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Frauen leisten zu viel unbezahlte ArbeitFuck you, fiskalische Effekte!

Mareice Kaiser
Kommentar von Mareice Kaiser

Eine Studie befindet: Mehr Ganztagsbetreuung führt zu mehr erwerbstätigen Müttern und mehr Steuereinnahmen. Was ist mit den Vätern?

Und wer hat jetzt wieder all die Äpfelchen und Gurken für die Schulbox geschnitten? Foto: Ralf Hirschberger/picture alliance

I ch renne die Treppe hinunter, nehme immer zwei Stufen auf einmal. In zwanzig Minuten muss ich im Schulhort sein, damit ich es anschließend pünktlich zur Videokonferenz schaffe. Während der Videokonferenz schmiere ich meinem Kind, das neben mir sitzt, ein Brot. Ich bin halb bei der Konferenz, halb bei meinem Kind. Aber nirgendwo ganz.

Eigentlich habe ich also gar keine Zeit, mich aufzuregen. Manchmal gelingt es mir dann aber doch, zum Beispiel wenn ich eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) lese. „Fiskalische Wirkungen eines weiteren Ausbaus ganztägiger Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter“ heißt sie, und ihr Ergebnis lautet: Mehr Ganztagsangebote für Grundschulkinder führen zu mehr erwerbstätigen Müttern. Wenn Mütter mehr lohnarbeiteten, könnten sie damit den Ausbau der Ganztagsbetreuung ihrer Kinder refinanzieren. Lohnarbeiten, Care-­Arbeiten, emotionale Arbeit, Hausarbeit, Kinderbetreuung. Jetzt sollen Mütter also auch noch für die Volkswirtschaft arbeiten. „Fiskalische Effekte“ nennt die DIW-Studie diese steuerlichen Auswirkungen. Ich denke: Fuck you, fiskalische Effekte!

Die Studie wurde vom Familienministerium beauftragt. Im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht zwar der gesetzliche Rechtsanspruch auf eine solche Betreuung – für dessen Durchsetzung braucht das Ministerium aber ­offensichtlich noch Argumente. Und das schlagkräftigste Argument in der Politik ist weiterhin Geld.

Ich sehe ganz andere Argumente. Zum Beispiel die Vision einer Gesellschaft, in der Menschen ihre Zeit selbstbestimmt aufteilen können. Die Soziologin Frigga Haug schlägt die Vier-in-­einem-Perspektive vor. Sie geht von einem 16-Stunden-„Arbeitstag“ aus, in dem die vier Arten von Arbeit jeweils circa vier Stunden Raum einnehmen. Ein Viertel Erwerbsleben, ein Viertel Sorgearbeiten für sich selbst und andere, ein Viertel eigene Entwicklung und kulturelle Arbeit, ein Viertel gesellschaftspolitisches Engagement. Das würde heißen: eine 20-Stunden-Woche für alle, die neue Vollzeit. Und alle könnten davon leben.

Ist es privilegiert, sich solche Gedanken machen zu können? Ja, findet Christa Katharina Spieß, Autorin der DIW-Studie. Sie sieht es lieber so: „Wenn Mütter ihren Erwerbswunsch so realisieren können, wie sie wollen, dann rechnet sich das.“ Selbstbestimmung halte ich für ein wichtigeres Argument als das fiskalische. Doch Selbstbestimmung muss für Mütter mehr beinhalten als eine 40-Stunden-Woche plus Fürsorgearbeiten.

Lohnarbeit, Care-Arbeit, Kinderbetreuung. Jetzt sollen Mütter auch noch lohnarbeiten für die Volkswirtschaft

Und ja, für viele Mütter sind bessere Betreuungsangebote, vor allem in Randzeiten, existenziell wichtig. Eine Freundin von mir ist alleinerziehende Hebamme und kann ihre Nachtdienste nur absolvieren, weil ihre Eltern die Enkeltochter ab und zu über Nacht betreuen. Oft arbeiten Mütter auch wegen fehlender Kinderbetreuung in Teilzeit, können davon kaum leben, die Altersarmut ist vorprogrammiert. Es sind die Berufe, in denen nach wie vor meistens Frauen arbeiten, die Flexibilität erfordern. Und in denen die Bezahlung selbst in Vollzeit oft nicht dafür reicht, gut leben zu können. Hebammen, Verkäuferinnen, Putzkräfte, Erzieherinnen, Pflegekräfte, Kellnerinnen.

„Eine Fachkräfteoffensive im pädagogischen Bereich halte ich für elementar und damit einhergehend auch eine bessere Bezahlung“, sagt Spieß. Auch sie sieht die unfaire Bezahlung von Jobs im sozialen Sektor. Angesprochen darauf sagt die Ökonomin, die Männer müssten ran: in die pädagogischen Berufe und natürlich auch in die Verantwortung für Care-Arbeit.

Diesen wichtigen, wenn nicht entscheidenden Aspekt vernachlässigt die Studie komplett. Das Wort Väter kommt auf den 35 Seiten der Studie genau zweimal vor, und zwar in diesen zwei Sätzen: „Veränderungen in der Erwerbstätigkeit von Vätern werden nicht berücksichtigt, da empirische Studien auf Basis deutscher Daten belegen, dass sich ihre Erwerbstätigenquote und ihr Erwerbsvolumen durch einen Ausbau von Ganztagsangeboten für Grundschulkinder nicht signifikant verändern wird.

Dies hängt auch damit zusammen, dass nahezu alle Väter mit Kindern im Grundschulalter bereits einer Vollzeiterwerbstätigkeit nachgehen.“ Kurz gesagt: Väter machen Lohnarbeit, Mütter machen Lohnarbeit und Kinder und Gedöns. Wenn’s gut läuft, bringen sie auch noch die Volkswirtschaft in Ordnung und sorgen dafür, dass sie die Betreuung ihrer Kinder selbst refinanzieren.

Es wäre hilfreich, wenn die Rollenverteilung von heterosexuellen Eltern nicht auf dem Stand der 1950er Jahre bliebe

Das in einer Studie 2020 so zu schreiben und unkommentiert zu lassen ist problematisch. Es sorgt dafür, dass der Status quo erhalten bleibt. Dabei muss selbstverständlich möglich sein, dass Mütter sich ihren „Erwerbswunsch“ erfüllen können. Schließlich bedeutet Erwerbsarbeit nicht nur Existenzsicherung, sondern Teilhabe. Diese ist wichtig für alle Menschen, auch Väter und Mütter – und da wäre es hilfreich, wenn die Rollenverteilung von heterosexuellen Eltern nicht auf dem Stand der 1950er Jahre bliebe.

Es ist Zeit für politische, auch steuerliche Visionen, die von gleichberechtigter Elternschaft ausgehen und berücksichtigen, dass die am stärksten wachsende Familienform Ein-Eltern-Familien sind. Die gute (!) Ganztagsbetreuung mit gut (!) bezahlten Fachkräften muss her. Mindestens genauso schnell wie Väter, die selbstverständlich Fürsorgearbeiten übernehmen, und Menschen, die die menschenfeindliche 40-Stunden-Woche hinterfragen.

Das betrifft nicht nur Eltern, sondern alle. Menschen, die sich um Angehörige kümmern; Menschen, die im Chor singen wollen, statt abends am dunklen Büroschreibtisch zu sitzen; Menschen, die ihren Wert lieber in Fürsorglichkeit messen statt an ihrem Beitrag zur Volkswirtschaft. Und Menschen, die nicht nur überall halb sein wollen, sondern ganz.

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Mareice Kaiser
Autorin
Mareice Kaiser lebt in Berlin und im Internet. Als Journalistin, Autorin und Moderatorin scrollt, schreibt und spricht sie zu Gerechtigkeitsthemen.
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18 Kommentare

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  • mhhh ein Gedanke: 95% aller Alleinerziehenden sind Frauen. Man hört immer von all den armen jammernden Väter deren bösen Exfrauen ihnen die Kinder vorenthalten. Mhhh, soviel Macht haben Frauen in D doch gar nicht. Ist es nicht vielmehr so, dass Männer keine Lusft auf kostenlose Carearbeit haben und es sehr günstig finden, dass sie Karriere machen können und sich nicht wegen Vereinbarkeit Familie und Beruf zum Burnout treiben müssen? ist es nicht komisch, dass Männer das Unterhaltsgesetzt gekippt haben und den Ex Frauen -während diese brav deren Kinder groß ziehen- keinen Unterhalt zahlen müssen ...ups, sich aber auch nicht an der Betreuung der gemeinsamen Kinder beteiligen müssen, so dass beide Eltern einen gleichberechtigten Zugang zum Arbeitsmakt hätten.....dass Männer gegen den Willen der Frauen das Wechselmodell einklagen können, Frauen können dies nicht, das diene nicht dem Wohl der Kinder. Hier werden Frauen 2020 so strategisch kleingehalten, Teilzeitgehalt, Altersarmut, Kinderarmut , kostenlose Carearbeit, eingeschränkter Zugang zum Arbeitsmarkt,..- wie erbärmlich für diesen Staat. Wundert man sich wie D sich das leisten kann, eine so große Anzahl an hochqualifizierten Frauen klein zu halten , weil man gesetzlich einfach keine gleichberechtigte Elternschaft verankern möchte. Ups, dann MÜSSTE Mann sich ja an der kostenlosen Carearbeit beteiligen. Nicht nur als Wunschkonzert sondern verpflichtend. Nee, das lassen die Herren Politiker und Richter mal lieber. Wie will man denn dann noch Karriere machen. Leider sind Chefredakteure auch meist Journalisten...da schreiben wir mal lieber nicht drüber, könnte unbequem werden...

  • So sehr ich mich und meine Lebenssituation im Text wiederfinde, so sehr schockieren mich die Kommentare.



    Lebensfern, reaktionär und zum Teil auf subtile Weise sexistisch.



    Außerdem fast nur von Männern kommentiert, und dann feiern sie kollektiv auch noch die 40-Stunden-Woche.



    Da wundert mich echt gar nichts mehr, wenn ich mir unsere starre Gesellschaft, die grade an ihrer Unfähigkeit zu Veränderungen zerbricht, so anschaue.....

    • @Zilly Krauter:

      jep, da bin ich Ihrer Meinung.

      Woran das wohl liegt, dass hier generell recht viele Männer kommentieren? An der 40h-Woche?

  • Ein-Eltern-Familien? Ist das wirklich unser gesellschaftliches Idealbild geworden? Das kann und will ich nicht akzeptieren. Und da geht es mir nicht (nur) um das Wohl der Kinder, die quasi als Halbwaisen aufwachsen müssen. Gesunde Beziehungen sind in erster Linie für die Erwachsenen gut. Daran sollten wir als Gesellschaft arbeiten. Liebe und Treue in der Beziehung sind die beste Vorsorge gegen Stress im Alltag, Prekariat und drohende Altersarmut. Aber das ist ja so altmodisch...

  • "da wäre es hilfreich, wenn die Rollenverteilung von heterosexuellen Eltern nicht auf dem Stand der 1950er Jahre bliebe."

    Und ich dachte, jeder kann sich seinen Partner selbst aussuchen, wie der Andere zu sowas steht, findet man ziemlich zügig heraus, dann kann man versuchen darüber zu sprechen und es zu ändern oder er/sie ist eben nicht passend zu einem selbst, dann sollte man aber nicht vorher zusammen Kinder in die Welt setzen.

    Apropos, ich bügel zum Beispiel gerade die letzte Maschine Wäsche, 60 Grad, Helle und Dunkle sind schon fertig, fahr dann noch mal schnell ins Büro und sollte pünktlich um 10 Uhr wieder da sein und Brötchen geholt haben, wenn meine bessere Hälfte wach wird.

    "und Menschen, die die menschenfeindliche 40-Stunden-Woche hinterfragen." 40 Stunden... da ist es in der Regel erst Donnerstag.

  • Ich vermisse in vielen Beiträgen die Perspektive auf das Wohl des Kindes. Letztlich stehen immer nur die Interessen bzw. Belastungen der Mütter oder Väter im Fokus. Wies dabei den Kindern geht bei einer Ganztagsbetreuung schon für die Kleinsten ? letztlich haben Säuglinge und Kinder unter 2 Jahren nämlich ein Bedürfnis: in der Nähe enger Bindungspersonen zu sein. Aus der Bindungsforschung ist bekannt, dass vor 18 Monaten Trennungen massiven Stress für Kinder bedeuten können. Untersuchungen aus der Bindungsforschung zeigen erhöhte Kortisolspiegel in der Spucke. Ich plädiere eher für das Modell in Partnerschaften: jeder bleibt abwechselnd ein Jahr zuhause. Alleinerziehende Mütter könnten sich auch organisieren oder zusammentun ... Das ein Erwachsener/ein Kind Familienmodell ist für die psychische Entwicklung eines Kindes nicht der Hit, da es auf Gedeih und Verderb auf die eine Bezugsperson angewiesen ist und es auch schwerer lernt zu triangulieren. Und die personelle Ausstattung vielerKitas und Krippen grenzt oft schon an Körperverletzung , ein Säugling und Kleinkind braucht den 1:1 Augenkontakt für Spiegelungsprozesse ( das nebenbei auch an Eltern, die aufs Handy schauen , anstatt ihre Kinder anzuschauen). Ich verstehe wirklich oft nicht, wie Eltern, die sonst stundenlang schauen, ob der Brei auch wirklich 100% Bio ist, das ihren Kindern zumuten. Es geht um die ersten drei Jahre, die entscheidend für die Entwicklung sind, man kann dann immer noch 30 Jahre arbeiten oder in Zukunft vielleicht auch 40 Jahre!

    • @Bär Lauch:

      Ich stehe zu 100 Prozent hinter ihrem Kommentar. Man sollte es Familien ermöglichen ihre Kinder bezahlt mindestens 2-3 Jahre (wenn nicht sogar mehr) selbst betreuen zu können. Familienfreundliche Jobs unterstützen zu denen man die Kinder vielleicht auch mitbringen kann, falls man doch weiterhin arbeiten möchte. Die Möglichkeit für mehr Home-Office. Es sollte nicht das Ziel sein, die Staatskassen mehr und mehr zu füllen, indem man das auf dem Rücken der Kleinsten austrägt, die sich nicht wehren können. Die Form der Betreuung, die Eltern leisten können, kann eine Kita und auch keine Tagesmutter (mit meist 5 Kindern unter 3) leisten. Diese bedingungslose Liebe zum Kind und die Freude darüber, wenn es seinen nächsten Meilenstein erreicht hat, können nur nächste Angehörige dem Kind so entgegen bringen. Außerdem müssen die Bindungen, die über eine Zeit mit den Betreuern aufgebaut wurden, dann alle paar Jahre (wenn nicht sogar häufiger aufgrund von Wechseln) aufgelöst werden, wenn das Kind von Kita in den Kindergarten und dann in die Schule wechselt. Auch müssen sie sich jedes Mal auf neue Kinder, Praktikanten, Fsyler so einlassen, dass sie Ihnen vertrauend ein die Eltern nicht da sind. Diese ständigen Wechsel haben sicher auch nicht unerhebliche Auswirkungen. Kinder werden in den Einrichtungen oft sich selbst überlassen oder müssen Regeln befolgen, die es so in der Form zu Hause nicht geben würde, da man bei so vielen Kindern und vergleichsweise wenig Betreuern Abstriche machen muss und schaut, dass der Alltag irgendwie machbar ist. Lasst den Eltern die Möglichkeit die Kinder bei Ihnen aufwachsen zu lassen bis sie selbst bereit für kurze Trennungen sind und sich mitteilen können. Lass uns nicht die Kindheit unserer Kinder kaputtmachen für eine Karriere, die uns vielleicht eine Zeit lang glücklich macht, aber später, wenn wir zurück auf unser Leben schauen, die Zeit mit unseren Kindern missen lässt. Dann können wir sie nicht mehr zurückdrehen und auch die Bindung nicht hei

      • @Luciara:

        Jedem sei die Freude der uneingeschränkten Elternschaft gegönnt. Die Zeit mit Kindern ist schön und erfüllend.

        Ein Garant für eine positive Entwicklung der Kinder ist es jedoch nicht - ansonsten müssten ja die bindungsstärksten und bestgeförderten Kinder aus Familien kommen, die viel Tagesfreizeit haben, was ja offensichtlich nicht so ist.

        Dass die eher angenehme Care-Arbeit mit Kindern von denjenigen, die gleichzeitig arbeiten wollen (oder müssen) querfinanziert werden sollen, ist nicht einzusehen.

  • Gerne wird unterschlagen, dass Care-Arbeit für die eigenen Kinder im sauberen , warmen Heim durchaus schöner als ein Job am Fließband oder auf dem Bau ist. Von einer Minimum-60h-Karriere ganz zu schweigen ....

  • "Jetzt sollen Mütter also auch noch für die Volkswirtschaft arbeiten." Hä? Könnte es sein, dass eine DIW-Studie nur klären soll, ob für den Ganztagsausbau evtl. Steuererhöhungen notwendig wären - mal zugespitzt formuliert? Das erwerbstätige Mütter AUCH Steuern zahlen, sobald sie die für alle geltenden Einkommensfreibeträge ausgeschöpft haben, ist doch logisch, oder? Alles andere, wie erwerbstätige Mütter sich mit dazu gehörenden Vätern die "Brutpflege" teilen, ist ziemliche Privatsache! Da scheint es nach wie vor zu hapern. Junge Männer, die "traditionell" sozialisiert wurden und junge Frauen, die sich bereitwillig diesem tradierten Rollenmodell unterwerfen. Ich selber zähle wohl eher zu den Exoten und kann darüber nur mit dem Kopf schütteln. Aus Beobachtungen im eigenen Umfeld nehme ich allerdings auch zur Kenntnis, wie auch junge Mütter eine gleichberechtigte Aufgabenverteilung NICHT zulassen. Da stehen persönliche Erziehungs- oder Betreuungsideale vor partnerschaftlich-pragmatischen Lösungsansätzen. Schade drum.



    "Die gute (!) Ganztagsbetreuung mit gut (!) bezahlten Fachkräften muss her." Okay, dann mal Butter bei die Fische, Frau Kaiser: was wäre Ihnen diese Betreuung wert? 10, 20 oder 30 €/Std.? Diese Fachkraft will natürlich in einer 20-Std.-Vollzeit-Woche nach Frigga Haug ihr gutes Einkommen erwirtschaften, sagen wir 4000 € im Monat. Also müsste sie ca. 8000 € Umsatz generieren, um alle betrieblichen und Sozialkosten zu decken. Wären also ca. 100 €/Std., die die Fachkraft zu erwirtschaften hätte. Bei max. 6 Kinder pro Betreuer wären Sie im günstigsten Fall mit ca. 16,60 €/Std. dabei, im Monat also 2.660 €. Allerdings müssten Sie sich um mindestens 2 Fachkräfte für eine 8-Std.-Ganztagsbetreuung Ihres Kindes bemühen, denn es sollten nach Haug ja nur noch 4 Std./Tag für Erwerbsarbeit draufgehen. Sie können selbst überschlagen, wie hoch Ihr Zeilenhonorar sein müsste, um sich selbst ein gutes Leben leisten zu können. Wer würde dafür zahlen?

  • menschenfeindliche 40-Stunden-Woche? Man sollte doch mal aus seiner Berlin-Blase rauskommen und feststellen, dass dies ganz normal ist und viele damit gut klarkommen.



    Und mit meiner 40h Woche betreue ich auch noch die Kindern mit - Und wenn ich wöllte könnte ich auch in einen Chor. Weil wenn man halb neun auf arbeit ist (auch menschenfeindlich?) kann man auch um 5 wieder gehen, was einem mehr als genug Zeit gibt um dies zu machen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    In der DDR gab es ab der sechsten Woche Ganztagsbetreuung. Es ist also noch Luft nach oben. Da wir in Konkurrenz zu 60 Stunden die Woche arbeitenden Menschen im Rest der Welt stehen, die auch nicht auf den Kopf gefallen sind, heißt es besser sein und um so wenig arbeiten zu können, wie wir Deutschen oder die Arbeitsbedingungen global verbessern.

  • Erschreckend ist doch, dass das Wachstum der "Familienform" Ein-Eltern-Familien(?) als ganz normal hingenommen wird. Leute kriegt erst mal Euer Leben klar bevor ihr Kinder in die Welt setzt! Dann klappts auch mit der Arbeit und den Finanzen.

    Und btw eine 40-Stunden-Arbeitswoche ist nicht menschenfeindlich. Von nix kommt nix.

  • "Väter machen Lohnarbeit, Mütter machen Lohnarbeit und Kinder und Gedöns. "

    Mütter machen dafür weniger Lohnarbeit. Der Löwenanteil der Erwerbsarbeit in Familien wird immer noch von den Männern gestemmt, während Frauen sich schwertpunktmäßig dem Hobby der Brutpflege widmen können.

  • 16h viertel Modell praktizieren Männer doch schon immer: 4h arbeiten, 4h für sich selbst, 2x4h Sportverein (passiv) als Kultur und Gesellschaftspolitik.

    Ansonsten, wie immer, warum nur eine gute Ganztagsbetreuung und nicht auf Ganznachtsbetreuung?. Dann ist man am nächsten Tag auch viel ausgeruhter

  • Heiratet andere Männer, liebe Journalistinnen! Ich in meiner Blase kenne genug alleinerziehende Männer, die Vollzeitüberstunden schieben, am Handy auf der Fahrt Mathe drklären, kochen, putzen und waschen und noch für Spass sorgen. Das mit Lohnarbeit und Mann wird dadurch verzerrt, dass Männer Vollzeit mit Überstunden arbeiten und Frauen Teilzeit oder, hm, wie Frau Feldmann. Männer, die wegen einer richtige Karriere der Frau zuhause bleiben, gibts genug, aber eine Karriere mit überdurchschnittlichem Verdienst ist eher Aufgabe des Mannes. 60 oder 100 Wochenstunden in einr Führungsposition ist nämlich auch richtig anstrengend.

    • @ben99:

      Gleich mehrere alleinerziehende Väter, die das Kind öfters als jede zweite Woche zu Gesicht bekommen? Kenne ich nicht.

    • @ben99:

      Ja, und wer hält den Männern bei einer 60- oder 100-Stunden-Woche den Rücken zu Hause frei? Wenn Frauen Vollzeit arbeiten gehen, ist es doch meist so, dass sie zusätzlich noch nach den Kindern schauen und den Haushalt schmeißen. Das ist sogar mehr als eine 100-Stunden-Woche. Wer steht Nachts auf und kümmert sich um die Kids? Wer schmiert die Brote, wer kümmert sich bei Krankheit, bei Problemen? Oft sind das doch nunmal die Mütter. Wenn Männer ihren Frauen den Rücken so freihalten, dann glauben sie mir, schafft ne Frau ne 100-Stunden-Woche locker.