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Brokdorf wird zum Jahresende abgeschaltetDas Licht geht aus

425 Mahnwachen in 36 Jahren. Am Nikolaustag gab es die letzte. Die Demonstranten feierten, dass das AKW Brokdorf nun vom Netz genommen wird.

Ein Bild aus dem Jahr 1981: Rund 100.000 Menschen demonstrieren gegen das Atomkraftwerk Brokdorf Foto: Klaus Rose/imago-images

Wewelsfleth taz | Dieselben Wiesen, dieselben Gräben, derselbe scharfe Wind. Als wir in Wewelsfleth aus dem Auto steigen, haben wir den Eindruck, dass sich hier in der Wilstermarsch (eine der vier holsteinischen Elbmarschen, nordöstlich der Elbe – Anm. d. Red.) in den vergangenen 45 Jahren gar nicht so viel verändert hat. Wir gehen noch einmal denselben Weg wie am 31. Oktober 1976, als wir das erste Mal in Brokdorf waren. Von Wewelsfleth Richtung Elbe, dann weiter auf dem Deich, insgesamt etwas mehr als fünf Kilometer.

Doch wo damals eine Baustelle war, von der Polizei zur Festung ausgebaut, steht jetzt das Atomkraftwerk. Hellgrau die Reaktorkuppel und der Abluftkamin, weiß das wuchtige Maschinenhaus. An einem Baum hat sich eine Fahne verfangen, dreckverschmiert ist die aufgedruckte lachende Sonne, das Symbol der Anti-Atom-Bewegung.

Die Flagge ist vermutlich ein Überbleibsel der Mahnwache vom Nikolaustag. Seit 36 Jahren haben sich an jedem 6. Tag eines Monats Umweltschützer am Haupttor des AKWs zum stillen Protest versammelt. Am 6. Dezember dieses Jahres fand die 425. und zugleich letzte Mahnwache statt. Außer Tee und Gebäck gab es auch Sekt. Die Demonstranten feierten, dass Brokdorf zum Jahresende für immer abgeschaltet wird.

Hans-Günter Werner gehört zu den Kirchenleuten, die die Mahnwache 1986 nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl ins Leben riefen. „Wir haben damals versprochen, dass wir kommen, bis das AKW abgeschaltet wird“, sagt er. „Jetzt ist es endlich so weit.“ Werner hat kaum eine Mahnwache verpasst, sogar seine Urlaube plante er nach dem wiederkehrenden Datum.

In einer Nacht- und Nebelaktion

Mit Brokdorf gehen zeitgleich zwei weitere der sechs noch laufenden Atomkraftwerke dauerhaft vom Netz, Grohnde in Niedersachsen und Gundremmingen-C in Bayern. Deutschland, das gefühlt schon vor Jahrzehnten aus der Atomkraft ausgestiegen ist, verliert damit seinen Platz als zweitgrößter Atomstrom- und Atommüllproduzent in der Europäischen Union hinter Frankreich.

Deutschland verliert damit seinen Platz als zweitgrößter Atomstrom- und Atommüllproduzent in der Europäischen Union hinter Frankreich

Brokdorf ist das am heftigsten umkämpfte deutsche AKW. Schon gegen den in einer Nacht- und Nebelaktion erfolgten Baubeginn demonstrierten am 30. Oktober 1976 rund 8.000 Menschen, einige hundert besetzten das Baugelände. Im Morgengrauen trieben Polizisten die Besetzer mit Hunden, Knüppeln und Tränengas vom Platz. „Die Polizei ging mit unfassbarer Brutalität vor“, hieß es damals in den NDR-Nachrichten.

Auf dem Elbdeich protestierten einen Tag später 4.000 Menschen gegen die Polizeiübergriffe. Bei dieser Demo gelang dem Fotografen Günter Zint das berühmte Gegenlichtfoto von den Menschen auf dem Deich, das später immer wieder auf Plakaten und Flugblättern der Anti-AKW-Bewegung gedruckt wurde. Wir hatten die Räumung des Baugeländes am Vorabend in den Fernsehnachrichten gesehen und waren aus Neugier nach Brokdorf gefahren.

Obwohl die Polizei weiträumig Straßen absperrte, zogen zwei Wochen später, am 13. November, 40.000 durch die Wilstermarsch zum Bauplatz. Der Versuch einer erneuten Besetzung misslang. Polizisten und Grenzschützer verteidigten das Gelände, warfen Tränengaskartuschen aus tief fliegenden Hubschraubern in die Menge. Hunderte wurden verletzt.

Rebellion gegen das kapitalistische System

Waren die ersten großen Anti-AKW-Proteste im badischen Wyhl noch stark regional geprägt und zielten vorrangig auf den Schutz der eigenen Lebensumgebung ab, gelangte in Brokdorf die Auseinandersetzung um die Atomkraft auf eine grundsätzlichere Ebene: Sie entwickelte sich zu einer Rebellion gegen das kapitalistische System und gegen den „Atomstaat“. Weite Teile vor allem der städtischen und studentischen Bewegung verschmolzen die Ökologie- mit der Systemfrage.

Ende 1976 verfügte das Verwaltungsgericht Schleswig einen Baustopp für Brokdorf. „Richtersprüche machen Atomkraftwerke auch nicht sicherer“, hielt die Anti-Atom-Bewegung dagegen. Trotz beispielloser Hetze und dem Heraufbeschwören einer „Schlacht um Brokdorf“ in den Medien – die Bild fantasierte den von den „Chao­ten“ zu Propagandazwecken einkalkulierten Tod von Demonstranten herbei –, und trotz Versammlungsverbots fand am 19. Februar 1977 die bis dahin größte Demo gegen das AKW statt. 50.000 Menschen zogen Richtung Bauplatz – und kehrten nach einer Kundgebung an der ersten Polizeisperre wieder um. Die Massen folgten dem Kommunistischen Bund Westdeutschlands (KBW), der zum „Schleifen der Festung“ aufruft, nicht.

Richtersprüche machen Atomkraftwerke auch nicht sicherer, hielt die Anti-Atom-Bewegung dagegen

In den Kämpfen um Brokdorf entdeckten die damals starken „K-Gruppen“ ihre Liebe zur Anti-AKW-Bewegung. Sie sahen in den überall neu entstehenden und wachsenden Initiativen ein ideales Propaganda- und Rekrutierungsfeld. Manch hart gesottener K-Grüppler etwa aus dem KBW oder der Abspaltung „Gruppe Z“ des Kommunistischen Bunds (KB) hielt sich indes gar nicht lange in der Bewegung auf, sondern marschiert gleich weiter in die sich Ende der 1970er Jahre bildenden grünen und bunten Listen.

Am 28. Februar 1981 protestierten 100.000 in der Wilstermarsch gegen das Auslaufen des Baustopps. Ein gewaltiges Polizeiheer mit Hubschraubern und Wasserwerfern empfing die Demonstranten. Es folgten stundenlange Auseinandersetzungen, es gab zahlreiche Verletzte und Verhaftete. Wenige Tage später veröffentlichte der Stern ein Foto: Es zeigte drei AKW-Gegner, die einen Polizisten verprügeln. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes, zwei Männer wurden verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Radioaktive Wolke über halb Europa

Die juristische Auseinandersetzung um das Demo­verbot mündete im Mai 1985 im Brokdorf-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts. In seinem Urteil traf es weit reichende Aussagen zur Bedeutung der Versammlungsfreiheit, das Gericht erarbeitete Begriffe wie Eilversammlung und Spontanversammlung und betonte ausdrücklich, dass Bürokratie und Protest sich nicht gut vertragen und dass es „… seit jeher als Zeichen der Freiheit, Unabhängigkeit und Mündigkeit des selbstbewussten Bürgers galt, sich ungehindert und ohne besondere Erlaubnis mit anderen zu versammeln“.

Zehntausende machten sich am 7. Juni 1986 erneut auf dem Weg nach Brokdorf. Wenige Woche zuvor war Reaktor Nummer 4 im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl explodiert, eine radioaktive Wolke hatte sich über halb Europa ausgebreitet. Die Demo wurde von der Polizei zerschlagen. Den Hamburger Konvoi – acht Kilometer lang, mehr als 10.000 Leute – überfielen die Beamten schon auf dem Hinweg. Sie schlugen bei mehr als hundert Fahrzeugen die Scheiben ein, zerstachen die Reifen, brachen die Kofferräume auf oder schoben die Autos gleich ganz in den Graben. Die Straße bei Kleve glich einem Schrottplatz.

Am 7. Oktober 1986 ging das Atomkraftwerk Brokdorf in Betrieb, als Erstes in Europa seit Tschernobyl. Ausgerechnet Brokdorf! Es war, zumindest gefühlt, eine der schlimmsten Niederlagen der Anti-AKW-Bewegung. Manche Aktivisten resignierten, arrangierten sich mit dem Kraftwerk, wandten sich anderen politischen Themen zu oder zogen sich ins Privatleben zurück.

Karsten Hinrichsen macht weiter

Andere, wie der Meteorologe Karsten Hinrichsen, leisteten weiter Widerstand. Er hatte sich als wissenschaftlicher Beistand schon der Klägergruppe angeschlossen, die 1976 den vierjährigen Baustopp vor Gericht erzwang. Hinrichsen, der inzwischen in das Dorf Brokdorf gezogen war, klagte nach der Inbetriebnahme selbst, zog durch alle Instanzen – und verlor nach 13 Jahren schließlich vor dem Oberverwaltungsgericht Schleswig. Er empfindet es als persönliche und berufliche Niederlage, „dass man als Wissenschaftler mit sehr guten Argumenten in diesem Staat nicht Recht bekommt“.

Trotzdem machte Hinrichsen weiter. Er organisierte Mahnwachen, nach dem Fukushima-Unfall gründete er die Aktionsgruppe „Brokdorf Akut“ mit. Über die endgültige Abschaltung des AKWs Ende 2021 freut er sich, der Kampf ist aus seiner Sicht aber noch nicht vorbei. Gegen die beim Abriss des Meilers geplante „Freimessung“ radioaktiven Materials will er protestieren. Notfalls auch wieder vor Gericht.

Als wir zurück sind in Wewelsfleth, ist es längst dunkel. Nur im Nordwesten, wo das AKW von Scheinwerfern angestrahlt wird, leuchtet es hell hinterm Deich. In wenigen Tagen gehen die Lichter in Brokdorf für immer aus.

Der Autor war früher selbst in der Anti-AKW-Bewegung aktiv und begleitet sie seit vielen Jahren als Journalist.

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59 Kommentare

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  • Was dem deutschen Stromkunden blüht angesichts der Einstellung einer grundlastfähigen wetterunabhängigen Versorgung, kann man aktuell bei den Stadtwerken Düren eindrucksvoll begutachten. Dort kostet die KwH Strom für Neukunden in der Grundversorgung seit dem 22.12.2021 sagenhafte 99,75 Cent.

  • Zum Nachschlagen insbesondere für jene, die Nuklearenergie als "Übergangslösung in Betracht ziehen, eine Auflistung und Ausführung von 100 Gründen samt Quellennachweisen, warum Nuklearenergie u.a. teuer, verseuchend und gefährlich ist:



    www.100-gute-gruende.de/gruende/

  • 4G
    47823 (Profil gelöscht)

    Japan baut gerade 8 neue Kohlekraftwerke. Plus 30 Millionen Tonnen Kohlendioxid p.a.

    Zum Vergleich: die vielgeschmähte deutsche Landwitschaft emititiert etwa 63 Millionen Tonnen CO2 p.a.

  • Hallo Manfred,



    schon gelesen, Frankreich muss 1/4 seiner Reaktoren abschalten.



    In der Schweiz geht der Strompreis durch die Decke.



    Und im Sommer bzw. Winter, wenig Wasser und schon ist dein schönes AKW aus.



    Ich hoffe das dein Smart eine Kurbel zum aufladen hat.



    10 Jahre noch und die AKW´s in Frankreich stehen nahezu alle still.



    (Sind dann nahezu aufgebraucht)



    Und der Bau neuer AKW ist zu teuer, unbezahlbar. Schau dir mal den EINEN AKW Neubau in Frankreich an. Hätte vor 10 Jahren fertig sein sollen.

  • Ich war auch lange Zeit entschiedener Kernkraftgegner. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher. Das AKW Brokdorf läuft halt auch morgens um sieben bei Dunkelheit, Nebel und Windstille, wenn 80 Millionen Deutsche aufstehen, sich heiß duschen, Licht anmachen, Kaffee und Eier kochen, die Wärmepumpen aufdrehen, anschließend Zehntausende von S-, U- und Straßenbahnen losfahren und die Rechner in den Büros angeschmissen werden. Künftig kommen noch Millionen von E-Autos dazu. Da muss der Strom halt einfach da sein.



    Der Anteil der EE fällt teilweise unter 20%, Speichertechnologien, um Tage, Wochen oder gar Monate mit wenig EE zu überbrücken, liegen technologisch in weiter Ferne. Ein einziges AKW spart pro Tag etwa 24 Millionen kg CO2 ein, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Und neue, weitaus weniger riskante und kleinere Reaktoren in Serienfertigung könnten die Kostenrechnung plötzlich ganz anders aussehen lassen.



    Ich lebe in Frankreich, fahre einen E-Smart, den ich ab Mitternacht mit Nuklearstrom auflade - weitgehend CO2-neutral...

    • @Manfred Gahr:

      Kleinere Reaktoren bedeuten auch deutlich weniger Sicherheit.

      Abgesehen davon rentiert sich Kernkraft heutzutage nur noch bei massiven staatlichen Subventionen. Ansonsten ist der Strom einfach zu teuer!

      Dazu kommt das nach wie vor ungelöste Problem der Endlagerung, plus bei konventionellen Reaktortypen dass es eben mal PUFF macht und dann ist ein Landstrich der Größe Rheinland-Pfalz für Jahrzehnte hin unbewohnbar.

      • @Herbert Eisenbeiß:

        "Abgesehen davon rentiert sich Kernkraft heutzutage nur noch bei massiven staatlichen Subventionen. Ansonsten ist der Strom einfach zu teuer!"



        Das war noch nie anders. Auch der Einstieg in die Atomenergie gelang nur indem dieser den Konzernen die eigentlich bei der Kohleverstromung bleiben wollten die Nukleartechnik mit riesigen Subventionen schmackhaft gemacht wurde.

    • @Manfred Gahr:

      "Ein einziges AKW spart pro Tag etwa 24 Millionen kg CO2 ein, wenn ich mich nicht verrechnet habe."

      Die CO2-Kosten eines Kraftwerks berechnen sich über die gesamte Zeit von Baubeginn bis der letzte Abfall sicher entsorgt ist. Auch die Ruine des Thoriumreaktors in Hamm-Uentrop wird noch erheblich CO2 "produzieren", sobald man dann endlich mal geklärt hat, wie sie abgebaut wird. Der Abbau soll ab Ende der 2020er erfolgen, sich über 20 Jahre hinziehen, und wird voraussichtlich über 2 Milliarden Euro kosten. Davon trägt der Betreiber gut 40 Millionen, den Rest zahlen wir alle.

      Und Verbrauchsspitzen kann man mit AKWs wegen der langsamen Regelbarkeit schlechter ausgleichen als mit jeder anderen fossilen Energiegewinnung.

      AKWs sind die Lieblingkrafterweke des Spätkapitalismus, denn sie passen haargenau in seinen Trend, Gewinne zu privatisieren, Verluste zu sozialisieren, und Verbindlichkeiten kommenden Generationen aufzubürden.

      Und zum Thema Energiespeicher: LED-Beleuchtungen wurden erst in massentauglicher Form entwickelt, als Glühlampentechnologie zum Abschuss freigegeben wurde. Theoretisch kann man zB jedes Umspannwerk mit Schwungradspeichern oder Akkus ausstatten; solange aber die Nukleartechnologie weiter subventioniert wird, wird das eher nicht passieren, denn Speichertechnologien existieren zwar, aber eben noch nicht in einer Form die *massenhaft* zum Einsatz kommt. Denn kein kapitalistisches Unternehmen wird in eine ungewisse Zukunft investieren, solange man aus dem status quo auch nur einen einzigen Cent herauspressen kann.

      • @Ajuga:

        "Theoretisch kann man zB jedes Umspannwerk mit Schwungradspeichern oder Akkus ausstatten..."



        Muhahaha, und damit speichern Sie dann den Solarstrom vom Sommer für die Wärmepumpen im Winter??? Rechnen Sie bitte mal überschlägig aus, was dann die gespeichete Kilowattstunde kostet.



        Beispiel Solarwasserstoff/Rückverstromung: Gesamtwirkungsgrad ca. 25 % -> Vervierfachung der Stromgestehungskosten, Investitionen und deren Amortisierung nicht eingerechnet.



        Beispiel Akku: Investitionskosten ca.100 Euro/kWh Kapazität (Bleiakku) bis 500 Euro/kWh (LiFePO4). 20 Tage Dunkelflaute -> max. 5 % Zyklentiefe/Tag -> max. 18,25 Vollzyklen/Jahr. Angenommene Lebensdauer 20 Jahre -> max. 365 Vollzyklen/Akku. Ergibt Speicherkosten von 0,27 Euro/kWh (Bleiakku) bis 1,37 Euro/kWh (LiFePO4).



        BTW: Speichertechnologien gibt es massenhaft, seit es Strom gibt. Edisons Gleichstromnetze wurden mit Bleiakkus gepuffert, wenig später kamen Pumpspeicherwerke auf. Akkus stehen massenhaft in Notstromversorgungen, in Krankenhäusern, in AKWs, in USVs, etc. Sie wurden seit 1985 (als ich mit Photovoltaik anfing) nicht billiger. Skaleneffekte sind nur in begrenztem Umfang zu erwarten (allenfalls geht LiPO4 auf das Niveau von Blei herunter).

  • "Das Licht geht aus"



    Ach, man muss das doch nicht so eng sehen. Atomstrom für die E-Autos und die Wärmepumpenheizungen kann man ja auch importieren. "Versorgungssicherheit kann inzwischen nicht mehr national, sondern muss im europäischen Kontext gedacht werden" [1].



    Und damit den AKWs in den Nachbarländern das angereicherte Uran nicht ausgeht, haben wir ja noch Gronau [2].



    [1] annalena-baerbock....etze-und-speicher/



    [2] de.wikipedia.org/w...rungsanlage_Gronau

    • @sollndas:

      Offenbar gibt es da einige Vorannahmen und gesetzte Standards. Es müssen ja bspw. keine E-Autos, Biofuels für Kreuzfahrtschiffe und Flugzeuge sein und die Industrie könnte auch Vorgaben bekommen und so könnte mensch viel Energie einsparen. Welche Veränderungen unternommen werden, gehen Fragen von Einsicht, Willen und Macht vorraus. Mensch könnte auch Wirtschaft und Energiezuteilung demokratisieren ...

      • @Uranus:

        "Offenbar gibt es da einige Vorannahmen und gesetzte Standards."



        Ja, gibt es. Von wem werden denn E-Autos und Wärmepumpen propagiert? Die noch weniger zu erneuerbaren Energien passen als AKWs? Weil sie Lastpeaks ausgerechnet zu Tages- und Jahreszeiten verursachen, an denen ausgerechnet am wenigsten Ökostrom zur Verfügung steht?



        "...und so könnte mensch viel Energie einsparen."



        Ja, könnte. Ich verfolge das seit Jahrzehnten, und was sehe ich? Nahezu kein Elektrogerät hat mehr einen echten Netzschalter, alles ist auf Standby. Die Telekom legt ihr POTS lahm (das grundsätzlich keinen Standby-Verbrauch benötigt) und zwingt mich dazu, mit meinem Router Erdkabel zu beheizen. Autos werden dicker und schwerer und fressen die Anstrengungen der Motorenentwickler wieder auf, E-Autos verschieben Emissionen von der Straße in die Lausitz. Tagfahrlicht wird Mode, Servolenkung und Klimaanlagen Standard. Nur ein paar Beispiele...

        • @sollndas:

          Naja , AKWs sind ebenso ungeeignet, da nicht flexibel (sondern Grundlast).



          Sicher. Da gäbe es viel zu verändern - auch an Produktvorgaben (bspw. Verpflichtung der Industrie und Handel für Garantie, günstigen Reparaturen, Recycling). Andererseits sind ihre Beispiele zu gering angesetzt. Meiner Ansicht nach ginge es nicht bloß um "Tagfahrlicht..., Servolenkung und Klimaanlagen" sondern grundsätzlicher um den großen Ausmaß von Ressourcen und Energieverbrauch von Industrie und deren Produkten - wie bspw. (darüber diskutierten wir ja bereits mal, wenn ich mich recht entsinne). Wäre in der Vergangenheit mehr unternommen worden, müsste jetzt nicht schneller und radikaler gehandelt werden. Ist leider nicht passiert. Weswegen meine Hoffnung, dass jetzt mehr passiert, nicht groß ist. Die vielen positiven Entwicklungen (vegan leben, Radfahren, nichtfliegen usw.), die in letzten Jahren zu beobachten gewesen sind, sind zu gering und die Verbreitung zu langsam.

    • @sollndas:

      Zur Versorgungssicherheit:

      Damit ist gemeint, dass wir günstige Windenergie aus dem Ausland beziehen können, während bei uns gerade Flaute ist, statt unmittelbar z. B. den teureren Wasserstoff oder Biogas zu verstromen. Bei Spitzenzeiten umgekehrt, und der Rest fließt z. B. in Wasserstoff oder andere Speicher, wie im Kontext zu lesen ist.

      Das ist schon was anderes, als ganze Landstriche im Hochofen zu verfeuern, ich gebe es zu.

      • 8G
        86548 (Profil gelöscht)
        @What would The Doctor do?:

        Warum sollte uns das Ausland irgendetwas günstig geben? Die wissen doch ganz genau, dass unsere Stromversorgung auf Kante genäht ist.

    • @sollndas:

      Na bitte. Das ist genau die Vision, die den Lösungsweg unserer Probleme und die Zukunft beschreibt, klar auf den Punkt gebracht und basierend auf wissenschaftlichen und technischen Fakten. Danke dafür!

      Gronau ist ein Unding, das kriegen wir auch noch stillgelegt, Sie werden sehen. Das umfassendere und vordringliche Anliegen ist jedoch, die Atommächte in Abrüstungsrunden und eine neue Entspannungspolitik einzubeziehen. Die Konflikte müssen zu allseitiger Zufriedenheit nachhaltig gelöst werden. Es gibt nur Gewinner oder nur Verlierer.

      • @What would The Doctor do?:

        "Das ist genau die Vision, die den Lösungsweg unserer Probleme und die Zukunft beschreibt..."



        Das ist genau die Vision von dem Weg in die Sackgasse, an deren Ende Atomkraftwerke stehen. Nicht unbedingt in D, aber z.B. in der Ukraine [1].



        Auch ich würde mich gerne darüber freuen, dass Brokdorf stillgelegt wird. Seit 1986 zahle ich keine Stromrechnung mehr, dank solarautarker Stromversorgung. Dank mehrerer kleinerer Windparkbeteiligungen haben meine Frau und ich seit Jahrzehnten eine negative CO2-Bilanz.



        Aber so, wie die "Energiewende" z.Z. angegangen wird, sehe ich in energetischer, finanzieller, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht schwarz bis olivgrün.



        [1] taz.de/Neue-Atomre...-Ukraine/!5817755/

  • Eine traurige Kapitulation vor der Technik- und Fortschrittsfeindlichkeit der Deutschen, die schon immer vor allem den fossilen Erzeugern in die Hände gespielt hat. Diese Angstmache, die jetzt auch noch gefeiert wird, steht in einer Linie mit der Angst vor Gentechnik und Impfskepsis. Statt Kohlekraftwerke abzuschalten, ersetzen wir eine CO2-arme Erzeugungsart durch die andere und für das Klima ist's ein Nullsummenspiel. Dass man damit immerhin dem "kapitalistischen System" eins ausgewischt hätte, stimmt auch nicht, weil die gleichen Konzerne dann eben die fossile Erzeugung hochgefahren haben oder Solarfelder und Windparks betreiben.

    • @grüzi:

      Der Atomstrom hat 3 unlösbare Probleme die für sich alleine ein Knockout Kriterium sein sollten.

      1: er ist extrem unrentabel. EXTREM



      Der einzige Grund warum damit Geld verdient wird ist das die Kosten von der Allgemeinheit getragen werden. Aber wir leben ja im Kommunismus, oh warte..

      2: Es wird Unfölle geben, das hat die Vergangenheit gezeigt. Es gibt keine Versicherung, die bereit oder fähig ist den Schaden abzusichern und kein Atomkraftwerk, das die nötige Police bezahlen könnte.

      3: Es gibt keine Lösung für den Atommüll, kein ausreichend sicheres Endlager. Es gibt Versuche den Müll durch Behandlung schneller zerfallen zu lassen aber die Verfahren sind sehr kostspielig und bergen andere Risiken.

      4: Atomkraftwerke sind unflexibel und produzieren selbst dann gleich viel Strom wenn für die Produktion von Strom nicht Geld sondern Strafe gezahlt wird. Somit sind Atomkraftwerke nicht geeignet Flauten zu füllen, weil weder Produktionsspitzen noch nennenswerte Reduktion möglich sind.

    • @grüzi:

      "Sans nucléaire civil, pas de nucléaire militaire, et sans nucléaire militaire, pas de nucléaire civile." (Emmanuel Macron)

      Das ist, was die haupt- oder ehrenamtlichen Nuklearlobbyisten stets verschweigen: es ist eine dual-use-Technologie, und wird das immer blleiben.

      Wer "Ja zu AKW" sagt, sagt automatisch "Ja zu Atomwaffen". Die Produktionswege sind einfach nicht trennbar.

      Aber selbst wenn das nicht so wäre: Nuklearenergie hat den größten positiven Skaleneffekt aller gängiger Methoden, Energie bereitzustellen. Eine dezentrale, und damit gegen Nazturkatastrophen resiliente sowie potentiell nicht- oder weniger kapitalistische Energieversorgung ist mit AKW einfach völlig unmöglich.

      Großkraftewerke sind in Zeiten zunehmender Extremwetterereignisse, die alles Planbare übersteigen, eine Garantie für großflächigen Zusammenbruch der Energieversorgung.

    • @grüzi:

      Irrtum! Die AKWs von einst – 1998 noch 19 von im Laufe der Zeit 37 Meilern – sind schon lange ersetzt worden, weit überkompensiert durch Erneuerbare Energien. Schon sehr lange. Und JETZT müssen wir auch aus der Kohle raus, aus Erdöl und Gas und der damit verbundenen wirtschaftlichen ABHÄNGIGKEIT von Rohstofflieferungen.

      Dass wir aus der Kohle-Verstromung aussteigen müssen und wollen ist doch auch schon sehr lange klar. Zumindest der Wissenschaft. Tatsächlich ist leider rein gar nichts Produktives mehr passiert, seitdem die Grünen abgesetzt waren und stattdessen die Schwarzen am (Brems-)Hebel.

      Schon gar nicht, dass man an so was wie autarke Regionen und Gemeinden auch nur hätte denken dürfen. Bürgerinteressen Totalausfall. Nur ein paar Konzerne sollen fett absahnen und die Menschen in Abhängigkeit halten dürfen. Es waren wahrhaft finstere Zeiten. Gott sei dank vorbei!

      Doch jetzt müssen wir wirklich alle gemeinsam unser Kapital in die Erneuerbaren Energien stecken, für dauerhafte Versorgungssicherheit mit billigem Strom, wirtschaftliche Prosperität und Unabhängigkeit von fossilen Rohstofflieferungen und um die Erderwärmung zu stoppen. Also vor allem Anderen Emissionen dezimieren.

      Falls wir das nicht doch hinkriegen würden, brauchen sich die Menschen auf ihre Vernunft- und Weisheitsbegabung und ihre Herzensgüte nichts mehr einzubilden. Unsere Nachfahren werden sich wünschen, eine Zeitmaschine zu haben und zurückzureisen, um uns persönlich den Hals umzudrehen. Drastisch formuliert.

      Wir kriegen's aber hin!

  • Wie war das eigentlich gemeint mit dem TAZ-Beitrag: taz.de/Atomstrom-f...troautos/!5815864/ ?



    Nach den ersten 2 Sätzen musste ich mir erstmal die Brille putzen: Ein Beitrag in der TAZ, in dem die Atomkraft nicht 100% negativ bewertet wird?! Wird darin behutsam ein Kurswechsel in die Gegenrichtung angedeutet?

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @Pfanni:

      Natürlich nicht. Solange die Franzosen ihre akw laufen lassen und die Polen ihre kohle, können wir Windräder (nicht) bauen. Es wird nur richtig teuer werden.

      • @86548 (Profil gelöscht):

        Frankreich steht vor einer riesiegen Versorgungslücke weil man dort den Umstieg auf Erneuerbare schlicht verschlafen hat. Als akute Gegenmaßnahme hat man dort bereits die Laufzeit der angejahrten Reaktoren von 40 auf 50 Jahre verlängert und selbst wenn die von Macron angekündigten neuen Reaktoren gebaut werden sollten wird das so lange dauern, dass trotzdem längere Lücken in der Versorgung auftreten werden, es sei denn man verlängert die Laufzeiten abermals. Gleichzeitig spricht wenig für die Annahme, dass die Neubaupläne in einem über den militärischen Bedarf hinausgehenden Umfang tatsächlich auch umgesetzt werden weil es sich ganz einfach nicht rechnet.



        Und Polen hat sich auch auf die 1,5° Grenze des Pariser Klimaschutzabkommens verpflichtet und kann schon allein deshalb nicht endlos weiter auf Kohle setzen.

        • @Ingo Bernable:

          Frankreich steht wirklich mächtig auf dem Schlauch, nachdem sich der Hoffnungsträger EPR als Fehlkonstruktion, die nicht dauerhaft sicher betrieben werden kann herausgestellt hat (was der Hersteller seit über 10 Jahren wusste, aber all die Zeit vertuscht hat, und als es aufflog zunächst auf den Brennelementehersteller abzuschieben versuchte). Und die abgespeckte Version, deren Reaktorkammer nicht bei Betriebslast vibriert und die Brennelemente nach und nach zerstört, wegen der beim Abspecken unvermeidbaren Sicherheitsmämgel keine EU-Zulassung bekommt.

          Selbst der "militärisch-industrielle Komplex" ist selten bis nie in der Lage, Designfehler in Waffensystemen 10 Jahre und mehr zu vertuschen. Das schafft allein die Nuklearindustrie - und mafiöser sein als die Rüstungsmafia, DAS muss man auch erst mal schaffen...

        • 8G
          86548 (Profil gelöscht)
          @Ingo Bernable:

          Das mag alles sein. Nur wo soll der Strom herkommen, den Deutschland braucht. Sonne und Wind? Naiv.

          • @86548 (Profil gelöscht):

            Naiv ist es zu glauben man könnte einfach so mit fossilen und nuklearen Energieträgern weitermachen ohne für deren mittelfristige Folgen einen zu hohen Preis zahlen zu müssen.

  • 7G
    7363 (Profil gelöscht)

    Leider werden wir (in aktuellen Realität) AKWs brauchen um Klimaziele zu erreichen.

    • @7363 (Profil gelöscht):

      Es gibt wirklich nichts, was für Atomkraft spräche, oder sie gar rechtfertigen könnte. Es sei denn, man ist Atommacht wie Frankreich und "braucht" das Plutonium für seine Mehrfachsprengköpfe. Hab noch nicht EIN Argument gehört, das irgendwie mal bedenkenswert wäre. Dieser angebliche, aktuelle "Hype" ist reine Schaumschlägerei. Und wenn die Bläschen alle geplatzt sind, sieht man wieder klar.

      Die Argumente sind so dürftig, dass ich mal selbst eins anbringen will:

      Wir brauchen Kernenergie für interplanetare und interstellare Raumsonden.

      • 8G
        86548 (Profil gelöscht)
        @What would The Doctor do?:

        Hier ein Argument für Sie: AKW erzeugen Strom. Momentan noch etwa 12 % des deutschen Strommixes. Das ersetzen wir nächstes Jahr durch Windräder, gegen die fast immer Anwohner klagen werden.

        • @86548 (Profil gelöscht):

          Für Kohlestrom war es jahrzehntelang allgemein übliche Praxis ganze Ortschaften umzusiedeln, aber WKA die einige tausend Haushalte mit Strom versorgen können werden regelmäßig durch eine Handvoll Anwohner*innen oder ein Haus in Einzellager verhindert. Hätten für die fossilen Energien die gleichen Regelungen gegolten gäbe es bis heute keinen einzigen Tagebau im Land.



          Entsprechend sollte man auch beim Ausbau der Erneuerbaren dazu übergehen das Allgemeinwohl stärker zu gewichten als Partikularinteressen die allzu oft ein primär ästhetisches Problem mit den Windrädern haben.

        • @86548 (Profil gelöscht):

          Nicht, wenn sie am wirtschaftlichen Ertrag beteiligt werden und die Stromkosten sinken. Stromgestehungskosten Onshore Wind 4-8 ct/kWh. de.wikipedia.org/w...omgestehungskosten

          Baufällige Risiko-Reaktoren noch ein paar Jahre weiter betreiben ist keine Lösung. Seit zehn Jahren kennen wir das Datum ihrer Stilllegung. Die EE, sie zu ersetzen, sind längst installiert. Das darüber hinaus die letzten Jahre Stillstand herrschte, kann nicht als Argument dafür herhalten, nun marode Meiler weiterzubetreiben.

          Der Ausgangspunkt, endlich Nägel mit Köpfen zu machen, ist der aktuelle Energiemix o h n e die Kernkraft.



          Nettoexport 2018: 49 TWh

          6 AKWs: 8,1 GW (71 TWh), entspricht 5.040 5 MW-Anlagen bei 30 % Auslastung.

          Platzbedarf (2 Anlagen/ha): 25,2 km² (nahezu unversiegelt)

          2 % der Landesfläche: 7152 km²

          de.wikipedia.org/w...and#Kernkraftwerke de.wikipedia.org/w...Stromhandelsbilanz

        • @86548 (Profil gelöscht):

          Solange die Energiewende-Verzögerungsgesetze der Groko gelten, vielleicht.

  • In genau einem Jahr wird gefeiert - dann geht das letzte AKW Deutschlands von Netz - und Atomkraft ist in unserem Land für immer Geschichte. Ein großer Sieg für die Zivilgesellschaft gegen Kapitalinteressen und den Lobbyismus der Atomindustrie. Bald drei Generationen Widerstand haben es geschafft sich endlich durchzusetzen - das ist es was es kostet die Macht mürbe zu machen und am Ende zu besiegen - ein langer Atem, über die eigene Generation hinaus.

    Was jetzt folgen muss ist der konsequente und massiv beschleunigte Ausbau der EE. Denn eines wahr: Wer a sagt muss auch b sagen.

    Man kann nicht beim Protest stehen bleiben, jetzt muss positiv (mit) gestaltet werden.

    • @hup:

      Diese drei Generationen haben sich mit ihrem "Zivilgesellschaft gegen Kapitalinteressen"-Kitsch den falschen Gegner ausgesucht. Gas- und Erneuerbare passen in ihrer Finanzierung viel besser in ein neokapitalistisches Wirtschaftssystem. Kurze Laufzeit, schnelle Rendite, geringere Investitionshöhe. Ich hab nie verstanden, warum Atomkraft nicht als linke Energieform begriffen wurde, wo Atomkraftwerke doch besonders in Ländern mit starkem Staat und wenig Privatisierung im Energiesektor erfolgreich waren und wo dann auch die ganze Gesellschaft von den Erlösen profitierte.

      • @grüzi:

        Wo bitte war das, wo die Atomlobby ihre Profite angeblich verteilt hat? Das stimmt ja noch nicht mal in der Sowjetunion.

        Richtig ist aber, dass eher autoritäre Staaten Atomkraft lieben - noch ein Grund die ganze Industrie runterzufahren. Ohne den globalen Kreislauf und seine Skaleneffekte lohnt sich das für die wenigen restlichen Betreiber ebenfalls immer weniger.



        So wird mit dem Atomausstieg auch noch der Demokratie geholfen.

      • @grüzi:

        Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass "links" nicht deckungsgleich ist mit "zentralisierter Plan- und Kommandowirtschaft".

    • @hup:

      Dieser Sieg der Öl- und Gaslobby ist wohl kaum ein Sieg "für die Zivilgesellschaft gegen Kapitalinteressen". Vor allem ist es ein Sieg esoterischer Ökos als Spielball ebenjener Kapitalinteressen gegen einen sauberen, klimasicheren Planeten mit fortexistierenden Ökosystemen. Er zeigt: Ideologie und guter Wille allein reichen nicht.

      • @BazaarOvBirds:

        Wo sehen sie im Ausbau der EE einen „Sieg der Öl- und Gaslobby“? Das ist lediglich ihre Unterstellung - und sie ist schlicht nicht haltbar. Das Gegenteil ist richtig: die Öl- und Gaslobby ist völlig kompatibel mit der Atomlobby - die Stromkonzerne sahen darin nie einen Gegensatz. Der Feind war immer die EE, da dezentral und Kooperations- und Mittelstandsorientiert. Sie war der gemeinsame Feind der Großkonzernstruktur sowohl der fossilen Großkonzerne als auch der Atomlobby.

        Wem wollen sie hier ihren durchschaubaren Spin verkaufen?

    • @hup:

      Sie sprechen mir wahrlich aus der Seele! Vielen Dank!

  • Klar, wer will schon grünen Strom. Danke für gar nix.

    • @BazaarOvBirds:

      Ihr sogenannter "grüner Strom" sorgt für exorbitante Malariainfektionsraten in Arlit - einer Stadt mitten in der Sahara, in der jeder Tropfen Wasser aus Tiefbrunnen hochgepunpt und in Kanistern importiert werden muss (en.wikipedia.org/w..._street_scene.jpg), und wo so ziemlich kein Mensch seit 5.000 Jahren auch nur eine einzige Malariamücke gesehen hat. Die brauchen nämlich stehendes Wasser zum Überleben, und das findet man in Dutzenden km Umkreis nicht.

      Die ewigen Querulanten behaupten ganz dreist "es ist gar nicht Malaria, es ist Strahlenkrankheit". Unabhängig überprüfen kann man das aber nicht, denn das würde voraussetzen, dass es medizinisches Fachpersonal in Arlit und Umgebung gäbe, das nicht von Areva bezahlt wird.



      Gibts aber nicht.

      africanarguments.o...anium-arlit-areva/

      • @Ajuga:

        Ah, die Horror-Anekdote. Da liegt wohl wirklich was im Argen. Ist es aber repräsentativ für Orte der Erzeugung desselben Stromes oder hat irgendwas damit zu tun, wie grün der Strom ist? Nein.

  • Man könnte auch feststellen: alles umsonst gewesen. Das Ende des AKW war eine eiskalte politische Entscheidung einer konservativen Kanzlerin. Unbeeinflusst durch irgendeine Mahnwache oder Demonstration.



    Aber das würde vermutlich nicht in die Geschichte passen.

    • @schwarzwaldtib:

      Anti-Pershings Menschenketten, um mal ne Parallele in der jüngeren Geschichte anzusprechen, haben auch nicht die Pershings und SS20 abgeschoben. Es war letztlich der Schmidtsche Doppelbeschluss. Aber Dagegensein war dennoch richtig, auch aus heutiger Sicht, und das nicht nur, um sich die eigene Politnostalgie nich kaputtzumachen: Der Doppelbeschluss war Power-Poker gegen eine bedrohliche Diktatur, ja, (und die Gerüchte, die Sowjets seien am "Totrüsten" eingegangen sind wenn nicht überprüfbar, so recht plausibel) , aber Pershings waren eben auch ein geistegestörtes Vabanque-Spiel. Bewegung is also notwendig, und nicht einfach Politromantizismus. "Passt" also zu Recht in die Geschichte.

    • @schwarzwaldtib:

      Und auch nicht stimmen - die Kanzlerin liess nur abschalten, weil im Volk keine Mehrheit mehr für Atomstrom zu organisieren war. Und das ist der Anti-AKW-Bewegung zu verdanken. Letztlich haben sich sogar die Konservativen und die Kanzlerin dem Volkswillen beugen müssen - Demokratie eben, und ein langer Atem.

      Dass die Atomkraft sich auch wirtschaftlich erledigt hat, hat geholfen - das Ende an sich ging aber nicht von den Konservativen aus.

      Aber so oder so: Atomstrom hat keine Zukunft, auch nicht unter dem gestrickten Propagandaschirm angeblicher Klimaneutralität.

      In genau einem Jahr ist Schluss mit dem Rotz in D.

      Der Champagner ist bestellt.

    • @schwarzwaldtib:

      … ach, das muss man nicht so eng sehen. Opa erzählt vom Krieg. Das funktioniert als Heldengeschichte natürlich am besten … und gehört ja auch irgendwie dazu.

    • @schwarzwaldtib:

      Was aber war es was die "eiskalte politische Entscheidung einer konservativen Kanzlerin" motivierte wenn nicht der nach dem Austieg aus dem Austieg schon breite und dann nach dem dreifachen Super-GAU von Fukushima eskalierende Druck aus der Bevölkerung? Meiner Einschätzung nach spricht wenig für die Annahme, dass Merkel ihre ursprüngliche Entscheidung revidiert hätte wenn es keine Demonstrationen, Mahnwachen und Proteste gegeben hätte.

      • @Ingo Bernable:

        @schwarzwaldtib: "Unbeeinflusst durch irgendeine Mahnwache oder Demonstration."

        Da lachen ja die Hühner! 2011 gab es die zweitgrößten Demos, die ich je gesehen hatte.

        Nur überboten von den Millionen, die sich 2005 gegen Hartz IV versammelten.

        Der Kanzlerin lief es eiskalt den Rücken runter, als sie die verblendeten Positionen ihres Wahlvereins abräumte. Zuvor noch im einer korrupten Nacht-und-Nebel-Aktion den Atomausstieg negiert, plötzlich war der "parteiübergreifende Konsens" wichtig. Aalglatt trifft es besser!

        Aber man hat wieder gepfuscht, wodurch Energiekonzerne viele Mrd. Entschädigung einklagen konnten. Einfach so, für NIX! Und die falschen Maßstäbe, die blieben. (z. B. EE-Ausbau blockiert, wo's nur ging. Bürgereigene Selbstversorgung, geht's noch?)

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    In fünf Jahren fährt das Ding wieder hoch

    • @86548 (Profil gelöscht):

      Leider nicht möglich auch wenn Deutschland sich den riesigen Fehler Atomausstieg eingestehen würde.

    • @86548 (Profil gelöscht):

      In fünf Jahren hätte man das AKW Brokdorf auch ohne Atomausstieg abgeschaltet weil dann die Betriebsdauer für die der Reaktor ausgelegt war überschritten wäre. Hinzu kommt, dass der Reaktor seit einer 2006 genehmigten thermischen Leistungserhöhrung für den Einsatz von MOX-Brennelementen die neben Uran auch Plutonium enthalten bereits etliche Jahre mit einer größeren Belastung als ursprünglich geplant läuft. Und selbst wenn man Atomenergie grundsätzlich befürwortet, sollte einsichtig sein, dass es eher keine gute Idee sein dürfte für die alte Handwerker*innen-Weisheit "Nach fest kommt ab." an einem Reaktor mit dann 50 Jahre alter Technik die Probe aufs Exempel zu machen.

  • Ab jetzt kommt der Strom aus der Steckdose.

    • @Frank Stippel:

      Dann haben die Stadtwerke die Plombe jetzt entfernt? Dann darf ich Sie willkommen heißen im Club der Elektrifizierten! Im Winter im Dunkeln sitzen muss auch sehr trostlos sein.

    • @Frank Stippel:

      Interessante Steckdose haben Sie ... :-)

    • @Frank Stippel:

      Wo soll er sonst herkommen? *In* die Steckdose kommt er zukünftig durch EE.

  • Wenn ich diesen Artikel lese werde ich wieder jung.....vergesse den Ischiasnerv...., sehe uns "Revolutionäre" wieder durch die Kälte stapfen....



    Aber erinnere mich auch an die Scheissangst die ich hatte und das erlösende Gefühl, wenn es nach Hause ging. Und unser Auto hatte noch alle Scheiben.



    Die damalige Brutalität vermisse ich nicht!



    Dass die Proteste eher links waren und esoterische Narzissten nur geduldet mitliefen, das zaubert aber noch ein Lächeln in meine Falten.... Es war nicht alles schlecht damals ;-)

  • Das AKW Brokdorf Geschichte? Was für eine gute Nachricht! Meine erste Demo als Jugendlicher führte nach Brokdorf. Hubschrauber nur zwei Meter über unseren Köpfen, Tränengas auf friedliche Demonstrant:innen haben mein Verhältnis zum Staat lange geprägt.

  • Na, das ist doch mal eine positive Nachricht! Ich freue mich mit den Aktivistis der Anti-AKW-Bewegung. Danke für die Einblicke und Rückblick, Reimar Paul!