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Youtuber Fynn Kliemann über Erfolg„Ich glaub, ich kann alles“

Fynn Kliemann wurde als „Heimwerkerkönig“ auf Youtube bekannt. Heute ist er ein erfolgreicher Unternehmer. Andere hätten einfach zu viel Angst.

Fynn Kliemann auf seinem Hof „Kliemannsland“ in Niedersachsen – mit MTV Europe Music Award Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

taz am wochenende: Fynn Kliemann, am 31.12. startet die neue ZDFneo Sendung „Die Lieferung“. Gemeinsam mit fünf Freunden wirst du da aus verschiedenen Gegenständen neue „verrückte Sachen“ bauen, wie es in der Ankündigung heißt. Also genau das, wofür du bekannt bist. Was kann man von der Sendung erwarten?

Fynn Kliemann: „Die Lieferung“ ist ein Format, das wir uns mal bei mir auf dem Sofa ausgedacht haben, genau hier wo ich jetzt sitze während des Interviews. Was wäre, wenn ich meinem Kumpel Brian jeden Tag etwas bringe und – wie witzig wäre das – der müsste daraus irgendwas bauen. Und da kam uns die Idee für die Sendung: Wir kriegen jeden Tag eine Lieferung von Gegenständen und fahren irgendwohin hin, bauen den ganzen Tag Scheiße, wie zu Hause auch.

Die meisten Menschen kennen dich wahrscheinlich durch deinen ersten Youtube-Kanal, auf dem du an Dingen rumgeschraubt hast, ohne wirklich Ahnung davon zu haben. Klassischer Do-It-Yourself-Ansatz. Auch „Die Lieferung“ ist so angelegt. Glaubst du denn, dass du alles kannst?

Das wird immer in so einem überheblichen Kontext eingefangen. Aber so ist es gar nicht zu verstehen. Also: Ja, glaube ich schon, ehrlich gesagt.

Warum?

Das hat die Erfahrung so gezeigt. Ich glaube, du kannst auch alles.

Das bezweifle ich.

Dein Zweifeln daran ist das Problem. Natürlich klappt nicht alles beim ersten Versuch und natürlich kann ich es nicht besser als alle anderen auf der Welt, aber das ist ja auch gar nicht das Ziel. Es gibt so viele Dinge, die tut man nicht, weil man Angst davor hat. Weil man genau wie du sagt: Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann. Und ich denke mir aber so: warum nicht? Ich habe mir mal, als ich ganz klein war, eine Liste aufgeschrieben, mit Sachen, die man erfindet. Ein Ansatz war: Einfach Dinge, die es schon gibt, zu kombinieren. Das ist so wie beim Sprachen lernen.

Wenn man eben denkt: So, du kannst fünf Sprachen, dann kannst du die sechste auch, weil du schon zwanzig Prozent durch die anderen Sprachen kannst. Je mehr du im Leben lernst, je mehr du kannst, desto einfacher kannst du neue Sachen lernen. Weil eigentlich ist alles am Ende nur wieder ein Zusammenschluss aus Dingen, die du schon kannst. Bis auf ein, zwei Kleinigkeiten vielleicht. Und genau die sind aber interessant, weil die vielleicht der Baustein für die nächste Aufgabe sein könnten, die dir irgendwann mal gestellt wird.

Es gibt also keine Ausrede dafür, dass man etwas nicht schaffen kann?

Ich meine damit nicht, dass alle Leute alles ungehindert tun können. Es gibt Barrikaden. Das kann sein, aus welchem Land du kommst. Aber wenn du so ein privilegierter weißer Typ bist in Deutschland wie ich, dann gibt es eigentlich sehr wenig Sachen, die ich nicht machen kann. Wenn man dann an das Können geht: Na ja, dann gibt es da vielleicht etwas, das habe ich noch nie gemacht, aber das kann man ja lernen. Und theoretisch kann das jeder lernen, wenn all diese Barrikaden weg sind. Es geht nur darum, dass man sich traut und es macht.

Ist das nicht eine leere Versprechung? Du lebst auf dem Land, hast einen großen Hof und ein Haus und demnach viel Platz, die Sicherheit und Zeit, Dinge auszuprobieren und vielleicht auch mal zu scheitern. In Interviews vermittelst du oft, dass je­de:r es schaffen kann, so zu leben wie du. Verstehst du, dass solche Aussagen wütend machen können?

Du bist halt sauer auf dich, dass du das nicht hast. Und das projizierst du auf mich, weil ich das hab. Weißt du warum ich das habe?

Warum?

Fynn Kliemann

32, bekannt geworden als Youtuber, arbeitet als Webdesigner, ist Unternehmer, Musiker und Namensgeber des Kliemannslands, einem Kreativort auf dem niedersächsischen Land.

Ich habe das ja auch alles nicht gehabt anfangs. Ich habe mir das alles erträumt, dann habe ich Stück für Stück all das gemacht, damit ich das irgendwann bekomme.

Wahrscheinlich hattest du bessere Startmöglichkeiten als viele andere Menschen.

Das glaube ich nicht. Was du mir da sagst, damit werde ich voll oft konfrontiert. Die Leute denken sich dann Geschichten aus, was ich alles habe, um sich selber besser zu fühlen, weil sie das nicht haben. Es ist immer das gleiche: Leute gucken sich meine Videos an und sind am Ende sauer auf sich selbst. Ja, der hat auch ein großes Grundstück, wird dann gesagt. Ja, warum habe ich das? Weil ich klüger war, als vielleicht in dem Fall du, und keine Miete zahle, sondern mir als erstes, nachdem ich ausgezogen bin, ein Haus gekauft habe. Das zahle ich ab und zahle weniger Abtrag im Monat als du wahrscheinlich Miete. Vermute ich jetzt.

Es kursieren auch Gerüchte, ich hätte geerbt oder so. Ich komme aus einem total armen Haushalt. Ich will jetzt nicht die RTL-Schiene aufmachen. Aber: Ich hatte nichts. Ich habe einfach jahrelang für 200 Euro im Monat in meiner eigenen Agentur sieben Tage die Woche, 16 Stunden am Tag programmiert. Da hatte ich keinen Garten, da hatte ich gar nichts. In der Zeit habe ich alles mögliche gelernt, damit ich die Grundwaffen habe für den Alltag da draußen. Und dann habe ich festgestellt: Erstens arbeite ich mich kaputt, und zweitens will ich auch andere Sachen machen.

Die Sendung

„Die Lieferung“ – fünfteilige ZDFneo-Sendung mit Fynn Kliemann, Do. 31.12, 14.30 Uhr, ZDFneo und in der Mediathek

Das klingt fast nach der amerikanischen Erzählung „vom Tellerwäscher zum Millionär“.

Aber das denke ich wirklich. Man kann das alles machen, man muss nur sehr viel opfern. Ich habe selbst viele verschiedene Träume und Interessen gehabt und denen habe ich alles andere untergeordnet. Das heißt, ich sehe meine Familie nicht, mache nichts mit meinen Freunden, ich arbeite halt immer. Ich habe nur Kollegen, keine Kumpels. Ich habe einfach einen Hof gekauft, an dem tüdel ich jetzt rum. Das ist auch kein großer Schritt.

Und ein Schweißgerät kostet hundert Euro. Ich sage nur, die Hürden sind klein. Der Welt geht’s besser, wenn alle Leute sich vorlügen so wie du, dass sie das nicht machen können, weil … So habe ich damals auch immer gesagt: Ich bin kein Skateboardprofi, weil ich habe ja gar kein Skateboard bei mir im Garten.

Das Problem ist doch nicht, dass Menschen Angst haben, etwas zu riskieren. Sondern Strukturen, die bedingen, dass Menschen schwerer Zugang zu bestimmten Bereichen haben. Nicht alle können einen Kredit für ein Haus aufnehmen, wie du es gemacht hast.

Das, was ich jetzt explizit gemacht habe, könnte tatsächlich jeder, glaube ich. Ich bin eigentlich Programmierer. Das ist nicht fancy oder so. Ich habe mich hingesetzt und habe gelernt. Wenn man meinen Lebenslauf nimmt zum Beispiel: Ich habe eine Ausbildung gemacht, wie jeder andere, habe die verkürzt, wie jeder andere, habe dann meine eigene Firma gegründet. Da baue ich Websites, anonym, von zu Hause. Dreiviertel meiner Kunden habe ich noch nie getroffen, mit denen schreibe ich E-Mails.

Die wissen nicht, wie ich aussehe, ob ich Geld habe oder nicht, ob ich das kann oder nicht. Am Ende überzeugst du da immer nur mit deiner Arbeitsleistung und die bezahlt am Ende dein Gehalt. Und dein Gehalt zahlt später den Abtrag für dein Darlehen. Das sind voll einfache Kausalketten, bei denen ich jetzt nicht sehe, wo man das nicht hätte machen können wie ich. Ich sehe ja, dass viele Freunde von mir genau das gleiche machen.

Das erzählt sich so einfach.

Irgendwer will halt nach Berlin und zahlt dann 1.500 Euro Miete. Ich will halt gerne hier zu Hause bleiben und zahle dafür 500 Euro Abtrag. Ich bin auf dem Land, und zu dem Haus gab's eine Garage dazu. Dann bin ich da rein, habe ein Video gemacht und das bei Youtube hochgeladen und das haben sich Leute angeguckt. Peng. Geschichte erzählt.

Von außen betrachtet wirkt es, als hättest du dir ein ganzes Kliemann-Imperium aufgebaut. Du hast mehrere Youtubekanäle, die nach dir benannt sind. Es gibt das Kliemannsland, ein großes Gelände auf dem Land, das als Kreativort fungiert. Du machst Musik, hast ein Album veröffentlicht und darüber eine Dokumentation gedreht. Ist das nicht langsam ein bisschen viel Fynn Kliemann?

Ja, die Szene beschäftigt sich mit sich selbst und alles ist sehr egozentrisch. Mir wurde das mal ganz am Anfang gesagt, da hatte ich gerade erst ein paar Videos hochgeladen, dass ich aufpassen soll, nicht auch so eine Wurst zu werden wie alle anderen. Das habe ich mir voll zu Herzen genommen. Und mache trotzdem natürlich die ganze Zeit Sachen, in denen ich im Mittelpunkt bin.

In nächster Zeit bin ich deshalb eher im Hintergrund, um zum Beispiel anderen Künstlern zu helfen und für sie zu arbeiten. Mir reicht’s auch, die Story immer wieder zu erzählen. Weil auch alles immer an deinem eigenen Gesicht hängt. Das Ding ist: Ich lebe mein eigenes Leben und das wird eben ganz oft filmisch festgehalten. In der Theorie ist da noch Material für sehr viel mehr.

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40 Kommentare

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  • Ich habe einfach jahrelang für 200 Euro im Monat in meiner eigenen Agentur sieben Tage die Woche, 16 Stunden am Tag programmiert



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    Hm, wie hat er denn Unterkunft, Essen etc finanziert etc? Ansonsten ist der Fynn ein Paradebeispiel für eine selbstbewußte, egogetriebene Rampensau wie man so oft grade im Werbebereich findet... Zudem ein ganz schöner Kapitalist im netten Diy Gewand :) Einer ist ok, aber man stellt sich vor, es gäbe 80 Millionen davon...

  • Jeder (der 16 Stunden am Tag arbeiten kann) kann mit harter Arbeit reich werden, aber nicht alle.

    Typischer FDP-Denkfehler.

    Dazu kommt der Survival-Bias.

    Außerdem sind viele nach 8 Stunden Arbeit platt.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Mit 50 bin ich nach 8 Std. platt, mit 30 war 6 Tage Woche a 9-10 Std. normal. Nach 30 Jahren zeichnet sich doch ein Unterschied ab, ob man lieber faul im Bett liegt oder viel tut egal was. Wir waren auch wie Fynn, haben gekifft malocht und ständig Scheisse gebaut. Nicht so erfolgreich aber fürs Häuschen und einen Garten hats gereicht.

  • Ja ja, wir werden alle reich und leben nur noch von unserem Geld und verhungern weil niemand mehr die Felder bestellt und ersticken in unserem Dreck weil niemand mehr den Müll abholt.



    Ich kann diese Jeder- kann- alles- schaffen- Geschichten nicht mehr hören.



    Diese dienen nur dazu die diversen strukturellen Ungerechtigkeiten zu verschleiern.

    • @Suchender:

      Geht mir ganz genau so ...

  • hat ein einfaches rezept angewendet ...

    sein unterbewußtsein gestärkt und ihm vertraut.

    kraftquelle pur.

  • Was ist Erfolg? Viel Geld? Statussymbole? Mein Haus, mein Boot, mein... Nichts davon! ERfolg ist, wenn mein Tun meine Lebenszufriedenheit unterstützt. Das kann ein winziges Unternehmen sein, ein Job in der Pflege, kreatives im IT-Bereich, basteln in der Anonymität oder auch in der Öffentlichkeit. Da hat er recht: Wer merkt, dass es mit der eigenen Zufriedenheit hapert, sollte was ändern, Stellschrauben drehen. Und nicht auf andere deuten und sagen: Ja, die haben ja auch.... das hilft nicht weiter.

  • Finde ich sehr sympathisch. Viele Leute glauben, wenn sie nur nach Berlin ziehen sind sie kreativ. Reden dann mit der Bierpulle in der Hand redundant von Projekten (unter häufiger Verwendung des Wortes "tatsächlich") und es passiert - nichts. So vergehen die Jahre. Kreativ aber geht überall. Anstatt im Loft in der Garage. Sogar in der viel geschmähten Provinz. Die ist auf einmal hip. Dem Digital ist´s egal. Tja. So ist das mit den Trends.

  • Däh&ZischMailtütenfrisch Mr. ITLachen

    ” "Ich glaub, ich kann alles."... taz.de/Youtuber-Fy...r-Erfolg/!5735945/



    Dann sollte er mal was anderes machen.

    • @Lowandorder:

      Jo so einen der alles kann, brauchts doch nicht in der Pampa um "Scheisse zu bauen". Der müsste ans CERN oder zur ESA, der soll endlich den Fusionsreaktor zum laufen bringen oder am besten gleich die nächste nutzbare Energieform entdecken. Welch Verschwendung.

  • Natürlich kann jeder schaffen was Fynn geschafft hat! Man muss sich nur trauen, Talent und eine ordentliche Portion Glück haben.

    Viele Leute trauen sich, geben alles, sind sogar besser als Fynn, aber sie haben halt nicht das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Von den Leuten liest und hört man aber nichts - nur von denen mit Glück! :)

    Ich schau mir den Heimwerkerking wirklich sehr gern an, wer's nicht kennt: Tipp!

    • @Bernd Berndner:

      Hm, wenn Zeitpunkt und Glück so eine große Rolle spielen, wie erklärt man das denen die sich anstrengen, aber halt keines von beiden haben?

  • "Mehrere Jahre lang 16 Stunden am Tag gearbeitet."

    Damit kann man mehr verdienen als andere — nur welche Gesellschaft schaffen wir, wenn das die Anforderung für Erfolg ist?

    Es sollte mit weniger gehen — dass es überhaupt geht, ist aber schonmal was positives.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Wenn der Bursche wirklich erst 21 ist, frage ich mich, wie viele Jahre das wohl gewesen sein mögen.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Nun, es ist nur eine Frage, wie man Arbeit definiert. - Ich denke, Sie werden mir doch gewiss zugestehen, dass die Arbeit des Handwerkers, der sich dazu eigens auf eine Baustelle begeben muss (oder als Bäcker in die Backstube), sich doch deutlich von vielen anderen - so auch in diesem Fall - unterscheidet. Wo sich oft noch die Frage stellt, ob das überhaupt wirklich Arbeit ist. Zumindest wenn wir an sie die Forderung anlegen, dass sie die Gesellschaft weiterbringt, indem sie Wohlstand schafft. Denn:

      Zweifellos könnte ich locker 16 Stunden am Tag hier im Internet zubringen und solche Dispute hier führen (völlig nutzfrei). Aber wohin führt das letztlich?

      Die andere Seite: Ja, es geht mit weniger. Sogar mit weit weniger: Lesen Sie mal das Büchlein die 4-Stunden-Woche (von Ferris). Aber das Resultat solcher "Arbeit" ist das gleiche wie im vorliegenden Fall: Es ist allenfalls unterhaltsam, aber wirklichen Wohlstand, der Menschen ernährt, bringt es nicht ...

  • 8G
    84739 (Profil gelöscht)

    jede*r kann es schaffen... aber nicht alle! kleiner, aber feiner Unterschied.

    • @84739 (Profil gelöscht):

      Sie bringen es auf den Punkt. Ist allerdings längst eine Binsenweisheit ...

      Man staunt eigentlich nur, wie oft das ignoriert wird.

  • Ich find es einerseits nicht nett von der TAZ, einen 21-Jährigen so vorzuführen.



    Andererseits habe ich selten so gelacht beim Lesen eines Interviews. "So, du kannst fünf Sprachen, dann kannst du die sechste auch, weil ..." ROTFLMAO ...

    • @Kaboom:

      Der Junge ist 32 :)

    • @Kaboom:

      Können Sie mir bitte erklären, was daran so ROTFLMAO ist?

  • Ich weiß nicht, wie viele der Kommentatoren hier die Serie "Hör' mal, wer da hämmert" kennt, aber im Grunde genommen macht Kliemann, von dem ich übrigens - wie einige andere hier - zum ersten Mal höre, nichts anderes. Seine Kreativität besteht also darin, ein Konzept, das andere als Sitcom entworfen haben - als Youtube-Kanal zu nutzen. Und wer sich nur ein klein wenig in der Welt der Unterhaltung - und nur darum geht es hier wirklich - umschaut, kann sehen, wie einige in dieser Welt ohne besondere Leistung, nur durch Zufall (oder eben Glück) nach oben gespült werden. Man muss es einfach nur machen.

    An diesem einen Punkt hat er durchaus recht. Wie sich auch bei all den vielen Talentshows zeigt. Und für den Anfang hat er ja noch nicht einmal Talent gebraucht, denn der "Heimwerkerking" (im ORIGINAL) stolpert ja ständig; ist ein ständiges Missgeschick. Das wahre Talent mit Fähigkeit und Können ist sein Kumpel Al, der TATSÄCHLICH fast alles kann.

    Und da ist es wie im richtigen Leben: Ich habe Kollegen, die gerade erst mit ihrem Job anfangen - aber wenn man sie fragt, ALLES können; ja die größten Könner überhaupt sind.

    In der Regel wird der Mist, den sie machen - dann von uns anderen ausgebügelt. Und dann funktioniert das Ganze wieder ... (Ich bin übrigens professioneller Handwerker und Heimwerker)

    Doch ich gebe dem Mann durchaus recht: Eine große Klappe und viel Aufmerksamkeit dafür ist heute ein wirklich gutes Geschäftskonzept. Schließlich haben mangelhafte Bildung (bekannt als Bildungsmisere) und "Hartz-IV"-TV schon einen wunderbaren Grundstein gelegt ...

  • Ich erinnere mich an die Linke von früher, als sie Kindern aus der Arbeiterschicht mit Bildungsprogrammen und BaFög den Zugang zu Universitäten, Bildung und einem stabilen und erfolgreichen Berufsleben geebnet hat. Ganze Generationen von Gewerkschaftern und SPD-Jugendprogrammen haben dafür gekämpft. Das war das Ziel. Die aktuelle Linke denunziert jeden als "weiß" und "privilegiert", der, wie Fynn, was aus sich macht, auch wenn er gar nicht aus privilegierten Verhältnissen stammt. Verkehrte Welt.

    • @Mark2013:

      Yepp, meine Arnarcho-Kumpels von früher bezeichnen mich auch als Kapitalist, weil ich Haus und Grundstück habe. Vergessen aber das ich 1 mal in zehn Jahren in Urlaub gehe, Sonntags im Garten arbeite, nicht bis 12 im Bett bleibe, usw. usf .

    • @Mark2013:

      Danke, genau das hab ich mir heute morgen auch gedacht, als ich dreimal angesetzt hab zu kommentieren und es dann doch gelassen hab.



      Als Bildungsbürgerkind ist mein Freundeskreis nicht so divers wie es gut für mich wäre, aber diejenigen meiner Freunde, die aus armen und "bildungsfernen" Haushalten stammen nutzen alle Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen. Die wissen, wie es ist richtig arm zu sein und wollen das um jeden Preis vermeiden. Und immer schreit dann irgendwer "Kriegsgewinnler! Bonze!"...

      • @Krösa Maja:

        Ich kann zwar das dargestellte Argument der Nicht-Anerkennung vom abweichenden bildungsbürgerlichen Normalweg nachvollziehen, aber dieses wird im Artikel doch gar nicht aufgezogen? Und dass "die aktuelle Linke" jeden denunziert der "weiß" und "priviligiert" ist, hat neben der unhaltbaren Pauschalität auch nichts im Artikel verloren, außer dass der Interviewte selbst kurz auf sein Weiß- und Dude-Sein zu sprechen kommt.

      • @Krösa Maja:

        Danke für diese Beiträge....die einiges richtigstellen, was man sonst so lesen muss.

  • Es gibt viele Gründe warum manche Menschen das Gefühl haben im Vergleich schlechter abzuschneiden. Für mich ein Mix aus Herkunft, Fähigkeiten, Psyche, Verhältnisse und Glück. Das kann ziemlich unüberschaubar in der Wechselwirkungen sein. Einfache Rezepte gibt es für diese 100000 Jahre alte Frage nicht.

    • @llorenzo:

      Klar, gibt es zahlreiche Faktoren, die zwischen Erfolg und (scheinbaren) Misserfolg. Für Erfolg musst Du raus aus der Komfortzone und das geht dank Onlinewelt einfacher denn je. Trotzdem tut es weh, sie zu verlassen und genau vor diesem Schmerz haben die Leute Angst. Er nicht.

      • @Mamastisch:

        Nene, Llorenzo hat schon recht... Komfortzone ist das Eine, aber Faktoren wie Aussehen, Charisma, Humor bzw. Schlagfertigkeit ergo Rampensau bekommt man meist in die Wiege gelegt bzw vermitteln die Eltern ...immer das Mär von: Streng dich nur genug an.... Finde es vor allem dsw nervig, weil sich Fynn seiner Privilegien gar nicht bewusst wird und nur laut rumtönt, wie schwer er es früher hatte und es jeder schaffen kann

      • @Mamastisch:

        Sie schreiben erst, dass es zahlreiche Faktoren für Erfolggibt, nur um im Anschluss mit ihrer 1-Grund-für-den-Erfolg-Begründung der Komfortzone-Angst-These das Gegenteil zu behaupten.

  • Ob ers "geschaftt" hat wird sich zeigen, wenn in die Jahre gekommen und sich "kaa Sau" mehr für den Typ interessiert.

    • @dator:

      Er arbeitet auch immer noch halbtags in seiner Agentur und programmiert weiterhin wie vor 10 Jahren Websites

  • Unerträgliches Shaka-du-schaffst-es - Gelaber. Er beherrscht halt gut die selbst Selbstinszenierung und - Vermarktung.

  • Fynn Kliemann? Nie gehört... und das wird wohl auch so bleiben...

  • Harte Nuss ist dieser Fynn. Aber die Fragen waren trotzdem gut ausgewählt.

  • Typisch liberales Gelaber eines weißen Mannes, der es "geschafft hat". Dazu mischt er dann noch die gewohnte Denunziation des Angsthasen oder Faulenzers. Cooler Typ.

    • @Montagsdepression:

      wobei, das Argument, andere ziehen nach Berlin und schuften für die Miete, wären er auf dem Dorf für das selbe Geld mehr kriegt, nicht ganz unwahr ist... wenn man das will was alle wollen, zahlt man immer mehr.

      • @nutzer:

        Die Mieten in Berlin waren bis 2010 noch weit unter dem Gesamtdeutschen Niveau. Die Mietpreisexplosion kam erst danach. Jetzt mit dem Mietendeckel hat es sich auch wieder normalisiert, erstmal. Aber das Argument ist nicht falsch, als freischaffender Künstler macht es sich immer besser da zu wohnen, wo es günstig ist. Als Angestellter hat man hier nicht die freiste Wahl oder man pendelt, was aber auch Kosten verursacht.

        • @Montagsdepression:

          Als Mensch mit Kindern muss man sich außerdem fragen, ob die Kinder wirklich jeden Tag mit dem Bus zur weiterbildenen Schule fahren sollen.

          • 0G
            04105 (Profil gelöscht)
            @Arne Babenhauserheide:

            Naja - zwischen Berlin und dem platten Land gibt es ja auch noch einiges: Delmenhorst z.B. (www.youtube.com/watch?v=ymRnuhrAp8k) oder Remscheid, Kalkar etc..... Alles Städte mit fußläufig erreichbaren weiterführenden Schulen.