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Maßnahmen gegen CoronaWer nicht hören will, muss testen

Anja Maier
Kommentar von Anja Maier

Wo Bayerns Ministerpräsident Markus Söder richtigliegt: Nur weil man gesund ist, hat man nicht das Recht, sich über die Rechte anderer hinwegzusetzen.

Abstand halten und testen, damit lässt sich die zweite Welle vielleicht verhindern Foto: Marius Becker/dpa

M arkus Söder ist ein Spielverderber; jedenfalls für jene, die meinen, sie hätten trotz Corona ein Recht auf unbegrenzten persönlichen Freizeitspaß. Den BayerInnen, die sich nicht an die geltenden Sicherheitsregeln halten, zeigt er, wo künftig der Hammer hängt. Söder erhöht die angedrohten Strafen kurzerhand von 5.000 auf 25.000 Euro. Und für jene, die von der Politik nicht nur Drohungen und wertvolle Hinweise erwarten, sondern auch Handlungsoptionen, tut er etwas: mehr Tests. Und zwar am liebsten verpflichtende.

Bei dem Wort Pflicht geht ja den Deutschen gern mal das Strohhütchen hoch. Wie bitte, was ist mit der grundgesetzlich verbrieften Freiheit? Wo kommen wir denn hin, wenn jedeR unter Verdacht gestellt wird, der nach sechs stressigen Coronamonaten sein Bürgerrecht auf grenzüberschreitende Freizeit ausübt? Und hey, ich kenne niemanden persönlich, der sich infiziert hat. Es sind dies die immer gleichen Argumente, die in ihrer Denkfaulheit und Verantwortungslosigkeit mittlerweile maximal anöden.

CSU-Chef Söder, aber auch Merkels Kanzleramtschef Helge Braun oder Gesundheitsminister Jens Spahn haben die Pflicht, angesichts steigender Fallzahlen die Zügel anzuziehen. Wenn sie nichts unternehmen, kollabiert im Herbst und Winter nicht nur das Gesundheitssystem. Eine zweite Infektionswelle, deren erste Anzeichen das Robert-Koch-Institut aktuell anzeigt, würde sehr vielen Menschen das Leben kosten. Also unternehmen sie was. Spahn hat gerade Pflichttest für Urlaubsrückkehrer angekündigt. Wer nicht hören will, muss eben testen.

So weit sind wir also mittlerweile. Wie man sich gegenüber seinen Mitmenschen verhält – ob wie ein Teil der Gruppe oder wie ein Ichling –, ist nichts, was irgendwie abstrakt auf ein ganz persönliches Karmakonto geht. Nur weil man selbst einigermaßen gesund ist, hat man nicht das Recht, sich über die Rechte anderer hinwegzusetzen. Jeden Tag in öffentlichen Verkehrsmitteln, Supermärkten oder am Arbeitsplatz Coronabingo spielen zu müssen, ist ermüdend und desillusionierend.

Das Virus ist wie zu schnell Auto fahren: Vielleicht bin ich drei Minuten früher am Ziel als die anderen – vielleicht aber fahre ich dabei jemanden tot. Persönliche Vorteilsnahme kann mich und andere Menschen sehr unglücklich machen. Dies überhaupt ständig wiederholen zu müssen, ist eine Zumutung. Jeder Mensch kennt Menschen, die er liebt. Es dauert nur eine Millisekunde, um sich das klarzumachen. Denn wenn das Unglück eintritt, ist es zu spät, gegebenenfalls für immer.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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46 Kommentare

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  • Ich hätte nie gedacht, man sich eines Tages nicht nur mit Klimaleugnern oder Rechtsnationalisten und Faschisten auseinander setzen muss, sondern nun auch noch mit Menschen, die nicht in der Lage sind, die Probleme und Paradoxien zu begreifen, die mit einer Pandemie und deren Bekämpfung verbunden sind.

    Frau Maier nennt das höflicherweise "Denkfaulheit". Da ich mich an die Netiquette halten will, vermeide ich den Begriff "Blödheit". Und die soll ja auch das Sozialverhalten beeinflussen.

    • @Rolf B.:

      Bei manchen mag es schlichte Blödheit sein, was es aber auf jeden Fall ist, ist grobe Rücksichtslosigkeit. So krass sichtbar war die für mich vorher nicht.

  • Ich finde die Testpflicht absolut richtig. Mich nervt allerdings die moralische Überheblichkeit gegenüber jenen, die aus Risikogebieten zurückkehren. Es sind nun einmal nicht alles Urlauber, sondern es soll auch in Deutschland Menschen geben, die zum Beispiel in der Türkei Verwandte haben oder die reisen, um als Geschäftsmann oder als Techniker den Exportkarren aus dem Dreck zu ziehen.

    • @Phag2:

      "die zum Beispiel in der Türkei Verwandte haben"

      Im Urlaub die Familie zu besuchen, zählt also nicht als Urlaub? Ein jährlicher Besuch ist nicht notwendig. Es zu riskieren, der Familie vom Flughafen Corona mitzubringen, ist auch nicht die vernünftigste Entscheidung.

    • Anja Maier , Autorin des Artikels, Korrespondentin Parlamentsbüro
      @Phag2:

      Das sehe ich ganz genauso. Der Platz für den Kommentar war leider zu kurz, das auszuführen. Aber darüber berichten wir sicher auch bald. Beste Grüße!

  • 0G
    04515 (Profil gelöscht)

    Mir geht die Panikmache mächtig auf die Nerven. Die zweite Welle ist absolut noch nicht im Anmarsch, nur weil es ein paar Infektionen mehr gibt.

    • @04515 (Profil gelöscht):

      Ich kann da nur den o. Artikel zitieren:

      "Es sind dies die immer gleichen Argumente, die in ihrer Denkfaulheit und Verantwortungslosigkeit mittlerweile maximal anöden."

      Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.

    • @04515 (Profil gelöscht):

      Wir reden nur leider nicht über „ein paar mehr Fälle“- abgesehen davon,bei einer exponentiellen Kurve,wie sollte die sich sonst ankündigen als durch stetig steigende Fallzahlen?



      Mir geht die Pandemie auch auf die Nerven.Davon geht sie aber nicht weg.

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @04515 (Profil gelöscht):

      Mir gehen Menschen auf die Nerven, die es besser wissen, als Virologen. Zwei Tage im Internet drüber gelesen und hier meinen, man wisse Bescheid...

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @970 (Profil gelöscht):

        "Zwei Tage im Internet drüber gelesen und hier meinen, man wisse Bescheid..."

        Mit Sicherheit sind Karina Reiss und Sucharit Bhakdi damit gemeint, oder?

        Deren aktuelles Buch, als ein großmedial verschwiegener Spiegel-Bestseller, das habe ich mir gekauft, bereits gelesen!

        Sorry for that ...

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Wieso wird über dieses Buch nicht berichtet?

          • @wollewatz:

            Don't feed the trolls?

            Vielleicht reichen diese links aus:

            www.zdf.de/nachric...ck-bhakdi-100.html

            www.swr3.de/aktuel...en-corona-100.html

            • @Stephan Herrmann:

              Danke für die Links. In dem Beitrag vom ZDF steht, Herr Bhakdi sei ein emeritierter Professor für Mikrobiologie der Universität Mainz. Ist das ein Troll? Ob er Recht hat oder nicht kann ich nicht beurteilen, aber ich könnte mir vorstellen, dass es gut wäre, wenn bei einer so neuartigen Erkrankung alle Fachleute miteinander diskutieren, um die besten Lösungen zu finden. Dass einer einfach ignoriert wird, halte ich für ungewöhnlich, oder sehe ich das falsch?

              • @wollewatz:

                Nicht jeder Professor ist Experte für Viren und Pandemien, auch nicht wenn da "Mikrobiologie" draufsteht. Beim SWR liest man, inwiefern er sich außerhalb seines Fachgebietes äußert, und in beiden Fakten-checks kann man nachlesen, wo die Denkfehler seiner Argumentation liegen.

                Ihn als Troll zu bezeichnen, schießt vielleicht ein wenig über's Ziel hinaus (dass würde mutwilliges Stören des Diskurses unterstellen), aber auf alle Fälle hat er bereits mehr Aufmerksamkeit bekommen, als er verdient. Weshalb es im allgemeinen Interesse wäre, wenn das Interesse an seinen Äußerungen möglichst schnell abebben würde. Wir haben besseres zu tun.

  • Hätte die bayrische Staatsregierung Grossbetriebe rechtzeitig ausreichend kontrolliert, wäre also ihrer Aufgabe nachgekommen, bräuchte man jetzt nicht medienwirksam die Strafen zu erhöhen.



    Aber laxe Kontrollen gehört in Bayern zum Standortvorteil.

    • @Aymen:

      Die Neuinfektionen lassen sich vor allem auf Urlauber zurückführen.Tönnies und andere stellten zwar Spikes dar,aber eben keine zeitlich andauernde Erhöhung.

  • Ich kann das Gebrüll nach Grundrechten schon lange nicht mehr hören. Dass mit Rechten auch Pflichten einhergehen, soweit geht die Denke leider zu vieler Menschen nicht. Da wird nicht mal mehr der Tellerrand erreicht.



    Danke für diesen Artikel, besonders fürs "Coronabingo" :-)

    • 0G
      01349 (Profil gelöscht)
      @HopeDrone:

      Die Grundrechte gelten für jede*n unabhängig von der Erfüllung irgendwelcher Pflichten.

  • Ich persönlich habe Angst, als Lehrerin wieder bald vor vollen Klassen stehen zu müssen, ohne dass es ernsthaft ein nachvollziehbares Hygienekonzept für Schulen gibt.



    Anscheinend fühlt sich niemand zuständig. Dabei zeigen die letzten Studien, dass ab 10 Jahren die Ansteckung durch Kinder/ Jugendliche ansteigt - auch aufgrund der vielen zwischenmenschlichen Kontakte.



    Es gibt keinerlei Informationen vom Berliner Senat und von meiner Schule auch nicht.



    Ich habe aber keine Lust, meine Gesundheit auf's Spiel zu setzen. Das ist es aber, was man von LehrerInnen genau wie vom Gesundheitspersonal am Anfang der Krise jetzt erwartet: ein großes Experiment soll durchgezogen werden, weil Deutschland u.a. das digitale Lernen nicht auf die Reihe bekommt.



    Kein Wunder, dass sich Leute angesichts dieser Planlosigkeit krankmelden.

  • Bin ganz einer Meinung mit der Autorin. Und sehr erstaunt mit Söder (!) ganz auf einer Linie zu sein.

    • @sachmah:

      Ja, ich glaube auch, der Mann versteht sein Geschäft.



      Söder hat mit seiner konsequenten Haltung die Opposition ruhig gestellt und die Massen hinter sich vereint. So einen hatten wir schon lange nicht mehr.



      Gemeinsam mit Robert Habeck wird er die nächste Bundesregierung bilden.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Doch, doch ich höre schon ...

    Und sog. Risikogebiete können ja sehr schnell überall hingetestet werden. In meinem Umfeld wurden alle geplanten Urlaube vorerst ad akta gelegt; Restaurantbesuche und andere Shoppingtouren etc.sowieso ...

    In Ischgl waren doch viele, viele Menschen infiziert. Sind die dann in substantiellen Zahlen schwer erkrankt, oder gar gestorben? Oder ist das lediglich Pisa für Dummies?

    Vor einigen Tagen waren (aus versehen?) diese schönen Zahlen via der ARD zu lesen.

    www.tagesschau.de/...rona-Tote-weltweit

    Ok, mit der Prozentrechnung hat es mancher Coronajünger in Regierung und Staatsmedien nicht so, aber ich konnte da einfach nicht widerstehen; zumal ja ausdrücklich auf "weltweit" abgehoben wird.

    Bei gut sieben Milliarden Erdenbürgern sind die genannten 14,2 Millionen Infizierten also gerade mal 0,2 Prozent; und in der Regel, soweit nicht mit anderen ernsthaften Krankheiten geschlagen, ohne ernsthafte Befunde. Oder hat man nach den großmedial herausgebrüllten Zahlen der Infizierten, den Hotspots, den "Ausbrüchen" hierzulande mal wieder etwas von denen gehört? Die müssten doch gestorben sein wie die Fliegen, zumindest in größererZahl sehr ernsthaft erkrankt sein. Von den Menschen in diesem Restaurant im Norden Deutschlands bereits im Mai. Über die vielen infizierten Gottesdienstbesucher im Raum Frankfurt im Juni bis hin zu denen allen in Gütersloh etc.

    Noch "lustiger" -wenn es keine amtlich verkündete Farce wäre- ist die via Tagesschau verkündete Zahl der -hoffentlich "an", nicht nur "mit"- weltweit verstorbenen Menschen. Diese 600.000 (von 7 Milliarden) sind nach den mir verbliebenen Rechenkünsten weniger als 0,01 Prozent.

    Sprich: das mit wohl ganz anderer Intention politisch-großmedial aufgeblasene statistische Rauschen.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      "[...] Risikogebiete können ja sehr schnell überall hingetestet werden [...]"

      Sie wissen, dass das ein klassischer Trump ist: "weniger testen, dann gibt's auch weniger Kranke".

      Gerade in Hinblick auf Ihre vielzitierten Italienschen Freunde halte ich Ihren Standpunkt für... unreif.

      Wo waren Sie, als in der Lombardei Land unter war? Schauen Sie sich dieses Gesicht [1] an. Alles Medienfake?

      "Mir geht's gut. Was geht mich das Leiden anderer an?"

      Ne. Soziale Verantwortung sieht anders aus.

      [1] Risikogebiete können ja sehr schnell überall hingetestet werden

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @tomás zerolo:

        Weniger "Kranke"? Oder lediglich weniger "Infizierte"?

        Und ja, wenn weder (hier (südhessische Bergstraße) noch dort (Valle Maira, Provinz Cuneo) die entsprechenden "Ausbrüche" hingetestet werden, dann bin ich ab Anfang September und erstmals in diesem Jahr wieder bei meinen italienischen Feunden.

        Und klar, zu zweit mit dem Euro-4 Schadstoffdiesel; ist alles Andere doch viiiel zu gefährlich ... Mal schauen, wie sich zur Rückfahrt Ende September (oder später) das Testen an der A5 bei Basel so gestaltet.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Tönnies: bei ca. 700 Fällen Kreis Gütersloh insgesamt waren es 19 Tote. Veralteter Stand von Ende Mai.



      Wohingegen Laumann bei ntv von 2119 Fällen speziell bei Tönnies, davon nur 41 in Krankenhaus und null Toten sprach. Der Vollständigkeit halber erwähnt.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @sachmah:

        Ja, was gilt denn nun?

        Belastbare, verifizierbare Zahlen zu den Folgewirkungen der großmedial verkündeten "Ausbrüche", der "Hotspots" etc. in Sachen schwerer Erkrankungen oder gar Todesfälle sind Mangelware bzw. nicht vorhanden.

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Jetzt mal ganz schlicht gefragt:

          Warum sollten fast alle Regierungen der Welt Maßnahmen ergreifen, um die Pandemie in den Griff zu bekommen und dabei die Wirtschaft fast komplett an die Wand zu fahren?

          Und nahezu alle Wissenschaftler dieses Verhalten stützen.

          Sind die alle verrückt geworden, haben die die falschen Tabletten genommen oder sind es allesamt apokalyptische Reiter?

          Normalerweise befördern Regierungen die Wirtschaft, jetzt legen sie sie teilweise lahm?

          [...]

          Helfen Sie mir!

          Kommentar gekürzt. Bitte verzichten Sie auf Spekulationen. Danke, die Moderation

          • 9G
            90857 (Profil gelöscht)
            @Jim Hawkins:

            Ich kann Ihnen da nicht helfen. Bin kein Missionar, aber will auch kein herdentriebiger Mitläufer sein. Das muß wohl jeder für sich selbst entscheiden, das Mitlaufen wie das Querdenken.

            Was die "Wirtschaft" betrifft, so sollte man das bekannte "cui bono" nicht ganz außen vor lassen, wer profitiert, und wer ggf. "gerettet" wird vs. denen, die den sprichwörtlichen Bach runter gehen bzw. im eingebremsten Konsumenten-Hamsterrad immer abhängiger werden.

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Am besten in die USA Italien und nach Spanien schauen. In Deutschland verhindert der eigentlich so großartige Datenschutz eine fundierte Auswertung.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Typischer Denkfehler der "selbst Denkenden". X macht kaum Probleme, also ist Maßnahme gegen X unnötig. Dass X vielleicht deswegen kaum Probleme macht, weil die Maßnahme effektiv ist, kommt den Menschen gar nicht in den Sinn, weil das Ergebnis des zu kurzen Denkvorgangs befriedigend ist.



      Wer meint, Mehrheits-Expertenmeinungen anzweifeln zu müssen, weil am Stammtisch, auf Twitter oder auf Youtube irgendwer etwas scheinbar Schlüssiges erzählt hat, oder wer sich das gar alles selbst ausgedacht hat, sollte sich überlegen, wie zuverlässig diese Quellen sind gegenüber jemandem, der seit vielen Jahren intensiv auf einem Thema arbeitet und sich regelmäßig mit anderen austauscht, die dies auch tun.

      Und mal so nebenbei - Tote sind nicht die einzigen Opfer, sie sind nur am leichtesten zu zählen. Wir wissen inzwischen, dass Covid-19 bei vielen Patienten - auch bei jungen und gesunden mit mildem Krankheitsverlauf - vermutlich bleibende Schäden in der Lunge hinterlässt. Mit Sicherheit kann man das noch nicht sagen, da "bleibend" bei einer Krankheit, die es erst seit ein paar Monaten gibt, schwer abzuschätzen ist. Bei SARS wissen wir, dass 40% der Erkrankten den Rest ihres Lebens arbeitsunfähig sind.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Malte E:

        Zum Glück nur ein (mein) Denkfehler.

        Aber es ging mir jenseits der "Maßnahmen" primär um die konkreten Folgen für diejenigen, welche via dieser "Ausbrüche" bereits infiziert sind. Da müsste dann doch mit dem gleichen Furor berichtet werden, wieviele von denen (absolut, wie prozentual) denn nun ernsthaft erkrankt bzw. bereits gestorben sind;

        "an" oder lediglich "mit" ...

        Und btw. SARS. Wieviele, absolut und prozentual zu einer definierten Gesamtbevölkerung und im Vergleich zu anderen grippalen Infekten sind denn genau daran nun ernsthaft erkrankt und nach welcher Definition "arbeitsunfähig".

        "40%" ohne vergleichbaren Kontext sind mir da einfach zu wenig; da ist die Tagesschau (unfreiwilligerweise?) schon weiter ...

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Wenn in der Altersgruppe 40-50 von den symptomatisch erkrankten Personen laut einem US-Mediziner 5-7 Prozent versterben finde ich das viel. Das sind noch nicht die mit langjährigen Grunderkrankungen. Lass es weniger sein in Deutschland, andere Lebensweise, anderes Gesundheitssystem. Ich kam auf 4 Prozent Tote bei rund 17 Prozent im Krankenhaus, bezogen auf die symptomatisch erkrankten. Angaben ohne Gewähr kann mich verrechnet haben. Mit Symptomen krank scheint jeden treffen zu können, auch Topathleten hat es schon erwischt. Folgen: haben schon andere geschrieben was gesund alles heißen kann. Also: wenn ich spielen will dann Lotto. Da kann ich was gewinnen. Hier nicht. Also MNS und Rücksichtnahme alleine schon in Eigeninteresse.

        • @90857 (Profil gelöscht):

          "Arbeitsunfähig" im Sinne von "nicht mehr fähig, sich selber ihren Lebensunterhalt zu verdienen". Damit dauerhaft abhängig von Sozialleistungen. Und weil die vermutlich überall nicht besonders üppig sind: Leben in Würde Fehlanzeige.

          SARS war vom Verlauf her deutlich schwerer als Covid-19; aber das jetzige Virus ist deutlich ansteckender. Das macht es gefährlicher als SARS, weil eben ein kleiner Prozentsatz von Millionen Menschen mehr sind als recht viele von ein paar Tausend. de.wikipedia.org/w...Pandemie_2002/2003

          Sie können auch gerne mal den Begriff Übersterblichkeit googlen. Hier zwei Beispiele: www.aerzteblatt.de...faelle-an-COVID-19



          www.destatis.de/DE...-sterbefaelle.html

          Im Übrigen befällt das jetzige Coronavirus nicht nur die Lunge. Auch schwere Schlaganfälle treten immer wieder auf, auch schon bei vergleichsweise jungen Leuten. Haben Sie Lust, plötzlich halbseitig gelähmt zu sein? Ich hab die Leute in einer Rehaklinik schon mal gesehen. Glücklich sahen sie nicht aus.

          • 9G
            90857 (Profil gelöscht)
            @Smaragd:

            Warum so suggestive, zuweisende Aggressivität, wie in Ihrem letzten Absatz?

            Habe doch bereits weiter oben geschrieben, dass ich gehört, verstanden habe:

            Seit März keine Urlaubsreisen, keine Restaurantbesuche, nur noch minimalses Shopping vorort und ansonsten weitgehend via Amazon et al.

            Keine Nutzung des ÖPNV, sondern nur noch mit dem Euro-4 Schadstoffdiesel und ansonsten, wo absolut unvermeidbar, das Tragen einer hochqualitativen Maske aus der alten Unterhose, hergestellt gemäß ebenso seriöser Bastelanleitung.

  • Guter Artikel. Volle Zustimmung.

  • Ja, wär schön gewesen, wenn die "Saisonarbeiter" sich an die Vorgaben gehalten hätten. Wer will es ihnen angesichts ihres Tagesablaufs (sehr anstrengende Arbeit, sicher deutlich mehr als 8 Stunden, danach "Unterkunft") aber verdenken, daß sie sich außerhalb ihrer "Arbeitsgruppe" bewegt haben...

    • @bk:

      Das waren alles Saisonarbeiter auf der „Bier- und Schinkenstrasse“?Wäre mir neu.



      Die Angewohnheit,Infektionsherde irgendwo „ausserhalb der Bevölkerung“ zu verorten,ist mMn der Versuch der gesellschaftlichen Spaltung - „Seht ihr,die blöden Fleischarbeiter und Spargelstecher ,die bei uns ausgebeutet werden,DIE habens hierher gebracht,wieso sollten WIR uns jetzt einschränken,die gehören doch nicht zu UNS“



      Nebenbemerkung: Die derzeitigen Infektionsherde befinden sich in den Bundesländern,in denen die Sommerferien schon vorbei sind. ;)

  • Bis Ende Mai sind in diesem Jahr 397.000 Menschen gestorben, was ziemlich genau dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre entspricht. Davon hatten etwa 9.500 ein positives Corona-Testergebnis. Abweichend zur sonst üblichen Praxis wird Corona als Todesursache benannt, sobald der Test positiv ist, ungeachtet anderer Erkrankungen, wie z.B. Krebs. Man weiß also nicht genau, wie viele Menschen wirklich an Corona gestorben sind und nicht nur mit. 9.500 waren es in diesem Zeitraum jedenfalls nicht. Wie soll ich diese Zahlen jetzt bewerten? (Man kann sie übrigens beim Statistischen Bundesamt finden)

    • @wollewatz:

      Und wie häufig war die letzten 5 Jahre das öffentliche Leben etc. heruntergefahren? Hoch lebe die Ignoranz!

      • @Hannes Hegel:

        Danke für den Link auf das Präventionsparadox, mal wieder. Irgendwie finde ich das krass, dass es im Juli 2020 immer noch Menschen gibt, die man darauf hinweisen kann ...

        WOLLEWATZens Argumentation ist ja tatsächlich ein bisschen so:

        "Gugge mal, hier in Deutschland gibt es keine erhöhte Todesrate durch Über die Ampel Gehen." wahrscheinlich mit der Schlussfolgerung - auch wenn er es nicht explizit schreibt: "Mann, dann können wir doch auch eigentlich bei Rot über die Ampel gehen. Man sieht ja an den Zahlen, dass da nix außergewöhnliches passiert."

        Ja, Mensch. Und im übrigen weiß man auch nicht genau, ob die Leute an Über Rote Ampel Gehen gestorben sind und nicht nur mit/bei roter Ampel. Ungeachtet der ganzen andern Ursachen: Dass sie eigentlich von einem Auto überfahren wurden oder auf die Nase gefallen sind und sich das Genick gebrochen haben, nachdem sie ein Auto angerempelt haben.

      • @Hannes Hegel:

        Vielen Dank für die Links.



        Bisher sind in diesem Jahr weltweit etwa 33,6 Mio. Menschen gestorben, davon etwa 0,6 Mio Menschen mit (nicht unbedingt an) Corona. Das sind etwa 1,8% aller Todesfälle in diesem Jahr.

        • @wollewatz:

          Sehr gut. Und jetzt extrapolieren wir diese Zahlen unter der Annahme, es hätte keinen weltweiten Shutdown gegeben. Und ziehen hinzu, dass Erkrankte bevor sie sterben das Gesundheitssystem belasten und somit andere, weniger gravierende Erkrankungen plötzlich einen deutlich größeren Teil zur Sterberate beisteuern.

          • @Hannes Hegel:

            Zusätzlich muss man berücksichtigen, dass durch die Coronamaßnahmen die Grippewelle schon im März gestoppt wurde, also es hier viel weniger Tote gab. Außerdem weniger tödliche Verkehrsunfälle. Auch das trägt natürlich zu einer nicht viel höheren Zahl an Toten bei - im Vergleich zu anderen Jahren.