piwik no script img

Debatte FinanzkasinoLiberale Verrücktheiten

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die FDP hat die Eurokrise nicht verstanden. Sollte Christian Lindner Finanzminister werden, kann das der Untergang der Liberalen werden.

Die Wettbewerbsbedingungen in der Eurozone werden also verzerrt – zugunsten von Deutschland Foto: Photocase / MPower.

F DP-Chef Christian Lindner kokettiert damit, dass er deutscher Finanzminister werden könnte. Man kann nur hoffen, auch für ihn, dass er sich doch noch fürs Außenamt erwärmt. Denn die FDP würde scheitern, falls sie das Finanzministerium besetzt. Die Liberalen behaupten zwar, eine „Wirtschaftspartei“ zu sein, aber die Eurokrise haben sie nicht verstanden.

Der zentrale Irrtum: Die Liberalen glauben, dass ein Staat wie ein Unternehmen funktioniert. Wer „pleite“ ist, soll in die „Staatsinsolvenz“. Ein Euroland wie Italien würde also behandelt wie Air Berlin. Die marode Fluggesellschaft wird gerade abgewickelt, weil der Schuldenberg erdrückend ist.

Für die normalen Bürger ist dies weitgehend egal, denn die Hauptverlierer sind die Gläubiger: Wer Air Berlin Geld geliehen hat, wird nur wenig davon wiedersehen. Genauso stellen es sich die Liberalen auch bei den Eurostaaten vor: Gerät ein Land in Schieflage, würde nicht mehr die Eurozone haften. Sondern die Banken und Versicherungen sollen bluten, die diesem Land Kredite gewährt haben. „Bail-in“ heißt dies auf Finanzdeutsch.

Diese Idee mag einleuchtend klingen, ist aber mehrfach verrückt. Man stelle sich einmal vor, die europäischen Banken und Versicherungen müssten tatsächlich ihre Milliardenkredite an Italien abschreiben: Die Finanzkonzerne wären alle pleite. Also müsste der deutsche Staat doch einspringen – und beispielsweise die Allianz retten, damit Kleinsparer nicht ihre Lebensversicherung verlieren. Die FDP offeriert nur eine Scheinlösung, wenn sie „Staatsinsolvenzen“ fordert.

Ulrike Herrmann

ist ausgebildete Bankkauffrau und hat an der FU Berlin Geschichte und Philosophie studiert. Ihr neuestes Buch erschien 2016: „Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie oder Was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können“ (Westend).

Zudem haben Staatsinsolvenzen fatale Nebenwirkungen, die niemand mehr kontrollieren kann. Gerade die Liberalen sollten dies wissen: Sie haben von 2009 bis 2013 den Wirtschaftsminister gestellt, haben also die besonders turbulenten Zeiten der Eurokrise erlebt – und zu verantworten. Man hätte erwarten können, dass sie aus ihren Irrtümern lernen.

Vertrauen in den Euro zerstört

Zu diesen Fehlern gehörte, Griechenland in eine „Staatsinsolvenz“ zu schicken. Wie bei einem konkursreifen Unternehmen kam es 2012 zu einem „Schuldenschnitt“, bei dem die Besitzer von griechischen Staatsanleihen einen großen Teil ihres Vermögens verloren. Es wurde nach dem beliebten Motto verfahren: Strafe muss sein. Wenn Banken und Versicherungen so leichtsinnig waren, Griechenland allzu viel Geld zu leihen, dann sollten sie dafür büßen.

Menschlich war dieser Sinn für Rache vielleicht verständlich, dumm war es trotzdem. Denn der Schaden ist bis heute zu spüren: Das Vertrauen in den Euro wurde zerstört. Seit dem griechischen Schuldenschnitt gilt es als denkbar, dass weitere Eurostaaten oder Banken Konkurs anmelden.

Es gibt jetzt 19 verschiedene Euros. Die Währungsunion wird von innen gesprengt, noch während sie existiert

Geld aber basiert auf Vertrauen, sonst verliert es seinen Wert. Daher gibt es jetzt nicht mehr einen Euro, sondern 19 verschiedene Euros: Ein griechischer oder italienischer Euro ist nicht mehr so viel wert wie ein deutscher Euro. Die Währungsunion wird von innen gesprengt, noch während sie existiert.

Dieses seltsame Phänomen spielt sich nicht etwa im Geheimen ab, sondern bewegt fast jeden Europäer, der über sein Vermögen nachdenkt. Ob Griechen, Spanier oder Italiener – sie alle glauben, dass das Geld in Deutschland besonders sicher sei, während es in ihren Heimatländern gefährdet sein könnte. Also transferieren sie ihr Finanzvermögen zumindest teilweise nach Deutschland, damit es seinen Wert behält, falls es in der Eurozone zu weiteren Turbulenzen kommt.

Der deutsche Euro

Aus einem griechischen, italienischen oder spanischen Euro wird also ein deutscher Euro gemacht. Umgekehrt ziehen Deutsche ihr Geld aus dem Ausland ab, weil ihnen Deutschland natürlich ebenfalls am sichersten erscheint. Diese gemeinsame Kapitalflucht erreicht gigantische Ausmaße, vor allem in Krisenzeiten: Zeitweise wurden in Deutschland rund 750 Milliarden Euro geparkt.

Diese Wanderschaft der Finanzvermögen hat leider Folgen: Ein italienisches Unternehmen muss für einen Kredit weit mehr Zinsen zahlen als eine deutsche Firma, selbst wenn beide Betriebe gleich erfolgreich sind. Die Wettbewerbsbedingungen in der Eurozone werden also verzerrt – und zwar zugunsten von Deutschland. Dies ist kein Grund zur Freude, auch nicht für Deutsche, denn eine Währungsunion kann nicht überleben, wenn sie nicht allen Ländern die gleichen Chancen bietet.

Aber was wäre die Alternative gewesen? Es ist ja unbestritten, dass Griechenland entschuldet werden musste. Wie man es richtig macht, hat Irland vorgeführt, das ebenfalls überschuldet war, nachdem es ab 2008 seine maroden Banken retten musste. Aber Irland hat keine „Staatsinsolvenz“ hingelegt, sondern im Frühjahr 2013 einfach einen Teil seiner Schulden zur irischen Notenbank verschoben.

Schulden verlagern

Es ist eine überaus elegante Lösung, Schuldenkrisen zu lösen, indem die Zentralbank einspringt. Doch die Deutschen blockieren diesen Weg meistens, weil sie fürchten, dass hemmungslos Geld „gedruckt“ würde. Dies ist erneut ein Missverständnis: Es wird kein neues Geld geschaffen, sondern bereits existierende Schulden werden nur verlagert. Das Geld ist längst im Umlauf.

Viele Deutsche halten es für einen Sündenfall, wenn eine Notenbank Staatsanleihen aufkauft oder Staatsschulden prolongiert. Diese Abscheu wird jedoch von niemandem sonst geteilt: Die US-Notenbank Fed, die Bank von England und die japanische Zentralbank springen in einer Krise immer ein.

Lindner steckt momentan in einem Dilemma fest: Das liberale Euro-Programm setzt so einfältig auf „Staatsinsolvenz“, weil viele FDP-Abgeordnete genauso simpel denken. Lindner kann seine Basis nicht enttäuschen, muss aber gleichzeitig verhindern, dass die „Staatsinsolvenz“ irgendwie praktisch wird. Denn als reale Politik würde sie den Euro gefährden – von dem die deutsche Wirtschaft enorm profitiert. Der einfachste Ausweg wäre, sich ins Außenministerium abzusetzen und die Eurokrise der Union zu überlassen. Wie schlau Lindner ist, werden die nächsten Wochen zeigen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ich glaube, das wird hier teilweise etwas ungenau interpretiert: Ich denke, Frau Herrmann will einen Zusammenbruch des finanziellen Systems in einer "ganz ordentlichen" Krise verhindern. Das ist sicher ehrenhaft, wenn mensch als Linker von Ehre sprechen darf.

    In diese Richtung - der, so muss ich es leider ausdrücken, Ideenlosigkeit und des Fatalismus - lese ich auch Claus Leggewies Artikel. https://taz.de/Debatte-Sozialdemokratie-in-Europa/!5453299/

     

    Zur näheren Erläuterung meine beiden längeren Posts zu den Texten.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ich habe eine Frage zu dem Modell:

     

    Jede Bank kann soviel Geld erzeugen wie sie will, um Kredite herauzugeben, nach Keystroke-Prinzip. Das könnte man anführen, um eine Schuldenaufnahme der Zentralbanken in unbegrenzter Höhe zu rechtfertigen. Sie haben die USA angeführt, die planen wohl kaum, ihre exponentiell steigenden Staatsschulden irgendwann zurückzuzahlen. Die Schulden sind genauso "erfunden", wie die das Geld, das Banken verleihen. Die Kredite, die der Staat von ihnen aufgenommen hat, wurden auch nur mit einem Entertastendruck erschaffen. Da hat niemand für arbeiten müssen, wenn man von den Privatanlegern absieht, die in Staatsanleihen anlegen. Die großen Kreditsummen kommen doch direkt von den Banken?

    Es ist also völlig egal, wieviele Schulden ein Staat hat, Es ist nur eine Frage des Vertrauens. Bei einem Vertrauensverlust bekommen das nicht nur die Privatanleger zu spüren, die Staatsanleihen gekauft haben, sondern durch die Verflechtung fast alle. Profitieren würden von einer Krise wohl dann die Banken, also die Superreichen, wenn die "solidarischen" Steuerzahler "gezwungen" sind, sie wegen "Systemrelevanz" zu subventionieren. Damit es also nicht zur Krise kommt, ist die exponentielle Erhöhung der Geldmenge und die exponentielle Schuldenaufnahme nötig.

    Bei diesem Argument würde bloß die Widersprüchlichkeit dieses Geldverständnisses offen sichtbar werden. Vertrauenschaffend wäre des nicht gerade.

    Denn eine durch das Keystroke-Prinzip exponentiell steigende Geldmenge setzt auch exponentiell steigende Profitmöglichkeiten voraus. Das schafft dann wie in den USA als erstes eine Immobilienblase. Ferner sorgt es für die Verarmung der Arbeiter*innen, weil sie sich immer weniger von den Profiten selbst aneignen können.

    Wenn dass aber alle wüßten, bräche das System, denn nicht wegen Vertrauensverlusts zusammen?

     

    -- zynische Gedankengänge verdrehen in mir alles, wie hält Sloterdijk das nur aus. ---

     

    Ich hab schon eine Radikalkur mit Kohl erlebt, das geht auch vorbei.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Sorry, ich erlaube mir zunächst einen wirklich freundlich gemeinten Scherz: In Ihrem Artikel “aufzuräumen“ wäre wirklich ein zeitliches Lebenswerk; dafür fühle ich mich als bereits zu alt.

      Einige Gedanken für Sie: Nicht jede Kreditvergabe führt zur Geldschöpfung (so wie ich verstehe, was Sie meinen). Beispiel (bleiben wir beim Geldverkehr): bereits bestehendes Geld aufzunehmen.

      Ob Geld, hier bei Ihnen wohl auch Staatsschulden, exponentiell entsteht, könnten Sie sich zB in Kenntnis einer Basis und eines Endwertes selbst ausrechnen. Aber ist dies dann noch das, was Sie meinen?

      Schlicht stehen, deshalb ist VWL m.E. auch keine Wissenschaft, diesen (u.a. Ihren) Theorien, hier u.a. die Bilanzverlängerung, tatsächliche Hindernisse entgegen.

      Soweit Sie den Zins ansprechen, stellt dieser ein weiteres Problem dar. Endloses Wachstum erscheint ausgeschlossen. Vielmehr ist, um rechtlich abzuheben, die Insolvenz von Schuldnern wahrscheinlich(er).

      Geldmenge und “Blase“ stehen nicht in einem zwingenden Zusammenhang. Man kann “es“ auch einfach liegen lassen.

      Ja, es geht immer darum, wer sich das Ergebnis von Arbeit aneignet.

    • 7G
      73176 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      "Jede Bank kann soviel Geld erzeugen wie sie will, um Kredite herauzugeben"

      Geld entsteht auf verschiedene Arten - insbesondere aber durch die Kreditvergabe. Banken erzeugen nicht Geld, UM Kredite herauszugeben. Sondern Geld entsteht als eine Art Nebenprodukt DURCH die Kreditvergabe.

      Der Rest Ihrer Aussagen basiert auf dieser falschen Annahme und ist somit ebenfalls falsch.

      Aber Sie verwenden ja selbst häufig den Konjunktiv und scheinen sich also selber nicht ganz so sicher sein, was Sie da eigtl schreiben (Bauchgefühl eben).

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Also seit Trump an der Macht gekommen ist, hab ich mir angewöhnt, erstmal Murphys Gesetz anzuwenden: Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.

     

    Wenn es nicht schief geht, habe ich wenigstens was, um mich zu freuen.

  • Nun, die FDP wird es machen wie immer: eine falsche Lösung präsentieren, die das Problem vergrößert. Und dann noch mehr dieser Lösung, und noch mehr.

    Und wenn dann alles den Bach runter gegangen ist, dann war es einfach zu wenig von der FDP-Lösung.

    Typischer neoliberale Populismus.

    • @mensch meier:

      Ach - und die anderen Parteien sind da besser?

  • Das liberale Euro-Programm setzt so einfältig auf „Staatsinsolvenz“, weil viele FDP-Abgeordnete genauso simpel denken.

     

    So einfältig ist das nicht - wie Argentinien gezeigt hat. Wer mit Insolvenz drohen kann, hat eine Verhandlungsposition.

     

    Verleihen von Geld ist auch nicht unbedingt was Gutes. Geld ist Gutschein für Arbeit. Der Staat der Geld verleiht sichert damit eigene Arbeitsplätze denn das Geld wird im Geberland wieder ausgegeben. Der Staat, der Geld nimmt verliert Arbeitsplätze, denn mit dem Geld kann man Konsumgüter im Ausland kaufen statt sie selbst herzustellen.

  • Ein italienisches Unternehmen muss mehr Zinsen zahlen als ein deutsches weil die Rahmenbedingungen in Italien deutlich schlechter sind als in Deutschland und entsprechend das Risiko höher ist.

     

    Die Abscheu gegen Geld drucken wird weltweit geteilt, auch in den USA oder Japan sind davon längst nicht alle begeistert. Man tut es nur trotzdem, weil es als kleineres Übel gesehen wird. Effektiv ist geld Drucken eine beschleunigung von Inflation und damit eine Entwertung von erspartem, also quasi eine Vermögenssteuer ab dem ersten Euro. Man verlagert damit die Probleme einzelner Staaten auf die Bürger aller EU-Staaten. Das man das in der taz gut findet wundert mich nicht. Ob sich eine solche Begeisterung auch in der Bevölkerung findet halte ich für sehr fraglich.

  • Leider hängt von Lindners Entscheidung auch Europa ab, nicht nur der Beweis seiner Klug- respektive Dummheit.

  • Ohne jetzt die Positionen der FDP im einzelnen verteidigen zu wollen, denke ich die FDP ist vor allem der Meinung, dass die Steueraufkommen und Bonität (Rating) unseres Staates nicht dafür bestimmt sind, diese an andere Euro-Länder durch zu reichen.

     

    Mithin etwas, was bei der Einführung des Euros Gebetsmühlenartig wiederholt wurde und wohl der Hauptgrund war, warum der Euro letztlich ohne großes Murren eingeführt werden konnte.

     

    Und in einem sind sich Staaten und Unternehmen sehr wohl ähnlich. Beide benötigen Vertrauen die einen das der Bürger, die anderen jenes ihrer Kunden um langfristig bestehen zu können.

  • Frau Herrmann übersieht, dass es eine Grundbedingung für die Einführung des Euro war, dass kein Land die Schulden eines anderen Landes übernimmt oder für diese haftet. Staatspleiten gab es bereits vor der Einführung des Euro, so what? Wenn sich Banken und Versicherungen hiergegen absichern möchten, sollten Sie einfach keine Staatsanleihen der betreffenden Länder kaufen. Es zwingt sie keiner dazu.

     

    Auch der Vergleich mit anderen Notenbanken hinsichtlich des Ankaufes von Staatsanleihen hinkt, da es bei allen anderen genannten Ländern ausschließlich nicht um eine länderübergreifende Währung geht.

     

    Die jetzigen Forderungen der FDP waren stets die uns als Bevölkerung zur Beruhigung gegenüber gemachten Versprechen bei der Einführung des Euro. An diesen sollte festgehalten werden.

     

    Wer etwas anderes behauptet, hat die Grundkonstuktion des Euro nicht verstanden.

    • @DiMa:

      Schön und gut, aber was soll denn dann mit dem Land passieren, das pleite ist, dessen Staatsanleihen niemand mehr kauft und das sich auch nicht selbst Geld drucken kann?

      • @Soda:

        Diese Frage haben nach der von Beginn an gewünschten und gewollten Kontruktion der EU ausdrücklich nicht die anderen Mitgliedstaaten der EU zu beantworten. Hierfür wurde die "No-Bail-Out-Klausel" geschaffen. Keine Haftung für die Schulden anderer Länder!

         

        Die Gefahr, welche damals wie heute besteht und bestand, war und ist, dass sich Mitgliedstaaten auf einem Finanzausgleich ausruhen. Dies galt und gilt es zu vermeiden. Die viel beschworene "Solidarität" zwischen den EURO-Staaten gab es und gibt es nicht. Die EU ist keine Solidargemeinschaft.

         

        Ein erster richtiger und wichtiger Schritt wäre der Ausstritt des betreffenden Landes aus dem EURO-Währungssystem. Dann kann sich das Land drucken was es möchte.

    • @DiMa:

      Verstanden hat Frau Herrmann das schon, sie fordert aber seit Jahren, davon abzurücken. Zum Glück ohne Erfolg. Es wäre das Ende des Euro, weil dann diverse Länder aussteigen würden.

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    "Es wird kein neues Geld geschaffen, sondern bereits existierende Schulden werden nur verlagert. Das Geld ist längst im Umlauf."

    Klären Sie mich auf, Frau Herrmann. Wie kommen Sie zu dieser Aussage?

    Es wird nämlich sehr wohl neues Geld geschaffen. Natürlich werden die Schulden verlagert. Von dem derzeitign Besitzer der Anleihe zur Zentralbank. Glauben Sie, der Vorbesitzer gibt die Anleihe ohne Gegenleistung ab? Die ZB kauft die Anleihe ab und somit fließt frisches / gedrucktes (wie auch immer Sie es ausdrücken wollen) Geld in den Kreislauf. Nur wenn die ZB die Anleihen wieder verkaufen würde, könnte sie das Geld wieder einsammeln - was sie nicht tun wird (siehe - Sie haben ein gutes Beispiel genannt - Japan).

    Es ist eine mehr oder weniger direkte Staatsfinanzierung mit der "Druckerpresse".

  • Kann mir nicht vorstellen, dass er den Posten des Finanzministers haben will.. von daher können wir doch alle noch beruhigt schlafen...

  • Dass Frau Herrmann für die Vergemeinschaftung der Schulden ist, weiß man ja inzwischen. Allerdings widerspricht das nun mal den EU-Verträgen und zum Glück sind genügend Länder gegen eine Änderung. Auch wenn Frau Merkel hier wohl wieder nachgiebig wäre, wird es dazu nicht kommen.

    Die Rettung der italienischen Banken steht jetzt auch schon auf der Prioritätenliste.

     

    Übrigens gab es z.B. schon die argentinische Staatsinsolvenz, ohne dass die Weltwirtschaft zusammen brach. Auch der griechische Schuldenschnitt war schmerzhaft, wurde aber verkraftet und hatte zur Folge, dass die Banken heute bessere Rücklangen aufbauen mussten.

     

    Viele linke griechische Politiker bevorzugen inzwischen auch den Euro-Austritt mit Schuldenschnitt gegenüber dem Verbleib mit dem Erhalt der Schulden.

     

    Ich glaube also zusammengefasst, dass Herr Lindner den Rat weder braucht noch befolgen sollte, der ihm hier gegeben wird.

  • Wie bitte ?

    Irland hat es genau richtig gemacht ???

     

    Nein. Irland hat nämlich nicht "seine" Banken "gerettet". Sondern vornehmlich deutsche und französische Banken und Versicherungskonzerne.

     

    Diese ausländischen Banken und Versicherungen waren allein schuld an der irischen Immobilienblase - und eben an der Krise der irischen Banken.

     

    Durch die Rettungs-Aktion im Jahre 2008 erst hatte der irische Staat plötzlich enorme Schulden - durch nichts anderes.

     

    Die Zeche zahlten die Bürger. Durch eine Austeritäts-Politik ohne Beispiel.

     

    Nein.

    Irland hat es genau falsch gemacht.

  • Wer hätte gedacht, dass sich mal die taz schützend vor Banken stellt um sie vor den Gefahren durch die FDP zu schützen.

    Übrigens sind Staatsinsolvenzen sehr viel häufiger als viele denken und oft nach wenigen Jahren überwunden. Statt dessen lobt Frau Herrmann Irland. Zur Erinnerung: Dort wurden die Banken gerettet und dafür alle Sozialausgaben gestrichen. Ist das etwa linke Politik?

    Ich habe fast den Verdacht, Frau Herrmann hat einen Ghostwriter von Goldman Sachs.

    • 3G
      39167 (Profil gelöscht)
      @Horst Horstmann:

      Das kam mir auch in den Sinn!

      Goldman Sachs schreibt hier!

      Irland als Beispiel zu bringen ist absurd.

      Die Menschen sind verarmt und die Politiker weigern sich für die ansäßigen Steuerfluchtfirmen korrekte Steuern zu erheben.

      Das ist wirklich ein gelungenes Beispiel.

  • Furor teutonicus

     

    Zitat: „Ein Euroland wie Italien würde also behandelt wie Air Berlin.“

     

    Richtig! Und wie bei jeder Insolvenz würden sich die Konkurrenten wie die Aasgeier auf die Filetstücke stürzen wie bei Air Berlin die Lufthansa auf die begehrten Slots. Bei der Zerstückelung des Pleitiers Italien etwa wäre vorstellbar, Deutschland würde sich aus dem Kadaver vielleicht die lukrative Lombardei herausreißen. Schließlich gehörte sie ja schon mal über 400 Jahre zum Ersten Reich...

  • „Wenn Banken und Versicherungen so leichtsinnig waren, Griechenland allzu viel Geld zu leihen, dann sollten sie dafür büßen. Menschlich war dieser Sinn für Rache vielleicht verständlich, dumm war es trotzdem“

     

    Nanu, seit wann ist das „dumm“? Vor wenigen Jahren noch war genau dies einhellige Forderung im linken Lager. Und von wegen Rachegelüsten! Im Gegenteil: Minister Schäuble und seine europäischen Kollegen wurden heftig dafür kritisiert, dass sie die griechischen Staatsschulden übernahmen und dass (wieder mal) die Banken geschont wurden und dass nun (wieder mal) die Steuerzahler einspringen mussten.

    Vielleicht kann Frau Herrmann bei Gelegenheit mal erklären, wie ihr Meinungsumschwung zustande kam.

  • "Es ist eine überaus elegante Lösung, Schuldenkrisen zu lösen, indem die Zentralbank einspringt. Doch die Deutschen blockieren diesen Weg meistens, weil sie fürchten, dass hemmungslos Geld „gedruckt“ würde. Dies ist erneut ein Missverständnis: Es wird kein neues Geld geschaffen, sondern bereits existierende Schulden werden nur verlagert. Das Geld ist längst im Umlauf."

     

    Wie einige Teile dieses Kommentars klingt das naiv. Natürlich schafft man dadurch auch dem betroffenen Staat die Möglichkeit wieder neue Schulden aufzunehmen und dementsprechend in Umlauf zu bringen. Das ist ja der Sinn der ganzen Übung. Man kann nun hoffen, dass der Staat damit vorsichtiger agiert, aber einen Grund dafür gibt es per se nicht. Zugleich wird die Fähigkeit der Zentralbank geschädigt auf den Finanzmärkten zu agieren (was bei sehr starken Zentralbanken wie der US Notenbank wohl nicht so ins Gewicht fällt). Insofern mag das in manchen Fällen eine (Not-)Lösung sein, aber diese pauschal als elegant zu bezeichnen finde ich schon irreführend.

  • Die Eurokrise der Union überlassen ist doch der status quo. Ich hab aber gehört, es soll noch ne dritte Partei an der Koalition teilnehmen...?

     

    Ist es wirklich so, dass die Finanzkonzerne "alle pleite" gehen? Die Behauptung erscheint mir so ganz ohne Beleg eher unwahrscheinlich; die Allianz macht doch so ca. 100 Mrd. Umsatz im Jahr?

     

    Und ist der Verlust von Anlagevermögen für deren Kunden wirklich schlimmer als das was im Moment passiert, nämlich dass die Griechen alle kaum noch Rente kriegen und sich nix mehr zu essen kaufen können?

     

    (sind jetzt keine Suggestivfragen sondern ernst gemeint)

  • Da hat wohl eher Frau Herrmann die Eurokrise nicht verstanden.

    Wenn man eine Staatspleite ausschliesst macht man sich so erpressbar wie 2015 durch Griechenland. Erst als damals die Pleite eine Option wurde haben die Griechen mit ihren Erpressungen aufgehoert.

    Auch hat die Liste der Staatspleiten eine lange Tradition, wieso sollte es jetzt auf einmal keine mehr geben?

  • Je nun, mit einer Insolvenz kennt sich Christian Lindner ja aus - und auch, wie man sich rechtzeitig vom Acker macht. Oder trügt da meine Erinnerung?

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Naja, Lindner fehlendes Wirtschaftsverständnis vorzuwerfen, wo man selbst mit einfachem Prozentrechnen seine liebe Not hat: "...fast ein Drittel (63%)...", wirkt nicht recht überzeugend.

     

    So jüngst gelesen in einem taz Artikel zum Thema Rechtschreibkompetenz bei Grundschülern.