piwik no script img

Fehlende ArbeitskräfteDie stille Reserve der Fachkräfte

Kommentar von Maike Rademaker

In Deutschland fehlen Arbeitskräfte. Viele. Mit familienfreundlichen Strukturen ließen sich Hunderttausende Frauen aus der Teilzeitfalle holen.

Die unsichtbaren Arbeitskräfte – hier eine brotbackende Frau Foto: Antonio Gravante/imago

D ie ersten Betriebe schließen temporär, wie Bäckereien und Restaurants. Lieferungen dauern länger, Verwaltungen kommen nicht nach, Investitionen werden überdacht – überall fehlen Mitarbeitende. Von Monat zu Monat schwellen die Klagen der Unternehmen an: Wir brauchen Fachkräfte, Arbeitskräfte. Bald. Viele. Denn das ist erst der Anfang der demografischen Entwicklung.

Gut, dass es rund 840.000 Arbeitskräfte gibt, die diese Lücken füllen können. Und das nicht nur in den Metropolen, sondern überall. Sie sind qualifiziert, motiviert und sprechen meist sehr gut Deutsch. Es sind: Frauen. Wenn alle Frauen mit Kindern unter sechs Jahren so viel arbeiten könnten, wie sie wollten, gäbe es 840.000 Arbeitskräfte mehr, zitierte Bundesfamilienministerin Lisa Paus unlängst eine Umfrage.

Und es dürften weit mehr sein: Jede zweite Frau, insgesamt neun Millionen, arbeitet in Deutschland Teilzeit; Millionen von ihnen in Mini-midi-irgendwas-Jobs. Ein wahrer Schatz für die Wirtschaft. Und einer, den man heben könnte, wie die Fachkräftestrategie der Bundesregierung erkennt: Man wolle steuerliche Anreize zur Teilzeitbeschäftigung senken, sich die Minijobs anschauen und für eine bessere Kinderbetreuung sorgen.

Aber sie setzt es nicht um. Seit Jahren nicht. Frauen sind hier keine stille Reserve für Fachkräfte, sondern für Kinderbetreuung, Pflege, Haushalt. Wie beim Ehegattensplitting. Die in Europa fast einzigartige (nur Luxemburg und Polen leisten sich ähnliche Modelle) systematische Benachteiligung des schlechter verdienenden Eheteils, ergo Frauen, wird seit Jahrzehnten kritisiert. Schweden hat sie schon 1970 abgeschafft.

„Mehr Fairness“ heißt „nicht ganz fair“

Und Deutschland? Bleibt dabei. „Mehr Fairness“ bei diesem Steuerverfahren, wie es im Koalitionsvertrag heißt, bedeutet schön weiter „nicht ganz fair“. Sogar bewusst verschlimmert hat die Ampel die Minijobs. Statt sie – auch das ein europäisches Unikat – endlich abzuschaffen oder zumindest auf Rent­ne­r*in­nen und Studierende zu beschränken, weitet sie den Anreiz für Minijobs aus.

Obwohl bekannt ist, dass damit Hunderttausende Vollzeitjobs zerstückelt wurden, auf Kosten der Sozialversicherung. Obwohl die Jobs nachweislich nicht in bessere Stellen führen. Obwohl bekannt ist, dass Minijobs und ähnliche Teilzeitmodelle für Millionen Frauen die vorprogrammierte Altersarmut sind. Die Augen fest verschlossen, wurde mit dem Mindestlohn der Minijob auf 520 Euro monatlich ausgeweitet. Und parallel der Midijob für Arbeitgeber ein wenig teurer gemacht – noch ein Anreiz für diese, Minijobs anzubieten.

Ja, viele Frauen wollen Teilzeit arbeiten. Aber dafür gibt es ein Teilzeitgesetz. Das reicht in anderen Ländern auch. Bleibt die dritte Baustelle: Kinderbetreuung. Während jede Krise in der Automobilbranche immer neue politische Gipfel produziert, reihen sich bei der Kinderbetreuung die Schlagzeilen stumpf und gipfelfrei aneinander: Es fehlen 384.000 Kita-Plätze. Es fehlen 100.000 Betreuerinnen. Es fehlt die Verwaltungsvereinbarung, damit 3,5 Milliarden Euro für die Ganztagsbetreuung abgerufen werden können.

Ja, es wird gebaut, mit Milliarden. Aber es reicht einfach nicht. Beim Immobilienbau gilt die Stellplatzverordnung für Parkplätze – wo bleibt die Pflicht für Betriebskindergärten für Bürohaus und Industriepark?

Unternehmen und Gewerkschaften sollen auch handeln

Aber nicht nur die Politik handelt nicht. Unternehmen und Gewerkschaften sind genauso in der Verantwortung: Wer als Arbeitgeber glaubt, eine Stellenanzeige mit Sternchen und m/w/d-Hinweis reicht, um Frauen anzusprechen, irrt. Pünktlicher Dienstschluss, planbare Schichten, Homeoffice-Regelungen, ÖPNV-Erreichbarkeit und, ja, Betriebskitas können da vermutlich mehr bewirken als ein Startbonus und ein Dienstwagen.

Und in den Tarifrunden wird zwar eifrig allerlei für Ältere und Azubis gefordert – aber selten für Frauen. Auch kein gesellschaftliches Problem ist offenbar, dass 2020 insgesamt 1,7 Milliarden Überstunden im Jahr geleistet wurden, Corona hin oder her, und davon die Hälfte unbezahlt. Zumindest die unbezahlten Überstunden wären bei der Kinderbetreuung besser investiert.

Also besser eine Politik für Frauen als Einwanderung von Fachkräften? Nein. Ohne Einwanderung ist die demografische Katastrophe, auf die wir zurasen, nicht zu lösen. Es geht ebenso wenig darum, Frauen in Vollzeitjobs zu zwingen. Es geht darum, dass insbesondere Mütter überhaupt die Wahl haben zu entscheiden, ob und wie viel sie arbeiten und wie viel Zeit sie mit ihrer Familie verbringen. Denn, Emanzipation hin oder her, sie betreuen die Kinder. Sie sind die Alleinerziehenden. Und sie sind Fachkräfte.

Andere Länder haben bessere Arbeitsbedingungen

Diese Wahl sollten nicht nur Frauen haben, die bereits in Deutschland leben, sondern auch die, die hierherkommen. Wer die Rahmenbedingungen für erwerbstätige Frauen nicht verbessert, rechnet offenbar gar nicht damit, dass mit der Fachkräftestrategie auch Frauen kommen könnten – und zwar statt Männern.

Auf die Idee, dass andere Länder beliebter bei Einwandernden sein könnten, weil sie Frauen und Familien bessere Rahmenbedingungen bieten, kommt man in Deutschland offenbar gar nicht. Mit Fachkräfteeinwanderung sind hier immer noch Männer gemeint. Deswegen fordert die Wirtschaft vor allem weniger Bürokratie – und nicht familienfreundliche Strukturen.

Im Strategiepapier der Bundesregierung wird immerhin bedauert, dass nur die Hälfte dieser einwandernden Lebenspartnerinnen und Lebenspartner erwerbstätig ist. Der Blick in die entsprechende Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung lohnt sich: Die Nachgezogenen seien „sehr gut ausgebildet und mehrheitlich weiblich: Über 30 Prozent haben mindestens einen Bachelorabschluss, über 70 Prozent sind Frauen“. Und sie seien „massiv un- und unterbeschäftigt“. Das ließe sich ändern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

25 Kommentare

 / 
  • Hab ich das richtig verstanden? Menschen in schlecht bezahlten Jobs, die sich vor Krankheit und Ausbeutung durch Teilzeit schützen, sollen steuerlich benachrichtigt werden?



    Die Frauen mit Kindern unter sechs, die ich kenne, arbeiten mehr, als sie wollen.



    Ich arbeite länger in Teilzeit als ich Vater bin.



    Teilzeit ist das neue Ding. Arbeitszeit runter, Menschenwürde rauf. Überproduktion weg, Vermögenssteuer her.



    Das Thema muss in einen größeren Kontext gesetzt werden, denn es betrifft die ökosoziale Transformation.

  • Es würde auch helfen, wenn Arbeitgeber sich erbarmen könnten Leite einzustellen, auch wenn diese nicht zu 100% ins Profil passen. Menschen sind lernfähig, vor allem, wenn sie jung sind, aber auch noch immer, wenn sie nicht mehr jung sind. Oh. Und eine anständige Bezahlung müsste selbstverständlich sein. Ein Grundmaß an Respekt auch.

  • "Wenn alle Frauen mit Kindern unter sechs Jahren so viel arbeiten könnten, wie sie wollten." Ich frage mich, ob wirklich so viele Frauen das wollen, nämlich nach der Kapitalismuslogik zu funktionieren. Es gibt zum Beispiel viele Ärztinnen und Lehrerinnen, die nach einer Geburt willentlich auf Teilzeit umgestiegen sind. Ein anderes Problem ist auch, dass mehr Kita-Plätze und Kitapersonal nicht einfach hergezaubert werden können. Und das liegt eben nicht an der Bezahlung. Die Lösungen gegen Altersarmut bei Frauen müssen andere sein; das Heil nur in der Berufstätigkeit zu sehen, finde ich inzwischen überholt.

  • immer diese mittlerweile uralte Leier mit der besseren Kinderbetreueung. Es gibt keine Erzieher und innen am Markt.



    Meine Tochter arbeitet seit 30 Jahren in



    der Kita in WI und erzählt alles im Detail. So gibt es auf Stellenausschreibungen oft keine einzige Bewerbung und selbst Umschüler gehen bald wieder in ihren alten Beruf und sie will bald einen Tag weniger arbeiten.



    Also Ansprüche an das Sozialprodukt einfach in allen Bereichen und für alle Menschen hier deutlich reduzieren nach Umstrukturierungen.



    Nicht nur die Lehrer haben so nebenbei dutzende weniger arbeiten Modelle entwickelt und nutzen sie immer mehr.



    Mit steigendem Wohlstand hat man weniger Lust, noch eins drauf zu setzen. Maslow ist nicht anwendbar ab einem bestimmten Niveau

  • Vieles richtig.



    Aber ob das Potential wirklich so groß ist?



    Zumal es sicher verschiedene Lösungen bedarf. Handwerksbetriebe können nicht die Lösungen anbieten, wie Industriebetriebe oder bürojobs.



    Auch das Argument eine Pflicht für betriebskitas (da sind manche Betriebe schon drauf gekommen) einzuführen, geht etwas ins leere: man bräuchte ca 10 Personen (Erzieherinnen, Leitung, Verwaltung, Reinigung etc) - die man jetzt schon nicht findet. Den Aufwand wird man höchstens für Top Jobs versuchen - und das gibt es eben schon (teilweise).

  • Ehegattensplitting ist absolut notwendig, damit es möglich ist, dass sich einer der beiden Elterteile um die Kinder zu Hause kümmert. Wie noch höhere Steuern zu mehr Fairness führen sollen erschlisst sich mir nicht....

  • Gegen den Wachkräftemangel hilft nur die Wiedereinführung des Sendeschlusses ;-)

    Garnicht witzig: Die neue Diskussion um den "zu hebenden großen Schatz von Nochnichtvollzeitkräften".

    Für viele Menschen heißt Vollzeitarbeit eben auch soviel wie "Vollzeitfalle".

    Der Begriff "Teilzeitfalle" ist für die Betroffenen völlig absurd. Im Gegenteil, die unmenschliche Müntefering-Losung würde sich für sie womöglich verschärfen zu "Wer nicht VOLLZEITarbeitet darf nicht essen!", wenn man diese Leute in Vollzeitarbeit drängt.

    Absurd ist auch die Regelung, dass sechs Stunden tägliche Arbeitszeit bereits als Teilzeit gelten und daher bei vielen Arbeitgebern keine Pause dafür gewährt wird. Gefährliche Erschöpfungszustände können dadurch eintreten bei denen, die bewusst nur sechs Stunden arbeiten wollen, weil sie nicht länger können.

    Eine menschlichere Gestaltung der Arbeitsordnungen ist also bitterlichst notwendig. Und schwupps wieder ein paar 30-Stunden-Fachkräfte mehr!

    Wichtig ist es auch, solche ImmigrantInnEn, welche sich leicht tun im Deutschlernen, auch besser abzuchecken auf ihre mitgebrachte Qualifikation, und schwupps hat man noch ein paar mehr sehr leicht eingliederbare Fachkräfte für die eine oder andere Personallücke. Lediglich gut englisch sprechenden eingewanderten Fachkräften sollten alle diejenigen Firmen die Türen weit öffnen, wo ohnehin viel englisch kommuniziert wird.

    Das ergibt zusammengenommen aber nur einen kleinen zu hebenden Fachkräfte-Schatz. Wir müssen also zusehen, dass die EU nicht auseinander fällt. Produktion innerhalb der EU ist dank vielfältigster EU-Normen schon ein Weg, einen Qualitätslevel zu halten, und innerhalb der EU insgesamt dürften doch wohl noch erkleckliche Mengen von Fachkräften zusammen zu bringen sein für jederlei Zweck.

    Das EU-Parlament sollte einen Ausschuss "sinnhafte Globalisierung" für die Wirtschaftszweige einrichten, für die eine EU-weite Autarkie nicht gelingt. Autarkie ist wichtig, siehe Abhängigkeiten von Russland.

  • Das gescholtene Ehegattensplitting ist nie zum Nachteil der Eheleute. Psychologisch nachteilig könnten allenfalls die Steuerklasenwahl 5/3 ausfallen. Die Änderung des Lohnsteuerklassensystems ist jedoch schon beschlossene Sache. Insoweit kann sich das Ehegattensplitting nicht zum Nachteil auswirken.

  • Die durchschnittliche Arbeitszeit der Frauen ist ja in den letzten Jahrzehnten schon massiv gestiegen, ohne dass die durchschnittliche Arbeitszeit der Männer entsprechend gesunken wäre, übrigens auch ohne, dass die Kaufkraft von Familien entsprechend gestiegen wäre. Merkwürdigerweise arbeiten wir also immer mehr, ohne dass wir etwas davon haben und das obwohl heute vieles automatisiert wurde, das früher viel Menschen gemacht wurde. Und trotzdem haben wir einen Arbeitskräftemangel, den wir früher nicht hatten. Woran liegt das?

    Wir müssen dahin kommen, dass wir die Arbeit gerechter verteilen UND dass wir die Arbeit insgesamt reduzieren.

    Aber wenn wir schon an einer Stelle im Leben mehr arbeiten, warum dann gerade in der Elternphase? Wäre es nicht sinnvoller, dass Eltern - Mütter und Väter - weniger arbeiten, wenn ihre Kinder klein sind, und dann dafür nach hinten raus länger gearbeitet wird, angesichts dessen, dass wir immer älter werden, immer länger fit sind und immer weniger Berufe körperliche Fitness benötigen?

  • Irgendwas stimmt an dem Artikel nicht:

    "Jede zweite Frau, insgesamt neun Millionen, arbeitet in Deutschland Teilzeit..."

    In Deutschlang gibt es schätzungsweise 83 Mio Menschen, etwa die Hälfe davon weiblich (macht 41,5 Mio), wiederum die Hälfte davon macht etwa 20 Mio. (abgerundet).

    Selbst wenn man alle weiblichen Personen unter achtzehn als Kinder und nicht als Frauen bezeichnen wollen würde kommt man nie und nimmer auf nur neun Mio.

  • "Deswegen fordert die Wirtschaft vor allem weniger Bürokratie – und nicht familienfreundliche Strukturen."

    Das stimmt so nicht. Der DIHK-Chef fordert gerade heute eine verlässliche Kinderbetreuung und ein ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot etwa in Kitas, damit Frauen mehr/länger arbeiten können. Damit würde so viel bringen wie 500 000 Arbeitskräfte.

  • Die Sozialverbände spielen dabei ein doppeltes Spiel. Bei den Tagesthemen treten sie wie die Kümmerer auf. Letztendlich handeln Sie aber die Arbeitsverträge mit den ErzieherInnen aus und machen beim Unterbietungswettbewerb der Jugendämter mit. Wenn eine Erzieherin sich mal um 30 Kinder kümmern muss, steigert das nur die Rendite des Trägers.

  • "Die Augen fest verschlossen, wurde mit dem Mindestlohn der Minijob auf 520 Euro monatlich ausgeweitet."



    Bewusste Irreführung? Es ist lediglich die bisherige Rechnung mit 40 Stunden a ursprünglicher Mindestlohn auf die neue Rechnung von 40 Stunden mit neuem Mindestlohn korrigiert worden. Sonst wären sehr viele Nutzer des Mindestlohnes gezwungen gewesen noch weniger zu arbeiten.

    Die Annahme, dass der Splittingtarif den kleineren Verdiener benachteiligt ist in Deutschland Allgemeinwissen. Da kann man gegenanreden wie man will, es fehlt das Grundverständnis für Mathematik, Wirtschaft und Steuern.



    Es ist VÖLLIG EGAL wer das Geld in welcher Steuerklasse reinholt. Am Ende wird abgerechnet. Es ist egal ob der Gutverdiener eine Gehaltserhöhung von EUR 1.000 bekommt oder der mit dem kleineren Gehalt. Es wird zwar im ersten Moment mehr abgezogen, das gleicht sich mit der Einkommensteuererklärung wieder aus. Es ist lediglich ein optisches Problem. Kein tatsächliches.

    Wenn es der TAZ tatsächlich darum ginge den "Kleinen" zu helfen, dann würden sie das mal positiv thematisieren und den Leuten klar machen, dass es sehr wohl sinnvoll ist auf Lohnsteuerklase 5 voll zu arbeiten. Ganz zu schweigen davon, dass bei den kleineren Gehältern die Möglichkeiten der Firmen, steuerfreie Gimicks zu geben, prozentual eben viel größer sind. Sachgutscheine, Versicherungen, Zuschüsse zu Krankenkosten...

    Man muss nur wollen.

  • Die Darstellung des Ehegattensplitting als systematische Benachteiligung halte ich für falsch.



    Ich (Mann) war 10 Jahre zu Hause und habe 4 Kinder betreut, meine Frau freiberuflich mit ungeregelten Arbeitszeiten. Ohne Ehegattensplitting wäre das finanziell nicht gegangen.

    • @nutzer:

      Diese Darstellung geistert tatsächlich ohne jede Berechtigung seit Jahrzehnten durch die Medien.



      Es liegt schlicht daran, dass die Leute nicht rechnen können und lediglich die Zahlen auf dem Lohnzettel sehen, statt nach der Steuererklärung mal zu vergleichen, wie viel Geld der geringer bezahlte Job tatsächlich eingebracht hat.

    • @nutzer:

      Aber de facto geht es doch auf Kosten des Partners, der eben nicht Hauptverdiener ist? Und das ist in den meisten Fällen die Frau.

    • @nutzer:

      Wahrscheinlich ist im Artikel gar nicht das Ehegattensplitting gemeint, sondern die Möglichkeit für Eheleute, die Steuerklassen III und V zu wählen statt Steuerklasse IV für beide. Das wird immer wieder miteinander verwechselt.

    • @nutzer:

      Für solche Fälle, sollte es auch eine andere politische Lösung finden.



      Ich teile die Einschätzung der Autorin als einer der auch Arbeitsrecht studiert hat richtig. Wird Zeit dass etwas passiert.....was die Realisierung angeht, bin ich nicht zuversichtlich, es sei denn es wird endlich von den Sozialverbänden und Gewerkschaften deutlich mehr Druck gemacht.......

    • @nutzer:

      Schön für Sie aber was ist daran jetzt für die Gesellschaft erstrebenswert und dadurch förderungswürdig? Wir haben Fachkräftemangel. Warum sollten wir weiter das Fernbleiben vom Arbeitsmarkt subventionieren? Die politischen Maßnahmen mit der die DDR damals die höchste Frauenbeschäftigungsrate der Welt erreicht hatte liegen ja auf dem Tisch. In dem Bereich haben wir leider seit 30 Jahren wieder Rückschritte gemacht da das reaktionäre amerikanische Familienbild jetzt auch hier Einzug hält.

      • @Šarru-kīnu:

        ich beweifel einfach, dass all die Ehegattensplitter*innen in diesem Land schlummernde Fachkräfte sind, die sobald sie nur wieder auf dem Arbeitsmarkt bugsiert werden alle Karriere machen könnten.



        man muß einfach mal sehen woher diese Forderungen kommen, das würde zunächst einmal dazu führen, dass jede Menge billige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen würden, um Karriere oder Selbstverwirklichung ginge es dabei nicht. Das ist nur die Werbebotschaft vorne drauf...



        Und wo sie die DDR ansprechen, da gab es kostenlose Kitas, ein funktionierendes System in dem die Kinderbetreuuung garantiert war und zwar so wie es benötigt wurde. Hierzulande muß die Arbeit an die Kitaöffnungszeiten angepasst werden, wenn man denn einen Platz bekommt...



        Für Familien ist Kinderbetreuung aber auch nicht nur ein Problem das organisiert werden muß, bestenfalls hat man nämlich Kinder, weil man gerne Kinder hat und auch Zeit mit ihnen verbringen will.



        Ehegattensplitting ist durchaus positiv, es kommt aber auch darauf an , wie es eingesetzt wird. Geringqualifizierte Frauen, die zu Hause gebunden sind, weil so mehr vom Gehalt des Mannes übrig bleibt ist vor allem ein Problem der Qualifikation und der Arbeitsverhältnisse. Akademikerinnen bleiben eher zu Hause, weil die Kinderbetreuung nicht funktioniert, unqualifizierte Frauen bleiben zu Hause, weil sie nur gering verdienen würden, das Problem ist nicht gelöst, wenn man alle aus finanziellen Gründen in die Arbeit zwingt. Das System ist das Problem.

        • @nutzer:

          Den Ausbau der Betreuungsangebote meine ich ja mit die Maßnahmen der DDR sind ja bekannt.



          Ehegattensplitting wird hauptsächlich von den Gattinnen der Besserverdiener in den Räumen München, Frankfurt a.M. und Hamburg genutzt. Da sind die Statistiken sonnenklar. Im Osten dagegen wird es kaum genutzt. Wir können wirklich langsam aufhören den westdeutschen Zahnartzgattinen Herdprämien zu zahlen und dagegen Familien mit Kindern fördern.

          • @Šarru-kīnu:

            Herdprämien für Zahnarztgattinnen....



            das Feindbild ist klar.



            Deshalb auch mein persönliches Beispiel ganz am Anfang. Ehegattensplitting wird nicht nur von Frauen genutzt und auch nicht nur von Gutverdienern.



            Ehegattensplitting macht Sinn wenn einer zu Hause bleiben muß (aus welchen Gründen auch immer). Das es Missbrauch gibt, ist klar, das gibt es immer.



            Wieso wird Ehegattensplitting im Osten nicht genutzt? Das macht der Steuerberater von alleine, wenn es steuerlich Sinn macht..

            • @nutzer:

              Die Lohnsteuerklasse V besteht zu 90.3% aus Frauen. Kommen Sie hier also bitte nicht mit Einzelfällen.



              Wieso wird das Splitting im Osten wohl nicht genutzt? Weil es keine größeren Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern gibt und die Frauen hier halt einfach standardmäßig Vollzeit arbeiten. Die Abwesenheit von Spitzenverdienern im Osten spielt da natürlich ebenfalls mit rein.

              • @Šarru-kīnu:

                Weil Sie die Statistik bemühen, habe ich einmal nachgesehen:



                59,54% der Familien mit Ehegattensplitting im Westen sind 2Verdienerhaushalte, im Osten 77,39%



                Die von Ihnen zitierten Zahnartzgattinnen (100-250tsd Jahreseinkommen) machen nur 0,89% aller Ehesplitter im Westen aus.



                Es fällt auch auf, dass je höher das Familieneinkommen, desto weniger sind die Männer Alleinverdiener (Stichwort Zahnarztgattinnen), der Peak ist vielmehr im mittleren und unterem Einkommensbereich im Osten sogar im unteren Bereich.. Aber bei Familien mit 3 bis 4 Kindern sind fast ausschließlich Männer Alleinverdiener, liegt wohl an der nötigen Kinderbetreuung...



                Ihre Thesen im Osten arbeiten alle Frauen und im Westen sind die Zahnarztgattinnen zu Hause sehe ich nicht bestätigt. Vielmehr sehe ich, dass besonders Familien im mittleren und unteren Einkommensbereich Ehesplitten und Familien mit 3 bis 4 Kindern fast ausschließlich einen Alleinverdiener haben. Dort gibt es eine spürbare finanzielle Entlastung.



                Das Potential für reaktivierbare Hausfrauen ist auch eher überschaubar, geht man von einer Normalverteilung aus, ist wohl auch nur ein Teil der Hausfrauen hochqualifiziert.



                Meine Vermutung, wenn das Splitting abgeschafft würde, gäbe es bei geringen und mittleren Einkommen und bei Kinderreichen finanzielle Einbußen und viele neue Minijobberinnen, bei ähnlich hohem Familieneinkommen wie zuvor...



                www.bmfsfj.de/reso...expertise-data.pdf

            • @nutzer:

              Wass allerdings Sinn machen würde, wäre eine Koppelung des Splittings an Kinder, um die Kinderbetreuung zu belohnen. Kinderlose Paare müssen nicht steuerlich gefördert werden.



              Bleibt nur noch die Altersarmutsfalle durch die Kinderbetreuungszeiten zu lösen.