Aktion von Kunstkollektiv „Peng“: Staatsknete für Antifa
In seiner neusten Aktion lässt das Kollektiv „Peng“ einen rechten Mythos Wirklichkeit werden: ein Antifaprojekt wird von Bund und Kommune finanziert.
Die Parole „Staatsgelder für die Antifa“ ist seit Jahren ein viel zitierter rechter Mythos. Für die rechtsextreme Szene ist es ein quasi unumstößliches Narrativ. Jeder Jugendclub und jedes Demokratieförderprogramm, das staatlich gefördert wird, dient ihnen als Beweis; selbst die absurde Theorie, dass der Staat Antifaschist*innen für Demonstrationen mit einem Stundenlohn bezahlt, hat in ihren Kreisen weite Verbreitung gefunden.
Das Berliner Künstler*innenkollektiv Peng hat sich dieses Motto nun zu eigen gemacht, um es zumindest einmal Wirklichkeit werden zu lassen. Eingeladen vom Chemnitzer Kunstfestival „Gegenwarten“, das am Donnerstag eröffnet wurde und der Bewerbung Chemnitz' als europäische Kulturhauptstadt dienen soll, hat Peng staatliche Gelder in Höhe von 20.000 Euro entgegengenommen und die Ausstellung „Antifa – Mythos & Wahrheit“ organisiert. Finanziert wird das Festival von der Stadt Chemnitz und der Bundeskulturstiftung. Zehn antifaschistische Objekte haben die Berliner Polit-Provokateure eingekauft, jeweils für 1.000 Euro.
Ein Bild, auf dem vermummte Antifas einen Scheck, ausgestellt von der Stadt und adressiert an „Die Antifa“, in Großformat präsentieren, dürfte für die extreme Rechte die ultimative Provokation darstellen. „Das könnte ihnen in ihre Erzählung passen“, so Peng-Sprecherin Nika Blum im Gespräch mit der taz. Eine staatliche Antifa-Finanzierung bezeichnet sie als „völlig aus der Luft gegriffen“; dahinter verberge sich lediglich eine „politische Strategie der Nazis, die zeigen soll, dass nur sie demokratisch sind“.
Für Peng war es eine „große Überraschung“, für ihr Projekt Geld erhalten zu haben. Kritik habe es weder von den Festival-Veranstalter*innen noch dem Kultur-Bürgermeister gegeben, mit dem das Programm besprochen wurde. Bei der AfD und der rechtsextremen Kleinstpartei Pro Chemnitz dürfte die Aktion für Aufregung sorgen. Der AfD Kreisverband Chemnitz schwang sich bereits in einer ersten Reaktion zu der Behauptung auf, dies sei „keine Kunst“.
Von der Antifa für die Antifa
Nun also sind die Objekte in der feinen Chemnitzer Kunsthalle ausgestellt. Zu sehen ist etwa ein Banner der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, das Eingang in einen Verfassungsschutzbericht fand, woraufhin der Organisation die Gemeinnützigkeit entzogen wurde. Teuer eingekauft wurde auch eine Spraydose, mit der die sogenannte Polit-Putze Irmela Mensah-Schramm Hass-Graffitis übersprüht. Mensah-Schramm war zuletzt, parallel zum rechtsterroristischen Anschlag in Halle zu einer Strafzahlung von 1.050 Euro wegen Sachbeschädigung verurteilt worden. Ausgestellt ist auch ein Handy, mit dem die Initiative „Antifa Zeckenbiss“ die vom damaligen Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maßen geleugnete Hetzjagd in Chemnitz dokumentiert haben soll.
Gezielt interveniert Peng auch in die Debatte über Gewalt von links. So gibt es einen nachgebauten Einkaufswagen zu sehen, wie er in der Silvsternacht in Leipzig-Connewitz brannte, als auch ein Kantholz, das fälschlicherweise in Verdacht stand, beim Überfall auf einen Bremer AfD-Politiker zum Einsatz gekommen zu sein. Peng schreibt auf seiner Aktionswebsite vom „Stereotyp einer randalierenden Steinewerfer*in“, das von Politik, Polizei, Geheimdiensten und Medien gepflegt werde, und ergänzt: „Mag ja sein, dass auch in Sachsen mal ein Auto brennt: Es sind trotzdem immer Antifaschist*innen und Antirassist*innen, die gegen alle nazistischen und rassistischen Bedrohungen eine Idee von Demokratie und Menschenrechten verteidigen.“
Für Letzteres steht auch das Alternative Jugendzentrum Chemnitz, seit 30 Jahren der größte lokale Jugend- und Bildungsträger der Stadt. Seit fünf Jahren richtet das AJZ den Antifaschistischen Jugendkongress aus – und wird dafür im sächsischen Verfassungsschutzbericht erwähnt und muss sich andauernder politischer Angriffe, auch auf seine staatliche Mitfinanzierung, erwehren. Für Peng Grund genug, auch dem AJZ noch einmal Geld zukommen zu lassen. Am 22. August werden alle Objekte zugunsten des AJZ versteigert. Wenn dann nicht staatliche Institutionen mitbieten, wird es wohl wieder sein wie immer: Geld von engagierten Antifaschist*innen für die Antifa.
Korrektur: In einer ersten Version wurde fälschlicherweise behauptet, die Aktion sei im Vorfeld Chemnitzer Stadtrat vorgestellt worden. Dies ist nicht korrekt.
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