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Aktionswoche von Extinction RebellionBlockiert in den Citys

Während in Berlin alles weitgehend friedlich verlief, wurde es anderswo ruppiger: Etwa 1.000 Festnahmen gab es allein in London.

„Extinction Rebellion“ am Freitag vor dem Brandenburger Tor Foto: dpa

Berlin taz/dpa/ap | Auch am fünften Tag ihres bunten Protestes hielt Extinction Rebellion (XR) in Berliner Polizei und Autofahrer auf Trab: Gegen Freitagmittag marschierten etwa 2.000 Klimaaktivist*innen vom Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz in der Mitte der Stadt, am Nachmittag blockierten sie das Bundesumweltministerium. Das Ressort sei „in der Pflicht die volle Dringlichkeit und Tragweite der #Klimakrise zu kommunizieren“, hieß es dazu bei Twitter.

Bislang war die Protestwoche in 60 Städten weltweit laut Veranstaltern ein Riesenerfolg. Tausende beteiligten sich allein in der deutschen Hauptstadt an Sitzblockaden und Demons­tra­tionen. Unter anderem eine Kreuzung am Potsdamer Platz, der zentrale Kreisverkehr Großer Stern und zahlreiche Brücken über die Spree waren zeitweise für den Autoverkehr gesperrt. Nur Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen ließen die Ak­ti­vist*innen durch.

Die Aktionswoche in Berlin ist ein Teil von Protesten der Bewegung Extinction Rebellion weltweit. XR (etwa „Rebellion gegen das Aussterben“) fordert unter anderem eine strikte CO2-Neutralität bis 2025 und umfassende basisdemokratische Reformen für Bür­ge­r*in­nen­be­tei­ligung in der Politik. Die Ak­ti­vis­t*innen betonen stets, friedlich protestieren zu wollen – und fordern Gewaltfreiheit auch von der Polizei.

Die war nicht immer gewährleistet. In London haben die Ordnungshüter seit Montag mehr als 1.000 Klimaaktivist*innen festgenommen. Etwa 50 „Re­bel­l*in­nen­“ setzte Scotland Yard am Donnerstag am City Airport fest. Sie hatten dort versucht, den Betrieb zu stören.

„Rücksichtslos, dumm und gefährlich“

Einem Mann mit einem Flugticket war es gelungen, beim Boarding auf das Dach einer Maschine zu klettern. Die Chefin von Scotland Yard, Cressida Dick, kritisierte das als „rücksichtslos, dumm und gefährlich“. Laut britischen Medien handelt es sich bei dem Mann um einen früheren paralympischen Radsportler. Insgesamt wurden laut Scotland Yard in London 80 Tonnen an Ausstattung abtransportiert, darunter mobile Toiletten und Generatoren.

Stanley Johnson, der Vater des britischen Premierministers, unterstützte im Gegensatz zu seinem Sohn Boris die Umweltbewegung. Was Extinction Rebellion tue, sei „enorm wichtig“, sagte der Senior. Er hatte bereits Mittwoch am Trafalgar Square mit Demonstrant*innen gesprochen. Sohn Boris Johnson hatte zuvor gesagt, diese sollten mit ihren „nach Hanf riechenden Biwaks“ London verlassen.

Auch in Paris blockierte Extinction Rebellion den Verkehr. Dutzende Ak­ti­vis­t*in­nen hielten Autos an der Durchgangsstraße Rue de Rivoli an, die von der Place de la Concorde über den Louvre zum Rathaus führt. „Befreit die in Autos eingesperrten Radfahrer“, riefen die Kli­ma­ak­tivist*innen.

Dutzende Festnahmen in New York

Im New Yorker Stadtbezirk Manhattan brachte XR am Donnerstag ein grünes Boot zum zentralen Times Square. „Act Now“ (Handelt jetzt) stand auf dem Schiff. Manche Demonstranten trugen Schilder in der Form von Rettungsringen, auf denen „Rettet unsere Zukunft“ stand. Die Protestierenden widersetzten sich zunächst der Anordnung der Polizei, den Verkehrsknotenpunkt zu verlassen. Die Polizei nahm auch hier Dutzende Personen fest.

In Berlin gab es nur „vereinzelt“ Festnahmen. Angesichts der Vielzahl der Aktionen sei deren Zahl aber „relativ gering“, sagte eine Polizeisprecherin. Die Beamten hatten die Blockaden teilweise als spontane Versammlung gewertet und dort, wo sie Sitzblockaden räumten, weitestgehend auf Schmerzgriffe verzichtet.

Da in Berlin aktuell Herbstferien sind, sind die Straßen leerer als gewöhnlich. Trotzdem mussten sich Autofahrer*innen zum Teil auf etwa 20 Minuten längere Fahrzeiten einstellen, um die Blockaden zu umfahren.

Einige Aktivist*innen klebten sich fest, beispielsweise bei Protesten am Konrad-Adenauer-Haus, der Bundeszentrale der CDU. Ähnliches geschah am Bundesumweltministerium. Zahlreiche Pro­test­ler*innen ketteten sich auch bei Blockaden mit sogenannten Lock-Ons fest, um die Räumung zu erschweren. Die Proteste sollen bis Sonntag andauern. Eine Sprecherin der Polizei sagte, die Polizei rechne mit einem Einsatzende nicht vor Montag.

Hat es was gebracht? Das kann man so oder so sehen. Extinction Rebellion ist enttäuscht von der Bundesregierung. „Unsere Forderungen wurden nicht erfüllt“, sagte XR-Sprecherin Annemarie Botzki. „Und die Regierung hat auch nicht das Gespräch mit uns gesucht.“ Die Gruppierung sei nun „in einer friedlichen Rebellion, bis die Regierung die Forderungen umsetzt“.

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10 Kommentare

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  • Ich habe mitgemacht bei den Blockaden. 5 Tage, 4x weggetragen von der Polizei. Unglaubliches erlebt. Alle Emotionen erlebt. Ich empfehle jedem der 1,4 Millionen Demonstranten vom 20.09., sich XR anzuschließen und solche Aktionen zu machen.

    Die Angeketteten und Angeklebten sind die Größten. Die halten die Blockaden lange und riskieren viel.

    Und was lese ich von einem Kommentator? Nur 2000 Leute? 2000 Aktivisten sind mehr als 80 Millionen Nicht-Aktivisten! Denn kein Gegner der Blockaden hat diese Konsequenzen und Anstrengungen auf sich genommen! 2000 Leute haben mit ihren Blockaden gezeigt, wie viel Wert ihnen sofortiger Klimaschutz ist. Tagelang. Bei Kälte, Regen, Polizeipräsenz, über Nacht.

    0 Leute haben gezeigt, dass sie mit gleichem Eifer dagegen sind.

  • Naja, alle sind in Berlin halbwegs locker geblieben. Und wir haben es fast überstanden. Die U-Bahn, die ich auch sonst benutze, war unanstrengend leer.



    Richtig gaga fand ich das Festkleben an Fensterscheiben mit Sekundenkleber. Irre Idee. Was geht denn in deren Köppen vor? Erinnert an Monty Python.

  • "...ist enttäuscht von der Bundesregierung. „Unsere Forderungen wurden nicht erfüllt“, sagte XR-Sprecherin..."

    klar, sobald 2000 Leute etwas fordern, sollte die Regierung dem folgen.

    Wieviele waren nochmal bei Pegida?

    Wieviele fahren nochmal täglich mit dem Auto?

    • @fly:

      Wenn 2000 demonstieren, ist immer mindestens die 50fache Menge ihrer Meinung. Anders gewendet: wieviele Autofahrer starteten eine Gegendemo?

    • @fly:

      "Die Chefin von Scotland Yard, Cressida Dick, kritisierte das als „rücksichtslos, dumm und gefährlich“.

      So ausgedrückt spiegeln die Aktionen von XR in gleicher Weise unser tägliches Verhalten und unsere wohlstandsverwöhnte Uneinsichtigkeit wider. Unser Verhalten, dass die Zukunft unserer Kinder und Enkel verspielt; welch eine Spassgesellschaft.

      Scheinbar hat das die "Chefin" und viel zu viele andere auch, noch nicht verstanden, wie an so manchem Kommentar zu erkennen,.

      Die Regierungen "kriminalisieren" durch ihr "Aussitzen" ("Sitzstreik") die Jugend unseres Landes und alle die, die ihnen Unterstützung geben.



      Die "alten" Männer und Frauen in der Regierung opfern unsere demokratische Zukunft, für die Lobbyisten der alten Welt.



      Warum das "Konservative" nur immer so träge ist, und immer erst nach schlimmsten Ereignissen aufwacht; Halle ist da auch so ein Beispiel für.

    • @fly:

      Tja, wo waren Sie? Hoffentlich nicht bei Pegida? ;)

    • @fly:

      Wie viele fahren mit dem Auto zu Pegida? Ohhh...

  • Wer solch irreale Forderungen stellt, braucht sich nicht wundern, wenn ideologisch unverblendete, realistisch denkende Menschen keine Gespräche mit XR suchen.



    Das Ganze macht auf mich ohnehin den eher den Eindruck eines Happenings, als eine ernstzunehmende Demonstration.

    • @guzzibiker:

      Nach dem, was der Weltklimarat (IPCC) berechnet und berichtet, wird es für Menschen und viele andere Tiere immer lebensfeindlicher aufgrund der Klimakatastrophe. Bereits jetzt wird das Massensterben der Spezies als das sechst größte bezeichnet. Für Menschen wirkt sich jetzt bereits die Erzhitzung so negativ aus, dass sie fliehen, um eine bessere Lebensperspektive zu haben.



      Irreal ist so ein "Klimapaket". ideologisch unverblendete, realistisch denkende Menschen sind die Klimaaktivist*innen, die das kleine Zeitfenster, dass noch für wirksame Veränderungen bleibt, nutzen. Verblendet und unrealistisch sind die Menschen, die meinen, auf einem begrenzten Planeten, mit endlichen Ressourcen und komplexer-dynamischer Natur ein unendliches Wachstum und ein "Weiter-so!" bezüglich des westlichen Lebensstils umsetzen wollen.

  • Von weither anreisen, um nichts anderes zu tun als das Leben der Zivilbevölkerung Berlins einzuschränken, für sich selbst § 20 GG (Widerstandsgesetz) zu reklamieren, selbst den Notstand ausrufen zu wollen, d.h. laut Notstandsgesetzgebung Freizügigkeitsbeschränkungen für die eigenen Mitbürger zu fordern, dafür fehlt mir jedes Verständnis.



    www.butenunbinnen....rebellion-100.html