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Antisemitismus und WissenschaftsfreiheitUni verbietet jüdische Stimme

Iris Hefets durfte nicht in den Räumen der Uni Bremen sprechen, weil der Verfassungsschutz ihren Verein „Jüdische Stimme“ als extremistisch einstuft.

Iris Hefets spricht hier bei einer Kundgebung Unter den Linden in Berlin im Jahr 2023 Foto: Matthias Reichelt/imago

Hamburg taz | Die Universität Bremen hat eine Veranstaltung mit der Psychoanalytikerin Iris Hefets auf dem Campus und in ihren Räumen untersagt. Damit hat sie eine erneute Debatte über Antisemitismus, Meinungsfreiheit und die Grenzen der Israelkritik in Deutschland ausgelöst.

Hefets ist Vorstandsmitglied des Vereins „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ und sollte am vergangenen Samstag im Rahmen einer Veranstaltung mit dem Titel „Schweigen und Schuld – Psychologische Mechanismen im Umgang mit dem Genozid in Gaza“ an der Uni auftreten. Eingeladen hatten der AStA, die linke Studierendengruppe Kralle, die Gruppe „Uni(te) for Pali“ sowie die Gruppe „Seeds for Palestine“. Ihren Vortrag hielt Hefets stattdessen in Räumen der Zionskirche in der Bremer Neustadt. Ein Video des Vortrags ist online zu sehen.

Die Uni-Leitung begründete ihre Entscheidung damit, dass der Bundesverfassungsschutz die „Jüdische Stimme“ im Bericht für 2024 als „gesichert extremistisch“ bewertet. Damit bestehe „die konkrete Gefahr, dass Inhalte der Veranstaltung gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes verstoßen“, schreibt Uni-Rektorin Jutta Günther in einer E-Mail an den AStA, die das Bremer Friedensforum am Freitag dokumentierte.

Die Entscheidung sei „nach sorgfältiger Abwägung der mit der Durchführung der Veranstaltung insgesamt einhergehenden Risiken“ und angesichts der Tatsache erfolgt, „dass die Uni-Leitung für die Sicherheit aller Mitglieder, im gegebenen Kontext vor allem auch der jüdischen Mitglieder der Universität, verantwortlich ist“, schreibt die Uni der taz. Das Rektorat rekurriere dabei „auf die gegenwärtig polarisierte Stimmung auf dem Campus“ und „die Notwendigkeit, dass die vom AStA durchgeführten allgemeinpolitischen Bildungsangebote ausgewogen und pluralistisch bleiben müssen“. Mit dem AStA werde erneut das Gespräch gesucht.

„Jüdische Stimme“ als extremistisch eingestuft

Grundlage der Entscheidung des Verfassungsschutzes, die „Jüdische Stimme“ erstmals als „säkular pro-palästinensisch extremistisch“ einzustufen, ist deren Unterstützung der Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionskampagne (BDS) sowie die Kritik des Vereins an Israel, die der Verfassungsschutz als israelfeindlich und antisemitisch einstuft. Israel werde „dämonisiert und delegitimiert“. Der Verein wird im Bericht unter „Linksextremismus“ und „auslandsbezogener Extremismus“ geführt, insbesondere wegen der Teilnahme an pro-palästinensischen Demos nach dem Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023.

Während die Uni die Absage mit dem Schutz vor extremistischem Gedankengut begründet, sieht die emeritierte Professorin Sabine Broeck darin eine Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit. Broeck hatte an der Uni Bremen (Afro-)Amerikanistik, Gender Studies und Black Diaspora Studies gelehrt.

In einem Brief an Rektorin Günther kritisierte Broeck am Donnerstag vergangener Woche, die Uni-Leitung habe sich „vorauseilend loyal zu einem deutschen Staatsorgan verhalten, das einer jüdischen Intellektuellen, und der Organisation, für die sie sich engagiert, den öffentlichen Raum für eine Diskussion ihrer Arbeit entzieht und diese kriminalisiert“. Das sei „geradezu moralisch degoutant“ und „auch direkt antisemitisch“. Der „Eifer des selbsternannten Anti-Antisemitismus deutscher Staatsorgane und Institutionen selbst“ führe „wiederum zu antisemitischen Handlungen“, so Broeck.

Auch die emeritierten Professoren Johannes Feest, Susanne Schunter-Kleemann, Rudolph Bauer und Lorenz Böllinger beklagen laut ­Weser-Kurier in einer gemeinsamen E-Mail einen „Eingriff in die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit“, die „auch die extremsten Meinungen“ schütze.

Der Verein Jüdische Stimme wird vom Verfassungsschutz unter „Linksextremismus“ und „auslandsbezogener Extremismus“ geführt, insbesondere wegen der Teilnahme an pro-palästinensischen Demonstrationen nach dem Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023

Konkret wird der „Jüdischen Stimme“ im Verfassungsschutzbericht 2024 vorgeworfen, dass der Verein durch die Unterstützung von BDS und die Bezeichnung Israels als „Apartheidstaat“ gegen das Existenzrecht Israels agitiere und antisemitische Narrative fördere. Angeblich unterscheide er nicht zwischen staatlichem Handeln Israels und der jüdischen Gemeinschaft. Konkret werden Aussagen problematisiert, die den Zionismus als „rassistische, kolonialistische und militaristische Ideologie“ bezeichnen oder den Hamas-Angriff relativieren, indem die Täter als „Guerillakämpfer“ dargestellt werden. Diese Rhetorik wird von Kri­ti­ke­r:in­nen wie dem Zentralrat der Juden als antisemitisch gewertet. Sie delegitimiere den jüdischen Staat einseitig.

Die „Jüdische Stimme“ wehrt sich gegen die Einstufung durch den Verfassungsschutz als extremistisch. Diese mache deutlich, dass in Deutschland „von den Behörden verfolgt“ werde, wer „für die Rechte der Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen kämpft, für Gerechtigkeit und Gleichheit“: „In einem Staat, der den Genozid in Gaza und das ganze System der Apartheid, Unterdrückung und Vertreibung im gesamten Gebiet des historischen Palästina materiell und politisch mitträgt, ist es per definitionem staatsfeindlich, eine solche Position einzunehmen“, so der Verein.

Iris Hefets selbst hat in den vergangenen Jahren für Kontroversen gesorgt. In einem Interview mit der Jungen Welt bezeichnete sie den Zionismus im Mai dieses Jahres als „kolonialistische Bewegung“, die das Judentum von einem Volk zu einer Nation umgeformt habe. Kri­ti­ke­r:in­nen wie die Amadeu Antonio Stiftung werten das als Delegitimierung der jüdischen Selbstbestimmung.

Kritik an Äußerungen von iris Hefets

Auch Hefets’ Äußerungen zur ­Instrumentalisierung des Holocausts durch die israelische Politik, etwa in ihrem 2010 in der taz erschienenen Text „Pilgerfahrt nach Auschwitz“, wurden kritisiert. In dem Text kritisierte Hefets, dass der Holocaust von Teilen der israelischen Regierung für politische Zwecke missbraucht werde, etwa um die Bedrohung durch den Iran als „zweiten Holocaust“ darzustellen.

Hintergrund der aktuellen Debatte über Antisemitismus-­Bekämpfung und Wissenschaftsfreiheit sind die pro-palästinensischen Proteste und antisemitischen Vorfälle an Universitäten und Hochschulen sowie die drei Bundestagsresolutionen, die sowohl die BDS-Bewegung verurteilen als auch die Antisemitismus-­Definition der ­International Holocaust Remem­brance Alliance (IHRA) als maßgeblich etablieren sollen.

Vor allem in der Bewertung des antiisraelischen Antisemitismus, der sich unter dem Deckmantel der Kritik an der Politik des Staates Israel verbirgt, konkurriert diese mit der Jerusalemer Erklärung zum ­Antisemitismus. Diese betont, dass Antisemitismus sich durch Handlungen wie Stereotypisierung, Diskriminierung oder Gewalt äußert, und vermeidet es, politische ­Positionen automatisch als antisemitisch zu werten. Beide Definitionen weisen nach Einschätzung des Antisemitismus-Forschers Klaus Holz in einem Beitrag für die Bundeszentrale für politische Bildung „an zentraler Stelle begriffliche Unklarheiten“ auf.

Erhebliche rechtliche Eingriffe

Die Bundestagsresolutionen sind zwar nicht rechtsverbindlich, sprechen aber doch erhebliche rechtliche Eingriffe an – darunter auch die Exmatrikulation für antisemitisches Verhalten. Wis­sen­schaft­le­r:in­nen wie die Allianz für Kritische und Solidarische Wissenschaft (KriSol) werten das als Angriff auf die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit: Zumal die Resolution von 2025 Gesinnungsprüfungen in der Forschung fördere und den Diskurs über den Nahostkonflikt unterdrücke, insbesondere pro-palästinensische Perspektiven.

Im Vortrag, den Hefets am Samstag hielt, gibt es mehrere Stellen, die nach der IHRA-Definition als antisemitisch gewertet werden könnten. So hat sie die israelische Politik ausdrücklich mit „dem Nazi-Projekt“ verglichen. Laut IHRA-Definition wäre das eine klare Dämonisierung Israels. Durch sie würden historische Verbrechen unverhältnismäßig auf einen modernen Staat übertragen.

Auch Hefets' Kritik am jüdischen Leben in Deutschland als „Luftgeschäft“ und die Infragestellung der Authentizität jüdischer Gemeinschaften könnten als antisemitisch interpretiert werden, da sie jüdische Identität herabwürdigen. Schließlich könnte die einseitige Darstellung des Nahostkonflikts, ohne die terroristischen Handlungen der ­Hamas klar zu verurteilen, als Verharmlosung von Gewalt gegen Juden gewertet werden, was laut IHRA-­Definition ebenfalls antisemitisch ist.

Strafrechtlich relevant sind ­Hefets' Aussagen nicht, sie stellen etwa keine direkte Volksverhetzung gemäß Paragraf 130 Strafgesetzbuch dar, sondern bewegen sich im Bereich der politischen und gesellschaftlichen Kontroverse. Gerade deshalb wirft das Verbot der Veranstaltung durch die Uni-Leitung Fragen zur Wissenschaftsfreiheit auf. Sie basiert auf Vermutungen über mögliche Inhalte und nicht auf konkreten strafrechtlichen Verstößen.

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25 Kommentare

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  • Danke für den Videolink im Artikel. Ich habe mir den Vortrag von Frau Hefet angehört. Man kann sicher anderer Meinung in vielen Punkten sein, aber das das ganze ist eher harmlos und eher grundgesetzkompatibel denn einige kürzliche Äusserungen von dem deutschen Bundesaussenminister. Wenn das was die Frau da sagt schon nicht mehr an einer Deutschen Uni gesagt werden kann.... streben die Kollegen in Deutschland wirklich das von H Heine beschriebene Idealbild an: "Ich will mich zum deutschen Professor begeben, Der weiß das Leben zusammenzusetzen, Und er macht ein verständlich System daraus; Mit seinen Nachtmützen und Schlafrockfetzen, Stopft er die Lücken des Weltenbaus." Und in den 50ern geboren, amüsiert es mich fast, ich sage fast, wie in einer linken Tageszeitung entrüstete Leser dem Extremistenbeschluss/Radikalenerlass nachweinen.

  • Erinneren wir uns, bei der ersten Bundestagsresolution hinsichtlich BDS gab es einen Brief von rund 200 internationalen Wissenschaftlern, aus Israel, Deutschland und USA, oft sehr angesehenen Holocaustforschern und Lehrstuhlinhabern, die sich gegen die Resolution aussprachen (was oft nicht meinte, das sie BDS guthiessen). Aber alle Politiker, ausser den Linken, waren Politiker und man wird sich doch nicht von Fachleuten hineinreden lassen. Und nun haben wir den Salat, so herrlich Deutsch, die Goyim bestimmen, was Juden sagen dürfen.

  • Die Jüdische Stimme wurde vm Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft weil sie m Westjordanland Vertreibung vom eigenen Land, Zerstörung von Dörfern, illegale Siedlungen, räumliche Segregation, Zerstörung von Schulen als Apartheid bezeichnete.

  • "Jüdische Stimme", das sind doch die, die den 07.10.23 lediglich als "Gefängnisausbruch der Palästinenser" bezeichneten. Meiner Meinung nach menschlich schäbig, was diese Leute aber selbstverständlich sein dürfen ... nur, sie lasten dieses Pogrom mit der Aussage allen Palästinensern an.

    Ich befürworte, dass Frau Hefets nicht in den Uni-Räumen sprechen durfte.

    • @*Sabine*:

      Vielleicht sollte man auch den Eingangssatz der Stellungsnahme der Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost vom 10.10.2023 zitieren : "Nach diesem Wochenende fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden. Wir sind voller Trauer um die Toten, in Gedanken bei den Trauernden und Verletzten, voller Angst um Freund:innen und Verwandte in ganz Israel-Palästina. " Ich habe mir die Rede von Frau Hefets angeschaut (der Artikel gibt den Videolink). Also wenn das verboten wird oder nicht mehr an einer Uni gesagt werden kann,...

      • @Jo Lang:

        Der Eingangssatz der Stellungnahme ist sehr freundlich, wenn auch etwas formelhaft, wird meinem Sprachverständnis nach jedoch durch den von mir zitierten Satz, wieder aufgehoben. Die Täter des 07.10.23 scheinen lediglich "Gefängnisausbrecher" zu sein, was ja nicht so schlimm klingt, wie ihre Taten in der Realität waren.

    • @*Sabine*:

      Selbst wenn der 7. Oktober im Kontext eines legitimen militärischen Widerstands gegen Besatzung gesehen werden könnte ist er mit seinen hunderten Toten in der Zivilbevölkerung dennoch ein brutales Kriegsverbrechen.

      Selbst wenn die darauf folgenden Gegenschläge Israels im Rahmen einer legitimen Verteidigung gesehen wird ist Töten zehntausender Zivilisten und die komplette Zerstörung der Siedlungen ein brutales Kriegsverbrechen, wie man es seit langem nicht mehr kennt.

      Es wäre gut, wenn die Falken aus beiden Gruppen nur noch in ihrem eigenen Brei auftreten dürften. Was aber nicht geht, ist nur die eine Seite zu Wort kommen zu lassen. Da nimmt man Position für Kriegsverbrechen.

  • Die Überschrift ist lächerlich. Die Uni verbietet gar nichts. Sie stellt keinen Raum zur Verfügung. Das kann man falsch finden und kritisieren, aber verboten ist die Jüdische Stimme deshalb nicht.

  • Danke für den Link zu der Rede von Frau Iris Hefets. Es erweist sich, dass sie eine zur Diskussion wichtige Sicht darstellt und dafür keine verfassungschutzliche Ächtung verdient. Sie spricht viele Fakten an, wobei im einzelnen ihr vielleicht auch ein paar Fehler unterlaufen sind, aber gerade dafür gehört die Rede in den akademischen Diskurs, dass geradegerückt werden kann was evtl muss - ich bin kein Experte, aber sie lässt sich lang über über ein Übergewicht von modernen Konvertiten-JuEDinnEn aus, nur in einem Satz erwähnt sie die große Zahl in den 90ern eingewanderte osteuropäische Juden - diese womöglich eigentliche Mehrheit tut sie ab als alt. Ist sie das nicht selbst auch? Da müssten zum Beispiel kritische Fragen an sie gestellt werden. Aber mit ihrer psychologischen Sichtweise füllt sie ja auch die Lücke, die die Mitscherlichs hinterließen. Damit gehört sie in den Diskurs, bitteschön. Alles andere zu behaupten wäre u.U. antisemitisch.

    Vom Genozid wie selbstverständlich zu sprechen? Wir hier können die Vergleichbarkeit der Bevölkerungsvertreibungspolitik in Gaza mit etwa dem deutschen Vertreibungsgenozid an Herero und Nama benennen: Das geht uns was an, wenn sowas passiert.

  • Laut VS könnte man annehmen, dass die Einstufung als "Linksextremistisch" aufgrund einer Teilnahme zur "Feier" des Hamasüberfalls geschah.



    Von anderen Umständen der Teilnahme konnte ich hier nichts lesen.



    Ich gehe schwer davon aus, dass das sicher nicht der Hintergrund der Teilnahmr war.



    Da muss man sich schon fragen, ob der Schutz der israelischen Regierungsnarrative nicht auch in Richtung Antisemitismus geht, wenn man sich gegen die weltweiten Proteste von Jüdinnen und Juden stellt, die ebenso die Politik in Tel Aviv verurteilen.



    Offensichtlich ist Rechtsextremismus in Regierungen schon lange kein Grund sich davon zu distanzieren.



    Neu ist das nicht.



    Ob Pinochet in Chile oder faschistische Nationalhelden im Heute, Hauptsache es hinterfragt niemand die Narrative.

  • Der Extremismusvorwurf wird als Allzweckwaffe gegen unterschiedlichste Stimmen angeführt, ohne die es eine kontroverse Debatte, die gemäß Hannah Arendt und Jürgen Habermas Kern jeder deliberativen Demokratie sein muss, gar nicht mehr stattfinden kann. „Mit Extremisten rede man nicht“, man schließt sie aus oder boykottiert sie.

    Was die „freiheitlich demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes“ ist, hat sich im Laufe der Geschichte der BRD immer wieder und stark verändert. Diese folgt nicht aus einer schlichten Anwendung des Rechts, sondern ist Sache von Interpretationen, die sich im Laufe der Zeit verändern. So hatten wir bei gleichgebliebenem Grundgesetz nach 1949 Verbot der KPD, aber Zulassung der DKP; Schwulenparagraph und Homoehe; Unzuchtparagraph und sexuelle Freizügigkeit … Auch ist das Grundgesetz und sind die politischen Verfahrensregeln nicht unveränderlich.

    Wer oder was nun schädlicher ist für die „repräsentative Demokratie“, die Verfechter einer wehrhaften Demokratie oder Extremisten, ist noch offen. Was gerade auffällig fehlt, sind ernsthafte Bemühungen zur Demokratisierung von Politik und Gesellschaft.

    • @DemokratischeZelleEins:

      "Wer oder was nun schädlicher ist für die „repräsentative Demokratie“, die Verfechter einer wehrhaften Demokratie oder Extremisten, ist noch offen."



      Nö, überhaupt nicht. Ich will hier nicht zum xten Mal das Poppersche Toleranzparadox bemühen, aber die einen verteidigen die von Ihnen selbst erwähnten Diskursregeln, die andren streben Systeme an, in denen diese Regeln außer Kraft gesetzt werden. Mit Positionen, die nicht den eigenen entsprechen, hat ja die Pali-Solidaritässzene regelmäßig so ihre Probleme und tritt entsprechend auf www.tagesspiegel.d...nden-11284348.html Anschließend wird dann über die fehlende Meinungsfreiheit gejammert.



      Noch eine sachliche Richtigstellung. Dass die stalinistische KPD verboten wurde, geht völlig in Ordnung. Dass die Splittersekte DKP davonkam, hängt mit der Verfahrensprocedere zusammen. Antragsberechtigt sind nur Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung. Im Zuge der Entspannungspolitik wurde darauf verzichtet, das BVGer hat nie darüber entschieden. Insofern führt Ihre Bemerkung über unterschiedl. Rechtssprechung auf gleicher Grundlage in die Irre.

  • Im letzten Jahr haben die "Jüdischen Stimmen" am 7. Oktober noch an einer Pali-Solidaritätsdemo teilgenommen, die unter dem Motto "Glory to the resistance" stand. taz.de/Protest-am-...ber-2023/!6041654/



    Frau Broeck, die sich hier so darüber echauffiert, dass eine deutsche Hochschule einer Hamas-nahen Organisation mal wieder keine Bühne bieten möchte, ist übrigens keineswegs nur die um die akademische Freiheit besorgte Wissenschaftlerin (nebenbei: der übliche Etikettenschwindel. Politische Vorträge haben mit Wissenschaft nichts zu tun), als die sie im Artikel erscheint, sondern, wie in der postkolonialen Ecke ja nicht gerade selten, seit einigen Jahren in der Pro-Pali-Szene unterwegs. Auch das sollte man wissen, um ihre Tirade einigermaßen einordnen zu können.

    • @Schalamow:

      Ich finde Ihre Auffassung vop Universität eher befremdlich. Universität ist nicht nur ein Ort von Wissenschaft, sondern auch der Lehre und des Gedankenaustausches. Ich sehe nirgendwo, im Artikel oder dem Vortrag von Frau Hefets, dass sie sich als Wissenschaftlerin bezeichnen würde. Wo ist der von Ihnen bemühte Etikettenschwindel ?

  • "Jüdische Stimme"??? - wohl eher eine dezidiert antijüdische Stimme, dieser Verein.

    Und wie kann Zionismus bitte eine "kolonialistische Bewegung" sein? Kolonialmächte im Heiligen Land waren nacheinander die Römer, die Araber, die Osmanen und die Briten. Die Juden hingegen kehrten lediglich in ihre angestammte Heimat zurück, aus der sie mal vertrieben wurden.

    • @Winnetaz:

      Es wird wieder Zeit, Noam Chomsky zu lesen, und seine Aussagen, wie jüdische antizionistische Stellungsnahmen behandelt werden. Und hinsichtlich angestammten Heimaten, na dann räumendie Deutschen doch besser alles östlich der Elbe, Berlin eingeschlossen. Haben die Palästinenser vielleicht auch Rechte ? Und die wichtigste Frage, wie soll die Zukunft dort gestaltet werden, wenn nur eine Gruppe eine angestammte Heimat hat. Da geht es dann in der Gewaltspirale weiter.

  • Das übliche postkolonialistische Zeugs. Lässt nichts aus.

    Wirklich schade ist, dass die Dame als Psychoanalytikerin nicht in der Lage ist ihren eigenen Mind soweit zu reflektieren, dass sie nicht auf jeden antisemitischen Standard-Fake hereinfällt.

    Natürlich BDS-Fan. Kauft nicht bei Juden 2.0! Meidet jüdische Ärzte! Geht nicht zu jüdischen Rechtsanwälten! Weg mit jüdischer Kultur!

    Na, wenn wir schon dabei sind: Ein wunderbares Beispiel israelischer Künstler und Humors findet Frau Hefets bei der israelischen Satireshow "Eretz Nehederet" von der die Heute Show noch so einiges abgucken könnte.



    "Welcome to Columbia Untisemity"



    www.youtube.com/watch?v=rbfccVBo9tE

    Und wenn wir schon bei Vorträgen sind - ein gewisser Level sollte schon sein:

    Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller in ihrer Stockholmer Rede:



    "Ich kann mir die Welt ohne Israel nicht vorstellen"



    vrds.de/ich-kann-m...-nicht-vorstellen/

    Sascha Lobo auf jeden Fall:

    "Antisemitismus erkennen für Anfänger: Wie man Hass gegen Juden enttarnt"



    www.spiegel.de/net...-9222-bfcd206040ed

    • @shantivanille:

      Ist Ihnen eigentlich klar, dass Frau Hefet Jüdin ist ? Da sind Ihre Zeilen schon mehr als peinlich. Und wenn Sie diese Satireshow so toll finden, dann schauen Sie sich bitte auch ihre Folge "Gaza's sky is black but Qatar is always sunny" an, die war schon bei ihrer Herstellung (Dezember 23) eklig und verfehlte die Lage für Lichtjahre (Nethanyahou's finanzielle Unterstützung des Hamas).

    • @shantivanille:

      Dass Sie in dieselbe Antisemitismusfalle tappen, die Sie anderen vorhalten, entgeht Ihnen leider. BDS richtet sich explizit gegen Israel und die israelische Wirtschaft, nicht gegen Juden allgemein. Sie aber übernehmen unreflektiert diese Gleichsetzung, die Sie anderen vorhalten.

      (Disclaimer: Ich bin kein Unterstützer dieser Initiative. Ich weiß nur zu unterscheiden.)

    • @shantivanille:

      Lobo trifft den Nagel auf den Kopf.

  • Deutsche wagen es einer jüdischen Vereinigung vorwerfen, sie sei antisemitisch. Deutsche wagen es Juden vorzuschreiben, was sie über Israel zu denken haben. Deutsche wagen es Juden in gute und schlechte Juden einzuteilen. Iris Hefets ist zudem noch Israelin. Was geht hier ab?

    • @ecox lucius:

      Deutsche fummeln im moralischen Dilemma der Nachkriegsgesellschaft zwischen dem Anspruch bei Stellungnahmen zum Nahostkonflikt alles moralisch unangreifbar zu formulieren und ihrer Verwicklung in Waffenexporte und Entwicklungshilfe planlos herum.

    • @ecox lucius:

      Na und? Deutsche werfen auch Netanjahu vor nicht das "richtige" Jüdischsein zu repräsentieren, eon neuer Nazi und selbst schuld am wachsenden Antisemtismus zu sein. Fragen Sie da auch, was da abgeht?

      • @BrendanB:

        Deutsche werfen Nethanjahu vor, nicht das richtige "Jüdischsein" zu repräsentieren? Ne, man wirft ihm einfach vor, sehr wahrscheinlich in Korruption und Kriegsverbrechen verwickelt zu sein. Das hat nichts mit Jüdischsein zu tun für mich und ich kann nur hoffen, auch nicht für Sie.