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Kauf von LuftabwehrsystemPazifistisch gesehen sinnvoll

Kommentar von Susanne Knaul

Die einst friedensbewegten Grünen sind Teil einer Regierung, die Luftabwehrtechnik kaufen will. Tatsächlich ist Defensivtechnik besser als Waffen.

Arrow-3-Abfangrakete an einem ungenannten Ort Foto: Israelisches Verteidungsministerium via dpa

E s war ein steiniger Weg für die Grünen, seit Christian Ströbele, seinerzeit Vorstandssprecher der Partei, 1991 gegen die Lieferung der von Deutschland mitfinanzierten Patriot-Raketenabwehranlagen an Israel protestierte. Aus dem Irak wurden damals regelmäßig Scud-Raketen abgeschossen auf Israel, das sich komplett aus dem Krieg heraushielt. Es handele sich bei den Patriot-Raketen nicht um „reine Abwehrwaffen“, erklärte Ströbele.

Fünfzehn Jahre später drängen die Grünen zum Verzicht auf das transatlantische Rüstungsprojekt Meads. Und noch mal 16 Jahre später tragen sie wider Willen die geplanten hohen Verteidigungsausgaben der Bundesregierung mit.

Dass heute umgekehrt Deutschlands rot-gelb-grüne Regierung in Israel anklopft, um sich mit einsatzerprobten Raketenabwehrsystemen vertraut zu machen, ist erfreulich. Denn tatsächlich geht es um reine Abwehrwaffen. Die in den vergangenen Jahren wiederholt eingesetzten Iron-Dome-Raketen haben zahllosen israelischen Zivilisten das Leben gerettet, ohne den Angreifern aus dem Gazastreifen auch nur ein Haar zu krümmen.

Für deutsche und für Nato-Bedürfnisse kommt der Iron Dome allerdings kaum infrage, geht es hier doch um Mittel- und Langstreckenraketen, die in der Luft abgefangen werden sollen. Israels Armee hält dafür den sogenannten Arrow 3 parat.

Ein hermetischer Schutz ist ohnehin nicht zu erwarten. Selbst der Iron Dome, der gut 90 Prozent der Angriffe abfängt, bietet ihn nicht. Trotzdem ist jedes Abwehrsystem besser als gar keins und viele Anlagen sind besser als wenige.

Gerade für PazifistInnen macht es Sinn, auf den Kauf und langfristig die Entwicklung für passende Abwehrsysteme zu setzen. Ohne den Iron Dome wären die letzten Kriege Israels gegen palästinensische Islamisten für beide Konfliktparteien zweifellos deutlich blutiger ausgegangen. Die Grenzen der Raketenabwehr markieren bereits das nächste Ziel: Bunker für alle.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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26 Kommentare

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  • Flugabwehrsysteme.

    Damit werden Dinge abgewehrt die fliegen. Luftabwehr gibts nicht...

    Aber ansonsten ein guter Artikel. Wenn schon mehr Geld für Rüstung, dann für Systeme die vorwiegend Defensiv eingesetzt werden.

  • Blanke Egozentrik und Selbstvergewisserung. Selbstbetrug und Schönrednerei. Und das alles auch noch ganz sinnlos. Denn selbstverständlich ist die Unterscheidung völlig unsinnig, wenn man der Ukraine nicht verbieten will die besetzten Teile ihres Landes zurückzuerobern.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Es geht in dem Artikel doch um einen Raketenschutz für Deutschland bzw. die Nato, nicht die Ukraine.

      Verbieten kann man der Ukraine eine Rückeroberung nicht, ob das in dieser allgemeinen Form gesprochen sinnvoll oder überhaupt machbar wäre, ist eine andere Frage. Besser ein ungerechter Friede als ein gerechter Krieg, sagt Cicero, aber damit haben es die Ukrainer nicht so. Bei derart notorisch verlogenen Tricksern wie den Russen als Gegner ist es aber auch wirklich schwierig, Kompromisse zu schließen, weil der Feind jedes Zugeständnis als Schwäche sieht und gnadenlos ausnutzt. Kompliziert auf jeden Fall, trotzdem sind Unterscheidungskriterien nicht unsinnig.

  • Durch Putin wird klar: Solange es noch Diktatoren gibt auf der welt brauchen wir auch eine Armee. Ziel muss eine Verteidigungsarmee sein wie es ja auch im GG festgelegt ist. Daraus folgt: keine Auslandseinsätze ausserhalb der Nato. Keine Angriffswaffen wie Bomber, U-Boote Atomwaffen ect. Wir brauchen Jäger, Luftabwehr, Panzerabwehr ,und 1000 leo 2 sonst müssen wir uns auch in den grosstädten verstecken. Glory to Ukraine !

  • Putin wird nicht begeistert sein, wenn er Abwehrsysteme in einem Staat berücksichtigen muss, den er als Ziel für sein nächstes oder übernächstes militärisches Spezial-Abenteuer ausgeguckt hat.



    Am liebsten wäre ihm wohl eine feierliche Entgegennahme der Kapitulations-Urkunde bei Grenzübertritt. Das spart Kosten und Komplikationen wie gegenwärtig in der Ukraine!

    • @Pfanni:

      Nach D kommen russische Truppen hauptsächlich, wenn deutsche Truppen eine Einladung am Stadtrand von Moskau hinterlegen...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das mag wohl sein.

        Aber es wäre schon katastrophal, wenn Russland einen Natostaat (oder auch Finnland) an seiner Grenze angreift und die anderen Natostaaten durch abgestufte atomare Bedrohungen am direkten (konventionellen) Eingreifen hindern, bzw. dieses Eingreifen quantitativ und qualitativ "dosieren" könnte.



        Also im Prinzip eine noch dreistere Zockerei als die, welche gerade abgeht.

        Das muss nicht im direkten Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg passieren.

        Allerdings, wenn sich in Russland politisch nichts dreht oder Putins Nachfolger genauso tickt könnte sowas in 5-10 Jahren wieder auf der Agenda stehen, wenn Russland sich von der (mehr oder auch weniger großen?!) Ukraine-Pleite erholt haben wird und den "Kopf wieder frei" hat (für so einen Unsinn).

        Ich denke, es ist sinnvoll, hier Überlegungen anzustellen, wie man effektiv Raketen abfangen kann, welche nahezu ohne Vorwarnzeit von Kaliningrad oder vom der Schwarzmeerküste ankommen könnten.

        • @Waage69:

          In der Ukraine wird gerade deutlich, dass die Möglichkeiten Russlands durchaus begrenzt sind. Ein Angriff auf die NATO hätte keinerlei Aussicht auf Erfolg.

          Ein vernünftige Luftabwehr kann trotzdem nicht schaden. Ist viel sinnvoller, als Geld für unsinnige "Auslandseinsätze" zu verpulvern.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            "Ein Angriff auf die NATO hätte keinerlei Aussicht auf Erfolg."

            ...was allerdings zur Zeit wohl noch nicht an der Verteidigungsfähigkeit der Nato liegt, sondern weil sich Russland unerwarteterweise in dem Krieg gegen die Ukraine verschleißt.

            Wäre ein Handstreich gelungen, sähe die Lage anders aus. Außerdem wissen wir ja Stand jetzt nun wirklich nicht wie es weitergeht.

            Die Sinnhaftigkeit einer künftig besser funktionierenden Luftabwehr sehen Sie daher ja auch.

            Ich möchte an dieser Stelle auch gleich mal mit Blick auf unten klar stellen, dass ich von allem Möglichen, nur nicht von einem Krieg gegen Russland z.B. zwecks Bestrafung & Regimewechsel träume. Ich gehe auch nicht davon aus, dass die Bundesregierung davon träumt.

            Das ist ein Traum fast allein von konvertierten Zivis & taz- Redakteuren.

            • @Waage69:

              "Wäre ein Handstreich gelungen, sähe die Lage anders aus."

              Wir müssen von der Realität ausgehen. Und die ist nun mal so, dass die Ressourcen Russlands viel geringer sind, als die der NATO.

        • @Waage69:

          Dreiste Zockerei ist, bei einem System, das 90% nichtnukleare Kurzstreckenraketen abfangen kann, davon zu Träumen einen Krieg gegen Russland führen zu können. Es braucht nur eine Atomrakete durchzukommen und eure Zockerei kostet hunderttausende das Leben. Abrüstung ist der einzige Weg.

  • Bunker für alle. Angst frisst Hirn.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Die Bundesrepublik ist nach



    ===



    Angaben eines Sprechers des Bundesverteidigungsministeriums



    ===



    einer der wichtigsten militärischen Unterstützer der Ukraine. (Gut so) Nach Gewicht liege man bei den Lieferungen auf Platz zwei, nach Wert der Lieferungen auf Platz drei, erklärte der Sprecher. Details nennt er nicht, auch nicht, welche Waffentypen die Bundesrepublik liefert.

    Das putinistische Russland lernt aus dem Ukrainekrieg mit der Absicht seine militärische Schlagkraft gegen Nato & EU zu erhöhen. Dieser Lerneffekt bezieht sich auf Kommunikationstechnik, Waffentechnik/Effektivität/Zielsicherheit & Raketentechnik, Störung der Elektronik des Gegners, Raketenabwehrsysteme und der Einsatz von militärischer Taktik, von Cyberangriffen, das Streuen von Falschinformationen/-Nachrichten und das Verdecken/Kaschieren/Ablenken von den eigentlichen militärischen Absichten.

    Wenn es Putin lediglich um seine ""Natoschwurbelei"" ginge (Einkreisung durch die Nato und ähnlicher verkappter Blödsinn auf den die gesamte Linke ohne Ausnahme reingefallen ist) wäre der Krieg längst beendet - oder das Ende wäre in Sichtweite.



    Ist er aber definitiv nicht.

    Klartext:



    Von der Ukraine lernen heißt siegen lernen - und dieser Spruch bezieht sich nicht nur auf die praktischen Erfahrungen der Tauglichkeit und des NutzensEffektivität der eingesetzten militärischen Systeme.

    Wie blöd müßte man eigentlich sein Raketenabwehrelektronik im Zusammenhang mit bewaffneten - und Aufklärungsdrohnen derzeit nicht in Kiew oder Mariupol zum Nutzen der Ukrainer auszuprobieren und zu nutzen? Warum steht Arows 3 - zumindest in Versatzstücken - nicht längst in der Ukraine?

  • Euch ist aber klar, dass man sogenannte "Rakenabwehr" auch offensiv einsetzen kann? Es gibt keine Defensivwaffen. Jede Waffe im Krieg kann offensiv eingesetzt werden!

    • @TeeTS:

      Die ganze Unterscheidung ist künstlich und zwar einerseits weil es keine reinen Defensivwaffen gibt und andererseits weil die Ukraine selbstverständlich Offensivwaffen braucht um besetzte Gebiete zurück zu erobern.

    • @TeeTS:

      Euch ist aber klar, dass man sogenannte "Rakenabwehr" auch offensiv einsetzen kann?

      Ach echt? Erklären Sie doch bitte, wie das geht.

      • @Kaboom:

        Sind Räder dran. Defensivwaffen werden auch in einem Angriffskrieg benötigt.

      • @Kaboom:

        Man schiebe seine "Raketenabwehr" an die Grenze, sorgt damit für Lufthoheit, und die eigenen Bomber können unbeschwert ein paar hundert Kilometer ins Nachbarland hinein Werte verteidigen.



        Die russische Raketenabwehr steht auch nicht in der Ukraine, reicht aber völlig, dass sich kein nicht-russischer Flieger über die Ukraine traut.

      • @Kaboom:

        Putin setzt seine Raketenabwehr gerade ein, um seinen Angriff gegen mögliche ukrainische Gegenschläge zu decken.

        Defensivwaffen hört sich zwar gut an, gibt es aber nicht.

      • @Kaboom:

        nun, bspw. in dem ein flugzeug erfasst und abgeschossen wird.



        MH17 wurde auch von einem "Abwehrsystem" vom Himmel geholt.

    • @TeeTS:

      Jeder Alltagsgegenstand kann im Krieg als Waffe eingesetzt werden, selbst ein Kissen oder ein Flummi

      • @John Farson:

        Zu welchem Zweck wurde ein Flummi erfunden? Damit Kinder Spaß daran haben.



        Zu welchem Zweck wurde eine Waffe erfunden? Um Menschen zu verletzen oder zu töten.

        So kann man auch differenzieren, warum ein Küchenmesser oder ein Schweizer Taschenmesser keine Waffe ist, ein Butterfly-Messer aber schon. Nicht die Zweckentfremdung ist entscheidend, sondern der ursprüngliche Zweck.

  • "Die Grenzen der Raketenabwehr markieren bereits das nächste Ziel: Bunker für alle."

    Nach dem Rheinmetall-Lobbyismus ist also vor dem Hochtief-Lobbyismus ^^

    Naja, die Autorin hält ja auch die Trump'sche PR-Aktion "Israelis und arabische Potentaten, die nie einen Konflikt mit Israel hatten, schütteln sich die Hände" zwecks Verkauf von mehr US-Waffen an besagte Potentaten (also eine Aktion für mehr Krieg) für einen "israelischen Traum"...

  • 313 Palästinenser haben israelische Sicherheitskräfte in 2021 getötet - da muss man schon ganz schön was verdrehen um von Pazifismus zu reden:

    www.btselem.org/pr...alestinians_in_opt

    • @tmenge:

      Was hat das mit dem Luft-Abwehr-System zutun? Genau. Gar nichts

    • @tmenge:

      Wie viele wären es wohl ohne dieses System gewesen?