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Kristina Hänel über Paragraf 219a„Das Tabu ist gebrochen“

Kristina Hänel ist bekannt als „die Abtreibungsärztin“. Sie spricht über den Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und der Ächtung von Abtreibungen.

Ärztin Kristina Hänel Foto: Boris Roessler/dpa
Eiken Bruhn
Interview von Eiken Bruhn

taz: Frau Hänel, vor zwei Jahren haben Sie der taz ein Interview gegeben, das Sie weltweit bekannt machte. In Ihrem Buch erzählen Sie, wie Sie dabei auf dem Pferd saßen und sich erst später wegen der vielen Telefonate mit Journalist*innen ein Headset zulegten. Wie hat die Medienpräsenz Ihr Leben noch verändert?

Kristina Hänel: Es melden sich so viele Frauen in der Praxis, dass wir nicht mehr alle versorgen können. Ich arbeite nicht mehr im Rettungsdienst, weil dafür einfach keine Zeit mehr ist. Mittlerweile betrachte ich es aber als Teil meiner Arbeit, auf Veranstaltungen und in Interviews über Schwangerschaftsabbrüche aufzuklären. Ansonsten gehe ich offener mit der Bedrohung durch „Abtreibungsgegner“ und Rechtsextreme um.

Inwiefern?

Über die Angriffe der Abtreibungsgegner wollte ich lange nicht öffentlich reden, um keine schlafenden Hunde zu wecken. Aber spätestens, als ich die erste Mail mit rechtsradikalem Inhalt bekam, in der ich mit dem Tode bedroht wurde, war mir klar, dass ich den Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und der Ächtung des Schwangerschaftsabbruchs öffentlich benennen muss. Öffentlichkeit bedeutet Schutz.

Was ist der Zusammenhang?

Dem Fundamentalismus geht es immer um die Einschränkung der Freiheit. Der Körper der Frau gehört nicht ihr, sondern dem Staat. Der sagt ihr, dass sie nicht alleine entscheidet, ob sie eine Schwangerschaft austrägt oder nicht.

Weil laut Paragraf 218 Abtreibung verboten ist und nur unter bestimmten Umständen straffrei bleibt.

Der Gesetzgeber sagt, er müsse den Embryo vor der Frau schützen – das schafft er nur, indem er eine ideologische Sicht einnimmt, nach der das vom Grundgesetz geschützte Leben ab der Zeugung beginnt. So sehen es die Kirchen. Wenn man daraus aber ableitet, die Freiheit eines Menschen einschränken zu dürfen, dann ist das letztendlich ein faschistoides Denken, das an die Mutterkreuzideologie der Nazis anknüpft.

Es ist ja kein Zufall, dass der so genannte Werbeverbots-Paragraf 219a aus dem Jahr 1933 stammt. Oder dass der ehemalige Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen in der Kanzlei anfängt, die die AfD vertritt und Yannic Hendricks, der mich und viele andere Ärzt*innen angezeigt hat. Wenn man diesen Zusammenhang nicht sieht, fehlt eine entscheidende Dimension. Ich habe das auch erst durch Interviews mit ausländischen Medien verstanden.

dpa
Im Interview: Kristina Hänel

ist Allgemeinmedizinerin in Gießen. Seit mehr als 30 Jahren macht sie Schwangerschaftsabbrüche. Weil sie das auch auf ihre Webseite schreibt, wurde sie 2017 zu einer Geldstrafe von 6.000 Euro verurteilt – das Gericht sah einen Verstoß gegen Paragraf 219a StGB, das Werbeverbot für Abtreibungen.

Die 61-Jährige hat Berufung eingelegt und will notfalls bis zum Bundesverfassungsgericht. Ihr Fall hat dazu geführt, dass nun auch Bundesrat und Bundestag über eine Abschaffung des Paragrafen diskutieren. Am Freitag erhielt Kristina Hänel den Clara-Zektin-Ehrenpreis, mit dem die Linkspartei herausragende Leistungen von Frauen in Gesellschaft und Politik würdigt.

Warum?

Die haben alle immer eine Frage gestellt, die von deutschen Journalist*innen nie kam. „Warum habt ihr in Deutschland diese Gesetze? Warum behandelt ihr die Frauen so?“ Wirklich alle wollten das wissen, die New York Times, der Guardian, die Holländer sowieso, aber auch die Franzosen, die ja katholisch sind. Aber dort sind Staat und Kirche sauber getrennt. Anders als bei uns.

Nun sind die Versuche, den Paragrafen 219a zu kippen, gescheitert. Der Bundestag hat ihn modifiziert, Ärzt*innen dürfen jetzt auf ihre Homepage schreiben, dass sie Abbrüche vornehmen, mehr aber auch nicht. Mehr Informationen, etwa zu Methoden, stehen auf einer Ärzt*innen-Liste der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Aber die enthält die für die Frauen relevanten Details gar nicht, bis zu welcher Woche jemand einen Abbruch macht. Viele machen das nur bis zur zehnten, dabei ist er bis zur vierzehnten Schwangerschaftswoche erlaubt.

Wie kriegen Frauen das raus?

Gar nicht! Viele Beratungsstellen bemühen sich zwar um aktuelle Informationen, aber leider sind die oft nicht vollständig. Ich hatte neulich eine Frau hier, die hatte von einer Liste von Pro Familia zehn Praxen abtelefoniert und wurde von einigen übel beschimpft, weil sie schon in der zehnten Schwangerschaftswoche war. Eine andere Frau, die zu mir kam, hatte einen Termin in einer Praxis, wurde aber wieder weggeschickt, weil sie schon in der elften Woche war. Sie musste wieder neu auf die Suche gehen, ein Auto organisieren. Da vergeht wertvolle Zeit – je später der Abbruch, desto größer die Risiken. Und das sind leider keine Einzelfälle.

War Ihr Einsatz für die Streichung des 219a umsonst?

Nein, gar nicht. Es wird endlich wieder über das Thema geredet, das Tabu ist gebrochen. Es gibt eine neue Generation von Mediziner*innen, die die Frauen nicht alleine lassen will.

Zudem können Sie noch vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. Ist das schon absehbar?

Leider nicht, weil das Urteil gegen mich wegen der neuen Gesetzeslage aufgehoben wurde und ich noch einmal vor Gericht muss. Das wird mich wieder verurteilen müssen, dann erst ist der Weg frei.

Als die taz im Juli bekannt machte, wie wenige Mediziner*innen sich auf die neue Liste haben setzen lassen, gab es Stimmen aus der SPD, „doch noch einmal rangehen“ zu wollen an den 219a, den sie mit der CDU so verabschiedet hat. Haben Sie Hoffnung, dass die SPD doch noch die Kurve kriegt?

Ja, weil der 219a ein Armenparagraf ist und die SPD sich deshalb eigentlich verantwortlich fühlen müsste.

Lesereise

Kristina Hänel liest aus „Das Politische ist persönlich“ in folgenden Städten:

Do, 17.10., Linden, 19 Uhr

Fr, 25.10., Worms, 19 Uhr

Sa, 2.11., München, 19 Uhr

So, 3.11., Stuttgart, t.b.a.

Mo, 4.11., Mannheim, 19 Uhr

So, 17.11., Trier, t.b.a.

Mo, 18.11., Saarbrücken, 19.30

Was meinen Sie mit Armenparagraf?

Unter dem leiden nicht die Akademikerinnen. Die landen nicht auf Seiten wie babycaust.de, wo ihnen ein schlechtes Gewissen gemacht wird und sie Bilder von zerstückelten Föten zu sehen kriegen. Die finden sich zurecht. Aber die anderen, die es ohnehin schon schwer haben im Leben, die vielleicht die Sprache nicht sprechen, die Alleinerziehenden, die abhängig sind von staatlichen Hilfen – die sitzen weinend bei mir in der Praxis, weil es ihnen der Staat so schwer macht, an die Informationen zu kommen, die sie brauchen, um die Fristen einhalten zu können.

Daran ist aber nicht nur der Paragraf 219a schuld, sondern auch der Paragraf 218, der Frauen eine Bedenkfrist und eine Zwangsberatung verordnet. Und der dem Staat den Einfluss darauf nimmt, wie gut Frauen in einer Region versorgt sind. Aber an den 218 traut sich niemand heran, auch Sie setzen sich nur für die Streichung des 219a ein.

Ich bin angezeigt worden wegen dem 219a, dagegen habe ich mich gewehrt, das ist mein Thema. Der 219a schafft die große Verunsicherung, deswegen trauen sich Ärzt*innen nicht an das Thema heran, deswegen können Dozent*innen an Uni-Kliniken angezeigt werden, wenn sie Medizinstudierende ausbilden wollen. Aber in der Bewegung, die sich für die sexuelle Selbstbestimmung einsetzt, wird heiß darüber gestritten, wie wir mit dem 218 umgehen sollten. Die einen sagen mir, du verrätst die Frauenbewegung, wenn du den nicht mit thematisierst, wenn du vor das Bundesverfassungsgericht ziehst, die anderen sagen, nimm den bloß nicht mit rein in die Verfassungsklage, damit vergibst du jede Chance, den 219a zu kippen.

Und wie stehen Sie zum 218?

Ich halte es mit der Weltgesundheitsorganisation WHO, die Deutschland dazu aufgefordert hat, die Bedenkzeit und die Zwangsberatung abzuschaffen, weil das zu späteren Abbrüchen führt und damit die Gesundheit gefährdet.

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31 Kommentare

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  • Warum könnte eine mutige Tageszeitung nicht einfach mal voranschreiten und demonstrativ eine Werbeanzeige für die ärztliche Dienstleistung für Abtreibung schalten?



    Es war ja 1971 sogar der biedere "Stern", der hunderte Bekenntnisse "Wir haben abgetrieben" veröffentlicht hat.

  • Es gibt kein "Werbeverbot" für Abtreibungen!

    Es gibt ein Verbot dafür zu werben, wenn man selbst Abtreibungen anbietet. Damit versucht man zu verhindern, dass Abtreibungen einen kommerziellen Charakter bekommen. Das kann man gut oder schlecht finden, aber man sollte in der Debatte wenigstens so ehrlich sein und sagen worum es geht.

    dejure.org/gesetze/StGB/219a.html

    Das Problem an der Diskussion ist, dass dadurch die Beratung an sich in ein zwiespältiges Licht gerät. Aber die meisten Frauen, die in diese Situation geraten sind vermutlich froh über Beratung.

    Die Forderung nach Abschaffung der Beratung und des Werbeverbots, führt zu einem Umgang mit Abtreibung den wohl die meisten Menschen nicht gut finden.

    • @Struppi:

      Gefordert wird die Abschaffung des BeratungsZWANGs, nicht der Beratung,

  • Das Interview führt in die irre. Wir haben in Deutschland eine sehr restriktive Abtreibungsgesetzgebung. Die haben wir aber nicht durch Rechtsextreme, sondern durch den Bundestag und das vor allem durch das Bundesverfassungsgericht (das bislang jede gesetzliche Liberalisierung zumindest teilweise zurückgedreht hat), die beide kirchenhörig bis zum Geht-nicht-mehr sind. Dass z. B. das Werbeverbot aus der Nazizeit stammt, ändert nichts daran, dass der Bundestag es längst hätte aufheben können. Was würde sich denn an der Gesetzgebung und an dem in vielen Gegenden unzureichenden Zugang zu Ärzten, die Schwangerschaften abbrechen, ändern, wenn sich die Rechtsradikalen in Luft auflösen oder sie ihre Positionen zur Abtreibung aufgeben? Wahrscheinlich gar nichts. Würden hingegen die Kirchen ihre Position ändern, dann würde sich tatsächlich etwas bewegen.

    • @Budzylein:

      Naja, ich würde meinen, dass auf Teil-Kontinuitäten hingewiesen wird und dass an jenen nicht festgehalten werden solle, in dem ein solcher Paragraf weiter Bestand hat.



      Was die Rechten betrifft, so gibt es seit geraumer Zeit eine wachsende Unterstützung für rechte Ideologie. Da ist es gerade richtig, auf Zusammenschlüsse, -arbeit, Überschneidungen unter Abtreibungsgegner*innen hinzuweisen. Wachsende Unterstützung für rechte Ideologie führt eben nicht nur zu rassistischer Politik und offenem Rassismus sondern zu Bedrängung von Frauenrechten. Und den Rechten und ihren Verbündeten geht es dann nicht nur um den Erhalt von Paragraf 219a sondern um die größtmögliche Einschränkung von Schwangerschaftsabbrüchen.

  • Nirgends wird behauptet, dass ALLE (!) Abtreibungsgegner Nazis wären. Es gibt schließlich außer diesen noch andere verwirrte Köpfe! Aber zur Ideologie der Ultrarechten gehört es eben, über Frauen gebieten zu können - somit erst recht über deren Körper. Wenn jemand über geschichtliches bis zurück zu den Römern schreibt, dann muss man bedenken, dass viele Kinder immer viele Soldaten und damit noch mehr Macht bedeuteten. Das gilt auch für Kirchen - mehr Kinder - mehr Macht - mehr follower. Und historisch waren die followers auch noch künftige Soldaten. Über diese Zusammenhänge ist schon so viel geschrieben worden.

    Der Fötus ist doch zunächst nur eine Anhäufung von Zellen mit dem Potential, dass daraus ein Mensch werden kann. Mit welchem Recht kann man denn daraus die Forderung erheben, dass man über den Fötus im Körper einer fremden Frau bestimmen darf? Ist es nicht etwa die Frau alleine, die (evtl nach Absprache mit ihrem Partner) über ihren Körper verfügen darf? Man kann immer hanebüchene Argumente heranziehen die Adeligen verfügten schließlich auch über ihre Leibeigenen wie auch die Herren über ihre Sklaven. Die Achtung des individuellen Lebens anderer ist eben kein angeborenes Verhalten!

    • @fvaderno:

      Der "Zellhaufen" ist leider auch nicht weniger Kampfbegriff als z. B. "Kindermord". Spätestens ab der 10., 11. Woche kann man einen Fötus darauf nicht mehr ernsthaft reduzieren - was wahrscheinlich AUCH ein Grund ist, warum viele Ärzte aus eigenem Antrieb schon da die Grenze ziehen. Straflos möglich ist die Abtreibung wohlgemerkt auch da noch.

      Aber selbst dem Zellhaufen in der absoluten Frühphase der Schwangerschaft muss man immerhin zugestehen, dass er bereits so einzigartig ist wie jeder geborene Mensch auch. Und es ist nun mal diese Einzigartigkeit, aus der nicht nur das Christentum sondern auch der säkulare Humanismus jene ungreifbare Besonderheit der Indivualität zieht, die unser Grundgesetz mit "Würde des Menschen" umschreibt und für "unantastbar" erklärt - und das Bundesverfassungsgericht ausdrücklich in die Obhut des Staates gibt. Es gibt also AUCH Argumente jenseits klerikaler patriachaler oder völkischer Frauenbeherrschungsbestrebungen, die gegen die ungekürzte "Zellhaufen"-Rhetorik sprechen.

      Das soll freilich kein Plädoyer für ein Vorrecht des Fötus sein. Selbstverständlich könnte man das Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren genauso hochtrabend herleiten. Nur Eines kann man nicht, nämlich BEIDEN Schutzobjekten vollständig gerecht werden. DAS ist das Dilemma, darum sollte es eigentlich gehen.

      In einer pluralistischen Gesellschaft kann sich nie die eine oder andere absolute Sichtweise durchsetzen - hier also weder die "Zellhaufen"- noch die "Babymord"-Fraktion. Beide täten uns daher allen einen Gefallen, wenn sie die Auseinandersetzung weniger verbissen, weniger persönlich und weniger hyperbolisch betreiben, sondern es als Ringen um den bestmöglichen Kompromiss betrachten würden.

      An die Legalisierungsbefürworter gerichtet heißt das:

      Warum muss in einer Diskussion um 219a immer gleich auch der Generalangriff auf 218 geprobt werden?



      Warum ist es so schwer, sich mit einem Abtreibungsggegner auseinanderzusetzen, OHNE ihn in die Nähe der Nazis zu rücken?

  • Danke für das Interview und die Unterstreichung von Zusammenhängen bei rechts, Antifeminismus und Schwangerschaftsgegner*innenschaft.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Ich schließe mich mal an.

  • Ich sage es nur ungern über eine mutige Frau, die anderen Frauen bei der Inanspruchnahme ihrer legalen Möglichkeiten geholfen hat und einen absolut berechtigten Kampf gegen den Paragrafen 219a führt, aber:



    Das hier ist Wahnsinn. Das geht einfach nicht. Natürlich gibt es einen Beziehungen zwischen der extremen Rechten und radikalen Lebensschützern, deshalb ist aber doch nicht jeder Abtreibungsgegner faschistoid. Wie kann man nur zu derartigen Verkürzungen und Pauschalverurteilungen kommen?



    Abtreibungsverbote gab es schon im römischen Recht, nicht erst bei den Nazis, diese ganze schreckliche Vermengung von scheinbaren historischen Kontinuitäten, die hier wieder mal behauptet werden, ist einfach unerträglich. Und auch wenn der 219a aus dem Jahr 33 stammt kann man doch nicht einfach eine identische Motivation des heutigen Gesetzgebers behaupten. Zumal es unlogisch ist zugleich zu behaupten, die jetzige Gesetzgebung sei religiös inspiriert. Das trifft auf 33 ja wohl kaum zu und zu behaupten, Christentum und Faschismus seinen in den Motiven ihrer Abtreibungsablehnung irgendwie verwandt ist wirklich etwas von dem ich nicht glauben möchte, dass Frau Hänel so etwas denkt. Und natürlich darf der Staat die Freiheiten des Einzelnen einschränken, nichts anderes als das ist seine Aufgabe. Er macht das von der roten Ampel bis zur CO2- Steuer und zwar nicht nur aus Lust und Laune oder "Ideologie", sondern weil andere Rechte und Freiheiten auch gewährleistet werden müssen. Das Abtreibungsrecht ist natürlich ein ganz besonders massiver Eingriff, aber soll oder kann der Staat sich überhaupt aus dieser Frage zurückziehen? Hier wird suggeriert, er könne das wenn er nur wolle, er würde in Wirklichkeit nur nach Gründen suchen Abtreibung zu verbieten und das Ganze sei nur einer krankhaften Kontrolle weiblicher Sexualität zuzuordnen oder ersatzweise irgendwelchen religiösen Ideologien oder bevölkerungspolitischen Zielen. Mal im Ernst, wer so denkt, der ist den radikalen Lebensschützern scho

    • @Benedikt Bräutigam:

      Sie reden hier von Abtreibungsgegnern und Abtreibungsverboten, aber es geht doch überhaupt nicht um die Frage der Legalität von Abtreibungen. Es geht um Informationen darüber durch Ärzte, die Abtreibungen ausführen.



      Und natürlich geht es dabei um Kontrolle weiblicher Sexualität. Um was sonst? Die Ansicht, dass Embryonen z.B. in der vierten Schwangerschaftswoche vollwertiges Menschliches Leben darstellen, ist doch Quatsch, weil sie in vielen Ländern dazu führt, dass Frauen nach in dieser Phase recht häufigen Aborten der illegalen Abtreibung bezichtigt werden.



      Schwangerschaft ist körperlich und mental belastend. Nicht wenige Frauen werden selbst bei Wunschkindern unter der Geburt traumatisiert. Wer beim Thema Abtreibung nur die Rechte des Embryos sieht und die Rechte der Mütter ignoriert, bewertet Frauen sehr gering.

      • @Frida Gold:

        Es wäre ganz wunderbar wenn es hier wirklich nur um das Recht auf Informationen und die auch von mir befürwortete Abschaffung des 219a gehen würde. Leider ist das aber nicht der Fall. Es geht im Kern um die völlige Abschaffung des Abtreibungsverbots. Man kann dieser Meinung sein, das bestreite ich nicht. Es stört mich aber sehr, wenn dabei erstens so getan wird, als sei das Recht auf Abtreibung identisch mit dem Recht am eigenen Körper und eigentlich überhaupt kein Problem. Es stört mich zweitens, wie hier, und da muss man so langsam auch mal auf die TAZ- Redakteure zeigen, immer wieder mit den gleichen Mitteln der Unterstellung, Diskreditierung, Verkürzung und Abwertung vorgegangen wird. Dieses Interview als neuerlicher Höhepunkt unterstellt allen Abtreibungsgegnern, ja allen, die überhaupt eine staatliche Regelung befürworten, "... letztendlich ein faschistoides Denken, das an die Mutterkreuzideologie der Nazis anknüpft". Ich finde das unerträglich, zudem ganz offensichtlich falsch.



        Es geht natürlich um die Kontrolle des Verhaltens der betroffenen Frauen, das ist klar, es geht aber doch heutzutage nicht mehr ernsthaft um die Kontrolle der Sexualität. Man muss den Abtreibungsgegnern aller Arten schon zugestehen, dass sie ganz überwiegend andere Gründe haben, egal ob man die dann teilt oder nicht. Religiöse zum Beispiel würden nie zwischen einem "vollwertigen" und einen "noch nicht vollwertigen menschlichen Leben" unterscheiden. Ich persönlich würde es auch ablehnen das zu versuchen, aber selbst wenn man es mit gutem Glauben und Willen versucht bekommt man Probleme. Die jetzige Gesetzeslage geht dem aus dem Weg, indem sie einfach Straffreiheit für die ersten drei Monate verkündet, und das ist aus meiner Sicht auch ein gesellschaftlich vertretbarer Weg. Diese Regelung wird hier aber ja ganz vehement angegriffen. Es wird ja ein Recht zur Abtreibung gefordert, nur das Recht der Schwangeren soll gelten. Frau Hänel tut so als gäbe es nur ein Recht, nicht Leute wie ich.

  • Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und der Ächtung von Abtreibungen?



    Da lese ich gar nicht erst weiter als die Überschrift.



    Man oder frau kann sich auch einen rausschrauben.



    Wer die vertretbare Meinung vertritt, daß das menschliche Leben mit der Befruchtung beginnt und z.B aus religiösen Gründen für ein grundsätzliches Verbot für Abtreibungen eintritt ist noch lange kein Rechtsextremist.



    Diesen als solchen zu bezeichnen erstickt nut jede Diskussion im Keim.



    Gutes Beispiel dafür ist meine Lieblingstante, die lange für das Verbot für Abtreibungen war, trotzdem immer SPD gewählt, und im Laufe der Zeit auch durch Diskussionen im Familienkreis ihre Meinung um 180 Grad geändert hat.

    • @Suchender:

      "Da lese ich gar nicht erst weiter als die Überschrift."



      Aha! Sie schreiben also einen Kommentar, in dem Sie selbst schreiben, dass Sie ihn nicht lesen werden und wollen dennoch einen Diskussionsbeitrag anbringen? Verstehe ich nicht.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Suchender:

      Wann waren Sie denn das letzte Mal schwanger?

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Wenn Sie den Zusammenhang von Rechtsextremen und Frauenverachtung leugnen wollen, hören Sie einfach mal zu, wenn Rechtsextreme sich äußern.



        So gut wie immer wird auch gegen die Freiheit der Frauen gehetzt - es sei denn, Sie sehen die Forderung: "Frauen an den Herd und nicht in die Öffentlichkeit!" als ganz normal an und nicht als Eingriff in die Menschenrechte. Autsch - da müsste man zuerst ja anerkennen, dass Frauen auch Menschen sind...

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Mainzerin:

          Da haben Sie meinen Post aber in den ganz falschen Hals bekommen.

          Ich bin der Meinung, dass Männer in dieser Frage im Großen und Ganzen die Klappe halten sollten.

          Das wollte ich an SUCHENDER adressieren, von dem ich annehme, dass er ein Mann ist.

          Natürlich die Frauen bei ihrem Kampf um die Selbstbestimmung ihrer Körper unterstützen, wenn sie das wünschen.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Es geht mir hier nicht um das Selbstbestimmungsrecht der Frauen.



            Dies würde ich nie in Frage stellen und immer unterstützen. Die Frau muß immer das letzte Wort haben beim Thema Schwangerschaftsabbruch.



            Ich persönlich könnte auch auf die Beratungspflicht und §219a verzichten halte aber die Beibehaltung für die Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Konsens für unverzichtbar.



            Und wenn jemand einen Zusammenhang zwischen Rechtextremismus und Abtreibungsgegnern herstellt muß ich immer an verschiedene religiöse Familienmitglieder denken und dann werde ich echt sauer.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Lassen Sie doch bitte solche leichtfertigen Pseudo- Kommentare. Nach Ihrer Logik ist nur kompetent wer betroffen ist, das ist aber falsch. Im Gegenteil kann man sogar argumentieren, dass wer betroffen ist, auch weniger objektiv ist. Hinzu kommt, dass der zweite Betroffene bei Ihnen ja überhaupt keine Stimme hat. Der Embryo war auch noch nie schwanger. Dann hat er laut Ihnen wohl auch nichts zu melden, richtig?

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Benedikt Bräutigam:

          "Im Gegenteil kann man sogar argumentieren, dass wer betroffen ist, auch weniger objektiv ist."

          Dann wäre es wohl besser, die Frauen aus der Entscheidungsfindung ganz herauszunehmen, bevor sie noch irrationale Entscheidungen treffen.

          Natürlich hat der Embryo nichts zu melden, wie auch?

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Ich kann Ihnen da durchaus folgen. Nach meiner Beobachtung äußern sich hier oftmals Männer gegen die Selbstbestimmung von Frauen. Abwegig erscheint mir Ihre Annahme also nicht zu sein.

            • @Uranus:

              Das ist wohl richtig, es ist aber auch nicht per se etwas Falsches daran. Egal welche Ansichten sie vertreten haben Männer es viel leichter eine Meinung zu entwickeln und durchzuhalten. Sie kommen sehr viel seltener in das Dilemma der Frauen beziehungsweise sind seltener unmittelbarer in die Entscheidung einbezogen. Falsch oder leichtfertig oder nur abstrakt müssen diese Ansichten oder Überzeugungen aber nicht sein. Zumal ja gerade hier auch ein bisschen Charakter dazu gehört der Mehrheitsmeinung zu widersprechen. Einfach wegwischen sollte man diese Äußerungen jedenfalls nicht mit der Begründung, dass sie von Männern kommen. Grundsätzlich aber sollte eigentlich ohnehin jeder Mensch in der Lage sein zu akzeptieren, dass es Grenzen der Selbstbestimmung geben muss. Offen ist nur die Frage wer das nach welchen Kriterien bestimmt. Nach allgemeiner demokratischer Auffassung sind das eben Mehrheiten, weil Mehrheiten gewährleisten, dass Lösungen gefunden werden, die nicht nur den Wünschen der unmittelbar Betroffenen sondern auch der Allgemeinheit oder einzelner Dritter gerecht werden.

              • @Benedikt Bräutigam:

                Naja, auf das Thema bezogen kommen Cis-Männer eben nicht in das Dilemma, da sie nicht schwanger werden können. Sie mögen Wünsche haben. Diese berechtigen sie aber nicht dazu, über den Körper von Anderen (in diesem Fall schwangere Personen) zu verfügen - noch dazu 9 Monate. Da gibt es Grenzen der (Mit)Bestimmung. Selbstbestimmung hieße also m.E. hier, dass allein schwangere Personen über ihren Körper entscheiden und damit für eine Fortsetzung der Schwangerschaft oder gegen eine Fortsetzung.



                Mehrheiten können theoretisch Hinweise über eine Legitimität von Regeln geben, müssen sie aber nicht. Für mich sind die jeweiligen (moralischen) Argumente und Menschen-/Gesellschaftsbild ausschlaggebend.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Uranus:

              Es äußern sich hier - wie zu anderen Themen - oftmals Männer. Weil hier mehr Männer schreiben.

              Die Inhalte der Äußerungen sind sehr heterogen. Keinesfalls nur GEGEN die Selbstbestimmung der Frauen, sondern FÜR die Selbstbestimmung aller Beteiligten. Offenbar kann - oder will - dies nicht JedeR verstehen.

              Die Bewertungen tragen dem selten Rechnung. Schwangerschaft ist nun mal kein Exklusivthema für Frauen, solange Männer an diesem Prozess - noch - beteiligt sind.

              Lassen wir also die Deutungshoheit bei denen, die es angeht. Das sind nun mal nicht nur Frauen.

              Ps. Der Abgeordnete Leiberg wird zu Zwischenfragen keine weitere Stellung beziehen. Alles hundertfach durchgekaut.

              • @76530 (Profil gelöscht):

                Ich verstehe nicht, wie Sie zu dieser Deutung meines Kommentares kommen. Wenn ich sage, dass unter denen, die sich gegen die Selbstbestimmung von Frauen äußern, oftmals Männer sind, sage ich damit nicht, dass sich Männer ausschließlich gegen die Selbstbestimmung äußerten.



                PS. Abgeordneter? Eieiei, auch auf die Gefahr hin, dass das mit dieser eingeschlossen bereits zwei Zwischenfragen sind, so nehme ich zumindest an, dass das Geschreibsel vom "einfachen Volk" zur Kenntnis genommen wird? Ich hoffe, der zu höherem Berufene sähe sich in der Lage, ab und an von seinem hohen Parteiross herabzusteigen. ;)

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @Uranus:

                  Danke für Ihren Hinweis. Ich habe Ihren Kommentar in der Tat fehlinterpretiert.

                  An meiner Haltung zum (von beiden Seiten) gestörten Verhältnis der Geschlechter wiederum ändert sich dadurch nichts.

                  Ich bin ziemlich sicher, dass wir zu passender oder auch unpassender Gelegenheit dies wieder zum Ausdruck bringen dürfen. (Nach kurzem Abstieg vom hohem Ross - ohne Partei - wieder aufgestiegen.)

                  Das Ganze war übrigens eine gleichermaßen wirkungsvolle wie ungeschickte Selbstschutzmassnahme.

                  Und was die Sprache angeht, spiele ich gerne mit ihr. Bitte nicht alles 1:1 übersetzen ...

                  • @76530 (Profil gelöscht):

                    Okay, okay. Dann offenbar parteilos. Jedenfalls schön zu lesen, dass Sie Ihr Ross kurzweilig zügeln konnten. ;)

                    • 7G
                      76530 (Profil gelöscht)
                      @Uranus:

                      Klar doch. Leben bedeutet Wechsel und Veränderung. Dinge ändern sich stündlich, um nicht zu sagen: minütlich. Schauen Sie mal auf die causa "Brexit".

                      Ooooommmm.

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @Uranus:

              Den Eindruck habe ich auch.

              Und womöglich sind es dieselben, denen allein bei der Nennung des Wortes "Gender" die Sicherungen durchbrennen.

  • "indem er eine ideologische Sicht einnimmt, nach der das vom Grundgesetz geschützte Leben ab der Zeugung beginnt. So sehen es die Kirchen."

    Im Prinzip ist die Diskussion müssig. Das Leben hört bei dem Prozess nie auf, es beginnt dabei auch nicht. Man kann Argumentieren das der neue Organismus ein neues individuelles Lebewesen ist. Das Leben wird hierbei weiter gegeben in dem 2 verschiedene Organismen verschmelzen - es entsteht nicht neu. Insofern ist die Sprache der Kirche genau so falsch wie die der Ärzte

    Aber was hat das mit Schwangerschaftsabbrüchen zu tun? Der Mensch bestimmt doch sonst auch bei jeder bel. Lebensform im Sonnensystem über Leben und Tod. Warum bei der eigenen Spezies plötzlich so feinfühlig? Außerdem sind wir eh schon heute viel zu viele!

  • Abtreibungsgegner sind also alles faschisoide religiöse Ideologen! Das nimmt schon wahnhafte Züge an.

    Es ist nichts, aber auch garnichts dagegen einzuwenden, wenn der Gesetzgeber auch dem ungeborenen Leben einen Wert beimisst, dieses Leben schützt und hierzu Regelungen erlässt.