Uran im Iran: Hat Teheran bald eine Atombombe?
Im Iran soll hochangereichertes Uran lagern. Die UN-Atombehörde und die Regierung verhandeln. Das Atomabkommen liegt weiter auf Eis.
Die Inspektor*innen müssten feststellen, ob der Iran das Material „absichtlich produziert“ hat oder ob die Konzentration das Ergebnis einer „unbeabsichtigten Anhäufung“ sei. Die Atombehörde erklärte am Sonntag auf Twitter, den Medienbericht zu kennen. Die Organisation führe Gespräche mit dem Iran über die „Ergebnisse der jüngsten Überprüfungsaktivitäten“. Auf die Vorwürfe ging die Behörde nicht ein.
Im derzeit auf Eis liegenden Internationalen Atomabkommen von 2015 hatten die USA mit dem Iran vereinbart, dass die Urananreicherung einen Schwellenwert von 3,67 Prozent nicht überschreitet. Im Gegenzug hatten die USA wirtschaftliche Sanktionen gegen das Land aufgehoben. Ex US-Präsident Donald Trump hatte das Abkommen im Jahr 2018 aufgekündigt. Daraufhin reicherte der Iran massiv Uran an. Zuletzt war bekannt geworden, dass Teheran auf 60 Prozent angereichertes Uran produziert und damit erheblich mehr als im Atomabkommen vorgesehen.
Der Iran hat die Meldung über die erhöhte Uran-Anreicherung zurückgewiesen. Die Islamische Republik habe kein Uran mit einem Reinheitsgrad von mehr als 60 Prozent angereichert, sagte der Sprecher der nationalen Atomenergiebehörde, Behrus Kamalwandi, am Montag nach einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.
Verhandlungen über neues Atomabkommen stagnieren
Unter Präsident Joe Biden hatten sich die USA bemüht, das Abkommen wiederzubeleben. Mit Hilfe von Vermittler*innen aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Russland und China sollte eine Einigung mit dem Iran erzielt werden. Doch die Gespräche in Wien zogen sich mehr als ein Jahr in die Länge. Immer wieder wurden neue Entwürfe und ein „abschließender Text“ zwischen Washington und Teheran hin und her geschickt und verkündet, die Verhandlungen seien kurz vor einem Durchbruch. Im September sprach ein hochrangiger Beamter der Biden-Regierung im Politik-Magazin Politico dann von einer Rückwärtsbewegung in den Verhandlungen seitens des Iran.
Seit September liegen die Verhandlungen auf Eis. Die USA haben Sanktionen gegen den Iran verhängt, um die islamistischen Machthaber in Teheran angesichts der starken Proteste im Land von außen unter Druck zu setzen. Seit September protestieren die Menschen im Iran massiv gegen das Regime. Die Regierung geht mit aller Härte gegen die Protestierenden sowie Journalist*innen vor.
„Zusammen mit unseren Partner*innen werden wir das iranische Regime weiterhin zur Rechenschaft ziehen, solange es auf Gewalt, Scheinprozesse, die Hinrichtung von Demonstrant*innen und andere Mittel zur Unterdrückung seines Volkes zurückgreift“, sagte der Unterstaatssekretär des Finanzministeriums für Terrorismus, Brian E. Nelson, in einer Pressemitteilung Ende Januar. Teheran hingegen behauptet, Washington sende heimlich Botschaften, um eine Einigung zu erzielen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
USA
Effizienter sparen mit Elon Musk
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“