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Lötzsch kandidiert nicht mehrAbrechnung mit Linksparteiführung

Ihr Direktmandat in Berlin-Lichtenberg rettete die Linkspartei davor, aus dem Bundestag zu fliegen. Jetzt kündigt Gesine Lötzsch ihren Abschied an.

Hört auf: Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch von den Linken Foto: Stefan Boness/Ipon

Berlin taz | Es ist die Ankündigung eines Abschieds – und eine bittere Abrechnung: Gesine Lötzsch wird bei der kommenden Bundestagswahl nicht wieder kandieren. Das teilte die 62-jährige Berlinerin am Mittwoch in einer Erklärung mit. Für die strauchelnde Linkspartei ist das ein harter Schlag. Denn Lötzsch ist eine der drei direkt gewählten Abgeordneten, dank denen sie derzeit überhaupt noch im Parlament sitzt.

Seit 2002 gehört Lötzsch dem Bundestag an. Sechs Mal hintereinander gewann sie ihr Direktmandat im Wahlkreis Berlin-Lichtenberg. Ihr bestes Ergebnis erzielte sie 2009 mit 47,5 Prozent der Erststimmen, zuletzt waren es 2021 noch 25,8 Prozent. Ihre Entscheidung, nicht erneut anzutreten, habe sie bereits damals getroffen, so Lötzsch in ihrer Erklärung. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sie bekannt zu machen“, schreibt sie.

Die Bekanntgabe ihrer Entscheidung nutzte die studierte Philologin für eine Generalabrechnung mit der Führung der Linken. Ein Grund für das katastrophale Ergebnis bei der Europawahl, bei der die Partei auf 2,7 Prozent abstürzte, sei eine Strategie gewesen, „die unser Parteiprogramm nur in Teilen widerspiegelte“.

Soziale Gerechtigkeit und Frieden seien die beiden Themen gewesen, mit denen die Linke in der Vergangenheit Wahlen gewonnen habe. Doch in diesem Wahlkampf habe der Parteivorstand nicht über Frieden reden wollen, „weil unsere Partei in dieser Frage gespalten wäre“. Seine Aufgabe wäre es jedoch gewesen, für eine gemeinsame Position zu kämpfen. „Wer existenzielle Fragen nicht diskutieren will, der wird abgewählt“, konstatiert Lötzsch.

Entsetzt über Parteivorstand

Auch die Nominierung der parteilosen Klima- und Menschenrechtsaktivistin Carola Rackete zur Spitzenkandidatin an der Seite des Parteivorsitzenden Martin Schirdewan bei der EU-Wahl sei „ein Fehler“ gewesen. Dass Rackete vielen Menschen im Mittelmeer das Leben gerettet hat, sei zwar ihr großes Verdienst. Aber: „Die Partei kannte sie nicht und sie kannte unsere Partei nicht.“

Sie habe in den vergangenen Jahren immer mehr den Eindruck gewonnen, „dass die Parteivorstände neue Wählerinnen und Wähler gewinnen wollen und dabei auf die Stammwählerinnen und -wähler gern verzichten“, schreibt Lötzsch. Das Resultat läge „jetzt auf unserem Tisch“.

Dabei dürfte sie nicht zuletzt ihren eigenen Wahlkreis im Blick haben, wo die Linkspartei bei der EU-Wahl nur noch bei 10 Prozent landete und sich damit mehr als halbierte. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) stieg demgegenüber in Lichtenberg auf 15,2 Prozent empor.

Kein Wort der Selbstkritik

Der elektorale Absturz sei auch auf die Spaltung der Linksfraktion im Bundestag zurückzuführen, ist Lötzsch überzeugt. „Ich war entsetzt, wie leichtfertig der Parteivorstand bereit war, die Bundestagsfraktion aufzugeben“, liefert sie eine etwas eigenwillige Interpretation der Geschichte.

Über ihre Mitverantwortung dafür, dass die Ex-Fraktionsvorsitzende Wagenknecht und ihre An­hän­ge­r:in­nen seit dem Erfurter Parteitag 2022 aus der Bundestagsfraktion heraus ungestört die Gründung einer Konkurrenzpartei vorbereiten konnten, verliert Lötzsch hingegen kein Wort. Ebenso wenig gibt sie einen Hinweis darauf, wie sich die Abspaltung hätte verhindern lassen.

Lötzsch ist schon lange im politischen Geschäft. 1984 in die SED eingetreten, gehörte sie zunächst 1990 der Stadtverordnetenversammlung von Ostberlin an, dann von 1991 bis zu ihrem Wechsel in den Bundestag 2002 dem Berliner Abgeordnetenhaus. Von 2010 bis 2012 stand sie gemeinsam mit dem inzwischen zum BSW gewechselten Klaus Ernst an der Spitze der Linken. Zu dieser Zeit erlebte die Partei ihre erste größere Krise.

Damals stand allerdings noch nicht die Existenz auf dem Spiel. Das ist jetzt anders. Lötzsch fordert nun eine deutliche Strategieänderung. „Wir müssen wieder als Friedenspartei erkennbar werden“, schreibt sie mit Blick auf die kommende Bundestagswahl. Der für Oktober geplante Bundesparteitag müsse entsprechend „personell und inhaltlich Grundsatzentscheidungen treffen“.

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43 Kommentare

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  • Das ist eine einfache Sicht auf ein komplexes Problem und das wirft die Frage auf, welche Rolle Lötzsch dabei selbst spielte. Und dieser Abgang trifft die Partei hart. BSW ist eben ein Problem, wenn eine Partei wie eine alte SPD antritt und das populistisch anbietet, kämpft die Linke ums Überleben. Die Linke konnte Mitte-Links bisher nicht gut anbieten, ob sie's noch lernen?

  • "„Wer existenzielle Fragen nicht diskutieren will, der wird abgewählt“, konstatiert Lötzsch." - wenn das so wäre, wer säße dann noch im Bundestag? Oder anders ausgedrückt: schön wär's, dann wären wir die AfD, CDU, FDP schon mal los.



    "„dass die Parteivorstände neue Wählerinnen und Wähler gewinnen wollen und dabei auf die Stammwählerinnen und -wähler gern verzichten“ - Blödsinn, die Stammwähler*innen starben weg oder fanden eine Partei, die Systemkritik mit Ausländerfeindlichkeit verband.

  • Gegen eine „Friedenspartei“ ist nichts einzuwenden. Sie müsste aber eine solche im Sinne Ludwig Quiddes (de.wikipedia.org/w..._Friedensbewegung) sein, nicht im Sinne der Radikalpazifisten, die damals die Deutsche Friedensgesellschaft und die deutsche Friedensbewegung bis heute übernommen haben. Denn leider gibt es gerade mehrere Beispiele dafür, dass „eine Bande von Verbrechern, Mördern, Räubern, Brandstiftern und (was vielleicht schlimmer als alles ist) bestialischen Folterknechten, dazu Lügnern und Heuchlern mit schamlosem Rechtsbruch dieses (jeweilige, Z.) Land einem Zustand brutalster Unterdrückung jeder Freiheit einzugliedern unternehmen.“ Putin, Hamas und Mullahs allen voran.



    Ich fürchte allerdings, dass Frau Lötzsch das nicht meint ...

  • Ich habe Gesine Lötzsch seinerzeit auf Veranstaltungen der Berliner Linken als überzeugende und integre Person kennengelernt, und ihrer aktuellen Einschätzung kann ich auch zustimmen.

    In Berlin äußert sich der Gegensatz Zentrum-Peripherie innerstädtisch als zunehmende Spaltung zwischen Innen- und Außenbezirken. Die Linke ist hier zunehmend eine Innenstadt-Partei, auch vom Personal her.

    Obwohl es niemand wörtlich so gesagt hat, hatte ich oft den Eindruck, dass sich so eine Haltung ausgebreitet hat: Wenn wir den Grünen in der Innenstadt eine Stimme abjagen, dann ist das eine "edlere" Stimme, als wenn wir der AfD in den Außenbezirken eine Stimme abjagen. Entsprechend die Themensetzung und das Auftreten. Für die Mehrheitsverhältnisse insgesamt ist das aber natürlich fatal.

    Bundesweit war das zuletzt ähnlich, exemplarisch zu sehen bei der Auswahl der Spitzenkandidatin zur EU-Wahl. Man hat aber im Ergebnis auch gesehen, dass die Nische für eine urban-kosmopolitische Linke eher klein ist. Während eine kommunitaristische Linke, die die Interessen der Peripherie anspricht, offenbar ein größeres Potential hat (siehe BSW-Ergebnis).

  • Dazu kann ich mich nur immer wieder wiederholen. Der Zusammenschluss von PDS und WASG war ein epochaler Fehler, der strategisch gar nicht größer hätte sein können. Einmal von den Stimmenzahlen, die Linke hatte in etwa so viele Wähler, wie die Vorgänger je alleine hatten. Andererseits ließ sich der parteiinterne Streit nie beilegen. Ich meine, nicht wegen fehlendem Willen, sondern wegen diametral gegensätzlicher Zielsetzungen. Die Idee der SED war immer, es kann nur eine Linie im Sozialismus geben und diese wird vom Politbüro festgelegt. Später beschloss die PDS zu einem DDR-Nostalgieverein zu werden. Die WASG entstand, als Attac-Leute meinten, eine Partei gründen zu müssen. Diese Partei wurde von West-Gewerkschaften getragen, die den Kurs der SED stets kritisch sahen. Jetzt gäbe es eine nue historische Chance. Wo sich die einen beim BSW sammeln, könnten die anderen mit Mera25 zur neuen Arbeiterbewegung werden, die einerseits enttäuschten Grünen offen steht, andererseits als Koalitionspartner neue Chancen im politischen Gefüge setzen würde. Wenn Promis wie Gesine Lötsch aussteigen, sollte dem Projekt "Die Linke" ein Ende gemacht werden.

    • @mdarge:

      Mera25 ist doch noch weniger verankert als die Rest-Linke.

  • Deutschland fehlt eine sozialdemokratische Partei.

    Wirtschaft, Sozialsysteme, Umwelt, innere Sicherheit, Bildung, Wohnen, Bürgerrechte, Steuern,... - eine sozialdemokratische Partei hätte mehr als genug zu tun.

    • @Limonadengrundstoff:

      Wenn ich mich recht erinnere, haben die Sozen gerade für die Erhöhung des Mindestlohns und die Erhöhung des Bürgergeldes, das Eintreten für eine Mietbremse etc. Prügel bekommen. Die Linke hat für ihr Eintreten für höheren Mindestlohn, höheres Bürgergeld und die Mietbremse Prügel bekommen.



      Entsprechend wollen die Bürger all das nicht. Womit sich wohl Ihre Thesen weitgehend erledigt haben.

      • @Kaboom:

        Vielleicht haben die SPD und die Linke für anderes Prügel bekommen?

    • @Limonadengrundstoff:

      Amen Bruder!



      (im Sinne von "alle Menschen werden Brüder")

  • Es gibt leider immer noch sehr viele Menschen, die glauben, Friedenspolitik bedeute, sich aus jedem Krieg, sei er noch so bestialisch geführt, herauszuhalten, sprich: bloß nicht die Angegriffenen unterstützen! Das gefällt den kriegstreiberischen Despoten dieser Welt.

    • @tazziragazzi:

      Nein, es sollte nur versucht werden, den Krieg mit tauglicheren Mitteln (Diplomatie, Kompromissfindung) zu beenden.

    • @tazziragazzi:

      Diese Leute wollen keine Friedenspolitik sondern eine friedliche Politik, eine harmlose Politik. Führt halt nicht zum Frieden aber befriedigt das eigene Bedürfnis nach einfacher Moral.

  • Fantastische Kommentare zum Lötzsch-Rücktritt und zum Buzzword "Friedenspartei". Ich bin begeistert von der taz-Leserschaft.

    Slava Ukrainii

  • In Teilen kann ich die Argumentation nachvollziehen.

    Aber wo war/ist denn die Linkspartei eine Friedenspartei (gewesen)?







    Die Realität ist doch, dass große Teile der (insbesondere) ostdeutschen Stammklientel Anhänger des russischen Imperialismus sind und gerne wieder fahnenschwingend vor russischen Panzern paradieren wollen.

    Gegen nicht-russisches Militär zu sein, ist kein Pazifismus.



    Gegen nicht-russische Milliardäre zu sein, ist kein Antikapitalismus.

  • Die Linkem tun ja immer fürchterlich empört, wenn man ihre SED-Vergangenheit anspricht. Aber wenn dann irgendwo die Biographie der älteren Linken aus dem Osten erwähnt wird, kommen sie doch alle aus der SED.

    Eine Friedenspartei wäre im Moment in erster Linie eine Anti-Putin-Partei. Das wäre sicher ein guter Weg für die Linkspartei. Jetzt, wo die Wagen- und Putinknechte weg sind, wäre doch eigentlich der Weg frei, sich zu einer modernen linken Partei zu entwickeln, woke, ökologisch, urban, radikal im Kampf gegen den Klimawandel, und deutlich gegen Putin, die Hamas und Antisemitismus. Aber irgendwie scheint das noch nicht der Weg dieser Partei zu sein.

    • @Ruediger:

      Sie beschreiben eher eine ideologisch gefestigte (also von ihren Realos befreite) Grünen-Kopie. Das als die einzige Art zu betrachten, wahrhaft linke Politik zu machen, zeigt leider keinen wesentlich breiteren Horizont, als die Wagenknechte ihn an den Tag legen - nur halt einen anderen Ausschnitt.

      NATÜRLICH kann eine Partei auch nach wie vor klassisch sozialistische Prioritäten (Umverteilung, Sozialverträglichkeit von gesellschaftlichen Änderungsprozessen, Armutsbekämpfung, Antimilitarismus...) setzen, OHNE Putin- oder Hamas-Fan zu sein.

      Das Problem des offenen oder latenten Antisemitismus im Zusammenhang mit Israel sehe ich sowieso eher bei den woke-"postkolonialen" Linksidentitären als bei in der Wolle gefärbten "Roten Socken". Die haben allenfalls noch ein paar altkommunistische judenfeindliche Weltverschwörungstheorien im Kopf, gegen die auch die Sowjets nicht immun waren (und von denen man sich natürlich noch schneller trennen muss als von der Nibelungentreue zu Russland). Israel als generelles und auf alle Juden übergreifendes Feindbild ist dagegen eher ein Problem derer, die die Welt entlang ethnischer oder religiöser Linien in Täter und Opfer aufteilen.

      • @Normalo:

        Ich hsbe überhaupt nicht gesagt, dass eine woke Linkspartei die einzige Art ist, wahrhaft linke Politik zu machen m, aber es wäre ein Alleinstellungsmerkmal und würde eine Lücke in der politischen Landschaft bedienen, die man jetzt füllen kann, wo die anderen weg sind.



        In der Sozialpolitik sehe ich die wenigsten Unterschiede zwischen Linkspartei und BSW, deswegen habe ich das hier nicht erwähnt.



        Natürlich muss sich auch linke Sozialpolitik anpassen, im Zeitalter von Bürgergeld und Arbeitskräftemangel scheint mir die Linke zu sehr auf die Versorgung von nicht erwerbstätigen konzentriert zu sein und die neuen sozialen Herausforderungen, wie prekäre Arbeitsverhältnisse der New Economy, nicht genug zu ihrem Thema zu machen, obwohl eine "woke" Linkspartei eher diese Leute ansprechen könnte, als die dumpfen Wagenknechte.



        Antimilitarismus, der bedeutet, dass ein Faschist ohne militärische Gegenwehr demokratische Staaten einverleiben kann, ist aus meiner Sicht vieles, aber nicht links.

        • @Ruediger:

          Den letzten Absatz unterschreibe ich ohne Abstriche. Ich halte es umgekehrt auch nicht für militaristisch, sich gegen militärische Aggression auch in gleicher Münze zur Wehr zu setzen. "Antimilitaristisch" ist insofern eben nicht das gleiche wie "radikalpazifistisch".

          Aus meiner Sicht ist "wie die Grünen, nur besser" eben KEIN Alleinstellungsmerkmal. Die Grünen demonstrieren, was damit in der Opposition an Stimmen zu holen ist und wie hart das Konzept mit der Regierungswirklichkeit kollidieren kann. Nicht besser erginge es einer woken Linkspartei.

          Aus meiner Sicht liegt das BSW, was "linke" Politik betrifft, in erheblichen Teilen gar nicht mal so falsch. Es müsste sich nur

          a) von den altstalinistischen Tendenzen einschließlich der Putintreue und dem Alles überagenden Feindbild "USA" lösen,

          b) mit dem Rechtsblinken in der Migrationsfrage aufhören und

          c) nicht so machtgeil und kompromisslos spalterisch agieren.

          Mit anderen Worten mehr "B" und verdammt viel weniger "SW". Diese Transformation kann nur diese Partei per Selbstdefinition nicht leisten. Also wäre es an der Linken und jenen BSW-Mitgliedern, die NICHT entweder Namensgeberin oder primär deren treue Jünger sind.

          • @Normalo:

            Wenn ich Ihr a), b) und c) mal zusammenfassen darf: das BSW wird linke Politik machen, wenn es aufhört das BSW zu sein.

            • @My Sharona:

              So in etwa, bzw. realistischer: Das BSW wird sich eben (wie einen Absatz später angemerkt) NICHT von diesen, mit der Person ihrer namensgebenden Lichtgestalt eng verbundenen, Merkmalen trennen. ALSO wäre es an ANDEREN als dem BSW, solche linke Politik zu machen.

              Ich sollte diesen letzten Absatz vielleicht präzisieren: Ich meinte "BSW-Anhänger" (nicht "-Mitglieder"), die keine treuen SW-Jünger sind. Denn die kleine, handverlesene Mitgliedschar des BSW ist natürlich genau nach diesem Kriterium ausgewählt, kommt also nicht für eine andere Politik als die Wagenknechts in Betracht.

    • @Ruediger:

      "woke, ökologisch, urban, radikal im Kampf gegen den Klimawandel, und deutlich gegen Putin, die Hamas und Antisemitismus"



      Da ist die Linke doch schon....und das Ergebnis sind halt 2,7%

    • @Ruediger:

      Also 1:1 zu den (idealen) Grünen.

      Halte ich für eine schlechte Idee.

  • Wir werden sie nicht vermissen.

    • @rakader:

      Lötzsch als Bundestagsabgeordnete hatte für die Probleme der Bürger nahe des Bürgerbüros Zeit, aber keine Lösung.



      Vermietern beizustehen bei der Bebauung von grünen Innenhöfen ist eine demokratische Blamage.

      Eine Abkehr des Berliner Senats von der falschen Anwendung des §34 BG in den Berliner Ostbezirken ist die einzigste Option zur Wahrung des sozialen Friedens, z. B. in Lichtenberg.

  • Lötzsch hat die Zeichen der Zeit erkannt. Die Linken sind verwestlicht, die Sowjetunion gibt es nicht mehr, und wenn man zu lange verweilt, wird man vor dem Leninmausoleum gleich verhaftet. In Moskau singt auch keiner mehr die Internationale. Der harte reaktionäre salon-stalinistische Kern hat die Rettungskapseln zur BSW bestiegen. Dort verstehe es die brilliante Talkshowrednerin und BSW Boss die Welt mit ihren Utopien zu verzaubern, die natürlich NIEMALS Konsens- und Mehrheitsfähig wären: EZB Direktkredite an Staaten, abgelehnte Asylbewerber ohne Knete auf der Straße herumlungern lassen, Putin die Ukraine überlassen, etc. So ähnlich wie Trumps Vorschlag Desinfektionsmitteln in den Arm zu spritzen.

    • @Ward Ed:

      Leider ist alles, was uns vor dem kollektiven Selbstmord durch Profigier und Nationalegoismus rettenvkönnte, nicht konsens- und mehrheitsfähig. Nirgendwo auf der Welt. Die Menschen sind im Prinzip überall gleich. Rassen gibt es nicht und Nationen wurden von internationalen Konzernen und Drogenkartellen abgelöst.

  • Und tschüss. Wir brauchen nicht noch eine klugschwätzende "Friedenspartei", die de facto eine Lass-die-Ukraine-im-Stich-Partei ist.

  • Alte SED-Kader brauchen wir nicht. Leider gibt es beim BSW definitiv das Potenzial zur Neo-SED zu werden.

  • Was meint sie denn mit "Friedenspartei"? Jenen Euphemismus, den auch BSW und AfD benutzen, um die Ukraine Russland auszuliefern?

  • Die Frau passt zu Lichtenberg - wo ich 8 Jahe gelebt habe. Doch auch sie selbst hat sich ein Stück weit entfremdet, weil tecknokratisch petrifiziert.

    • @Ulrich Haussmann:

      die frau scheint mir ein apparatschik zu sein, die übrig geblieben ist.

      die ostdeutschen sind ebenso übrig geblieben.



      besetzt, o.k., aber außer 1953 keinen aufstand gewagt, erst viel später mit kerzen in kirchen + so.

      nazi-vergangenheit nie aufgearbeitet - das rächt sich jetzt.

      das geht bis in die linkspartei. + abspaltung bsw - neue faschistInnen.

      s. 2. band der reihe des argumentverlages: gestalten der faschisierung, gestalt nr.2:



      sarah wagenknecht. (2022)

      die gemengelage ist very interesting:

      medien hypen die sw. klar, sie dient letzlich dem kapital.+ das beherrscht die medien.

      merkscht was, deutsche/r micheLine?

  • Es gibt bereits zwei putinfreundliche Parteien im BT, eine rechte und eine angeblich nicht-linke (so die Aussage von Frau BSW). Wo Frau Lötzsch da noch große Wählerpotenziale für eine dritte Totalpazifistenpartei ausmacht ist mir schleierhaft.

    • @B. Iotox:

      auch wieder richtig.



      würde aber g.l. selber "existenzielle fragen diskutieren" (wollen), dann würde sie zunächst sagen, dass sowas kein abzählreim über fixierte positionen sei, sondern es ja auf das konkrete angebot ankäme, das stimmen- u. parlamentsanteile schafft, um sodann dieses angebot, wie mit r., ukraine usw. umzugehen sei, vorzulegen.

      aber da ist auch bei ihr nur der gleiche abstrakt-scheiß wie in den afd- u. bsw-fixpositionen zu finden (andere parteien bzgl. konkretisierungen aber auch nur wenig besser), - also doch "abzählreim", ohne pdl.

      und andere, links ganz wichtige themen wie mieten/wohnungsbau(kosten) u.v.a.m. sind eben versemmelt worden, überwiegend durch extreme handwerkliche fehler, die dann nicht wirklich stören, wenn kaum auf prakt. lösungen/durchsetzungen, sondern auf den nachweis gezielt wird, ohne grundstürzende änderung/umkehr der "verhältnisse" sei eh kaum was zu reissen.



      das hat die pds/pdl nun (wie alle ihre schwestern zuvor) prima in den 34 west-jahren geleistet und ist demzufolge aus dem "system" faktisch raus.

      • @dos:

        Ja, auch richtig. Über die Fehler der Linken in den letzten 10, 20 Jahren (d.h. auch unter der Führung der jetzt besserwissenden Frau Lötzsch) könnten wir noch stundenlang sprechen.



        Ich möchte nur noch ein anderes Detail ansprechen: Linke Politik ist, und linke Parteien sind in der Neorepublik Deutschland inzwischen ein Nischenphänomen für gerade einmal 3% des (Wahl-)Volks. Die jahrzehntelange Indoktrination wirkt. Faszinierend, oder?

        • @B. Iotox:

          "...für gerade einmal 3% des (Wahl-)Volks. Die jahrzehntelange Indoktrination wirkt. Faszinierend, oder?"

          Ich darf neckisch übersetzen: "EIN Geisterfahrer? HUNDERTE!!"

          • @Normalo:

            Tja. Die einen halten demokratischen Pluralismus für ein hohes, teuer erkämpftes Gut, die anderen...

            • @B. Iotox:

              ...für einen Fehler, weil die arme, manipulierbare Mehrheit immer sagen darf, wo es langgeht. Jetzt müssten Sie sich entscheiden, WELCHE Kehrseite der Medaille eher auf SIE zutrifft. ;-)

              Will sagen: Ich hab nix gegen Meinungsvielfalt - der ideologische Geisterfahrer verstößt im Gegensatz zum automobilen gegen keine mir bekannten Verkehrsregeln. Ich hinterfrage nur Ihre These, dass eine frei zustandegekommene 97%-Mehrheit ja auf Indoktrination beruhen MUSS.

              So richtig pluralistisch finde ich diese Denke jedenfalls nicht. Es klingt ein wenig nach "Pluralismus ist, wenn ich Recht habe und alle Andersdenkenden doof sind." Wer so denkt, hat vielleicht gelernt die FORMEN des Pluralismus einzufordern, versagt aber darin, seinen ZWECK umzusetzen. Der liegt darin, andere Meinungen als die eigenen - gerade wenn sie von einer überwältigenden Mehrheit geteilt werden - auch als etwas anderes wahrnehmen zu können als einen Defekt in der Meinungsbildung der Anderen.

              • @Normalo:

                Natürlich kann man so tun als würde politische Meinungsbildung irgendwie im luftleeren Raum passieren und damit die historischen Fakten ignorieren.



                Ein Ergebnis könnte dann sein, dass einem niemand mehr zuhört.

                • @B. Iotox:

                  Von luftleerem Raum spreche ich auch nicht. Angesichts so gewaltiger Mehrheiten platt von "Die Indoktrination wirkt!" zu sprechen, zeigt nur schon einen heftig mangelnden Respekt vor der eigenständigen Denkfähigkeit der Mitmenschen. Oder zumindest einen gewaltigen blinden Fleck für die Tatsache, dass die umgekehrte Indoktrination aus wundersamen Gründen NICHT wirkt - obwohl sie zumindest in Teilen der Welt deutlich stringenter und ebenfalls über Jahrzehnte versucht wurde.

                  Und dass irgendwann niemand mehr zuhört, weil man die historischen Fakten ignoriert, brauchen Sie garnicht als bloß theoretische Möglichkeit zu umschreiben. Das ist ein reales Phänomen, das sich dann in so Zahlen wie "2,7%" ausdrückt.

  • Wahre Worte! Hätte sie früher äussern sollen!

  • ... kann man in allen Kritikpunkten unterscheiben ...

  • Nicht völlig verkehrt.