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Coronapolitik bei OmikronAngst vorm Lockerlassen

„Leben schützen“ sollten wir immer in zwei Richtungen denken: Tote und Langzeitkranke verhindern. Aber auch möglichst viel Leben für alle zulassen.

Die Rufe nach Lockerungen werden immer stärker Foto: Jörg Halisch/imago

N atürlich, wir haben in Deutschland keine Erfahrungen mit solchen Pandemien. Das entschuldigt viel. Nun sind wir an einem der absurdesten Punkte dieser Zeit angekommen: Es gibt Länder wie Dänemark, die einfach die pandemische Lage für beendet erklären. Ich wusste gar nicht, dass das geht. Alles, was zu unserem täglichen Brot geworden ist (Inzidenzen checken, Maßnahmen diskutieren), einfach beenden – obgleich Inzidenzen steigen.

Das wird seinen Preis haben, doch dass es überhaupt möglich ist, wird für viele ein Schock sein, weil viele von uns inzwischen in einer Art Schockstarre leben, als glaubte man nicht mehr an den Tag, an dem man wieder lockerlassen kann.

Diese Angst vor dem Lockerlassen, vor postpandemischer Normalität, zeigte sich diese Woche auch auf Twitter: Ein Journalist teilte ein Interview mit Christian Drosten, in dem dieser meinte, man könne in naher Zukunft Infektionen wie bei der Grippe nur durch Stichproben erfassen (eine Strategie übrigens, die Spanien bereits als den offiziellen Weg der „Grippalisierung von Corona“ bekanntgegeben hat).

Drosten sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Ich denke, wir sind schon sehr nahe an diesem Punkt und wir sollten uns sehr ernsthaft in diese Diskussion begeben.“ Er setzt dafür die ideale Immunisierung mit drei Dosen voraus, damit man keine schweren Verläufe in Kauf nehmen muss. Auch das zitierte der Journalist anständigerweise als ­Thread unter seinem Tweet. Trotzdem versammelten sich besorgte Stimmen, die fragten, wer durch solche Strategien alles vergessen würde.

Auf Dauerwarnungen eingestellt

Die Sorge um Kinder wird verständlicherweise umgehend genannt, und es ist in diesen aufgeladenen Zeiten leider schwierig, in so einem Moment beruhigende Daten zu zitieren, um die Ängste zu lindern, ohne den Vorwurf zu ernten, man verharmlose die Gefahr.

Doch es geht um Daten und Fakten in dieser Pandemie und es muss möglich sein, eine Stellungnahme wie die der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene zu zitieren, nach der „die Krankheitslast bei Kindern vergleichbar sei mit anderen Erregern wie Influenza oder der Atemwegserkrankung RSV“. Damit verharmlost man noch lange nicht die Gefahr, die das Virus für vulnerable Menschen bedeutet.

Bild: Dorothee Piroelle
Jagoda Marinić

ist Schriftstellerin, Dramatikerin und Kolumnistin. Sie lebt in Heidelberg und ist Mitglied des PEN-Zentrums. Ihr letztes Buch, „Sheroes. Neue Hel­d*in­nen braucht das Land“, erschien 2019.

Die Gabe, Dinge rational und faktenbasiert ins Verhältnis zu setzen, ist trotz der diskursiven Dominanz der Naturwissenschaften in den letzten zwei Jahren abhandengekommen. Diverse Impfstoffe und Mutanten später ist eben nicht mehr der Schock-März 2020, in dem alles begann. Dabei fühlen sich jene, die sich auf Dauerwarnungen eingestellt hatten, fast verraten, wenn ehemals warnende Stimmen plötzlich beschwichtigen.

So waren viele empört, als der US-Top-Virologe Antonio Fauci in einem Interview anlässlich der erhöhten Hospitalisierungen von Kindern aufgrund von Omikron antwortete: Man müsse unterscheiden zwischen Kindern, die wegen Covid eingewiesen werden, und solchen, die sich einen Arm brechen und nebenbei positiv seien, aber ohne Symptome. Der Berliner Senat etwa arbeitet bei solchen Daten eher mit Schätzungen als mit präziser Erfassung.

Verneigung vor Bremen

Solche präzisen Differenzierungen wurden insgesamt zu wenig betrieben. Der Expertenrat der Bundesregierung bemängelte zu Recht fehlende Daten – und das nach zwei Jahren! Wie soll man sich in die Debatte begeben, wenn Daten fehlen? Wie soll man loslassen lernen, wenn die Maßnahmen immer wieder so gestrickt wurden, dass mal zu prophylaktisch verboten, mal zu unvorsichtig gelockert wurde, obwohl es auch andere Möglichkeiten gab?

Zahlreiche Studien belegen inzwischen die Wirksamkeit von FFP2-Masken. Trotzdem wurden – oft monatelang – Restriktionen über Bereiche des öffentlichen Lebens verhängt, die man durch das Tragen von FFP2 hätte im normalen Modus weiterlaufen lassen können. Müssten alle Maßnahmen nicht ein Ziel haben: so viel Leben wie möglich zu schützen?

Dabei meine ich „Leben“ in beiderlei Sinnen: Schutz des biologischen Lebens vor Tod und Krankheit, aber auch Schutz des geistigen, seelischen, öffentlichen, wirtschaftlichen Lebens vor Verkümmerung.

Die Hauptstrategie der Impfkampagne war, die Ungeimpften auszuschließen. Wir strafen die Menschen zur Impfung hin! Was für eine Kommunikation! Das Menschenbild dahinter widert mich offen gesagt an. Ich verneige mich vor einer Stadt wie Bremen, die gekonnt ihre Impfkampagne zum Erfolg brachte.

Pragmatismus? Fehlanzeige!

Ein Schlüssel dafür war das Einbinden der Zivilgesellschaft. Auf Vertrauenspersonen setzen, die etwa mit ärmeren Menschen reden, die weniger Zugang zu Informationen haben, vielleicht auch weniger Vertrauen in den Staat und das Gesundheitswesen. Die meisten Regierenden setzten jedoch auf Ausschlüsse. Verbieten, was geht, dann kommen die schon zur Spritze. Wie viele sich in dieser Rolle der Bevormundeten wütend ins Netz begaben, wo Verschwörungsrattenfänger vom rechten Rand sie abfischen, werden wir sehen.

Über zu viele Themen, die wir in dieser Krise besprechen müssten, lässt sich keine sachliche Diskussion mehr führen, weil das Verurteilen bald schon wichtiger wurde als das Verstehen. Dann eben die Impfpflicht! Pragmatismus? Fehlanzeige. Die meisten Länder, die sich durch Impfquoten aus dem Schlimmsten herausgeimpft haben, betonen die Wichtigkeit der hohen Impfquoten für die älteren Bevölkerungsgruppen. Wir streiten über eine allgemeine Impfpflicht, die weltweit kaum zum Maßnahmenkatalog gehört.

Ich weiß wirklich nicht, wie all die Absurditäten dieses diskursiven Scheiterns in eine Kolumne zu packen wären. Jeder hat seine Geschichte, die ihn in diesen zwei Jahren frustriert hat. Jeder Blickwinkel ist legitim, er ist menschlich. Das zu akzeptieren wäre der erste Schritt in Richtung Normalität. Ich habe inzwischen nur einen Wunsch: „Leben schützen“ sollten wir immer in zwei Richtungen denken. Tote und Langzeitkranke verhindern, aber auch dafür sorgen, möglichst viel Leben für alle zuzulassen.

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44 Kommentare

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  • "Es gibt Länder wie Dänemark, die einfach die pandemische Lage für beendet erklären. Ich wusste gar nicht, dass das geht."



    Die Voraussetzungen von Ländern sind unterschiedlich - bspw. Impfquote.



    "Die Hauptstrategie der Impfkampagne war, die Ungeimpften auszuschließen. Wir strafen die Menschen zur Impfung hin!"



    Auch in Bremen hat es Beschränkungen gegeben - auch jetzt noch[1]. Unterscheidungen zwischen Geimpften und Ungeimpften sind nicht auf Impf-Motivation zu reduzieren, sondern auch im Kontext des Erkrankungsrisikos und der Behandlungswahrscheinlichkeit und hierauf folgende Gesundheitssystembelastung zu sehen.



    "Doch es geht um Daten und Fakten in dieser Pandemie und es muss möglich sein, eine Stellungnahme wie die der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene zu zitieren, nach der „die Krankheitslast bei Kindern vergleichbar sei mit anderen Erregern wie Influenza oder ... Damit verharmlost man noch lange nicht die Gefahr, die das Virus für vulnerable Menschen bedeutet."



    Als Ergänzung: Auch unter Kinder gibt es vulnerable. Und: es gibt Hinweise auf Langzeitfolgen von COVID erkrankten Ungeimpften.[2]



    "Ich habe inzwischen nur einen Wunsch: „Leben schützen“ sollten wir immer in zwei Richtungen denken. Tote und Langzeitkranke verhindern, aber auch dafür sorgen, möglichst viel Leben für alle zuzulassen."



    Naja, das ist ja Ergebnis einer Abwägung von unterschiedlichen Reaktion bzw. Maßnahmen sowie individuellem Verhalten. Ein beispielhafter Ländervergleich:



    Großbritannien: 2.304 Todesfälle je Mio. Einwohner*innen



    Schweden 1.583 Todesfälle/Mio. EW



    Deutschland 1.414 Todesfälle/Mio. EW[3]



    Ich denke, die Frage wieviel Freiheit und entsprechende Tote ist wohl sehr schwer ethisch zu werden und zu beantworten.



    [1] www.bremen.de/corona



    [2] taz.de/Studie-der-...ppendorf/!5823566/



    [3] de.statista.com/st...waehlten-laendern/

  • "Wenn ich mich recht erinnere waren die beim letzten mal auch vorgeprecht um dann wenige Wochen später wieder einen harten Lockdown verhängen zu müssen."

    Ihre Erinnerung hat so nie stattgefunden. Das beobachtet man momentan leider bei sehr vielen Menschen.



    In Dänemark gab es über die Pandemie merklich weniger Einschränkungen als bei uns, vor allem kürzere und trotzdem liegt die Zahl der Toten deutlich unter 50% der unseren.

    Die Schulen haben 2020 dort nach Ostern wieder voll in Präsenz geöffnet. Man mag diskutieren, ob die Schulschließungen hier überhaupt nötig waren. Die Verlängerung der Schließungen nach Ostern waren ganz klar ein großer Fehler, der dazu geführt hat, dass Kinder und die Elterngeneration über den ganzen Sommer 2020 zermürbt wurde und als der Sommer zu Ende war null Akzeptanz für Maßnahmen übrig, weil die meisten einfach nicht mehr konnten.



    So wurde dann auf Druck der bevölkerung wieder in voller Klassenstärke unterrichtet als dies wieder gefährlicher war. Den gesamten Sommer über hätte man das ohne größere Gefahr tun können.

    Dänemark ist definitiv eins der wenigen Länder in Europa, denen man eine nahezu optimale Strategie bescheinigen kann.

    "Sorry, jeder Experte den man ernst nehmen kann sagt aktuell in Kameras: mit unserer Impfquote und der aktuellen Steigung der Fälle, haben wir den Peak nicht vor ENDE Februar bis MITTE März erreicht. Und vorher sollte man vernünftigerweise gar nichts "lockern"."

    Auch hier ist komplett unklar, wo sie das herhaben. Sie verwechseln scheinbar Politiker mit Experten. Das ist ein großer Fehler.

    Der Höhepunkt wird deutschlandweit entweder bereits diese oder nächste Woche erreicht. In einigen Bundesländern ist er schon erkennbar. Er wird durch BA.2 nur möglicherweise etwas breiter ausfallen. Sobald aber das bislang überschaubare Krankheitsgeschehen nicht weiter ansteigt, sind erste Lockerungen nicht mehr wegzuargumentieren.

    Die Länder, die jetzt lockern, haben übrigens allesamt eine höhere Inzidenz als wir.

    • @Co-Bold:

      "Der Höhepunkt wird deutschlandweit entweder bereits diese oder nächste Woche erreicht."

      Ach Sie sind Wissenschaftler? warum kommen Sie zu anderen Ergebnissen als Ihre Kollegen?

      • @danny schneider:

        Sie brauchen dafür keine "Ergebnisse". Es reicht, wenn Sie sich mal das Dashboard des RKI anschauen, auf die Bundesländer-Ansicht gehen.



        Wichtig: Stellen Sie die Charts rechts unten um auf "Fälle/Tag (Meldung)", sonst werden die Fälle immer auf den errechneten Erkraknungseitpunkt zurückdatiert und Sie sehen immer eine zum Ende abfallende Kurve.

        Jetzt können Sie sich die Bundesländer anschauen. Und da werden Sie sehen, dass der Anstieg in den Stadtstaaten bereits nicht mehr weitergeht. In Hessen und NRW, die ebenfalls durch große Metropolregionen gekennzeichnet sind, ist der Anstieg diese Woche deutlich geringer ausgefallen.

        Daher gehe ich nicht davon aus, dass das reale Krankheitsgeschehen in diesen Bereichen nächste Woche noch weiter ansteigt, wir also den Peak erreicht haben. In den anderen Bundesländern wird es nächste Woche aber großteils nochmal einen leichten Anstieg geben.

        Berlin stellt jetzt als erstes Bundesland um, so dass für bestätigte Fälle kein PCR-Test mehr zwigend benötigt wird.

        Dadurch kann sich nun eine Situation ergeben, in der die offiziellen Fallzahlen steigen, ohne dass dies im Krankheitsgeschehen begründet läge. Das sollte man im Hinterkopf behalten.

        • @Co-Bold:

          In den Südost-Bundesländern geht es jetzt erst richtig los.

        • @Co-Bold:

          www.dkriesel.com/_...naplot-germany.png

          tatsächlich hat die Steigung abgenommen, der Indikator ist aber noch voll im positiven und auch das letzte mal, um XMas/Neujahr, war man weniger als 2 Wochen negativ.

          Entwarnung können wir geben wenn der Indikator (schwarz) negativ ist, das auch mal ne Zeitlang bleibt und Dann bei den Tests "Luft" ist, d.h. mehr getestet wird als neue Fälle gefunden werden. Folgt die Kurfe der Treffer der Anzahl der ausgeführten Tests auf hohem Niveau ist klar: Die Tests bilden nicht die Realität ab.

          Und bis jetzt konnte man aus der Kombination dieses Charts + der Tagesschau noch jede Entwicklung der letzten 2 Jahre auf die Woche genau vorhersagen.

          Und eines sagen die Daten glasklar: jetzt lockern wäre falsch!

          PS: Auch das sind die Daten von JohnHopkins / RKI

  • Ich finde es besser, ein bisschen zu vorsichtig zu sein, lieber ein bisschen länger zu warten. Bei vergangenen Wellen haben wir zum Teil zu früh geöffnet.

    Die Einschränkungen, die Geimpfte im Moment haben, sind doch sowieso schon sehr gering, insbesondere wenn man die Lage im Frühjahren 2020 und 2021 vergleicht. Wir können uns mit anderen Menschen treffen, wir können uns Restaurant, in die Sauna, ins Kino gehen, es gibt keine Ausgangssperren und die Schulen und Kindergärten sind überwiegend geöffnet. Und das obwohl die meisten wahrscheinlich im Moment mehr Corona-Infektionen in ihrem Umfeld haben, als damals.

    • @Ruediger:

      Die Einschränkungen, die wir heute haben, waren vor 2 Jahren noch schier unvorstellbar.

      Ihr Beitrag bestätigt genau die Gefahr, vor der alle Schwurbler von Anfang an gewarnt haben: die Verstetigung der Maßnahmen, ohne dass noch die Gefahr vorhanden ist. Es muss eine Gefahr für die Gesellschaft vorliegen, um solche Maßnahmen zu rechtfertigen. Bleiben Beschränkungen bestehen, ohne dass die Gefahr noch besteht (de facto ist das schon jetzt so), dann bestätigt man alle Schwurbler und Sie haben sehr bald zehn Mal so viele Demonstranden auf den Straßen.

      Ich wüsste tatsächlich nicht, wann wir nach einer Welle zu früh geöffnet haben. Wir haben meist zu spät geöffnet. Dass man irgendwann wieder zumachen muss, wenn eine neue Welle anrollt, ist klar. Das liegt aber nicht daran, dass man zwischendurch geöffnet hat. Wellen kommen und gehen. Wenn eine Welle vorbei ist, sollte man die Gesellschaft sich wieder etwas erholen lassen.

      • @Co-Bold:

        Naja, bspw. letztes Frühjahr ist die Verbreitung noch mal durchgestartet nachdem es eine Abnahme gab - vergleiche Februar 2021 und April 2021.

        • @Uranus:

          Differencia specifica?

          Zitat @Ajuga: „..die uns eine für viele erschreckend hohe Anzahl (heutiger) Kinder und Jugendliche die nächsten 50 Jahre immer wieder ins Gedächtnis rufen wird. Langzeitschäden an Herz und Kreislauf, ZNS, Nieren, Bauchspeicheldrüse etc sind bei Grippe die Ausnahme, bei Covid die Regel.“

          Woher will man das jetzt schon so genau wissen? 50 Jahre währende Langzeiteffekte sind bei Covid zwangsläufig eher auf extrapolierten Analogieschlüssen beruhende Hypothesen, bei anderen Infektionskrankheiten dagegen gut erforscht:



          Bei Influenza sind das Lungen-, Herzmuskel- oder Gehirnentzündungen, Herzrhythmusstörungen, Herzschwächen oder Kreislaufschocks.



          Bei Windpocken sind das Lungen- und Hirnentzündungen und Gürtelrose.



          Bei Scharlach sind das rheumatisches Fieber mit Entzündungen an Kniegelenken, Herzen und Nieren mit häufig bleibenden Schäden.



          Bei Masern sind das Hirnentzündung und teils dauerhafte bis tödliche Nervenschädigung, Lungen- und Mittelohrentzündungen und Bronchitis. Die unheilbare Hirnentzündung kann sich noch Jahre nach der Masern-Erkrankung einstellen. (Vgl.„Langzeitfolgen von Infektionskrankheiten“, SEBASTIAN FISCHER, DPA, 03.02.2021)

          Wie man sieht, sind mögliche schwere Langzeitfolgen nach einer Virus-Infektion keine Besonderheit von Covid. Wie umstritten diese Frage in der Scientific Community ist, belegt auch eine im „Jama“ publizierte französische Befragungsstudie mit 27 T. Teilnehmern mit dem Fazit, einzig die Beeinträchtigung des Geruchssinnes sei eindeutig Covid zuordbar. Alle übrigen etwa 250 Symptome erlaubten als zu unspezifisch keine zweifelsfrei monokausale klinische Zuordnung.

          Wie auch immer, das Langzeitfolgen-Argument taugt als Notwendigkeitsbegründung für drastische Containment-NPIs oder gar eine Impfpflicht für Mann und Maus noch weniger, als es in Bezug auf Influenza, Masern, Scharlach, Windpocken usw. taugte. Allerdings ist man auch noch nicht auf die Idee gekommen, deshalb ein solches Dauer-Tamtam zu veranstalten.

          • @Reinhardt Gutsche:

            Dieser Kommentar ist eine Replik auf Ajuga weiter unten und an dieser Stelle falsch platziert. Sorry

  • Alle mit den gleichen Risiken?

    Zitat: „Doch es geht um Daten und Fakten in dieser Pandemie und es muß möglich sein, eine Stellungnahme wie die der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene zu zitieren, nach der „die Krankheitslast bei Kindern vergleichbar sei mit anderen Erregern wie Influenza oder der Atemwegserkrankung RSV“.

    Was heißt hier vergleichbar? Nein, Influenza ist mit Sars-Cov-2 für Kinder eben keinesfalls „vergleichbar“, sondern ungleich gefährlicher. So ergab ein Todesfolgenvergleich zwischen an Influenza und Corona erkrankten Kindern der DGPI und DGKH zufolge ein drastisch höheres Risiko bei ersteren. In der Grippewelle 2018/19 starben innerhalb weniger Monate 116Kinder an Influenza, an einer Corona-Infektion seit März 2020 innerhalb eines ganzen Jahres 4 Kinder. (Merkur, 26 .04. 2021). Die Gesamtzahl von Minderjährigen, also nicht nur Kinder, die seit der diesbezüglichen Zählung, also seit 23 Monaten, mit einem PCR-positiven Corona-Test gestorben sind, beläuft sich aktuell auf 58 (Quelle: Statista 2022). Extrapoliert ergibt dies ein um 85% geringeres covidbedingtes Todesrisiko für Kinder im Vergleich zu Influenza. „Kinder sind sehr empfänglich für die Grippe und stecken Erwachsene dann schnell an, treiben also tatsächlich die jährlichen Influenzazahlen in die Höhe. Der Anfangsverdacht, daß die Ausbreitung des Coronavirus nun ebenfalls von Kindern angefeuert wird, ist seither nicht mehr aus den Köpfen zu bekommen. Aber er ist falsch, und das sogar in doppelter Hinsicht: Tatsächlich infizieren sich Kinder seltener als Erwachsene. Und sie geben das Virus seltener weiter...

    In München haben Wissenschaftler der Covid-19-Data-Analysis-Group die Daten des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ausgewertet. Sie fanden deutlich mehr Ausbrüche an Arbeitsplätzen als in Schulklassen. Und nur 1% der Infektionen bei Schülern war auf Kontakte in der Schule zurückzuführen.“ („Die Zeit“, 2.6.21)

    Manche Legenden sind sehr zählebig.

    • @Reinhardt Gutsche:

      Dass es zwischen "gesund" und "tot" ein seeeeeehr weites Feld gibt, ist eine Tatsache, die uns eine für viele erschreckend hohe Anzahl (heutiger) Kinder und Jugendliche die nächsten 50 Jahre immer wieder ins Gedächtnis rufen wird.

      Langzeitschäden an Herz und Kreislauf, ZNS, Nieren, Bauchpeicheldrüse etc sind bei Grippe die Ausnahme, bei Covid die Regel.

      • @Ajuga:

        Differencia specifica?

        Zitat @Ajuga: „die uns eine für viele erschreckend hohe Anzahl (heutiger) Kinder und Jugendliche die nächsten 50 Jahre immer wieder ins Gedächtnis rufen wird. Langzeitschäden an Herz und Kreislauf, ZNS, Nieren, Bauchspeicheldrüse etc sind bei Grippe die Ausnahme, bei Covid die Regel.“



        Woher will man das jetzt schon so genau wissen? 50 Jahre währende Langzeiteffekte sind bei Covid zwangsläufig eher auf extrapolierten Analogieschlüssen beruhende Hypothesen, bei anderen Infektionskrankheiten dagegen gut erforscht:

        Bei Influenza sind das Lungen-, Herzmuskel- oder Gehirnentzündungen, Herzrhythmusstörungen, Herzschwächen oder Kreislaufschocks.

        Bei Windpocken sind das Lungen- und Hirnentzündungen und Gürtelrose.

        Bei Scharlach sind das rheumatisches Fieber mit Entzündungen an Kniegelenken, Herzen und Nieren mit häufig bleibenden Schäden.

        Bei Masern sind das Hirnentzündung und teils dauerhafte bis tödliche Nervenschädigung, Lungen- und Mittelohrentzündungen und Bronchitis. Die unheilbare Hirnentzündung kann sich noch Jahre nach der Masern-Erkrankung einstellen. (Vgl.„Langzeitfolgen von Infektionskrankheiten“, SEBASTIAN FISCHER, DPA, 03.02.2021)



        Wie man sieht, sind mögliche schwere Langzeitfolgen nach einer Virus-Infektion keine Besonderheit von Covid. Wie umstritten diese Frage in der Scientific Community ist, belegt auch eine im „Jama“ publizierte französische Befragungsstudie mit 27 T. Teilnehmern mit dem Fazit, einzig die Beeinträchtigung des Geruchssinnes sei eindeutig Covid zuordbar. Alle übrigen etwa 250 Symptome erlaubten als zu unspezifisch keine zweifelsfrei monokausale klinische Zuordnung.

        Wie auch immer, das Langzeitfolgen-Argument taugt als Notwendigkeitsbegründung für drastische Containment-NPIs oder gar eine Impfpflicht für Mann und Maus noch weniger, als es in Bezug auf Influenza, Masern, Scharlach, Windpocken usw. taugte. Allerdings ist man auch noch nicht auf die Idee gekommen, deshalb ein solches Dauer-Tamtam zu veranstalten.

  • "Es gibt Länder wie Dänemark, die einfach die pandemische Lage für beendet erklären. "

    Wenn ich mich recht erinnere waren die beim letzten mal auch vorgeprecht um dann wenige Wochen später wieder einen harten Lockdown verhängen zu müssen.

    Sorry, jeder Experte den man ernst nehmen kann sagt aktuell in Kameras: mit unserer Impfquote und der aktuellen Steigung der Fälle, haben wir den Peak nicht vor ENDE Februar bis MITTE März erreicht. Und vorher sollte man vernünftigerweise gar nichts "lockern".

    Und selbst die Länder die jetzt schon lockern haben andere Zahlen wie wir - bessere!

  • "Möglichst viel Leben für alle zuzulassen" ist richtig formuliert, aber das muss auch auf die Menschen zutreffen, die wegen Immunschwäche oder anderen Gesundheitsproblemen immer nocht besonders von Covid gefährdet sind, auch wenn sie geimpft sind. Sonst steht diese, nicht kleine, Gruppe von Leuten vor der schlimmen Wahl sich entweder langfristig zu isolieren oder mit dem ständigen Risiko einer schweren Erkrankung oder sogar des Todes zu leben. Und dazu kommt, dass auch Menschen nach milden Covid Verläufen chronisch erkranken können. Wenn Regierungen wie die in Dänemark und Schweden alle Schutzmassnahmen einfach abschaffen, dann entziehen sie sich vollkommen der Verantwortung, die Gesundheit und das Leben auch von Menschen mit Autoimmunkrankheiten, Organtransplantationen, usw. zu schützen.

    • @Almuth Ernsting:

      Menschen mit Autoimmunkrankheiten und Organtransplantation können auch Influenza und was nicht noch alles bekommen. Deswegen fährt man nicht die ganze Gesellschaft runter.

    • @Almuth Ernsting:

      Die Gefahr so starker Corona-Wellen nimmt in der endemischen Situation ab, nicht zu.

      So lange sich viele Menschen anstecken, obwohl sie Masken tragen, wenig Kontakte haben usw., so lange ist es logischerweise durch solche Schutzmaßnahmen für jeden schwierig sich zu schützen.

      Eine temporäre Abschottung bis die endemische Phase erreicht ist, dürfte für besonders Gefährdete deutlich weniger belastend sein, als sich kaum mehr schützen zu können, als es alle anderen auch tun.

      Davon abgesehen erreicht für einen Großteil dieser Gruppe das seit dem Jahreswechsel zugelassene Medikament Paxlovid eine signifikante Reduzierung des Risikos.

      Wir helfen mit dem Aufrechterhalten von Maßnahmen exakt niemandem mehr. Wir schaden nur noch allen gleichermaßen, aus Gründen von Fakten losgelöster Pseudo-Ethik.

      So bald die Welle den Zenit überschritten hat, ist die größte Gefahr, dass wir mit dem Öffnen zu lange warten.

  • Das ist genau der Punkt, danke für die Kolumne!



    Ich hätte mir gewünscht, dass man Eltern besser erklärt, wie es sich mit Infektionsrisiken und Impfrisiken für ihre Kinder verhält, und dass man irgendwie den Kinderärzten verklickert, dass alle impfwilligen Eltern auch eine Impfung für ihre Kinder bekommen sollen - tatsächlich schicken viele die Eltern weg, weil die Stiko noch nicht allgemein empfiehlt.



    Dann hätte man vielleicht kurz noch über eine vierwöchige Schulschließung - mit Enddatum! - nachdenken können, um den Aufbau eines Immunschutzes denjenigen zu ermöglichen, die das wollen.

    Und ansonsten: Genau, FFP2-Masken helfen gegen fast alles. (Kann man die eigentlich auch kostenlos abgeben, wenn man kostenlos testen und impfen und so vieles andere kann?? Wenigstens an den Tafeln?)



    Das hätte man sehr viel deutlicher kommunizieren und damit auch vielen Ängste nehmen können.

    Und dann: dann werden wir uns alle damit so anstecken wie mit den anderen kursierenden Erkrankungen.

    Ganz neu und aus der Sicht von Vulnerablen gedacht könnte man natürlich den Winter in diesen Breiten zu einer Zeit erklären, wo Fernunterricht und Home Office erlaubt sind. Wo Menschen mit Vorerkrankungen sich von November bis Februar selbst schützen dürfen, ohne Steine in den Weg gelegt zu bekommen.



    Aber das wäre nun eine völlig neue Diskussion. Vielleicht ja dann in der nächsten Pandemie.

    • @Annette Thomas:

      "Und ansonsten: Genau, FFP2-Masken helfen gegen fast alles. (Kann man die eigentlich auch kostenlos abgeben, wenn man kostenlos testen und impfen und so vieles andere kann?? Wenigstens an den Tafeln?)"



      Das wäre in der Tat eine gute, faire Maßnahme!

  • Hm, alles schon richtig, was die Autorin hier sagt, aber, was ist denn die Alternative? Dänemark und andere Staaten brauchen ja keine Impflicht, wenn die Quote bei 90% ist. Und bei uns 75%, steigt auch kaum. Auch mit mehr Kommunikation usw.. wird man doch die 90% nicht erreichen. Vielleicht bekommt man es ja auch mit einer berufsbezogenen Impfplicht hin. Wir müssen doch aus dem Teufelskreis raus, das geht nur mit einer hohen Impfquote, Masken helfen da nur bedingt. Die Leute sind es Leid, deswegen die Impfpflicht. Wenn einer sich nicht impfen lassen will, muss er eben eine Ordnungsstrafe bezahlen. Kann man im Straßenverkehr ja auch machen. Schnell fahren ist ja auch so ein Sport, dann bezahle ich eben oder gehe zu Fuß...



    Was eben viele nicht verstehen wollen ist, dass es hier nicht um individuelle Freiheiten geht, sondern um die Freiheit aller. Das ist etwas anderes.

    • @Surfbosi:

      Ihre Zahlen sind falsch. Die deutschen offiziellen Zahlen sind noch dazu ebenfalls falsch. Das ist lange bekannt. Dass dennoch mit diesen Zahlen argumentiert wird, ist fahrlässig.

      www.corona-in-zahl...eit/d%C3%A4nemark/



      Impfquote in Dänemark (Erstimpfung): 83,4%

      impfdashboard.de/



      Impfquote in Deutschland (Erstimpfung): 75,9%

      Der Unterschied zu Dänemark liegt laut offiziellen Zahlen bei 7,5%.

      Dass es in Deutschland eine Untererfassung der Impfquote in Deutschland gibt, ist bekannt. Selbst das RKI geht von einer um etwa 5% höheren Impfquote aus.

      www.rki.de/DE/Cont.../2021/07_2021.html

      Repräsentative Umfragen kommen sogar auf etwa 10% Untererfassung.

      Ob ein Unterscheid in der Impfquote zwischen Deutschland und Dänemark besteht und in welche Richtung ist also faktisch unbekannt. Mit Sicherheit ist er aber nicht besonders groß.

      Vor Omikron konnten in Dänemark deutlich mehr Infektionen verhindert werden als bei uns, auf die Bevölkerung gerechnet gab es weniger als halb so viele Todesfälle. Das wiederum heißt, dass das Maß an zusätzlichem Immunstatus unabhängig von Impfungen in Deutschland deutlich größer sein wird als in Dänemark.

      Fazit: Man kann nciht davon sprechen, dass die verbleibende Gefahr in Deutschland größer wäre als in Dänemark. Das Gegenteil dürfte der Fall sein.

      • @Co-Bold:

        Danke! Sehr gut belegt.

      • @Co-Bold:

        Es kommt nicht nur auf die absolute Impfquote an sondern insbesondere um die der Älteren. In letztgenannter Gesellschaftsgruppe gibt es offenbar eine größere Impflücke. In GB sind bspw. wesentlich mehr Ältere geimpft als in D.

  • Immer schön locker bleiben! Und zwar selber! Ihr seid gemeint, Ihr mit Euren ständigen Forderungen nach Lockerei! Und dann auch noch mit so schwachen, fadenscheinigen Argumenten. Man kann nämlich nicht einfach das Überleben der Einen mit dem Er- "Leben"- Wollen der Anderen auf eine Stufe stellen. Was "Normalität" für die Einen ist, sind aufgeschobene Operationen für die Anderen. Mindestens! Wieso überhaupt auf dem Höhepunkt der Omikron- Welle plötzlich jede Vorsicht vergessen sein soll, ist nicht nachvollziehbar. Und dass die Vorsichtigen und die objektiv Gefährdeten hier als "nicht mehr fähig zu Lockerungen" und somit als quasi "an die Gefangenschaft und das Gehorchen gewöhnt" diffamiert werden (ja, so sehe ich diesen Beitrag), ist nicht akzeptabel. Dass in den Schulen, Kitas, Krankenhäusern und Altenheimen die ganze Arbeit geleistet werden soll, während der Rest wieder Party machen möchte, ist inakzeptabel. Nein, es gibt überhaupt keine gute Gründe für Lockerungen, es gibt nur den Wunsch danach, nur wenn man dem nachgibt, dann müssen Andere darunter leiden.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Dito! Auch Menschen mit Behinderungen und deren Perspektiven sollten nicht vergessen werden. Siehe bspw.:



      taz.de/Ral-Krautha...G-Urteil/!5821966/



      und hier:



      taz.de/Risikogrupp...onakrise/!5721996/

      • @Uranus:

        Ein kleines aber sehr interessantes Detail:

        Der letzte gemeinsame Vorfahr von Delta und Omikron war der D614G-Stamm aus dem Alpenraum, der für die allererste (in Deutschland) Pandemiewelle verantwortlich war. Omikron ist eine Schwester von Alpha, und sein direkter Vorfahr hat anderthalb Jahre lang eine völlige Nischenexistenz geführt, im Schatten von Alpha, Beta, Gamma, Delta, war so gut wie ausgestorben, bis sich ein Jahr nach Alpha ein weiterer seiner hunderten Nachkommen weltweit dominant wurde.

        Aus Sicht des Virus ist Omikron aber eine Sackgasse: zu ansteckend und gleichzeitig auf Populationsebene (in absoluten Zahlen) viel zu tödlich.

        Die meisten Menschen in Deutschland gehen mit dem Virus so um, als seien sie Anhänger*innen des "Intelligent Design". Das ist aber lediglich ein Beweis ihrer eigenen Intelligenzdefizite. Nur durch eine konsequente Kombination aus mehrfacher heterologer Impfung und umfassenden NPI lässt sich die Evolution dieses Virus in eine Richtung zwingen, die es wirklich so harmlos wie ein gewöhnliches saisonales CoV macht. NPI ohne Impfung verschleppen den status quo ins Endlose. Impfung ohne NPI hingegen sind das Feld, auf dem die Fluchtmutanten wachsen.

        Wäre die Menschheit gewillt, noch ein halbes Jahr die Zähne zusammenzubeißen, wäre dieses Virus vermutlich besiegt. Das was jetzt läuft, ist hingegen eher so, als hätte Stalin bedingungslos kapituliert, sobald der erste Nazisoldat seine Füße in der Wolga badete.

        Und alles nur, weil Generation Neoliberal am Krisenkapitalismus hängt wie ein Junkie an der Nadel. Die Sehnsucht nach dem falschen Leben im Falschen ist sehr stark, und ich frage mich, warum eigentlich? Die notwendige geistige Reife, um zB den Klimawandel zu bekämpfen, muss man in Europa mit der Lupe suchen. Zum Glück sieht es in Ostasien und zumindest bei den eher linksstehenden Menschen in Nordamerika anders aus.

        • @Ajuga:

          "Omikron ist eine Schwester von Alpha, und sein direkter Vorfahr hat anderthalb Jahre lang eine völlige Nischenexistenz geführt, im Schatten von Alpha, Beta, Gamma, Delta, war so gut wie ausgestorben, bis sich ein Jahr nach Alpha ein weiterer seiner hunderten Nachkommen weltweit dominant wurde."



          Können Sie dafür eine Quelle nennen?



          "Die notwendige geistige Reife, um zB den Klimawandel zu bekämpfen, muss man in Europa mit der Lupe suchen."



          Womöglich liegt das auch an der Arroganz gegenüber der Natur und der zu großen Überzeugung von menschliche Fähigkeiten ...

        • @Ajuga:

          Zum Verständnis: NPI bedeutet?

  • Mit Omikron hat sich das Spielfeld geändert. Die durchgängige Infektion ist nicht mehr vermeidbar (erst recht nicht wenn BA.2 ansteckender ist). Zudem ist es augenscheinlich weniger gefählich. Es geht also nurmehr um den Eigenschutz. Wir haben ü60 eine Impfquote von ca. 75% 3×, 88,2% 2× geimpfte.



    Da ist das Risiko mitlerweile recht übersichtlich.



    Insofern können wir mineestens eine Ausstiegsperspektive eröffnen und sobar einige erste Schritte machen.

    • @J_CGN:

      "Zudem ist es augenscheinlich weniger gefählich." Das gilt offenbar nach bisherigen Erkenntnissen für Geimpfte. Für Ungeimpfte und Menschen mit veraltetem Impfschutz gilt das wohl nicht.



      "Es geht also nurmehr um den Eigenschutz."



      Nein. Siehe auch:



      "Vergleicht man für diese Altersgruppe nur die Personen mit Auffrischungsimpfung, unterstützt das diese Theorie. Bei den Menschen mit Booster-Impfung ist die Schutzwirkung wieder ausgeprägter: Unter den 18- bis 59-Jährigen Omikron-Infizierten gab es nur 25 Prozent mit Auffrischungsimpfung, obwohl am 19. Januar 49,6 Prozent der Bevölkerung in dieser Altersgruppe bereits geboostert waren.



      Dass Geimpfte seltener als Ungeimpfte schwer an Omikron erkranken, wird vor allem deutlich bei einem Blick auf den Anteil der Impfdurchbrüche unter den hospitalisierten Omikron-Fällen. Hier liegt der Anteil weit unter der jeweiligen Impfquote, ein Zeichen dafür, dass Geimpfte in allen Altersgruppen statistisch ein geringeres Risiko als Ungeimpfte haben, mit einer Omikron-Infektion im Krankenhaus behandelt zu werden.



      Ein Beispiel: Es gibt in Deutschland 24,1 Millionen Menschen über 60 Jahren. Davon waren laut Impfdashboard am 19. Januar rund 21,16 Millionen geimpft und rund 2,94 Millionen ungeimpft. Wenn also 134 geimpfte Über-60-Jährige mit Omikron im Krankenhaus liegen, betrifft das 1 von 157.910 Menschen. Die 76 Ungeimpften im Krankenhaus entsprechen 1 von 38.684 Menschen. Das statistische Risiko für Ungeimpfte ist demnach rund viermal höher."



      " Da ist das Risiko mitlerweile recht übersichtlich."



      ... für Geboosterte! Nicht für Ungeimpfte und Menschen mit veraltetem Impfschutz.



      [1] correctiv.org/fakt...en-als-ungeimpfte/

  • RS
    Ria Sauter

    Interessant dazu, was der Oberbürgermeister von Rostock dazu sagt, Claus Ruhe Madsen.



    Er ist Däne und hat einen Blick auf beide Seiten.



    www.zdf.de/nachric...wehr-lanz-100.html

    Alles ist bei uns total unorganisiert und es wird hauptsächlich mit Angst gearbeitet.



    Höchste Zeit, dass dies endlich aufhört.

  • Nailed it!

    Vielen Dank für diese treffende Analyse unseres derzeitgen Dilemmas.

    "Dabei fühlen sich jene, die sich auf Dauerwarnungen eingestellt hatten, fast verraten, wenn ehemals warnende Stimmen plötzlich beschwichtigen.



    So waren viele empört, als der US-Top-Virologe Antonio Fauci in einem Interview anlässlich der erhöhten Hospitalisierungen von Kindern aufgrund von Omikron antwortete: Man müsse unterscheiden zwischen Kindern, die wegen Covid eingewiesen werden, und solchen, die sich einen Arm brechen und nebenbei positiv seien, aber ohne Symptome."

    Es handelt sich bei diesem Phänomen in meinen Augen aber um eine Blase unter den Presse- und Social-Media-Vielkonsumenten. Dieser Blase gehören aber durchaus - corona-induziert verstärkt - viele Menschen an. Ich kann mittlerweile wirklich jedem nur empfehlen: Geht raus! Das Leben kommt zurück :-)



    Ich treffe real ganz selten Menschen, die nicht der Meinung sind, dass wir zeitnahe Öffnungsschritte brauchen.

    Meinungen sind eine sehr sehr zähe Masse. 2020, am Morgendämmern der Pandemie wurde man noch angefeindet, wenn man ohne Anweisung eine Veranstaltung abgesagt hat, obwohl das richtig war.



    Jetzt sehen viele Menschen immer noch nciht, dass die Pandemie de facto noch im Februar vorbei sein wird.

    Ich gehe nicht davon aus, dass bis Ende Februar alle Regeln gefallen sind. Dass daraus keine gesellschaftliche Gefahr entstünde, dass kann man allerdings jetzt schon sicher sagen.

    Zu vermuten war es bereits seit den ersten tragfähigen Daten aus Südafrika Mitte Dezember, aber damals eben noch nicht sicher. Das Risiko, dass danach faktisch nochmal merkliche Maßnahmen nötig werden, ist nahezu zurück auf dem Level von 2019.

    • @Co-Bold:

      "Jetzt sehen viele Menschen immer noch nciht, dass die Pandemie de facto noch im Februar vorbei sein wird."

      ...dies ist eine...nun ja..sehr interessante Einschätzung.. Insbesondere wenn man einbezieht dass uns im Februar zunächst der Höhepunkt der Neuinfektionen bevor steht und etwa zwei Wochen später die Anzahl der darauf folgenden Krankenhausbehandlungen.

      Richtig ist: die Pandemie ist dann vorbei, wenn:

      - niemand mehr daran stirbt (oder zumindest nicht mehr als bei anderen endemischen Viren).



      - wir sicher sein können, dass keine gefährlichen Mutationen mehr entstehen werden..also frühestens dann wenn das Virus weltweit unter Kontrolle ist.. und das könnte noch eine Weile dauern.

      Und im Übrigen: Lockerungen macht man nicht wenn die Zahlen steigen, sondern erst wenn sie fallen. Diesen Fehler hatten wir jetzt doch oft genug - und er hat jedes mal dazu geführt, die nächste Welle einzuleiten. Und auch wenn Omikron weniger tödlich ist als seine Vorgänger: niemand kann derzeit mit Gewissheit vorher sagen, was danach kommt.

      Ich weiß wirklich nicht wie man das immer noch nicht verstanden haben kann...

      • @Wunderwelt:

        "Richtig ist: die Pandemie ist dann vorbei, wenn:

        - niemand mehr daran stirbt (oder zumindest nicht mehr als bei anderen endemischen Viren)."

        Diesen Punkt haben wir schon überschritten. Einzelne Grippewellen haben bereits bis zu 25000 Menschenleben in Deutschland gekostet. Das entspricht in etwa den Zahlen der Delta-Welle. Durch die deutlich geringere Krankheitsschwere bei Omikron und die immer weiter ansteigende Immunität in der Bevölkerung kommen wir bei jetzt nicht mehr in diese Größenordnung.

        "



        - wir sicher sein können, dass keine gefährlichen Mutationen mehr entstehen werden..also frühestens dann wenn das Virus weltweit unter Kontrolle ist.. und das könnte noch eine Weile dauern."

        Diese Sicherheit wird es nie geben und es gab sie auch noch nie. Es gab sie ganz offensichtlich 2019 auch nicht, genauso wenig wie es sie alle Jahre davor gab. Mit diesem Argument dauert die Pandemie für immer. Sie untermauern mit dieser Form der Argumentation die Befürchtungen eines immer größer werdenden Teils der Bevölkerung.

        "Lockerungen macht man nicht wenn die Zahlen steigen, sondern erst wenn sie fallen. Diesen Fehler hatten wir jetzt doch oft genug - und er hat jedes mal dazu geführt, die nächste Welle einzuleiten."



        So lange das Krankheitsgeschehen ansteigend ist, werden wir nicht lockern. Habe ich auch nicht behauptet. Ein großer Fehler aber wäre es, wenn man so lange wartet bis die Infektionen wieder sehr weit zurückgedrängt sind, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man eine neue Welle auslöst. Das Risiko dafür ist am geringsten, wenn der Reproduktionsfaktor merklich kleiner als 1 ist, also bei abflauender Welle. Und an der Stelle werden wir sehr bald sein.

        Der beste Indikator für Lockerungen wäre ohnehin eine fallende Zahl an KH-Neuaufnahmen, da die Inzidenzen mittlerweile nur noch sehr wenig Aussagekraft haben.

        Zu Ihrem letzten Satz schreibe ich einfach mal lieber nichts.

        • @Co-Bold:

          "Diesen Punkt haben wir schon überschritten. Einzelne Grippewellen haben bereits bis zu 25000 Menschenleben in Deutschland gekostet. Das entspricht in etwa den Zahlen der Delta-Welle."



          Was Sie nicht nennen - was aber ein Hauptpunkt ist - sind die gravierende Unterschiede in den Bedingungen der Grippe-Wellen und denen, der Delta-Welle! Bei Delta gab es Lockdowns, Masken usw., bei vorigen Grippewellen gab es sowas NICHT!



          " Es gab sie ganz offensichtlich 2019 auch nicht, genauso wenig wie es sie alle Jahre davor gab."



          Jaha, ist das die berühmte "Ist ja nur eine Grippe"-Theorie? Vielleicht gucken Sie mal ein paar Dokus über Intensivstationen, falls Sie es noch nicht taten.



          "Charité intensiv" Winter 2020/2021



          www.ardmediathek.d...0ZS1pbnRlbnNpdg/1/



          "Kampf gegen COVID. frontal auf Station 20" Dezember 2021



          www.zdf.de/politik...n-youtube-100.html



          "So lange das Krankheitsgeschehen ansteigend ist, werden wir nicht lockern. Habe ich auch nicht behauptet."



          Ich denke, Ihre Aussagen sind so zu verstehen, dass Sie bereits ab Abnahme des Zuwasches Lockerungen befürworten und Wunderwelt aber meint, dass mensch auf Rückgang von Gesamterkrankungszahlen/Negativwachstum warten sollte.



          Im allgemeinen: es geht nicht nur um Erkrankungszahlen und das war's sondern auch um Langzeitfolgen. Es wurden bspw. offenbar bei Ungeimpften festgestellt.[1] Und es gibt LongCovid [2]



          [1] taz.de/Studie-der-...ppendorf/!5823566/



          [2] taz.de/Spaetfolgen...onavirus/!5736414/

          • @Uranus:

            "Ich denke, Ihre Aussagen sind so zu verstehen, dass Sie bereits ab Abnahme des Zuwasches Lockerungen befürworten und Wunderwelt aber meint, dass mensch auf Rückgang von Gesamterkrankungszahlen/Negativwachstum warten sollte."

            Um einen Unterschied von 1-2 Wochen brauchen wir wohl nicht streiten, darauf kommt es nicht an.

            "Jaha, ist das die berühmte "Ist ja nur eine Grippe"-Theorie? Vielleicht gucken Sie mal ein paar Dokus über Intensivstationen, falls Sie es noch nicht taten."

            Wieso beziehen Sie sich auf einen Satz von mir und schreiben dann irgendwas ohne direkten Zusammenhang?

            Aber zu Ihrer "Grippe-Theorie": Es sieht momentan nicht danach aus, dass Omikron noch an die Gefährlichkeit merklicher Grippewellen herankommt. Sicher wissen werden wir das erst in ein paar Wochen, aber sollte nichts komplett Unvorhersehbares mehr passieren, ist dann logischerweise diese Pandemie zu Ende.

            • @Co-Bold:

              "Wieso beziehen Sie sich auf einen Satz von mir und schreiben dann irgendwas ohne direkten Zusammenhang?"



              Ich glaube, ich habe die Verweise in Ihrem Absatz falsch gedeutet. Mein Fehler.



              "Sicher wissen werden wir das erst in ein paar Wochen, aber sollte nichts komplett Unvorhersehbares mehr passieren, ist dann logischerweise diese Pandemie zu Ende."



              Es wäre schön, wenn die Pandemie endemisch werden würde, also an tatsächlicher Gefahr einbüßen würde - besser heute als morgen. Mit Hoffnung würde ich mich da aber zurückhalten. Da die Pandemie global verläuft und leider nicht gleichmäßig bekämpft wird - auch dank deutscher Regierunsposition und -politik - kann mit neuen Mutationen gerechnet werden ...

  • Danke, einer der besten Kommentare zur jüngeren Entwicklung des Diskurses über und das Management der Corona-Pandemie hierzulande.

  • Längst überfällig so ein Artikel, danke dafür.

  • in der Organisation der Impfkampagne offenbart sich das Politikverständnis in D (Bremen anscheinend ausgenommen). Politik als reine Informationsveranstaltung , a la Tagesschau mit Regierungssprecher und dann macht mal, Bevölkerung wie Verwaltung.



    Doch dann kommt die Realität, Menschen die nicht zuhören, Menschen die es nicht verstehen, Menschen die wirtschaftlich abgehängt sind, in Abhängigkeiten stecken, sich um ihr Leben kümmern anstatt im Großen und Ganzen zu denken, Menschen die sich in der Bild informieren und im Bekanntenkreis. Und zum großen Erstaunen der politischen und medialen Öffentlichkeit gibt es einen Prozentsatz, der nicht aktiv am politischen Leben teilnimmt und Skepsis gegenüber dem Staat hegt.



    Die politische Schlußfolgerung daraus, das müssen alles Quatschdenker sein, die Bösen.



    Die gibt es ohne Frage, aber wird mit diesem Argument schön das Nichtvorhandensein einer Organisation bequem überdeckt. Das beginnt schon damit, dass die Ungeimpftenzahlen nicht unterschieden werden in Erwachsene und Kinder und Jugendliche. Von den letzten beiden Gruppen verlangt niemand, dass sie sich impfen lassen müssen, trotzdem werden diese Gruppen in die Ungeimpftenstatistik kommentarlos mit eingefügt und so ein Schreckgespenst vergrößert, das es zweifelsohne gibt, aber eben nicht in dieser großen Anzahl. Die Gruppen der Nicht-Kartoffeldeutschen, die in diesem Land jede Menge täglicher Ablehnung erfahren und deshalb zu einem nicht unerheblichen Teil nicht im deutschen Mainstream verankert sind, wird ebenso ins Ungeimpftenlager hineingeworfen, Das sich das real ganz anders darstellt, hat die gestern veröffentliche Untersuchung zur Impfwilligkeit gezeigt.

    Immerhin muß man dem Mainstream zu Gute halten, dass dahinter ein positives Menschenbild steht, geht es doch von vollumfänglich aufgeklärten Menschen aus, die in keinerlei wirtschaftlichen Sachzwängen stecken und auch nicht durch ihr Umfeld beeinflusst sind, nur leider ist die Realität wie immer diverser.

    • @nutzer:

      "Das beginnt schon damit, dass die Ungeimpftenzahlen nicht unterschieden werden in Erwachsene und Kinder und Jugendliche. Von den letzten beiden Gruppen verlangt niemand, dass sie sich impfen lassen müssen, trotzdem werden diese Gruppen in die Ungeimpftenstatistik kommentarlos mit eingefügt und so ein Schreckgespenst vergrößert, das es zweifelsohne gibt, aber eben nicht in dieser großen Anzahl."



      Wobei nicht vergessen werden sollte, dass es obgleich der auch von Ihnen genannten verhältnismäßig geringen Zahl an Erkrankten in der Altersgruppe der Kinder und Jugendliche auch für 12 Jährige sowie für Kinder der vulnerablen Gruppe (sowie zu vulnerablen engen Bezugspersonen zu zählenden) ab 5 Jahren eine Impfempfehlung der STIKO gibt. Es geht eben nicht nur um schwere Verläufe sondern auch um sowas wie LongCOVID, PIMS und mögliche (kleine) Organschäden. Und das kann sich auch nach leichten Verläufen entwickeln.



      "Immerhin muß man dem Mainstream zu Gute halten, dass dahinter ein positives Menschenbild steht"



      Jupp, das stimmt.

  • Diese Pandemie hat eines gezeigt: Auf wie viele Annehmlichkeiten zur Not verzichtet werden kann und auf der anderen Seite, was wir dringender denn je brauchen. Ich fange einmal bei Letzterem an: Wir brauchen ein Sozialsystem, das Kranken hilft, Krankwerden vermeidet und Leute, die weniger arbeiten können oder ihre Jobs verlieren, in einem geordneten Sozialsystem auffängt und vor Allem: Gemeinsinn und Zusammenhalt. Auf der anderen Seite ist festzustellen: Notfalls kann auf viele Dinge verzichtet werden: Reisen -Kreuzfahrten und Flugreisen insbesondere,zumal man sich da ja weniger schützen kann als zuhause-, Luxus und Trödel, die einem den Tag versüssen, aber auch Kultur, Theater, nicht nur zum Entspannen. Wir stellen fest, wie viele Arbeotsplätze da auf der Kippe stehen können. Auf was wir nun gar nicht verzichten können: Kommunikation, Bildung, Zivilcourage, Schule und sehr viel Realitätssinn, der Presse- und Meinugsfreiheit erst fruchtbar macht. Wissen kubicki und Lindner das zu schätzen oder gehen sie nur ihren Weg ?

    • @Dietmar Rauter:

      Dito! Wobei "Reisen -Kreuzfahrten und Flugreisen" generell aus ökologischen/existenzerhaltenden Gründen zu hinterfragen und massiv zu reduzieren sind.