piwik no script img

Sächsischer Innenminister über Asyl„Die EU braucht eine Rosskur“

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) fordert die Abweisung von Geflüchteten an der Grenze. Ein Gespräch über Recht, Demokratie und die AfD.

Sachsens Innenminister Armin Schuster, hier am 10. Juli in bannewitz Foto: Sebastian Kahnert/dpa

taz: Herr Schuster, die Sicherheitslage ist angespannt, Sie sind als Innenminister gefordert – und gleichzeitig Wahlkämpfer in der Sächsischen Schweiz. Lässt sich das vereinbaren?

Armin Schuster: Das geht tatsächlich an die Substanz. Ich kann das Ministerium nicht vernachlässigen. Aber ich war ja Gott sei Dank elf Jahre Abgeordneter im Bundestag, daher ist mir das Kandidatendasein nun wirklich nicht fremd.

Aber Sie selbst sind vielen Sachsen fremd im Wahlkreis. Sie kamen erst 2022 hierher, als Innenminister – als „Wessi“. ­Ihren Wahlkreis holte 2019 schon die AfD. Wie wollen Sie das noch drehen?

Ich bin mein ganzes Leben, berufsbedingt, durch die Republik herumgewandert. Dass ich der Neue bin, habe ich gefühlt schon 100-mal hinter mir. Wenn ich im Wahlkreis Leute kennenlerne, heißt es aber oft: „Der ist gar nicht so übel.“ Das ist ja schon mal was. Der Wessi wird mir persönlich – denke ich – nicht angeheftet. Aber allgemein ist das Thema noch da, das kann man schon mit Händen greifen.

Ostwahlen 2024

Dieser Text ist Teil unserer Berichterstattung zu den Wahlen 2024 in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Die taz zeigt, was hier in diesem Jahr auf dem Spiel steht.

Was ist Ihr Konzept, um die AfD zu schlagen?

Das sitzt vor Ihnen.

Wie meinen Sie das?

Ich werde im Wahlkreis natürlich inhaltliche Akzente setzen. Aber vor allem geht es darum: Was ist das für ein Mensch? Das ist die Lücke, die die AfD lässt: Bei denen kommt kein Mensch rüber. Diese Partei setzt ja selbst bei Bürgermeisterkandidaturen ausschließlich auf Bundesthemen. Das ist nicht mein Stil. Es geht hier um die Region, deshalb treffen Sie mich bei Feuerwehrfesten oder bei allen möglichen Gelegenheiten – und da politisiere ich nicht. Ich möchte den Menschen klarmachen: Wenn sie mich wählen, bin ich auch für das kleinste Problem vor Ort ansprechbar.

Hilft Ihnen im Wahlkampf auch Ihr Hardliner-Image?

Welches Hardliner-Image? (lacht) Nein. Das nehmen die Leute vor Ort so nicht wahr.

Sie traten 2015 für strenge Grenzkontrollen ein, stellten sich gegen Merkel, fordern auch heute migrationspolitisch Härte. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat gerade gesagt, die drei großen Probleme seien: Migration, Migration, Migration. Dem schließen Sie sich dann wohl an?

Mit Blick auf die kommenden Wahlentscheidungen hat er mit Sicherheit recht. Wenn man hier die Leute nach ihren Sorgen fragt, taucht das Thema an erster Stelle auf, mit Abstand.

Armin Schuster

ist seit 2022 CDU-Innenminister in Sachsen. Bei der Landtagswahl will er einen Wahlkreis im Erzgebirge von der AfD zurückholen. Zuvor war der Baden-Württemberger Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz in Bonn, davor Bundestagsabgeordneter. Ab 2015 war er scharfer Kritiker von Merkels Flüchtlingspolitik.

Ist es sinnvoll, derart auf ein Thema zu setzen, das vor allem die AfD bespielt?

Es ist schwierig, aber ich tue es trotzdem. Und wer sorgfältig zuhört, wird hier einen deutlichen Unterschied zwischen CDU und AfD bemerken. Wir sind als CDU – mit einer Ausnahme, die uns schwer nachhängt, 2015 – immer für eine kontrollierte Migration eingetreten. Auch zuletzt haben wir hier Vorschläge gemacht, die von der Ampel anfangs vehement bekämpft wurden: Grenzkontrollen, Bezahlkarte, Abschiebung von Intensivtätern. Heute macht die Ampel all dies. Hätte sie das gleich umgesetzt, hätte das der AfD nicht so in die Karten gespielt.

Es gibt gute Gründe, diese Maßnahmen kritisch zu sehen. Dauerhafte Grenzkontrollen wären ein Verstoß gegen das EU-Recht. Das wollen Sie?

Ich möchte für die EU eine Rosskur und zwar eine maximal harte. Das Ergebnis der Grenzkontrollen bei der Europameisterschaft – mit tausenden registrierten unerlaubten Einreisen und hunderten vollstreckten Haftbefehlen – war zwar einerseits ein Supererfolg, aber auch ein Offenbarungseid für das Schengensystem. Es zeigt: Kaum einer unserer Partner in der EU tut noch das, was vereinbart ist.

Sie würden die Freizügigkeit aufgeben, eine der Kernerrungenschaften der EU – in einer Zeit, in der die EU ohnehin unter Druck steht?

Das wird ja nicht passieren. Wenn Deutschland eine sehr konsequente Antwort gibt.

Und die wäre?

Der Rest Europas lebt wunderbar damit, dass Deutschland so attraktiv ist, das gilt es zu beenden. Deshalb müssen wir die Grenzkontrollen noch konsequenter als jetzt fahren, also mit Anwendung der Drittstaatenregelung nach §18.2 Asylgesetz…

… also die Zurückweisung von Geflüchteten an der Grenze?

Genau.

Laut EuGH verstößt das gegen Europarecht.

Niemand hält sich mehr an das Dublin-Abkommen, das ja besagt: Ihr müsst erst den Status der Person prüfen und wenn diese aus Italien kommt, dann soll sie nach Italien zurückgeführt werden. Nur dieser zweite Schritt passiert ja nicht. Inzwischen haben wir sogar Gerichte, die meinen, man dürfe nach Belgien keine Dublin-Überstellungen mehr machen. So geht das doch nicht! Wenn ein komplettes System zum Erliegen gekommen ist, kannst du dich auch zum Idioten machen, wenn du daran festhältst. Ich habe inzwischen zwei juristische Experten, die sagen, dass ich damit nicht Unrecht habe.

Der EuGH hat im vergangenen Jahr anders geurteilt. Hinzu kommt: Wenn erst Deutschland zurückweist, dann Polen – dann kommt es zu Kettenabschiebungen, die an der EU-Außengrenze enden und das Grundrecht auf Asylrecht aushöhlen. Wollen Sie das?

Das meine ich mit Rosskur. Ich bin fest davon überzeugt: Wenn wir aufhören mitzuspielen und das Problem sich wieder über ganz Europa erstreckt, erst dann sind unsere Partner bereit, das Problem zu lösen. Politisch ist Europa ja keine Vereinigung von Menschen, die sagen, wir wollen überhaupt keine Asylbewerber.

Ihr Vorschlag würde zu Geflüchteten-Lagern in EU-Grenzstaaten wie Griechenland führen oder gleich zu Abschiebungen in die Türkei und von dort weiter. Leib und Leben der Menschen wäre nicht mehr sicher.

Ich habe in der Union die flexible Obergrenze mitentwickelt. Der Kanzler könnte das umsetzen. Er könnte mit den Ministerpräsidenten jedes Jahr festlegen, wie viele Menschen wir aufnehmen. Das wäre eine weltweit immer noch beachtenswerte humanitäre Haltung.

Aber das Grundrecht auf Asyl wäre dahin. Sie treten für eine Kontingentlösung ein, wollen eine Obergrenze von 200.000 Asylsuchenden. Was machen Sie mit dem 200.001?

Ehrlich, das ist ein so simplifizierendes Argument, das sprengt mir fast das Kleinhirn. Wir hatten 2016/17 in der Union darüber einen Konflikt, der bis an die Existenz der Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU ging. Danach haben wir uns geeinigt und seit 2017 mit der Obergrenze 200.000 gearbeitet. Mit Grenzkontrollen in Bayern, mit Kontingent-Vereinbarungen mit Italien, Malta, Griechenland und mit dem Türkei-Abkommen haben wir sie eingehalten. Das Türkei-Abkommen funktioniert schon lange nicht mehr und damals gab es auch keinen russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Aber die Ukrainer werden doch gar nicht mitgezählt, weil sie keine Asylbewerber sind.

Als Innenminister haben Sie Rechtsextremen wie Linksextremen den Kampf angesagt. Zuletzt gab es vor allem Razzien und Festnahmen in der linken Szene, Ak­ti­vis­t*in Maja T. wurde von der JVA Dresden nach Ungarn ausgeliefert. Ist das die richtige Priorität in Sachsen?

Vielleicht wird das anders wahrgenommen, aber wir machen die meisten Nadelstiche weiterhin gegen die rechtsextreme Szene. Der Rechtsextremismus ist eine enorme Herausforderung, schon quantitativ – und weil man aufpassen muss, dass dieser keine Anschlussfähigkeit an die Mitte der Gesellschaft erreicht. Der Linksextremismus ist ein völlig anderes Phänomen, das ganz anders bekämpft werden muss. Aber wenn dort Extremisten schwerste Gewalttaten begehen oder in einem aktuellen Indymedia-Beitrag Terror gegen Polizisten oder Richter ankündigen, dann sage ich, mir reicht’s. Dann will ich das begradigen. Was mir wirklich Sorge bereitet, wie auf der linken Seite die Kreise verschwimmen: die Protagonisten der progressiv-urbanen Stadtgesellschaft, die Aktivisten der linken Szene und dann die extremistischen Gewalttäter. Wer ist Täter, wer gibt Deckung, wenn in Leipzig ein Autohaus brennt? Wer hat Frau Klette in Berlin Deckung gegeben?

Auf der anderen Seite stehen eine starke rechtsextreme AfD, provozierende Freie Sachsen, rechte Gewalt im Wahlkampf: Muss da nicht mehr getan werden?

Da wird doch viel getan, der Rechtsextremismus beschäftigt uns eindeutig am stärksten. Unser Expertennetzwerk bei der Landesdirektion ist noch komplett auf dieses Thema fokussiert. Und Sachsen hat als eins von drei Ländern die AfD als rechtsextremistisch eingestuft – jetzt auch gerichtlich bestätigt. 13 andere Bundesländer haben das noch nicht getan.

Einige fordern auch ein Verbot der AfD und der Freien Sachsen. Wie stehen Sie dazu?

Ich äußere mich nicht zu Einstufungen oder Verboten von Parteien. Das sind rechtliche Entscheidungen, keine politischen. Da halten wir uns hier auch wirklich streng dran.

Wie sieht es mit dem Verbot des rechtsextremen Compact-Magazins aus? Halten Sie das für richtig? Was antworten Sie Kritikern, die hier einen Schlag gegen die Meinungsfreiheit sehen?

Das ist eine rein rechtliche Entscheidung. Auch die werde ich als Innenminister nicht kommentieren. Das mögen andere politisieren.

Sie sprachen von einer drohenden Anschlussfähigkeit der Rechtsextremen. Ist die nicht längst gegeben, mit jüngsten Wahlergebnissen für die AfD in Sachsen von bis zu 36 Prozent?

Da würde ich erstmal die Landtagswahlen abwarten. Bei der Europawahl konnte die AfD noch abstrakt schwadronieren, aber jetzt wird’s konkret. Immer wenn es vor Ort darauf ankommt, wenn es um Bürgermeister oder Landräte geht, dann entscheiden die Wähler überraschend anders. Und ich hoffe darauf auch bei der Landtagswahl.

Aber Umfragen wie der Sachsenmonitor zeigen: Demokratiefeindliche Einstellungen sind weit verbreitet.

Das wird allgemein so gewertet. Aber wenn die Hälfte der Befragten sagt, ich wünsche mir eine Einheitspartei mit klarer Führung, dann heißt das doch nicht, sie wollen die alte SED zurück – totaler Quatsch. Dann heißt das, dass in Zeiten vieler Krisen eine Sehnsucht nach Orientierung besteht. Das kann ich nachvollziehen.

Sie sehen keine Gefährdung der Demokratie?

Nein.

Bei der Landtagswahl könnte die CDU auf das Bündnis von Sahra Wagenknecht angewiesen sein, um eine Regierung ohne AfD zu bilden. Würde das mit Ihnen klar gehen?

Wenn die CDU vorher über Koalitionen spekuliert, treiben wir ohne Not die Werte der kleineren Mitbewerber hoch. Wir brauchen stabile Verhältnisse, dafür braucht es erst einmal einen kraftvollen Regierungsauftrag für eine Partei, das ist der Auftrag für die CDU.

In der CDU werden immer wieder auch Forderungen nach einer Zusammenarbeit mit der AfD bekannt. Halten Sie das für ausgeschlossen?

Das wird nicht passieren. Allein schon deshalb, weil wir – die CDU – von der AfD als das Feindbild schlechthin dargestellt werden. Ihr Ziel ist es, uns zu vernichten. Ich habe in der CDU-Sachsen noch niemanden getroffen, der derart suizidale Anwandlungen hat.

Auf lokaler Ebene klingt das bisweilen anders. Was würden Sie tun, wenn es kippt?

Ich persönlich?

Ja, Sie. Was würde das für Sie bedeuten als Christdemokrat?

Dann gäbe es für mich keine politische Zukunft in der CDU. Aber wissen Sie, was mich wirklich ärgert? Die intellektuelle Schlichtheit unserer politischen Mitbewerber, die uns mit dem einen Wort Brandmauer erklären wollen, wie wir den Umgang mit der AfD zu handhaben hätten. Das ist eine Unverschämtheit.

Aber die Diskussion um die Brandmauer wird auch in Ihrer Partei geführt. Dort wurde als eine Art Empfehlung ein Papier verschickt, das ganz klar sagt: keine Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene.

Ja, keine Kooperation. Aber man kann eben auch nicht so tun, als gäbe es die AfD im Gemeinderat nicht.

Warum regt Sie der Begriff Brandmauer so auf?

Weil er politisch gefährlich ist. Unser Job, in der Mitte nach rechts dafür zu sorgen, dass wir demokratische Verhältnisse haben, ist schon schwer genug. Das lastet am schwersten nicht auf einem Bundestagsabgeordneten oder einem Landesminister, sondern auf einem Ortschafts- oder Gemeinderat. Ich kann den Beitrag von links dazu gerade nicht sehen, wirklich gar keinen. Und ich würde begrüßen, wenn sie wenigstens die Klappe halten würden. Mit der Brandmauer wird von linker Seite permanent versucht, uns zu unterstellen, es gäbe Neigungen in Richtung AfD. Ständig. Das vergiftet unglaublich.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

23 Kommentare

 / 
  • Das beste was ich über Herrn Schuster sagen kann ist, dass er nicht mehr im Lkr, Lörrach tätig ist. Ansonsten im Linksextremismus in Sachsen die grösste Bedrohung zu sehen, hat seinen ganz eigenen Humor. Kopf Tisch

  • 》Was machen Sie mit dem 200.001?

    Ehrlich, das ist ein so simplifizierendes Argument, das sprengt mir fast das Kleinhirn. Wir hatten 2016/17 in der Union darüber einen Konflikt, der bis an die Existenz der Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU ging. Danach haben wir uns geeinigt und seit 2017 mit der Obergrenze 200.000 gearbeitet. 《

    Schuster scheint in seinem Berufsleben laut Wikipedia überwiegend Polizist gewesen zu sein.

    Nun, als Verfassungsminister, scheint er mit dem Argument, dass Asyl ein Grundrecht ist, dass niewandem verweigert werden kann, weil es schon eine bestimmte Anzahl anderer in Anspruch genommen haben (also der Gleichheitsgrundsatz in sein Gegenteil verkehrt), nach eigenem Bekunden ("Kleinhirn") intellektuell völlig überfordert zu sein - dies ist bedrückend, wie auch überhaupt die Lage in Sachsen taz.de/Trotz-Geric...geflogen/!6024509/

    Das Argument war übrigens von Merkel, die sich im Übrigen - anders, als es Schuster hier darstellt - seinerzeit gegen Seehofer durchgesetzt hat.

    shorturl.at/iJUWS

    Vielleicht sollte Schuster doch einen Wechsel zur AfD ins Auge fassen.

  • Der Mann gefällt mir in seiner Konsequenz, wie er politische und rechtliche Fragen trennt.

    • @Dr. McSchreck:

      Ja. sehr opportune Trennung allerdings...

      Wenn das Innenministerium eine Zeitschrift verbietet - nicht etwa ein Gericht - so ist das doch keine rein rechtliche Entscheidung, zu der er keine öffentliche Meinung haben darf. Der Mann kommt zumindest in diesem Interview bei mir gar nicht gut weg.



      Wie andere Kommentatoren schon anmerkten, AfD light dort wo er glaubt maximal punkten zu können, ansonsten ... keine Meinung weil qua Amt und Würden gebunden.

  • 8G
    81283 (Profil gelöscht)

    Ich bin von derartig schlichten Aussagen wirklich gelangweilt.

    1) Sein Konzept ist er selbst und damit soll die AfD geschlagen werden.

    2) Politisch möchte er erstmal kaum etwas kommentieren.

    3) Weswegen will er jetzt gewählt werden? Weil er „AfD light“ anbietet? Oder weil er zwar Rechtsradikalismus als Problem einräumt, aber dann wieder Absätze lang über die bösen Linken schwadroniert?

    Genau das sind die Menschen, die die Demokratie nicht retten werden und nie gestärkt haben.

    Wir benötigen eine politische Antwort auf die AfD und keine 1960er-Jahre-Interviews.

  • Ganz klar wird mir nicht was das Thema Asyl nun wirklich für die Menschen bedeutet. Was sind die Probleme die sich hier ergeben und wie kann eine Verständigung, ein neues Vertrauen entstehen. Es gibt ja nun viele Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Sich auf die Seite zu schlagen diese Menschen grundsätzlich als Belastung und nicht als Chance zu sehen fördert einen diskriminierenden Chor.

  • Was mich ärgert, ist die intelektuelle Schlichtheit, die uns die CDU unterstellt. Dass man sich auf dem Land in Sachsen Sorgen um die Migration nach Deutschland macht, sollen wir ungefragt hinnehmen. Wieviele Migranten gibt es denn in Sachsen? Warum nehmen die Menschen gerade in den Gebieten, in denen es am wenigsten Migranten gibt, Migration als DAS Problem war? Wahrscheinlich ist es aber zu anspruchsvoll, diese Fragen zu stellen.

    Und um die Demokratie sollen wir uns auch keine Sorgen machen, nur weil die Hälfte der Menschen eine Einheitspartei mit starker Führung will.

    Wahrscheinlich ist Sachsen immun gegen Demokratiefeindlichkeit.

    • @Libuzzi:

      Dass man sich in Sachsen Sorgen um die Migration nach Deutschland macht, müssen Sie nicht "ungefragt hinnehmen".

      Sie sehen schon an den Wahlergebnissen, dass es eine Tatsache ist.

      Gehen Sie hin und ändern Sie es.

      Auch in anderen Gebieten Deutschlands wird Migration als DAS Problem wahrgenommen.

      Deshalb hat doch die AfD überall so gute Ergebnisse.

      Wieviele Asylbewerber nach Sachsen kommen, findet man leicht bei Google.

      Ungefähr soviel wie in Rheinland-Pfalz. Das hat auch ungefähr gleich viele Einwohner.

      Ich wohne in Berlin übrigens in einem Wahlbezirk in dem bei der EU-Wahl auch die AfD die stärkste Partei geworden ist. War ich baff.

      Dass Leute in Kleinstädten keine Neuköllner oder Kreuzberger Verhältnisse wollen, kann ich nachvollziehen.

      Das sieht man doch nicht nur in Sachsen so.

      Wieviele Leute sich bei den Themen Migration und Klima eine starke Führung wünschen, können Sie in den Kommentaren zu taz-Artikeln nachlesen.

      Da ist dann auch schnell Schluss mit Demokratie, da soll durchregiert werden.

      Pendants finde ich im Familienkreis.

      Geht also auch Linken so.

      • @rero:

        Ich stimme Ihnen zu.

    • @Libuzzi:

      Seh ich ähnlich!

    • @Libuzzi:

      Toll analysiert!

  • "Wenn man hier die Leute nach ihren Sorgen fragt, taucht das Thema an erster Stelle auf, mit Abstand." - nachdem ich das Interview gelesen habe, frage ich mich, ob Herr Schuster seinen eigenen Beitrag zu diesem Zustand erkennt. Die Ähnlichkeit von CDU- und AfD-Positionen in der Migrationspolitik ist dermaßen groß, dass die Union, besonders in Sachsen nun wirklich keinen Vertrauensvorschuss mehr verdient. Denn von dort kommt nun wirklich kein Beitrag zum Schutz der Menschenwürde, wenn es um die Menschenwürde von Geflüchteten geht (und auch andere Gruppen der Bevölkerung betreffend ist in dieser Hinsicht nicht viel zu holen bei der CDU). Dass "simplifizierende[...] Argument[e]" und "intellektuelle Schlichtheit" ihm fast das Kleinhirn sprengen, glaube ich sofort. Wahrscheinlich ist dort, wo keine höheren Hirnfunktionen ablaufen, seine politische Orientierung verwurzelt.

    • @My Sharona:

      Seine Moral vermutlich auch :)

  • Da läßt aber jemand die Hosen runter.



    Braucht nur noch statt "wir in der CDU" zu sagen "wir in der AfD".

  • Vielleicht sollte der Herr Innenminister mal für Rechtsstaatlichkeit in seinem Bundesland eintreten.

    taz.de/Trotz-Geric...geflogen/!6024509/

    Sachsen scheint ein rechtsfreier Raum zu sein.

  • Könnte mir vorstellen, daß die AfD auf ihren vielen Kanälen in den sozialen Medien dieses Interview verlinkt.

    Das inhaltslose Geschwafel dieses CDU-Bürokraten treibt ihnen ja noch mehr Wähler zu.

  • Er vereinfacht hier ja schon arg, obwohl er es besser wissen dürfte. Es klingt schon nach einer Herbert-Reul-Kopie.



    Damit erhält man nicht eine Rosskur, sondern mehr Rosslaus.



    Danke fürs kritische Nachfragen!

  • Da ist sie wieder, diese widerliche Rhetorik. Es wird so lange behauptet, illegale Migration sei ein Problem, bis die Leute das tatsächlich schlucken.

    Genau das spielt dann der AfD in die Hände.

    "... uns zu unterstellen, es gäbe Neigungen in Richtung AfD."

    Tja. Genau so ist es aber: Ihr bedient Euch der AfD als Abrissbirne in Richtung Eures "Hauptgegners" (Merz). Dass es dabei ein paar demokratische Gebäude zertrümmert... Schicksal, wa.

  • Es ist so lächerlich . Siehe England. Erst alle rauskicken , dann merken das die Arbeit für den gewöhnlichen Europäer zu hart ist und dann dafür Inder holen .

    • @Mr Ambivalent:

      Logische Argumente zählen da leider nicht, natürlich braucht Deutschland Einwanderung im großen Stil, und zwar nicht nur Ingenieure und Gefäßchirurgen. Aber machen Sie das mal den AfD-(und manchen Unions-) Wählern klar, da fehlen Wissen von und Interesse an größeren Zusammenhängen.

    • @Mr Ambivalent:

      Wo haben Sie gelesen, dass "alle rausgekickt" werden sollen? Ich lesen eher etwas von kontrollierter Zuwanderung, die man tatsächlich nur begrüßen kann.

      • @Bommel:

        Kontrollierte Migration ist da leider nur eine Chimäre -- so lange ein größerer Teil dern Menschheit alle Gründe hat, sich auf den Weg zu machen in Länder, wo die Lebenschancen deutlich besser sind.

        Um das aber zu kapieren und zum Ausgangspunkt der Überlegungen zu machen, müsste man den Kopf umdrehen und aus der Prespektive der Migranten denken. Keiner macht sich freiwillig auf den Weg durch die Sahara und übers Mittelmeer, wenn er weiß, dass mindestens 10% nicht ankommen. Was wollen Sie da mit Grenzkontrollen etc. erreichen? Ein Zunahme von Schleusertum inklusive aller negativen Nebeneffekte?

        V.a. aber ist kontrollierte Zuwanderung solange eine Chimäre, als es keine anderen Zugangswege nach Europa gibt als das Asylrecht. Und kommt da irgendetwas von der Union?

  • Rhabarber, Rhabarber wie erwartet......