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Toleranz im SportEin politisches Spiel

Die Münchner EM-Arena wird nun doch nicht in den Regenbogenfarben erleuchtet. Ein typischer Uefa-Skandal und ein Image-Desaster.

Die Allianz Arena in München in ihrer schönsten Beleuchtung Foto: Guenter Schiffmann/ imago

Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Lila – das sind die Farben dieser Fußball-Europameisterschaft. Die Arena in München wird am Mittwochabend zwar doch nicht in den Regenbogenfarben leuchten, wenn die deutsche Nationalmannschaft ihr finales Gruppenspiel gegen Ungarn bestreitet, doch die Farben der LGBTIQ+-Community bestimmen bereits jetzt die Wahrnehmung des Turniers. Da kann Europameister werden, wer will.

Die Aufregung darüber, dass die Uefa dem Anliegen des Münchner Oberbürgermeisters (OB) Dieter Reiters nicht nachgekommen ist, hallte noch am Folgetag der Entscheidung nach. Es war ein Imagedesaster, das für den ohnehin nicht allzu gut beleumundeten Verband, dessen größte Sponsoren aus Katar und China kommen und der die Nähe zu autoritär regierten Ländern wie Russland oder Aserbaidschan nicht scheut, eine Dimension ungeahnten Ausmaßes angenommen hat.

Die Empörung über die Uefa war auch deshalb so groß, weil sich zuvor so viele Menschen positiv zu einer bunt ausgeleuchteten Arena geäußert hatten. Nationalspieler Leon Goretzka sagte im Teamquartier der Deutschen in Herzogenaurauch: „Ich bin über jedes Zeichen froh, das gesetzt wird.“ Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder meinte, er würde die Aktion begrüßen. Der fraktionsübergreifende Antrag im Münchner Stadtrat, in dem die Regenbogenbeleuchtung gefordert wird, spricht für die breite Unterstützung der Beleuchtungsaktion. CSU, Bayernpartei (!), FDP, SPD (inklusive eines Volt-Stadtrats), ÖDP, die Freien Wähler, die Linken mit der Partei Die Partei sowie die Grünen, die mit der Rosa Liste eine Fraktion bilden, stehen hinter dem Antrag. Nur die AfD, deren drei Hanseln im Stadtrat eine Gruppierung und keine Fraktion stellen, fehlt auf der Unterstützerliste.

Und doch war von Beginn an klar, dass das Stadion auch am Mittwoch im blau-grünen EM-Design der Uefa leuchten würde. Der Verband war in eine Falle getappt, die der Münchner Stadtrat der Uefa gestellt hatte. Sie konnte dem Antrag nicht zustimmen, denn er war politisch begründet worden. Und wenn das Wort Politik irgendwo im Zusammenhang mit Fußball auftaucht, igeln sich Sportverbände umgehend ein, ganz so, als könnten sportliche Großveranstaltungen in einem politischen Vakuum stattfinden.

Von wegen „respect“

Die Uefa hat zwar schöne Kampagnen inszeniert, in der von „equal game“ oder „respect“ die Rede ist, doch dass sie im Zweifel für die Werte hinter den symbolischen Aktionen kämpfen würde, hat wohl ernsthaft niemand von ihr erwartet. Und so wies sie am Tag nach ihrem Beschluss, nichts gegen Manuel Neuer zu unternehmen, der in den Spielen gegen Frankreich und Portugal mit einer Kapitänsbinde in den Regenbogenfarben aufgelaufen war, das Ansinnen zurück, die Arena in München in eben diesen Farben zu illuminieren. Während das eine eine Schaufensteraktion für die gute Sache ist, hatte Zweiteres einen handfesten politischen Hintergrund.

In Reiters Schreiben heißt es: „Das ungarische Parlament hat am 15. Juni mehrere Gesetze geändert, mit denen Informationen über Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit verboten werden, die für Kinder und Jugendliche zugänglich sein könnten. Damit folgt Ungarn dem Vorbild der homo- und transphoben Gesetzgebung Russlands.“ Die Antwort der Uefa war dementsprechend erwartbar und eindeutig: „Vor dem politischen Hintergrund der Anfrage – einer Botschaft, die sich gegen eine Entscheidung des ungarischen Parlaments richtet –, muss die Uefa die Anfrage zurückweisen.“

Reiter lässt das Rathaus beflaggen, der Olympiaturm und das Windrad direkt am Stadion sollen angestrahlt werden. Auch der deutsche Fußball will mitstrahlen.

Dass die Uefa in ihrer Antwort vorschlägt, die Arena ersatzweise am 28. Juni oder ein paar Tage später ab dem 3. Juli während der Münchner Pride Week regenbogenfarben zu beleuchten, passt zur Herangehensweise des Verbands, sich nur dann mit Fragen der Gleichstellung zu befassen, wenn diese sich entpolitisieren lassen. EM-Spiele finden an diesen Tagen in München übrigens nicht statt. Am 2. Juli gibt es noch ein Viertelfinale in der Stadt. Danach verabschiedet sich das Turnier aus München.

Die Uefa-Absage an den Münchner OB hat unterdessen eine Welle der Solidarität für die LGBTIQ+-Community ausgelöst. Reiter selbst lässt das Rathaus am Mittwoch beflaggen, der Olympiaturm und das Windrad direkt am Stadion sollen entsprechend angestrahlt werden. Auch der deutsche Fußball will mitstrahlen. In Köln und in Frankfurt am Main sollen die großen Fußballarenen am Mittwoch die Regenbogenfarben zeigen. Bundesligist Eintracht Frankfurt verwies ebenso stolz darauf wie der 1. FC Köln. Ak­ti­vis­t:in­nen wollen am Mittwoch Regenbogenfahnen an die Besucher des Spiels verteilen. Wer den Aktionismus aus dem Profifußball und anderen gesellschaftlichen Bereichen beobachtet, könnte glatt auf die Idee kommen, der deutsche Männerfußball sei ein Paradies für schwule Kicker. Dem ist indes keineswegs so.

Philipp Lahm, der deutsche Weltmeisterkapitän von 2014, schreibt in seinem jüngst erschienenen Buch „Das Spiel: die Welt des Fußballs“, dass er schwulen Kickern nicht raten würde, sich während ihrer Karriere zu outen. Lahm glaubt, die Spieler müssten dann mit „gebrüllten Beleidigungen, Beschimpfungen und diffamierenden Äußerungen“ von den Rängen rechnen.

Schwulenfeindliche Bekundungen hat es auch bei der laufenden EM schon gegeben. Die faschistoid auftretende „Karpaten-Brigade“ aus Ungarn hielt beim Spiel ihres Teams gegen Portugal ein Plakat mit der Aufschrift „Anti LMBTQ“ in die Höhe. Die Uefa ermittelt in dem Fall. Immerhin.

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46 Kommentare

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  • Die Regenbogenbeleuchtung ist ein scheinheiliges Queerbaiting als Politshow.

    Söder spielt gerne mit Orban.



    Qatar Airways ist einer der Hauptsponsoren der EM und immer im Hintergrund der Interviews sichtbar.

    Und beim Spiel gegen Ungarn entdeckt man den großen Rgenbogen. Purer Symbolismus, um sich mit queerer Haltung politisch zu schmücken.

    Come on, das ist unglaubwürdig.

  • Was sagen eigentlich ungarische Spieler, Fans, Medien, ... dazu?



    Das interessiert hier niemanden; was zeigt dass es um Ungarn gar nicht geht, sondern um eine innerdeutsche Projektionsfläche für deutsche Politiker im Wahlkampf.

    • 9G
      97627 (Profil gelöscht)
      @Descartes:

      Oh ja, die freien Medien Ungarns XD

  • Die UEFA geht Orban zur Hand. International gehen Sportverbände und autokratische Herrscher auffallend häufig optimal zusammen. Es braucht eine Revolution in den Sportverbänden.

    • @Zahnow Gregor:

      Nein, es brauch eine Revolution in der EU, wo glasklar nur das Land Mitglied werden kann,das bestimmte Grundsätze 100% einhält. Stattdessen herrscht hier absolute Scheinheiligkeit.

    • @Zahnow Gregor:

      "Für mich oder gegen mich" ist das Markenzeichen einer totalitären Einstellung. Ein Orban mag die haben. Aber was sie hier verloren?

      Die Uefa hat sich lediglich geweigert, auf Zuruf der Münchner Stadtverwaltung Orban symbolisch mit Anlauf in den Allerwertesten zu treten. Inwieweit geht sie ihm dadurch zur Hand?

      • @Normalo:

        Die Kritik ist durchaus berechtigt und die Frage muss erlaubt sein. Würde die UEFA auch Spiele zulassen in einem Land fernab der Menschenrechte wie bspw. Deutschland 1933-1939? Die Frage können wir momentan eindeutig beantworten! Denn die UEFA hat diesbezüglich keine Regulierung, siehe Katar!

        • @Frederik Nyborg:

          Es ist ein zweischneidiges Schwert. JEDER Austragungsort macht Propaganda für sich, wenn er eine EM, WM oder Olympiade ins Land holt.

          Erinnern Sie sich noch an "Die Welt zu Gast bei Freunden"? Eine mega-gelungene Selbstvermarktung des verdächtigsten Volkes der Weltgemeinschaft. Und dass wir noch lange nicht unverdächtig sind, müssen wir uns jeden Tag vor Augen führen lassen - also auch Alles Propaganda?

          Der Unterschied in München zu solcher "normalen" Selbstvermarktung war, dass es um Agitation GEGEN einen anderen Staat ging, dessen Nationalmannschaft justamente an dem Abend in dem Stadion spielen sollte. Dass die Uefa da die Linie zieht, müsste eigentlich völlig verständlich sein. Würde die deutsche Mannschaft in einem griechischen Stadion antreten, auf das die Uefa eine Abrechnung der nach griechischer Ansicht ausstehenden Reparationsleistungen gepinselt hat?

          Wir sollten uns mal von der "Wir sind die Guten, also dürfen wir das."-Mentalität lossagen. Wer immer sich der hingegeben hat, war sehr bald danach nicht mehr gut.

          • @Normalo:

            Ach es geht hier um Menschenrechte, wer sich dazu bekennt und diese umsetzt, ist nun mal der Gute. Das bekommen Sie heute auch bestätigt von Amnesty International oder von Kants kategorischen Imperativ!

            • @Frederik Nyborg:

              Nur heißt zu den Guten zu gehören eben nicht, dass man sich Rechte rausnehmen darf, die man den Bösen nicht zugesteht. Dazu gehört, Organisationen wie die Uefa als politischen Rammbock gegen den politischen Gegner einzuspannen. Der Zweck heiligt nicht die Mittel, und wer sich in den Mitteln vergreift, kann noch so wild mit der Fahne der hehren Menschenrechte wedeln, er ist dann nicht mehr gut.

              Was die Uefa betrifft, sie ist eine Sportorganisation. Menschenrechte sind einfach nicht ihr primäres Thema. Man mag sich im Einzelfall wünschen, sie wäre auf dem politischen Auge nicht gar so blind, wie sie manchmal daherkommt, aber in DIESEM Falls war die Blindheit nicht zu beanstanden. Gründe siehe oben.

              Denn wer anfängt zu denken wie ein politischer Aktivist, nämlich "Wo ich politisch Gutes tun kann, muss ich das auch tun.", der WIRD zum politischen Aktivisten. Das ist aber nicht die Aufgabe, die die Uefa von ihren Mitgliedsverbänden (und die wieder von ihren Mitgliedern) übertragen bekommen hat. Sie soll dafür sorgen, dass Fußball gespielt wird und die Menschen DARAN Freude haben (und, ja, die Beteiligten gut dabei verdienen). Man misst ja umgekehrt Amnesty International auch nicht daran, wie gut sie z. B. eine Party organisieren können oder den Klimawandel bekämpfen...

              • @Normalo:

                Auch Organisationen, die sich aus Menschen zusammensetzen, unterliegen rechtlichen Standards und müssen an ihnen gemessen werden. Insbesondere die universellen Menschenrechte sind hier keine Ausnahme! Und FFF wird auch daran gemessen, wie mit Rassismus umgegangen wird. Daher ist Ihr Vergelich nicht realistisch!

                • @Frederik Nyborg:

                  Sie Verwechseln "Umgang" und "Engagement". Wenn die Uefa selbst homophob etc. agieren würde, wäre das sicher vorwerfbar. Hier geht es aber um den Frage, angeblich nicht genug gegen Homophobie zu tun, die Andere praktizieren, namentlich der ungarische Staat. Dafür bräuchte die Uefa ein Mandat von ihren Mitgliedern. Genau das hat sie aber nicht, denn ihre Mitglieder (und deren Mitglieder) wollten nunmal keine "Political Action Group" gründen sondern einen Fußballverband. Insofern war mein Vergleich völlig realistisch.

  • Wir erwarten dann aber zumindest das Eiserne Kreuz im Bundeswehrlogo zukünftig in den Regenbogenfarben, desgleichen die Polizeisterne der Länder.

    Wird es natürlich nicht geben, aber einmal mehr sollte hier der Sport richten, wozu Politik und Wirtschaft nicht willens oder in der Lage sind, siehe auch Protest- oder Boykottforderungen für Olympische Spiele.

    Aber immerhin zeigt wenigstens Apple sein weltbekanntes Logo jetzt wieder in den klassischen Regenbogenfarben...

  • Glauben Sie im Ernst, dass die Spieler und die gesamten Teams, bzügl. LGBTIQ+- Vorbilder sind, an denen wir uns orientieren wollen und die bisher einen guten Job gemacht haben? Wieso gibt es dann so wenig LGBTIQ+-_Fußballer?

  • Die UEFA ist ein Privatrechtl. Konstruckt mit Gewinnerziehlungsabsicht. Dieser Gewinn wird aus TV- und Werbegeldern, auch aus Ungarn, generiert.

    In Artikel 16 Ordnung und Sicherheit bei UEFA-Wettbewerbsspielen der UEFA-RechtspflegeO heißt es unter Punkt 2. e, dass Mitgliedsverbände haftbar sind u.a. für



    "Verbreitung sportsfremder Botschaften aller Art, insbesondere solcher politischen, ideologischen, religiösen, beleidigenden oder provokativen Inhalts, durch Geste, Bild, Wort oder andere Mittel;"

    Also DFB, worauf noch warten, mach an die Lampe!

    Wer hier die UEFA auffordert, seine eigene Ordnung beiseite zu legen, sollte sich stattdessen vom Profifußball verabschieden, sich den Amateureligen zuwenden und in seinem Alltag die Tolleranz und Unterstützung leben, die er von anderen fordert.

  • brachen Fußballer ein Spiel ab, nachdem sie



    von den Rängen rassistische Sprüche gehört hatten.

    Asamoah:Das freut mich ungemein. Dass die Spieler dann zusammenstehen. Ich fühlte mich in solchen Situationen meist alleine.

    Kostedde:Ich auch. Ich war immer ganz alleine"

    Es gibt mit ziemlicher Sicherheit viele aktive schwule Fußballprofis, vielleicht auch in der Nationalmannschaft: deren Kapitän hat jetzt dieses wichtige Zeichen - 'you'll never walk alone' - gesetzt, dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung.

    Und wenn es zutrifft, was Sie oben über Reiter schreiben, ging es ihm nie wirklich um ein solches Zeichen der Solidarität, sondern darum, die UEFA vorzuführen, seine SPD, in der in Wirklichkeit Schwan Queere abbügelt und Thierse die Identitätspolitik definiert, als wahren Freund zu inszenieren.

    Und das übrigens ziemlich 'für lau'.

  • Lahm ist seinerzeit für seinen Rat sehr gescholten worden, ich fürchte, auch von mir. Homofeindlichkeit und Rassismus stehen sich in ihrer Hassbereitschaft in nichts nach, und wir wissen, was solcher Hass mit den Menschen macht, die er trifft:

    "Asamoah:Bis heute kann ich mich nicht von den Bildern aus dem Stadion in Cottbus befreien, 1997. Das war einfach der pure Hass, den wir Schwarzen auf dem Platz erlebten. Wir schauten in hassverzerrte Gesichter von Fans, die nur eine Botschaft hatten: Wir wollen euch hier nicht haben. Wir wurden mit Bananen beschmissen. Ich war auch schon vorher beleidigt worden, aber ein solches Ausmaß an Wut hatte ich noch nicht erlebt"

    www.zeit.de/zeit-m...us/komplettansicht

    Lahm hat zudem hautnah miterlebt, wie einer der begabtesten Mittelfeldspieler seiner Generation, Sebastian Deisler, im Fußball unter die Räder gekommen ist - da ging es noch nicht mal um Homosexualität, sondern seine Sensibilität - gleichzeitig die Quelle seiner fußballerischen Genialität - wurde ihm zum Verhängnis, führte u.a. zu Mobbing und dann in die Depression

    www.zeit.de/sport/...on/komplettansicht

    www.zeit.de/online...ew/komplettansicht

    Lahm, der ewige "Milchbubi", hat es als Verteidiger mit den besten Stürmern der Welt aufgenommen, ist als Kapitän Weltmeister geworden: der ist selbst ein mutiger Mann, dessen Ratschläge wan nicht leichtfertig in den Wind schlagen sollte, auch die von Ihnen angesprochenen Ausschreitungen im Spiel Ungarn - Portugal bestätigen ihn ein Stück weit.

    Und Neuers Regenbogenbinde sollte auch nicht als "eine Schaufensteraktion für die gute Sache" kleingeredet werden. Noch einmal Asamoah und der erste schwarze deutsche Nationalspieler, Erwin Kostedde:

    "ZEITmagazin:Manches verändert sich auch zum Guten. In Italien brachen Fußballer ein Spiel ab, nachdem sie vo

  • Prefecte Entscheidung der UEFA. Hätte sie zugesagt, wärre das Thema schon lage wieder aus den Medien. So erreicht das Thema einen Grad an Publicity, derum ein Vielfaches höher ist.

    • @Münchner:

      Streisand-Effekt

  • In der Politik ist oft der Ablauf zu beobachten, andere vorzuschicken, um etwas umzusetzen, was man selber nicht auf die Reihe kriegt und lieber andere machen lässt. Außerdem ist die Symbolpolitik, die von der UEFA gefordert wurde, nur ein kleines Echo eines viel größeren Konflikts.

    Vor einiger Zeit ging es um demokratische und rechtsstaatliche Mindestanforderungen, die die EU gerne für alle Mitgliedsstaaten verpflichtend gemacht hätte. Worauf hin Polen und Ungarn klarmachten, dass sie dem EU-Haushalt nicht zustimmen, wenn das durchgesetzt würde. Also haben die EU-Gremien einen Rückzieher gemacht. Nice Try.

    Entweder diese Anforderungen sind grundlegend für die EU und man nimmt sie ernst, dann sind sie nicht verhandelbar und man lässt sich auch nicht durch eine Haushaltsblockade erpressen, sondern schmeißt Polen und Ungarn aus der EU. Dann wären evtl auch Tschechien und Slowakei draußen und damit die 4 Staaten der Visegrad-Gruppe, die ohnehin innerhalb der EU ihr eigenes Süppchen kochen. Sei's drum. Die enormen EU-Subventionen werden gerne mitgenommen, aber die teilweise krass antidemokratischen Konzepte werden trotz EU-Mitgliedschaft umgesetzt und ausgebaut.

    Hier ist die Frage, was die EU will: Geht es nur um möglichst viele Staaten unter einem Dach, egal was da läuft, würde ich empfehlen, auch noch Türkei und Aserbaidschan in die EU aufzunehmen, die dortigen Regierungen sind genauso zurückgeblieben, korrupt und antidemokratisch wie die von Polen oder Ungarn. Im Ergebnis wären es dann viele Staaten, die aber alle die EU nur für ihren eigenen Vorteil benutzen, eine gemeinsame Wirksamkeit und Wertegemeinschaft kann man sich dann abschminken. Das ist ja schon so, durch die EU-Steuerbetrüger Niederlande, Luxemburg und durch den EU-Datenschutzbetrüger Irland.

    Bisher lässt sich die EU von homophoben, frauen- und flüchtlingsfeindlichen nationalistischen Autokraten und Klerikalfaschisten vorführen. Und da soll die UEFA nun dagegenhalten? Nee Leute, _das_ ist euer Job.

    • @uvw:

      Ich finde Ihren Kommentar durchaus beachtenswert, weil er die Scheinheiligkeit aufzeigt, die dazu führt, dass wesentliche Faktoren einfach unter den Tisch fallen und damit das Denken schlicht vereinfacht. Und zwar so vereinfacht, dass wieder einmal nicht auffällt, dass für diese EU demokratische Strukturen, Toleranz und Gleichheit reine Etikette sind und stets den wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden. Und genau dieses Problem wird nun der Uefa zugeschoben. "Haltet den Dieb!" heißt es nun. Und viele schreien mit.

  • Wenn es dem DFB, Münchner Stadtrat, Markus Söder und den Deutschen Fußball Fans die Anliegen der LGBT wirklich so wichtig sind sollten sie selbst anfangen und die Regenbogenfarben in ihre eigene "Corporate Identity" deutlich integrieren!

    Das wäre nicht nur mal ein Zeichen gegen Orban - Das wäre eine Haltung!

    • @jeggert:

      Nein, das wäre Verwässerung.

      Mit Politiksymbolen und Symbolpolitik ist es nämlich genau andersherum: Die wahre Aufgabe ist nicht, solche Labels möglichst großflächig zu verteilen, sondern sie mit Inhalt zu füllen. Überall einen Regenbogen draufzukleben, macht die Welt zwar bunter, aber leider nur optisch.

      Man muss wohl ehrlicherweise davon ausgehen, dass nur sehr wenige Menschen so 24/7 "woke" sind, dass sie so ein CI mit Fug und Recht tragen könnten. Wer es dagegen trägt und eigentlich die meiste Zeit völlig andere Dinge im Kopf hat, für den verkommt das Label irgendwann zur leeren Hülle, und es bleibt nur ein buntes Dekoelement.

    • @jeggert:

      Ob und wie viel Haltung dahinter ist oder vielleicht doch eher Gratismut wird sich nächstes Jahr zeigen, wenn es nach Katar geht.

  • Man fragt sich doch sehr, warum die UEFA Antirassismus gut findet und nicht als "politisch" einordnet, während die ebenso selbstverständliche sexuelle Selbstbestimmung als "politisch" deklariert wird. Was soll das auch für eine Neutralität sein, in die sich die UEFA flüchten will? Das ist foch einfach Unsinn. Sexuelle Selbstbestimmung ist eine Selbstverständlichkeit, politisch wird es erst, wenn dieses Recht verwehrt wird oder wenn Menschen deshalb benachteiligt werden. Politisch ist also nicht der Regenbogen sondern sein Verbot und die UEFA tut genau das Gegenteil dessen, was sie behauptet zu tun.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Die Münchner Iniative war eben nicht einfach nur "für" sexuelle Selbstbestimmung und/oder Toleranz sondern ganz ausdrücklich GEGEN eine eine spezifische politische Entscheidung eines europäischen Parlaments gemünzt. Spätestens damit wird die Aktion unzweifelig politisch, und das ist der Punkt, über den die UEFA stolpern musste,. Denn sie hat sich nunmal verpflichtet, genau solche Positionierungen zu unterlassen.

      Man kann die Entscheidung auch über Fairplay begründen: Da das Protestsymbol - natürlich - auch noch bei einem Spiel der ungarischen Nationalmannschaft gesetzt werden sollte, stünde die Neutralität des Veranstalters in Frage. Denn obwohl der eine oder andere Spieler die politische Aussage offen unterstützt, ist die Message schon ein Seitenhieb gegen das Land und das von seinem Parlament vertretene Volk - und damit auch gegen seine sportlichen Vertreter. Wenn Aktivisten oder Fans vor dem Stadion ihre Statements abgeben, oder wenn morgen im Stadion von allen Zuschauern Regenbogenfahnen geschwenkt werden (und die Ungarn womöglich einschließlich Viktor Orban das mit ansehen müssen), ist das ok. Aber dem Veranstalter steht so eine Parteinahme nicht zu.

      Also schade, dass die Münchner es nicht lassen konnten, die UEFA so auf den heißen Stuhl zu setzen. Toll dass die Reaktion auf die (erwartbare Ablehnung so breit und im wahrsten Sinne bunt ausfällt. Schade wieder, dass man das Gefühl nicht loswird, dass dabei die Enttäuschung über die UEFA eine größere Rolle spielt als die über die homophobe Politik in Ungarn und anderswo.

      • @Normalo:

        Top Kommentar

      • @Normalo:

        So ist es. Hätte man den Antrag einfach nur als Zeichen gegen Ausgrenzung weltweit gestellt, hätte die UEFA damit wohl kein Problem gehabt. Aber dadurch, dass es gezielt gegen Ungarn und Russland ging, hätte die UEFA hier eine Grenze überschritten, die diese niemals überschreiten will und wird, weil die UEFA sich diesbezüglich nicht instrumentalisieren lassen will.

      • 9G
        97627 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        Na klar, dann sich besser auch nicht gegen Sklaverei aussprechen, wenn man in gegen Qatar spielt. Könnte ja die arme UEFA auf den heißen Stuhl setzen.

        • @97627 (Profil gelöscht):

          JEDER darf sich gegen Sklaverei, Diskriminierung oder meinetwegen auch den Weihnachtsmann aussprechen. Vorsichtig sein sollte man aber, von wem man Gleiches erwartet.

          Es gibt keine universelle Pflicht - gerade nicht für Vereine u. ä., zu allem und jedem Position zu beziehen. Sie bestehen aus vielen Mitgliedern, die ihnen im Zweifel kein entsprechendes Mandat gegeben haben. Bei Uefa, FIFA oder auch IOC kommt noch dazu, dass sie (kommerziell wie sportlich) bittere Erfahrungen mit der Politisierung ihrer Sportfeste gemacht haben und sich deshalb schlicht vor KEINEN politischen Karren spannen wollen. Tut man's einmal, kann man sich beim nächsten Mal nicht mehr so wehren, auch wenn das Ziel dann nicht mehr so erstrebenswert sein mag (Merke: Wer so einen Verein vor seinen Karren spannen will, ist IMMER der Meinung, sein Ziel sei legitim und mindestens so wichtig wie alle anderen).

      • @Normalo:

        Ein typischer Fall von falsch verstandener Meinungsfreiheit und falsch verstandener Demokratie. Hier geht es nicht um zwei verschiedene aber gundsätzlich gleichberechtigte politische Ansichten und darum kann auch von einer möglichen "Parteinahme" durch die UEFA nicht die Rede sein. Hier geht es nur um die Verwehrung eines Grundrechtes. Wenn die von einem "europäischen Parlament" kommt, dann ist das keine schützenswerte Demokratie, sondern nur umso schlimmer.

        • @Benedikt Bräutigam:

          Selbst wenn es so wäre, dann ist der richtige Ansprechpartner der EGMR und nicht die Uefa. Sie ist nämlich nicht nur keine politische Vereinigung sondern AUCH keine Einrichtung des Rechtsstaats.

          Davon abgesehen sind "Grundrechte" selbst ein politisches Konstrukt und damit ebenfalls Gegenstand von Politik. Insofern ist es ein Kreisschluss, diesen Protest NICHT als politisch zu bezeichnen, weil es um Grundrechte geht. Egal welche Rechte man verletzt sieht, Ungarn ist ein souveräner Staat, der zunächst mal allein dafür zuständig ist, die Rechte seiner Bürger zu definieren und zu wahren. Wenn das Ausland etwas dagegen hat, wie Ungarn dieser Aufgabe nachgeht, dann ist das ein glasklar politischer Konflikt. Ungarn mag damit auch den Bruch internationaler Verpflichtungen (UN-Karta, EMRK, EU-Vertrag etc.) in Kauf nehmen, aber auch DAS ist eine politische Entscheidung.

      • @Normalo:

        Die UEFA betreibt Pinkwashing par excellence. Wer sich für die Menschenrechte einsetzt, muss wissen, dass dies immer politisch ist. Das Agieren der UEFA ist deshalb absurd, wirr und extrem unglaubwürdig sowie heuchlerisch!

        • @Frederik Nyborg:

          Die Frage ist, wo man die Grenze zieht. Sich allgemein für gewisse Ideale auszusprechen, ist aus Adressatensicht deutlich weniger politisch als sich konkret an Entscheidungen einzelner Länder abzuarbeiten.

          Toleranz und Respekt sind gut - und SO allgemein, dass man sie propagieren kann, ohne zu polarisieren. Deshalb ist das für Uefa vertretbar. Aber das ist nicht mehr als der sprichwörtliche kleine Finger, auf den hin man NICHT gleich den ganzen Arm abgerissen bekommen sollte.

          • @Normalo:

            Oh doch, Menschenrechte polarisieren, das werden Ihnen alle Autokraten und Regierenden mit autokratischen Ambitionen bestätigen!

            • @Frederik Nyborg:

              ...aber die Autokraten würden nie offen Anstoß daran nehmen und zugeben, dass sie ein Problem mit Menschenrechten haben. Sie reagieren nur allergisch, wenn man ihnen nachweist, dass es so ist.

              • @Normalo:

                Da scheinen Sie andere Autokraten zu kennen als Amnesty International!

                • @Frederik Nyborg:

                  AI ist, glaube ich, GENAU so ein Laden, der den Autokraten systematisch in der erwähnten Weise auf die Füße tritt. Dass AI-Aktivisten diese Herrschaften nicht nur von ihrer scheinheiligen Seite kennenlernen, glaube ich daher gerne. Aber fragen Sie mal einen von denen, ob sie irgendeinen Autokraten nennen können, der so eine scheinheilige Seite nicht hat und offen die Position vertritt, dass Toleranz und Respekt Teufelszeug seien!

                  Mir jedenfalls fällt keiner ein, der sich diese Blöße gäbe. Die versuchen Alle , ihr Tun als völlig liebenswürdig, tolerant und respektvoll darzustellen (außer natürlich gegenüber Jenen, die die sich aus ihrer Sicht intolerabel und respektvernichtend verhalten - aber wer würde diese verständliche Ausnahme nicht machen...?).

              • @Normalo:

                Ergänzung: Sie werden im Übrigen Toleranz und Respekt nicht in der UN-Menschenrechtskonvention verbrieft finden.

                Die sind wie der Weltfrieden: Man kann sie fordern, und vielleicht bringt das auch was - so wie der berühmte Schmetterlingsflügelschlag in der äußeren Mongolei seinen Teil zum Sturm in Mitteleuropa tun kann - und niemand nimmt es einem übel. Nur mit der offensiven Durchsetzung wird es schwierig und potenziell übel kontrovers. Die ist aber nicht mehr die Aufgabe der Uefa als z. B. die Lösung des Klimaproblems die Aufgabe von FFF wäre.

  • Als Orbanist würde ich mich auch vom Regenbogen ausgeschlossen fühlen. Wo ist denn da bitte das Braun?

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    U nd



    E wig



    F ranz -



    A llianz

  • Ich finde es auch traurig, dass man diesen Schritt nicht gehen kann. Obwohl natürlich dies mit dem Sport an sich nur zweitrangig zu tun hat, weshalb man die UEFA Entscheidung auch irgendwie respektieren muss. Aber deutlich wichtiger als ob nun ein Stadion in Farben ausgemalt erscheint oder nicht sind doch die wahren Helden der Spiele. Die Spieler und die gesamten Teams sind die Vorbilder an denen wir uns orientieren und diese machen bisher einen guten Job. Auch was die Einstellung und das gegenseitige Völkerverständnis angeht. Ich denke, dass Veranstaltungen wie diese einen großen Beitrag zur Verständigung und auch zum Frieden beitragen, selbst in einer ansonst durchwegs digitalen ja fast anonymen Welt.

    • 9G
      97627 (Profil gelöscht)
      @Markus Hanf:

      Die UEFA interessiert der Sport nicht, sondern die Einnahmen. Sieht man auch im Lichte von www.aljazeera.com/...-euro-2020-matches

  • Einfach die Fassade an eine neu gegründete Firma verkaufen die der Stadt gehört. Dann haben die, die das innere mieten keine Kontrolle mehr über die Leuchtreklame.

    • @danny schneider:

      Einfach gedacht ist leider nicht immer gut gedacht.

      Sie können eine Fassade an einer Immobilie nicht verkaufen, sondern nur verpachten, verleihen oder vermieten. Eigentümer der Fassade ist und bleibt der Eigentümer des Grundstücks. Und das wird sich ja die UEFA komplett für die Spiele gesichert haben.

    • @danny schneider:

      Darum liest Du die taz!