Änderung des Geschlechtseintrags: Sauna-Aufguss mit Genderkritik
Erwachsene können wohl künftig ohne Zwang zur Begutachtung den Geschlechtseintrag ändern lassen. Genderkritische Feingeister sind da schon überfordert.
D ie Regierung ist dabei, das Gesetz für die Änderung des Geschlechtseintrags zu reformieren. Das ist Teil des mühseligen Prozesses, das Transsexuellengesetz durch ein Menschenwürdiges zu ersetzen. Die zuständigen Ministerien, Inneres und Justiz, haben sich noch nicht endgültig ausgekotzt, aber es läuft darauf hinaus, dass Erwachsene künftig den Geschlechtseintrag ohne den bisherigen Zwang zur Begutachtung ändern lassen können, und ohne die bisher übliche peinliche Befragung. Und auch nach einer Frist von 12 Monaten erneut.
Und die Überforderung ist schon wieder groß bei den genderkritischen Feingeistern. Zugegeben, da gibt es ja auch viel zu durchdringen – aber es wäre gleich viel weniger, wenn genderkritische Feingeister nicht immer alles Mögliche zusammenschmeißen würden. Zum Beispiel Geschlechtseintrag und Saunen.
Kolumnist Götz Aly bei der Berliner Zeitung schrieb neulich, er könne ja dann bald einfach seinen Geschlechtseintrag ändern lassen, „anschließend die stets angenehm wenig frequentierte Frauensauna aufsuchen, die Frauenquote in einem Aufsichtsgremium heben und spezielle Programme zur Frauenförderung in Anspruch nehmen.“ Gesundheit!
Wenn ich als cis Mann das Bedürfnis habe, eine Frauensauna aufzumischen, indem ich mich als trans Frau ausgebe, dann kann ich das jetzt schon tun. Ich brauche keinen Geschlechtseintrag für solchen Schabernack. Ich bin dann weder trans noch eine Frau, sondern ein Mann mit kuriosem Hobby. Allerdings ist es leichter, mich als Bademeister auszugeben oder als Aufgussheini. Oder ich verkleide mich als Holzbank oder Öfchen – immer noch weniger Aufwand, als meinen Geschlechtseintrag behördlich ändern zu lassen.
Besser, als Leute mit Gutachter*innen zu traktieren
Das Bundesverfassungsgericht hat 2017 den Gesetzgeber vor eine Wahl gestellt: Entweder den Geschlechtseintrag ganz abschaffen – oder ihn so gestalten, dass er der geschlechtlichen Identität der Menschen gerecht wird. Darum geht es. Da sich Geschlecht nicht von außen bestimmen lässt, können hier nur die Aussagen der Antragsteller*innen selbst zugrunde gelegt werden. Finde ich persönlich auch besser, als die Leute mit Gutachter*innen zu traktieren oder, wie bis vor nicht allzu langer Zeit, sie dazu zu zwingen, sich sterilisieren zu lassen.
Natürlich ist eine binäre Geschlechterwelt einfacher zu verwalten (ich sage einfacher, keineswegs einfach!), wenn es etwa um Quoten geht. Es will mir aber nicht in den Kopf, dass uns keine anderen Lösungen einfallen, als Menschen ihre Genderidentität zu verwehren. Die Ursache für die genannten Probleme sind ja nicht trans Menschen. Sondern cis Männer. Cis Männer klammern sich an Chefsessel, und cis Männer verhalten sich so sexuell übergriffig, dass viele Frauen an Orten der Nacktheit unter sich bleiben wollen. Hat deshalb schon mal jemand cis Männer zur Zwangsbegutachtung geschickt? Nicht dass ich wüsste.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Kretschmer als MP von Linkes Gnaden
Neuwahlen hätten der Demokratie weniger geschadet
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein