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Aktuelles Hoch bei den ErneuerbarenEs geht um die Speicher

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Über Weihnachten wurde der Energiebedarf komplett durch Erneuerbare abgedeckt. Jetzt muss es darum gehen, die Speicherkapazitäten auszubauen.

Windräder, ob alt oder neu, sind öko – allerdings braucht es mehr Speicherkapazitäten Foto: Jens Büttner/dpa

K omplexe Zusammenhänge bringen oft mehrere Wahrheiten hervor. Die Weihnachtstage waren dafür ein vortreffliches Beispiel. Deutschland deckte rechnerisch seinen Strombedarf stundenweise komplett aus erneuerbaren Energien, vor allem mit Windkraft. Darüber kann man sich wirklich freuen. Über Jahre hinweg hatten Akteure in Politik, Wirtschaft und Technik auf solche Momente hingearbeitet.

Dennoch darf man bei aller Euphorie eine andere Wahrheit auch nicht ignorieren: Solange keine Speicher in großem Stil verfügbar sind, wird der weitere Ausbau der wetterabhängigen Erzeugungskapazitäten zu immer stärkeren Verwerfungen in der Stromwirtschaft führen – verbunden mit hohen Kosten und Risiken.

Leider haben sich auch bei diesem Thema die Fronten in der gesellschaftlichen Debatte so sehr verhärtet, dass einerseits jene, die die Energiewende für einen grundsätzlichen Fehler halten, nicht in der Lage sind, die – auch technischen – Erfolge anzuerkennen. Andererseits ignorieren Anhänger der Energiewende gern alle Warnungen, dass der schiere Ausbau von Erzeugungskapazitäten ohne verfügbare Speicher nicht die Lösung sein kann.

Schließlich lassen sich Physik und Ökonomie nicht überlisten. Wenn heute schon sonnige Sommertage mehr Strom bescheren als benötigt und windige Wintertage selbiges vollbringen, wohin soll das führen, wenn wir stur Photovoltaik und Windkraft in den kommenden Jahren verdoppeln oder verdreifachen?

Nachdem die beiden genannten Techniken inzwischen für sich in Anspruch nehmen, billige Wege der Stromerzeugung zu sein, sollte die Politik sie nun beim Wort nehmen. Windkraft und Sonne müssen sich endlich alleine im Markt bewähren. Nur wer als Anlagenbetreiber auch Abnehmer findet, die bereit sind, den Strom auch kostendeckend zu bezahlen, sollte die Anreize haben, weitere Kapazitäten aufzubauen. Die Zeiten, in denen man einfach Strom erzeugen und diesen zu attraktiven Konditionen „einspeisen und vergessen“ konnte, müssen ein Ende finden.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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32 Kommentare

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  • Der Fehler im System ist nicht der weitere Ausbau der nachhaltigen Stromproduktion, sondern das Fehlen einer echten dezentralen Speicherarchitektur. Wenn es da mehr politische Unterstützung geben würde, wären die fossilen Verfahren zur Energieerzeugung schneller Geschichte, als uns immer noch viele weiß machen wollen.

  • Was bedeutet "deckte rechnerisch"?



    Also etwa nicht wirklich, aber theoretisch?



    Wirklich reine Verständnisfrage

    • @Demokrat:

      schlecht formuliert im Artikel.

      Deutschland hat gleichzeitig noch Strom exportiert, eben weil soviel EE geliefert wurden, aber deswegen gegen fossile Kraftwerke nicht automatisch ganz aus.

      Von daher hat Deutschland soviel EE Strom produziert das man den eigenen Verbrauch komplett damit decken konnte aber gleichzeitig waren ~10% des tatsächlich produzierten Stromes (Also Verbrauch + Export) immer noch aus fossilen Trägern.

    • @Demokrat:

      "deckte rechnerisch" bedeutet, dass genau so viel Strom aus regenerativen Quellen erzeugt wie gleichzeitig in Deutschland verbraucht wurde.

      Da insbesondere die langsamen Braunkohlekraftwerke nicht schnell genug heruntergefahren werden können, wird darüber hinaus noch mehr Strom erzeugt, der gewinnbringend ins Ausland verkauft wird.

      Wäre es noch mehr Stromüberschuss, könnte man notfalls auch die Windräder abregeln, also die Rotorblätter aus dem Wind drehen. Ist zwar ärgerlich, aber geht. Die Kohlekraftwerke dagegen kriegst Du nicht für Geld und gute Worte so schnell gestoppt wie das bei PV und Wind möglich ist.

      • @Karl Schmidt:

        Danke für die Erklärung

  • Wenn alle Elektroautos immer, wenn sie nicht fahren (und das ist ja bekanntlich ca. 23 h pro Tag der Fall) an eine bidirektionale Wallbox angeschlossen sind, haben wir einen riesigen Pufferspeicher. Da muss die Politik schnell die richtigen Weichen stellen. Förderung nur noch für bidirektionale Technik

    • @Joachim Köhne:

      Sorry, da ist aber nicht die Politik der Grund. Auch heute schon ist das rechtlich überhaupt kein Problem. Natürlich kan man trotzdem bisschen optimieren. Die Fahrzeuge können das aber schlicht nicht, und da fehlt es idr nicht an Software, sondern an der Hardware. Damit Bidirektionales Laden möglich wird, fehlt es noch schlicht etwas an Standarisierung der technischne Verfahren damit Stromanbieter auch entsprechende Verträge anbieten können, und Kunden Fahrzeuge kaufen können die dazu auch technisch in der Lage sind. In ein paar Jahren ist es so weit.



      Quelle zu Thema, der Batteriepodcast vom Helmholzinstitut für Batterieforschung Ulm

  • Vielen Dank für diesen wichtigen Beitrag. Das Thema des zeitweisen Überschusses von erneuerbarer Energie mit der Folge negativer Strompreise wird meines Erachtens weder von der Politik noch von der Branche der Erneuerbaren ernst genug genommen. Wenn man es anspricht, gilt man schnell als Kritiker der Energiewende, aber es ist dringend und wichtig sich diesem Problem zu stellen.



    Klassische Speicher allein nur für diese sehr schwer zu prognostizierenden Situationen zu bauen lohnt sich kaum, da sie allesamt (noch) zu teuer sind.



    Ein Lösungsansatz könnte in der Integration der Wärmebedarfsdeckung über Power to Heat Anlagen bestehen: In Industriebetrieben oder in Fernwärmesystemen könnte in Zeiten der Überproduktion Wärme direkt aus Strom erzeugt werden. Dies erfordert wenig Investitionsbedarf und senkt wirksam den Brennstoffverbrauch. Das ist besser als Windenergieanlagen zeitweise abzuschalten.

    • @wollewatz:

      Völlig korrekt. Der Wärmebedarf macht gut 1/3 des Primärenergiebedarfs in Deutschland aus. Fernwärmenetze werden in Zukunft um Wärmespeicher erweitert werden müssen, und überschüssige Energie einfach per Großwärmepumpe für den Winter aufgehoben. Die Krux an der Sache, noch immer gibt es nur sehr wenig Wärmenetze in Deutschland. Die Dänen haben es da besser, weil die nicht gepennt haben und anstatt sich auf russisches Gas einzulassen lieber Wärmenetze gebaut haben die grad Stück für Stück von Kohle auf WPs umgebaut werden. Esbjerg ist ein gutes Beispiel, eine große Meerwasserwärmepumpe ergibt direkt mal 80k klimaneutral heizende Menschen in der Stadt. Vorher kam die Wärme aus importierter Kohle, jetzt aus regionaler Windenergie.



      Aber auch Kleinstwärmenetze müssen Normalität werden. Für Reihenhäuser bzw generell Häusergruppen auf dem Land z.b. macht es auch Sinn mit Latentwärmespeicher ein Nahwärmenetz zu bauen. 10m³ Wasser haben genau so viel Energie wie 1000l Heizöl. Und im Winter ists ja auch nicht dauerkalt. Mit flexiblen Stromtarifen lassen sich Wärmepumpen die den Speicher immer wieder aufladen wenn es nicht so kalt ist oder viel Strom verfügbar ist perfekt steuern, und man spart noch bares Geld. 2-3ct/kWh Wärme sind da möglich, Gas kostet derweil schon 8-9ct/kWh. Und ein solches Latentwärmespeicherwärmenetz kann dann sogar noch als Kältequelle für Klimatisierung im Sommer herhalten.



      Die Kritiker haben einfach noch nicht verstanden welche großartigen Möglichkeiten inteligente Systeme mit WPs und verschiedenen Speichern bieten. Da reicht leider meist die Intelligenz nicht um komplexere Systeme als "Ich verbrenn was, dann wirds warm" zu denken. Wie Cavemens, echt ma.

  • "Andererseits ignorieren Anhänger der Energiewende gern alle Warnungen, dass der schiere Ausbau von Erzeugungskapazitäten ohne verfügbare Speicher nicht die Lösung sein kann."



    Nur zu wahr. Vor allem werden die erforderlichen Speicherkapazitäten völlig unterschätzt. Als Anhaltspunkt mögen die 250 TWh Gasspeicher in Deutschland dienen, die ja nicht nur zur Dekoration vorhanden sind.



    Akkus eignen sich aus Kostengründen nur bei hohen Zyklenzahlen und zur Überbrückung kurzfristiger Angebots- bzw. Bedarfsspitzen, und das wird auch so bleiben: 200 l Diesel (entsprechend ca. 2000 kWh thermisch) passen in ein 200 l-Rollsickenfass rein, Kostenpunkt incl. Auffangwanne ca. 200 €, also 0,1 €/kWh. Bei der billigsten Sorte Akku (Blei) sind wir bei 100 - 200 €/kWh, Faktor 1000 bis 2000. Der wirtschaftliche Vorsprung des Rollsickenfasses ist nicht einholbar.



    Überbrückung von saisonalen Schwankungen und Dunkelflauten ist nur mit E-Fuels und Bioenergie möglich und finanzierbar, Schuldenbremse hin oder her (Auch mit Wasserstoff wird es eng: Selbst wenn die oben genannten Gasspeicher für Wasserstoff geeignet wären, gingen da nur ca. 75 TWh rein).

    • @sollndas:

      In Ergänzung zu Karl:

      Wohl noch nicht von Wärmespeichern gehört. Egal ob als Hitze, oder als Latentwärmespeicher ausgeführt. Wärmenetze in denen direkt Wärme gespeichert wird sind die Antwort um einen Teil der Sommer und Herbstüberschüsse in den Winter zu bekommen, nicht Akkus. Niemand wird elektrische Energie en Mass speichern um da im Winter von WPs zu betreiben wie sie hier suggerieren. Ist unwirtschaftlich wie Sie korrekt fest stellen.

      Und da sind dann plötzlich die Speicherkosten auch wieder niedrig. Wir sind gut im Wassertanks bauen. 10m³ Wasser haben so viel Latentwärme wie in 1000l Heizöl steckt. Klar, der Speicher wird was größer als bei Öl oder Flüssiggas, er ist aber dank der niedrigen Gestehungskosten der EE trotzdem wirtschaftlich.

      Ohne Mist mal. Was ist so schwer daran einfach nach Dänemark zu kucken was die machen. Deren Energiewende ist annähernd abgeschlossen. In Deutschland brauchen wir das nur nachmachen, anstatt wie sie "Lösungen" zu kritisieren die nie jemand vorgeschlagen hat.

      Einen Strohmann nennt man sowas. Sie argumentieten gegen etwas das nie jemand gesagt hat um die Diskussion zu entgleisen. Und zwar aus völlig eigennützigen Gründen. Bei Politikern ist es Geld/Macht, bei Internetforisten und Stammtischplapperern ist es Aufmerksamkeit.

    • @sollndas:

      Ach Sollndas,

      Du gibst nicht auf, oder? Es gibt keine saisonalen Schwankungen in Deutschland. Nicht bei der Erzeugung von EE (www.bdew.de/media/...h_FS_11122023.pdf) und nicht in ihrem Anteil am monatlichen Verbrauch (www.bdew.de/media/..._Sld_11122023.pdf).

      Saisonale Schwankungen gibt es nur, wenn Du als Selbstversorger versuchst, nur mit PV Deinen eigenen Strombedarf zu decken. Sonne und Wind ergänzen sich über das Jahr gesehen hervorragend.

      Die Speicher, die wir brauchen, dürfen also gerne Kurzzeitspeicher sein. Wenige Stunden helfen. Mehr als ein paar Tage brauchen sie nicht einspeichern.

  • "Wenn heute schon sonnige Sommertage mehr Strom bescheren als benötigt ..."

    Das ist bisher nicht vorgekommen und kann es auch gar nicht bei der bis jetzt installierten PV-Kapazität.

  • Es ist gut und wichtig, dass hier die Probleme der Sonnen- und Windenergie angesprochen werden. Die theoretisch erforderlichen Speicher (Milliarden kWh) sind zur Zeit nicht vorstellbar. In jedem Fall wird eine Lösung des Problems den Strompreis treiben.

  • Es ist höchst Zeit, daß die Medien solche Fehlkalkulation thematisieren.

    Wer heute eine Solaranlage in Betrieb nimmt, erhält für 20 Jahre eine Abnahmegarantie zu 6,3 oder 8 Cent/KWh. Im Falle von Überproduktion könnten die Stromkunden 1x 6,3 Cent für den benötigten Strom zahlen und 2 x 6,3 Cent als Entschädigung für abgeregelte Anlagen oder Subvention, um den überschüssig eingekauften Strom loszuwerden. Nach diesem Beispiel wären Kosten von 18,9 Cent für eine hier genutzte KWh möglich. Vielleicht werden nicht 2 Anlagen abgereglt, dafür gibt es diese Jahre noch Anlagen, denen vor 20 Jahren 46 Cent/KWh garantiert wurde. Solche Garantiepreise sind eine Grund warum die Strompreise in den letzen 20 Jahren kontinuierlich gestiegen sind. Sonne und Wind schreiben keine Rechnung. Die Anlagenbetreiber schon. Selbst das Bundeswirtschaftsministerium geht bis zum Jahr 2042 von Strompreisen von 40 Cent/KWh für Privatkunden aus. Für Industriekunden wird es auch nicht billiger.

    Das Konzept der deutschen Energiewende beruht auf Überkapazitäten für schlechte Wetterlagen. Geplant sind 330 GW Erzeugerkapazität für 80 GW Spitzenbedarf. Das heißt natürlich 4 x so viel Finanzbedarf, Zinszahlungen und Erhaltungsaufwand gegenüber dem alten Konzept, das nur 85 GW Kraftwerkskapazität benötigte. Die Überschüsse fallen hier zu sporadisch und selten an, daß sich Elektrolyseure und Speicher aufgrund der im internationalen Vergleich geringen Betriebsstunden nicht rechnen. Es bleibt noch lange billiger den Strom zu verschenken.

    Welche Lösungsmöglichkeiten gäbe es? Anlagen müßten reihum wenigstens bis zu 800 Stunden im Jahr (10 Prozent) Entschädigungsfrei abgeregelt werden können. Unternehmen können ihre Produktion hinter die deutsche Grenze verlegen. So können Betriebe im Europäischen Stromverbund Strom aus deutschen Erneuerbaren Energien zu Marktpreisen beziehen, ohne die hiesigen überteuerten Netzentgelte zahlen zu müssen. Sie zahlen dann z.B. die niedrigeren französischen Netzentgelte.

  • Die erneuerbaren sollen ja deutlich günstiger sein. Ich warte schon seit längerem auf sinkende Preise im Markt.

    • @Arno Dittmer:

      Also im Vergleichsportal krieg ich den Strom aktuell für Arbeitspreis 26-27c/Kwh, das sind gut 20% weniger als vor dem Ukrainekrieg.

    • @Arno Dittmer:

      fragen Sie mal bei Ihrem Stromlieferanten nach, wie der Preis zu stande kommt.



      An der Börse kostete die kWh vor kurzem wieder unter 9ct, aktuell mag`s wieder anders sein.



      Einfach mal nachfragen, wo die andern rund 30ct Aufschlag herkommen....

  • Der Kommentar trifft den Punkt. Ein Thema bei dem man - wen man isolierte Punkte rausgreift - recht überzeugt sein kann, dass die Energiewende nie funktionieren wird oder kein Problem ist. Entsprechend wird auch in der Politik argumentiert.

    Ein wesentlicher Punkt ist für mich, dass man nicht erwarten kann, dass alles gleichzeitig da ist und gleichzeitig funktioniert. Mittlerweile haben wir Phasen mit Überschuss. Daher wird jetzt das Thema billige Speicher relevant. Die Techniken, die es gibt, sind noch zu teuer. Aber es gibt mittlerweile recht viele vielsprechenden Ansätze. Aber bis 2030 wird es da - von E-Autos abgesehen - keine großen Speicherkapazitäten geben. Das kommt dann bis 2040.

    • @Strolch:

      Ziel bis 2030 war 100 GWh und das ist nicht so abwegig.



      Wir haben aktuell mittlerweile 11,5 GWh Batteriespeicher in DE, davon sind ~5 GWh in 2023 zugebaut worden. Wenn das weiter so Fahrt auf nimmt kommen wir da auf 50-150 GWh bis 2030.

      Für die "Dunkelflaute" werden es sowieso keine Batteriespeicher sondern Biogas und P2G das in den Gasspeichern gespeichert wird und dann in den Gaskraftwerken verfeuert wird. Da haben wir ja mit 280 TWh Gasspeicher ja schon immense Kapazitäten die wir nicht weiter ausbauen müssen.

      Die Preise für Batteriespeicher sind auch massiv gefallen, auf mittlerweile unter 100€ pro KWh für Industriekunden.

  • Das Problem ist: die etablierte Speichertechnik - Pumpspeicherkraftwerke - kann man nicht beliebig skalieren. Deutschland bräuchte etwa 500 weitere solcher Dinge, das ist nicht machbar. Und Norwegen mag irgendwie nicht so richtig Europas Batteriestaat werden.

    Und andere, mögliche Technik ist bisher nicht ohne starken Energieverlust verfügbar.

    Man kann es machen und eine Riesenbatterie wie in Australien bauen - die darin gespeicherte Energiemenge ist aber lächerlich gering.

    Die Alternative ist die Verstromung zu H2, oder dann meinetwegen danach Methan. Das Problem hierbei ist nur, dass der Wirkungsgrad dieses Prozesses einfach unterirdisch schlecht ist.

    Es gibt weitere Ideen, aber die sind alle noch in der Erforschung. Unter Merkel hatte das eben keine besonders hohe Wichtigkeit gehabt, und nun fällt es uns auf die Füße.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Naja die Techniken gibt es schon jetzt, das ist nicht das Problem, der fehlende Überschuß an EE-Strom war bisher sas Problem.

      Biogas läuft aktuell 24/7 damit wir weniger Erdgas/Kohle verbennen müssen. Aber an sich könnte man mit den Biogasanlagen auch Biomethan produzieren und im Gasnetz einspeichern und für Dunkelflauten verwenden.

      Das Gleiche (bzw. ergänzend) auch mit P2G. Klar der Wirkungsgrad ist schlecht, aber wir wollen damit ja nur Dunkelflauten überbrücken.

      Wenn wir jetzt mal als Beispielrechnung annehmen wir können mit Solarstrom etc. Strom für 5c/KWh herstellen und bei 75% Verlust dann P2G für 20c/KWh und für die Überbrückung von Dunkelflauten ca. 25 TWh P2G herstellen, ergibt das:



      (475 TWh * 5c + 25 TWh * 20c) / 500 TWh = 5,75c / KWh Durchschnittspreis. Also eine nicht gerade große Kostenerhöhung die dadurch anfallen würde.

      Klar das ist nur ne grobe Abschätzung, auf der einen Seite kommen Kosten für Elektrolyseure etc. dazu, auf der anderen Seite wird durch Biogas und Batterien wahrscheinlich deutlich weniger P2G gebraucht werden, aber insgesamt sollte das doch sehr bezahlbar bleiben.

  • Großspeicher werden doch gebaut: mehrere Speicher mit mehreren hundert Megawatt sind doch in Planung oder Bau. Warum wird das im Artikel nicht erwähnt?

    • @Surfbosi:

      Nur in Bau?



      Deutschland hat aktuell schon 11,5 GWh Batteriespeicher am Netz, davon ~5 GWh in 2023 dazugebaut.

    • @Surfbosi:

      Megawatt ist kein Maß für eine Strommenge / Energiemenge.

    • @Surfbosi:

      Diese Information wäre für viele Leser tatsächlich interessant und würde ihnen verständlich machen, warum die Strompreise nach der Planung der deutschen Energiewende vorerst nicht sinken können. Es stehen noch erhebliche Finanzierungen an.

      Deutschland verbraucht im Jahr grob 500 TWh an Strom. Ein Speicher mit mehren 100 Megawattstunden – sagen wir 950 MWh – kann den Strombedarf Deutschlands für 1 Minute decken. Wie viel Speicher wird benötigt um 4 Stunden überschüssigen Strom der Mittagszeit auf den Abend zu übertragen? Dabei darf jetzt vernachlässigt werden, daß der durchschnittliche Verbrauch in der Nacht, am Wochenende und den Feiertagen unter den 950 MWh je Minute liegt, dafür an Werktagen und am Abenden höher ist. RWE hat 2 Großspeicher mit 128 MWh für 50 Mio. EUR errichtet. 950 MWh = 1 Minute würden 370 Mio. EUR kosten. Was würden die Speicher für 4 Stunden kosten? Wäre es finanziell möglich, Strom im Sommerhalbjahr in Stromspeichern (nicht Wasserstoff) einzuspeichern, um ihn im Winter nutzen zu können?

      • @Donald Duck:

        Nein. Vom Sommer zum Winter geht nicht und ist viel zu teuer. Dass würde der Speicher im Jahr 1x geladen und entladen. Selbst wenn die kWh Speicher 10 Euro kosten würde, rentiert sich das nicht. Es braucht Speicher für ca eine Woche, wenn im Winter der Wind fehlt. Aber die müssen nicht morgen stehen, sondern in 20 bis 30 Jahren. Zunächst wäre es gut den Strom im Laufe eines Tages schieben zu können. Die Speicher würden dann perspektivisch ca 100 mal geladen und Entladen im Jahr. Auch das wäre teuer genug.

    • @Surfbosi:

      Finde ich gut, das mit den Speichern…es muß allerdings Megawattstunden heißen.

    • @Surfbosi:

      Hätte man erwähnen können, aber alle geplanten oder im Bau befindlichen Speicher sind ein Tropfen auf den heißen Stein und lösen das Problem nicht. Ganz davon abgesehen, dass die aktuellen Speichertechniken nicht gerade günstig sind.

  • Guter Kommentar.



    Nur bei der konkreten Ausgestaltung der Speicher bleibt er offen. Weil es die so nicht gibt.



    Es gibt ein paar Versuchsanlagen, ein paar Pumpspeicherwerke, einige Akkus, aber nichts Großflächiges. Daher ja such immer die Hoffnung auf ein europäisches Netzwerk in dem sich alles wundersam auflöst. Rein rechnerisch mag das gehen, aber von der Praxis ist das weit entfernt.

    • @fly:

      Das europäische Netz ist die beste Möglichkeit um den Speicherausbau gering halten zu können. Speichertechniken gibt es zudem genug. Es gibt nur keine günstige Speichertechnik.

  • "Nur wer als Anlagenbetreiber auch Abnehmer findet, die bereit sind, den Strom auch kostendeckend zu bezahlen, sollte die Anreize haben, weitere Kapazitäten aufzubauen. "

    na dann! dann wird es kaum Zubau geben. Dass Stromerzeuger freiwillig Speicherkonzepte entwickeln, die konkurrenzübergreifend, allein der Netzstabilität und für ausgeglichene Preise sorgen sollen, naja da kommt die Geschichte mit dem Weihnachtsmann ins Spiel.



    Wollen wir 100% Erneuerbare, dann müssen die Grundlagen wettbewerbsunabhängig (!ingenieurstechnisch!) geplant und errichtet werden. Wenn nicht, wurstelt jeder für sich selbst hin, es wird irgendetwas entstehen, aber bestimmt nicht 100% Erneuerbare. Für RWE, EON Vattenfall ist es viel ökonomischer Grundlastkraftwerke zu betreiben, das spart viel Geld und kommt der Konkurrenz nicht zu Gute und diese Kraftwerke sind nun mal Gas und Kohle betrieben. Aber ich bin mir ganz sicher im Sinne des Klimaschutzes kommt dann einer der 3 mit Kernkraftwerken um die Ecke, weil geht ja nicht anders und Klimaschutz wollen wir ja alle, vor allem RWE,EON und Vattenfall....



    Ist die Netzsituation erstmal so angespannt, wird sich die Politik auch breitschlagen lassen, es geht ja um den Klimaschutz.... dann wird die nächste Technik massiv subventioniert.



    RWE EON und Vattenfall sind übrigens nicht aus Prinzip gegen Erneuerbare, so wie die Blechköppe von rechts, sondern einfach nur opportunistisch, aus Geldgründen. Ein gewissen Prozentsatz Windkraft macht sich gut, da kann man gut Geld mit verdienen, aber 100 % ist zu teuer, das geht billiger.



    Der Kunde wird`s bezahlen. So wie die Privatleute mit PV auf dem Dach auch.



    Wenn 100% Erneuerbare gewünscht sind, dann wird das so nichts....



    Falls Zustimmung zur Energiewende, Wärmewende und Verkehrwende gewünscht sind, dann auch nicht.



    Aber einfach laufen lassen, der Markt wird`s schon richten.... das wird nichts.