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Aufruf zum Handeln gegen KlimakriseDer Weltklimarat warnt

„Noch nie stand mehr auf dem Spiel als jetzt“, sagt der IPCC-Chef zum Start der Beratungen in Berlin. Berichte zur Erderhitzung erzeugen bei Jüngeren Ängste.

Welche Folgen hat die Angst bei jungen Menschen? Protestcamp im Berliner Regierungsviertel 2021 Foto: Stefan Boness

Berlin dpa/afp/taz | Zum Auftakt zweiwöchiger Beratungen des Weltklimarats IPCC hat dessen Vorsitzender Hoesung Lee die Dringlichkeit des anstehenden neuen Sachstandsberichts zu den Folgen der Erderwärmung unterstrichen. Der vom IPCC in der aktuellen Plenarsitzung zu erörternde Report sei wichtig, „weil noch nie mehr auf dem Spiel stand“ als jetzt, sagte Lee am Montag in einer Videokonferenz.

Die Auswirkungen des Klimawandels seien weit größer „als unsere Bemühungen, uns ihm anzupassen“, warnte auch die Chefin des UN-Umweltprogramms (Unep), Inger Andersen. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) betonte zum Auftakt der Beratungen die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit beim Klimaschutz: „Nur global können wir den Klimawandel bekämpfen“, sagte sie.

Die zweiwöchige IPCC-Plenarsitzung findet derzeit offiziell in Berlin statt, tatsächlich wegen Corona allerdings weitgehend virtuell. Dabei beraten Vertreter der 195 IPCC-Mitgliedstaaten abschließend über den zweiten Teil des Sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats. Die Arbeitsgruppe II des IPCC hat darin die neuesten Erkenntnisse über die Folgen der Erderwärmung für Mensch und Natur, mögliche Anpassungen an den Klimawandel und Risikoanalysen zusammengetragen.

Es ist der zweite von drei Teilen des neuen Sachstandsberichts, den der Weltklimarat seit 1988 etwa alle sieben Jahre veröffentlicht. Der ersten Teil über die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels erschien im August 2021. Der dritte Teil soll Anfang April veröffentlicht werden.

„Apokalyptischer Ängste“

Der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO) warnte vor den Folgen „apokalyptischer Ängste“ für die psychische Gesundheit junger Leute. „Wir müssen vorsichtig sein, wie wir über die Ergebnisse der Wissenschaft berichten, über Kipppunkte, und ob wir über einen Kollaps der Biosphäre oder das Verschwinden der Menschheit sprechen“, sagte Petteri Taalas. „Wir müssen aufpassen, dass wir unter den jungen Menschen nicht zu viele Ängste auslösen“, betonte Taalas. Die Uno-Sonderorganisation WMO ist selbst nicht am IPCC-Bericht beteiligt. Sie hatte den Weltklimarat 1988 zusammen mit der Unep gegründet.

Die Regierungsvertreter diskutieren die rund 30 bis 40 Seiten lange Kurzfassung des Berichts, die sich an politische Entscheidungsträger wendet, Zeile für Zeile und verabschieden schließlich den Text. Damit erkennen die Regierungen die wissenschaftlichen Erkenntnisse offiziell an. Der komplette Bericht soll am 28. Februar veröffentlicht werden.

Laut einem Entwurf, in den die Nachrichtenagentur AFP bereits 2021 Einsicht hatte, wird der Bericht die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel betonen.

270 Wissenschaftler, darunter 15 aus Deutschland

Der IPCC betreibt keine eigene Forschung zum Klimawandel, sondern wertet tausende Studien aus und fasst die zentralen Erkenntnisse daraus zusammen. Zu dem Kernteam, das den nun vorliegenden zweiten Teil des sechsten Sachstandsberichts verfasst hat, gehören rund 270 Wissenschaftler aus aller Welt, darunter 15 aus Deutschland.

Der Meeresbiologe Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut ist Ko-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe II. Er hatte vergangene Woche dazu aufgerufen, Klima- und Artenschutz stärker zusammenzudenken. „Klima und Naturräume beeinflussen sich gegenseitig“, betonte er.

Rachel Cleetus, die für Klima und Energiepolitik zuständige Direktorin der Wissenschaftlervereinigung Union of Concerned Scientists, nannte den neuen IPCC-Bericht einen „echten Moment der Abrechnung“. Es gehe nicht mehr nur um wissenschaftliche Vorhersagen für die Zukunft, sondern um „extreme Ereignisse und langsam beginnende Katastrophen, die die Menschen jetzt gerade erleben“.

Der erste Teil des IPCC-Berichts war im vergangenen August veröffentlicht worden. Darin warnte der Weltklimarat vor einer deutlich rascheren globalen Erwärmung als zuvor angenommen. Die Erde werde sich bei der derzeitigen Entwicklung bereits gegen 2030 um 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmen – und damit zehn Jahre früher als noch 2018 prognostiziert. Die Erderwärmung ist demnach außerdem „eindeutig“ durch den Menschen verursacht.

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39 Kommentare

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  • Unsere Zivilisation ist nicht vor sich selbst zu retten. Das habe ich für mich akzeptiert und bedauere es, nicht zuletzt wegen meiner Kinder. Es gilt noch zu retten, was zu retten ist, ein paar Inseln und Rückzugsorte zu bewahren/schaffen, in denen mit etwas Glück Prinzipien wie Teilhabe, Menschenwürde, Rechte, Kultur, Medizin u.a. Wissensschätze erhalten bleiben. Mehr ist nicht drin, ich denke inzwischen es wird bis zum Jahrhundertende zum globalen Kollaps kommen, mit Hungersnöten, Verteilungskämpfen, Massenmigrationen und den entsprechenden (Bürger-)Kriegsgemetzeln. Eine gute Zeit die Gedichte von Robinson Jeffers zu lesen und sich mit Deep Adaptation zu beschäftigen.

  • Das Headerfoto irritiert etwas.



    Warum muss ich einen 1970er



    MASERATI Ghibli zeigen, wenn ich eigentlich das Klimacamp in Berlin zeigen will? Der exotische Oldtimer dominiert das Foto, nicht das Camp.



    Nur so als kleiner Tip von einem Gestalter ... 😀

    • @Stefan L.:

      Immerhin war es genau dieses Automobil, dass mich überhaupt dazu gebracht hat, auf den Artikel zu klicken...insofern zwar zugegeben wiedersprüchlich, aber nicht ungeschickt...@ Stefan L. vielen Dank für die Information, die ich gesucht und im Artikel nicht gefunden habe ;-)

    • @Stefan L.:

      Liegt wohl ganz im Auge des Betrachters was dominiert. Doch ich gebe zu, bei mir wäre es ein altes Motorrad gewesen.

    • @Stefan L.:

      Ja, was könnte so ein Maserati wohl mit der Forderung "Klima retten!" des Camps zu tun haben? Rätsel über Rätsel ...

      • @Ingo Bernable:

        "Ja, was könnte so ein Maserati wohl mit der Forderung "Klima retten!" des Camps zu tun haben?"



        Trotzdem eine falsche Visualisierung. Die paar restaurierten Oldtimer, die im Jahr ein paar KM bewegt werden, sind sicherlich nicht der entscheidende Hebel zur Klimarettung. Und wenn man schon den KFZ-Verkehr meint, wäre das Bild eines Staus sinnvoller.

        • @Stefan L.:

          Es scheint wohl im Auges des Betrachters zu liegen, sie sehen einen schön rennovierten Oldtimer der nur höchst selten beweget wird, ich sehe einen Sportwagen aus einer Zeit als Verbrauch noch niemanden interessierte und damit ein durchaus passendes Symbol für jene Haltung die uns die heutigen Probleme eingebrockt hat. Wie lange sich Stefan Boness wohl mit der Kamera auf die Lauer legen musste bis ihm ein solch selten bewegtes Museumsstück ausgerechnet vor dem Klimacamp vor die Linse kam?

          • @Ingo Bernable:

            "...Sie sehen einen schön renovierten Oldtimer der nur höchst selten beweget wird, ich sehe einen Sportwagen aus einer Zeit als Verbrauch noch niemanden interessierte und damit ein durchaus passendes Symbol für jene Haltung die uns die heutigen Probleme eingebrockt hat..."



            Man kann sozial und umweltbewusst leben und trotzdem Spass an restaurierten Oldtimern haben, die letztendlich auch zur Kulturgeschichte gehören.

            "...Wie lange sich Stefan Boness wohl mit der Kamera auf die Lauer legen musste bis ihm ein solch selten bewegtes Museumsstück ausgerechnet vor dem Klimacamp vor die Linse kam?"



            Ich glaube, das war reiner Zufall und in der Sekunde dachte er, das passt ja. 😊

  • "Der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO) warnte vor den Folgen „apokalyptischer Ängste“ für die psychische Gesundheit junger Leute. [...] „Wir müssen aufpassen, dass wir unter den jungen Menschen nicht zu viele Ängste auslösen“, betonte Taalas."

    Vielleicht wäre es ganz gut, wenn nicht nur die 'jungen Menschen' Angst haben, sondern auch endlich mal die 'Alten' Angst bekommen. Schließlich geht es hier ja auch um ihre Kinder und Kindeskinder, denen man sicherlich keinen apokalyptischen Albtraum wünscht; der aber kommen wird, wenn man nicht endlich den Klimawandel ernst nimmt. Dass die "CO2-Party" jetzt zu Ende ist, möchten anscheinend aber weder die Bürger noch die Politiker - von denen viele auf dem Schoß der Wirtschaft sitzen - wirklich begreifen. Nach dem jüngsten Bericht des Club of Rome werden die Treibhausgas-Emissionen 2030 ihren Höhepunkt erreichen. Ab diesem Zeitpunkt wird ein sich selbst verstärkender Klimawandel ausgelöst. Was das bedeutet, kann sich bestimmt auch jemand vorstellen der mit Naturwissenschaften eher auf Kriegsfuß steht. Es ist also angebracht Angst zu haben, und nicht nur den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass das alles in naher Zukunft nicht so schlimm wird. Wir können natürlich versuchen den Klimawandel - wie bei Corona - mit einer Impfung zu besiegen (was aber nicht funktionieren wird) oder auch hoffen, dass der Klimawandel sich in eine Höhle für die nächsten 1000 Jahre zurückzieht. Wir könnten aber auch gleich den jungen Menschen sagen, dass ihre Zukunft leider ausfallen muss, weil wir weiterhin das klimaschädliche Wirtschaftswachstum ankurbeln wollen, damit die Reichen noch reicher werden können.

    **Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre (Umwelt Bundesamt - Portable Document Format (PDF))** www.umweltbundesam...onz_2021-05-26.pdf

    Stephen Hawking: "Gier und Dummheit werden das Ende der Menschheit früher als erwartet bringen."

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Ricky-13:

      Angst als Dauerzustand führt zu Gleichgültigkeit. Man sollte kurz Angst haben, wenn man einem Bären begegnet, dann ist aber auch gut.



      Ich fürchte, dass die genannte Angst vor dem Klimawandel irgendwann in einer Untergangsparty endet.



      Zuversicht verbreiten und Handlungsoptionen aufzeigen wäre für mich das Gebot der Stunde.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        "... kurz Angst haben, wenn man einem Bären begegnet, dann ist aber auch gut."

        Momentan ist der Klimawandel noch ein süßer Panda, vor dem man wirklich keine große Angst haben muss, aber irgendwann verwandelt er sich in einen Grizzlybär (Ursus arctos horribilis), und was das lateinische Wort "horribilis" bedeutet, das muss ich hier sicherlich nicht schreiben. Ab 2030 verwandelt sich der Klimawandel in einen Grizzly und dann hilft es auch nichts mehr, dass man "Zuversicht verbreiten" möchte. Acht Jahre bleiben gerade einmal, um den Klimawandel etwas abzuschwächen, denn aufhalten kann man ihn nicht mehr, dafür hätten wir - wenn man sich die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre (Umwelt Bundesamt) anschaut - spätestens 1980 etwas unternehmen müssen.

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @Ricky-13:

          Angst vor Grizzlybären hilft auch nicht weiter...

  • Ihr Jungen müsst euch wehren. Es bleibt nichts anderes. Wir Alten haben's nicht geschafft.

    • @Gerhard Krause:

      Die Jungen werden sich gegenseitig die Köppe einschlagen. Wir alten rutschen da noch gerade unten durch.

  • An die "I want you to panic!"-Apologeten:



    "Panik ist ein Zustand intensiver Angst vor einer tatsächlichen oder angenommenen Bedrohung. Sie ist eine starke Stressreaktion des Organismus auf eine oft unerwartete und erschreckende Situation und geht einher mit vielfältigen vegetativen, körperlichen und psychischen Symptomen. Dabei kann es unter Umständen zu einer Einschränkung der höheren menschlichen Fähigkeiten kommen."



    "In einer Paniksituation verliert der Akteur die Selbstbeherrschung und damit die Beherrschung einer Situation, was bei einer akuten realen Gefährdung höchst bedrohlich werden kann."



    Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Panik



    Panik ist genau das, was die Menschheit NICHT braucht.

    • @sollndas:

      Sie wissen genau, wie das mit "I want you to panic" gemeint war. Greta meinte damit wahrscheinlich etwas wie: Kommt endlich aus dem Quark, ihr alten Säcke! Sie wissen das, aber Sie dröseln lieber mit Zitaten aus Wikipedia den Begriff Panik auf. Ich meine, das hätten Sie sich sparen können.

      • @J. Straub:

        Damit hat "Greta" eine ne Vorgabe gemacht, die nur nach hinten los gehen kann.

        Die "alten Säcke" wollen mit ihren krummen Rücken und Gebrechen nur noch alt werden und die Rente genießen.

        Sie hat eine Jugend beschworen, die nur noch erwartungsvoll doof rum steht und wartet, dass Mamma und Papa die Welt retten.

        So wird das nichts. Die Jugend muss selber gestalten!

    • @sollndas:

      Halten sie die Klimakatastrophe für eine tatsächliche oder eine angenommene Bedrohung?



      Und sind sie der Meinung, dass wir die Situation derzeit beherrschen?



      Selbst wenn ausnahmslos alle bislang angekündigten Bemühungen auch umgesetzt werden laufen wir immer noch auf eine Erwärmung von etwa 2,7° zu. Auch eine Erwärmung von "nur" 1,5° würde mittelfristig extreme Veränderungen in Alltag und Lebensweise mit sich bringen, die definitive Grenze der technischen, sozialen, politischen, wirtschaftlichen, ... Anpassungsfähigkeiten liegt bei rund 2°. Dass selbst das bestmögliche Ergebnis des bislang politisch Verhandelten diese Grenze der Anpassungsmöglichkeiten so weit verfehlt ist meiner Meinung nach ein durchaus berechtigter Anlass um langsam mal Panik zu bekommen.

      • @Ingo Bernable:

        Vielleicht sollte eher mit kühlem Kopf an einer zügigen Anpassung zur Erreichung des 2° Ziels gearbeitet werden.

        Wie schon gut ausgeführt, mindert Panik die sachgerechte Betrachtung und Problemlösung.

      • @Ingo Bernable:

        "Halten sie die Klimakatastrophe für eine tatsächliche oder eine angenommene Bedrohung?"



        Ich halte sie für eine tatsächliche Bedrohung.



        Da ist aber nicht Panik angesagt, sondern so altmodisches Zeugs wie Vernunft und klare Überlegung.

        • @sollndas:

          Und wo haben uns "Vernunft und klare Überlegung" die letzten 30 bis 40 Jahre hingebracht? Sicher, das Thema ist bestens erforscht, das Problem genauestens verstanden. Schon die Modelle die in den 90ern gerechnet wurden sind zu einem Großteil mit erschreckender Genauigkeit eingetreten und die heutigen Modelle sind nochmals deutlich verbessert. Ebenso weiß man auch ziemlich genau was eigentlich zu tun wäre. Nur: man tut es eben nicht.



          Wären "Vernunft und klare Überlegung" bei diesem Thema wirklich die handlungsleitenden Motive hätte man bereits vor 30 Jahren wirksame Maßnahmen ergriffen, allein schon deshalb weil die ökonomischen und sozialen Kosten eines wirkungsvollen Umsteuerns sehr viel günstiger gewesen wären je früher man eine solche ökologische Wende eingeleitet hätte. Hat man aber nicht. Entsprechend ist mir vollkommen unbegreiflich wie man in diesem Kontext nach Jahrzehnten durch und durch irrationaler Untätigkeit noch "Vernunft und klare Überlegung" hochhalten kann.

          • 4G
            4813 (Profil gelöscht)
            @Ingo Bernable:

            Sie plädieren für Unvernunft? Dann sind sie raus.

            • @4813 (Profil gelöscht):

              "Dann sind sie raus."



              Als ob sie das zu entscheiden hätten.



              Ich plädiere dafür endlich mal ins Handeln zu kommen. Was vernünftigerweise zu tun wäre ist seit Jahrzehnten bekannt wird aber nicht umgesetzt. Jemandem der angesichts dessen immer noch in aller Ruhe weiterhin darüber reflektieren möchte was denn vernünftig wäre, glaube ich einfach nicht mehr, dass wirkungsvoller und ausreichender Klimaschutz das Ziel ist. Das verbleibende CO2-Budget mit dem eine Einhaltung der 1,5°-Grenze noch möglich ist beträgt derzeit noch 7,5 Jahre. Was also wäre ihrer Ansicht nach vernünftigerweise zu tun um dieses Restbudget bis zur CO2-Neutralität zu strecken?

  • Solange nicht die notwendigen Veränderungen in der Wirtschafts- und Lebensweise erfolgen, kann der Weltklimarat warnen, wie er will. Es gab schon einige Hochkulturen, die es geschafft haben, lokal ihre Lebensgrundlage zu vernichten, mittlerweile haben wir endlich die Instrumente, daß auch global zu erreichen. Persönlich glaube ich nicht, daß diese Entwicklung aufzuhalten ist. Schon allein die Tatsache, daß immer noch die Börsennachrichten und die Prognosen zum Wirtschaftswachstum wichtiger sind als alles andere, ist ein schlechter Witz. Dazu fällt mir nur ein Zitat von Al Bartlett ein: "The greatest shortcoming of human race is our inability to understand the exponential function."



    www.youtube.com/watch?v=O133ppiVnWY



    Aber wenn wir uns an die Empfehlungen des Generalsekretärs der WMO halten, gehen wir wenigstens würdevoll und psychisch gesund unter. (Sarkasmus off))

    • @Wurstfinger Joe:

      Sie sagen es ja selbst: "Es gab schon einige Hochkulturen, die es geschafft haben, lokal ihre Lebensgrundlage zu vernichten."

      Die Menschheit wird weiter existieren. Wahrscheinlich stark dezimiert und um Jahrhunderte in der Entwicklung zurückgeworfen, aber dass ist ja geschichtlich nix neues. Es wäre zwar wünschenswert, dass der Mensch genug Einsicht zeigt, um von selbst gegenzusteuern, aber das sehe ich weder bei der Generation, die aktuell an der Macht ist, noch bei den Generationen 40+, welche bald an der Macht sein werden. Hier ist der indoktrinierte Glaube an die Allmacht des Kapitalismus und eines ewigen Wachstums einfach zu prävalent.

      Hinzukommt dann noch die globale Ungerechtigkeit, dass man Schwellenländern und jetzigen Dritte-Welt-Ländern kaum verbieten wird können auch etwas vom Wohlstandskuchen abhaben zu wollen nach Jahrhunderten der Ausbeutung durch den Westen.

      Wird eine interessante zweite Jahrhunderthälfte werden. ;-)

      • @Shasu:

        Die Betonung liegt auf "lokal". Eben weil diesen Kulturen nicht die Möglichkeiten zur Verfügung standen, die es heute gibt. Das ist in etwa das Verhältnis von einer Stange Dynamit zu einem nuklearen Sprengsatz. Die Einflußnahme des "modernen" Menschen ist also viel weitreichender, das beinhaltet auch die Möglichkeit, aus der Erde einen toten Klumpen Stein im All zu machen. Es sind ja nicht nur die klimatischen Bedingungen, die schlechter werden, dem Ganzen folgt ja eine regelrechte Kaskade von irreparablen Schäden, nicht zuletzt auch in der Biosphäre (Stichwort Artensterben und damit Zerstörung ganzer Nahrungsketten). Und irgendwann ist auch die letzte Konservendose leer.

  • Wir haben die falschen Politiker: Beispiel der selbstverliebte Narr Robert Habeck, der als kapitalistischer Mafiosi und 'Wirtschaftsminister' den Werftarbeitern in Wismar verspricht, ein gigantisches Kreuzfahrtschiff, dass mit geliehenen deutschen Steuergeldern nur dazu dienen sollte, auf hoher See Tausenden 'Passagieren' beim Glückspiel Geld aus der Tasche zu locken und dabei eine heile Welt vorzumachen. In keinem Hafen der Welt sind solche Touristenmassen willkommen, wenn 10000 gleichzeitig angelandet werden sollen (die Ein- und Ausschiffung und die Passkontrolle dauern länger, als die Stippvisite an Land) . Die Reeder wollen das auch gar nicht, es kostet nur, schließlich machen Seetage, bei denen sie die Kreditkarten plündern,



    den eigentlichen Profit. Die Umweltbilanz ist verheerend und es gibt keinerlei Konzept dafür, wie nur für eine solche Stadt auf dem Meer die nötige Energie beschafft werden kann (übrigens das Gleiche gilt für die Touristenbomber in der Luft. Die Schiffe rechnen sich -wenn der Bau vom Staat bgeschenkt wird- auch nur mit Hilfe der Sklaven, die teilweise jahrelang auf den Unterdecks dahin-vegetieren bei niedrigen Löhnen, die sie -teuer- an ihre Familien überweisen und mit denen sie gelegentlich -teuer- telefonieren dürfen. Wenn ein grüner Politiker sich da hinstellt und verspricht, dass es weitergeht mit so einem kriminellen Gewerk, nur um die Leute ruhig zu stellen, dann zeigt er sich als dubioser Schönredner, der den Konflikt mit einer kapitalistischen Realität scheut. Übrigens: Das Gleiche gilt auch für die zunehmend abwandernde Autoindustrie, ein Himmelfahrtsunternehmen, das da kurz vor dem Zusammenbruch steht. Klima ? Nee, heute einmal nicht, es gibt Wichtigeres.

  • Sollen die jungen Menschen etwa angelogen werden, womöglich, damit sie sich nicht zu wütend der ungebremsten Zerstörung der Ökosphäre in den Weg stellen? Natürlich haben alle, nicht nur Junge, Angst vor der Klimakatastrophe, alles andere wäre naiv. Leuten egal welchen Alters, etwas vormachen, das nutzt nur umweltzerstörenden Konzernen und Einzelpersonen.

  • „Wir müssen aufpassen, dass wir unter den jungen Menschen nicht zu viele Ängste auslösen“

    Vernünftig. Angst und Panik führt zu falschen Entscheidungen.

    • @TazTiz:

      WIR HABEN KEINE ZEIT MEHR! Immer noch nicht verstanden? Das Verharmlosen der unliebsamen und beängstigenden Tatsachen verzögert unbedingt notwendiges Handeln.

      • @J. Straub:

        Sorry, aber Schreien schaltet Denken aus. Das CO2-Game ist schon lange over. Es ist in der Luft und wird dort bleiben, Restriktionen bringen überhaupt nichts (mehr). Es gilt die begrenzten Ressourcen für den Schutz vor Folgen einzusetzen und nicht panisch alles Abschalten zu wollen.

        Verkürzt: um als zivilisierte Welt bestehen zu wollen, brauchen wir unsere Industrie & Technik. Das technische Mittelalter wird uns nicht durch die sich verändernde Welt (inkl. Klimawandel) bringen.

        • @TazTiz:

          Leider gedanklicher Verdrängungswettbewerb, den ich, man beachte, ich meine nicht Sie persönlich, so oder ähnlich von Konservativen und Gläubigen alternativer Wahrheitsvermutungen höre. Dabei werden derlei falschen Gedankenspiele von Leuten induziert, die kein Interesse an Demokratie haben (zB manche Superreiche, wie Peter Thiel), da sie weiterhin ihre Extremform neoliberalen Gedankengutes pflegen wollen. Da stört natürlich in der Endkontrolle eine Demokratie, die man dann doch nicht zu 100% in der Tasche hat.

        • @TazTiz:

          Das ist doch bequem dann muss ich nix machen undwarte auf die Technik supi

        • @TazTiz:

          Ich bin nicht grundsätzlich gegen Industrie und Technik, vom technischen Mittelalter haben Sie hier geschrieben, nicht ich. Aber Fakt ist eben auch, dass wenn es nicht gelingt, die Temperatur auf der Erde in einem erträglichen Rahmen zu halten (mit oder ohne technische Lösungen, wenn´s finanziell global machbare und verantwortbare gibt, dann bitte), dann war´s das auch mit Industrie, Technik, Wirtschaft und Zivilisation, weil dann kein menschliches Leben auf diesem Planeten mehr möglich ist, und es schon vor dem allerletzten Akt noch zu unschönen Verteilungskämpfen kommen wird, bei denen es schon ums blanke Überleben gehen könnte.

          • @J. Straub:

            Auf der Erde war es schon mal deutlich wärmer als jetzt. Mit „das war’s dann“ sollten wir uns zurückhalten.

            • @TazTiz:

              Okay, dann also weiter abwarten - prima! Vielleicht wird´s nicht so schlimm.

            • @TazTiz:

              ja schon, das ging damals aber alles nicht so schnell mit der Erderwärmung und Menschen gabs dann auch nicht keine 8 Milliarden die gerne schlaue Kommentare schreiben und essen , reisen und gut und gesund leben wollen.

    • @TazTiz:

      Angst hat ja den evolutionären Sinn dann eine Handlung auszulösen wenn für langwierige Reflexionen und Analysen nicht genug Zeit ist. Und seit wievielen Jahrzehnten wird die Klimakatastrophe nun schon erforscht, analysiert und debattiert, ohne dass das zu wirksamen Gegenmaßnahmen im erforderlichen Umfang geführt hätte? Wir wissen sogar ziemlich genau wieviel Zeit noch bleibt um Maßnahmen ergreifen zu können um unterhalb der kritischen Grenzwerte von maximal 1,5° bzw. 2° bleiben zu können, aber gucken einfach seelenruhig zu wie der Countdown für die menschliche Zivilisation abläuft. Also ja: I want you to panic!

    • @TazTiz:

      no future, das ist alter Wein in neuen Schläuchen