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Sicherheitskonferenz-Chef über Ukraine„Auf Putin ist kein Verlass“

Christoph Heusgen leitet die am Freitag beginnende Münchner Sicherheitskonferenz. Und fordert vorab die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine.

Christoph Heusgen war mitverantwortlich für Merkels Russland-Politik, die er bis heute verteidigt Foto: Stefan Boness/Ipon

taz: Herr Heusgen, Sie waren 12 Jahre lang Angela Merkels außenpolitischer Berater. Welche Fehler hat Deutschland in der Russlandpolitik gemacht?

Christoph Heusgen: Ich scheue mich, das Wort Fehler zu benutzen. Man muss den größeren Zusammenhang sehen. Unser Verhältnis zu Russland war geprägt durch den Zweiten Weltkrieg. Deutschland war verantwortlich für den Tod von 20 Millionen Menschen auf dem Territorium der Sowjetunion. Und wir waren dankbar gegenüber Gorbatschow, der die deutsche Wiedervereinigung ermöglicht hat. Schuld und Dankbarkeit waren der Hintergrund vieler Entscheidungen.

Im Interview: Christoph Heusgen

Der 67-Jährige war von 2005 bis 2017 außenpolitischer Berater von der damaligen Kanzlerin Angela Merkel und danach deutscher Botschafter bei den Vereinten Nationen (UN). Derzeit leitet er die Münchner Sicherheitskonferenz. Gerade erschien sein neues Buch „Führung und Verantwortung – Angela Merkels Außenpolitik und Deutschlands künftige Rolle in der Welt“ im Siedler Verlag.

Sie und Merkel waren also blind aus historischem Bewusstsein?

Nicht blind, aber wir waren beeinflusst von historischem Bewusstsein. Unser Fehler war, die dramatische Zäsur 2012, den zweiten Amtsantritt Putins als Präsident, unterschätzt zu haben. Putin war nach 2012 ein anderer. Die Opposition wurde kujoniert, NGOs wurden verboten, die Medienfreiheit eingeschränkt. Das war Putins Antwort auf die Demonstrationen in Russland und die Arabellion, die gezeigt hatte, dass Regierungen gestürzt werden können. Von dort scheint zum Überfall auf die Ukraine am 24. Februar im Nachhinein eine gerade Linie zu führen. Aber auch da muss man Corona und die Tatsache, dass Putin zwei Jahre keinen Gesprächspartner außerhalb Russlands hatte, in Rechnung stellen.

Schuld und Sühne klingen nobel. Es ging doch um Geschäfte und billiges Gas.

Das war die gleiche Logik. Die Ostpolitik von Willy Brandt ging einher mit verbesserten Wirtschaftsbeziehungen und dem Erdgasröhrengeschäft, an das später Nord Stream anknüpfte. Das Mantra hieß „Wandel durch Handel“. Das war Teil der Versöhnungspolitik.

Hätte Deutschland diesen Krieg verhindern können?

Schwer zu sagen. Wir sind mit Putin immer wieder zu Lösungen gekommen, siehe die Minsker Abkommen. Da ist es Hollande und Merkel gelungen, den Vormarsch der russischen Truppen im Donbass aufzuhalten. Ich frage mich, ob es ohne Corona möglich gewesen wäre, Putin klarzumachen, welche Folgen ein Angriff auf die Ukraine hat. Der Krieg ist für Russland ja kein Erfolg, er wirft Russland ökonomisch um Jahrzehnte zurück.

2008 wollten die USA die Ukraine in die Nato aufnehmen. Merkel hat das verhindert. War das ein Fehler?

Die Aufnahme Georgiens und der Ukraine war 2008 auch in der US-Regierung hoch umstritten. Die Ukraine war 2008 nicht bereit für eine Aufnahme in die Nato. Der damalige Präsident Juschtschenko hatte sich mit seiner Premierministerin Timoschenko total überworfen. Umfragen zeigten, dass über die Hälfte der Ukrainer gegen den Beitritt war. Deshalb kam ein Nato-Beitritt aus unserer Sicht damals nicht infrage.

Damals war es falsch, aber heute wäre es richtig?

Nein, solange die Ukraine im Krieg mit Russland ist, ist eine Aufnahme in die Nato ausgeschlossen. Das würde automatisch zu einem Krieg der Nato gegen Russland führen. Bundeskanzler Scholz hat dies zu Recht ausgeschlossen. Aber die Frage der Nato-Mitgliedschaft wird sich stellen, wenn es zu einem Waffenstillstand und zu einem Friedensvertrag kommt. Die Ukraine wird zu Recht darauf hinweisen, dass Russland sich nicht an das Budapester Memorandum 1994 gehalten hat, nicht an den ukrainisch-russischen Freundschaftsvertrag, nicht an das Minsker Abkommen. Die Vereinbarungen mit Russland waren das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben waren. Auf Putin ist kein Verlass. Deswegen wird Kiew Sicherheitsgarantien verlangen.

Und das bedeutet?

Es gibt drei Möglichkeiten. Erstens: die Nato-Aufnahme. Zweitens: Sicherheitsgarantien einzelner Nato-Staaten. Drittens: Die Ukraine derart mit Waffen hochzurüsten, dass jeder weitere Angriff sehr riskant wäre.

Und die USA sind der zentrale Spieler?

Ja. Die Ukraine wird keinen Waffenstillstand unterschreiben ohne Teilnahme der USA. Berlin tut militärisch viel für Kiew – liefert aber nur ein Zehntel von dem, was die USA liefern. Ohne sie gibt es keine glaubwürdige Sicherheitsgarantie gegenüber Russland.

Ist überhaupt vorstellbar, dass Putin eine De-facto- oder gar De-jure-Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato akzeptieren würde?

Derzeit nicht. Ich finde es richtig, dass Scholz mit Putin telefoniert. Putins Botschaften sind aber unverändert. Er erkennt die Ukraine als Staat nicht an und will eine demilitarisierte Ukraine. Das ist für die Ukraine unakzeptabel. Die besteht zu Recht auf die Wiederherstellung der territorialen Integrität ihres Landes.

Gibt es Chancen für Verhandlungen?

Es gibt 15 Millionen Vertriebene und Zehntausende von Toten. Angesichts des unermesslichen menschlichen Leids sollte man nichts unversucht lassen. Friedensverhandlungen wird es aber erst geben können, wenn Putin verstanden hat, dass er sein Kriegsziel, die Unterwerfung der Ukraine, nicht erreichen kann. Und wenn sich Kiew sagt: Weitere Gebiete zurückzuerobern, kostet zu viele Opfer. Das sind die beiden Voraussetzungen.

Das kann noch sehr lange dauern.

Ja, wir sollten aber auch sehen, dass zwischen Moskau und Kiew auch etwas funktioniert. Beide Parteien haben sich auf einen Gefangenenaustausch verständigt und in der Türkei mit dem UN-Generalsekretär auf die Getreidelieferungen geeinigt. Man kann hoffen, dass auch kleinere Einigungen auf einen regionalen humanitären Waffenstillstand möglich sein werden. Aber Friedensverhandlungen halte ich derzeit für unrealistisch.

Der brasilianische Präsident Lula hat Verhandlungen mit China und Brasilien vorgeschlagen. Kann das ein Weg sein?

Brasilien und China sind im Brics-Bündnis mit Russland liiert. Indien hat sich im Sicherheitsrat bei der Verurteilung Russlands enthalten. Der russische Außenminister Lawrow wurde warmherzig in Südafrika empfangen, auch ein Teil von Brics. Die Brics-Länder sind in gewissem Sinne parteiisch. Bei Verhandlungen müsste daher auch mindestens ein Nato-Staat dabei sein.

Putin versucht sich im Globalen Süden als antiwestlicher Antiimperialist zu inszenieren. Hat der Westen dieses Phänomen ausreichend begriffen?

Diese Frage ist wichtig. In Europa ist klar, wer Täter, wer Opfer ist. Ich habe aber als deutscher Botschafter bei den Vereinten Nationen gesehen, dass viele auf der Welt anders denken. Es gab schon vor dem Krieg Russlands einen harten Wettbewerb der Narrative. Viele setzen sich für die UN-Charta, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die regelbasierte Ordnung ein. Andere pochen auf eine nationale Souveränität, der alles andere, auch die Menschenrechte untergeordnet werden. Viele stellen den Ukrainekrieg als Verlängerung des Konflikts zwischen Ost und West dar und nehmen eine neutrale Haltung ein. Hier ist es wichtig, dass wir dagegenhalten. Es geht nicht um die Fortsetzung des Ost-West-Konflikts, sondern um einen massiven Anschlag auf die internationale regelbasierte Ordnung. Deutschland muss sich als viertstärkste Wirtschaftsnation der Welt mit hoher Glaubwürdigkeit viel stärker im Globalen Süden für unser Narrativ einsetzen – die regelbasierte Ordnung, gebaut auf der UN-Charta. Bundeskanzler Scholz hat in Argentinien und Brasilien merken müssen, dass wir in der Defensive sind. Deutschland muss sich viel stärker im Globalen Süden engagieren.

Gehört dazu nicht mehr Selbstkritik des Westens? In Ihrem Buch „Führung und Verantwortung“ widmen Sie Fehlern des Westens, wie dem Irak­krieg der USA, nur eine Seite …

Dann haben Sie das Buch nur halb gelesen. Ich zeige durchaus, dass der Westen gegen die von ihm selbst propagierte regelbasierte Ordnung regelmäßig verstoßen hat. Ich kritisiere, dass die USA unter Trump beim Umzug ihrer Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem oder bei der Anerkennung der israelischen Souveränität über die Golanhöhen internationales Recht verletzt haben.

Welche Rolle soll Deutschland künftig im Ukraine-Konflikt spielen?

Weiterhin die Ukraine humanitär und wirtschaftlich unterstützen und ihr die Waffen liefern, die sie braucht, um sich zu verteidigen und russisch besetzte Gebiete zurückzuerobern. Erst dann wird ein Waffenstillstand möglich sein. Gerade Deutschland sollte Kiew keine Ziele vorschreiben, sondern unterstützen und in enger Abstimmung mit den Partnern dem geschundenen Land zur Seite stehen.

Am Anfang des Krieges hat die Ukraine eine Flugverbotszone gefordert. Das hat die Nato abgelehnt. Sich den Wünschen der Ukraine zu unterwerfen, kann also hochriskant sein …

Die Flugverbotszone hätten die Ukrainer nicht selbst durchsetzen können, sondern nur mithilfe der Nato. Wenn ein Nato-Tornado oder Eurofighter ein russisches Flugzeug abschießt, wären wir damit Kriegspartei geworden. Das war völlig ausgeschlossen. Etwas anderes ist die Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine. Die halte ich für völkerrechtlich unproblematisch, weil sie keine direkte Involvierung der Nato in den Krieg bedeutet.

Verschwimmt bei Kampfflugzeugen nicht die Grenze zur Kriegsteilnahme? Westliche Jets wie die F-16 müssen ja auf Nato-Gebiet gewartet werden und von dort zum Kampfeinsatz in die Ukraine geflogen werden.

Das passiert mit Panzern und Panzerhaubitzen doch auch. Die werden in der Slowakei repariert. Völkerrechtlich können wir der Ukraine Kriegsmaterial liefern, ohne Kriegspartei zu werden.

Kampfflugzeuge, die im Westen gewartet werden und auf russischem Gebiet operieren, können aus russischer Perspektive als Bedrohung gesehen werden …

Kampfflugzeuge würden nur unter der gleichen Bedingung geliefert werden wie Panzer – dass die Ukraine sie nicht auf russischem Territorium einsetzt. Und Selenski hält sich an Abmachungen.

Das Pentagon hat im März 2022 Nein zu Kampfflugzeugen gesagt, weil das Eskalationsrisiko zu groß sei. Das wäre für die Russen eine rote Linie.

So hat die Bundesregierung auch lange im Hinblick auf Kampfpanzer argumentiert. Herr Peskow, Putins Sprecher, hat bei jeder Lieferung von Waffen erklärt, damit sei nun die rote Linie überschritten. Wir sollten unsere Unterstützung der Ukraine nicht von den künstlich gesetzten roten Linien des Kreml abhängig machen, sondern einen anderen Fokus wählen. Wir müssen verhindern, dass Putin militärisch erfolgreich ist. Denn seine Pläne enden nicht mit diesem Krieg. In der Republik Moldau gibt es verständliche Ängste vor einem russischen Angriff. Sprechen Sie mit den politischen Repräsentanten der baltischen Staaten. Die fürchten, dass ihnen ein Angriff droht, wenn Putin in der Ukraine nicht gestoppt wird. Deshalb müssen wir alles Nötige tun, um Putins Erfolg in der Ukraine zu verhindern.

Halten Sie einen Angriff auf Nato-Staaten im Baltikum für eine historisch verständliche Angst – oder für ein realistisches Szenario?

Ich habe schon im Herbst 2021 für Waffenlieferungen an Kiew plädiert und mich bei der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2022 mit Frau Baerbock darüber gestritten. Sie war total dagegen. Am 20. Februar 2022 war ich der Meinung, dass Putin angesichts der Geschlossenheit des Westens die Ukraine nicht überfallen wird. Das war ein Irrtum. Ich maße mir nun nicht an, der estnischen Premierministerin Kaja Kallas zu erzählen, dass sie nur von Ängsten aus der Vergangenheit geleitet sei. Das sollten wir uns nicht anmaßen. Nicht nachdem die meisten Deutschen im Februar 2022 mit ihren Szenarien falsch lagen. Und nicht nachdem Deutschland den Rat der Polen, Esten, Litauer, Letten und Amerikaner bei Nord Stream in den Wind geschlagen hat. Da verbietet sich jede Besserwisserei.

Sie haben anfangs gesagt, dass der deutsche Blick auf Russland durch Schuldbewusstsein getrübt war. Wiederholt sich das nun gegenüber osteuropäischen Ländern – und Deutschland überkompensiert ein Schuldgefühl?

Nein! Deutschland hat 2022 seit Kriegsbeginn im Februar für 25 Milliarden Euro Öl und Gas in Russland gekauft! Von Überkompensieren kann keine Rede sein. Wir sind immer noch dabei abzubauen, was wir falsch gemacht haben.

Haben Sie deshalb Lawrow nicht zur Münchner Sicherheitskonferenz eingeladen?

2022 wurden die Russen eingeladen – und sind nicht gekommen. Wir haben uns diese Entscheidung nun nicht leicht gemacht. Die Münchner Sicherheitskonferenz bietet allen ein Forum, die den friedlichen Dialog suchen. Ich kenne Lawrow gut genug, um zu wissen, was möglich ist. Wir würden zur Bühne reiner russischer Propaganda. Das ist nicht unsere Aufgabe. Es gibt derzeit keinerlei Ansätze von Verhandlungsbereitschaft in Moskau.

Schauen Sie sich die Gegendemos an?

Es sei jedem überlassen, an Demos teilzunehmen und seine Meinung kundzutun, auch das unterscheidet uns von Russland. Aber ich fürchte, mein Terminplan während der Konferenz hat keine Lücken.

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70 Kommentare

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  • In einem Punkt bin ich bereit, Christoph Heusgen zuzustimmen: dass Putin bei seinem Amtsantritt 2012 ein „anderer“ war als zuvor … Heusgen begründet seine Einschätzung mit der dann einsetzenden, sich verschärfenden innenpolitischen Repression gegen die Opposition in Russland.



    Es wäre aufschlussreich gewesen, von Herrn Heusgen auch zu erfahren, was aus seiner Sicht die Beweggründe waren, die Putin seinerzeit zu dieser beschriebenen Kehrtwende bewogen haben, v.a. mit Blick auf außenpolitische Faktoren. An diesem Punkt jedoch endet die Analyse Heusgens … und ich ahne, warum.

  • auf putin sei kein verlaß ...

    ja, wunderbar, daß die erkenntnis endlich einzug erhält.

    wie wäre es denn damit, daß wir uns endlich auf uns selbst verlassen !

  • Jürgen Habermas sprach sich gerade in einem langen Artikel in der Süddeutschen Zeitung für Friedensverhandlungen im Ukrainekrieg aus.



    Stattdessen bestimmt die Aufüstung der Ukraine den medialen Diskurs.

    Dass die taz auf die Intervention von Habermas bisher Online nicht reagiert, erstaunt sehr, kommt dem allgemeinen Sinneswandel bei den jungen Grünen gleich, den Baerbock rigoros so zusammenfasste:

    "Die Ukraine darf auf keinen Fall verlieren! Sie muss gewinnen!"

    Habermas ahnt vermutlich aufgrund seiner langen Lebenserfahrung, dass es auch mit besten Absichten zu einem Atomkrieg im Ukrainekrieg kommen könnte, weil sich die handelnden Personen dieser Gefahr aufgrund des großen Abstands zum 2. Weltkrieg nicht mehr bewusst sind.







    Habermas



    „Das Schlafwandeln am Rande des Abgrundes wird vor allem deshalb zu einer realen Gefahr, weil die westliche Allianz der Ukraine nicht nur den Rücken stärkt, sondern unermüdlich versichert, dass sie die ukrainische Regierung so ,lange wie nötig‘ unterstützt und dass die ukrainische Regierung allein über Zeitpunkt und Ziel möglicher Verhandlungen entscheiden kann“.

    • @Lindenberg:

      Habermas fehlt wie auch Wagenknecht und einigen Anderen die Sachkenntnis.

      www.zeit.de/kultur...land-verhandlungen

      Zu einem Atomkrieg in der Ukraine wird es übrigens nicht kommen. Denn dann würd Russland Territorium verseuchen, das es als sein eigenens betrachtet* und es sich außerdem auch mit bisher neutralen bis wohlgesonnen Staaten verscherzen. China eingeschlossen.

      *Und das ist auch genau der Punkt, der Leuten abgeht, die glauben, Verhandlungen zwischen Russland und Ukraine würden tatsächlich zu einem Ende des Blutvergießens führen.



      Russland will nicht mit der Ukraine über Frieden in der Ukraine verhandeln. Russland will mit den USA über freie Hand in Europa verhandeln.

    • @Lindenberg:

      Sie zitieren manipulativ einseitig:



      "Es gehe darum, «nach einer Kompromisslösung zu suchen, die der russischen Seite keinen über die Zeit vor dem Kriegsbeginn hinausreichenden territorialen Gewinn beschert und doch ihr Gesicht zu wahren erlaubt». "



      "Anders als etwa die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer in ihrem kürzlich veröffentlichten «Manifest für Frieden» fordert Habermas keinen Stopp von Waffenlieferungen, sondern sieht im Gegenteil gute Gründe dafür."

      www.zeit.de/news/2...Fwww.google.com%2F

      • @BluesBrothers:

        Richtig, Habermas schließt Waffernlieferungen an die Ukraine nicht aus und fragt nach dem Kriegsziel:



        "Ist es das Ziel unserer Waffenlieferungen, dass die Ukrane den Krieg nicht verlieren darf, oder zielen diese vielmehr auf einen Sieg über Russland?"



        Habermas wägt klug die derzeitige Diskussion ab, ohne sich auf eine Seite zu schlagen.



        Er nimmt sich aber das Recht heraus, auf die Brutalität des Krieges zu verweisen, die in der "neoheroischen Empfindsamkeit" (Kurt Kister) für die Unterstüzung der Ukraine verloren zu gehen droht.



        Habermas verdeutlicht das Grauen, indem er auf eine Parallele zum 1. Weltkrieg verweist, indem er aus einer Frontreportage von Sonja Zekri in der Ukraine zitiert und sich damit indirekt von Außenministerin Baerbock distanziert.

        Habermas



        "Soldaten, die sich an die Kehle gehen, Berge von Toten und Verwundeten, die Trümmer von Wohnhäusern, Kliniken und Schulen, also die Auslöschung zivilen Lebens - darin spiegelt sich der destruktive Kern des Krieges, die die Aussage unserer Außenministerin, dass wir mit Waffen Leben retten, in ein anderes Licht rückt".

        Habermas verweist darauf, dass der Westen sich dieser Opfer bewusst sein müsse. Aber ist das so, wenn ein amerikanischer General von 200.000 Opfern des Krieges auf beiden Seiten spricht? Eine ungeheure Zahl, die einmal auf dem Nachrichtenticker aufflammt, dann wieder verlöscht, ohne eine Diskussion über etwaige Friedensverhandlungen auszulösen.

        Die "bunte Liste" der Bürger, die das Manifest von Wagenknecht und Schwarzer unterschrieb, löste bei einem taz-Autor sogar Verwunderung aus, als sei es ein Wunder, dass Menschen jeglicher politischer Coleur einer Verhandlung zum Frieden mehr als noch mehr Krieg abgewinnen können.

        taz.de/Wagenknecht...chwarzer/!5912913/

      • @BluesBrothers:

        Die beiden Frauen fordern keinen Stopp der Waffenlieferungen, aber keine Eskalation - statt dessen Verhandlungen. Das wird immer falsch zitiert.

        • @resto:

          Sie verbreiten hier fake news:

          Diesem von Beginn an absurden Deutungsversuch zu Gunsten ukrainefeindlicher Positionen, hat nun Frau Schwarzer selbst ein Ende bereitet und klargestellt, sie ist gegen jedwede Waffenlieferung. Damit ist nun offensichtlich, angestrebt ist die bedingungslose Unterwerfung der Ukraine.

          www.nn.de/politik/...nifests-1.12997378

    • 4G
      49242 (Profil gelöscht)
      @Lindenberg:

      Nun erkennt Habermas zwar an, dass es derzeit keine Anzeichen dafür gäbe, dass sich der russische Präsident auf Verhandlungen einlassen werden, um sogleich zu suggerieren und darauf die weitere Argumentation aufzubauen, dass seitens der Ukraine und des Westen gar keine Verhandlungsbereitschaft gäbe und auch diese nie gegeben habe. Dies ist falsch! Die angemahnte Bereitschaft hat es - bis zur Selbstverleugnung- zu Beginn des Krieges gegeben, und sie es gibt es im Prinzip auch weiterhin. Jedoch scheitert die Aufnahme von Gesprächen bis heute am kategorischen "aut omnia, aut nihil" der russischen Führung - eine Haltung, die auch weiterhin rationalem Kalkül entspringt.



      Habermas hält hier keine Lösung bereit - oder er mag sie dem Publikum nicht präsentieren.

    • @Lindenberg:

      Habermas ist - was Politik betrifft - bei aller Erfahrung mit Verlaub immer noch Theoretiker. Und THEORETISCH sind Verhandlungen natürlich zwingend. PRAKTISCH hingegen stellt sich die Frage "Worüber?" Putin wird aktuell nur über einen Frieden verhandeln, der einer Kapitulation gleichkommt. Ist es das, was Habermas will?

      Hoffentlich nicht.

      • @Normalo:

        Aber Heusgen: „Auf Putin ist kein Verlass.“ Ach was!



        Da lob’ ich mir doch die analytische Schärfe eines Jürgen Habermas, da können sich manche Jüngere - v.a. bei den Grünen - noch eine gehörige Scheibe von abschneiden.



        Lesen Sie einfach den SZ-Gastbeitrag von Habermas, hilft echt, den „fog of war“ im Kopf aufzulösen.

      • @Normalo:

        Haben Sie Habermas‘ Beitrag in der SZ denn nicht gelesen? 12 Minuten nur.😉

      • @Normalo:

        Habermas ist Theoretiker, kein Politiker. Es hat keine Patentlösung, regt aber zum Nachdenken an.



        Bei über einer Seite Text findet sich sich die eine oder andere kritische Überlegung, die einem anspruchsvollen Mitglied der Bundesregierung eine Antwort wert sein sollte. Aber da ist nicht viel zu erwarten.



        Eigene Überlegung: warum veranlassen Baerbock und die EU Brasilien, Südafrika, Indien und China nicht zu einer Friedensinitiative, der sich die USA anschließen könnten?



        Ist es diesen Staaten egal, dass sich in Europa zwei der stärksten Militärmächte gegenseitig in einem militärischen Patt zerfleischen und einen Teil der Ukraine über Jahre unbewohnbar macht und einen neuen Kalten Krieg ermöglicht, der die gesamte Weltökomomie auf viele Jahre schwächen wird? Es scheint, als schaut der Rest der Welt diesem Krieg teilnahmslos zu.



        Menschen wie Habermas könnten dem Stillstand im Nachdenken für eine Friedenslösung Auftrieb geben, werden viel zu wenig gehört!

        • @Lindenberg:

          In der Tat finden wohl die meisten Länder außerhalb Europas, dass sie genug eigene Probleme haben, um jetzt nicht auch noch im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine die Finger in die Speichen zu halten. Die genannten Staaten sind allesamt gute Handelspartner von Russland und wollen einfach keinen Ärger. Den kriegt man wahrscheinlich aktuell mit Putin ganz schnell, wenn man ihn zu Verhandlungen drängt, in denen er im Zweifel Zugeständnisse machen müsste, die er seinem Volk versprochen hat NICHT zu machen.

          Davon abgesehen haben doch diese Länder - insbesondere China - wahrscheinlich gar kein soo großes Problem damit, dass Russland die wirtschaftlichen Hegemonialmächte des "Westens" mal ein wenig aufmischt und beschäftigt hält. Dann nerven die vielleicht in Zukunft auch nicht mehr so mit ihrem lästigen Klimaschutzfimmel...

      • @Normalo:

        Normalo räumt Habermas ab.



        “Theoretiker“. Cool



        Dem Manne kann zwar vermutlich nicht geholfen werden. But. Ein Versuch



        www.zdf.de/nachric...-russland-100.html



        (Falls se wie ich den Langtext Süddeutsche nicht vorliegen haben.)



        Immer gern - servíce

        • @Lowandorder:

          Sorry, aber ja, es BLEIBT theoretisch.

          Was soll der Aufruf zu Verhandlungen, wenn man gleichzeitig einräumt, dass die andere Seite Tisches im Zweifel leer bleibt? "Äh ja, Putin will nicht verhandeln, aber es muss TROTZDEM rechtzeitig verhandelt werden." Geht's noch wolkenkuckucksheimischer?

          Wo ist der praktische Unterschied zwischen "Die Ukraine darf nicht verlieren" und "Die Ukraine muss gewinnen"? Dass die Ukraine unter "gewinnen" nicht verstehen würde, dass sie Russland erobert, ist doch völlig unstreitig. Und umgekehrt wäre jede Perpetuierung der völkerrechtswidrigen Annexionen von ukrainischen Territorium aus ukrainischer Sicht ein Verlust. Damit ist auch das primäre Kriegsziel völlig klar: Russland muss die Ukraine verlassen und ihre Grenzen von vor 2014 wieder anerkennen. Und DARÜBER wird man mit Putin aktuell nicht verhandeln können.

          Wo gibt's da etwas zu schwurbeln?

          • @Normalo:

            Warum sollen denn die Bewohner der Krim nicht selber bestimmen dürfen was sie wollen?

            Dann haben Sie natürlich Recht mit Maximalfordernungen machen Verhandlungen wirklich keinen Sinn... aber das heißt das Töten geht weiter. Hier wird ja gerne Mal Vietnam als erfolgreiches Beispiel genannt wie eine Grossmacht "besiegt" wurde. ich hoffe sehr, dass der Ukraine Millionen von Toten im Gegensatz zu Vietnam erspart bleiben.

            • @Alexander Schulz:

              Über ein Referendum auf der Krim kann man vielleicht reden, aber dann eines, das ohne russische Militarpräsenz und NACH Rückkehr aller verjagten oder deportierten Krim-Bewohner und etwaiger russischer "Einwanderer" seit 2014 in ihre Heimat stattfindet. Das wird aber Putin schon wieder verweigern, weil er seine Besetzung der Krim für essenziell für Russland erklärt hat.

              Und dass man sich auf die völkerrechtlich gültigen Grenzen zurückzieht, als "Maximalforderung" zu bezeichnen, ist mir - GANZ milde ausgedrückt - ein wenig zu pragmatisch gedacht. Mit der Wertung kommen Sie vielleicht doch in St. Petersburg besser zurecht als hier.

    • @Lindenberg:

      [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

  • Dem feinen Herrn 🛫Vollmundig & den Starjournalisten & die taz - diese Fischeinwickelgazette - SCHWEIGT -

    “Konflikte: Habermas spricht sich für Verhandlungen im Ukraine-Krieg aus

    15. Februar 2023, 5:09 UhrLesezeit: 1 min

    "Aus der Perspektive eines Sieges um jeden Preis hat die Qualitätssteigerung unserer Waffenlieferungen eine Eigendynamik entwickelt", sagt der Soziologe und Philosoph Jürgen Habermas.

    www.sueddeutsche.d...1-230214-99-597948



    So geht das ©️ Kurt Vonnegut

    “"Bombardiert zu werden ist eine außerordentlich passive Angelegenheit. Es gibt nichts, was man tun kann – außer vielleicht zu den Bomben zu sprechen. Man hat als Überlebender auch nichts, worauf man stolz sein könnte." – in einem Gespräch mit Volker Hage, welt.de, 12. April 2007 “

    Na Mahlzeit

    • @Lowandorder:

      Für Verhandlungen im Ukraine-Krieg spricht sich jeder aus.

      Da brauche ich Habermas nicht.

      Das Problem ist nur, dass Putins Forderungen nicht annehmbar für die Ukrainer sind.

      Und Putin von mehr Realitätsnähe zu überzeugen, das wird Habermas in der Lesung wohl auch nicht schaffen.

      • @rero:

        Schön für Sie - daß Sie! so einsichtig sind & freue mich - wennse dess - nur zB unserem Annalena Mäuschen Baerböckchen & den Excorzisten - nicht nur inne taz - nahebringen würden!



        Dank im Voraus.

        Andererseits ist Jürgen Habermas Ansage merkwürdigerweise am 15.02 . immerhin ne Headline wert.

        • @Lowandorder:

          NIEMAND lehnt Verhandlungen rundweg ab und will das ganze zwingend auf dem Militärischen Weg lösen - auch nicht Baerbock oder Selenski. Nur ist es eben wenig zieführend zu verhandeln, wenn keine Seite etwas für die andere auch nur ansatzweise Annehmbares an denTisch bringen will - bzw. gar nicht erst am Tisch erscheinen würde. SOLANGE das so ist, hilft nur militärischer Druck, es zu ändern - und der sollte halt sinnvollerweise darauf gerichtet sein, Putin nicht von vornherein das Gefühl zu geben, dass er im Feld mehr erreichen kann als am Tisch.

          • @Normalo:

            Sie drehen sich - insbesondere was Frau AA angeht - passend zu recht. Gelle.



            & bestätigen - fulminant - dess:



            "Aus der Perspektive eines Sieges um jeden Preis hat die Qualitätssteigerung unserer Waffenlieferungen eine Eigendynamik entwickelt", sagt der Soziologe und Philosoph Jürgen Habermas.“



            www.sueddeutsche.d...1-230214-99-597948



            Klar - daß ehna nur noch hilfloses



            Schwurbeln bleibt.

            kurz - Eines der ersten Schritte - ist diese Eigendynamk zu durchbrechen • But!



            Der feine Herr Christoph Heusgen in seiner Verblendetheit - bietet dafür ersichtlich keine Gewähr! Woll.

            • @Lowandorder:

              Nur weil Herr Habermas das so schreibt, ist der "Sieg um jeden Preis" noch lange nicht Agenda der deutschen Außenministerin. Die Frage ist doch ganz einfach: 1. Was will ich von Putin? (Antwort: Frieden und Rückzug aus der Ukraine) 2. Wie kriege ich ihn dazu? (Antwort: Ein milderes Mittel, als ihm realistisch in Aussicht zu stellen, dass die Ukraine sich mit westlicher Hilfe genau das zur Not auch NEHMEN wird, gibt es dazu aktuell nicht.)

              Aber ja, sie können auch hineindichten, dass Baerbock den Putin-Virus gefangen habe und auf einmal Politik mit anderen Mitteln fortsetzen wolle. Nur ergibt das schlicht keinen Sinn.

              • @Normalo:

                Klaro. Mit Friedrich Küppersbusch - sie lehnt Verhandlungen ab - & jetzt auch ehna - bin ich in der Tat der Auffassung - daß deren Position keinen Sinn ergibt!

                kurz - Ehra Abzählverse erheitern echt.



                Als wenn’s um sone Art Scrabble ginge!;)

                • @Lowandorder:

                  Nehmen Sie es nicht so wörtlich. Sie lehnen allesamt Verhandlungen nicht endgültig ab, sondern nach jetziger Lage. Die Linie, das solange militärisch geholfen wird bis Putin bereit ist, über eine annehmbare Lösung zu verhandeln, ist logisch und zur Genüge als Strategie der Nato im Allgemeinen und Deutschlands im Besonderen kommuniziert. Da muss man nicht an einzelnen Soundbites versuchen, einen dem widersprechenden Bias für Krieg zu konstruieren. Das ist Ausleguungsmethode "VT".

        • @Lowandorder:

          Der Süddeutschen Zeitung - I forgot - sorry

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Für eine ausgiebige Befassung und faktenbasierte Würdigung der Risikoeinschätzung von anderen sicherheits- und militärstrategischen Bewertungen der Absichten im Kreml gab es - fürchte ich - in seiner Zeit als Sicherheitsberater schon keine Lücken in seinem Terminplan.



    Die Antworten im Interview sind nach meinem Eindruck der fortgesetzte Sprech eines "Überlegenen", der auch mal Fehler macht. Im Establishment aber zu wertvoll und damit to big to fail ist. Die Verkenner der aufziehenden Gefahr sind nun am "Drücker".



    Die historische Verantwortung gegenüber Russland als Tarnkappe für die an Versöhnungszielen orientierte wirtschaftliche Mit-Ausbeutung Russlands darzustellen, ist anscheinend der propagandistische Rettungsring. Man hat es ehrlich gemeint, was mitnehmend wirtschaftlich zu Pass kam. So sehr zu pass, dass ...

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Sie stehen dem Herrn "Überlegenem" näher als sie denken, wenn sie sowas schreiben: "wirtschaftliche Mit-Ausbeutung Russlands". Russland (besser: das russ. Großkapital) war hier immer der Koch und Europa der Kellner. Russland hat sich europäischer Technologie bedient. Letztlich haben die dortigen Kapitalisten mehr profitiert als die Kapitalisten hier.

      Sie unterliegen der selben totalen Fehleinschätzung der Machtverhältnisse.

    • @31841 (Profil gelöscht):

      "historische Verantwortung gegenüber Russland"



      Sie verwechseln Russland mit der Sowjetunion. Ein Großteil des deutschen Wütens hat in der Ukraine und Belarus stattgefunden.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @dites-mois:

        Den von mir angesprochenen Bezug haben Heusgen und die taz-Journalisten hergestellt so hergestellt. Insofern sitzt die Tarnkappe, die daraus gebastelt wird, ziemlich schräg.

      • @dites-mois:

        Und Leningrad?



        de.m.wikipedia.org...ningrader_Blockade



        Die historische Verantwortung Deutschlands besteht gegenüber allen Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR, also auch gegenüber Russland … das kann überhaupt nicht wegdiskutiert werden. Und es ist bei der Frage nach Waffenlieferungen mit zu bedenken bzw. darf nicht leichtfertig abgetan werden.



        Nazi-Deutschland hat die Sowjetunion überfallen und wollte sie auslöschen, nicht alleine die Ukraine … was anderes zu behaupten, hieße die Geschichte umschreiben zu wollen, in geschichtsrevisionistischer Absicht.

        • @Abdurchdiemitte:

          "Ein Großteil des deutschen Wütens hat in der Ukraine und Belarus stattgefunden." hab ich geschrieben. Warum machen Sie daraus ein "allein die Ukraine" und arbeiten sich daran ab? Mein Hinweis auf die bolodlands ist eine Zurückweisung der These, DE hätte in dem Krieg Russlands gegen die Ukraine vor allem eine Verantwortung gegenüber Russland.

          • @dites-mois:

            Das habe ich nicht bestritten, es handelt sich ja schließlich um Nachfolgestaaten der UdSSR. Manche (Russland, Belarus) scheinen offensichtlich wieder in die Fußstapfen der (zaristischen und sowjetischen) Vorgängerregimes treten zu wollen - jedenfalls die Führungen, nicht die einfachen Menschen - , in der Ukraine hingegen möchte man diese Vergangenheit möglichst schnell hinter sich bringen, aus verständlichen Gründen.



            Die Geschichte haftet der Ukraine allerdings ebenso wie in Russland wie Pattex an, siehe Bandera, Nazi-Kollaboration, antisemitische Pogrome. Aber anderes Thema und als Deutsche haben wir darüber nicht zu richten.



            Und richtig, Deutschland hat in diesem Krieg, mit dem Putin dir Ukraine überzogen hat, auch gegenüber der Ukraine eine Verantwortung … deshalb plädiere ich ja (auch) für eine militärische Unterstützung der Ukraine (nur darf es alleine dabei nicht bleiben).



            Der Schritt ist mir ethisch nicht leicht gefallen (das hatte ich schon in anderen Kommentaren dargelegt) - ich hoffe, es geht in dieser Frage allen so -, und deshalb bitte ich darum, meine Haltung zu respektieren, so wie ich die Ihre respektiere.

        • @Abdurchdiemitte:

          Die Ukrainische Sowjetrepublik hat relativ und auch absolut(!!) höhere Menschenverluste hinnehmen müssen als die Russische Sowjetrepublik. Die historische Verantwortung Deutschlands (dass das ohnehin ein Produkt völkischer Denkweise ist, lassen wir jetzt mal beiseite) wäre also gegenüber der Ukraine höher als gegenüber Russland.







          Sie argumentieren mit historischer Verantwortung, offenbar ohne verstanden zu haben, was das bedeutet:

          Nazi-Deutschland hat aus völkisch-nationalistischem begründetem Imperialismus heraus andere Staaten überfallen. Ihre Lehre aus dem 2. WK ist, dass wenn Russland dies heute aus den gleichen Gründen tut, Deutschland dem nicht entgegentreten darf? Echt jetzt?



          Wäre es stattdessen jetzt nicht mal Zeit für Deutschland, auf der richtigen Seite zu stehen?

          • @Chris McZott:

            „Die Ukrainische Sowjetrepublik hat relativ und auch absolut(!!) höhere Menschenverluste hinnehmen müssen als die Russische Sowjetrepublik … Die historische Verantwortung Deutschlands … wäre also gegenüber der Ukraine höher als gegenüber Russland.“



            Ihre Formulierung ist irgendwie entlarvend … es scheint Ihnen gänzlich an Emphatie für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu fehlen, wenn diese sich nicht ideologisch gegeneinander „aufrechnen“ lassen.



            Oder wie soll ich den ersten Absatz Ihres Kommentars anders interpretieren? Lassen Sie es mich wissen.

            • @Abdurchdiemitte:

              "Ihre Formulierung ist irgendwie entlarvend … es scheint Ihnen gänzlich an Emphatie für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu fehlen, wenn diese sich nicht ideologisch gegeneinander „aufrechnen“ lassen."

              Hä? Das ist doch wohl eher Ihre Auffassung - siehe - Ihre Hinweise auf Bandera und Nazi-Kollaboration um die Ukraine zu delegitimieren- übrigens ein (sowjet)-russisches Propagandanarrativ. Die Ukrainer haben im 2. WK nicht mehr mit den Deutschen paktiert als andere Völker (ja auch die Russen), ohnehin war Stalin bis Mitte 1941 der größte und wichtigste Kollaborateur Hitlers. Der ukrainische Widerstand gegen Moskau in den 1920/1930er Jahren ist der Grund für diese Mythen. Stalin wollte damit die Ukainer historiografisch bestrafen.

              Ich sage: WENN man sich für die "Historische Schuld"-Schiene entscheidet (ich persönlich bin zu jung dafür und habe da auch familienbiografisch zu wenig Bezug zu dieser Zeit), da gebietet es die Logik, dass die man die deutsche Verantwortung ggü. der Ukraine als größer ansieht.



              Begründung:



              - Die Ukrainer haben stärker unter den Nazis gelitten als die Russen.



              - Die Ukraine war der Kern deutscher Kolonialbestrebungen im Osten - siehe Generalplan Ost.



              - Die imperiale Sichtweise, dass Deutschland/Preussen und Russland das Schicksal der Völker zwischen ihnen auswürfeln dürfen, hat eine lange, unrühmliche Tradition.



              Am wichtigsten: Deutschland hat in allererster Linie die Verpflichtung, sich dem Faschismus entgegenzustellen. Und Putin-Russland ist ein faschistischer Staat.

        • @Abdurchdiemitte:

          "Die historische Verantwortung Deutschlands besteht gegenüber allen Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR, also auch gegenüber Russland ...Und es ist bei der Frage nach Waffenlieferungen mit zu bedenken bzw. darf nicht leichtfertig abgetan werden.… "



          Es gibt schon jetzt viele Russen, die Deutschland und dem Westen zutiefst dankbar sind, dass sie die Ukraine militärisch unterstützen.



          Diese Dankbarkeit wird fester Bestandteil der postputinistischen russischen politischen Kultur sein.



          (Vor allem werden die Russen natürlich den Ukrainern dankbar sein. Der Selenskyj-Berater Podoljak hat das, ziemlich zu Beginn des Krieges, gut ausgedrückt: "Nicht nur die Europäer, auch das russische Volk hat großes Glück, dass Putin auf die Ukraine gestoßen ist. Dass ihm die Ukraine den Weg verstellt.").

          • @Barbara Falk:

            Auf die Schlüsse, die sich aus dieser Verantwortung ergeben, bin ich im Kommentar ja nicht eingegangen … ich persönlich bin zu dem Schluss gekommen, dass es - v.a. nach Bekanntwerden der russischen Gräueltaten von Butscha - grundsätzlich zu verantworten ist, die Ukraine mit Waffen zu unterstützen. Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, gerade vor dem Hintergrund des Leids, das Nazi-Deutschland seinerzeit über die Länder der ehemaligen Sowjetunion gebracht hat.



            Daher respektiere ich auch eine Haltung, die Waffenlieferungen in diesem Konflikt grundsätzlich ablehnt und vermeide das Denunzieren und Diffamieren Andersdenkender, auch wenn ich in dieser Frage anderer Meinung bin.



            Gleichzeitig trete ich immer dafür ein, die Gesprächs-Kanäle zur russischen Seite - neben der militärischen Unterstützung der Ukraine - nicht komplett abreißen zu lassen und jede Chance auf Verhandlungen zu ergreifen, wenn sie sich anbieten sollte.



            Denn was auch immer die jeweilige Haltung ist, muss sie in jedem Fall immer mit dem eigenen Gewissen bzw. moralischen Überzeugungen in Übereinstimmung gebracht werden.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    "Ich frage mich, ob es ohne Corona möglich gewesen wäre, Putin klarzumachen, welche Folgen ein Angriff auf die Ukraine hat."

    Man kann jemandem nur etwas klarmachen, wovon man bereits etwas weiß. Bisher habe ich nur vernehmen können, dass der Angriff auf die Ukraine völlig überraschend kam.

    "Der Krieg ist für Russland ja kein Erfolg, er wirft Russland ökonomisch um Jahrzehnte zurück."

    Der Krieg wird nicht nur Russland "zurückwerfen". Wenn man außer ökonomisch-politischen Gesichtspunkten nichts zu erkennen ver-/mag, kann das womöglich nicht auffallen. Klimaschutz? Globale Ernährungssicherheit? ...

    • @31841 (Profil gelöscht):

      "Bisher habe ich nur vernehmen können, dass der Angriff auf die Ukraine völlig überraschend kam."



      Dann haben Sie aber Erstaunliches vernommen. Die Ukraine wird seit 2014 angegriffen und infragegestellt, die einzelnen Kriegshandlungen mögen überraschend sein, aber selbst der 24.2. lag schon länger in der Luft.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @dites-mois:

        Massive Verhandlungsbemühungen und Forderungen können nicht schaden, auch weil man ggf. mit deren Ablehnung durch den Kreml die weitere Unterstützung der Ukraine untermauern könnte.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @dites-mois:

        Dieses Vernehmen bezog sich auf Leute wie Heusgen. Er widerspricht sich selbst. Darauf wollte ich hinweisen.

        • @31841 (Profil gelöscht):

          Leute wie Heusgen haben bis zum 24.2. den historischen Fehler der Verklärung und des Appeasements begangen und waren dann völlig überrascht. Viele viele Stimmen haben davor gewarnt, besonders seit 2014. Heusgen gesteht diesen Fehler wenigstens ein und zieht die richtigen Konsequenzen daraus.

          • 3G
            31841 (Profil gelöscht)
            @dites-mois:

            Was ist denn ein "historischer Fehler"?



            Wie steht das Verhalten von Heusgen vor dem 24.02.2022 im Verhältnis zu den vielen Warnungen? In seiner Funktion musste er diese doch gehört und bewertet haben. Sein Fehler hat historische Ausmaße in den Folgen und - wie er nun sagt - in den Gründen. Die Gründe glaube ich ihm so nicht, jedenfalls nicht in dieser Schwerpunktsetzung. Ich vermute Herr Selensky denkt bezüglich der Kräfte, die zur Verkennung geführt bzw. kräftig beigetragen haben, etwas differenzierter (Zitat): "... immer nur Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft!"

  • Hier buchstabiert jemand das Zauberwort "Verhandlungen" konkret aus, statt es einfach als Phantasma zur Vernebelung von Realitätsflucht rauszuhauen. Wär schön, wenn sich "Friedensfreunde" diesen Gedankengängen mal sachlich stellen würden. So sie wirklich Friedensfreunde sind, und nicht zuallererst USA- und NATO-Verabscheuer.

    • @dites-mois:

      Was hat Realismus mit USA- und NATO Verabscheuer zu tun? Ich kann doch durchaus eine positive Haltung bzgl NATO und USA haben und trotzdem der Meinung sein, dass Diplomatie flankiert durch Waffen der beste Lösungsansatz sind! Menschen wie sie sind (ich möchte Ihnen da keine böse Absichten umstellen) leider eine der Gründe warum die Politik aus populistischen Gründen keine ernsthaften Verhandlungen forcieren.

      • @Alexander Schulz:

        Sie können trotz allem welcher Meinung auch immer sein, aber mit Realismus hätte zb Ihre mantraartig vorgetragene Forderung nach "ernsthaften Verhandlungen" zu tun, wenn Sie sich endlich mal die Mühe machen würden, diese wolkige Ausflucht zu konkretisieren - so wie Herr Heusgen es hier vorführt. Welche Verhandlungsvorschläge hätten Sie denn? Mit wem wollen Sie verhandeln? Welche Bereitschaften erkennen Sie, welche Vertrauenswürdigkeit? Was wäre für welche Forderung der geeignete Zeitüunkt? Schon mal was von Verhandlungsmacht gehört? Vorschlag zur Güte: erstmal die realen Gegebenheiten zur Kenntnis nehmen (die mittlerweile in die Hunderte gehenden Reaktionen auf Ihre immer gleichen Einlassungen haben sich wirklich Mühe gegeben, Ihnen da weiterzuhelfen), dann Vorschläge machen.

        • @dites-mois:

          Das heißt Sie sprechen Milley, Burkard und Kujat ( höchster US bzw höchster französischer Soldat und ehemaliger höchster deutscher Soldat), die Verhandlungen empfehlen auch "Realismus" ab? Was wäre denn Ihrer Meinung nach so schlimm an ernsthaften Verhandlungen? Das schlimmste wäre ein Scheitern...

          Der richtige Zeitpunkt wäre spätestens die nächste "Schwächephase" von Russland.

          Realistische Ideen für Verhandlungen gab es nun wirklich genug:

          www.berliner-zeitu...lockiert-li.314871

          • @Alexander Schulz:

            "ernsthafte Verhandlungen" wären super. Wenn es ernsthafte Verhandlungen sind. Ist die putinrussische Seite dazu bereit? Nein. War sie bisher zu exakt noch keinem Zeitpunkt.



            "Der richtige Zeitpunkt wäre spätestens die nächste "Schwächephase" von Russland."



            Das ist endlich mal ne Ansage. Also unterstützen wir die Ukraine dabei, diesen Zeitpunkt herbeizuführen. Moment Mal, aber ich glaub, das geht derzeit nur militärisch. Mit noch mehr Waffen, noch mehr Widerstand gegen den russischen Krieg. Und dann müsste Russland seine Schwächephase auch noch anerkennen und die richtige Konsequenz daraus ziehen: Verhandlungsbereitschaft. Das wär toll, wenn es möglichst schnell dazu kommt!

  • "... wenn es zu einem Waffenstillstand und zu einem Friedensvertrag kommt."

    Korea wartet darauf schon seit... 1953. In welchem seltsamen Zweig der Realität lebt Ihr denn?

    @SAMOTH: dazu ein Papier der Rand Corporation [1], betitelt "Overextending and



    Unbalancing Russia -- assessing the impact of cost-imposing options", in dem genau dieses Köcheln auf kleiner Flamme befürwortet wird. Von... 2019. Also nach 2015, aber vor Februar 2022.

    Keine Ahnung, welchen Einfluss das auf die Strategie der US-Regierung hat, aber letztere hält sich die Rand Corporation als strategischen Thinktank.

    Honni soit qui...

    [1] www.rand.org/conte...4/RAND_RB10014.pdf

    • @tomás zerolo:

      vielen dank Tomaz zerolo für den Hinweis, Der Verdacht drängt sich auf. Ich kann mit einfach nicht vorstellen, dass in dem Thinktank nicht langfristige Strategien vorhanden sind mit den entsprechend vorbereiteten Schritten.

  • "Mir ist weiterhin nicht klar, welche Strategie USA und NATO verfolgen. ... Das ist seit mindestens einem Jahr bekannt. Warum wird kommuniziert, dass es Lieferengpässe gibt?"



    Die mangelnde Kriegsvorbereitung führe ich auf dieselbe Gutgläubigkeit zurück, die zugelassen hat, dass Russland z. B. Hauptlieferant des wichtigsten Rohstofflieferanten wurde. So nach der Devise 'Der (Putin) kann doch nicht so verrückt sein und das wirklich tun!' Doch, er kann, und er tut.



    "Warum ist es anderen Mächten wie China und Indien egal, ob der Krieg andauert..."



    Für China ist der Ukraine-Krieg schlicht die Blaupause für Taiwan. Die sehen sich genau Reaktionen und Verläufe an, um das bei einer etwaigen Invasion der Insel mit zu berücksichtigen. Da würde eine eigene Intervention nur stören. Dass sich darüber hinaus Russland und der Westen gegenseitig abnutzen, kann China nur Recht sein.



    Indien kann ich nicht recht einschätzen, aber ich nehme an schlichtes Desinteresse an fernen Gegenden reicht für Untätigkeit.

  • Vor Corona hatte ich mir die Teilnehmerliste der Münchner Konferenz genauer angesehen. Ein Drittel der Teilnehmer kam direkt oder indirekt von Rüstungsfirmen. Das hat sich in diesem Jahr sicher nicht geändert. Die Bundesregierung fördert also mit Steuergeldern ein Treffen der Händler des Todes!

  • Wir verteidigen unsere Demokratie vom Sofa aus mit Waffenlieferungen und die Ukrainer halten den Kopf hin.

    Unsere Politiker glauben ja dass wenn Russland die Ukraine besiegen würde ein Land nach dem anderen zum Opfer Russlands wird.

    Wäre es nicht klüger gewesen vor dem Krieg weiter zu verhandeln und nicht auf Boris Johnson zu hören.

    • @AndreasHofer:

      Erinnern Sie sich nicht mehr, wer kurz vor dem Kriegsausbruch alles zu Putin gefahren ist?

      Seine Türklinke muss ständig warm gewesen sein.

      Irgendwann gab es schlicht nichts mehr zu verhandeln.

    • @AndreasHofer:

      OK, also ab in die Zeitmaschine und alles nochmal von vorn! Kann sich dabei aber auch herausstellen, dass Verhandlungsvorschläge und Friedensangebote auch damals bei Putin, Lawrow und Medwedew keinen Gefallen finden.

    • @AndreasHofer:

      "Unsere Politiker glauben ja dass wenn Russland die Ukraine besiegen würde ein Land nach dem anderen zum Opfer Russlands wird."

      Dumm nur dass das russische Politiker genauso fordern. Und selbst wenn man das für orchestrierte Einschüchterung hält oder die Meinung von einzelnen Spinnern - wie z.B. die jüngsten Empfehlungen Kadyrows zur Wiederbesetzung Ostdeutschlands - die Agenda Putins sieht ja die Wiederherstellung russischen Einflusses in Osteuropa vor und das geht nur gewaltsam (Baltikum, Moldau). Auch der russische Anspruch, dass mit dem Vorhandensein russischsprachiger Minderheiten automatisch staatliche Souveränität an Russland abgegeben wird, ist höchst bedrohlich (auch für Deutschland!).

      Und die höchst offiziellen Forderungen Russlands vor dem Krieg an die NATO-Staaten (Abzug der USA aus Europa, Vetorechte Russland in allen militärischen und außenpolitischen Angelegenheiten der Europäer) sind auch nicht gerade vertrauensfördernd. Hier wird Hegemonie eingefordert.

      "Wäre es nicht klüger gewesen vor dem Krieg weiter zu verhandeln und nicht auf Boris Johnson zu hören."

      Alle europäischen Verhandler waren der Meinung, dass Putin sie nach Strich und Faden belogen hat.

  • "Deutschland muss sich als viertstärkste Wirtschaftsnation der Welt mit hoher Glaubwürdigkeit viel stärker im Globalen Süden für unser Narrativ einsetzen – die regelbasierte Ordnung, gebaut auf der UN-Charta."

    Der globale Süden vertritt die These, dass wir uns lediglich für die regelbasierte Ordnung einsetzen, wenn sie zu unserem Vorteil ist. Grenzen dürfen durch Kriege verändert werden und Völker dürfen neue Staaten gründen - sofern es im Interesse des Westens ist. Dieser Wiederspruch kommt nicht überall gut an und kostet uns leider viele Sympathien in der Welt.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    "Ich frage mich, ob es ohne Corona möglich gewesen wäre, Putin klarzumachen, welche Folgen ein Angriff auf die Ukraine hat."

    Man kann jemandem nur etwas klarmachen, wovon man bereits etwas weiß. Bisher habe ich nur vernehmen können, dass der Angriff auf die Ukraine völlig überraschend kam.

    "Der Krieg ist für Russland ja kein Erfolg, er wirft Russland ökonomisch um Jahrzehnte zurück."

    Der Krieg wird nicht nur Russland "zurückwerfen". Wenn man außer ökonomisch-politischen Gesichtspunkten nichts zu erkennen ver-/mag, kann das womöglich nicht auffallen. Klimaschutz? Globale Ernährungssicherheit? ...

  • Mir ist weiterhin nicht klar, welche Strategie USA und NATO verfolgen. Ich vermute mal, dass es militärische Strategen gab und gibt, die vorhergesehen haben, dass der Krieg eskalieren könnte und dass man Waffen (Panzer, Flugabwehr, Flugzeuge) brauchen wird, wenn man die Ukraine unterstützen will. Das ist seit mindestens einem Jahr bekannt. Warum wird kommuniziert, dass es Lieferengpässe gibt? Warum wird von USA und NATO immer etwas verspätet und gerade so viel geliefert, dass die Stellungen in etwas gehalten werden können? Wer hat gegebenfalls ein Interesse daran, dass es zu einem jahrelangen Abnutzungskrieg kommt? Warum ist es anderen Mächten wie China und Indien egal, ob der Krieg andauert oder hab ich übersehen, dass diese Länder deutliche Anstregungen unternehmen, um zu vermitteln?

    • @ThomLa:

      Es gab ja auch Menschen, die seit Jahren vor einer möglichen Pandemie gewarnt hatten, aber hatten wir deshalb Masken als es dann soweit war? Nein, denn dann hätte man über die Legislaturperiode hinaus denken und Geld ausgeben müssen für etwas, das vielleicht gar nicht oder erst in 10 Jahren passiert.

      Ich denke, das mit den Panzern lief in etwa genauso.

    • @ThomLa:

      Ländern wie China oder Indien kann es ja nun wirklich egal sein was in der Ukraine geschieht. Sie profitieren auch zum Teil davon. Der Westen hingegen, wobei das ganz besonders für Deutschland gilt, hat sich jetzt ein Jahr lang an die Idee geklammert, dass das Demonstrieren von "Entschlossenheit" Wirkung zeigt. In Wirklichkeit hat aber natürlich gerade die Zögerlichkeit eines Scholz Putin nur ermutigt, ebenso die mangelnde Vorbereitung umfassenderer Lieferungen. Leider dürften Sie auch mit Ihrem Verdacht recht haben, dass es im Westen auch die Angst vor zu schnellen ukrainischen Erfolgen gibt. Man möchte sicherlich Momente möglicher Eskalationen minimieren. Klug ist das aber nicht, denn ein langer Krieg nützt eher Putin und er hält ihn auch länger durch. Diese Erkenntnis dürfte sich auch langsam durchsetzen, sie wird aber nicht kommuniziert. Das aber wäre notwendig, nur dann könnte sich in Moskau etwas bewegen. Ansonsten muss man sich einfach klar hinter die Kriegsziele der Ukraine stellen.

    • 9G
      97627 (Profil gelöscht)
      @ThomLa:

      Ich denke, dass dies eher politische Entscheidungen sind. Scholz redet z.B. nie vom Gewinnen, sondern nur, dass die Ukraine nicht verlieren darf. In Minsk hätte man aus wahrscheinlich denselben Gründen den Invasoren zum Mediator umdeklariert und der Ukraine faktisch Gebietsabtritte diktiert. Deutschland hat wie kein anderes Land die russische Kriegsindustrie industriell und auch z.B. durch den Bau des einzigen modernen Trainingszentrums, wohlgemerkt nach dem russischen Einfall, gestützt.

    • @ThomLa:

      Ich kann Ihren Beitrag voll unterschreiben.

    • @ThomLa:

      Also ich finde, dass Ihre Fragen sehr einfach zu beantworten sind:

      1.) Der Verteidigungsminister der USA hatte schon im Frühling des letzten Jahres gesagt, dass es darum geht Russland die nächsten Jahre zu binden und zu schwächen. Das klappt bisher durchaus gut.



      Eine Eskalation möchte man verhindern (viele unterschätzen hier leider immer die Gefahr einer nuklearen Eskalation) - also testet man langsam die Grenzen aus was machbar ist ohne daß es zu einem nuklearen Einsatz kommt.



      2.) China sähe gerne einen Sieg von Russland, da es nicht möchte, dass der amerikanische Einfluss weiter steigt (potentielle Nato-Mitgliedschaft der Ukraine)



      3.) Indien nimmt eine neutrale Position ein. Indien findet es nicht richtig, dass Russland die Ukraine überfallen hat. Jedoch vertritt Indien auch die Meinung, dass Abchasier, Osseten oder Krimbewohner selbständig entscheiden sollen zu wem sie gehören wollen. Auch sieht Indien die MaidanEreignisse von 2014 kritisch als der Westen aktiv die Demonstranten beim Sturz der demokratisch gewählten Regierung gestützt hat. Indien sieht dieses als eine der Ursachen für den aktuellen Krieg an. Kurz um Indien kann beide Seiten verstehen. Auch hat in Indien der Ukrainekrieg keine hohe Bedeutung, sondern es ist einer von vielen in dieser Welt.

      • @Alexander Schulz:

        Ist Indien auch für die Unabhängigkeit von Tschetschenien, Tatarestan, Kashmir, Khalistan, Assam? Indien ist abhängig von Russland und hat keine Interessen am Konflikt. Aber ein Prinzipien basiertes Argument machen sie nicht. Die Abachasen waren noch nichtmal die Mehrheit in ihrer Provinz das wurden sie durch Mord und Vertreibung der Georgier -mit Russlands Hilfe.

        • @Machiavelli:

          Ich denke, dass Sie sehr gut wissen, dass Georgien in Abchasasien einmaschiert ist:

          www.planet-wissen....tergruende100.html

          Indien ist abhängig von Russland? In diesem Fall überschätzen sie Russland; Aussenminister Blinken hatte Indien doch deutliche Zusagen gemacht, wenn sie sie sich für die richtige Seite entscheiden. Jedoch präferiert es Indien neutral zu bleiben.

    • @ThomLa:

      Indien ist abhängig von Russland teilweise heißt es bis zu 80% seiner Waffen brauchen Russische Ersatzteile, Wartung und/oder Munition. China ist mit inneren Problemen der Post-Zero-Covid Politik beschäftigt.

      Der Westen ist gefangen zwischen der Angst vor Eskalation und dem Wunsch die Ukraine siegen zu sehen.