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Betagter QuadratmeteradelDie Boomer sind an allem schuld!

Wohnungsmangel, Rentenkrise, Pflegenotstand: Die alternde Babyboomerin könnte sich den ganzen Tag schuldig fühlen. Tut sie aber nicht.

Als Babyboomer gelten in Deutschland die geburtenstarke Generation der 54- bis 68-Jährigen Foto: Klaus Rose/imago

F reundin Hille hat neuerdings auch ihr Schuldgefühl. Sohn Alex, Schwiegertochter und Enkelin wollen wieder nach Berlin zurückziehen und suchen eine Wohnung. Hille wohnt mit Ehemann Günni in ihrem alten Reihenhäuschen, mit mehr Zimmern, als sie brauchen. Tja.

„Vielleicht müssten wir ausziehen und Platz machen für die beiden und die Kleine“, sagt Hille, „aber Alex ist zum Glück der Meinung, er würde nicht in sein Elternhaus zurückwollen … allerdings, wenn wir wirklich ausziehen würden …“ Hille seufzt, „aber wir wollen nicht weg, das Opfer will ich nicht bringen.“

Man kann sich wegen vielem schuldig fühlen als Alte, die Jüngere angeblich blockiert oder belastet. Zum Beispiel: Weg mit dem Quadratmeter-Adel, den Alten, die in ihren zu großen Häusern oder Wohnungen hocken, oft mit günstigem Altmietvertrag, und nicht mal tauschen wollen mit den Jungen in ihren zu engen Bleiben! Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat es neulich vorgerechnet. Fast jede zehnte Mietwohnung der über 70-Jährigen in deutschen Großstädten ist unterbelegt, da gibt es einige Zimmer mehr, als die Be­woh­ne­r:in braucht. Schuldig!

Als Babyboomer gelten in Deutschland die geburtenstarke Generation der 54- bis 68-Jährigen, die wachsen in das Schuldigsein gerade erst so richtig rein. Die gehen nämlich nach und nach in Rente, und es werden die nächsten zehn Jahre immer mehr werden. Überall Fachkräftemangel und die Boomer hauen in den Sack! Und verfrühstücken dann über Jahrzehnte die Rentenbeiträge der Jungen. Schuldig!

Auch noch öfter zum Arzt

Besonders viel Schuld laden die Frauen auf sich, die leben länger als die Männer. Und gehen öfter zum Arzt. Babyboomerinnen in Wartezimmern ruinieren mehr und mehr unser Sozialsystem. Schuldig!

Und erst die Pflege. Ein schwarzes Milliardenloch. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird wachsen, in 20, 30 Jahren, wenn die Ba­by­boo­me­r:in­nen in die Hochaltrigkeit kommen. Irgendwo müssen sich Junge finden, die den Alten den Arsch abwischen. Und die Jungen müssen dann wieder alles bezahlen, die Pflegekassenbeiträge werden in schwindelnde Höhen steigen. Schuldig!

Es gibt eine Nebenwirkung: Die Angst vor der Hochaltrigkeit frisst sich rein ins Gemüt der Babyboomer:innen. Ich kenne Leute, die schon mal vorsorglich eingetreten sind in Organisationen, die Suizidassistenz anbieten. Hochaltrige Männer bringen sich nicht selten um.

Es wird keine Lösung sein, die Begleiterscheinungen der Langlebigkeit, des medizinischen Fortschritts, der niedrigen Geburtenraten, der Wohnungsnot, des Gefälles zwischen Reich und Arm, zu überdecken mit dem Hass auf die Alten. Der letztlich Selbsthass ist.

Freude an Details

Ich habe meine Heldin der Hochaltrigkeit: Tante Zilly, die im Alter von 98 Jahren alleine zu Hause starb, nahezu erblindet, mit ambulanter Pflege. Von ihr lernte ich die Freude an Details: Wenn die Amseln abends vorm Fenster flöteten und ihr Pfleger von seinem Kalligrafiekurs schwärmte, dann lebte sie auf. Ich erzählte ihr von meinem Kajak und den Graureihern am See.

Die Menschen haben Angst davor, in den Spiegel zu schauen, weil sie dort das Nichts sehen, hat Andy Warhol mal gesagt. Vielleicht brauchen wir mehr Mut vorm Spiegel, in einer Gesellschaft der Langlebigen.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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36 Kommentare

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  • Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Trotz der Zuwanderung müssen wir uns mit der Tatsache anfreunden, dass ein zunehmender Teil der Gesellschaft alt ist. Dieser Trend verstärkt sich.



    Der Jugendwahn steht dem entgegen.



    Wieso sollte ich wieder 20 sein wollen? Da war ich noch unbedarfter als heute.



    Neben den bereits erwähnten Gesellschaftsleistungen wie Umweltschutz und Atomausstieg sei noch darauf hingewiesen, dass Vorgängergenerationen mit Wehr- und Zivildienst direkte Arbeit für die Gesellschaft erbracht haben. Die Wiederaufnahme dieser gesellschaftlichen Dienste, erweitert um eine ökologische Alternative, wäre in vielfacher Hinsicht Gesellschaftsstiftend.



    Das würde auch das gegenseitige Verständnis der Generationen fördern und Vielen auf dem großen Markt der Möglichkeiten Orientierung bieten.



    Die Alten können auf Ihre Lebensleistung stolz sein.



    Wer sich ein Häuschen erarbeitet hat, hat es auch



    " verdient". Wieso verschenken?



    Mensch muss, in jeder Generation begreifen, dass Forderungen und Wünsche nicht Weihnachtsmann und Osterhasen abhängig sind, sondern zum Erreichen der eigenen Ziele auch die eigene Arbeit gehört.

  • Ich bin ein Gerade noch-Boomer, und möchte endlich dafür geadelt werden, nun schon fast 40 Jahre gearbeitet, 3 Kinder großgezogen zu haben und dafür möchte ich dann eine hoch auskömmliche Rente bekommen. In die ehemaligen Kinderzimmer richte ich mir meinen Fitness- bzw Arbeitszimmer ein. Zudem werde ich dann viel Zeit haben, auf der Welt herumzureisen.



    Natürlich nicht! Habens alte Leute denn nicht die Schaffenszeit mit Kindern oder Arbeit auch genossen, um sich im Alter mit Genuss überschütten zu müssen?

  • Jetzt habe ich verstanden, dass ich auch einer der oft zitierten Boomer bin. Das wusste ich bisher nicht, es hat mich auch wenig interessiert. Nachdem ich es jetzt weiß, interessiert es mich immer noch nicht.

  • Ich sehe in all dem keinerlei "Schuld" sondern eher, dass das Bewusstsein vieler wohlhabender Boomer nicht mehr ausgeprägt ist. Ja, sie haben ihre Verdienste. Aber sie haben auch zu viele und zu große Autos, zu große Häuser, Wohnungen und heizen auch noch alles. Sie fahren zu oft irgendwohin um keinen Deut klüger zurückzukommen. Sie bewegen sich zu viel im Auto, essen zu viel, trinken zu viel und halten sich ihr Leben lang für auf der richtigen Seite, nur weil sie 1 x in Wackersdorf am Zaun gerüttelt haben.

  • Man kann es sich nicht aussuchen, wann man geboren wird und auch nicht wo. Wie alt man wird auch nur bedingt. Gerechtigkeit ist kein Maßstab für das Leben, sondern ein menschliches Konstrukt. Die "Schuldfrage" stellt sich nicht.

  • Wer glaubt, daß es in zwei Dekaden noch ein Rentensystem wie heute gibt, der träumt. Die Boomer werden noch größtenteils ihre eigenen Versäumnisse um die Ohren kriegen.

  • Unfug.



    Systematisches Politikversagen als individuelle Schuld umzudeuten verschleiert die Sache und verhindert Lösungen...

  • Ich persönlich(29) finde diesen ganzen Diskurs totalen Quatsch. Unsere Generation ist auch nicht so fortschrittlich wie sie gerne wäre und in 20 Jahren sind davon viele die neuen Konservativen, nicht dass es die nicht in meinem Alter auch schon genug gäbe.

  • Ich verstehe den Artikel, die Kommentare nicht. Da scheint es Einiges an Unwissen zu geben. Teile der Babyboomer*innen haben sich sehr kritisch zu Atomwaffen, Militarisierung ... "geäußert". Selbiges gilt seit den 70er in Bezug auf das Klima ... Mieten (Hausbesetzungen vergessen?) ... Viele Menschen der Babyboomer*innen haben massive Nachteile erfahren z.B. Extremistenerlass. Usw. Usw. Da ich selbst zu der Generation der Babyboomer*innen gehöre, mich immer positioniert habe, ziehe ich mir den Schuh der Schuld nicht an. Da wird so locker über Wohnungstausch gesprochen, aber nicht darüber, das die vermietende Person zustimmen muss. Außerdem ist es illusiorisch, dass ich als ältere Frau meine 67qm Wohnung tauschen kann. Wer sollte denn die Person sein, die tauscht (Einverständnis der vermietenden Person vorausgesetzt), wenn ich eine Wohnung für SeniorInnen suche? Der demografische Faktor, die zunehmende Anzahl alter Menschen ist seit langem bekannt. Eine grundsätzliche Reform der Pflege- und Rentenversicherung wird seit Jahrzehnten angemahnt. Es gibt bei der solidarisch gedachten Rentenversicherung und Pflegeversicherung immer noch etliche Gruppen, die dort nicht einzahlen .... Es gibt diesen ganzen Sektor der Privatversicherten, die sich dann aber im Fall der Fälle in die Hände und die "Versorgung" des Staates begeben (müssen).



    Die kritischen Stimmen haben sich in den ganzen Jahrzehnten nicht durchsetzen können, es sind aber viele "Gruppierungen" entstanden, die sich der Themen weiter annehmen. Wie gesagt, den Schuh ziehe ich mir als "Babyboomerin" nicht an. Die Mehrheitsverhältnisse waren andere und haben zu den Ergebnissen geführt, die wir jetzt haben. Eine Bitte, seid doch nicht einfach so pauschal, so geschichtsvergessen, analysiert das alles und macht es besser! Fangt bei Euch selbst an. Reflektiert bitte Euer Handeln, denkt bitte nicht, Ihr seid die Ersten, die die Probleme erkannt haben. Diskriminierung von alten Menschen, eine Sterbeanstalt ab 70?

  • Die einzige Schuld, die Babyboomer auf sich laden, ist es, eine Politik zu unterstützen, die eine Finanzierung ihrer Bedürfnisse durch diejenigen, die dazu finanziell in der Lage wären, aktiv verhindert und auf diejenigen abwälzt, die eh schon um ihr Überleben kämpfen müssen.

    • @TeeTS:

      Zustimmung.

  • Noch ne Meinung: ich arbeite seit 40 Jahren, drei Kinder großgezogen, lebe von Rente

  • Die Boomer haben das Handy, den Katalysator, das Internet, weitere lebenverlängernde Medizin, LED Lampen, den Euro, Emanzipation der Frauen, Rechte für Schwule und Lesben, Kinderläden und Pogo erfunden! OK, wir können den ganzen Quatsch auch abschaffen. Oder die Jüngeren verbessern das, denken sich Alternativen aus. Weg vom Konsum!

    • @A.S.:

      Lebensverlängernde Medizin ist auch so hilfreich, wenn sie so hilflos durch ihr Erkrankungen geworden sind das es einfach nur noch ein trauriges Leben ist.



      Ich glaube nicht das viele der Boomer aktiv für die Rechte der Lesben/Schule eingetreten ist und Kinderläden gab es auch schon vor ihrer Zeit.

      Zumal es dreist, wenn man bereits länger auf der Welt lebt und niemand anderes vorher auf die Idee gekommen ist sich das auf die Fahne zu schreiben. Zu mal eine ganze Generation. Wobei man sogar bedenken muss das für Deutschland laut CDU es ja sogar das Internet "Neuland" sei. Da sind ihre Aussagen mehr als ein Armutszeugnis.

      Dazu kommt das ich euch nicht gegen die Rente oder fehlendes Pflege/Fachpersonal hab protestieren sehen. Allerhöchstens für Frieden und gegen Atomkraft. Dabei ändert sich die Meinung beim letzten wie man normalerweise die Unterhose wechselt und zwar täglich. Je nachdem wie hoch die Strompreise sind. Zumal auch sehr viele eurer Generation zur Konsum- und voralldem Wegwerfgesellschaft ist/war.

      Also halten Sie mal lieber den Ball flach, tragen Sie was dazu bei oder sehen Sie es ein.

  • 6G
    675146 (Profil gelöscht)

    Sorry, aber Schuld ist ja die verpennte Politik (seit Jahrzehnten) und nicht die Bürgerinnen die zufällig zu den sogenannten Boommern gehören. Hauptsache man hat Schuldige gefunden, egal ob das eine Lösung ist oder nicht. Sie konnten sich nicht aussuchen geboren zu werden es wurde einfach zuviel gefi*** ohne Verhütung und Verstand. Übrigens in Ost wie West.

  • Ach, es wäre so schön, wenn im Spiegel wirklich das Nichts zurückblicken würde. Stimmt schon, die meisten Mitmenschen haben Angst davor, natürlich ganz zu Unrecht, weil das Nichts eben eigentlich nur das Normale ist und so erfrischend. Aber nein, zwischen uns und das Nichts müssen wir ganz schrecklich viel dazwischen schieben, vor allem natürlich Geld, das heutzutage ja gerne Sicherheit genannt wird. Aber auch so hübsche kleine Sachen wie Erlebnisse und Erfahrungen, was man sich halt so gönnt, weil es später nicht mehr geht oder weil man später beruhigt sein möchte nicht darauf verzichtet zu haben. Überhaupt Verzicht! Geht gar nicht! Man schuldet sich ja das Leben auch wirklich auszukosten. Ganz Schlaue imprägnieren sich auch schon mal mit Charakterbildung oder man meditiert ein bisschen, für den überlegenen Umgang mit dem Unausweichlichen. Oder natürlich mit den Worten von Miss Patty aus den Gilmore Girls: "Gut dass ich früher so viel Sex hatte". Geht auch. Egal was, mitnehmen! Das wird was werden demnächst im Altenheim. Da sieht man dann in den Augen der anderen das Nichts, sich selber eben, und damit im Sinne von Satre: willkommen in der Hölle!

  • Ja, das Leben ist kein Ponyhof:

    1975 gab es die erste Million Arbeitslose in Deutschland, Jobs waren Mangelware, Arbeitgeber konnten sich fast alles erlauben. Die Arbeitslosigkeit kletterte sukzessive in folgenden Jahren auf fast 5 Mio. im vereinigten Deutschland 2005.

    auf dem Trecker-Treck von Gorleben 1979 in Hannover ging plötzlich die Nachricht von einem GAU im AKW Three Miles Island in Harrisburg durch die Menge.

    Dann kam der saure Regen. Dünnsäure wurde von der Kronos Titan vor Helgoland verklappt, britische Fischer versenkten strahlende Atommüllfässer gegen gute Bezahlung im Ärmelkanal und starben später an Krebs.

    1986 dann Tschernobyl - exakt einen Tag vor dem ersten Geburtstag meiner ältesten Tochter - bis heute ein Trauma. Lügende Innenminister, Güterzüge auf Abstellgleisen voller Milchpulver, das kein Mensch haben wollte.

    Später: Nato-Doppelbeschluss, Pershings in der Pfalz und SS-20 im Osten, Atomsprenköpfe im Hunsrück.

    Und dann kam das Ozonloch in den 90ern - Ursache: Treibgase aus Spraydosen und verflüchtigte Kältemittel, die 30, 40 Jahre zuvor in die Atmosphäre entlassen wurden und nun dort oben sich ansammelten.

    Und nun, wo es in Rente geht, scheint am Horizont ein Generationenkonflikt heraufzuziehen, weil wir auf Kosten der heutigen Generation gelebt haben sollen...

  • Wir Babyboomer sind noch an viel mehrs Schuld:



    -Gründung der Grünen,



    - Flaschenpfand,



    - MP Player,



    - Internet mit www, Android, EBAY, Zalando, Amazon, Zalando, Meta, PayPal, Netflix,....



    - Smartphones,



    - Das es vor Corona erstmals in der Menschheitsgeschichte mehr Tote durch Fettleibigkeit statt durch Unterernährung gab,



    - Katalysator,



    - Studiengänge wie Gender-Studies, Ökologie etc.



    - Kinder durch die Gegend chauffieren,



    - Menschen studieren lassen, bis sie 30+x Jahre alt sind auf Kosten der Eltern - meist Babyboomer,



    - Flugreisen so günstig zu kreieren, dass jedermann fliegen kann,



    - usw.

  • In den neunziger Jahren prophezeiten viele Wissenschaftler die Überalterung der Deutschen und den Einwohnerschwund. Diese These wurde in den Jahren 2000 bis 2020 von den Akademikern fortgesetzt.



    Fakt heute. 83 Mio Menschen (ohne die geflüchteten Urkainer) leben in Deutschland. Tendenz weiter steigend. Soviel wie noch nie.



    Wir haben soviel Sozialversicherungs Einzahler wie nie zuvor. Stand heute.



    Die Steuereinnahmen in den letzten Jahren sind so hoch wie nie zuvor. Stand heute.



    Und die Gebiete in Deutschland die am besten integrieren können, die entwickeln sich in die richtige Richtung. Gute Integration bedeutet für mich (Flüchtlinge, Umgesiedelte aus der EU, benachteiligte Kinder, ältere Menschen usw.) fleissig sein, Einsatz zeigen, anpacken und sich engagieren.



    Und da sind die älteren genauso gefordert wie die jüngeren. Es wird sich in den nächsten Jahren zeigen wer fleißig an den Themen arbeitet oder nur darüber redet.

    • @Alfred Riedl:

      Ja, richtig. Geld ist nicht das Problem. Aber Menschen sind eben nicht faul. Wie also sinnvolle Beschäftigung schaffen? Die sog. Erwerbsarbeit reicht nicht für alle und ist vielfach auch schädlich, da zu viel und falsche Dinge produziert werden. E-Scooter oder SUV zum Beispiel.

  • Jetzt bin ich nicht mehr in der Kirche, aber plötzlich werden wir wieder als Sünder:innen gebrandtmarkt. Geht wohl nicht ohne Schuldsprüche.

  • In Ihrem Artikel lese ich nur Schuldsprüche.

    Ein paar Einwände dagegen sollten aber dennoch gestattet sein,

    z.B.:

    Zum Babyboom hat nach dem 2. Weltkrieg u.a. auch geführt, dass es noch keine Antibaby-Pille gab.

    Diese hat wiederum dazu geführt, dass die Anzahl der Jungen schrumpfte und letztlich mit dazu beitrug, den heutigen dramatischen Fachkräftemangel herbei zu führen.

    Denn Jedermann*frau wollte für sein wohlbehütetes - häufig einziges - Küken nur das Beste und es mit allem, was es an Bildung und sonstigem Zubehör gab und gibt, für eine phänomenale Zukunft ausstatten.

    Bis in allen Schulen, Grund- und Hauptschulen inclusive, schließlich nur noch lauter kleine Bosse herumtollten, die mit überbordendem Selbstbewusstsein ausgestattet, von ihren Müttern auf einen ungesunden Egotrip geschickt wurden. Gymnasien und Unis quollen über und der Lehrstellenmangel nahm überhand, weil sich kaum noch jemand eine Arbeit zumuten wollte, die schnelle Ergebnisse zeigt und gesundes Leistungs- und Selbstbewusstsein erzeugt - aber eben auch schmutzige Hände und einiges an Schweiß produziert.

    Wer heute diese verständliche und menschliche Babyboomer Kindheits-Erfahrung noch unverändert an seine Kinder weitergibt, der hat aus diesen Fehlern der Alten nichts gelernt.

    Ich stelle mit Freude fest, dass nicht nur wieder und mehr Babyboomer ihre zu großen Behausungen gegen praktische kleinere Wohnungen eintauschen und damit Wohnraum für Familien freigeben. (Natürlich noch zögernd..) Aber, nein ich sehe auch, dass die Enkelgeneration sich gerne weiterbildet, dennoch gerne und immer häufiger das reichhaltige Angebot an praktischer Ausbildung annimmt. Das ist toll! Unterstützen wir sie also nach Kräften.

    Also, Babyboomer: Mitverursacher, aber keineswegs Alleinverursacher und

    schuldig, schuldig, schuldig, sondern

    menschlich - und leider nur manchmal vernünftig

    • @noevil:

      Wo ist denn in Ihrem Kommentar der Einwand?



      Das mit der Antibabypille entschuldet nicht die Boomer, sondern deren Eltern.



      Die anschließenden angeblichen Erziehungsprobleme schreiben Sie wieder den Boomern zu. Sind ja sogar schuld, wenn deren Kinder nun die Enkel verziehen.

    • @noevil:

      Der wichtigste Schuldspruch fehlt dabei:

      Die geburtenstarken Jahrgänge (zumindest diejenigen im Westen - hier ist evtl. auch ein nicht unerhebliches Widerspruchpotenzial aus deutsch-deutscher Vergangenheit?) haben enormen Zugewinn an Wohlstand erlebt und dadurch den Planeten verbrannt, um es drastisch zu formulieren. Wer jetzt aber weiter SPD und CDU wählt, weil diese das blaue vom Himmel versprechen - nämlich sicher steigende Renten und weiter mit dem Auto in den Urlaub - der/die macht sich wirklich und wahrhaftig schuldig.

      • @Hannes Hegel:

        Diese Jahrgänge haben aber auch ganz erheblich - wenn auch nicht altruistisch - dazu beigetragen, dass die globale Armut zurückgegangen ist und das erhebliche technische Fortschritte gemacht wurden.



        Die Boomer haben so grob ab 1980 gearbeitet. Ab 1990 sind die CO2 Emissionen in D gesunken. Auch nach Abwicklung der alten DDR Betriebe. In der Abrechnung könnte man das also auf die Haben-Seite schreiben.



        Und der Schuldbegriff trifft wohl auf jede/n ab 18 zu, siehe zB Privatreisen sind erlaubt bei der LG.

        • @fly:

          Dass erst in den 80ern der Wald und das Klima ins Blickfeld gerieten stimmt natürlich (die Emissionen in D sind aber auch deshalb gesunken, weil Schwerindustrie abgewandert ist. Die Boomer hier sind eben auch für Emissionen in China verantwortlich).



          Aber es geht ja auch nicht um eine Bilanz des Lebens wie bei Petrus am Schalter, sondern um das Hier und jetzt. Und da muss man konstatieren, dass die starken Jahrgänge besonders umworben werden von denjenigen, die bei Wahlen das bequeme Weiterso propagieren. Und gleichzeitig haben diese Leute vergleichsweise viel angehäuft, was sie vermeintlich 'zu verlieren' haben. Die Altersweisheit, dass das nicht das ist was zählt, ist allerdings noch nicht ausreichend ausgeprägt.

          Wenn 18jährige sich YoLo ins Flugzeug setzen ist das in Anbetracht und gegenüber der vorgelebten Untätigkeit der Älteren für mich noch verständlicher.

  • Der Artikel bringt es auf den ernsten Punkt. Auf den sehr ernsten, weil er z. B. den, ich traue mich das mal sarkastischer zu sagen, den suizidalen Schlusspunkt manchen Lebens mit zur Sprache bringt. (Ich will den nicht)



    Als alter Kerl im Boomeralter sage ich mal so: Wir Alten kommen ja öfter mal mit Erinnerungen: "Quadratmeter-Adel"



    Erinnert sich noch jemand an das Wort "Sozialhilfe-Adel", für das seine Schöpfer den "Status" des Begriffs herbei zuschreiben und zu reden verstanden? War gern auch als wissenschaftlich fundiertes kulturelles Deutungsmuster im Angebot zu haben. Mit dem sich die Leute die Wirklichkeit der Anderen so wunderbar einfach erklären konnten? Die Methode scheint man nicht verlernt zu haben. Da lässt man also mal wieder einen Verband, ein Institut oder eine Stiftung, am besten vermittels „Studien“, etwas worden, framen und verlauten. Dann politische Akteure, gern parteiübergreifend. Es ginge selbstverständlich nicht um „die Alten“. Aber es gebe eben AUCH welche, die… Dann fällt besagtes Wort, irgendwann, irgendwo, irgendwie. Und wie es immer so ist, dann hat man ein Hohl-Wort, das alles für Alle in Sachen Alter erklärt, nicht weil es irgendetwas aussagt, sondern weil man darunter alles und Alle hineinpacken kann, die man nicht will. Um die für die Leute auf den Begriff zu bringen, die nicht gewollt werden sollen – von den Leuten.

    Machen wir uns auf was gefasst.

  • Generationenbashing bringt nichts.

    Es geht darum, eine freundliche Gesellschaft für Alt und Jung zu schaffen.

    Wir werden alle alt und möchten in Würde leben und sterben.

    Einige spezifische Hinweise an die "Boomergeneration":

    Es gibt sicherlich Versäumnisse, was bezahlbarem Wohnraum, Modernisierung des Rentensystems, Vorsorge für den demographischen Wandel, Sorge um die nächste Generation, Umweltzerstörungen anbelangt.

    Diese müssen nun endlich korrigiert werden.

    Ich persönlich habe, z.B. in persönlichen Werten und Bildung sehr viel von "Boomern" gelernt.

    Was würde ich mir wünschen? Vor allem Kongruenz:

    Lebt was ihr predigt.

    (Das wünscht man sich aber von jedem/r, oder?)

    Noch eine Bemerkung zum aktuellen Thema "Die Boomer nehmen uns den Wohnraum weg, weil sie in riesigen Wohnungen zu Altverträgen hausen":

    Was für eine durchsichtige Propaganda der Immobilienlobby. Anstatt dass die Regierung, wie immer in der Geschichte der BRD, für leistbaren Wohnraum sorgt, werden Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufgehetzt.

    Was würde passieren, wenn wir Altverträge in Berlin auflösten und die in der freiwerdenden 100qm Wohnung lebenden Boomer in eine 1200€ Zweizimmerwohnung umziehen würden?

    Do the math.

  • great post

  • Na die alleroberschlimmste Hauptschuld der ̶b̶̶r̶̶u̶̶t̶̶a̶̶l̶̶o̶ äh..Baby-Boomer wird ja noch nicht einmal angesprochen. Wie der Name schon sagt, hat sich keine Generation so dermaßen ungeniert vermehrt und eine nimmersatte Anzahl von kleinen konsumierenden Klimarackern in die Welt gesetzt.

    Und wäre das nicht schon unverzeihlich genug, haben die auch noch die Bedingungen geschaffen, die den heranwachsenden CO2 Bomben ein Leben in größerem Wohlstand, mit höherer Lebenserwartung und im wilden Osten obendrein noch auch noch mit fragwürdigen Freiheitsrechten führen zu müssen. Konnte man sich selbst noch schamlos beim jährlichen Camping-Urlaub auf Usedom entspannen, muss sich so mancher Millenial heut schon mit Anfang 20 für einen Flug nach Bali erklären.







    "Lehrerin und Autorin Verena Brunschweiger beispielsweise argumentiert in ihrem Buch "Kinderfrei statt kinderlos: Ein Manifest", dass Kinderkriegen die Klimasünde Nummer eins ist." (Quarks)

    • @Deep South:

      Wenn Kinderkriegen Klimasünde sein soll dann bin ich das eben mit vollster Überzeugung und würde es wieder genau so machen.

      Und um hier auch Mal den moralmiefenden Schuldzuweisungen zu entgegnen, sofern das hier angedrückt werden sollte: als Boomer das Leben genossen, die Welt bereist und viel gelernt dabei. Ja, alles etwas überdimensioniert, aber ich bereue nichts. Tut mir leid wenn ich hier nicht in den Chor der sich selbst Geißelenden einreihen. Dazu war das Leben bis jetzt zu schön, was wohl verwerflich ist....

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Alles, was hier aufgezählt wurde, habe ich umgangen, weil mich vor Jahrzehnten - so hieß es damals - ausgestiegen bin. Damals war das ein Einsteigen in das, wohin inzwischen zum Glück aber in der Zahl noch zu wenig immer mehr Menschen wollen.

    Ich erwarte die endgültige Klärung meiner Schuld und mir unterlaufenen Verantwortungsbefreitheit am Jüngsten Gerü- ämhh Gericht. See you later.

  • Die alternde Babyboomerin könnte sich den ganzen Tag schuldig fühlen.



    Tut sie aber nicht.



    ---



    Ne, warum auch! Die "BoomerInnen" haben die Rente der "damals Alten" bezahlt, die Bildung usw. der "Jungen", daneben die Infrastruktur die jetzt " alle nutzen" auf die keiner verzichten will, den Wohlstand, die Gewinne der "Gesamtgesellschaft" uvam.



    Was ist daran schlecht?



    Klar der Planet "pfeift jetzt aus dem letzten Loch", "Die Grenzen des Wachstums"(c) Club of Rom, erschien in den 70gern zu ersten mal, aber keiner wollte das wissen! Nur eine kleine Minderheit hat darauf hingewiesen!



    Was ist dran schlecht?



    Mit dem Wissen von HEUTE Menschen in der Vergangenheit zu bewerten ist einfach & auch billig! (im Doppeltem Wortsinn)



    Die Vorteile daraus ziehen, aber die, die die geschaffen haben verdammen? Den Generationenvertrag, zu dem die "BoomerInnen" mal angetreten sind, nachdem d/W/m die Vorteile daraus mitnahm, einseitig ändern???



    Nichts gegen einen" auch harten "Diskurs der Generationen". Das ist das RECHT jeder neuen Generation, wenn sie anfängt selbst zu denken. Sie muss "die Alten" kritisieren, sonst kommen wir nicht weiter in unserer Entwicklung!



    Doch dann bitte dabei auch "denken", d.h. logisch & faktisch so viele "Fakten & Rahmenbedingungen" mit einbeziehen wie möglich & greifbar sind!



    Nur mit Schlagworten zu kommen bringt niemand weiter!



    Manchmal denke ich: "Warum haben wir die "Jungen" was lernen lassen, wenn die nichts daraus gelernt haben, immer wieder die gleichen Fehler machen wie wir selbst!" :-)



    Gibt einen schönen Spruch in der Wissenschaft, Quelle nicht eindeutig:



    "Wir stehen IMMER als Zwerge auf den Schultern von Riesen & IRREN uns, hoffen wir das mal, empor!"



    Gr Sikasuu



    (Boomer ohne schlechtes Gewíssen)

  • Also die Quadratmeter haben die Boomer, also die Generation Umwelt- Klimaschutz und Anti -Krieg und Anti Atom, ja nicht geschenkt bekommen. Dass gerade DIE Generation Influencer , die sich regelmässiges Arbeiten und Einzahlen in die Versicherungen auf Gegenseitigkeit nicht vorstellen kann, nun Forderungen aufstellt verwundert mich!Deren "Schutz der Umwelt" besteht ja seit 20 Jahren nur darin, alle 2 Jahre alles neu zu kaufen, Natur als Tierpark und Green-arrangements wahrzunehmen und ansonsten "Gedanken" mit Hilfe irrer Strommengen über den Erdball rauschen lassen.Aber den Helikoptern sei garantiert: In spätestens 5 Jahren sind ALLE Boomerinnen und Boomer ausgewandert, dahin wo man sie in Würde altern lässt und das Geld da bleibt wo es hingehört: In den Tasachen derer die es verdient haben!

  • Unter diesen Babyboomern sind auch viele hunderttausend reiche Erben, die viel, viel mehr Resourcen verbrauchen und CO² produzieren, als all die anderen Millionen Babyboomer. Aber die thematisiert man natürlich nicht, dass ist ja schließ gottgegeben im Kapitalismus und daher so in Ordnung. Da fährt man lieber den Leuten an die Karre, die ein kleines Reihenhaus bewohnen. Auf die lässt sich der gesellschaftliche Hass ja schließlich viel einfacher und wohlfeiler organisieren.