piwik no script img

Illustration: Eléonore Roedel

Tierwelt der ZukunftDie Zebrahirsche kommen

Was passiert mit der Tierwelt, wenn die Menschen ausgestorben sind? Ein Evolutionsforscher hat mit der taz fünf Tiere der Zukunft entwickelt.

D ie Erderwärmung wird nicht nur unser Leben radikal verändern, sondern auch das der Tierwelt. Viele Tiere werden aussterben. Doch manchen Arten könnte es gelingen, sich mit den Änderungen zu arrangieren und zu neuen Arten weiterzuentwickeln. Zusammen mit dem Paläontologen Philipe Havlik hat die wochentaz fünf Tiere entwickelt, die durch die veränderten Lebensbedingungen dort, wo heute Deutschland liegt, entstehen könnten.

Philipe Havlik ist Doktorand am Institut für angewandte Geowissenschaften an der Universität in Darmstadt und außerdem leitender Kurator des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt am Main. Als Urzeitforscher erforscht er die Entwicklung des Lebens über einen Zeitraum von Millionen von Jahren unter dem Einfluss verschiedener Klimaveränderungen. Er weiß deswegen, wie evolutionäre Veränderung funktioniert.

Dieses Wissen haben wir auf ein mögliches Zukunftsszenario angewendet: Der Weltklimarat geht davon aus, dass sich die Erde im schlimmsten Fall bis zum Jahr 2100 um 5 Grad Celsius oder mehr erwärmen könnte. Auf dieser Grundlage gehen wir bei unserem Szenario von einer Welt aus, in der die menschliche Spezies nicht überlebt hat, wohl aber fünf Tierarten, die sich mit den wärmeren Temperaturen und dem steigenden Meeresspiegel arrangiert haben.

Wie genau sich die Tiere unter diesen veränderten Umweltbedingungen entwickeln könnten, darüber gibt die bisherige Evolutionsgeschichte Aufschluss. Evolution braucht vor allem eins: Zeit. Wie viel, ist nicht vorhersagbar. Bis sich bestimmte Merkmale einer Spezies bei allen Nachfahren durchgesetzt haben, kann es Hunderte Generationen dauern.

Zentral ist dabei der Begriff der „natürlichen Auslese“, bei der also vor allem jene Tiere einer Generation überleben, die am besten geeignet sind, in einer veränderten Umwelt zu überleben. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle, zum Beispiel wie stark die Temperaturen schwanken, wie oft es regnet oder die Anzahl der Nachkommen pro Generation. Unsere Liliput-Schweine könnten schon in wenigen Tausend Jahren entstehen, sobald der Meeresspiegel steigt und Norddeutschland im Meer versinkt. Unser Krokodil dagegen braucht eine deutlich höhere Durchschnittstemperatur, um in Nordeuropa zu überleben, und kann sich deshalb erst spät entwickeln.

Kommen Sie mit uns in ein Gedankenexperiment, bei dem wir das Gelernte aus der Vergangenheit mit der Zukunft verbinden. Aber Achtung! Passen Sie auf, wo Sie hintreten. Denn unser Sumpfkrokodil hat noch nie Menschenfleisch gekostet!

Der Zebrahirsch

Das Geweih des Zebrahirsches ist ausladender als das seiner Vorfahren Illustration: Eléonore Roedel

Im heutigen Brandenburg erstreckt sich in ferner Zukunft eine weite Savannenlandschaft. In diesem Biotop lebt ein mächtiger Geweihträger: der Zebrahirsch (Cervus zebrae). Anders als sein Vorfahre, der Rothirsch, hat sein Fell ein Streifenmuster. Zwischen den hohen Grashalmen und dem Flimmern der heißen Luft der Savanne eine überlebenswichtige Tarnung. Denn große Beutegreifer wie der afrikanische Löwe sind über den asiatischen Landweg zurück nach Europa gekommen. Neben dem Camouflagemuster hat der Zebrahirsch eine gefährliche Defensivwaffe: Sein Geweih ist deutlich größer als das seiner Vorfahren, da er sich nicht mehr im dicht bewachsenen Wald zwischen Bäumen bewegen muss.

Biologischer Hintergrund: Die verschiedenen Arten der Gattung Equus, der Pferde, haben je nach Lebensraum eine andere Fellfarbe. Während asiatische und europäische Pferde keine Streifenmuster entwickelten, haben afrikanische Pferde, die in Graslandschaften mit großen Raubtieren leben, eine solche Tarnung. Die Augen der Raubtiere können die Streifen nicht von der Savanne unterscheiden. Zu der Gattung Pferde gehören auch die Zebras.

Zudem schützen die Streifen vor dem Biss der Tsetsefliege, die mit ihren Facettenaugen die Zebras schlecht erkennen kann. Diese Fliege könnte auch nach Deutschland kommen, wenn es dramatisch wärmer wird. In der Gegenwart leben keine Hirsche in der afrikanischen Savanne. Der einzige Vertreter der Gattung Cervus in Afrika ist der vom Aussterben bedrohte Berberhirsch in Nordafrika. Falls sich der Lebensraum der Wald- und Steppenbewohner jedoch radikal verändert, wäre es ein evolutionär logischer Schritt, Streifenmuster auszubilden.

Blick in die Vergangenheit: Dass sich mit neuen klimatischen Bedingungen das Fell der Tiere verändert, gab es auch schon dort, wo heute Deutschland ist: Während der letzten Warmzeit, der sogenannten Eem, lebten Steppenelefanten mit dünner kurzer Behaarung bei uns. Als dann vor 115.000 Jahren die vorerst letzte Kaltzeit begann, setzten sich die wolligen Mammuts durch. Die wiederum starben in Deutschland aus, als es wieder wärmer wurde, weil sie dauerhafte Erkältungen hatten, da ihr zotteliges Fell ständig durchnässt war. Erst im 19. Jahrhundert von uns Menschen ausgerottet wurde das Quagga aus Südafrika. Kopf, Hals und Rücken des Pferdes hatten Zebrastreifen, der Rest des Körpers war einfarbig.

Das friesische Liliput-Schwein

Wegen des gestiegenen Meeresspiegels sind weite Teile von Norddeutschland überflutet. Dort, wo früher Schleswig-Holstein war, befinden sich nun kleine Inseln, auf denen verwilderte Schweine leben. Sie stammen von Hausschweinen und norddeutschen Zuchtschweinen ab, die sich mit Wildtieren gepaart haben.

Vom Aussehen her ähneln sie ihren Vorfahren. Doch in einem wesentlichen Merkmal unterscheiden sie sich: der Größe. Die Liliput-Schweine (Sus pumilio var. frisiensis) sind nur 40 cm lang und 30 cm hoch. In kleinen Gruppen streifen sie über die Inseln. Die Monokultur der Bauern, die dort einst wohnten, ist zu einem Mischfeld geworden: Mais, Hafer, Dinkel und Weizen wachsen wild auf den Inselwiesen. Ein Schlaraffenland für die Allesfresser. Die Schweine vermissen die menschlichen Besitzer ihrer Vorfahren nicht. Mit ihnen sind die gefährlichsten Fressfeinde verschwunden. Nur Sumpfkrokodile, die sich an die Küsten der Inseln vom Festland verirren, können ihnen nun noch gefährlich werden.

Biologischer Hintergrund: Dass Schweine geniale Überlebenskünstler sind, dafür gibt es zahlreiche Beispiele: Verwilderte Hausschweine leben seit Generationen in der Karibik, auf Korsika oder Indonesien. Aber warum ist unser friesisches Liliput-Schwein so klein? Das biologische Prinzip, dem diese Entwicklung folgt, heißt Verzwergung. Die evolutionäre Besonderheit, die auch Nanosomie genannt wird, beschreibt die Anpassung an einen neuen Lebensraum durch die Verkleinerung des Körpers. Ursächlich dafür ist eine Verkleinerung des Biotops und ein beschränktes Futterangebot. Dies geschieht durch jahrhundertelange Isolation, weswegen die Verzwergung besonders auf Inseln zu beobachten ist.

Blick in die Vergangenheit: Europa war in der Kreidezeit eine tropische Insellandschaft. Im vergangenen Jahr entdeckten Forscher im heutigen Transsilvanien das Skelett eines Zwergdinos, den sie Transylvanosaurus tauften. Ein weiteres Beispiel: Der sizilianische Zwerg­elefant, der nur knapp 90 Zentimeter Schulterhöhe erreichte. Es besteht die Annahme, dass europäische Waldelefanten auf die Mittelmeer­insel über eine Landbrücke kamen. Als der Meeresspiegel wieder stieg, waren die Tiere abgeschnitten vom Festland und verzwergten.

Das Heuschreckenhörnchen

Ein Heuschreckenhörnchen auf Beutezug Illustration: Eléonore Roedel

Wo sich früher der deutsche Wald erstreckte, hat sich die Landschaft radikal verändert. Auch in Bayern: Der ehemals Bayerische Wald ist Tausende Jahre in der Zukunft eine Graslandschaft, die an die Prärien Nordamerikas erinnert. Zwischen den Gräsern jagt ein Nagetier, dessen Vorfahre einmal auf Bäumen lebte: das Heuschreckenhörnchen (Sciurus orthopteraphagus).

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Wie der Name verrät, stammt es vom Eurasischen Eichhörnchen ab, das wir aus Deutschland kennen, und ernährt sich von Insekten. Nüsse und Baumfrüchte sind durch das Waldsterben aus seinem Nahrungsplan verschwunden. Doch durch die gestiegenen Temperaturen kam eine neue Proteinquelle für die kleinen Nager nach Europa. Riesige Heuschreckenschwärme ziehen von Afrika weiter nach Norden – leichte Beute für den geschickten Jäger. Der hat seinen Körper für die Jagd auf Fluginsekten spezialisiert. Das Hörnchen hat Flughäute ausgebildet, mit denen es durch die Luft gleiten kann.

Im Vergleich zu seinen Vorfahren ist der Schwanz des Hörnchens, den es zum Steuern in der Luft braucht, wesentlich kürzer und weniger buschig. Auch die Zähne der Eichhörnchennachfahren sind spitzer, um die Panzer der Heuschrecken zu knacken.

Biologischer Hintergrund: Der wesentliche Faktor für diesen evolutionären Vorgang ist der Druck, sich auf eine neue Nahrungsquelle zu spezialisieren. Wird eine Art durch die Veränderung ihres Ökosystems von der restlichen Population getrennt, spricht man von einer ökologischen Vikarianz. So ist es vorstellbar, dass das Eurasische Eichhörnchen in der Zukunft in anderen Gebieten, in denen es noch Wälder gibt, parallel zum Schreckenhörnchen existiert.

Blick in die Vergangenheit: Ein historisches Beispiel für Vikarianz sind die australischen Beuteltiere. Im Gegensatz zu ihren ausgestorbenen Verwandten auf anderen Kontinenten besiedelten sie unterschiedliche Lebensräume, von den baumlebenden Koalas bis zu Graslandbewohnern wie Kängurus. Sie bildeten unterschiedliche Zahnmorphologien aus, die auf ein spezifisches Nahrungsangebot zugeschnitten sind.

Das Deutsche Sumpfkrokodil

Der Anstieg des Meeresspiegels hat das Gebiet von Hannover bis zur Mecklenburgischen Seenplatte in eine tropische Sumpflandschaft verwandelt. Eine Herde Wildschafe, Nachkommen der Zuchtschafe niedersächsischer Bauern, rastet an einem Tümpel, an dessen Rändern Mangroven wurzeln. Die Tiere horchen auf, im Wasser bewegt sich etwas. Plötzlich schnappt ein gewaltiges Maul nach einem der Schafe und reißt es ins Wasser. Das Deutsche Sumpfkrokodil (Crocodilus palustris var. germanica) hat zugeschlagen.

Seine Vorfahren, Sumpfkrokodile aus Asien, hatte der Mensch fast ausgerottet. Durch Nachzuchtprojekte und Zoos kamen sie nach Europa. Als der Mensch ausstarb, schaffte es ein Dutzend der riesigen Süßwasserkrokodile, aus den Gehegen auszubrechen, während die anderen Tiere verendeten. Tausende Jahre später ist das Deutsche Sumpfkrokodil mit einer Körperlänge von bis zu 4 Metern eines der größten Raubtiere Europas und hat sich an das Leben im Brackwasser perfekt angepasst.

Biologischer Hintergrund: Im Jahr 2023 hätten ausgesetzte oder entlaufene Krokodile keine Überlebenschance in Deutschland. Anders als bei gleichwarmen Lebewesen wie Säugetieren und Vögeln sind diese wechselwarmen Tiere auf die Umgebungstemperatur angewiesen, da diese ihre Körpertemperatur bestimmt. Erst wenn die kälteste monatliche Durchschnittstemperatur bei 8 Grad liegt, könnten Krokodile, die ursprünglich aus den Tropen kommen, in Nordeuropa überleben. Durch die Verschiebung der Klimazonen könnte dies in einem absehbaren Zeitraum passieren. Der kälteste Monat in Deutschland im Jahr 2022 war der Dezember mit einer Durchschnittstemperatur von 1,8 Grad Celsius. Bis Krokodile sich hier wohlfühlen können, würde es also noch eine ganze Weile dauern.

Blick in die Vergangenheit: Man muss nicht allzu weit zurückschauen, um zu beobachten, dass sich Reptilien aus wärmeren Gebieten bei uns heimisch fühlen. Die Kalifornische Kettennatter wird immer öfter in Süddeutschland gesichtet. Wahrscheinlich haben sie Terrarienbesitzer ausgesetzt oder sie ist ihrer Gefangenschaft entkommen. Auf den Kanaren bedroht die aus Nordamerika stammende Natter bereits ganze Ökosysteme. Bei uns ist es noch zu kalt für eine schnelle Verbreitung der Schlange. Noch …

Die Dumbokatze

Die großen Ohren der Dumbokatze sind nicht nur zum Lauschen gut, sondern geben auch Wärme ab Illustration: Eléonore Roedel

Die Dumbokatze (Felis magnauris) oder europäische Großohrenkatze ist ein direkter Nachkomme unserer Hauskatze, die sich mit Wildkatzen gepaart hat. Die verwilderten Samtpfoten mussten sich jedoch nicht nur an die Abwesenheit ihrer zweibeinigen Diener gewöhnen, sondern auch an den Klimawandel. Besonders auffällig sind die großen Ohren, die den Körper der Tiere kühlen. Ein Habitat der einzelgängerischen Jäger ist der Oberrheingraben. Wo sich früher der mächtige Fluss seinen Weg nach Norden bahnte, weht ein sandiger Wind über die Wanderdünen. Hier jagt die Dumbokatze Kleinnager und Eidechsen, die sich im Sand verstecken. Die leichtfüßigen Katzen haben keine Mühe, auf den Dünen zu laufen. Dabei ist der Oberrheingraben zu einem Gebiet geworden, das selbst für die meisten an Extreme gewohnten Lebewesen zu heiß ist.

Biologischer Hintergrund: Die Allensche Regel, benannt nach dem US-amerikanischen Zoologen Joel Asaph Allen, besagt: Die Körperanhänge von Tieren in kälteren Gebieten sind kleiner, als die von Verwandten in wärmeren Gebieten. Körperanhänge sind Ohren, Nasen, der Schwanz und die Extremitäten. Aber warum ist das so? Die großen Ohren unserer Dumbokatze helfen bei der Kühlung des Körpers. Die Wärme, die über ihr Blut im Körper verteilt wird, kühlt sich an ihrer Körperoberfläche ab. Je größer also die Ohren, desto mehr Körperoberfläche kann Wärme abgeben. Und das wiederum bedeutet mehr Kühlung im heißen Dünensand.

Blick in die Vergangenheit: Ein Vergleich mit fossilen Beispielen ist schwer, da kaum Weichteile, sondern nur Knochen die Zeit überdauert haben. Deswegen wissen wir wenig darüber, wie groß die Ohren früherer Tierarten waren. Gefrorene Mammuts weisen aber zum Beispiel extrem kleine Ohren auf, verglichen damit, wie groß ihr Körper war. Aus der Gegenwart gibt es zahlreiche Beispiele: Wüstenfuchs und Polarfuchs, asiatischer und afrikanischer Elefant oder Eselhase und Polarhase.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

26 Kommentare

 / 
  • "Die Erderwärmung wird nicht nur unser Leben radikal verändern, sondern auch das der Tierwelt. Viele Tiere werden aussterben."



    Damit kein falscher Eindruck geweckt würde, die Klimakrise wäre der Haupttreiber des Massenaussterbens der Tiere, will ich darauf kurz eingehen. Das stimmt nämlich nicht. Noch vor den Treibhausgasemssionen sind folgende Eingriffe des Menschen größere Ursachen für das Massenaussterben - und zwar sind als die 3 größten Faktoren Landwirtschaft, Stadtentwicklung und Waldrodung zu nennen ehe mit großen Abstand Eindringen und Krankheitsverbreitung, Jagd und Fischen folgen. Flächenverbrauch, Umweltzerstörung und -vergiftung sind also die größten Faktoren. Das heißt also auch, dass es nicht reicht, bloß die Klimaziele einzuhalten. Will mensch die Lebensgrundlagen erhalten bzw. deren Vernichtung abbremsen, muss mensch wesentlich mehr tun und zwar schnell und umfangreich. Dies sagt Kriminalbiologe Mark Benecke u.a. in dem Vortrag "Time is up!" im EU-Parlament Juli 2022. Ab Minute 37:35 zitierte er eine Studie dazu. Wer den Vortrag noch nicht kennt, ich kann ihn nur empfehlen. Ein Vortrag reich an wissenschaftlichen Fakten, anhand derer sichtbar wird, wie verheerend die Entwicklungen aktuell bereits sind.



    www.youtube.com/watch?v=Z_p9yYXZuCI

    • @Uranus:

      Sie vergessen die Ursache "Maßnahmen gegen den Klimawandel". Energiepflanzen sind mittlerweile eine der Hauptanbaupflanzen in der Landwirtschaft. Auf 15% der Äcker werden Energiepflanzen, insbesondere Maismonokulturen, angebaut.

      Klimaschutz ist kein Artenschutz. Klimaschutz ist eine originär anthropozenrtische Angelegenheit. .

      • @Rudolf Fissner:

        eine originär anthropozenrtische Angelegenheit - Fledermäüse schreddern inclusive. Deshalb ist ja auf Grüne, BUND etc. immer irgendwer sauer, die/der durch jene "die Umwelt" nicht ausreichend geschützt sieht. Diese UMWELT ist nämlich nicht EINE (1) Weise, die Welt zu betrachten, das Denken in 'Umweltschutz'-Kategorien vielmehr ein Netz unentwirrbarer Widersprüche. Die Blablaisierung des einst wissenschaftlichen Fachbegriffes 'Ökologie' vernebelt im Diskusrgewimmel endgültig jeden Versuch ernstzunehmender Analyse. Die Öko-Ampel im Kopf hinterlässt Schlagworte ohne Inhalt: "GRÜN" = GUT.

  • Nordamerikanische Alligatoren können auch heute schon bedeutend niedrigere Temperaturen aushalten als Krokodile. Sie überwintern am Grund von Gewässern und überleben selbst kurzzeitiges Zufrieren ihrer Gewässer.

  • Spannend wäre, wie die angepassten Nachkommen der Menschen aussehen. Denn ich denke, die Menschheit an sich mit ihren Zivilisationsverirrungen wird aussterben. Aber die biologische Form wird es wohl noch geben. Was sich halt so hat anpassen können. Halte ich zumindest für nicht unmöglich.

  • Das deutsche Sumpfkrokodil - sehr schön. Schmatz!

  • 6G
    658526 (Profil gelöscht)

    sie kann sich von uns menschen endlich erholen.....

    • @658526 (Profil gelöscht):

      ich bin mir irgendwie nicht so sicher, ob sich das niedersächsische Wildschaf hier aus dem Artikel so richtig erholt, während es vom deutschen Sumpfkrokodil gefressen wird...

  • Mit dem Heuschreckenhörnchen bin ich so nicht ganz einverstanden. Warum sollte das Hörnchen Flughäute ausbilden in einer Landschaft, in der es keine Bäume mehr gibt, von wo aus es von Ast zu Ast gleiten kann? Wären da nicht starke Hinterläufe wie beim Feldhasen oder dem Känguruh sinnvoller? ;-)

    • @Klabauta:

      wollja, da müssen wir nochma zurück in die Designabteilung. Oder das Donauhörnchen (Sciurus vallōrum), vom in den Wintermonaten bis hier herunter umherstreifenden suevougrischen Homo florensis polaris auch Ekorar-i-Rotkot (Schluchtenhörnchen, Echoschluchter) genannt, lebt an den felsigen Steilhängen des oberen und des mittleren Donautales, und darüber hinaus, entgegen seinem deutschen Namen, auch in der Sächsischen Schweiz...



      Homo florenis bindet Schnipsel aus alten Illustrierten (aus der Bayrischen Staatsbibliothek oder der Anna Amalia) an ein dünnes Ästchen, wedelt damit ein wenig überm Gestrüpp, und schwupps springt das Hörnchen. Gebraten sehr lecker.

  • Ich bin immer davon ausgegangen, dass ein Ergebnis der Erderwärmung der Zusammenbruch des Golfstroms ist und damit ein Eispanzer über Europa. Also andere Tiere, aber ganz anders.

    • @Zahnow Gregor:

      Das ist ein Hollywood-Mythos. Der Hauptantrieb für den Golfstrom ist die Erddrehung, nicht der Salzgehalt im Nordatlantik.

      Abgesehen davon: Schauen Sie sich doch mal Regionen der selben Breitengrade (und kontinentaler Randlage!) an, die nicht von einer warmen Meeresströmung geprägt werden. Auch dort werden sie keine Eispanzer finden.

      • 1G
        14397 (Profil gelöscht)
        @Chris McZott:

        "Das ist ein Hollywood-Mythos. Der Hauptantrieb für den Golfstrom ist die Erddrehung, nicht der Salzgehalt im Nordatlantik."

        Sind sie nur fahrlässig falsch informiert oder sind das Desinformationmärchen eines Klimaleugners? Zur Realität:

        "Die atlantische Umwälzung wird durch die ... Tiefenkonvektion angetrieben, verursacht durch die Dichteunterschiede im Ozean: Warmes und salzhaltiges Oberflächenwasser bewegt sich von Süden nach Norden, wobei es abkühlt und dadurch dichter wird. Wenn es schwer genug ist, sinkt das Wasser in tiefere Ozeanschichten ab und fließt zurück in den Süden. Die globale Erwärmung stört diesen Mechanismus"

        www.pik-potsdam.de...ngenen-jahrtausend

        • @14397 (Profil gelöscht):

          Die Erdrotation stellt die Grundlage für jede Art, wie Winde und Konvektionsmechanismen in Luft und Wasser zu Temperaturaustausch führen. Die von Ihnen zitierten Effekte sind demgegenüber von geringerem Einfluss. Daher heißt es in Ihrem Zitat auch nur "Die globale Erwärmung stört diesen Mechanismus" und nicht "unterbricht/verhindert diesen Mechanismus".



          D.h. der Golfstrom würde durch eine fortschreitende Klimaerwärmung sehr wahrscheinlich abgeschwächt, dessen physikalische Grundlagen bestünden jedoch weiter.

          Zu Ihren Beschimpfungen:

          Wäre ein zusammenbrechender Golfstrom, da er kühlend auf Europa wirken würde, nicht im Sinne eines "Klimaleugners"?



          Spräche meine Argumentation nicht viel eher für die Ziele der Klimabewegung?

    • @Zahnow Gregor:

      Nicht gleich ein Eispanzer, eher wird das Klima kontinentaler, heißt trockene heiße Sommer und kalte Winter. Daraus dürfte dann eine ähnliche Vegetation wie z.B. in Kasachstan oder Mongolei resultieren, also eine Steppe. Zumindest für Mitteleuropa ist das ein mögliches und wahrscheinliches Szenario. Damit sind aber die meisten Überlegungen in diesem Artikel obsolet, da hier von anderen Bedingungen ausgegangen wird.

  • Die TAZ wird unterhaltsamer.



    Das friesische Liliputschwein liebe ich schon jetzt.



    Ist doch schön, wenn etwas so putziges uns nachfolgt.

    • @Frau Flieder:

      Ich stelle mir gerade vor, dass das Dänische Protestschwein aufgrund des ökologischen Drucks - also der steigenden Wasser der Nordsee - Richtung Südosten flieht und sich dort mit dem in einem anderen Artikel dieses Wochenendes (taz.de/Archiv-Such...SuchRahmen=Print/) erwähnten Havelländer Apfelschwein kreuzt, das aus den gleichen Gründen auf dem Weg nach Nordwesten sein wird. Es entsteht das friesisch-havelländische Protest-Apfelschwein, das sich aufgrund des herrschenden Platzmangels über die Jahrtausende zu einem Miniaturschwein entwickeln wird. Wie schade, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Menschen mehr gibt, die ihm einen passenden Namen geben können!

  • "wäre es ein evolutionär logischer Schritt, Streifenmuster auszubilden."

    uhlala.. .



    Evolution ist aber nicht logisch, Evolution ist Zufall, zufällige genetische Mutationen, zufällige genetische Rekombinationen, ergeben neue Eigenschaften, wenn die dann in irgendeiner Art zu mehr Nachkommen führen, setzt es sich durch. Wenn sie einfach Pech haben (vom Blitz getroffen) können sie trotzdem verschwinden. Wenn das Streifenmuster nicht durch einen dieser Zufälle entsteht, wird es nicht entstehen, Tsetse-Fliege hin oder her, in letzter Konsequenz kann das zum Aussterben führen, da mag es 10 mal logischer sein, ein Streifenmuster zu entwickeln, aber Evolution hat eben keine Richtung und schon gar keinen Verstand oder gar Zweck. Es ist allein unser Hirn, das uns in diesen Kategorien denken lässt, aber keinesfalls ist das Realität.



    Die Denkfalle ist einfach, weil es im Nachhinein logisch erscheint, bedeutet es im Umkehrschluß aber trotzdem nicht, dass es entstanden ist, weil es logisch war. Vielmehr, es ist geblieben, weil es funktioniert hat, was dann wie Logik erscheint...



    kleine Kritikpunkte: dass Mammuts wegen Schnupfens in Europa verschwunden sind, sollte mal in der Nature publiziert werden, die Verrisse lese ich mir gerne durch...



    Es gab auch schon Löwen, Geparden, Leoparden und Hyänen in der Eiszeit in Europa, die brauchen kein tropisches Klima. Die letzten Löwen leben noch bei den alten Griechen auf dem Balkan und in Kleinasien, der Mensch ist der Grund, dass sie verschwunden sind. Tiger sind sogar noch viel später aus Vorderasien verschwunden, vor gut 150 Jahren lebten die letzte Tiger im Iran und in Kasachstan....

    • @nutzer:

      logischer Schritt: Dazu wäre es interessant zu wissen, ob es das Streifenmuster als rezessive Information beim Hirsch bereits gibt.



      Wenn ja, ist es tatsächlich logisch, dass sich das durchsetzt, wenn die Bedingungen passen. So wie die Birkenfalter auf rußgeschwärzten Birken schwarz werden, wie zu Anfang der Industrialisierung in Großbritannien beobachtet.

      • @Herma Huhn:

        ich denke eher nicht (wobei, dass eine reine Vermutung ist) Evolution baut immer auf das bestehende auf, Hirsche haben die Veranlagung zu Punkten. Das Jugendkleid vieler Hirscharten ist gepunktet, bei manchen Hirscharten bleibt dies auch im Erwachsenenkleid erhalten, i.d.R. verschwindet es. Die Veranlagung zu Streifen scheint nicht offensichtlich angelegt zu sein. Streifenmuster bei Pferdeartigen schon, Wildesel und Wild und Primitivpferde haben Streifen an den Fesseln. Das Zebras gestreift sind ist, ist dann nicht mehr ganz so ungewöhnlich.



        Genmutationen passieren an einzelnen Genen, der Großteil ist nachteilig oder nicht wirksam und verschwindet durch Gendrift oder durch Tod der Individuen wieder. Das bedeutet, dass die meisten Mutationen verstreut auf diverse Individuen und in diesen rezessiv vorliegen und sich fast nie im Phänotyp ausdrücken. Solche Mutationen kommen in Flaschenhalssituationen dann zum tragen, ein Populationseinbruch, eine Pioniersituation mit geringer Individuenanzahl (z.B. auf Inseln) oder bei der Domestikation, in diesen Situationen verpaaren sich nahe verwandte Individuen immer wieder miteinander, so dass es zu Häufungen von Genkombinationen kommt, rezessive Gene kommen dann in Folge z.B. relativ häufig homozygot vor, so dass plötzlich neue Phänotypen auftauchen.



        Dann ist so einiges möglich und das auch sehr schnell.



        Die Frage wäre ja auch, ist ein Streifenmuster wirklich gegen die TseTse Fliege nötig? Zebras sind ja die einzigen Großsäuger mit diesem Muster, Antilopen und Gazellen, kommen auch so ganz gut zurecht... Wildesel auch, trotz TseTse Fliege



        Gäbe es einen Populationseinbruch auf Grund der TseTse Fliege und hätten die überlebenden Individuen Mutationen die eine Streifung erzeugen und wenn dann wirklich ein Vorteil für die gestreifenten Tiere entstünde, dann würde sich das durchsetzen... wissen tut das keiner... es lässt sich weder ausschließen noch erwarten.

    • @nutzer:

      Ja, Ihre Einwände sind nicht falsch, aber letztendlich werden doch ein paar ökologische Zusammenhänge ganz ordentlich daran erklärt (z.B. die Allensche Regel). Wir befinden uns leider, was das Wissen über ökologische Themen betrifft in einer tiefen Talsole und somit bin ich dankbar für jeden halbwegs guten Artikel (und halbwegs gut ist er trotz Fehlern) über Ökologie und deren Grenzthemen. In Kommentarspalten kann man dann auch wiederum recht lehrreich (manchmal auch gerne etwas klugscheißerhaft) auf Fehler hinweisen. Was man am Artike noch loben kann: Insgesamt eine gute Verpackung für das Thema; ohne diese liest es ja wieder keiner.

      • @Axel Donning:

        den Artikel halte ich nicht für falsch, auch wenn es reine Spekulation ist, es werden die Prinzipien schon gut erläutert.



        Aber bei deterministischer Evolution muß eine Korrektur her, das ist das grundlegend falsche Verständnis von Evolution, auf dieser Kausalumkehr, diese rVerballhornung fußt z.B. der Sozialdarwinismus. Es ist eben nicht der beste, stärkste und optimalst angepasste Organismus der überlebt. es setzt sich durch was im gegebenen Kontext Nachkommen hervorbringen kann. Nicht mehr. Deterministische Evolution ist in meinen Augen ein Gottersatz, mit all den negativen Folgen, die Menschen daraus machen können.



        Wenn man versteht, dass es keine Zwangsläufigkeiten gibt, sondern nur Wahrscheinlichkeiten, entzieht man gleich diesen extremen Unfug den Boden.

        • @nutzer:

          Na ja, die Erkenntnis dass Selektionsdruck Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Morphen verschiebt, ist noch nicht aufgehoben. Was eine falsche Annahme war, war eigentlich nur die Unterschätzung des Faktors Zufall. Der Missbrauch biologischer Zusammenhänge für sozialdarwinistische Theorien und andere Biologismen verbieten sich doch ohnehin - das hat aber nichts mit den biologischen Vorgängen an sich zu tun. Andersherum beeinflusst unser Denken (z.B. eine neoliberale Weltsicht) unerwünschterweise auch unseren Blick auf die Natur. Da heisst es einfach nur, mit entsprechender Vorsicht an die Forschung zu gehen. Die meisten Biologen tun das bereits!

          • @Axel Donning:

            das allgemeine Verständnis von Evolution ist doch survival of the fittest, wobei die populäre Interpretation von fittest eben wertend gemeint ist, der fitteste, der stärkste. Eine deterministische Komponente, weil Menschen nun einmal so denken. Aber das ist grundlegend falsch, es geht nicht um Fitness (im menschlichen Sinne) es geht um weiterkommen, mehr nicht, wie ist egal.



            Aber diese wertende populäre Sicht auf Evolution bereitet dem Sozialdarwinismus die Grundlage, es ist die logische Folge dieses falschen Verständnisses von Evolution.



            Deshalb kann man nicht oft genug betonen, das es nicht um Stärke Anpassung oder um irgendein Ziel in der Evolution geht, es geht schlicht um "es funktioniert" und "es gibt Nachkommen":



            Hören Sie einmal genau hin, wenn Kindern erklärt wird wie Natur funktioniert, das wird zu 100% deterministisch erklärt. Früher war es Gott heute ist es die "Anpassung" die "Fitness" die alles steuert. Ein X durch ein U ersetzt und völlig falsch interpretiert.

            • @nutzer:

              Die Nutzung biologistscher Thesen war immer schon dumm. Aber der Missbrauch der Biologie durch Ideologen darf auch nicht zu moralischen Debatten führen, welche die tatsächlichen Gegebenheiten verschleiern. Tatsächlich führt ein bestimmte Selektionsdruck zu bestimmten (teils zufällig vorhandenen aber nicht zufällig erfolgreichen) Phänotypen, wie man gerade bezüglich Klimawandel und Zugverhalten bei Vögeln recht gut beobachten kann. Das kann man schlampig erklären oder eben genauso, wie es ist; womit sich dann der Determinismus auflöst. Das Fazit: Temporär ungünstige Merkmale, die aber nicht zum Aussterben bestimmter Phänotypen führen, können bei veränderten Umweltbedingungen plötzlich zum Mainstream werden.

              • @Axel Donning:

                "Temporär ungünstige Merkmale, die aber nicht zum Aussterben bestimmter Phänotypen führen, können bei veränderten Umweltbedingungen plötzlich zum Mainstream werden."



                Dito, genauso habe ich es auch gemeint.



                Aber in dem anderen Punkt reden wir aneinander vorbei.



                Ich meine das nicht moralisch (das beziehe ich jetzt mal auf mich) und will keine Debatte verhindern. Mir geht es um präzisen Ausdruck und die richtige Erklärung, weil das so leicht falsch verstanden wird.