für wehrfähige: dann wären auch viele verschont geblieben, der Gazastreifen aber doch nicht entvölkert.

        • @Socrates:

          (1) möglicherweise entscheidet ja Ägypten auch anhand seiner eigenen Staatsraison?

          (2) die von Ihnen skizzierte Lösung stand mit Sicherheit im Raum (in den für die Öffentlichkeit verschlossenen Räumen der Diplomatie). Letztlich dürfte es nicht an der Idee selbst, sonderm an dem Vertrauen Ägyptens in die Zusage Israels, 'dass die Vertriebenen nach Niederschlagung von Hamas & Co auch zurückkehren dürften' gehapert haben, denke ich.

          • @EffeJoSiebenZwo:

            (1)Klar entscheidet Äg. anhand Staatsraison; das war aber nicht meine Frage. Ich habe nicht nach der äg. Meinung gefragt, sondern nach Ihrer! Wenn man schon diskutiert wer eine Mitverantwortung an der hohen Opferzahl hat, stellt sich die Frage, ob Ägypten eine Mitschuld hat, weil es anscheinend gegen völkerrechtliche Verpflichtungen verstößt, deren Einhaltung die Opferzahl deutlich reduzieren dürfte. Zumal mir auf die Schnelle kein Fall erinnerlich ist, wo ein Land Kriegsflüchtlinge aus einem Nachbarland kategorisch zurückweist. Hätte nun Äg. seine Grenze öffnen sollen oder nicht?

            (2)Ist mir auch schon eingefallen, habe es dann aber verworfen. Isr. hat einen Ruf zu verlieren. Auch im Falle einer Einigung mit der Hamas wäre die Zusage zur Waffenruhe, etc. auch nur eine Zusage. Selbst gegenüber Hamas erwarten alle von Isr., und offenbar auch Isr. selbst, dass Zusagen eingehalten werden. Gerade deswegen hapert es bei den Verhandlungen. Wenn nicht, dann könnte Isr. alles versprechen was H. will, und nach Freilassung der Geiseln doch weitermachen, wo es aufgehört hat. Folglich kann man auf solche Zusagen zählen. Was spricht also noch dagegen? Und gegen die Zwischenlösung nichts?

    • @B. Trübt:

      Sie sagen: Ägypten reicht die Schuld an Israel weiter.



      Die Schuld wofür? Für 40000 tote Palestinenser?



      Als läge die Schuld für diese zunächst bei Ägypten. Schon schräg.



      Aber ja, die Solidarität mit den Palestinensern ist - auch in der arabischen Welt - nur ein Lippenbekenntnis. Niemand meint es gut mit diesen Menschen. Weder die Hamas noch Israel, die USA oder Ägypten. Oder Deutschland oder Saudi-Arabien oder die Türkei. Eine Tragödie, die - für mich - besonders ergreifend dargestellt wurde von einer Jugendorganisation aus Gaza:

      taz.de/Debatte-Nahost/!5129435/

      • @Schleicher:

        Danke für diesen bewegenden Artikel, den ich noch nicht kannte. Sehr lesenswert.

  • Was versteht der Autor unter einer humanitären Zone?

  • Israel hat nicht nur zu Ramadan eine Feuerpause - bis auf feindliche Angriffe - eingeleitet. Wurde in dieser Zeit übrigens weiter mit Raketen beschossen.

    Es ist naheliegend, dass Cogat eine Impfkampagne ermöglichen wird, immerhin ist Cogat mittlerweile bei dem Großteil der medizinischen Maßnahmen mit beteiligt. Eine UN Kampagne wird sicher möglich sein, erst recht, wenn Hamas die Geiseln vorher frei lässt.

    Übrigens unterstütze ich Impfkampagnen weltweit und habe vor Monaten mittelbar Geld für Darfur gespendet: "110 dead and potential polio surge in South Darfur Kalma camp



    23.05.2024" bzw. "Some 43 per cent of targeted children in North Darfur have been covered by the second day of a state-wide immunisation campaign against polio and vitamin A deficiency on Sunday, authorities say, which they hail as ‘encouraging’." (Vergleich in Gaza jetzt 86% geimpft).

    • @ToSten23:

      Was ist das denn für ein unnötiger und durchschaubarer Whataboutism? Ist ihr Subtext also, dass die Lage in Gaza gar nicht so schlimm ist, weil es ja in Dafur noch schlimmer ist?

      • @EffeJoSiebenZwo:

        Nein, mein Punkt ist, dass ich mir wünschen würde, dass TAZ Kommentator*innen und die Internationale Gemeinschaft eben soviel Aufmerksamkeit und Geld einsetzen würden um große Gesundheitsprobleme zu lösen, wenn es nicht konstant in ihren TikTok Feeds oder Web Abos erwähnt wird.

        Die TAZ hat glücklicherweise diese Woche ebenfalls über mpox berichtet und wie diese just eingestuft worden ist.

        Wir sind kollektiv in der Lage einige der schlimmsten Krankheiten der Welt nahezu auszulöschen:

        scorecard.immunizationagenda2030.org/

        • @ToSten23:

          Wie EFFEJOSIEBENZWO schon schrieb, nichts anderes als Whataboutism was Sie hier posten.

          Wenn Ihnen das Thema wirklich so wichtig ist, dann sollten Sie das direkt an die TAZ richten und nicht in diesem Zuammenhang mit relativierendem Unterton.

          • @Barnie:

            Ich hatte übrigens Recht, Israel via Cogat sendet genug Medikamente nach Gaza um Immunisierungskampagnen durchzuführen:



            "Since the beginning of the war, COGAT has coordinated the entry of 282,126 vials of the polio vaccine, sufficient for 2,821,260 doses, into Gaza. Since the discovery of the virus in July, and as part of the vaccination campaign, 9,000 vials were brought through the Kerem Shalom crossing, providing 90,000 additional doses of the vaccine."

            www.idf.il/en/mini...been-sent-to-gaza/

            Diesen Monat sind 30t Medizinische Hilfe in den Gaza Streifen gelangt (von 26 000t seit Oktober), es gibt 14 Feld Spitäle in Gaza und:

            "According to the World Health Organization (WHO), about 90% of the population in the Gaza Strip was vaccinated against polio in the first quarter of 2024."

            Mit den relevanten Akteuren wird sicherlich bald eine gute Impfkampagne gefahren werden, die nötigen Medikamente, Kühlung, und Ausrüstung haben sie jetzt jedenfalls vorliegen.

            • @ToSten23:

              Bei Ihrer Aussage muss ich direkt an Brandolinis Gesetz denken.

  • "Bei einem Luftangriff auf den Gazastreifen sind in der Nacht zum Samstag mindestens 18 Menschen getötet worden. Reporter der Nachrichtenagentur AP bestätigten die Zahl der Todesopfer, die ins Al-Aksa-Märtyrerkrankenhaus gebracht wurden. "



    Dürfen jetzt endlich Reporter in den Gazastreifen?



    Das wäre neu und absolut zu begrüßen!



    Bis jetzt gab es "nur" palästinensische Reporter.

    • @Des247:

      Ich wüsste nicht, dass welche rein gelassen wurden; a.e. wird es so sein, dass manche pal. Reporter für AP arbeiten. Manch einer hat mehrere Einkommenquellen.

      Ein Beispiel:



      derselbe schreibt Artikel für Palestine Chronicle



      www.palestinechron.../abdallah-aljamal/



      ist zugleich Fotograf



      www.gp.org/dems_re...e_more_war_funding



      und bewacht Geiseln für die Hamas



      www.timesofisrael....-alongside-family/

      Freie Berichterstattung aus Gaza ist auch durch ausländische Journalisten nicht zu erwarten, solange dort die Hamas das sagen hat. Vor allem im Krieg beansprucht jede Partei für sich ein Vetorecht auf Foto- und Videomaterialien, damit dadurch nichts über die eigenen Positionen verraten wird. Wenn jemand dort rumlaufen und Fotos und Videos machen will, braucht er sicherlich die Zustimmung der Hamas (andernfalls Hinrichtung als isr. Spion). Was Sie an Bildern von innerhalb Gaza vorgelegt bekommen wird von der Hamas abgesegnet sein.

      • @Socrates:

        Zugang zum Gazastreifen Journalistenorganisationen und die Korrespondenten selbst setzen sich jedoch schon seit Monaten für den Zugang zum Gazastreifen ein. Doch die israelische Regierung scheint nicht nachzugeben.



        Die israelische Regierung gibt die Zahl der internationalen Journalisten, die seit Oktober 2023 eine Presseakkreditierung für die Arbeit in Israel erhalten haben, mit 3.400 an. Dies hat den Journalisten Zugang zum Westjordanland verschafft und die Berichterstattung über die Gewalt der Siedler gegen die örtliche palästinensische Bevölkerung ermöglicht, aber nicht in den Gazastreifen.



        Von außerhalb des Landes versuchen Medien immer wieder, die Informationen der IDF über die Bombardierungen zu überprüfen und zu verifizieren, indem sie Satellitenbilder mit Hilfe von Geo-Location- und KI-Software nach Bombenkratern und Zerstörungen durchsuchen. Im Dezember kam die New York Times auf diese Weise zu dem Schluss, dass "Israel in den ersten sechs Wochen des Gaza-Kriegs routinemäßig eine seiner größten und zerstörerischsten Bomben in Gebieten einsetzte, die es als sicher für Zivilisten bezeichnete".

        • @Des247:

          Ich bin mir nicht ganz sicher, worauf Sie mit Ihrer Antwort hinaus wollen.

          Falls Sie meinen, dass damit die Qualität der Berichterstattung besser wäre, so rechne ich nicht damit, solange die Hamas dort das sagen hat. In H.-Interesse ist nur dass zu berichten, was Isr.kritiker in Ihrer Ansicht bestärkt. Wenn Sie isr.kritisch sind, dann gefällt Ihnen das vielleicht, weil es Ihre Sichtweise stärkt, aber das ist keine Qualitätssteigerung. Die Zerstörungen an Gebäuden und zivile Opfer wird H. wie bisher sicher bereitwillig Dokumentieren lassen, und je mehr das tun, desto besser für sie. Das sind aber nur eine mehr Informationen derselben Art, keine bessere. Sie wird aber kaum erlauben, getötete Kämpfer zu fotografieren, oder zerstörte milit. Resourcen usw. - kurz, jeglichen Beleg dass ein Isr. Angriff auf ein milit. Ziel erfolgte. Sie wird auch nicht preis geben, wenn ein Gebäude durch eigene Raketen oder Sprengfallen zerstört wurde. Und auch nicht an die große Glocke hängen, wenn ein Pal. durch eigenen Beschuss (friendly fire) umkommt.

          Ich werde mal nach dem NYT-Bericht suchenm mal sehen, ob ich ihn finde. Auch hier: was wollen Sie mit dem Verweis auf den Bericht sagen?

  • Und es nähert sich der Tag, an dem auch ein Kanzler Scholz, der Israel & Netanjahu bei den Kriegsverbrechen immer noch unterstützt, unten durch ist. Eine SPD, die diese Politik von Scholz immer noch hinnimmt, weil sie unbedingt Kanzlerpartei und Regierung bleiben will, die wird unwählbar.



    Nicht nur einmal.



    Sondern auf Dauer.



    Ein Arbeitersohn.

    • @Monomi:

      Ob diese Lösung dann besser wäre?



      www.swp.de/politik...ramt-72960049.html

      • @Martin Rees:

        Der Unterschied zwischen Kanzler Scholz und Kanzler Pistorius ist dünn: es ist eine Hoffnung auf "...dann besser..."



        Bei Scholz weiß man, was man hat: und das es bei ihm nicht reicht. Auch Pistorius kann eine Enttäuschung werden. Aber man darf hoffen, dass er aus Scholz Fehlern lernt. Dass Scholz aus Scholz Fehlern lernt darf man aus Erfahrung ausschließen.



        Ach übrigens : Kanzlernativen aus dem Dunkelfeld (dem Feld ohne jegliches Ampellicht) generieren bei mir auch keine Hoffnung auf "....besser wäre...."