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Verschwörungsmythen bei LandwirtstreffenBauern flirten mit Rechtsradikalen

Jost Maurin
Essay von Jost Maurin

Demagogen wie Ex-Verfassungsschützer Maaßen wettern vor Bauern gegen die Agrarpolitik. Auch mit Parolen zu Gendern und Migration ernten sie Applaus.

Ein Trecker, der mit Vollgas im braunen Schlamm stecken geblieben ist Foto: imago

D ass viele Bauern landwirtschaftspolitisch eher rechts ticken, ist nichts Neues: Sie sind zum Beispiel gegen Regeln, die Empfänger von Agrarsubventionen zu mehr Umweltschutz verpflichten. Nun aber haben bekannte Landwirte gezeigt, dass sie sich auch sonst rechtsradikalem Gedankengut annähern: bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Bauern tot – alle in Not“ Mitte September an einem unbekannten Ort in der Nähe von Berlin.

Man traf sich unter geradezu konspirativen Umständen in einer Halle mit Strohballen und Mistgabeln auf der Bühne. Der genaue Ort und die Veranstalternamen wurden nicht offiziell veröffentlicht, weder auf der Einladung noch in dem Video, das Beteiligte bei Youtube hochgeladen haben. Doch dort war zu sehen, dass radikale Rechte wie Hans-Georg Maaßen – von 2012 bis 2018 Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz – oder der Buchautor Markus Krall offensiv um die Landwirte werben. Und wie aufgeschlossen manche für solche Avancen sind.

Maaßen und Krall nutzten die Veranstaltung, um ihre strammrechte Ideologie in traditionell konservativen Kreisen zu verstärken, die in vielen Dörfern meinungsprägend sind.

Maaßen biederte sich bei den Bauern zunächst mit fachpolitischen Plattitüden an: „Ich lehne die Landwirtschaftspolitik dieser ökosozialistischen Bundesregierung ab“, sagte er. Dass in der SPD-Grünen-FDP-Koalition niemand Sozialismus und schon gar nicht im Sinne von Diktatur, Planwirtschaft und Massenmord will (letzteres ist Krall zufolge das Ziel des Sozialismus) – geschenkt.

Doch Maaßen agitierte auch mit rechten Standardparolen, die nichts mit Landwirtschaft zu tun haben: Er wolle, dass „wir selber entscheiden, wie wir sprechen. Ob wir Deutsch sprechen, wie uns Eltern und Großeltern gelehrt haben, oder Genderdeutsch. Ich will, dass wir selbst bestimmen, wie wir die Kinder erziehen.“ Auch damit unterstellte er seinen Gegnern etwas, das diese natürlich gar nicht wollen.

Maaßen dagegen hält offenbar nicht so viel von Freiheit: „Wenn man im Bundeskanzleramt in der obersten Etage sitzen würde“, sagte er, könne man sofort anordnen, „dass die Gendersprache innerhalb der Bundesverwaltung abgeschafft und ver­boten ist“. Während Maaßen seinen Gegner Übergriffigkeit vorwirft, will er ihnen also selbst verbieten zu sprechen, wie sie wollen.

Meinungsfreiheit – aber für wen?

Bei der Migrationspolitik „geht es darum, dass die politische Linke eine andere Gesellschaft will“, so Maaßen. „Sie will eine transformierte Gesellschaft und sich das Volk selber aussuchen.“ Das klingt wie der Verschwörungsmythos vom „großen Austausch“ der Neuen Rechten, die vielfach behaupten, „Eliten“ wollten durch Zuwanderung die weiße Mehrheitsbevölkerung ersetzen.

Maaßen plädierte zudem für eine Zusammenarbeit mit der rechtsradikalen AfD: „Demokratie heißt auch, dass es auch Parteien im Parlament gibt, die unbequem sein können wie die AfD. Ich bin jemand, der sich grundsätzlich gegen Mauern ausspricht. Man muss mit allen Menschen reden und mit allen Menschen zusammenarbeiten.“

Der Demagoge beklagte bei den Bauern ebenfalls eine angebliche „Erosion der Meinungsfreiheit“. Verantwortlich seien „unsere Medien“. Aber will Maaßen wirklich mehr Meinungsfreiheit oder passt ihm einfach nicht, dass er und seine Gesinnungsgenossen in vielen großen Medien seiner Meinung nach zu negativ dargestellt werden?

Applaus bekam Maaßen auch für den Satz: „Ich bin ein Ketzer und ich glaube nicht an den menschengemachten Klimawandel.“ Die Begründung dafür sollte Klaus Ermecke liefern, ein Diplomkaufmann, der mit seinem Vortrag Tausende Physiker, Klimawissenschaftler und andere Forscher des Betrugs überführen wollte. „Wenn Sie mit der Hand kalte Luft spüren, ist das das Ergebnis davon, dass die Treibhausgase gerade die Luft gekühlt haben. So ist das“, sagte Ermecke. Also könnten sie nicht die Erde erwärmen. Er ignorierte, dass die Treibhausgase wie Kohlendioxid Wärmestrahlung zurückhalten. Und je mehr Treibhausgase in der Atmosphäre sind, desto wärmer wird sie.

Die Mär vom Fleischverbot

Ermeckes Ausführungen waren so abstrus, dass selbst der Moderator der Veranstaltung, Peter Guhl, ihnen nicht folgen konnte. „Ich hab’s noch nicht 100-prozentig verstanden, aber ich versuche dahinterzukommen, weil es so ganz wichtig ist“, sagte Guhl, eine führende Figur der Lobbyfirma Freie Bauern Deutschland GmbH. Guhl räumte ein, er habe bisher zwar geglaubt, dass sich das Klima erhitze, aber dass wir nichts dagegen tun könnten. Jetzt wolle er Ermecke verstehen, denn „wenn wir daran glauben, was die anderen uns erzählen“, dann habe das Folgen „für unser Portemonnaie“.

Noch krassere Desinformation verbreitete die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Angelika Barbe. „Wir leben in einer faschistischen Diktatur“, sagte sie und erntete Applaus. „100 Städte wollen bis 2030 Fleisch, Milchprodukte und private Autos verbieten.“ Berlin habe „das 2019 heimlich unterschrieben“. Aber: Tatsächlich hat eine Stadt gar keine rechtliche Handhabe, um zum Beispiel den Verzehr von Fleisch zu verbieten. Richtig ist lediglich, dass das Städtenetzwerk C40, zu dem Berlin gehört, in einer Studie unter anderem eine Reduktion des Fleischkonsums durchgerechnet hat.

Dann wetterte Barbe mit haltlosen Behauptungen gegen die Corona-Impfung. „Man hat diesen Covid-Impfstoff so prädestiniert, dass er die Möglichkeit hat, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und unsere Denkfähigkeit anzugreifen … Den Menschen vergeht dann die Möglichkeit, wieder neu zu denken.“

Moderator Guhl verneigte sich zwei Mal auf der Bühne vor Angelika Barbe nach ihrer Rede. Nach Kralls Vortrag sagte er: „Mir fehlt am Ende so ein bisschen der Glaube, dass wir es einfach mit einer Wahl lösen können. Das glaube ich einfach nicht, denn das würde voraussetzen, dass das tatsächlich zu 100 Prozent demokratisch abläuft und vorher alle Wahlberechtigten die Möglichkeit haben, sich auch wirklich unabhängig über die Dinge zu informieren, die tatsächlich in diesem Land, in Europa passieren.“

Kein Wahlrecht für Agrarsubventionsempfänger?

Ob es für die Bauern nützlich ist, solchen Rattenfängern hinterherzulaufen? Krall hat öffentlich gefordert, Empfänger von staatlichen Transferleistungen wie Sozialhilfe, aber auch von Subventionen das Wahlrecht zu entziehen. Das verschwieg er jedoch vor den Bauern, denn deren Betriebe beziehen laut Bundesagrarministerium rund die Hälfte ihres Einkommens aus staatlichen Hilfen wie den EU-Agrarsubventionen.

Mehrmals schimpften die Doktortitelinhaber Maaßen und Krall mit einiger Arroganz über angeblich ungebildete Berufspolitiker. Nur: Ein Drittel der Leiter von Agrarbetrieben konnte 2020 laut Statistischem Bundesamt keinerlei landwirtschaftlichen Berufsabschluss vorweisen. Nur knapp 14 Prozent hatten einen passenden Hochschulabschluss.

Auch Jann-Harro Petersen, ein weiterer Hauptreferent der Veranstaltung und Mitglied der „Bundesvertretung“ der „Freien Bauern“, ist kein Akademiker, sondern Realschulabsolvent und Agrarbetriebswirt, wie er auf der Veranstaltung berichtete. „Ein ganz wichtiger Stoff für uns ist das CO2 für die Photosynthese“, sagte Petersen. Eine Selbstverständlichkeit, aber nachdem auf der Bühne knallharte Leugner des menschengemachten Klimawandels gesprochen hatten, konnte das als Plädoyer gegen Klimaschutz verstanden werden.

Viele Bauern sind gegen Klimaschutz, weil er sie Geld kosten könnte. Zum Beispiel dann, wenn sie nicht mehr so viele Tiere halten dürften. Aber wie Maaßen, Barbe und Krall propagierte Petersen auch rechtsradikale, agrarferne Narrative. So sorgte er für Gelächter im Publikum auf Kosten von Menschen, die sich nicht mit dem bei Geburt zugeschriebenem Geschlecht identifizieren: „Ich bin verheiratet und habe vier Kinder, die alle ihr Geschlecht kennen.“

Schlagwörter von Verschwörungsmystikern

Petersen benutzte gleich mehrere Schlagwörter einschlägiger Verschwörungsmythen. In erster Linie feuerte er gegen die Stiftung Weltwirtschaftsforum (WEF), um die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung zu kritisieren. Dabei sind die Ziele „Kein Hunger“ oder „Keine Armut“ von den Vereinten Nationen beschlossen worden. An der UNO hatte Petersen nur auszusetzen, dass ihr Generalsekretär António Guterres ist, weil der lange Jahre Vorsitzender der Sozialistischen Internationale gewesen sei. „Was macht so ein Mann dann dort?“, kritisierte der Landwirt. Dabei waren sogar so gemäßigte Parteien wie die SPD Gründungsmitglieder der Sozialistischen Internationale, und Guterres’ Partido Socialista ist eine der beiden Volksparteien Portugals.

Petersen kritisierte im Zusammenhang mit den Nachhaltigkeitszielen auch die Philosophie des „Transhumanismus“. „Also: der Mensch hat keinen freien Willen. Das ist alles abgelaufen. Wir können einen Menschen kreieren“, so der Bauer. Am Transhumanismus arbeitet sich auch die Verschwörungs- und Coronaleugnerszene gern ab. Aber er hat nichts mit den UN-Nachhaltigskeitszielen wie sauberes Wasser oder Klimaschutz zu tun.

Umweltbewusste „fressen“ nur „Pampe“ und „Ungeziefer“

Wer nicht seine Produkte, Milch und Fleisch, konsumiert, wurde von Petersen herabgewürdigt. Man betreibe „Selbstkasteiung“, wenn man Hafermilch trinkt, denn sie „schmeckt widerlich“, sagte er mit aggressivem Tonfall. Nach dem Willen des WEF sollten die Menschen eine „minderwertige Pampe fressen“ und natürlich „Ungeziefer“. Solche Tiraden wissen AfD-Anhänger für sich zu nutzen. Im Chat wurde mehrmals für die Rechtsradikalen geworben, ohne dass die Moderatoren einschritten – obwohl Guhl anfangs die Regel ausgegeben hatte, für Parteien dürfe bei der Veranstaltung „keine Werbung gemacht“ werden.

In Bayern zumindest punktet die AfD bei Bauern bislang kaum. Die Freien Wähler hingegen bekamen bei der Landtagswahl am 8. Oktober 37 Prozent der Landwirtsstimmen. Die Bundesvereinigung der Freien Wähler ist nicht so fremdenfeindlich wie die AfD und leugnet auch nicht den menschengemachten Klimawandel. Aber: Ihr Bundesvorsitzender Hubert Aiwanger ist bekanntlich der Meinung, dass „die schweigende große Mehrheit dieses Landes sich die Demokratie wieder zurückholen muss“. In seiner Jugend wurde er mit einem antisemitischen Flugblatt ertappt und fiel nach Aussage eines ehemaligen Mitschülers durch Hitlergrüße und „Judenwitze“ auf.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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20 Kommentare

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  • Die Wahl der Redner war sicherlich nicht optimal aber die Landwirte deshalb pauschal in die rechtsextreme Ecke zu stellen ist absolut falsch.



    Landwirte sind realistisch genug und überlegen sich Wahlentscheidungen sehr genau. Bei der letzten Bundestagswahl haben die Landwirte unterdurchschnittlich die AFD gewählt. Der Anteil bei den Arbeitern war doppelt so hoch (Quelle: Forschungsgruppe Wahlen).



    Herr Özdemir wurde schon oft eingeladen, aber der geht auf solche Veranstaltungen nicht, weil der größte Teil der Landwirte mit seiner Politik nicht einverstanden sind

  • Die "Blut-Hirn-Schranke" der Agitatoren scheint längst überwunden (ganz ohne Covid-Impfung) und eine Denkfähigkeit nur noch in Richtung Hass, Lügen und Aufhetzung vorhanden.

    Deutschland / Europa muss endlich EINEN Kurs vorgeben und den Landwirten Planungssicherheit.



    Weg von der Subventionierung von Massentierhaltung, Riesenflächen, Monokulturen inklusive sämtlicher "Nebenwirkungen".



    Wer nachhaltig arbeitet und umweltschonend, darf nicht dafür bestraft werden. Die Handelsketten dürfen nicht weiter mit Knebelverträgen den Löwenanteil für sich behalten und der Verbraucher muss mit höheren Preisen umgehen lernen.

  • "Während Maaßen seinen Gegner Übergriffigkeit vorwirft, will er ihnen also selbst verbieten zu sprechen, wie sie wollen"



    Typisch konservativ halt. Hab lange gedacht ich sei der einzige, der diesen Widerspruch sieht, denn zu viele fallen darauf rein und denken die konservativen Verbotsparteien (Cannabis, Homoehe, LGBTQ Kindergärten, Dragqueen Lesungen usw) stehen für Freiheit. Und dann wundern sich diese Leute, weshalb sie von Linken für net ganz so clever gehalten werden lol.

    "Maaßen plädierte zudem für eine Zusammenarbeit mit der rechtsradikalen AfD: „Demokratie heißt auch, dass es auch Parteien im Parlament gibt, die unbequem sein können wie die AfD. Ich bin jemand, der sich grundsätzlich gegen Mauern ausspricht. Man muss mit allen Menschen reden und mit allen Menschen zusammenarbeiten.“"



    Ja, natürlich. Demokratie heisst mit jedem zusammenarbeiten - nur halt net mit den bösen bösen Sozialisten und den Gendersternchen. Kann mal einer Maaßen fragen, ob er will, dass die CDU in Thüringen mit der Linken koaliert?

  • „Man hat diesen Covid-Impfstoff so prädestiniert, dass er die Möglichkeit hat, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und unsere Denkfähigkeit anzugreifen … Den Menschen vergeht dann die Möglichkeit, wieder neu zu denken.“



    Also, das hat schon literarische Qualität. Einfach großartig!

  • Hoffe mal die Bauern sind schlauer als diese Ansammlung abstruser Wirrköpfe.



    Die Landwirte müssten es doch sebst am stärksten merken wie sehr die Natur sich verändert (Trockenheit, Wärme, Starkregen) und wie sehr diese Faktoren ihre Erwerbsgrundlage beeinflusst.

    • @Opossum:

      Seit den 1950er Jahren sind die Hektarerträge deutlich gestiegen. Im Vergleich der 10-Jahreszeiträume 1950-1959 und 2011-2020 sind die durchschnittlichen Hektarerträge bei Winterweizen um 165 Prozent, bei Kartoffeln um 95 Prozent, bei Zuckerrüben um 112 Prozent und bei Winterraps um 83 Prozent gestiegen.

      • @Wombat:

        Ich habe 1984 angefangen Landwirtschaft zu lernen, damals haben wir für den Liter Milch 80 Pfennige bekommen, davon konnte man sich drei Brezen beim Bäcker kaufen, heute muss man ( bei 40 Cent/Liter) 2 Liter Milch verkaufen um sich eine Breze zu kaufen.



        WAS bringt da eine gewisse Leistungssteigerung ???

        • @Günter Witte:

          Also ich verstehe bis heute nicht, warum Bauern nicht dazu fähig sind, das zu tun, was Arbeitnehmer vor 150 Jahren taten: Organisationen gründen, die die Interessen ihrer Mitglieder in Verhandlungen mit den Abnehmern ihrer Produkte vertreten.

          • @Kaboom:

            Hierfür gibt es zwei logische Erklärungen.



            1; Es ist und war von unserem Staat immer gewollt das die Lebensmittel für die Bürger möglichst billig sind, zum anpassen der Spanne von möglichen Preisen zu den wirklich erlösten haben die Landwirte Ausgleichszahlungen erhalten.



            2; selbst wenn sich heute alle Deutschen Landwirte zusammenschließen haben sie nichts der Marktmacht unserer Handelsketten entgegen zu setzen. Weltkonzerne wie Cola, Nestle, Mars, usw. werden ausgelistet wenn ihre Preise nicht passen, über die letzten Landwirte in Deutschland würden die nur lachen. Und dann ist da noch die Politik welche die Landwirte noch gegeneinander Aufhetzt ( Bio vs Konventionell ), und somit die Erfüllungsgehilfen des Handels werden.

    • @Opossum:

      In der Tat, wir merken es! Bei uns kann man Jahr für Jahr beobachten, dass es dem Riesling in unseren Breitengraden zunehmend zu warm wird. Ich gehe davon aus, dass der Riesling des 22. Jahrhunderts aus Skandinavien kommen wird. Meine Nachkommen dürften daher mit Grenache blanc oder Vermentino experimentieren bzw. falls rote Beeren gewünscht sein werden, mit Sangiovese, Barrolo oder Nebbiolo. Und die Wirrköpfe von der AfD dürften kaum gewählt werden von Leuten, die in Sicht- und Hörweite von Ramstein Airbase aufgewachsen sind. Wir haben Tag und Nacht AFN gehört, was meiner Ansicht nach eine Grundimmunität gegenüber Putinisten aller Art hervorgerufen hat.

  • So sehr es manchen in den Fingern jucken mag: ein pauschales „Bauernbashing“ treibt eben diese Landwirte den rechtsextremen Demagogen in deren Fänge.

    Ich bin Bauernsohn. Und das mit Stolz, denn immerhin blickt meine Familie auf eine längere Geschichte zurück als Berlin. Es ist gerade diese Verbundenheit mit „der Scholle“, die so prägend ist. Und wo eine Chance liegt, diese Menschen für den ökologischen Umbau zu erreichen!

    Denn worum geht es dabei? Darum, die Kulturlandschaft - liebe Leute: NATURlandschaft gibt es in Deutschland keine - zu erhalten und deren Artenvielfalt. Und das geht eben nur mit traditioneller, bäuerlicher Landwirtschaft!

    Industrielle Großagrarier und Massentierhaltung sind dabei genauso der Feind beim Kampf gegen den Artenschwund wie auch der Feind der bäuerlichen Betriebe!

    So lange wir als Grüne bzw. ökologisch Interessierte nicht begreifen, dass wir die bäuerlichen Betriebe statt anzufeinden auf unsere Seite ziehen müssen, indem wir für faire Preise und AUSSCHLIESSLICHE Förderung gerade der noch traditionell wirtschaftenden Betriebe eintreten, ist es kein Wunder, wenn solche - sorry - Drecksvereine wie „Freie Bauern“ immer weiter in die AfD-Schwurbler-Szene abdriften.

    Und ja: „Traditionell“ bedeutet u.a. Nutzviehhaltung. Aber eben nicht Maismonokultur, exzessiver Gebrauch von Pestiziden, Gülle und Massentierhaltung. Unser Hof hatte 5 ha Streuobstwiesen mit Schafen, 35 ha Weide für Milchvieh, auf denen es eben kein Glyphosat oder Neonicotinoide, dafür aber noch Schwalbenschwänze, Brachvögel und in den umgebenden Hecken Rebhühner gab.

    Wer das erhalten will, BRAUCHT Bauern!

    • @BenLawers:

      Bauern wie sie finde ich klasse. Gute Einstellung.

  • "Bei der Migrationspolitik „geht es darum, dass die politische Linke eine andere Gesellschaft will“, so Maaßen. „Sie will eine transformierte Gesellschaft und sich das Volk selber aussuchen.“ Das klingt wie der Verschwörungsmythos vom „großen Austausch“ der Neuen Rechten, die vielfach behaupten, „Eliten“ wollten durch Zuwanderung die weiße Mehrheitsbevölkerung ersetzen."

    --> Ehrlicherweise klingt das nur deswegen nach Verschwörungstheorie, weil der Autor das unbedingt will. Die Aussage von Maaßen erinnert viel mehr an die berühmte Rede von Katrin Göring-Eckhart ("Ja, unser Land wird sich verändern [usw.]"). Dazu passt die bildungssprachliche Verwendung von "transformieren" statt "verändern", die der Jurist gegenüber der Küchenhilfe natürlicherweise verwendet.

    Maaßen ist schlimm genug und sagt genug Dinge, die für sich genommen verachtungswürdig sind. Da muss man ihm nicht noch Dinge andichten. Das führt nur dazu, dass er sich (hier absolut berechtigt) in eine Opferrolle stellen kann, dass er immer mutwillig falsch verstanden wird.

    Man sollte ihn an Dingen festhalten, die er wirklich sagt oder schreibt, wie das klar antisemitische "Globalisten". Hier kann und muss man ihm auf den Zahl fühlen. Entweder er wusste was damit gemeint ist und er ist Antisemit oder er beruft sich weiter auf Unkenntnis, was ihn als Chef des Verfassungsschutzes zu einem Armleuchter und Totalausfall machen würde.

    So muss man ihn stellen: Entweder antisemitisch oder dumm.

    • @Kriebs:

      Sie sind in dieser Hinsicht allzu großzügig! KGE konstatiert eine anstehende Veränderung dieweil HGM eine darin verschwörerische



      Absicht irgendwelcher Eliten suggeriert. Das Verschwörungsmässige an seiner Version ist just die Erklärung die nicht ohne Verschwörung



      auskommt. Wenn ich sage, verdammt mein Strumpf hat 'n Loch und Sie dass die Eliten es so gedeichselt haben, dass mein Strumpf ein Loch hat,



      so sind Sie Verschwörungserzähler *trotz* unserer Einigkeit über den Zustandder Socke.

      • @Chris Demian:

        Wie gesagt, ich halte Maaßen für einen widerlichen Typ. Gleichwohl ist der Verschwörungsgedanke bei ihm nicht ganz fernliegend. Wenn schon nicht KGE, dann seine Internetauseinandersetzung mit Alex Steier, der ausdrücklich schreibt:

        „Nein, es wird irgendwann keine Weißbrote mehr geben, weil ihre Nachkommen in 50 bis 100 Jahren (offenbar anders als Sie) für ein´n Partner*in entscheidet, der nicht weiss ist. Die Enthomogenisierung der Gesellschaft schreitet voran. Ich unterstütze das mit meiner Arbeit.“

        Im Anschluss verwendete er noch als Hashtag #teamumvolkung. Ob Herr Steier das nun satirisch oder ironisch meint, weiß ich nicht. Ehrlicherweise klingen die Äußerungen für mich recht ernst gemeint bzw. mit einem ernsten Kern versehen.

        Angesichts dessen, dass ein Seenotretter in einer Auseinandersetzung mit ihm von gewünschter und praktizierter Umvolkung spricht, finde ich den Zusammenhang zwischen dieser Konversation und der Äußerung von KGE sie freue sich darauf, aus der Sicht von Maaßen nicht für fernliegend.

        Hart gesagt: Er hat die politische Kraft KGE, die an der politischen Grundlage der Migration arbeitet und den Seenotretter Steier, der diese politische Vision ganz praktisch umsetzt. Die Verknüpfung dieser beiden Komplexe ist zumindest nicht abstrus. Sie mag nicht stimmen, aber abwegig ist sie nicht.

  • Die Veranstaltung fiel unter das aktuell äußerst beliebte - wenn nicht allgegenwärtige - Motto "Alles, was sich nach 1965 geändert hat, ist böse". (Na gut, zugegeben, AfD und Co wollen noch 20 Jahre weiter in die Vergangenheit ...)



    Hat sich eigentlich irgendjemand mal die Mühe gemacht, zu untersuchen, warum so viele Leute (nicht nur in D) nicht damit klarkommen, dass die Welt sich weiter dreht?

  • So dumm die Parolen auch sind in der Demokratie hat nicht derjenige recht der wissenschaftlich legitimiert ist sondern derjenige der am meisten Stimmen bekommt. D.h. es besteht dringender Handlungsbedarf bei den Themen die hier angesprochen wurden !

    • @Timelot:

      Sie verwechseln "recht haben" mit Verantwortung bekommen. Wahlen nobilitieren nicht das Erzählte der Gewählten zur Wahrheit, sondern geben eine Handlungslegitimation aufgrund des Erzählten (neben vielen anderen Faktoren bis hin zu diffusem "den mag i net"). Mir scheint, Faktizität und Wahrheit sind nach wie vor völlig unbeeindruckt von politischer Verwirrung; und sollten es weiterhin sein. So ein kossensueller Wahrheitsbegriff ist eher kruden und zwielichtigen "Demokratien" eigen. Kurzum, das Geschwurbel der Aluhüte und all derer, die deren Zeugs — auch wider besseres Wissen, wie all die Demagogen, die davon bloß gut leben wollen — verbreiten wird nicht wahr durch das Votum der Wähler, die es als Grundlage für ihre Entscheidung nehmen.

    • @Timelot:

      Das dürfte - leider - richtig sein.



      Und die Ursache, weswegen die '"Klimaskeptiker" in der Diskussion innerhalb der wissenschaftlichen Community (z.B. Artikel in wissenschaftlichen Magazinen) so gut wie nicht vorkommen

    • @Timelot:

      "in der Demokratie hat nicht derjenige recht der wissenschaftlich legitimiert ist sondern derjenige der am meisten Stimmen bekommt."

      1933 war das so.