Anschlag auf australische Juden: Unerträgliche Schadenfreude
Die Terroristen vom Bondi Beach sind nicht allein extremistische Judenhasser, sondern Menschenfeinde, die die gesamte westliche Lebensweise gefährden.
D ie traurige Wahrheit ist, dass für nicht wenige Menschen der Schuldige der Terrorattacke auf die jüdische Gemeinde in Australien schon feststeht: Israel. Die teils offene, teils klammheimliche Schadenfreude über das Massaker am Bondi Beach ist unerträglich. Sie zeigt die moralische Verwahrlosung unserer Zeit, wenn es um den israelisch-palästinensischen Konflikt und den internationalen Antisemitismus geht.
Kein historischer oder aktueller Kontext kann eine solche Bluttat rechtfertigen. Die jüdische Gemeinde in Australien warnt die Regierung und die Sicherheitsbehörden seit zwei Jahren, dass die verbale und physische Gewalt gegen sie in den vergangenen zwei Jahren drastisch zugenommen hat und mehr Sicherheitsmaßnahmen nötig sind. Die gab es offenbar zum Auftakt des Chanukka-Festes in Sydney nicht. Es war ein Zivilist, der schließlich einen der Attentäter entwaffnete und damit wahrscheinlich viele Menschenleben gerettet hat.
Es spielt keine große Rolle, wie man sich im Nahostkonflikt im Allgemeinen und im Gaza-Krieg im Besonderen positioniert – es darf nicht sein, dass Jüdinnen und Juden sich von Berlin über Paris und New York bis Sydney nicht mehr sicher fühlen. Die Angst vor antisemitischen Übergriffen ist so berechtigt wie lange nicht mehr. Regierungen und Sicherheitsbehörden tun nicht nur in Australien viel zu wenig, um dem entgegenzuwirken.
In der auch in Deutschland erbittert geführten Debatte rund um den 7. Oktober und den Gaza-Krieg ist vor lauter Rechthaben viel Empathie und Menschlichkeit auf der Strecke geblieben. Wege zur Lösung des so komplexen und schwierigen Konflikts sind aber nur dann zu finden, wenn beide Seiten gesehen werden.
Und auch das sollte nicht vergessen werden: Männer wie die, die am Bondi Beach auf eine feiernde Menschenmenge geschossen haben, sind nicht allein extremistische Judenhasser, sondern viel mehr: Menschenfeinde, die eine Gefahr für die gesamte westliche Lebensweise sind.
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert