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Debatte Asyl in DeutschlandGegen den linken Größenwahn

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Wir müssen über Flüchtlingsobergrenzen sprechen. Je mehr Leute kommen, desto schlechter werden die Bedingungen für den Einzelnen.

Nicht gerade ein Sehnsuchtsort: Erstaufnahme Eisenhüttenstadt Foto: dpa

E s wabert ein Hauch des Irrealen über der Flüchtlingsdebatte, und das nicht nur deshalb, weil man dabei atemberaubende Perspektivwechsel erlebt, in der Politik und auch in linken Milieus.

Die Widersprüchlichkeit zeigt sich schon bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie verweist auf die humanitäre Verpflichtung, Flüchtlinge aufzunehmen, und fordert gleichzeitig, die Grenzen der EU-Außenländer müssten besser geschützt werden und auch die Türkei müsse mehr für den Grenzschutz tun. Im Klartext heißt das: Ich hoffe auf andere Länder, die uns die Asylbewerber vom Hals halten.

Auf andere Länder zu hoffen, klingt nicht so gut für eine Bundeskanzlerin. Sie steckt in einem Dilemma: Der humanitäre Aspekt der Flüchtlingszuwanderung lässt jede sozialstaatliche Debatte schnell unmoralisch wirken. Dabei ist die Flüchtlingsfrage auch eine Art globalisierte Sozialstaatsfrage und die darf man natürlich stellen.

Die Zuwanderung wird erst mal einige Milliarden Euro kosten. Viele der Flüchtlinge, die in Deutschland die Anerkennung bekommen, werden auf Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte vom Staat finanziert werden, weil ihre Deutschkenntnisse und die beruflichen Qualifikationen nicht zu den hiesigen Anforderungen passen.

Nur jeder zweite kriegt einen Job

Es ist eine Tragik der Migration, dass der Arbeitsmarkt gerade in den sogenannten reichen Ländern besonders ausdifferenziert, die Qualifikationsanforderungen sehr speziell sind, und der Jobmarkt deswegen recht hermetisch sein kann gegenüber Angelernten mit begrenzten Deutschkenntnissen.

In jedem Solidarsystem, das die Flüchtlingshilfe am Ende ja auch ist, sind die Kapazitäten begrenzt

Nach einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird die Beschäftigungsquote von Flüchtlingen erst fünf Jahre nach der Zuwanderung auf knapp 50 Prozent steigen. Das ist viel weniger als die Beschäftigungsquote der deutschen Bevölkerung und entspricht in etwa auch den Erfahrungen aus Schweden, wo man von einer durchschnittlichen Dauer von sieben Jahren ausgeht, bis Flüchtlinge im Arbeitsmarkt Fuß gefasst haben.

Eine Existenz, in der man keine Arbeit und vielleicht auch keine angemessene Wohnung findet, in der man keine wirtschaftliche Selbstverantwortung übernehmen kann, ist auch ein Angriff auf die Würde.

Ein Gefühl von Irrealität

Flüchtlinge müssen monatelang in irgendwelchen umfunktionierten Hallen leben, tagelang in Behörden anstehen, nicht zuletzt aus einem Grund: Es werden zu viele. Je mehr kommen, desto schlechter werden die Lebensbedingungen für jeden Einzelnen. Genau deswegen muss man über Zahlen sprechen dürfen.

Es ist linker Größenwahn, zu glauben, ein so „reiches Land“ könne einfach mal so jedes Jahr eine Million Flüchtlinge aufnehmen und ihnen menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen bieten.

Die immer neuen Forderungen nach Tausenden neuen Stellen in den Behörden, nach Tausenden neuen Lehrkräften für Flüchtlingsklassen verstärken das Gefühl von Irrealität, das ja immer auch ein Gefühl der Entgrenzung ist. In jedem Solidarsystem, das die Flüchtlingshilfe am Ende ja auch ist, sind die Kapazitäten begrenzt. Man muss über Obergrenzen streiten dürfen.

Die meteorologische Lösung

Die Hoffnung so mancher Migrationspolitiker besteht zwar darin, dass sich das Problem anderweitig lösen könnte. Wenn es in Deutschland so beengt und unerfreulich ist, spricht sich das womöglich herum unter den Flüchtlingen, dann kommen vielleicht gar nicht mehr so viele, hört man hinter vorgehaltener Hand. Bald setzt außerdem der Winter ein, Überfahrten im Schlauchboot werden schwieriger, man hofft gewissermaßen auf eine meteorologische Lösung.

Politisches Handeln ist es nun nicht gerade, auf das Wetter zu hoffen. Aber wie sonst kann eine Begrenzung erreicht werden? Ein Weg funktioniert nicht mehr: auf die existierende Drittstaatenregelung zu setzen und damit zu drohen, Flüchtlinge in die sicheren EU-Transitländer zurückzuschicken, so wie es einige CDU-Regionalpolitiker fordern. Damit müsste man schlagartig Tausende syrische Asylbewerber aus Deutschland zurückweisen oder ihnen zumindest die Asylbewerberleistungen versagen. Absurd. Wir sollen und wollen ja aufnehmen, nur nicht so lange so viele.

Unermüdlich appelliert die Bundeskanzlerin an die anderen EU-Länder, doch bitte schön endlich höhere Kontingente an Flüchtlingen aufzunehmen und Deutschland zu entlasten. Die Chancen, dass die EU-Länder dem nachgeben, sind leider gering. Es sei denn, die Verhandlungsbasis änderte sich.

Asylrecht abschaffen?

Gäbe es in Deutschland eine Debatte über die Abschaffung des Asylrechts in der bisherigen Form und über selbst gesetzte Obergrenzen, wären die anderen EU-Länder wohl kooperationsbereiter. Schon heute geht bei den Zeitungskommentatoren in Österreich die Panik um, dass Deutschland die Grenzen schließen und man nicht mehr so einfach jede Woche Tausende von Flüchtlingen weiterwinken könnte.

Ein Szenario: Deutschland schafft das Grundrecht für alle auf ein Asylverfahren ab, nimmt aber nach wie vor nach einem EU-Schlüssel jährlich ein sehr großes Kontingent an Flüchtlingen auf, aber eben nicht mehr alle, die herkommen. Anträge auf Asyl können im Ausland in Registrierungszentren gestellt werden.

Wer nicht unter ein bestimmtes Kontingent fällt und ohne Anerkennung einreist, wird zwar nicht abgeschoben, bekommt hier aber keine Sozialleistungen – ähnlich wie EU-Bürger, die in Deutschland als Zugereiste bis auf das Recht auf Kindergeld auch keine Sozialleistungen erhalten. Bei diesem Szenario würde Deutschland immer noch Hunderttausende von Kontingentflüchtlingen aufnehmen und mit Sozialleistungen versorgen, aber es gäbe dafür Kapazitätsgrenzen, die Planungs- und Handlungssicherheit schafften.

Ist es unmoralisch, über ein solches Szenario nachzudenken? Nein. Die Debatte über Obergrenzen muss erlaubt sein, das „O-Wort“ darf kein Tabu mehr sein. Vielleicht aber ebbt die Asylbewerbermigration auch von alleine ab, wie schon in den 90er Jahren, womöglich setzt sogar eine massive Rückwanderung ein, weil sich die Situation in den Herkunftsländern entspannt hat und das Leben dort besser ist als in Deutschland mit seinen überfüllten Flüchtlingsghettos, dem kalten Klima, seiner sperrigen Sprache und der ewigen Bürokratie.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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107 Kommentare

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  • Herzlichen Dank an Barbara Dribbusch für Ihen Mut nun auch einmal in der taz kritische Töne zum Thema Flüchtlinge zu äußern, eine Debatte, die längst überfällig ist.

    Als langjährige Dozentin für Deutsch als Fremdsprache kann ich beispielsweise erläutern, dass die Bundesregierung gerade im Bereich der Deutschkurse schon in kürzester Zeit an ihre Genzen stoßen wird.

    Wie soll diese Integration durch Deutschkurse denn auch funktionieren bei diesen , unseren, unhaltbaren Abrbeitsbedingungen?

    Wir arbeiten in den vielbeschworenen Integrationskursen ohne jegliche soziale Absicheung, d. h. im Auftrag der Bundesregierung, koordiniert durch das sowieso völlig überforderte BAMF, ohne dass der Auftrag gebende Bund für Arbeitgeberanteile für Kranken- und Rentenversicherung aufkommt, ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und ohne Urlaubsentgelt.

    Leider ist dies der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt!

    Um dies zu ändern wird es am 27.Oktober 2015 in Köln vor dem BAMF eine Demonstration der Deutschlehrkräfte geben.

    Nähere Informationen hierzu könnt ihr der Homepage unserer Dozenteninitiative http://www.bonneroffenerkreis.jimdo.com entnehmen.

    Über jegliche Ünerstützung freuen wir uns und sie ist auch bitter notwendig!

    • @Monika Strauß-Rolke:

      Och, Sie Ärmste! Vielleicht schauen wir mal ein wenig über den Tellerrand unserer eigenen kleinen Welt...?

       

      Im Ernst, es geht hier nicht um Ihre soziale Nicht-Absicherung (auch, wenn das sicherlich eine Schweinerei ist). Auch nicht darum, dass das deutsch Lernen gut funktioniert. Das dringlichste ist, dass Leute, die mit so ziemlich nichts ankommen, ein Dach über dem Kopf und zu essen haben und nicht frieren.

       

      Die Aussage Ihres Kommentars ist nach meinem Verständnis in etwa "Wir werden nicht alle in Kursen unterbringen können und der Raum A011 ist eh schon immer überbelegt, daher muss Deutschland das Asylrecht abschaffen."

    • @Monika Strauß-Rolke:

      Das alles ist aber doch nicht die Folge eines "linken Größenwahns". Es nutzt doch nichts, kritische Töne bei den Linken anzuschlagen, nur weil sich eine rechte Regierung mal wieder notorisch taub stellt.

  • Der nächste Winter kommt bestimmt. Und dann in der Kälte wochenlang zelten zusammen mit hundert anderen Menschen ist da eigentlich nicht so schön. Das Warten vorm LaGeSo auch nicht.

     

    Wie wärs denn damit:

     

    wie viele gut gedämmte Baracken oder Containerstapel mit zugehörigen Sozialeinrichtungen und Freiflächen für Kinder und Jugendliche passen auf das Tempelhofer Feld in Berlin?

    Wieviele auf die Theresienwiese in München?

     

    Wenn der Markt in Deutschland leer ist, bekommt man sicher noch etwas Europa- oder Welt-weit.

     

    Danach können wir uns noch einmal über Aufnahmekapazitäten unterhalten. Es geht doch nicht umabstrakte Prinzipie- die meisten Flüchtlinge und sonstigen Immigranten haben doch gat keinen Anspruch auf politisches Asyl nach GG - sondern um konkrete Hilfeleistung:

     

    Seit es römisches Recht gibt, gilt:

    "Ultra posse nemo obligatur"

    "Niemand ist verpflichtet über sein Können hinaus."

  • Die Obergrenze ist dann erreicht, wenn es keine Flüchtlinge mehr auf der Welt gibt. Alle Flüchtlinge werden eine Arbeit finden, wenn man sie arbeiten lässt. Denn die Wirtschaft wird sich den neuen Gegebenheiten anpassen und Arbeitsplätze schaffen, für welche bisher kein Bedarf bestand. Die Politik ist nicht dazu da, Menschen aus der Gesellschaft auszuschliessen, sondern sie hat Lösungen für die Bedürfnisse aller Menschen zu finden. So einfach ist das. Die Welt ist nicht kompliziert, aber man kann sie sich kompliziert machen.

  • Ja und ??? 5 oder 7 Jahre bis 50 % eine Arbeit haben - wo ist das Problem? Das ist bei Ihnen ein Anschlag auf die Würde des Menschen ??? Wissen Sie eigentlich, wie diese Menschen sonst vegetieren würden ? Anscheinend nicht. Wa soll dieses ewige KURZFRISTDENKEN im Aktienrhythmus? Wir brauchen massive Zuwanderung, Menschenrechte sind nihct verhandelbar, wir sidn die Reichsten unter den Reichen und beuten sonst nur aus - jetzt kehren diese Probleme, die wir mitverursachen zu uns zurück und das ist gut so !

  • Deutschland hat ein Privatvermögen von 2 Billionen Euro.

    Wo bleibt die Vermögenssteuer?

    Es gibt keinen Linken Größenwahn.

    Was hat das mit Linken zu tun? Linke sind völlig marginal.

    Es gibt eine autonome Bewegung von Vertriebenen, die sich in Sicherheit bringen.

     

    Für die Versäumnisse beim Wohnungsbau sind nicht die Neuankömmlinge verantwortlich.

  • by the way -> short cut

     

    Bis zur Kenntlichkeit entstellt ->

    What makes them* tick?

    Now we knows.

    Thank´s for that!

     

    (*in this case - her;)

  • Grundrechte kennen keine Obergrenzen aber können auf kaltem Wege abgeschafft werden. So das Grundrecht auf Asyl, welches durch die Drittstaatenregelung praktisch abgeschafft wurde. Merkel hat diese kalte Abschaffung aufgehoben und könnte natürlich sie auch wieder aktivieren. Dazu braucht sie das "Grundrecht auf Asyl" nicht offiziell abzuschaffen.

    Flüchtlinge in vielen angrenzenden Staaten leben in unterfinanzierten Flüchtlingslagern, in denen die Menschen nicht sterben aber keine Perspektive haben. Die Kinder werden nicht unterrichtet und die medizinische Versorgung ist mangelhaft. Flüchtlingslager könnten wir an den Grenzen der EU finanzieren und damit den Mindeststandard der Flüchtlingskonvention erfüllen. In Bezug auf die Menschenwürde wäre dies grenzwertig - aber noch besser als das Streichen aller Sozialleistungen bei gleichzeitigem Arbeitsverbot. Dies würde bei uns eine Klasse von Papier- und Rechtlosen schaffen, die für ein bisschen Geld bereit sind alles zu tun.

    Wenn Flüchtlinge die ersten Wochen in einer Zeltstadt untergebracht sind, ist dies eine Sache - wenn aber die Zeltstadt zum Daueraufenthaltsort wird, bewegen wir uns bereits auf dem Niveau des Flüchtlingslagers an der EU-Grenze. Daher wird ab einer gewissen Zahl die Unterbringung in Flüchtlingslagern, die einzige Option sein. Diese können dann genauso in Griechenland wie in Deutschland liegen - sofern entsprechende Standards eingehalten werden.

    Wo die Grenze zwischen Integration und Flüchtlingslager liegt, müssen wir diskutieren.

    • @Velofisch:

      nicht um Merkel zu verteidigen, sondern um den blick für das, was ist, zu schärfen:

      sie hat garnichts "aufgehoben" und die drittstaatenregelung schon mal garnicht.

      1. kann auch die kanzlerin nicht mal eben so art.16a s.2 GG "aufheben"

      und 2. will sie bzw. die GroKo das auch garnicht.

      was sie/die allerdings möchte, das kann, wer mag, bei 'ihrem' think-tank http://migration.uni-konstanz.de/fzaa/ nachlesen, wo der olle Hailbronner z.b. https://www.bundestag.de/blob/285508/436afae2e2ef485a03e976a8bb625d75/stellungnahme_04-data.pdf

      dazu sagt, wie ein "modernes" europäisches asyl+flüchtlings+einwanderungsrecht ausgestaltet sein/werden sollte.

      hier wird vorgedacht http://www.zar.nomos.de/archiv/2012/heft-3/ , was uns eine frau Klöckner drei jahre später als reaktion auf einen höflichen imam präsentiert.

      und hier wird auch abgesegnet, wenn die BRD mal für eine größere gruppe vobn ihrem selbsteintrittsrecht nach DÜ gebrauch macht.

       

      nächster irrtum: mindeststandards für flüchtlingslager werden in der GFK nicht festgelegt, sondern mindeststandards für die rechtsstellung von flüchtlingen im sinne der GFK. nicht jeder flüchtling ist jedoch einer im sinne der GFK, nicht mal jeder von UNHCR registrierte ist es.

      dazu gibt es zwei möglichkeiten:

      1. prüft man, nach welchen anderen konventionen subsidiärer schutz zu gewähren ist

      oder 2. wirft man das alles solange durcheinander, bis am ende der "illegale Migrant" übrigbleibt - und die "hotspots", in denen dann sortiert wird, wer wohin weiter darf und wer nicht.

      und genau das ist in arbeit.

       

      im übrigen haben wir die sans-papiers bereits, und zwar nicht seit gestern. was wir nicht mehr haben, ist die möglichkeit der nationalstaaten, diese zu legalisieren, also zu EU-bürgern zu machen.

  • Ihr Vorschlag hat meiner Meinung nach nur einen Fehler: weil heute Menschen aus Syrien (tatsächlich oder angeblich) die höchste Anzahl an Asylbewerber sind, wird ein solches Kontingentgesetz in Kraft gesetzt ... - und was ist, wenn morgen in Afghanistan aus dem Konflikt ein offener Krieg entsteht, und übermorgen Pakistan da mit rein gezogen würde und darauffolgend in Afrika ein offener bewaffneter Konflikt ausbricht?

     

    Dann setzen wir "am laufenden Band" immer neue Kontingentgesetze in Kraft?

     

    Und was passiert mit dem ersten Menschen, der - nachdem das jeweilige Kontingent erfüllt ist - bei uns Schutz sucht; weisen wir den dann ab, weil kein Platz mehr frei ist?

     

    Ich verstehe und akzeptiere, dass nicht alle, die in ihrer Heimat (politisch oder aus anderen Gründen) verfolgt werden, zu uns nach Europa und nach Deutschland kommen können - dazu gibt es immer viel zu viele Konflikte in unserer Welt, die wir, direkt oder indirekt, (mit-) verursacht haben, und demzufolge viel zu viele Menschen, die davon betroffen sind.

     

    Nur, wie kann man dies schnell in den Griff kriegen, damit alle Menschen in Frieden, Freiheit und zumindest mit dem Lebensnotwendigen versorgt ihr Leben leben können?

     

    Ansatzpunkte, um langfristig zu Lösungen kommen zu können, gibt es ja (auch wenn diese von "der Politik" immer nur diskutiert, jedoch nicht umgesetzt werden); Stichworte sind hier: Fluchtursachen bekämpfen, Entwicklungshilfe wesentlich und gravierend umstellen, fairer Handel in der Globalisierung.

     

    Zugegeben, ich bin ebenso verzweifelt (angesichts des Leides der Flüchtlinge, die ja auch nur das eine Leben haben) wie ratlos.

    • @Der Allgäuer:

      Ist es nicht so, dass im Zuge dieses Problems noch ein ganz anderes, viel gravierenderes offensichtlich wird? Naemlich der Egoismus der Industrienationen. Waehrend der Fluechtlingsdebatte ist oft genug vergessen worden, wieviele Menschen weltweit dazu verurteilt sind, elend an Hunger oder anderen Problemen zu verrecken die wir hier nicht mehr kennen! Kinder sterben in Afrika millionenfach an Malaria. Bisland ist deren Lobby winzig. Man kann es beliebig fortfuehren und sich freuen, dass es der Zufall gewollt hat und man in Deutschland geboren wurde.

      Aber auch dieses Thema muss zu Ende gedacht werden: Legt man die jetzige Geburtenrate weltweit zu Grunde, erreichen wir bald eine Bevoelkerungszahl die der Globus nicht mehr verkraftet. Es wird Zeit, eine weltweite Debatte zu fuehren!

    • @Der Allgäuer:

      Man braucht nicht lange drum herum zu reden:

      Obergrenze heißt, die sollen eben woanders bleiben/ vegetieren/ vor die Hunde gehen.

      "Stirb bitte draußen." ist noch deutlicher.

       

      Das ist hart, aber weniger illusorisch als weiterhin zu suggerieren, wir wollten jedem Verfolgten helfen.

       

      Das will weder die Regierung noch die Regierten. Bislang versuchen wir nur, eine netter klingende Ausrede zu finden.

      • @mensch meier:

        nun, bei mir heißt obergrenze das nicht. da bin ich ganz alt-modisch und kenne keine obergrenze (oder wie manche leutz das sonst noch nennen).

        weder das asylrecht aus GG noch die GFK kennen eine obergrenze, und die humanitäre aufenthaltserlaubnis(befugnis) nach §23 aufenthaltsG kennt die auch nicht.

         

        das ist ja auch der grund, warum mann jetzt so verfährt wie anfang der 90-ger. damals konnten sich die länderinnenminister nicht einigen, wie sie die finanzen zur aufnahme der flüchtlinge aus ex-jugoslawien regeln sollten - also stopfte man die leutz alle in die duldung bzw. ins asylverfahren. und konnte dann umso schöner begründen, dass man das asylrecht (verfahrensrecht) ändern müsse, weil doch so viele....

         

        und genau deshalb habe ich darauf verwiesen, dass aufnahme (+registrierung) nicht naturnotwendig über asylverfahren+erstaufnahme laufen muß.

        das ginge auch anders.

    • @Der Allgäuer:

      eigentlich heißt solch ein gesetz mittlerweile "Gesetz über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge –HumHAG" und ist nicht zwingend mit einer numerischen obergrenze verbunden. es besagt lediglich, dass eine bestimmte gruppe einen oberhalb der duldung angesiedelten aufenthaltsstatus erhält, ohne alle leutz dieser gruppe ins/durch das asylverfahren zu jagen. ein (eigentlich das) beispiel finden Sie in http://www.mi.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=14972&article_id=62034&_psmand=33 dargestellt.

      das ließe sich auch für andere so handhaben - setzt nur den politischen willen dazu voraus. und der bestünde im wesentlichen darin, die polizeygesetzliche vorstellung aufzugeben, mann müsse den zuzug fremder bremsen, also verhindern, dass "die alle kommen". bekanntlich "kommen die nicht alle". und zwar auch dann nicht, wenn es ein solches gesetz gibt (die juden der ehemaligen SU gingen denn doch lieber nach Israel oder in die USA).

      auch nach heutigem aufenthaltsG wäre eine solche lösung (entlastung der asylverfahren) möglich - gesetzestechnisch. politisch sieht's da jedoch duster aus.

      da plappern wir doch lieber weiter über die bekämpfung der fluchtursachen...

      • @christine rölke-sommer:

        Danke für diesen sehr interessanten Tipp.

         

        Ja, es gäbe Möglichkeiten - wenn die Politik denn nur auch wollte. Die plappern lieber, denn nur so kommen sie in die Medien, und die Medien freuen sich über jede Schlagzeile, die hilft, Einschaltquoten und die verkaufte Auflage zu steigern.

  • Warum denn gleich das Kind mit dem Bade ausschütten und über eine "Abschaffung" des Asylrechts nachdenken!? Die hausgemachte Kapazitätskrise wäre doch auf einen Schlag verschwunden, würden wir das Asylrecht nur anwenden (und alle abgelehnten Asylbewerber umgehend außer Landes bringen) bzw. leicht der Realität des 21. Jahrhunderts anpassen: Als Asylbewerber ins Land kommen darf nur, wer einen Pass aus einem vorab festgelegt unsicheren Herkunftsland vorlegen kann. Dann hätten alle jetzt eintreffenden Syrer einen menschenwürdigen Empfang.

    • @Carsten Härtl:

      Flüchtlinge aus Syrien erhalten AFAIK üblicherweise kein Asyl, sondern eine Duldung, weil wir nicht in Länder abschieben, in denen Krieg herrscht. Sie möchten das andern, und die Leute nach Syrien abschieben?

    • @Carsten Härtl:

      Sorry, aber das ist mir zu zynisch!

       

      Es geht bei der Frage der Zuwanderung von Flüchtlingen nicht um anonyme, gesichtslose Kontingente, sondern um Menschen, die aus guten Gründen ihre Heimat verlassen, um hier Schutz und Hilfe zu suchen.

       

      Und das ist nicht witzig, meiner festen Überzeugung nach.

  • Diese Grafik zeigt die Grössenverhältnisse gut:

    http://wahrheitueberwahrheit.blogspot.ch/2015/10/volle-boote.html

    • @Volker Birk:

      Personen, die diese Art von Statistiken posten und dadurch suggerieren wollen, dass das "Boot noch nicht voll sei" vergessen dabei eine wichtige Sache: Die Art der Unterbringung. Die aufgenommenen Flüchtlinge in Jordanien, im Libanon und der Türkei leben in Zeltstädten unter größtenteils inhumanen Bedingungen. In Theorie könnte Deutschland weitaus mehr Flüchtlinge aufnehmen, in der Praxis würde sich dies aber nur über eine weitere Zunahme an provisorischen Unterbringungsmöglichkeiten wie das Zeltlager in Eisenhüttenstadt bewältigen lassen. Wir sprechen hierbei allerdings nur über den Punkt der Unterbringung, Möglichkeiten der Integration und gesellschaftliche Perspektiven müssen auch geboten werden, die sich meiner Meinung nach umgekehrt proportional zu der Anzahl Flüchtlinge verhalten. Ich habe es an anderer Stelle bereits erwähnt, Deutschland wird große Mengen weiterer Flüchtlinge nur aufnehmen können, wenn Privathaushalte anfangen im großen Stil mitzuhelfen.

      • @Marius Meier:

        Meiner Meinung nach wäre eine provisorische Unterbringung in diesem Ausmaß wie es heute bei uns stattfindet nicht nötig (damit sich kein Missverständnis einschleicht: sie wäre weiterhin notwendig, aber nicht in diesem Ausmaß). - Warum?

         

        Seit die Krankenkassen und die Rentenversicherung keine Kuren mehr genehmigen und finanzieren, stehen etliche frühere Kureinrichtungen (in der Regel: vollständig eingerichtet und ohne Weiteres nutzbar) leer. - Das sagen doch zumindest die Kommunalpolitiker in den Kommunen mit diesen Kureinrichtungen.

         

        Warum kann man denn diese nicht "entmotten/-stauben" und "einsetzen"?

         

        Wieviele Organisationen haben Schulungseinrichtungen, die eingerichtet und ausgestattet sind wie Ferienheime?

         

        Warum kann man diese nicht, zumindest vorübergehend sozusagen "in Spitzenzeiten" nicht heranziehen?

         

        Was ich sagen will ist: wo ein Wille ist, ist meistens auch ein Weg. Manchmal ist dieser Weg nicht komfortabel wie eine neu gebaute Autobahn, aber "in der Not" reicht vielleicht auch eine Landstraße oder ein Feldweg.

  • Radikale und aggressive Religiösität steigt proportional zum Verlust sozialer Sicherheit.

     

    Als spätestens ab 1990 der Neoliberalismus in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern ein neues Tempo an den Tag legte, waren die Migranten die ersten Opfer neuen "neuen Überflüssigkeit", also Dauerarbeitslosigkeit, Verlust der sozialen Akzeptanz usw.

    Gleichzeitig begann in vielen islamischen Ländern eine neue Eskalationsstufe mit Kriegen und Bürgerkriegen, internationalen Handelsboykotten und Schwächung der stabilen Gefüge in Maghreb und nahem und mittlerem Osten.

     

    Das alles kommt jetzt zu uns und nicht die akademisch-etablierte Linke, die es sich in den gentrifizierten ehemaligen Migrantenvierteln schick eingerichtet hat, hat den Bodenkontakt mit den angeblich so willkommenen Flüchtlingen, sondern das deutsche bzw. mitteleuropäische Lumpenproletariat begegnet diesen Menschen in ihrem Lebensumfeld, nämlich Problemstadtteilen (nicht die alten Gründerzeitwohnviertel, sondern baulicher Auswurf der 1960er-1980er-Jahre) und Sozialbehörden.

     

    Um jetzt den sozialen Frieden zu retten und unser Land bzw. unsere Nachbarländer nachhaltig für das Zusammenleben der nächsten Jahrzehnte fit zu machen, ist mit aller Kraft ein Kampf gegen die Irrungen des Neoliberalismus und seinen sozialen Verwerfungen zu führen und nicht irgendein "Wir schaffen das!"-Stellvertreterengagementspekatkel für die Flüchtlinge zu veranstalten.

     

    In einem Land, wo die Neidgesellschaft, bei der ein immer größerer Teil tatsächlich zu kurz kommt und in die Armut abrutscht, vorherrscht, wird es mit den Flüchtlingen niemals Frieden geben, egal ob mit Quoten oder Kontingenten.

    Erst wenn der gesellschaftliche Zusammenhalt wieder hergestellt ist, wird es klappen!

  • "Mit Leuten wie ihnen kann das ganze auch nicht klappen, hier fehlt einfach der wille zu helfen."

    Es bringt auch nichts das Mantra des 'Wir schaffen das!' immer und immer wieder runterzuleiern. Die erste Million haben wir gerade noch untergebracht. Die nächste Million kriegen wir vielleicht auch noch hin! Aber bei der dritten Million, die vielleicht schon Ende nächsten Jahres an der Grenze steht, wird es ganz ganz eng! Es ist keine Frage des Geldes, sondern der Verfügbarkeit von Wohncontainern, Traglufthallen, Betten, Matratzen und zuguterletzt Personal. Wenn es funktionieren soll, brauchen wir jede Menge zusätzliche Sachbearbeiter, Lehrer, Dolmetscher, Psychologen, Sozialarbeiter usw.! Hier fehlt mir bei den Blauäugigen einfach der Blick für das Machbare!

    Den Bedenkenträgern Hartherzigkeit, mangelnde Empathie oder Fremdenfeindlichkeit zu unterstellen, ist schlicht und ergreifend unredlich! Sicherlich gibt es die Hardcore-Xenophoben, aber die dürften eher eine Minderheit sein!

  • das mit der obergrenze ginge übrigens ratz-fatz. nämlich mit einem kontingentflüchtlingsgesetz für leute aus syrien. beispielsweise. dafür müßten die innenministers sich nur einigen, wie sie die verteilen....

    und für alle anderen wär dann wieder zeit für ordentliche asylverfahren...

  • ach was waren das noch für zeiten, als der linke größenwahn noch in der cdu zu finden war! http://www.zeit.de/1989/08/politisch-verfolgte-geniessen-asylrecht/komplettansicht

    • @christine rölke-sommer:

      Herzlichen Dank für diesen überaus interessanten und für die heutige Diskussion sehr wichtigen Hinweis.

       

      Schon damals, als unser Grundgesetz geschaffen und beraten wurde, waren die mit einem Asylrecht verbundenen Kosten ein wichtiger Aspekt der Diskussion - und trotzdem wurde die "generöse" Fassung mit grosser Mehrheit beschlossen, weil letztendlich auch die, die die Kosten eines liberalen Asylrechts betonten, "über ihren Schatten gesprungen" und der freiheitlichen Fassung zugestimmt haben.

       

      Wenn das keine Verpflichtung für heute und morgen ist ... .

  • Sicher wäre es schön die Zuwanderung in geregelte Bahnen zu bekommen. Das Asylrecht als solches sollte aber nunmal unantastbar sein.

     

    Voraussetzung für darüber hinaus weniger Armuts- und Bürgerkriegsflüchtlinge hat aber ein "Weniger" in vielen anderen Bereichen zur Voraussetzung: weniger Waffenexporte, weniger Einmischung in die Angelegenheiten anderer Staaten, eine weniger exportfixierte Wirtschaft/Landwirtschaft. Darüber hinaus ein fairer Welthandel der nicht zu verwechseln ist mit einem schrankenlosen Freihandel: auch schwache Länder müssen die Möglichkeiten haben ihre Märkte für eine gewisse Zeit mehr oder weniger abzuschotten um eine eigene Produktion zu schützen oder überhaupt erst mal aufzubauen.

     

    Ohne Schutzzölle wäre der Aufbau einer Industrie im deutschen Kaiserreich in Konkurrenz mit dem bereits industrialisierten England kaum möglich gewesen und zudem der Strukturwandel in der Landwirtschaft viel zu schnell verlaufen.

     

    Die Rechte die sich jedes industrialisierte Land Europas (oder auch China!) über Jahrzehnte in Punkto autonomer Wirtschaftspolitik selbst herausgenommen haben müssen auch für die afrikanischen Staaten gelten.

     

    Um weiteren desaströsen schrankenlosen Freihandel zu verhindern darf Ceta und TTIP mit ihren kaum an nationales Recht gebundenmen Schiedsgerichten nicht in Kraft treten.

    • @Waage69:

      Weniger Wafenexporte ? Der größte Waffenexporteur der Welt ist Russland.

      • @Mirco:

        Top ten der Waffenexporteure laut "Ranking des "Stockholm International Peace Research Institute" (SIPRI)":

         

        1. USA 30,3%

        2. Russland 22,9%

        3. Deutschland 10,6%

        4. Frankreich 7,1%

        5. GB 4%

        6. Niederlande 3,3

        7. China 3%

        8. Spanien 2,9%

        9. Italien 2,2%

        10. Schweden 2%

        • @Waage69:

          Ups, da fällt mir als unbedarfter Normalbürger auf dass man ja auch zusammenfassen kann, dann kommt ein ganz anderes Ranking raus, dann steht nämlich Europa mit 32,1% an erster Stelle.

           

          Von wegen nur die bösen Russen und die schlimmen Amis, wir sind selber sowas von voll dabei - ich finde das sollten wir ändern!

    • @Waage69:

      Einen herzlichen Dank für diesen Beitrag!

      • @Ute Krakowski:

        Falsch: Wenn man Europa zusammenfasst müßten auch alle innereuropäischen Exporte rausgerechnet werden... da dürfte nicht mehr sehr viel übrig bleiben.

        • @MehrVernunftBitte:

          Stimmt, da müsste man noch eine Bereinigung vornehmen. Eventuell finde ich ja mal was entsprechendes.

           

          Aber von wegen "da dürfte nicht mehr sehr viel übrig bleiben":

          speziel an bürgerkriegstauglichen Waffen europäischer und deutscher Firmen geht offensichtlich mehr als genug raus, z.B. Handfeuerwaffen von Heckler&Koch oder tragbare und multifunktional einsetzbare Panzerabwerwaffen oder Minen für Sprengfallen.

           

          Ansonsten finde ich eine Kleinkleindiskussion an dieser Stelle eher müßig:

          entweder will man ernsthaft das Problem der Fluchtursachen angehen was auch in diesem Punkt ein Umdenken (und im Zweifel ein Verzicht auf Exportgewinne/Arbeitsplätze) erfordert oder man will es eben nicht...

  • Naja, 1990 lag unsere "Obergrenze" wohl irgendwo zwischen 17 und 18 Mio auf einmal.

    Wer jetzt meint, dass sie weit drunter anzusetzen ist, muss schon sagen, was "wir" seitdem nicht mehr "geschafft" haben. Mir als Wessi fällt da 'ne Menge ein, mir fehlt aber die Erfahrung, ob ich mich einfach über die 17 Mio damals aufgenommenen hinwegsetzen darf, wenn die meinen, ob was für sie besser wurde.

    Und das gillt eben auch ebenso fUr eine "Obergrenze" heute, wenn man nicht nationalistisch argumentieren will.

    Und das wird ausschließlich.

    Die Forderung "No border" ist keineswegs automatisch eine linke. Sie kann vom TTIP- und CETA-BefUrworter ebenso verwendet werden.

    "Weg mit den Nationalstaaten" wäre schon eher links. Doch diese Forderung hat das Kapital, das den Nationalstaat fUr seine Interessen nutzt, eben schön in "No border" umformuliert, so dass auch Linke selber meinen, es sei diese Forderung und nicht das Recht der eigenen Selbstbestimmung, was eine linke Forderung sein sollte.

    Keine funktionierende WG, keine Kommune, kein selbstverwaltetes Wirtschaftsprojekt würde für Neuaufnahmen "No border" fordern.

     

    Jetzt allerdings eine "Obergrenze" zu fordern ist allerdings das Dümmste, was es geben kann. Es ist völlig ungerecht, zu sagen, diejenigen, die am schnellsten hier waren, die vielleicht am wenigstens gekämpft haben, die nur schnell ein bequemes Leben wollten, die dürfen bleiben und wer nun Schutz braucht, soll sehen, wo er bleibt, ist an Ungerechtigkeit nicht zu überbieten.

     

    So eine Debatte muss viel weiter an die Grundlagen zurück gehen, bevor man mit "Obergrenzen" kommt.

    Ich habe 1990 keine Menschen gebraucht, die Kohl zujubeln und brauche jetzt keine, die Merkel zujubeln. Recht auf Schutz haben aber auch die.

    • @Age Krüger:

      @agekrüger Das ist doch nicht Ihr Ernst, dass Sie die 17 Millionen DDR-Bürger mit den jetzigen Flüchtlingen vergleichen!?

      Die Menschen aus der DDR waren Deutsche, stammten also aus dem gleichen Kulturkreis und hatten dieselbe Religion, waren allenfalls Atheisten. Es gab unter ihnen keine Analphabeten, die Leute hatten Schulbildung und Ausbildung, sprachen die gleiche Sprache! Sie hatten außerdem Wohnungen, haben sogar ihr eigenes Land mitgebracht. Also bitte überdenken Sie Ihre Äußerung! Die Integration dieser Deutschen war letztlich peanuts gegenüber dem, was jetzt auf uns zukommt! ... Ich bin im übrigen auch eine "Wessi".

      • @Domino:

        die These vom "gleichen Kulturkreis" möchte ich angesichts der regelmäßigen Ergüsse nationaler Besoffenheit in den NBL, von Rostock-Lichtenhagen über Hoyerswerda bis hin zu Heidenau und Freital bezweifeln.

  • Bundesverfassungsgericht und EuGH urteilten, dass Mindeststandards nicht zu unterschreiten sind - Es ist also verfassungs- und europarechtswidrig soziale Mindeststandards nicht zu gewährleisten.

     

    Angela Merkel hat im Interview mit Anne Will ganz richtig bemerkt, dass ein Aufnahmestop nur dann möglich sei, wenn Deutschland einen 3000 km langen Zaun aufbaut, und sie hat zur Kenntnis genommen, dass Fluchtwege so riskanter werden.

     

    Der Ruf nach einer besseren Ausstattung der Gerichte kommt nicht lediglich aus der linken Ecke.

    Nicht zuletzt Dr. Stephan Beichel-Benedetti, Heidelberger Amtsrichter und Sachverständiger der Bundesregierung, hat in der Debatte um das Gesetz zur Neubestimmung des Bleiberechts und der Beendigung des Aufenthalts auf die Anforderungen an Gerichte hingewiesen, die bei gleichbleibender personeller Ausstattung und steigenden Flüchtlingeszahlen unzureichend ist.

     

    An einer Aufstockung des Verwaltungs- und Gerichtspersonals führt kein Weg vorbei, denn solange die Rechtslage so ist wie sie ist, auch dies hat mit dem EuGH und dem o.g. Gesetz zu tun, sind alle Einzelfälle zu prüfen. Das geht nicht im Schnellverfahren und es steht jedem abgelehnten Antragsteller frei zu klagen, wenn er die Fallprüfung für unzureichend hält.

     

    Anstatt die Abschaffung des Asylrechts zu fordern, wäre es aus meiner Sicht angezeigt, sich mit der juridischen Bewältigung der aktuellen Lage zu befassen, ohne nach Schnellverfahren zur rufen, eine "Nulldiät" für Flüchlinge oder gar die Abschaffung des Asyrechts ins Gespräch zu bringen.

     

    Wenn man dies allerdings tut, dann sollte man auch einen Satz darüber verlieren, wie man es mit dem Grundgesetz, der Genfer Flüchtlingskonvention und dem Europarecht hält.

  • Hallo Frau Dribbusch,

     

    danke für Ihren Mut, auch mal außerhalb der üblich gewordenen Denkschablonen eine "gefährliche" und "verminte" Frage zu stellen.

     

    Nur leider haben Sie meiner Meinung nach Ihr Wollen auch gleich kaputt gemacht.

     

    Denn: diese Überschrift "Gegen den linken Größenwahn" weckt alleine schon Skepsis und Kritik, vermutlich sogar Ablehnung. Und die Frage nach einer Begrenzung der Aufnahme von Flüchtlingen und Asylsuchenden auf den Aspekt zu begrenzen, wieviele der Aufgenommenen bis wann einen Job haben werden, ist nicht nur nicht förderlich, sondern entzieht dieser notwendigen Diskussion fast schon den Boden.

     

    Hinzu kommt, dass Sie auch wichtige Aspekte nicht deutlich aussprechen, sondern sie hinter komisch klingenden Sätzen verschwinden lassen. Was beispielsweise möchten Sie mit einem Satz wie diesem "Der humanitäre Aspekt der Flüchtlingszuwanderung lässt jede sozialstaatliche Debatte schnell unmoralisch wirken" denn sagen?

     

    Im Übrigen gebe ich den Kommentatoren recht, die darauf hinweisen, dass die Politik der letzten Jahre mit ihren unsäglichen "Reformen" den Boden bereitet haben, auf dem nun die Frage der Flüchtlingszuwanderung diskutiert werden muss.

     

    Wer die Bürgerinnen und Bürger so behandelt, muss sich nicht wundern, dass das alte "Sündenbock-Spiel" wieder gespielt wird - und es trifft nun auch noch Menschen, die traumatisiert bei uns Schutz und Hilfe suchen. Das ist weder sozial(demokratisch) noch christ(demokratisch).

  • Taz wird faz

    • @Demokrat:

      [...] Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette. Die Moderation

      • @Michael Koch:

        Interessant zu lesen wie ein drei wort kommentar interpretiert wird. Es zeigt doch sehr stark in wie weit bereits die hetzpropaganda gediehen ist. Mit leuten wie ihnen kann das ganze auch nicht klappen, hier fehlt einfach der wille zz helfen. Da braucht man halt diese schutzpolemik.

        • @Demokrat:

          [...] Beitrag entfernt. Bitte die Netiquette beachten. Die Moderation

        • @Demokrat:

          Ich verlasse mich nicht auf Hetzpropaganda, sondern lediglich auf Erfahrungen, die ich in den letzten Jahrzehnten machen durfte und ich stelle zunehmend fest, dass die muslimischen Bürger der Siebziger und Achtziger, die über ein politisches Bewusstsein verfügten und wenig bis gar nicht religiös waren, einer Generation gewichen sind, die eine oftmals aggressive Religiösität an den Tag legen. Hierbei handelt es sich nicht nur um diejenigen, die im bildungsfernen Prekariat zu finden sind, sondern auch in durchaus gebildeten Kreisen. Hatte ich vor dreissig Jahren noch geglaubt, dass eine Angleichung der Wertvorstellungen und ein Rückgang der Religiösität erfolgen würde, muss ich leider feststellen, dass die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung geht.

          [...] Kommentar gekürzt. Die Moderation

      • @Michael Koch:

        Hihi. Dann hilft bestimmt die Obergrenze: Wenn alles gut passt, dann kommen deine Feindbildmigranten (Muslime! Igitt!) alle noch rein, und die anderen bleiben draußen. 0D (Das soll ein verschleierter Smiley sein.)

    • @Demokrat:

      Nee, das glaub' ich nicht.

       

      "Jede politische Aktion beginnt mit dem Aussprechen, was ist" (Ferdinand Lassalle)

       

      Insofern müssen politische Diskussionen auch zu Themen geführt werden, die brisant sind.

       

      Und die Frage der Flüchtlingszuwanderung ist brisant, weil hier Schutz und Hilfe Suchende auf eine zweigeteilte Gesellschaft treffen (die einen, die schon fast nicht mehr wissen, was sie mit ihren Vermögen und ihren Einkünften noch alles machen sollen, und die anderen, die finanziell immer tiefer sinken und Angst haben vor dem nächsten sozialen Abstieg), und sie zu Konkurrenten der Benachteiligten und Armen in unserer Gesellschaft werden.

      • @Der Allgäuer:

        Ich widerspreche ihnen nicht.

  • Das Schweigen der Sozialwissenschaftler ist so laut, dass man eigentlich das Schlimmste für die Zukunft befürchten muss! Aus lauter Angst vom Mainstream fast jeglicher Couleur in die rechte Ecke gestellt zu werden, hält man sich einfach nur bedeckt!

    Dabei wären sie noch diejenigen, die am ehesten was zu zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklungen sagen könnten!

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte die Netiquette beachten. Die Moderation

    • @Michael Koch:

      Ich hoffe, dass die, die sich für Obergrenzen aussprechen, auf dem Mittelmeer Schwimmwesten verteilen und in den sich stauenden Menschenmassen an den Grenzen Nahrung und Medikamente ausgeben und auf die völlig erschöpften und verunsicherten Leute sowie die Kriegsparteien und Aggressoren in den Herkunftsländern deeskalierend wirken.

      • @Karl Kraus:

        Gut pariert!

        Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass Obergrenzen albern und auch nicht durchzusetzen sind! Und selbst wenn alle Schlagbäume runterfielen, würde das nicht einen Flüchtling abhalten, nach D zu kommen. Alles Weitergedachte wäre ein Rückfall in die Barbarei und eine Aufgabe aller Werte für die die EU oder das Abendland steht!

        Das Problem ist vermutlich nicht lösbar, aber es muss trotzdem angegangen werden.

        Andernfalls endet die Krise in Anarchie und Chaos!

  • Frau Dribbuch, ich habe mich Ihretwegen zum ersten Mal in einem Kommentarforum registriert, um mich für diesen Artikel zu bedanken.

    Ich danke Ihnen, dass Sie zur Sprache gebracht haben, dass wir in einer Demokratie, nicht in der Monarchie, leben und berechtigt sind, an einer Debatte über die Gegenwart und Zukunft unseres Landes mitzureden. Sachlich, ernst, ausgewogen, nach sinnvollen Lösungen suchend, ohne Angst zu schüren und doch Ängste erklärend, wie Sie es in Ihrem Beitrag gezeigt haben. Mit Herz und mit dem Verstand. Eine solche Debatte ist überfällig und muss zustande kommen.

    Von Anfang an verfolge ich die Medienberichte zum Thema "Flüchtlingskrise" sowohl bei den Medien hierzulande, als auch bei unseren europäischen Nachbarn (dort interessieren mich ihre Lösungen und deren Tauglichkeit im Alltag).

    Ich bin sehr enttäuscht darüber, dass eine breite öffentliche Debatte über das sensible Thema in Deutschland im Keim erstickt und nur zur Polarisierung freigegeben wird.

    Dass sich die EU-Partner solidarisch zeigen und Deutschland bei der Bewältigung dieses Problems nicht im Stich lassen werden, ist nicht zu erwarten. Aus gutem Grund. Frau Merkel hat über die Zukunft Europas, somit auch Deutschlands, alleine entschieden, sich gegen die Gesetze und demokratische Gepflogenheiten gestellt. Nach zehn Jahren ihrer Kanzlerschaft blickt man auf eine sehr traurige Bilanz: die EU ist gespaltet, Deutschland ebenso (sogar doppelt, nicht nur auf der Linie pro und contra Flüchtlinge, sondern man spricht sich nach 25 Jahren wieder per Ossi und Wessi an), die rechte Szene blüht und wird so stark, wie in den dunkelsten Kapiteln unserer Geschichte.

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @Und Morgen:

      Die Frage ist nur, wo im Text von Frau Dribbusch ein tragbarer Vorschlag steckt? Ich kann keinen erkennen. Einem Teil der Flüchtlinge in Zukunft Sozialleistungen zu verweigern, wird keine Lösung sein. Die Leute werden trotzdem kommen, sie werden in einem fremden Land mit fremder Sprache und Kultur ohne jegliche finanzielle Unterstützung dastehen. Und somit wird sich ein nicht unbedeutender Teil zwangsläufig der Kriminalität zuwenden, weil es für diese Leute dann ums nackte Überleben geht.

      Die Kosten-Nutzen-Rechnung dieses Vorschlags (Einsparen einiger Milliarden gegenüber einer dramatischen Verschärfung gesellschaftlicher Konflikte) halte ich für nicht tragbar.

  • Der Anspruch auf Asyl ist halt kein "Supergrundrecht".

     

    Echt erschreckend (und nicht das einzige Beispiel), wie sich eine Gesellschaft in wenigen Jahren/Jahrzehnten verändern kann und die in Jahrhunderten erkämpften geistigen/moralischen Errungenschaften aus tagespolitischen Anlässen mal eben auf den Scheiterhaufen der Geschichte wirft.

     

    Solidargemeinschaft (vielleicht das Unwort des Jahres 2015) war gestern, ob nun auf nationaler oder globaler Ebene).

     

    "Zu fällen einen schönen Baum,

    braucht´s eine Viertelstunde kaum.

    Zu wachsen, bis man ihn bewundert,

    braucht er, bedenk´es,

    ein Jahrhundert."

    Eugen Roth

    • @schuhwerfer:

      Ich wusste gar nicht, dass es Grundrechte und Supergrundrechte gibt. Vielleicht gibts ja auch noch Superdupergrundrechte.

       

      Und nun die ganz spannende Frage: Wer entscheidet denn, was ein Supergrundrecht ist und was nicht?

       

      Sie?

      • @Rooni:

        Im Grundgesetz gibt's tatsächlich "einfache" Grundrechte und - wie Sie es geschrieben haben - "Supergrundrechte".

         

        Das legt weder "Schuhwerfer" noch irgend eine andere Person fest, sondern es steht in unserem Grundgesetz; siehe Artikel 79 Absatz 3 GG.

         

        Es sind insbesondere die Artikel 1 bis 20 GG, die deshalb einen besonderen Status haben, weil sie in ihrem Wesenskern nicht geändert werden dürfen.

         

        Das Asylrecht ist in Artikel 16 a GG festgelegt.

  • "Anträge auf Asyl können im Ausland in Registrierungszentren gestellt werden."

     

    Ja, wenn IS und Boko Haram solche Zentren unterstützen, sicher kein Problem....

  • Wichtiger Kommentar. Auch mal ausserhalb der üblichen Grenzen denken und die Diskussion anstossen. Der Verweis vieler darauf, dass in Deutschland so viel schief ist und alles erstmal geändert werden muss, trägt kaum für die Beantwortung der konkreten Fragen.

    • @fly:

      Das ist es was am Ende immer übrig bleibt, wenn man sich weigert die Ursachen zu sehen und zu benennen. Wenn darauf nicht mehr verwiesen werden soll, werden wir uns halt weiter wie im Hamsterrad von Krise zu Krise bewegen. Die soziale Schieflage ist schon ohne Flüchtlinge seit langem ein ernstes Problem und die Entmachtung der öffentlichen Hand durch Austerität ein weiteres Problem. Durch diese Politik entsteht die AFD und die Angst vor dem weiteren Abstieg. Deshalb wird die Flucht zu einem Problem bei uns. Ohne Änderung der "Schieflage" wird uns das in eine ernsthafte politische Krise führen.

    • @fly:

      So unüblich ist dieses Denken nicht. Schauen Sie auf CSU, AfD, NPD, um nur mal ein kleines Spektrum des Spektrums zu nennen.

  • Obergrenzen bei Grundrechten?

    Na, okay:

    Reden wir dann auch einfach mal tabulos über Obergrenzen bei der Pressefreiheit. 361 Tageszeitungen in Deutschland sind ja irgendwie schon recht viel. Kann ja kein Mensch alle lesen! Also: 50 Stück reichen. Die übrigen Redaktionen werden polizeilich aufgelöst - fertig.

    Auch eine Obergrenze bei der Meinungsfreiheit darf nicht länger tabuisiert werden: Jede/r darf bei maximal zehn Demos pro Jahr teilnehmen. Jede weitere kostet dann Bußgeld. Gibt dann auch nicht mehr soviele Staus und Umleitungen!

    • @Linksman:

      Diffuse Fremdenangst wird ja nicht nur in Deutschland als probates Mittel zur Spaltung und zum Demokratieabbau eingesetzt. Mensch ist Mensch und Menschenrecht ist aller Menschen Recht. Es sind nur die selbst ernannten Herrenmenschen dieser Welt, die ständig eine Sonderstellung für sich beanspruchen und die muss man rechtzeitig auf den Pott setzen, sonst stinkt's.

  • Die Frage ist ja nicht nur, wie viele Flüchtlinge dieses Land verträgt, sondern auch, wie viele Rechtsextremisten. Ich halte es für klar, das bei weiter steigenden Flüchtlingszahlen sich signifikante Mengen der Leute, die aktuell mit rechtspopolistischen Thesen sympathisieren, weiter radikalisieren.

    Die Folgen einer solchen Entwichklung haben wir das letzte Mal vor gut 20 Jahren erlebt. Oder anders gesagt: so, wie sich die Stimmung aktuell aufheizt, reicht es nicht aus, den Kopf in den Sand zu stecken, das kostet nämlich Leben.

    • @Kaboom:

      Was wir vor 20 Jahren erlebten waren die Folgen einer staatlichen Passivität und Resignation gegenüber jenen, die seine Ordnung beseitigen wollen. So ist es auch heute, sollte man den rechten Umtrieben in diesem Schland nicht endlich entschlossen entgegenwirken. Es gäbe da eine Menge denkbarer Maßnahmen, von mir aus bis hin zum Beflaggungsverbot.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Die Strafverfolgung der Täter ist IMHO eine andere Ebene, auch wenn in Teilen des Landes das viel zu laxe Vorgehen der Justiz als Einladung verstenden werden kann (man vergleiche die Anzahl der Festnahmen bei Blockupy in Fft/M mit jenen als der Nazi-Mob sich in Heidau austobte). Dennoch: Es gibt in diesem Land eine objektive Obergrenze für Flüchtlinge. Und die liegt genau da, wo Nazis in diesem Land anfangen, eben diese Flüchtlinge umzubringen.

        Denn offen gesagt: Lieber eine (wie auch immer geartete) Begrenzung der Zahl in Kauf zu nehmen, als dass Leute, die gerade Assads Fassbomben oder den Kopfabschneidern des IS entkommen sind, hier von selbsternannten "besorgten Bürgern" ermordet werden.

  • Erstmal möchte ich sagen, dass ich die Menschen , die sich öffentlich mit Namen und Foto äußern, für ihren Mut bewundere, anders als viele Kommentatoren, wo ich mich mit einschließe. Noch mutiger empfinde ich es wenn jemand dann Dinge schreibt, wo er von ausgehen konnte, dass es vor allem abwehrende Kommentare hervorrufen und heftige Kritik prasseln wird.

    Meine Gedanken gehen diesbezüglich in die Richtung, dass viele Flüchtlinge eine ganz andrere Sozialisation durchlebt haben, die zum Teil Schwierigkeiten haben werden, die wesentlichen Werte unserer Gesellschaft anzuerkennen. Einem Teil dieser Menschen werden wir helfen können, aber eben nicht so vielen, vor allem da sehe ich die Kapazitätsgrenzen. Dann kommen die traumatischen Erfahrungen dazu und viele sind nicht gewaltfrei aufgewachsen. Das hat Auswirkungen auf diese Menschen und eben auch auf die Gesellschaft. Das bedeutet eben auch ein höheres Konfliktpotenzial unbestreitlich. Zudem ist das Fachpersonal (noch) nicht vorhanden. Und wenn wir die Gesellschaft nicht überfordern wollen, dann muss über die unangenehmen Dinge gesprochen werden. Die meisten Menschen wollen helfen, dennoch gibt es Grenzen der Belastbarkeit einer Gesellschaft und es liegt nicht nur am Geld.

  • Ich glaube es ja fast nicht, ein vernünftiger Beitrag in der taz zur Flüchtlingsproblematik. Und das aufheulen der üblichen Verdächtigen. taz ist manchmal richtig gut.

  • Hallo Autorin!

     

    Geht gar nicht, entbehrt jeder Logik und gehört nicht in die taz, sondern in irgendein reaktionäres CDU-Beklatscher-Blatt.

     

    Hier um mich rum ist noch niemand an irgendeine Belastungsgrenze gebracht. Die Politik zelebrierts zwar, aber das ist Quatsch, hier ist noch soviel übrig...

    • @Wu:

      Hmm, Sie glauben die Integration von 1,5 Mio FGlüchtlingen + 5 Mio. Familiennachzug ist leicht?

       

      Lesen Sie mal Studien, nach ca. 5-7 Jahren sind 50% am Arbeitsmarkt, der Rest lebt von Hartz IV.

       

      Verstehen Sie nicht die ganzen Problematiken die bei sowas dahinterstecken?

       

      Wir reden hier nur von den Flüchtlingen 2015.

  • 6G
    628 (Profil gelöscht)

    Die Frage ist, was dann mit den Menschen geschieht, die nach Vorstellung von Frau Dribbusch keine Sozialleistungen mehr erhalten sollen. Und welche Auswirkungen das auf den sozialen Frieden hätte (kein normaler Mensch wünscht sich doch Zustände wie in den USA).

    Ich muss ehrlich gestehen, dass ich diese ganzen Jubelartikel mit ihrem hohlen 'Wir schaffen das'-Geschwätz auch nicht abkann. Dieser Artikel geht aber auch in eine völlig falsche Richtung.

    Statt plump zu sagen: 'Wir schaffen das' sollte man eher die Frage diskutieren, wie wir das schaffen wollen, und zwar ohne, dass es zu größeren gesellschaftlichen Verwerfungen kommt, die (neben dem sonstigen menschlichen Leid, das sie verursachen würden) zwangsläufig Hass und Gewalt schüren würden. Sollte sich in den nächsten Jahren beispielsweise der Kampf um bezahlbaren Wohnraum noch weiter verschärfen, wird das unschöne Konsequenzen haben. Leider bin ich mir sehr sicher, dass unsere große Humanistin Merkel es genau dahin wird kommen lassen.

  • Es wird wirklich immer unglaublicher welcher Mist in der taz abgesondert werden darf. Es ist schon schlimm genug, dass sich die Beiseite-Steher in diesem Land wieder ermutigt fühlen und aus der Ecke des Nichtstuns nörgeln und ihre vergifteten xenophoben Pfeile abschießen. Dass aber die taz nicht in der Lage ist die wesentlichen Fragen zu stellen ist erbärmlich. Wesentlich wäre die Frage nach der sozialen Schieflage in diesem Land, die sich in mangelndem sozialen Wohnungsbau, mangelnden Sozialleistungen, schlechten Löhnen und ungerechter Besteuerung äussert. Hier ist der Ansatzpunkt um über die Problematik Flüchtlinge unterzubringen zu diskutieren. Wären diese Fragen von der neoliberalen Politik nicht vollkommen vernachlässigt worden, gäbe es heute genug Wohnraum und genug Geld in den öffentlichen Kassen, um diese Aufgabe zu stemmen und auch keine AFD-Neiddebatten, weil viele in diesem Land eben auch nichts haben. Das Gerede vom reichen Land ist Blödsinn, solange nur wenige über den Reichtum verfügen. Abgesehen beweisen alle freiwilligen Helfer, dass dieses Land sehr wohl in der Lage ist Kräfte zu mobilisieren, wenn es um Solidarität geht. Diese gilt es zu unterstützen anstatt rumzunöhlen.

    • @Jochen Rohwer:

      Es ist leider kaum davon auszugehen, dass die jetzt schon bestehende soziale Schieflage wegen der aktuellen Flüchtlingsthematik auch nur ansatzweise zur Disposition steht.

       

      Selbstverständlich ist in Deutschland genug Geld da, um das alles locker zu wuppen, keine Frage, aber die Frage, wessen Geld dafür genommen wird, sollte öffentlich gestellt werden.

       

      Die freiweilligen und ehrenamtlichen Helfer in allen Ehren (auch ich gehöre dazu), aber für genug sogenannte Hilfsorganisationen ist der Flüchtlingsstrom ein knallhartes und eiskaltes Geschäft, das sie in der im Neoliberalismus üblichen Weise betreiben, auch für andere Branchen entwickeln sich die Flüchtlinge zur größten Konjunkturmaßnahme seit 1998, da sollten wir aufpassen, uns nicht zu den nützlichen Idioten des Systems machen zu lassen!

  • Sie schreiben, dass der humanitäre Aspekt der Flüchtlingszuwanderung jede sozialstaatliche Debatte schnell unmoralisch wirken lässt. Ich habe eine Frage an Sie: Was ist denn moralischer - über Obergrenzen für Flüchtlingszahlen zu reden, oder zu fordern, dass die Reichen höhere Steuern zahlen, damit die Vielzahl an notwendigen Ausgaben für die Versorgung der Flüchtlinge geleistet werden kann?

     

    Unter humanitären Gesichtspunkten halte ich die zweite Variante für sinnvoller. Zum Einen, weil sie das Grundrecht auf Asyl nicht einschränkt; und zum Anderen, weil es sich sowohl beim Asylrecht als auch bei der Beteiligung der Wohlhabenden an wichtigen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben wie der Versorgung der Flüchtlinge um Gerechtigkeitsfragen handelt, hinter denen wichtige moralische Werte stehen.

     

    Was verstehen Sie unter Moral? Können Sie den Begriff aus Ihrer Sicht bitte näher erläutern? Ich verstehe nicht, worin Sie da einen Widerspruch sehen. Für mich bedeutet Moral, für gerechte Verhältnisse einzutreten, mit allen Facetten, die das einschließen kann. Hier: das Recht auf Asyl und wie wir den Sozialstaat (um-)gestalten müssen, damit er das leisten kann.

    • @Smaragd:

      Sehr gut gesagt, danke!

  • [Exkurs: Wo ist das Tabu bei einem Thema, das bereits überall diskutiert wird?]

    Das System unseres Wirtschaftens ermöglicht uns unseres Lebensstandards durch Erzeugung von Fluchtgründen überall auf der Welt ( Waffen, Agraprodukte, Rohstoffausbeutung, Umweltzerstörung, ...). Wenn diese Fluchtgründe nun dazu führen, dass Flüchtende tatsächlich bei uns ankommen, dann ist das nur konsequent und ein Umstand mit dem wir umgehen müssen. Dabei zu sagen, wir müssten über Quoten, Kapazitätsgrenzen, Grenzsicherung oder ähnliches nachdenken heißt auch: wir wollen gefälligst unseren Lebensstandard halten, weiterhin auf Kosten von Menschen, denen als Lebensperspektive nur die Flucht bleibt. Aussperren, wegschauen, genießen.

    Solange wir das System unseres Wirtschaftens, die Fluchtursache, nicht ändern,

    solange wir uns nicht daran offensiv beteiligen, auch jenseits von Europa menschenwürdige Lebensbedingungen zu schaffen,

    solange sollen Flüchtende kommen,

     

    [und mit meinen letzten Sätzen wird deutlich, dass Moral etwas subjektives ist (auch wenn es immer eine herrschende Moral):]

     

    selbst wenn sich unsere Gesellschaft in der jetzigen Form dabei auflöst. Es wäre nicht die erste Völkerwanderung, die die Menschheit überlebt.

  • Die Redensart "das Kind mit dem Bade ausschütten" soll es in Deutschland schon seit dem 18. Jahrhundert geben. Wiktionary erklärt, die Redewendung bedeute, "mit einer bestimmten Handlungsweise auch erhaltenswerte Zustände [zu ] beseitigen", oder "bei einer Diskussion in einer Art und Weise [zu] argumentieren, dass wichtige Zustände ignoriert werden und bei Folgehandlungen verlorenzugehen drohen". Genau das ist hier "passiert". Wie's scheint, ist Überforderung derzeit nicht nur für den deutschen Innenminister ein ernsthaftes Problem.

     

    Das Boot ist nach Ansicht von Frau Dribbusch also (beinahe) voll. Auch, weil die Linke (Wer ganz genau, ist das, zum Henker, eigentlich gewesen in den letzten 25 Jahren? Die Publizisten?) es versäumt hat, zusätzliche Boote zu bauen, als der Bedarf dafür erkennbar wurde. Nun soll auch noch der letzte Kahn versenkt werden, damit er nicht ganz von alleine sinken kann. Und das soll dann die Lösung sein. Alles bleibt, wie es gerade ist. Nur die, die schon ganz unten sind, die rutschen noch ein wenig tiefer. In der Tat: Man kann gerade "atemberaubende Perspektivwechsel erleb[en]". Auch in linken Milieus und nicht nur in der Politik.

     

    Hätte ich eine Idee, wie man den Schlamassel, in den uns unsere Führer hinein manövriert haben mit ihrer Borniertheit, Trägheit und Egozentrik, ohne große Probleme wieder beheben kann, hätte ich mich nicht so aufzuregen brauchen in den letzten 15 Jahren. Ich weiß es leider nicht. Es ist eben NICHT gleichgültig, wer welche Entscheidungen trifft an der Spitze einer Gesellschaft. Man kann nicht jeden um des lieben Friedens willen einfach "machen lassen". Leider halte ich es immer noch für keine Lösung, alle zu erschlagen, die sich Macht aneignen wollen um sie anschließend zu missbrauchen. Sonst würde ich jetzt höchstwahrscheinlich Amok laufen. "Nun, wo sogar Frau Dribbusch spinnt", würde ich sagen, "ist ohnehin" alles verloren...

  • Obergrenzen beim Menschenrecht auf Asyl? So ein Quatsch! Wer so argumentiert scheint sich aus der eigenen Position nicht mehr herausdenken zu können.

    Menschen nehmen die lebensgefährliche Reise nach Europa ja nur aufgrund einer relativ kurz zu formulierenden Abwägung auf sich: Was ist gefährlicher - Fliehen oder Bleiben? Und nur um das klar zu stellen: nicht nur Krieg, auch Armut und Diskriminierung können lebensbedrohlich sein.

    Was wir hier diskutieren ist die Frage, wieviel wir bereit sind mit den Menschen zu teilen, die zu uns kommen weil sie keinen anderen Ausweg sehen.

    Wenn sie in ihre eigene Familiengeschichte schauen, wie weit müssen sie zurückblicken um Flucht und Migration zu finden?

    Eine meiner Großmütter ist Kriegsvollwaise, die andere ist 1945 aus dem heutigen Polen geflohen. Wäre beiden wiederfahren was hier diskutiert wird, wäre ich nicht hier um an dieser Diskussion teilzuhaben.

    Meine Urgroßeltern müssten sich wohl als Armutsflüchtlinge bezeichnen lassen müssen, weil sie eben dahin gingen, wo sie ein Einkommen finden konnten.

    Sind zwei Generationen, die in relativer Sicherheit leben konnten, tatsächlich schon genug um eine solche Ignoranz gegenüber dem Leid anderer Menschen hervorzubringen?

    Die Folgen zweier Weltkriege wurden überwunden, weil sich Gesellschaften entschieden haben, dies zu tun. Die Kosten der Wiedervereinigung erschienen Einigen zu hoch um es zu versuchen, aber gesamtgesellschaftlich gab es einen Konsens es zu tun, darum ist es passiert.

    Ebenso müssen wir uns entscheiden, ob wir den Menschen die heute zu uns kommen mit der gleichen Güte begegnen wollen, wie sie uns, unseren Eltern oder Großeltern widerfahren ist. Eine große Anstrengung, keine Frage. Aber eine notwendige, einerseits weil das Leben anderer Menschen nicht weniger wert sein kann als unsere Eigenen und andererseits, weil wir Solidarität und Nächstenliebe nicht preisgeben können. Wer weiß, wann wir selbst das nächste Mal darauf angewiesen sind.

  • Es ist beschämend für die taz, dass man einen solchen Artikel in ihrer online Ausgabe lesen muss. Das ganze auch noch von einer Redakteurin des Sozialen. Normalerweise sind diese Inhalte nur in den sog. deutschen Leitmedien zu lesen, geschrieben von Journalisten, die von neoliberalen Zirkeln zu luxuriösen Wochenenden eingeladen werden. Frau Dribbusch will sich vielleicht in einer Art vorauseilenedem Gehorsam auch genau dorthin schreiben.

    • @Tastenpunk:

      Nein es ist nicht beschämend, Sie einer Meinung auszusetzen, die nicht Ihre ist. Wenn man eine perfekte Echokammer der Eigenen Meinung lesen will, soll man auf twitter oder facebook den Leuten mit gleicher Meunung folgen.

       

      Auch wenn jedes Pressemedium seine Choleur hat, muss damit es Presse bleibt, ab und zu eine andere Meinung zugelassen werden.

    • @Tastenpunk:

      Ja, da stimme ich zu.

  • "Eine Existenz, in der man keine Arbeit und vielleicht auch keine angemessene Wohnung findet, in der man keine wirtschaftliche Selbstverantwortung übernehmen kann, ist auch ein Angriff auf die Würde."

     

    Wenn eine Gesellschaft den Flüchtlingen absichtlich finanzielle Möglichkeiten und Wohnraum verwährt kann man vielleicht von einem Angriff sprechen und das ist im Moment in Deutschland auch teilweise der Fall. Mit dem entsprechenden politischen Willen wäre es zwar nicht unbedingt möglich alle Wünsche zu erfüllen, aber zumindest diese fortgesetzten "Angriffe auf die Würde" zu unterlassen, eben das möglichste zu tun um allen ein schönes Leben zu ermöglichen.

     

    Und ohnehin, was ist für soviele der Flüchtlinge die Alternative? Zurückgehen und in einem Land leben in dem sie nicht nur Angriffen auf ihr Würde, sondern auch Angriffen auf ihr Leben ausgesetzt sind?

  • Nee, nee, Frau Dribbusch! Irreal ist hier vor allem die seltsame Vorstellung, ein "linker Größenwahn" könnte verantwortlich für diesen Flüchtlingszustrom sein. Dafür gibt es doch ganz andere Ursachen und ganz andere Urheber. Die Linke in diesem Land fordert seit den 60er Jahren ein Einwanderungsgesetz mit klaren Regeln und jährlichen Quoten. Dies scheitert bis heute an einer Union, die immer noch nicht wahrhaben will, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Dann müsste sie ja auch darauf verzichten, ausländerfeindliche Ressentiments als politischen Kit für ihre morschen Fenster in Richtung Zukunft zu nutzen. Schon jetzt findet sich dort praktisch nichts, was nicht ohnehin von den Mitbewerbern abgekupfert wäre.

    Ihr Linken-Bashing ist doch mittlerweile schon weit unter den Schubladen von Bild & Co. angekommen. Haben Sie das wirklich nötig?

  • Wenn wir über die Obergrenze der Flüchtlingaufnahmekapazität streiten wollen, so müssen wir diesen Streit im Sinne des ihm zugrundeliegenden Prinzips tun. Meiner Ansicht nach entspricht das Asylrecht dem moralischen Prinzip der zumutbaren Hilfeleistung. Nach diesem ist jemanden in Not solange zu helfen, bis der Helfende selbst vergleichbares opfern müsste. In diesem Sinne habe ich mein Brot mit dem Hungernden solange zu teilen, bis kurz vor dem Moment, an dem ich selbst verhungern würde. Die Obergrenze ergibt sich analog in der staatlichen Dimension in Bezug auf die zumutbarkeit der Hilfeleistung. Also, solange wir unseren Luxus noch nicht einmal ansatzweise eingeschränkt haben ist die Obergrenze noch lange in ferne!

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @PhiloPunk:

      Solange die Leute mit ihren SUVs zum ALDI fahren, also in Status statt in Lebensqualität investieren, ist das Luxus.

      • @849 (Profil gelöscht):

        "Solange die Leute mit ihren SUVs zum ALDI fahren..."

        Da haben Sie natürlich recht. Nur: Wer kann nen SUV essen und bei ALDI wohnen?

        Ein bisserl praxisbezogener Denken bitte!

    • @PhiloPunk:

      "Wir" haben in D keinen Luxus.

      Der ist in wenigen Händen.

      Und die werden nicht angemessen herangezogen. Die Mehrheit der Menschen in D hat viel Arbeit und nicht viel Geld.

      Niemand wird "teilen", wenn die Aufgabe uferlos scheint. Dann gibts Revierkämpfe.

      Hier stehen oft die sicheren oder sanierten gegen die "Prekären".

      Und die haben zu Recht Angst um den Mindestlohn.

      Es geht hier nicht nur um Flüchlinge.

      • @austenjane:

        Stimme ich vollkommen zu! Die Struktur unserer Gesellschaft ist jedoch durchaus luxuriös. Geht es nun um Nahrung, Wasser, Natur oder Luxusprodukte - die Art und Weise wie wir es gemeinsam gesetzlich erlauben zu verschwenden ist auch ein Luxus.

  • Es ist doch so: Abschließend beurteilen zu wollen ob "die grenzen" in deutschland erreicht seien bzw wie viele asylbewerber es deutschland "möglich" ist pro jahr aufzunehmen bzw ab wann deutschland "am limit sei", hat ohne statistiken und zahlen keinen sinn. Woher nehmen sie die kraft es als tatsache festzusetzen, dass eine

    millionen flüchtlinge pro jahr zu viel seien? Sie behaupten es einfach, ohne irgendein tatsächliches argument zu geben. Begründung: "sind eben zu viele."

    Man sollte die fragestellung an sich hinterfragen: kann es überhaupt "zu viele" geben oder geht es nur viel mehr darum,

    wie viel wir bereit sind dafür zu geben, dass alle die leben wollten dies auch können?

    Sind es "zu viele" für sie, weil sie meinen dass dieses land vor dem finanziellen kollaps steht? Oder sind es viel mehr deswegen "zu viele", weil sie eben nicht so viele fremde hier haben wollen?

    Solange sie mir keine zahlen, statistiken und fakten liefern wieso es (finanziell) nicht möglich sei, jährlich 1 millionen bzw alle flüchtlinge aufzunehmen, muss ich nun mal davon ausgehen dass sie weniger asylbewerber wollen da sie rassistin sind.

    Und tun sie nicht so als ob das "linke milieu" ein denkverbot ausgesprochen hätte solche gedankenexperimente zu machen. Es geht nicht darum, dass es ein tabu ist, dass es etwas ist was man sich nicht traut auszusprechen, ihre meinung ist einfach scheisse und wird durch ihren konstruierten "tabubruch" nicht mutiger, besser oder sinnvoller.

    • @Elias Tröxl:

      Reicht Ihnen die Tatsache, dass momentan für weitere Unterbringung händeringend nach zusätzlichem öffentlichen Raum gesucht wird, nicht aus, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass die Kapazitäten erschöpft sind? Sie wissen bestimmt, dass leerstehende Baumärkte, Turn- und Messehallen zu Massenunterkünften umfunktioniert wurden und werden. Man kann nun wie einige Kommentatoren kritisieren, dass in der Vergangenheit zu wenig sozialer Wohnungsbau betrieben wurde, das hilft aber in der aktuellen Diskussion nicht weiter. Der soziale Wohnungsbau kann momentan nicht mit den ankommenden Massen Schritt halten. Daher analysiert die Autorin völlig richtig, dass sich bei einer weiteren Zunahme im bisherigen Ausmaß die Situation verschlechtern wird. Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, um die Situation zu entschärfen, ist die Aufnahme von Flüchtlingen durch Privathaushalte. Hierdurch sehe ich zudem die besten Chancen auf eine gelungene Integration. Diese Variante wird meiner Meinung nach aber an mangelnder Aufnahmebereitschaft in der Bevölkerung keine beträchtlichen Erfolge erzielen.

  • Wer meint, wir müssten über Obergrenzen reden, der muss aber auch darüber sprechen wollen, was wir mit den Menschen machen, die danach immer noch kommen. Doch ein 3000 km langer Stacheldrahtzaun? Schießanlagen an der Grenze? Reinlassen aber ohne Unterkunft und Verpflegung?

    Immer nur eine Sache denken, ohne die Folgen auch, macht auch nichts besser.

    • @Max Mutzke:

      Gut denken wir über die Folgen einmal nach...

      wenn 1, 2 oder 5 Millionen pro Jahr kommen...

      denken wir nach über Wohnungen, Arbeitsplätze, Schulen, Arzt- versorgung....

      denken wir nach über Familien-nachzug von 1,2 oder 5 Millionen Flüchtlingen also weiteren 2,4 oder 10 Millionen Menschen die dann auch kommen werden...

      Wer nicht über Obergrenzen reden will, soll aber dann bitte die Antworten auf diese Fragen geben....

      Wo entstehen die Millionen neuen Wohnungen, Arbeitsplätze, Kitaplätze und Schulplätze... ?

      Wo finden sich die Zehntausenden Lehrer, Ärzte, Sozialarbeiter ...?

      Wer jetzt nicht reden will muss sicherlich später Antworten liefern.

  • Ich finde ihren Artikel mutig und denke auch das zumindest eine offene Diskussion über dieses unpopuläre Thema geführt werden sollte. Es ist richtig das viele Kommunen an ihrer Leistungsgrenze arbeiten, und das eine Überforderung des Systems nicht gerade dazu beiträgt eine gute Integration zu gewährleisten oder überhaupt möglich macht. Wenn hier eine Obergrenze hilft, sollte es zumindest erlaubt sein dies mal gedanklich durchzuspielen und sich der Konsequenzen bewusst zu werden. Auf alle Fälle muss alles dafür getan werden das dieses Projekt Integration gelingt, denke ein Versagen wollen und können wir uns nicht antun, sorry.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Es ist linker Größenwahn, zu glauben, ein so „reiches Land“ könne einfach mal so jedes Jahr eine Million Flüchtlinge aufnehmen und ihnen menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen bieten."

     

    Das könnte vielleicht klappen, wenn sich die Zuwanderung auf die gesamte Gesellschaft ökonomisch auswirken würde. Stattdessen werden bloß die unteren 20-25% des Arbeits- und Wohnungsmarktes betroffen. Ich sehe auch keine Vorschläge die für eine Sonderabgabe bei den oberen Einkommen/Vermögen oder solidarische Beteiligung der Beamten plädieren würden. Somit hat die Autorin 100% Recht - 1 Mio. (jährlich) kann verdammt viel sein.

     

    Das ganze wäre vielleicht unproblematischer, hätten wir in den letzten 15-20 Jahren eine andere Sozialpolitik und andere Tendenz bei der Einkommens-/Vermögensverteilung. Somit kann sich die SPD mit ihrem plötzlich entdeckten Interesse für die Sorgen der "normalen Menschen" zum Teufel scheren. Demnächst läuft der Gabriel mit einem BILD-Button "Wir haben genug geholfen".

  • "Je mehr Leute kommen, desto schlechter werden die Bedingungen für den Einzelnen."

     

    Die Bedingungen für den Einzelnen sind hier aber immer noch besser als in den Herkunftsländern. Wer so argumentiert, hat in Wirklichkeit vor was anderem Angst: Nämlich, daß die Bedingungen für einen selbst künftig etwas weniger luxuriös werden könnten. Vielleicht, daß man einen Soli zahlen muß oder so und dann kann man pro Monat einmal weniger in die Kneipe gehen.

  • Wie schön, dass Frau Dribbusch jetzt gemeinsam mit der CSU an einem Strang ziehen möchte. Verfassung auf den Müll (Asylrecht), was kommt als nächstes dran? Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit? Wenn schon Gedankenspiele, dann bitte ehrlich sein. Erklären Sie bitte mal, wie Sie die 'Obergrenze' bei Flüchtlingen durchgesetzt sehen wollen. Da wird sich gerne mit schwafelnd drumherum gedrückt. Bundeswehr, Mauer, Stacheldraht, Schießbefehl, nein nein, sowas natürlich nicht. Abschiebung in zerfallene Staaten: Unterstützung von undemokratischen Regimen, damit sie uns die Flüchtlinge abnehmen - das schon eher. Dann müssen wir das Elend wenigstens nicht mehr sehen. Da gab´s ja den Deal zwischen Gaddhafis Libyen und Berlusconis Italien. Und bald lässt sich auch Erdoghan gut dafür bezahlen - Scheiß doch auf Menschenrechte in der Türkei und die verfolgten Kurden! Brot für die Welt - aber die Wurst bleibt hier!

    Die Unfähigkeit von Bund und Ländern, den lange absehbaren 'Marsch' der Flüchtlinge und Verlorenen nach Nordeuropa vorzubereiten, ist der wirkliche Skandal. Jahrenlang verließ man sich darauf, dass die Griechen und Italiener die Flüchtlinge unterbringen mussten. Und dann konnte man so schön aus der Entfernung über dort 'unhaltbare Zustände' meckern.

    Wirklich gefährlich an der Debatte gegen 'Denkverbote' ist, dass sich zeigt, wozu künftig Politik und Mehrheitsgesellschaft samt Öko-Prosecco trinkender Jeunesse Dorée in Krisenzeiten noch fähig sein könnten. Stürzt hier die Wirtschaft ab und das kann - siehe VW - schneller kommen, als man denkt, wird dann vielleicht eine Obergrenze für Hartz IV Empfänger oder eine Begrenzung ihrer Grundrechte gefordert? Manche 'Denkverbote' haben einen Guten Grund - sonst heißt es bald nicht nur im Kino: "Er ist wieder da".

    • @Philippe Ressing:

      Wer´s genau wissen will, sollte sich bei youtube die letzte Folge "Die Anstalt" vom 22.0.2015 ansehen.

    • @Philippe Ressing:

      Manche 'Denkverbote' haben einen Guten Grund ....????

      wer zu faul ist zum argumentieren der der äussert genau solche totalitären Ansichten .

      Es gibt keine Dummheit nur Denkfaulheit

      • @Aacheperenre372:

        Einfach nur arm....

      • @Aacheperenre372:

        Bitte den ganzen Post lesen. Dort steht alles, was Sie wissen müssen, um Philippe Ressing zu verstehen. (Zu faul gewesen?)

      • @Aacheperenre372:

        Wer angesichts der deutschen Geschichte nicht genug Argumente findet, der äußert genau solche relativierenden Ansichten.

  • Obergrenze, nein das ist definitiv kein Wort was annehmbar ist.

     

    Klar könnte man sagen, ach wir zahlen nur 100.000 Leuten Sozialhilfe, die anderen 50.000 (Zahlen absichtlich komplett unrealistisch) die kriegen nichts.

     

    Ja dann muss man nur 3 Gehirnzellen mehr nutzen. Was ist dann mit den 50.000? Wer behauptet ach die sitzen dann unter der Brücke und halten Winterschlaf. Der Irrt absolut. Menschen, oder wie andere sagen: Flüchtlinge sind nunmal keine Bären. Nur weil der Winter kommt und sie nichts mehr zu Essen finden (Sozialleistungen bekommen) fallen sie nicht in den Winterschlaf. Sie werden sich dann auf anderem Wege das Geld besorgen müssen. So wie es derzeit mit dem Lieblingsprojekt der CDU ist, Asylanten dürfen nicht arbeiten. Natürlich wollen sie etwas sinnvolles mit ihrer Zeit anfangen. nur was? Integrations/Deutschkurse? Naja wenn man einen Freien Platz in der Kontingent Planungssicheren Kurse bekommt, ja der Rest? Der hält auch derzeit keinen Winterschlaf.

     

    Wer sagt wir zahlen nicht, wir nehmen niemanden auf. Der meint damit nur, dass man mehr Kriminelle schaffen will. Man muss einfach Alternativen schaffen. Diese müssen Oh wunder, nicht unbedingt in Deutschland sein. Aber alle Alternativen, Beilegung des Konfliktes in Syrien, ausreichende Finanzierung von Flüchtlingscamps sind einfach gescheitert. Das war den meisten Politikern bisher egal. Nun stehen die (auch in Deutschland) gemachten "Probleme" direkt vor der Haustür. Dies hat natürlich nichts mit der bisherigen gescheiterten Politik in Arabien/Afrika zu tun. Nein, das ist einfach nur die Schuld der Flüchtlinge die auf die Honig und Milch versprechen "der Linken" reingefallen sind und die grundlos "Wirtschaftsflüchtlinge" nun nach Deutschland kommen.

  • Bitter, dass jetzt auch die taz bei der von konservativer/rechter Seite seit einigen Wochen verstärkter "das Boot ist voll"-Rhetorik mitmacht. Die AfD/Pegida/CSU wirds freuen. Fr. Dribbusch plädiert hier für Grundrecht nach Kassenlage, ab wievielen Arbeitslosen würde sie dann die HartzIV-Leistungen streichen mit der Begründung jetzt ist die Obergrenze erreicht?

    Die hier geäußerte Hoffnung ein Herr Orban würde durch deutsches Grenzen- dichtmachen verhandlungsbereiter halte ich für naiv, er wird sich in seiner Haltung nur bestätigt fühlen.

    Zur Obergrenze: in anderen Ländern und zu anderen Zeiten wurden pro Kopf schon viel mehr Flüchtlinge aufgenommen, auch in Deutschland (nach dem Krieg), außerdem wird mal wieder verschwiegen wie viele Leute dieses Land jedes Jahr verlassen. Der Unterschied ist nur, das es sich nun größtenteils um Moslems handelt und es gegen diese weit verbreitete Resentiments gibt. Diese nicht zu teilen macht mich und andere nicht zu "linken Grössenwahnsinnigen".

  • Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

     

    Artikel 16a

     

    (1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.

     

    Artikel 19

     

    (2) In keinem Falle darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden.

     

    Artikel 79

     

    (3) Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig.

    • @yanosz:

      Die Flüchtlinge aus Syrien sind Kriegsflüchtlinge. Erhalten also in aller Regel kein Asyl, sondern ein Aufenthaltrecht im Rahmen von Duldung o.ä. Im Übrigen ist es nicht hilfreich, alles wegzulassen, was einem nicht in den Kram passt. so wie GG Art. 16.2

      • @Kaboom:

        Sie meinen offenbar GG 16a (2).

        Ansonsten stimme ich Ihnen zu.

      • @Kaboom:

        GG Art. 16.2: "Kein Deutscher darf an das Ausland ausgeliefert werden. Durch Gesetz kann eine abweichende Regelung für Auslieferungen an einen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder an einen internationalen Gerichtshof getroffen werden, soweit rechtsstaatliche Grundsätze gewahrt sind."

        Hä?