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Mehr Radikalität bei KlimaprotestenSeid Sand im Getriebe!

Gastkommentar von Carola Rackete und Momo

Um das Klima zu retten, reichen Appelle nicht. Deshalb muss Fridays for Future radikaler werden. Eine Antwort auf Luisa Neubauer und Carla Reemtsma.

An einem Strang: Luisa Neubauer und andere KlimaaktivistInnen im August in Lützerath (NRW) Foto: David Young/dpa

G emeinsam radikal die Verantwortung übernehmen, so endet der Text von Luisa Neubauer und Carla Reemtsma von Fridays for Future zum IPCC-Bericht in der taz vom 9. August. Der Titel lautete „1,5 Grad sind möglich“. Das klingt erst mal gut, doch was genau heißt das? Nach drei Jahren Streik fehlen vor allem konkrete Veränderungen. Nicht durch freundliche Appelle, sondern durch direkte Aktion bauen wir den notwendigen politischen Druck auf, um das zerstörerische Nichtstun endlich zu beenden.

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Klar, ihr ruft zum 24. 9. die gesamte Gesellschaft zu einem weiteren globalen Streik auf. Allerdings gab es schon ein paar solcher Streiks. Sie zwingen die Verantwortlichen nicht zum Handeln. Natürlich wurdet ihr Fridays öffentlichkeitswirksam in jede Fernsehshow und zu Gesprächen mit Spit­zen­po­li­ti­ke­r*in­nen eingeladen. Man dankt euch viel für euer Engagement.

Zugegeben, ihr habt in der Zivilgesellschaft viele Menschen erreicht, und darauf könnt ihr stolz sein. Dennoch sind für 2021 wieder steigende CO2-Emissionen prognostiziert und eure Streiks sind mittlerweile kaum mehr als eine symbolische Mahnwache, die keinerlei Druck erzeugt.

Sicher, ihr ruft auch zum Wählen am 26. 9. auf. Natürlich sind Mehrheiten im Bundestag wichtig. Wir werden in Deutschland vermutlich bald eine Koalition haben, die sich mit Mühe auf einen Kohleausstieg 2034 einigen kann. Das reicht bei Weitem nicht für das Einhalten des 1,5-Grad- Ziels und erst recht nicht für Klimagerechtigkeit. Was ist also unser strategischer Plan, diesen Druck auszuüben?

Die Reaktion muss sein dem parteipolitischen Nichthandeln, dem Status quo, unsere Unterstützung zu entziehen, anstatt ihn durch Appelle doch endlich zu handeln, weiter zu legitimieren. Es müssen sich, wie ihr in der taz schreibt, „Gott und die Welt in Bewegung setzen“.

Wir brauchen direkte Aktionen

Aber sich in Bewegung zu setzen fängt bei euch, Fridays, und eurer Bewegung an. Statt weiter stur die Taktik des mittlerweile symbolischen Protests zu verfolgen, solltet ihr ehrlich reflektieren, was dadurch (nicht) erreicht wird, und euch von dieser lähmenden Taktik lösen. Ihr habt die Reichweite und die Verantwortung, direkte Aktion nicht nur in Worten zu unterstützen, sondern selbst umzusetzen und damit den Handlungsdruck massiv zu erhöhen.

Das große Verdienst von Fridays for Future ist es, die Dramatik der Klimakatastrophe in das Bewusstsein sehr vieler Gesellschaftsteile getragen zu haben. Weil die ökologischen Krisen ihre Ursache in sozialen Verhältnissen hat, geht es der Klimagerechtigkeitsbewegung nicht um eine Serie kleiner Reformprojekte, sondern um grundlegende gesellschaftliche Veränderung.

Mit Macht gegen den Status quo

Dafür müssen wir insbesondere die Wirtschaft, welche ihre Profite auf dem Rücken des Globalen Südens erwirschaftet, radikal demokratisieren. Doch der Status quo ist träge und seine Profiteure wehren sich mit aller Macht gegen jede ausreichende Kurskorrektur. Wenn wir als Bewegung eine Chance haben wollen, dann müssen wir taktisch klug handeln. Wir müssen uns dem Status quo mit all unserer Macht in den Weg stellen und ihn verändern.

Oliver Berg/dpa
Carola Rackete

34, ist Aktivistin und Naturschutzökologin. Sie wurde international bekannt, als sie 2019 als Kapitänin des Seenotrettungsboots Sea-Watch 3 mit 53 aus Libyen stammenden Flüchtlingen gegen den Willen der italienischen Behörden den Hafen von Lampedusa anlief. Derzeit ist sie mit einem Forschungsprojekt über Finnwale in der Antarktis unterwegs.

In Lützerath kursiert aktuell der vielsagender Aufkleber: „2018 hat angerufen, es will seine Bewegung zurück“. Damals haben tausende Ak­ti­vis­t*in­nen auf den Bäumen und in Sitzblockaden die Räumung des Hambacher Forst verhindert. Zehntausende Wald­spa­zier­gän­ge­r*in­nen kamen jedes Wochenende und störten die Räumungsarbeiten.

Am Ende kamen 50.000 Menschen zu einer Großdemo, einen Tag nachdem sich die Regierung durch den entschlossenen vielfältigen Widerstand gezwungen sah, den Hambacher Forst auf rechtlicher Ebene zu retten. Das war der Erfolg einer Bewegung, die sich außerpalamentarisch organisiert hat und entschlossen für ihre Ideale eingestand.

Grenzen des Reformismus

Im Gegensatz dazu sind die Erfolgschancen von reformistischer Dialogpolitik klar am Beispiel der Kohlekommission zu erkennen, deren Beschlüsse wir bis heute bekämpfen. Deswegen müssen wir situativ angemessenen Aktionsformen nutzen, die die Zivilgesellschaft im Hambacher Forst schon lange unterstützt hat.

Dieses Jahr ist für das Ende der Kohleverstromung in Deutschland entscheidend. Die Ausweitung des Tagebaus Garzweiler 2 wird aktuell nur durch Ak­ti­vis­t*in­nen im Dorf Lützerath blockiert. Bereits jetzt muss RWE aufwendig um Lützerath herumbaggern, da der letzte verbliebene Landwirt sich weigert, sein Elternhaus zu verkaufen. Sollte sein Haus diesen Herbst enteignet und zerstört werden, dann kann RWE ohne Widerstand bis 2026 weiterbaggern. Wenn wir es aber mit Klimaschutz und Klimagerechtigkeit wirklich ernst meinen, dann darf diese Kohle unter keinen Umständen verbrannt werden.

Das zu verhindern, ist gar nicht so schwer. Spätestens am 27. 9. packen alle ihre Sachen und reisen nach Lützerath. Wenn wir entschlossen und gut organisiert sind, dann kann RWE nicht weiter baggern und selbst die Polizei wird uns machtlos gegenüber stehen. Nur durch direkte Aktion können wir den Kohleausstieg erstreiten.

Niemand sagt, dass es angenehm ist politisch unbequem zu sein. Es kann persönliche Konsequenzen haben, doch diese sind im Vergleich zur Klimakrise marginal. Weiterhin nur freundlich zu appellieren hat für die Bewegung und den Klimaschutz weitreichende Folgen.

Das Haus brennt

Im Globalen Süden stehen – um Greta Thunberg zu zitieren – die Häuser schon lange in Flammen. Die Machtverhältnisse, welche den Kohleausstieg verhindern, werden sich niemals ohne Konfrontation ändern. Fridays, wir müssen den Mut haben ernsthaft Sand ins Getriebe der Politik zu streuen. Echte Veränderung wird nur von einer Bewegung kommen, die politischen Druck ausübt.

Gemeinsam mit vielen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung werden wir diesen Herbst in Lützerath sein, um der Braunkohle ein Ende zu setzen. Wir warten dort auf euch. Die akute Klima­krise erfordert es.

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45 Kommentare

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  • @JOX

    Achso, Sie meinen @PROPOFOL meint /Polizeigewalt/: Schlagstöcke, Pfefferspray auf wehrlose Menschen, all das Zeug? Ja, davon gibt es leider mehr als wir brauchen können.

    So hatte ich das noch nicht betrachtet :-)

  • @PROPOFOL:

    Gewalt? Wo bitteschön sehen Sie da Gewalt?

    • @tomás zerolo:

      Exakt. PROPOFOL bringt da schlagstockschwingende Polizisten durcheinander mit Menschen, oft sehr jungen Menschen, die lediglich zivilen Ungehorsam leisten.

  • Die Kleinigkeit das im ersten Halbjahr 2021 so wenig Windenergie hergestellt worden ist wie noch nie aufgrund von Windflaute und dadurch Kohle das fehlende zur Strom Herstellung übernehmen musste, scheint egal zu sein.

    Also radikal weg mit der Kohle, wir können ja im dunklen sitzen....ach nein wir kaufen den Strom aus dem Ausland, hergestellt in Atomkraftwerken und durch Kohle.

    • @Gretchen Müller:

      Tja, wenn man doch die seit vielen Jahren geforderten Speicherkapazitäten hätte, anstatt bei Starkwind die Windräder zu drosseln... Sie Fuchs!

    • @Gretchen Müller:

      naja, das ist etwas bewußt simplifiziert.



      logisch wird es immer dunkelflauten geben, das lässt sich nicht wegreden, aber genau deshalb bedarf es einer koordinierten organisation wie die netze organisiert werden und solche phasen durch speichertechnologien, verknüpfungen mit anderen regionen, in denen keine dunkelflaute herrscht etc. das ist ingenieurstechnik und lösbar.



      es beadrf aber eine koordinierten politik die diese organisation ermöglicht, genau das fehlt nämlich momentan und deshalb ist das phänomen dunkelflaute auch immer ein beliebtes totschlagargument, es ist aber technisch lösbar. die politik muß nur die organisatorischen möglichkeiten dafür schaffen und mal nnicht auf den markt vertrauen.

      • @nutzer:

        Auch das mit den Dunkelflauten entspricht nicht dem Stand von Wissenschaft und Technik:

        info-de.scientists...konomisch-sinnvoll

        "Die Dunkelflaute, also mangelnde Energieversorgung durch gleichzeitige Windstille und nicht scheinende Sonne, ist in Zeiten vernetzt-steuerbarer überregionaler und europaweiter Energieversorgung ein handhabbares Risiko. Der Sorge vor einem Blackout liegt die Vorstellung zugrunde, dass es großer Kraftwerke bedürfe, um die Grundlast zu sichern. Das Konzept “Grundlast” stammt aus dem traditionellen Denken der Stromversorgung, es wird im künftigen, klimaschonenden Energiesystem zunehmend überflüssig. Dessen ungeachtet sind auch Erneuerbare Energien grundlastfähig, die Sicherheit der Stromversorgung wird daher auch durch weitere Abschaltungen von Atom- und Kohlekraftwerken nicht gefährdet. .... "

        • @jox:

          naja, genau das habe ich doch gesagt...?

        • @jox:

          Das Thema ist zu komplex, um die angegebene Quelle (von Aktivisten) als hinreichende Antwort zu akzeptieren.



          Zuviel Wunschdenken…

          • @alterego:

            Argumente?

  • Wenn die Umweltschäden durch den Klimawandel noch sichtbarer werden, wird sich die Bewegung so oder so radikalisieren. Das gleiche gilt auch für Autofahrerszene wenn erst mal die Spritpreise einen Bereich erreichen der im Geldbeutel spürbar ist. Ich finde wir sind da als Gesellschaft so gar nicht drauf vorbereitet.

    • @Markus Arens:

      Verkehrsforscher sagen, dass sich empirisch über den Preis des Autofahrens wenig erreiche lässt.

      Siehe Hermann Knoflacher:

      www.moment.at/stor...trassen-mehr-bauen

      Viel effektiver, und meiner Meinung nach auch wesentlich sozialer, ist wenn man die Bequemlichkeit reduziert. Also beispielsweise aus Parkplätzen vor dem Wohnhaus und vor der Firma Parkplätze macht, zu denen man 5 oder 10 Minuten laufen muss. Das ist etwas, was die PKW-Nutzung nachweislich reduziert, denn sie ist letztlich nicht getrieben von rationalen ökonomischen Erwägungen, sondern primär von Bequemlichkeit.

      Der Grund ist quasi unser Stammhirn: Energie und Nahrung waren immer knapp, in der Menschheitsgeschichte wie auch der unserer biologischen Vorfahren von Arten, und deswegen sind wir kognitiv so gestrickt, jede unnötige Anstrengung zu vermeiden. Selbst wenn es gar nicht mehr gesund ist.

  • Ziviler Ungehorsam ist das Zauberwort. Sich von den Behörden und anderen Teilen der Gesellschaft nichts mehr aufdrücken lassen. Eigene Initiative zeigen und das auch mit Ausdauer durchsetzen. Oder unerwünschtes boykottieren. Publikmachen von Misständen, Eigeninitiative. Einen 'politischen' Weg sehe ich nicht mehr. Da sich gerade eh ein Politikwechsel anbahnt, könnte man das in der Zivilgesellschaft ja mal anfangen, damit die Neuen gar nicht auf die Idee kommen zu machen was sie wollen.

    • @useher:

      > In meinen Augen hat jede Organisation, die Ihre Ziele durch Gewalt und Radikalität durchzusetzen versucht, an Legitimation verloren. Das schadet auch deren Zielen und führt dazu dass sich immer mehr Bürger mit deren Zielen nicht mehr identifizieren können.

      Vielleicht in bisschen harsch, aber ich stimme ihrer Position völlig zu, dass die Polizei die Gewinninteressen der Autoindustrie nicht mit Schlagstöcken und Pfefferspray durchsetzen sollte. Das gefährdet wirklich den gesellschaftlichen Konsens, dass jede/r ein Recht hat auf eine intakte Umwelt, individuelle Handlungsfreiheit, und eine halbwegs funktionierende Ökonomie. Die Autoindustrie gefährdet dies alles mit ihrer radikalen Marktideologie –- die Konsequenzen haben wir jetzt an der Ahr ganz deutlich gesehen.

      • @jox:

        (diese Antwort war eigentlich an PROPOFOL adressiert)

    • @useher:

      Es gibt auch immer mehr Wissenschaftler, die sagen dass ziviler Ungehorsam nun legitim ist, nach dem über buchstäblich Jahrzehnte eindringliche Warnungen nicht gehört wurden.

      Es hat über 30 Jahre gebraucht, um von breiten Protesten gegen Atomenergie zu einem Atomausstieg zu kommen. So viel Zeit haben wir einfach nicht mehr.

      • @jox:

        das mag stimmen, 30 jahre kann keiner mehr warten, aber politisch muß es diesen langsamen weg gehen. durch zwang wird sich dieses land nicht ändern lassen.



        auch wenn es idiotisch ist nicht sofort loszulegen, der schuß geht nach hinten los, wenn nicht eine mehrheit diese transformation mitträgt... auch wenn weitere 30 jahre fatal sind, es geht nicht anders.



        und übrigens glaube ich nicht, das es noch einmal so lange dauern wird, dazu hat FFF nun wirklich das thema sehr niedrigschwellig auf das politische tableau getragen. es heißt nur dran bleiben!

  • Es wäre halt so viel glaubwürdiger, wenn diese Bewegung divers wäre. Alleine das Foto sagt alles: "Almans unter sich".

    Ob sich dadurch der Poser mit Migrationserfahrung, der mit seinem getunten Mercedes durch die Innenstadt fährt jemals identifizieren kann?

    Die Antwort ist so glasklar: niemals.

    • @casio:

      Die Klimabewegung ist in Wirklichkeit eine globale Protestbewegung. Schauen sie mal bei Twitter unter #FridaysForFuture .

      Womit sich Poser identifizieren... weiss ich nicht. Jedenfalls ist ein eigenes Auto bei weitem nicht mehr so cool bei jungen Leuten, wie es vor 30 Jahren mal war.

  • so sehr ich Ihre Verdienste in der Flüchtlingsrettung auch schätze - Ihre Forderung nach mehr Radikalität kann ich überhaupt nicht unterstützen.

    In meinen Augen hat jede Organisation, die Ihre Ziele durch Gewalt und Radikalität durchzusetzen versucht, an Legitimation verloren. Das schadet auch deren Zielen und führt dazu dass sich immer mehr Bürger mit deren Zielen nicht mehr identifizieren können.

    Selbst wenn einem als Bürger Umweltschutz prinzipiell wichtig ist - wenn man das radikale, ungehobelte und damit auch ungebildet wirkende Auftreten von Greenpeace bei deren Aktionen oder Aktivisten im Hambacher Forst auf der anderen Seite sieht, verbunden mit einem merkwürdigen schwarz-weiß denken, dass dann z.B. die Polizei automatisch als böse dämonisiert - dann möchte man sich von diesen ganzen Umweltaktivisten abwenden und beginnt schon fast trotzig auch den Umweltschutz zu ignorieren.



    Man sollte also schon genau überlegen, ob mehr Radikalität automatisch dazu führt, dass man seine Ziele schneller erreicht oder ob man dadurch nicht mehr verliert als gewinnt.

    • @propofol:

      "Man sollte also schon genau überlegen, ob mehr Radikalität automatisch dazu führt, dass man seine Ziele schneller erreicht oder ob man dadurch nicht mehr verliert als gewinnt."



      Gegenfrage:



      seit den 70ern laufen intensive Proteste gegen Umweltverschmutzung - weitestgehend friedlich und sanft. Was hat das gebracht?



      NIX, wenn man an Umweltschutz interessiert ist. Wohl aber immer schlimmer werdende Verschmutzung, schnelleres Artensterben und einen mittlerweile krass gegenwärtigen Klimawandel...



      Ihre Forderung wäre also: "Lasst mir meine Ruhe, ich will weiter die Welt zerstören dürfen, wie es mir gefällt!"



      Mag schön sein für Sie - auf Kosten der anderen Menschen, Tiere und Pflanzen auf dieser Welt.



      Vielen Dank auch!

  • Was den Kohletagebau angeht, mag das funktionieren. Eine gesellschaftliche Transformation hin zu Klimaneutralität lässt sich aber nicht erzwingen, da wäre es vermutlich sogar kontraproduktiv.



    Gesamtgesellschaftlich, wirtschaftspolitisch bleibt nur der politische Weg. Und da sehe ich genau den Verdienst von FFF. Durch die niedrigschwelligen Proteste, haben sie das Thema in die Gesellschaft getragen und das in einer Breite, das kaum noch ein Weg daran vorbeiführt.



    Radikalere Aktionen fühlen sich persönlich erfolgreicher an, wenn als Ergebnis dann die Mehrheitsgesellschaft aber mauert, ist dann etwas erreicht?



    Vermutlich ist der Weg von FFF da erfolgreicher, auch wenn nicht sofort und konkret die Politik geändert wird, so zäh und unbefriedigend sich das anfühlt, hat es letztlich mehr Wirkung.

    • @nutzer:

      Ich sehe da kein Entweder/Oder. Klar, Veränderung braucht Mehrheiten.

      Aber es braucht zum Erreichen dieser Mehrheiten zu wirksamen Positionen auch Menschen, die Veränderung riskieren und geistige Freiräume schaffen, das Bewusstsein dafür, dass die nötigen Veränderungen überhaupt möglich sind und dass vom Status Quo nur ganz weniger Konzerne wirklich profitieren. Und der Diskurs darüber, was eigentlich überhaupt in unserem Interesse ist, wenn wir die Umwelt nicht völlig zerstören wollen, kann und darf nicht von Profitinteressen einiger weniger dominiert werden - genau das gefährdet die Demokratie.

      • @jox:

        seh ich auch so, nur muß der mehrheit auch vermittelt werden, dass es auch in ihrem eigenen interesse ist. reflexartig stellt sich die bevölkerungsmehrheit, ja sehr schnell auf die IST seite, sprich regierung, wirtschaft, etc.



        und blockaden, besetzungen, generell spektakuläre aktionen, können diesen effekt sehr leicht auslösen....

        • @nutzer:

          Das ist nicht unbedingt so. Zum Beispiel war Extinction Rebellion mit den Protesten in London extrem erfolgreich und haben sehr breite Unterstützung bekommen.



          Das sichert noch nicht, dass ausreichend was getan wird, aber es hat sehr wohl Einfluss auf Mehrheiten.

        • @nutzer:

          Das Wichtigste ist vielleicht eine gründliche Vermittlung der Inhalte und Zusammenhänge. Angefangen von den physikalischen Basics. Immer wieder.

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Schöne Worte.

  • 9G
    92293 (Profil gelöscht)

    Bitte nicht vergessen die Wissenschaftler wollen sich noch mit der Autorin gemein machen, Wissenschaftler im Bereich Beamtenstatus wollen einen Großteil ihrer Bequemlichkeit nicht verlassen. Andere Leute sind auch kein Kind mehr.

  • Genau auf den Punkt gebracht. Danke Carola.

    • @MusicMario:

      Schließe mich an … dass man bei solchen direkten Aktionen auch einen nassen Arsch bekommen kann, ist dabei unausweichlich.



      Aber, mein Gott, was bedeutet eine Blasenschwäche schon gegenüber der globalen Vernichtung unserer Lebensgrundlagen.

  • Toller Aufruf, der Rechtsstaat wird sowieso überschätzt. Jeder aufrechte Aktivist darf in dem Wissen, dass nur er auf der richtigen Seite steht, Aktionen starten die gerichtlichen Entscheidungen widersprechen. Wenn dann die Querlenker und Impfverweigerer den Bundestag stürmen, können diese sich ja auf die gleiche Legende berufen.

    • @Frank Stippel:

      Sie könnten eigentlich selbst wissen, dass der sogenannte Gesetzgeber immer dort ein Teil des Problems ist, wo er die Vernichtung der Umwelt und die Klimakatastrophe viel zu lange unterstützt bzw. nicht unterbunden hat. Die restliche Argumentation findet sich im Text. Der Untergang des Abendlands findet statt, wenn man darauf wartet, dass die Machthaber mit den Konzernen Lust auf Öko kriegen.

    • @Frank Stippel:

      Die "Querdenker" und noch weniger die Nazis mit denen sie nachweisbar oft assoziiert sind, verhalten sich aber aber keineswegs immer gewaltfrei.

      • @jox:

        Linke und Aktivisten sind auch nicht immer gewaltfrei, so what? Es geht darum, Entscheidungen zu aktzeptieren, auch wenn die einem nicht gefallen. So funktioniert Demokratie.

  • Was machen wir aber gegen einen möglichen Jojo-Effekt, wenn durch zu radikale Aktionen der gesellschaftliche Rückhalt schwindet, reaktionäre Parteien Aufwind erhalten und uns anstatt auf die Klimabremse zu treten noch eben in den Abgrund beschleunigen?



    Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist unabdingbar, und dafür braucht es nicht immer radikalere Aktionen, sondern auch den täglichen Dialog mit Oma Erna, Onkel Werner und Lise von nebenan. Erklären und überzeugen, und gemeinsam die Lösung sein!

    • @görg:

      > "Der Ausstieg aus der Atomkraft war nur aufgrund von Fukushima."

      Richtig. Aber das war auf aufgrund der jahrelangen vorherigen Diskussion, wo Vertreter der Atomindustrie und Politiker immer und immer wieder behauptet haben, dass Atomkraftwerke nicht explodieren könnten. Bis dann in Fukushima gleich drei davon hintereinander explodiert sind.

      Die Proteste aber vor allem auch die gesellschaftlichen Diskurse sind also wichtig.

      • @jox:

        Entschuldigung, das war zitiert von Frau Flieder.....

    • @görg:

      Beides wichtig. Auch wenn es noch nicht reicht: Ohne Greenpeace und ihre Aktionen wären wir heute sicher nicht mal da, wo wir sind.

      Und man darf auch mal erinnern, dass es genau einen Todesfall gab bei einer Greenpeace Aktivität: Das war, als das Schiff von Greenpeace Rainbow Warrior, im Hafen von Auckland vom französichen Geheimdienst mit Bomben versenkt wurde, während sich Leute darauf befanden.

      Falls es also mal jemand schafft, einen großen Braunkohlentagebau still zu legen, ohne dass Personen zu Schaden kommen, werde ich gar nicht so heimlich applaudieren. Jede Umdrehung der Baggerschaufeln befördert Tonnen mehr CO2 in die Atmosphäre, wodurch nicht nur das Klima für alle Menschen irreversibel zerstört wird, sondern woran auch Menschen sterben.

  • RS
    Ria Sauter

    Viel Erfolg!



    Wir haben so im Saarland den Bau eines neuen Kohlekraftwerks verhindert.Das ging nur mit Hilfe einer bekannten NGO und dem Einsatz der Bürger:innen vor Ort.



    Das war ein sehr harter Kampf.

    Ich selbst bin seit vielen Jahrzehnten bei einer NGO aktiv. Habe an unzähligen Aktionen und Demos teilgenommen. Im Rückblick war die o.g. Aktion die einzig erfolgreiche.

    Der Ausstieg aus der Atomkraft war nur aufgrund von Fukushima . Alle sonstigen Aktionen von Tausenden von Menschen haben nichts bewirkt. Ebenso wie die immer wiederkehrende Demo von "Wir haben es satt".

    Ich befürchte, es wird erst gehandelt, wenn wir hier im Regen ertrinken in noch größerem Stil oder D zur Wüste wird.



    Dann wird es allerdings so sein, dass sich die oberen 10tausend in "Sicherheit" bringen, und der Rest kann schauen wie er überlebt.



    Für das 1,5 Gradziel ist es schon zu spät. Wir sind längst schon weit darüber.

    • @Ria Sauter:

      > "Für das 1,5 Gradziel ist es schon zu spät. Wir sind längst schon weit darüber."

      Damit widersprechen Sie allerdings klar den aktuellen Berichten der Wissenschaftler. 1.5 Grad sind noch erreichbar und wir tun besser daran sie zu erreichen.

      Es bringt sicher nichts, die Lage schön zu reden. Es ist aber auch schädlich - sowohl für den Einzelnen, als auch für uns alle - in einen depressiven Fatalismus zu verfallen, der die realen Handlungsmöglichkeiten leugnet.

      Wenn wir hier und jetzt nichts gegen die Klimakatastrophe stehen, ist das etwa wie ein Feuerwehrmann, der mit Schlauch und Leiterwagen vor einer brennenden Grundschule steht, löschen könnte und statt dessen behauptet, man könne nichts mehr tun. Gerade weil es eine Krise ist, ist das Handeln jetzt entscheidend. WIR, in einem ziemlich reichen, wohlhabenden und technologisch hoch entwickelten Industrieland, Teil eines der drei mächtigsten wirtschaftlichen Blöcke, sind in der Rolle der Feuerwehr. Ich habe auch nicht nach dieser Rolle gefragt, aber wir haben halt den Schlauch in der Hand.

      Und selbst kleine Schritte haben einen großen Einfluss: Das deutsche EEG-Einspeise-Gesetz wurde weltweit kopiert und hat weltweit die Energieerzeugung revolutioniert und Kapazitäten für erneuerbare Energien geschaffen.

      Und die Zukunft können wir sowieso nicht vorhersehen - wir sind nicht der liebe Gott und auch kein Supercomputer kann ausrechnen, was passiert. Der wesentliche Faktor ist nämlich das kollektive Verhalten der Menschen, und das ist nicht vorherberechenbar, oder vorhersagbar.

      Übrigens ist es auch ein PR-Trick der Anti-Klima-Lobby, zu behaupten, es sei zum Handeln einfach zu spät. Die Konzerne wollen halt einfach noch ein paar Jahre weiter Gewinne einfahren. Was danach kommt, interessiert sie nicht.

      Ich weiß, Frau Flieder, die Lage ist scheiße. Manchmal sogar deprimiernd. Wir alle haben mal keinen Mut mehr. Aber was hilft Jammern? Jeder fällt mal auf die Schnauze. Aufstehen. Krone richten. Weiter machen.

      • @jox:

        Vielen Dank! Schließe mich in allen Einzelheiten an. Übrigens gehören wir in Europa



        zu denen, die pro Kopf mit am meisten Brandbeschleuniger zu verantworten haben, aber eben auch reduzieren könnten.