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Abgehängt in FrankreichFrustriert auch ohne gelbe Weste

Fünf Millionen Franzosen leben in sogenannten Problemvierteln. Ihr Alltag ist geprägt von Armut, Kriminalität und Polizeigewalt.

Die Bilder aus Mantes-la-Jolie wurden von Protestierenden wiederholt symbolhaft nachgestellt Foto: imago/Le Pictorium

Mantes-la-Jolie taz | „Shalkce“. Eigentlich dreht sich dieser Text im Kern darum, warum die Menschen der französischen Vorstädte sich der aktuellen Gelbwesten-Bewegung nicht zugehörig fühlen. In der Bar „Le Lutetia“ in Mantes-la-Jolie nicht weit von Paris geht es aber erst mal um „Shalkce“. So kündigt es zumindest der Untertitel für Gehörlose im Fernsehen an. Statt gegen Präsident Macron auf die Straße zu gehen, wird hier deutscher Fußball geguckt. In der Bar „Le Lutetia“ ist es laut. Und der Tresenmann? Er kennt den TSV 1860 München, als der vor Urzeiten mal Erstligist war. „Madame, nehmen Sie noch ein Bierchen?“

Es verhält sich bodenständig und freundlich hier rund um den Bahnhof. Mantes, wie die Einheimischen sagen, hat rund 45.000 Einwohner, die Arbeitslosenquote liegt je nach Viertel teilweise bei fast 25 Prozent. Die Kleinstadt direkt an der Seine ist 50 Kilometer von Paris entfernt und noch auf der Île-de-France. So heißt der Großraum der Hauptstadt: In ihm leben zirka 12,2 Millionen Menschen – fast 20 Prozent der Französ*innen leben also auf nur 2,2 Prozent der gesamten Landesfläche.

„Das stresst“, sagt Hassan, Mitte vierzig und Tresengast. Er macht technische Gemeindedienste und er ist zu Hause im Viertel Val Fourré, einer Trabantensiedlung am Rande von Mantes, die von 1959 bis 1977 entstand. Heute leben dort nur noch rund 7.000 Menschen von einst über 20.000 – schon ab Anfang der 1990er Jahre wurden immer wieder Hochhäuser in der extrem verdichteten problematischen Zone gesprengt.

Hassan will nicht seinen ganzen Namen preisgeben, er fürchtet Jobprobleme. Der gebürtige Marokkaner, der wie die meisten Bewohner*innen der sogenannten Cités (siehe Kasten) einen französischen Pass hat, bestellt noch einen Espresso. Im Val Fourré, einem der vielen „quartiers sensibles“ des Landes, sei man unter sich. „Wir sind schon seit mindestens 20 Jahren kein gemischtes Viertel mehr. Von den ‚echten‘ Franzosen setzt hier fast niemand einen Fuß rein.“

Nur für „echte“ Franzosen

Und die Gilets jaunes? Die Bewegung, die mit ihren Aktionen so viele Verletzte und vorübergehende Festnahmen ausgelöst hat, wie seit dem tumultartigen Mai 1968 nicht mehr? „Die Gelbwesten“, sagt Hassan, „na ja ,das sind eben ‚les français‘, die sich jetzt gegen ihren ‚roi‘, gegen ihren König Macron, stellen. Die Leute, die da aufbegehren, das sind nicht wir, das ist nicht die Banlieue.“ Die Probleme, etwa das fehlende Haushaltseinkommen oder die schlechten Jobs, die seien zwar teilweise in den oft armen, migrantischen Problembezirken innerhalb und außerhalb der Städte die gleichen. „Aber die allermeisten von uns hier haben sich längst damit abgefunden, dass, egal welche Regierung und welcher Präsident dran sind, sich an unserer Misere nichts ändert.“ Den Gelbwesten wünscht Hassan „viel Glück, zumindest denen, die keine Rechten sind.“ Es sei schon erstaunlich, wie schnell „der weiße Durchschnittsfranzose“ zumindest monetäre Verbesserungen erzwingen könne. „So ein Einlenken, das gibt es für die Banlieue nicht.“

Auf das Gemeindeamt von Val Fourré scheint am nächsten Morgen, an einem belebten, leicht rumpeligen Marktplatz mit Geschäften und Straßencafés, die Sonne. Ihre Strahlen, sie verschieben im Eingang der Gemeinde den Schattenwurf des dort angebrachten Mottos „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ stetig nach rechts. Hassan, zuverlässiger, sympathischer Blick, wohnt hier nahbei. Und er hat einen 16-jährigen Sohn Ali.

„Problembezirke“ in Frankreich

Die Cités

Rund 5 der 65 Millionen Französ*innen leben in „quartiers sensibles“, oft liegen diese in sogenannten „Cités“, Hochhäusersiedlungen rund um Großstädte, die frankreichweit in den 1960er und 1970er Jahren entstanden. Heute wohnen dort vor allem Menschen aus dem arabischen, türkischen und afrikanischen Raum. Rund 75 Prozent der Bewohner*innen haben keinen französischen Berufsabschluss oder kein Abitur. Die Armutsquote liegt zwischen 25 und 75 Prozent. Drogenkriminalität und Polizeigewalt sind in den Cités beide virulent. Gegen Polizist*innen im Dienst laufen mehrere Verfahren.

Die Gelbwesten-Proteste

Seit November protestieren Menschen in ganz Frankreich und zum Teil gewalttätig gegen die Regierung von Emmanuel Macron. Auslöser war die für Anfang 2019 geplante – und mittlerweile auf Eis gelegte – Erhöhung der Ökosteuer. Auch am Wochenende vor Weihnachten sind wieder Zehntausende Gelbwesten auf die Straße gegangen, deutlich weniger als in den vergangenen Wochen. Dennoch seien in ganz Frankreich 220 Menschen festgenommen worden. (haw, dpa)

Am 6. Dezember, knapp drei Wochen ist es her, rät er ihm, nicht zur Schule zu gehen. Er macht sich Sorgen, er hat gehört, dass es erneut zu Demonstrationen rund um das Lycée von Ali, das Saint-Exupéry, kommt. Die „Saint-Ex“ genannte Schule, ein großer und gesichtsloser Bau, hat ein weites Einzugsgebiet – hier funktioniert, am Cité-Rand gelegen, zumindest die soziale Mischung.

Schüler*innen dort zwischen 15 und 18 Jahren protestieren, wie vielerorts in Frankreich dieser Tage, unter anderem gegen eine Abiturneuordnung und eine aus ihrer Sicht ungerechte Neuregelung des Hochschulzugangs. Sie sind nicht Teil der Gelbwesten, sie haben sich aber angehängt an den hohen Mobilisierungsgrad der Bewegung. Seit dem 4. Dezember mischten sich auch in Mantes Leute unter die allermeist friedlichen Demonstrant*innen, die auf Krawall und Sachbeschädigung aus waren. Mülltonnen brennen, auch zwei geparkte Autos. Zunehmend wird es gewalttätiger, die Polizei setzt Tränengas ein und die in Deutschland verbotenen Hartgummigeschosse.

Am 6. Dezember verpasst dann ein um die Welt gehendes Video der tatsächlich hübschen Kleinstadt Mantes-la-Jolie (joli/e heißt hübsch auf Französisch, Anm. der Red.) ein gravierendes Imageproblem. Es zeigt, wie rund 150 junge Menschen zwischen 12 und 19 Jahren am abrupten Ende einer Demonstration des „Saint-Ex“ und umliegender anderer Schulen in einem Hof kollektiv niederknien. Die meisten tragen Handschellen oder Kabelbinder um die Hände. Alle haben die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Sie starren gegen Wände oder sie starren auf die Rucksäcke der anderen. Manche Augen sind aufgerissen, andere geschlossen.

Einige Schüler*innen haben in dieser martialisch anmutenden Aktion solche Angst, dass sie später berichten, sich in die Hose gemacht zu haben und so stundenlang eingenässt blieben. Vor Ort ist die Police Nationale und die zu ihr gehörende CSI, eine spezielle regionale Schutzpolizei. Ein schwer bewaffneter CSI-Polizist filmt die letztlich stundenlang andauernde Szene. Dessen Autorenschaft ist mittlerweise eindeutig bewiesen; das Video erscheint am selben Tag auf Twitter. Aus dem Video-Off kommt die Stimme: „Da haben wir aber mal eine brave Klasse.“ Eine Demütigung wie aus dem Lehrbuch.

Rachida und Yasser Sriti Foto: Harriet Wolff

Yasser Sriti, 17, ist einer der 151 Festgesetzten von Anfang Dezember. Er kommt in einer Schulpause mit seiner Mutter Rachida in das kleine marokkanische Imbisslokal „Délices de Fez“. Schräg gegenüber liegt es vom „Saint-Ex“ und Yasser zieht sich erst mal einen „gateau“ rein, ein Küchlein, verziert mit Smarties. Er wirkt besonnen und offen, „ich hatte bis zu diesem Tag nichts mit der Polizei am Start.“ Das ist in einem schwierigen Bezirk wie Val Fourré und gerade bei jungen Männern eher eine Seltenheit. Personenkontrollen durch die patrouillierende Polizei kommen hier wie überall im Land sehr häufig und oft völlig anhaltslos vor. Sie betreffen fast nur arabische oder nichtweiße Männer, besonders jüngere. Immer wieder gibt es Berichte von rassistischen Sprüchen und zum Teil brutal auftretender Polizei.

Yassers Mutter Rachida, 39, die auf Lehramt studiert, hat kurz nach der Festsetzung und den vorübergehenden Festnahmen der 151 jungen Leute, das „C.D.J.M“ mitbegründet, das „Kollektiv zur Verteidigung junger Menschen aus dem Raum Mantes“. Mittlerweile gibt es über 30 Betroffene und Unterstützer*innen, die aktiv im Kollektiv sind. Unterstützt von drei gratis arbeitenden Pariser Anwälten, hat es bis jetzt bereits mehr als 30 Strafanzeigen und ebenso viele Zivilklagen bei der Staatsanwaltschaft von Versailles gestellt. Außerdem hat die Schülergewekschaft UNL-SD Anzeige erstattet.

15 in einer Zelle

Gegen unbekannt hat der Jurist Arié Alimi im Auftrag des Kollektivs jeweils einen „Akt der Folter- und Barbarei“ angezeigt sowie „illegale Verbreitung von Videos gefesselter Personen“. Die Ermittlungen laufen. Und „wir fordern“, so Rachida, „im neuen Jahr offene Gespräche mit der Schule, dem Bürgermeister – und der Polizei.“ Von diesen Seiten sei bis jetzt nichts gekommen.

Yasser schildert im Imbiss noch mal seine Erlebnisse, er bleibt ruhig, redet sanft. Er berichtet, wie die Polizei die Jugendlichen eingekesselt, zusammengetrieben habe in einem schulnahen Hof und mit Ausdrücken wie „der Araber da, der Bimbo da“. Manche Mitschüler hätten auf Knien und mit gefesselten Händen über drei Stunden warten müssen, bis ihre Personalien ermittelt und sie zu einer Wache gefahren wurden. Yasser hatte „Glück“, wie er es nennt – nach 35 Minuten brachten sie ihn zum „Hôtel de Police“ von Mantes. „Wir waren über Nacht 15 Schüler in einer Zelle für fünf. Ich habe mich wie ein Tier gefühlt. Wasser wurde uns nur selten gegeben.“

Irgendwann, Yasser nahm kein Essen zu sich, sei ihm ein Beamter mit einem Wattestäbchen im Mund herumgefahren. „Er wollte durch eine Speichelprobe herauskriegen, ob ich jemand vergewaltigt hatte. Es war einfach eklig.“ Für Yasser, der 2020 sein Abitur macht, steht fest: „Nach der Aktion verabscheue ich die Flics“, wie Polizisten in Frankreich genannt werden. „So was schürt Hass.“

„Unnötig brutal“

Sebastian Roché ist Soziologe, er forscht am weltbekannten Institut CNRS in Grenoble. Roché ist ein präziser, umgänglicher Mann, er unterrichtet auch an der renommierten nationalen Polizeischule in Lyon. Am Telefon spricht er von einem „Totalversagen“ der Einsatzkräfte in Mantes. Rochés Botschaft schon seit geraumer Zeit: „Unsere Polizei leidet. Und deshalb leidet die Banlieue an der Polizei.“ Es fehle der organisatorisch höchst kompliziert aufgestellten Behörde an einer grundlegenden, wertschätzenden und kommunikativen Strategie im Umgang mit der Bevölkerung. Auch unter Macron werde sich da nichts ändern: „Es wird weiterhin nur aus den Einsatzsituationen heraus entschieden werden und deshalb meist unnötig brutal.“

Am Bahnhof von Mantes ist in der Bar „Le Lutetia“ die TV-Fußballberichterstattung über „Shalkce“ zu Ende. Am Tresen steht immer noch Hassan, er trinkt einen letzten Espresso. Dann macht er sich auf den Weg nach Hause ins Val Fourré. „In unserem Viertel kommt die Religion zurück.

Das ist nicht gut. Religion ist Privatsache. Aber wenn sich der Staat nicht um seine schwierigen Ecken kümmert, muss er sich nicht wundern.“ Hassan geht hinaus in die Dunkelheit. Eine gelbe Warnweste hat er nicht dabei.

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44 Kommentare

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  • Es ist schade, dass man diese beiden Gruppen nicht zusammen bringen kann, dann wäre der Druck auf die neoliberalistisch-kapitalistische Politik eines Herrn Macron noch um einiges heftiger. In Deutschland sieht es auch nicht viel besser aus. Ca. 40 % der Bundesbürger leben von der Hand in den Mund. Aber bis sich in Deutschland jemand wegen seiner Armut und der Unbezahlbarkeit des Lebens auf die Straße begibt, ich glaube, ich werde es nicht mehr erleben.....! Dabei sind die finanziellen Umständen in Deutschland noch viel prekärer als in Frankreich...

    • @Wilfried Bergmann:

      Ja, das ist wirklich schade.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Joyeux Noël à toutes et à tous!



    Ein kleines Geschenk



    m.youtube.com/watch?v=K2Q1E2AXrJ8

  • Merkwürdig, wie hier in den Leserkommentaren in der taz permanent gewisse Sachverhalte geleugnet werden, obwohl doch bereits selbst die bpb die Fakten und das Zahlenmaterial sehr genau liefert: „Die beiden größten Wählergruppen der AfD sind die Arbeiter und die Arbeitslosen“



    www.bpb.de/politik...ehlt-warum-die-afd



    Diese Gruppe nur als Wutbürger zu titulieren und zu behaupten, dass dort keine wirklich Abgehängten dabei sind, halte ich für eine gefährliche Ignoranz!

    • @Frederik Andersen:

      Das sieht der Koll. Prof. (em) M. Hartmann genau so.

      Sie liegen mE völlig richtig.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Frederik Andersen:

      Das mag ja alles stimmen, aber wenn die Abgehängten Rassisten sind, dann sind es eben Rassisten.

      Wie wollen Sie damit umgehen? So wie aufstehen.de, die jeden Antirasssimus auf ihrer Website und in ihren Verlautbarungen einfach weglassen?

      Und damit jedem und jeder von Rassismus betroffenen praktisch die Tür vor der Nase zuschlagen.

      Weil man ja die Zielgruppe nicht verschrecken will.

      Das kommt mir recht antizivilisatorisch und undemokratisch vor.

      Und es riecht nach: Der Zweck heiligt die Mittel.

      Und: Es wird keinen Erfolg haben und hätte es ihn, es wäre ein bitterer.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Frederik Andersen:

      ...der Prosecco-Fraktion hier im tazForum, die nicht mehr über den S-Bahn Ring hinauskommt oder das Boxhagener Ghetto nicht mehr verlässt, nachdem sie erfolgreich den Kampf gegen die Arbeiterklasse ( Warren Buffet) gewonnen hat und das braune Proletariat in die äussersten Aussenbezirke verbannt hat( von daher der Sinn banlieue,..Ort der Verbannung) Ein Hoch auf die gelungene Gentrifizierung, endlich unter sich" l'entre-soi" der Guten unter Ausschluss der Gemeinen,gemein hier als gewönhlich oder schlicht. Gemein kann ja auch böse bedeuten, sowie schlecht von schlicht kommt, denn die armen, einfachen, ungebildeten Menschen sind böse. Sie stehen mit gestrecktem Arm am Strassenrand und jubeln ihrem Führer zu und misshandeln, jagen und ermorden im Rassenwahn, die von denen man ihnen gesagt hat, dass



      sie Schuld seien an ihrem Unglück. Währenddesesen steigen die Aktien und die Immobilienpreise in den " beaux quartiers" ...

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        "Sie stehen mit gestrecktem Arm am Strassenrand und jubeln ihrem Führer zu und misshandeln, jagen und ermorden im Rassenwahn, die von denen man ihnen gesagt hat, dass

        sie Schuld seien an ihrem Unglück."

        Es mag sein, dass es ihnen gesagt wird, aber sie sind mit großer Begeisterung dabei es zu glauben.

        Und sie sind Subjekte, keine Objekte, die man paternalistisch von jeder Verantwortung freisprechen sollte.

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          Sie haben die Ironie nicht verstanden, was in Deutschland passiert ist, lässt sich nicht ohne weiteres auf Frankreich übertragen. Die Rassisten und Antisemiten, die sich in Frankreich unter die Gelbwesten mischen sind nicht in der Mehrheit. Und die politische Kultur ist unter den französischen Arbeitern stärker ausgeprägt als unter den deutschen. Desweiteren seit Marine Le Pen sich vom Antisemitismus ihres Vaters losgesagt hat, hat sie die volle Unterstützung der Séfarades, der nordafrikanischen Juden, die extrem antimoslem sind und teilweise trotz allem schon früher für den Alten gestimmt haben, wei ihr Hass gegen die FLN Algerier grösser war als ihre Abneigung gegen die Nazis. So ist der Mensch, vielschichtig und widersprüchlich, deswegen ist es ein Fehler den Gelbwesten mit der Faschismuskeule begegnen. Es geht darum die demokratischen Kräfte in dieser Bewegung zu stärken. Aber das verstehen weder die Leute aus dem Quartier Latin noch aus dem Boxhagener Kiez, also die die in Macron ihren neuen Messias sehen.

          • 6G
            60440 (Profil gelöscht)
            @82236 (Profil gelöscht):

            Deutschland ist nicht Frankreich, gottlob. Bei uns haben die Gartenzwergnazis hoffentlich nie die hinreichende Chance ins höchste Staatsamt zu gelangen. Und natürlich speist sich der Gelbwesten-Mob zu einem Großteil aus eben diesem braunen Bodensatz.



            Und es ist wie immer völlig absurd, einen Zusammenhang herstellen zu wollen zwischen desolater wirtschaftlicher Lage und zum Schwein werden zu müssen. Niemand muss Juden ausgrenzen, ihren Besitz stehlen, zur Auswanderung zwingen und als Höhepunkt physisch ausrotten, nur weil er zur Weltwirtschaftskrise hat stempeln gehen müssen. NIEMAND.

            • 8G
              82236 (Profil gelöscht)
              @60440 (Profil gelöscht):

              Haben Sie Belege für Ihre munteren Ausschweifungen? Zumindestens haben Sie den meisten Soziologen in Frankreich etwas voraus, die durch wissenschaftliche Erhebungen versuchen, die soziale Zusammensetzung und politische Orientierung der Gelbwesten herauszufinden, nämlich die Gewissheit eines in Klischees denkenden deutschen Gartenzwergs, der überall Nazis sieht, nur weil 15 Pappnasen vor dem Sacré-Coeur, Symbol des Sieges der Reaktion über die Commune, die Quenelle gemacht haben.



              Und natürlich haben Sie mit den Gelbwesten an den Sperren diskutiert und deren Forderungen gelesen.



              Hier die Antwort von Priscilla Ludosky, die wegen ihrer schwarzbraunen Haut wohl Ihrer Meinung nach auch zum braunen Bodensatz gehört, an Macron, der öffentlich zu ihrer Petition ( über 1 Millionen Unterschriften) Stellung genommen hat. Lesen Sie die mal gründlich durch, damit Sie sich vielleicht, zum ersten Mal, mit den Thesen der Gelbwesten ernsthaft auseinandersetzen können.



              www.change.org/p/p...update&utm_term=cs

          • @82236 (Profil gelöscht):

            Stimmt. Ich meine, dass Sie es auf einen gut nachvollziehbaren Punkt bringen.

          • @82236 (Profil gelöscht):

            "So ist der Mensch, vielschichtig und widersprüchlich, deswegen ist es ein Fehler den Gelbwesten mit der Faschismuskeule begegnen. Es geht darum die demokratischen Kräfte in dieser Bewegung zu stärken. Aber das verstehen weder die Leute aus dem Quartier Latin noch aus dem Boxhagener Kiez, also die die in Macron ihren neuen Messias sehen."

            Ich kenne viele Gleichgesinnte, die durchaus -wie ich- die eigenen Widersprüche kennen und auch benennen können. Genau diejenigen, die den klassischen antiimperialistischen und antimilitaristischen Linken stets vorwerfen, mit Widersprüchen zu leben, glauben offensichtlich felsenfest, dass sie in ihrer Blase, oft fernab von den Milieus, wo es stinkt, die wirklich Guten sind und damit das Recht haben, das Hohelied des Turbokapitalismus zu singen und jedweden Versuch, solidarisch zu handeln, desavouieren. Man denke nur an die hämischen Kommentare hier über #aufstehen. Wie Fans eines milliardenschweren Fußballclubs ziehen sie über diejenigen her, welche die Ideologie des progressiven Neoliberalismus nicht teilen.

  • "Ich vermute, dass die Gelbwesten überwiegend das sind was wir (...)" (Haresu)



    Was tun, wenn man versucht sich ein Bild zu machen, von etwas über das man viel zu wenig Information hat um es verstehen zu können, es aber gerne verstehen und in sein vorbestehendes Weltbild integrieren will?



    Man nehme eine Vermutung, ein gut vorgekautes, vertrautes Schreckgespenst ("Wutbürger") und hafte ihm all jene Eigenschaften an, vor denen man selbst Angst, Ekel und Abscheu hat und braucht nur noch zu schlucken - um ihn dann aus den Urgründen unverdauter Informationslücken, Feindbildern und Angstprojektionen mit einem lauten Rülpsen das Licht der Welt erblicken zu lassen: "Der gelbe Mob", der "Populist", der Randalierer, der Wagenknecht-ler, "typisch AFD"... (analog: Der Schwarze Mann, die Hexe, der Antichrist...)



    Herzlichen Dank für diese drastisch-plastische Demonstration der Geburt eines Popanz.



    Leider ist das nun aber auch ein Beleg für die Auferstehung eines der gruseligsten Wiedergänger teutonischer Provenienz: Der DEUTSCHE BIEDERMEIER hat mal wieder seine modrige Gruft verlassen... Bringt Euch bloß in Sicherheit!

  • 7G
    7964 (Profil gelöscht)

    (joli/e heißt hübsch auf Französisch, Anm. der Red.)

    Ja, ist der Säzzer doch nicht tot?

    Nur heißt es "hübsch" auf deutsch, auf frz. heißt es "joli"...

  • Ich vermute, dass die Gelbwesten überwiegend das sind was wir Wutbürger nennen und dass sie damit weder die wirklich Abgehängten sind noch für sie sprechen. Die Gelbwesten liegen, auch wenn sie sich selber überwiegend als links empfinden mögen, genau im Einzugsbereich von rechtspopulistischen Parteien. Nicht zufällig stand am Anfang ja der Protest gegen eine Erhöhung der Benzinsteuer. Der gelbe Mob, das sind Pendler, Leute mit Jobs, Leute in Angst vor dem Abstieg und Wut auf die vermeintlichen Verursacher. Mit den Menschen in den Cités aber hat das alles sehr wenig zu tun und man kann nur hoffen, dass das denen auch klar ist. Der Protest der Gelbwesten ist überhaupt kein breiter sozialer Protest, keinesfalls so etwas wie ein Hunger- Aufstand, sondern nur die Randale einer ganz bestimmten Schicht. Solidarität mit sich selber ist ihr Motto, typisch AFD könnte man meinen, aber leider auch nicht zufällig die Klientel an deren Spitze sich eine Wagenknecht setzen will.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Benedikt Bräutigam:

      Ihre Vermutung ist weitestgehend falsch. Denn wenn in der Banlieue fast nur Menschen mit Migrationshintergrund leben, leben nicht alle Menschen mit Migrationshintergrund in der Banlieue. Man schätzt die Anzahl der Franzosen mit aussereuropäischen Migrationshintergrund auf über zehn Millionen. Von den über 5 Millionen, die nicht in der Banlieue leben, machen viele bei den Gelbwesten mit. Eine der wichtigsten Sprecherinnen der Gelbwesten ist Priscilla Ludosky, eine 33 jährige Kleinunternehmerin mit afrikanischen Migrationshintergrund. Sie hat mit ihrer Petition gegen die Spritpreiserhöhung über eine Millionen Unterschriften eingefahren. Sie vertritt die " Wutbürger" bei öffentlichen Unterredungen. Eine schwarze Frau als Sprecherin von Pegida, halten Sie das für möglich? An den Barragen gibt es noch andere Beispiele von Leuten, die Abdel, Mohamed oder Rachida und Fatima heissen.



      Die Gelbwesten haben laut Befragungen 3/4 der Wähler hinter sich, also die, die nicht für Macron im ersten Wahlgang gestimmt haben, Befragungen ergeben, dass 1/4 Marine Le Pen bei den Europawahlen wählen wollen. Die 2/4, die Macron im zweiten Wahlgang gegen Marine Le Pen gewählt haben, befinden sich jetzt Schulter an Schulter mit dem Viertel der pro Le Pen Wähler gegen Macron. Das ist aber kein Verdienst von Le Pen, sondern das Totalversagen von Macron, der einfach ignoriert hat, dass die, die ihm zum Sieg verholfen haben, ihm nur ihre Stimme geliehen haben. Und da er diese Menschen und diese Realität bewusst nicht wahrnehmen wollte, zeigen diese Leute sich in leuchtenden gelben Signalwesten, damit er sie nicht mehr übersehen kann.



      Comparaison n'est pas raison, cher ami...

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Am vergangenen Samstag haben wenisgstens zweimal "gelbe Westen" Gruppen antemitische Ausschreitungen begangen. Priscilla Ludovski hat zwar Migrationshintergrund, fast alle bekannte "Sprecher" der Bewegung haben eine braune Vergangenheit, bei Le Pen oder schlimmer. Die politische und soziale Krise ist in Frankreich tief und alt, das ist nicht zu leugnen, und die Politik Macrons hat es weiter verstärkt aber diejenige hier, die diese Bewegung positiv betrachten, irren. Die Bewegung ist grundlich recht, Wutbürger. Richtet sich nicht gegen unzureichende Löhne aber gegen Steuern und Geschwindigkeitsgrenzen. "Volksreferendum" wird wohl Ausländer raus, wiedereinführung der Kapitalstrafe und "Brexit" und so weiter bedeuten, auch ohne Chance, es zu erreichen, aber um Hetzkampagne zu haben. Vor ein paar Monaten gab's hunderttausenden, wenn nicht Millionen Starke Demonstrationen den Abbau vom Arbeitsrecht. Vergeblich. Die Gelben Westen waren nie zahlreicher als 300 000, seit zwei Wochen etwa 60 000.

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @Eulenspiegel:

          Haben Sie denn die Forderungen gelesen und mit den Menschen an den Barragen gesprochen ? Den Franzosen wurde das letzte Referendum 2005, wo sie sich mehrheitlich gegen Brüssel gestellt haben undemokratisch aberkannt und das hat keiner vergessen. Was Ihre Zahlenspielereien anbetrifft, unter den Gelbwesten befinden sich auch viele Gewerkschafter, die gegen das Arbeitsrecht und gegen die Reform der SNCF gestreikt haben. Und wer will ernsthaft zählen, wie viele Gelbwesten gerade an einem Kreisverkehr stehen, zumal diese in Dreierschichten besetzt werden und wollen Sie jedes unterstützende Hupen, jede spontane Spende zählen? So sieht es ausserhalb von Paris aus. Nein das ist eine gewaltige Bewegung, die von nahezu allen Menschen der unteren Mittelschicht unterstützt wird. Denn die, die von Macrons Reformen des Arbeitsrecht am meisten betroffen sind, sind ja gerade die, die vom sozialen Abstieg bedroht sind und nicht, die die schon ganz unten stehen, das steht auch so im Artikel. Aufgabe der Linken ist es diese Leute für sich zu gewinnen und nicht die Faschismuskeule rauszuholen und unter diesem Vorwand, wie Sie es tun, die 1% Grosskaktionäre zu verteidigen, die sozial immer brutaler auftreten, zuletzt mit der Schliessung des Fordwerkes in Bordeaux, und immer mehr Menschen in die Armut treiben, um sich selber immer mehr zu bereichern. Frankreich hat ja nicht umsonst den Dividendenweltrekord ( Le Figaro).

          • 6G
            60440 (Profil gelöscht)
            @82236 (Profil gelöscht):

            Die Forderungen sind ein großer Ausflug ins "Wünsch-Dir-Was-Land", jeder bekommt was er will ohne Rücksicht auf Finanzierbarkeit oder parlamentarische Gepflogenheiten. Hauptsache Benzin wird nicht teuerer, denn das ist das Weltuntergangsszenario der Kleingeister mit schlechter Laune.



            Und schalten Sie auch morgen ein, wenn sich der gelbgewandte Pöbel mit neuen Forderungen zu Wort meldet, zB. schnellere Abschiebung von Ausländern, Bau neuer Atomkraftwerke, weniger Arbeiten für mehr Geld, dafür früher in Rente gehen.



            Das ganze Eiapoppeia vom Himmel bitteschön !

            • 8G
              82236 (Profil gelöscht)
              @60440 (Profil gelöscht):

              Ich halte die Forderungen für sehr realistisch. Steuergleichheit, indem Kerosin und Schiffsdiesel auch endlich besteuert wird. Partizipative Demokratie finde ich auch toll. Und was die Atomkraftwerke anbetrifft, will Macrönchen ja bis zu seiner sehr hypothetischen Wiederwahl gar keins anschalten ausser vielleicht Fessenheim, aber dafür die alten klapprigen Meiler bis zur völligen Abnutzung weiterbetreiben, um sie dann durch die neuen superteuren EPR ersetzen. Hulot hatte, die Schnauze voll wegen dieser verlogenen Umweltpolitik und ist gegangen.



              Was soll man auch von jemanden erwarten, der Alexander Benalla zu seinem Sonderbotschfter gemacht hat?



              Médiapart www.mediapart.fr/j...atique?onglet=full



              Ausser, dass man vor solch einem unberrechenbaren Präsidenten mehr Angst haben muss als vor dem " Pöbel."



              Denn ein Typ wie Macron hat nicht nur die Entscheidung über die Atomkraftwerke, sondern auch über die Atomwaffen.

              Und überhaupt wer will nicht weniger arbeiten und mehr verdienen und früher in Rente gehen? Ausser Masochisten...



              In Frankreich ist das möglich, wer als Lehrer z.B die Agrégation besteht, verdient mehr und arbeitet weniger 15 statt 18 Unterrichtsstunden pro Woche bei ungefähr 500€ mehr Gehalt.

              • 6G
                60440 (Profil gelöscht)
                @82236 (Profil gelöscht):

                Genau. Und der Pöbel erstickt jeden ökologischen Ansatz im Strassenverkehr und zur Nachhaltigkeit und die Energiewende im Ansatz, weil ihm die eigenen Stinkkutschen und möglichst billiges Benzin zum Umweltverpesten wichtiger sind. Nach ihm die Sintflut. Na dann mal weiter so.

              • 8G
                82236 (Profil gelöscht)
                @82236 (Profil gelöscht):

                Erratum: keins ausschalten

                • 8G
                  82236 (Profil gelöscht)
                  @82236 (Profil gelöscht):

                  Erratum : von jemandem



                  ...zu ersetzen

          • @82236 (Profil gelöscht):

            Jene welche schon ganz unten stehen waren noch nie das Anliegen, zumindest nicht im positiven Sinn, von denen, die sich von irgendetwas bedroht fühlen. Gut, dass du es mal offen ausgesprochen hast. Wir können ja mal in ein paar Monaten oder in wenigen Jahren reflektieren, welchen Anteil die Gelbwesten bei der Machtergreifung der rechten Nationalisten gehabt haben.

            • 8G
              82236 (Profil gelöscht)
              @Hampelstielz:

              Den, den die moralisierende Linke, die auf ihren gentrifizierten Sofas sich Prosecco trinkend, lümelt und über das verlorene Proletariat zetert und heult, wie Sie es hier tun, den Rechten überlässt.

              • @82236 (Profil gelöscht):

                Sie werden nie und nirgendwo einen Satz von mir finden, der Macron und den Liberalismus schönt. Ich sehe auch nicht ungern, wenn Luxusgeschäfte in Paris geplundert werden und wenn den Thron bröckelt. Der Bestand und das politische Ergebnis dieser Bewegung haben aber andere Dimensionen. Sie erleben Ihr Weinachtsmärchen der Gelbenwestenrevolution mit Hupfen und Spenden. Wenn nichtspender, nichthupfer, keine gelbe Weste im Auto aufhängend inmitten der Menge (nicht selten alcoolisiert) gesperrt oder beschimpft und bedroht werden, spenden alle. Einige Bekannte von mir haben es erfahren. Die nationalistische Kandidatin ist bei letzter Präsidentenwahl kläglich gescheitert. Wegen persönlicher Mängeln und politischer Widersprüche, besonders was den Euro betraf. Die Millionen, die hinter ihr waren, sind frustriert und ohne Führung, und jetzt auf der Strasse. Die Verweigerung der Steuer, Kernanspruch der Bewegung, kommt nicht nur daraus, dass die Steuer wirtschaftlich unerträglich ist, sondern hauptsächlich weil im Wahn dieser Leute, die Steuern angeblich dazu verwenden werden, "den anderen" zu unterstützen, während sie als "französisches (weisses, eingeborenes) Volk nur bezahlen und nichts bekommen. Angebliche direkte Demokratie (Volsreferendum) entspricht weiter einem Wahnbegriff vom "Volk" und löst keine der politischen Probleme Frankreichs (Monarchistische Regierung, Zentralisation, keine Verhältniswahl, Scheinparlamentarismus, Oligarchie). Gegen Liberalismus und Arbeitsgeber werden sie von den Westen kaum etwas hören. Nicht jede Unruhe sind Revolution, und Teile vom Volk können zum Nationalistischen Pöbel werden.

                • 8G
                  82236 (Profil gelöscht)
                  @Eulenspiegel:

                  Die Gelbwesten fordern die Wiedereinführung der Solisteuer ( ISF) der Reichen, eine gerechtere Lohnsteuer mit mehr als nur 5 Lohnstufen...sie, die Gelbwesten sind gegen Macron, weil sie gegen den Liberalismus sind. Und Ich habe weder gelesen noch gehört, dass sie die Abschaffung der aide médicale d'état( staatliche Gesundheitshilfe) für Menschen ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung gefordert haben, eine der Hauptforderungen von MLP. Ich weiss nicht, wo Sie in Frankreich als Till l'espiègle Ihr Unwesen treiben und wo Sie die rechtsradikalen Gelbwesten treffen, ich habe von Toulouse nach Marmande, von Toulouse nach Saint Béat in den Pyrenäen, von Toulouse nach Perpignan nur nette lächelnde, aufgeschlossene gelbbewestete Menschen getroffen, die mich umsonst an der Mautstelle durchgewunken haben. Und das Hauptargument der Demokraten, die eine Demokratie ohne Volk wollen, ist ja, dass ein Volksbegehren nur schlimme Sachen hervorbringen kann wie die Wiedereinführung der Todesstrafe, die Aufhebung des Rechts auf Abtreibung usw...Das Volk ist unmündig und muss es auch bleiben, damit die Kapitalisten die Macht behalten wie 2005 als der Volksentscheid gegen die EU-Verfassung mir nichts dir nichts aufgehoben wurde, denn das Volk hatte sich geirrt und falsch gewählt. Das erinnert einen an eine gewisse Kommunalwahl in Weiland DDR, da hatte sich das Volk auch geirrt.

                  • 6G
                    60440 (Profil gelöscht)
                    @82236 (Profil gelöscht):

                    Damals wie heute: Der Pöbel irrt.

                  • @82236 (Profil gelöscht):

                    Mein Bericht beruht auf eigener Erfahrung vor zwei Wochen und auf mir von Bekannten mitgeteilten Erfahrungen in 4 Städten Nordfrankreichs, nähmlich Arras, Somain, Douai, Bethune. Die Abschaffung der Sozialhilfe für eingewanderte Menschen und andere Reden der Sorte wurden ganz klar ausgedrückt, als der Bürgermeister von Douai eine Gesandschaftt von Geleben Westen direkt von der Sperre ins Rathaus einlud. Die örtliche Presse und manche Zeugen berichteten. Über die antisemitische Ausschreitungen haben gestern mehrere Zeitungen gestern und heute berichtet. Lügenpresse, vielleicht? Und die frohliche antisemitische Chormitglieder von Montmartre waren wohl von der Regierung bezahlte Statisten, auch die achtzigjährige judische Dame, die in der Ubahn in Paris beschimpft worden ist.



                    Da die Wirklichkeit Ihrer Rosabrillensehvermögen nicht entspricht, (oder sie haben zu Glück und Zufall die seltenen "linken" Sperren gefunden) erwarte ich jetzt von Ihnen weitere persönliche Beschuldigung, da sie ganz klar die Art und Weise der Westen angenommen haben. Ich bestehe darauf, dass diese Bewegung vom Anfang an braun stinkt.

                    www.lemonde.fr/soc..._5401633_3224.html



                    france3-regions.fr...donne-1596929.html

                    • 8G
                      82236 (Profil gelöscht)
                      @Eulenspiegel:

                      Der Norden Frankreichs ist fest in der Hand der Lepenisten, deshalb klappern François Ruffin und andere Linke auch die Sperren ab, um mit den Leuten zu debattieren und sie zu überzeugen. Die ganze Bewegung über einen Kamm zu scheren, ist intellektueller Betrug, weil es eben auch Gegenbeispiele gibt. Aber warum ist der Norden Frankreichs von ganz links nach ganz rechts gerutscht? Haben Sie und Ihre Freunde mal darüber nachgedacht? Der Norden gehört zu den abgehängten Regionen, die seit 1983 systematisch desindustrialisiert wurden und auch heute noch schliessen Fabriken und werden mehr Arbeitsplätze zerstört als geschaffen? Und wer hat das zu verantworten? Die Sozialisten, die jahrzehntelang diese Region als ihr Eigentum betrachtet haben und mit ihrer neoliberalen Politik kaputtgemacht haben. Natürlich sieht die Situation im Südwesten von Frankreich anders aus, Toulouse und Bordeaux gehören zu den Globalisierungsgewinnern, denn welche Stadt in Nordfrankreich kann schon 2,4 Milliarden € auf den Tisch legen, um eine 27 km lange vollautomatische U-Bahn Linie zu bauen? ( Toulouse Airbusexpress, Fertigstellung 2025) Toulouse kann das, weil Airbus sich an der Finanzierung beteiligt. Aber auch bei uns gibt es abgehängte ländliche Regionen, was dazu führt, dass der Wasserkopf an der Garonne immer grösser wird. Der Einkommensunterschied zwischen den Flugzeug- und Raumfahrtingenieuren, Forschern in Europas grösstem Zentrum zur Erforschung von Krebskrankheiten und den über den Stadtrand hinaus gedrängten Arbeitern und Angestellten ist wie in allen anderen Metropolen enorm. Während die einen mit dem Fahrrad, der U-Bahn, der Strassenbahn oder gar zu Fuss zur Arbeit gehen können, müssen die anderen stundenlang im Stau stehen, um zur Arbeit zu kommen und dieses Vergnügen kostet immer mehr Geld bei stagnierenden Löhnen. Und solange die Prosecco- Linke das nicht kapiert, profitieren die Le Pen, Dieudonné, Soral usw...von dem Unmut "raz-le-bol" der gebeutelten unteren Mittelschicht.

  • Der Blick nach Frankreich stimmt mich traurig. Den Franzosen war Freiheit und Demokratie immer sehr „heilig“. Viele haben vergessen oder sind nicht in der Lage dafür zu kämpfen. In gewisser Weise haben auch wir Deutsche dies verlernt. Oder können sich die Menschen im Osten daran erinnern, dass man für Freiheit und Demokratie kämpfen muss ?

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @SchmidtH:

      Bitte erst die Forderungen der Gelbwesten nach mehr Demokratie lesen und dann jammern und (ver)urteilen.



      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        Handelt es sich denn dabei wirkich um "die Forderungen der Gelbwesten"?

        Oder handelt es sich um Forderungen von einigen Gelbwesten, die mit den anderen vielleicht gar nicht abgestimmt sind. Ich hab bisher nur vernommen, dass die Gelbwesten einige Schwierigkeiten dabei hatten sich zu organisieren und Strukturen zu schaffen, in denen gemeinsame Forderungen abgestimmt werden könnten.

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @74450 (Profil gelöscht):

          Das ist richtig und bedingt durch den spontanen Charakter des Handels. Es kristalisiert sich aber auch heraus, dass die Mehrheit der Gelbwesten antikapitalistisch ist. Volle Übereinstimmung herrscht über die Wiedereinführung der Soliabgabe der reichsten Kapitalbesitzer, für Immobilenbesitz wurde die nie abgeschafft. Desweiteren, was das Referendum durch Volksbegehren anbetrifft. Die Erhöhung der Löhne auch im öffentlichen Dienst - die sind seit über 6 Jahren eingefroren, was einen Kaufkraftverlust von über 10% zur Folge hat- , die Abschaffung der flattaxe, von der nur die Superreichen profitieren.



          Die Schwierigkeit der Organisation besteht darin, dass die Gelbwesten eine Basisbewegung bleiben wollen und sich lokal organisieren, z.B. wer bringt morgens um sechs das Brennholz zum Kreisverkehr, wer bringt die Bratwürste, wer den Kaffee und die Croissants, die Getränke sowie die Organisierung der Schichten, das Kopieren von Flugblättern usw...Alles wichtige Fragen, um den Widerstand gegen das Grosskapital zu organisieren.

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Woraus leiten Sie Urteile oder Gejammer ab ? Es ist doch sichtbar, dass der französische Staat an der Bewältigung kultureller und sozialer Gegensätze in den Problemvierteln scheitert. Einmal mehr zeigt sich, dass eine große Kluft zwischen dem Willen des Volkes umd dem Vermögen der Eliten Probleme zu lösen besteht. Die Gelbwesten verschaffen sich nur Gehör. Ob sie sich mit "Almosen" zufriedenstellen lassen wird sich zeigen. Es geht um mehr. Die Freiheit und Demokratie ist nicht nur in Frankreich in Gefahr, wenn kulturellen Unterschiede dazu führen, dass sich immer mehr Menschen aus der Gesellschaft ausschlieaßen oder ausgeschlossen werden.

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @SchmidtH:

          Eben...Handeln und nicht quatschen.

      • 9G
        91690 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        Das alles hat mit Demokratie nichts zu tun... es ist eine Mischung aus blindem Zerstörungswahn und twila wirren Maximalforderungen die in berechtigte Forderungen unlösbar eingewoben werden .Das alles soll wohl Allusion an die französische Revolution sein.... letztendlich führte auch da aber die Umbenennung von Monaten und die Aulöschung von Eliten , bzw der Ersatz von Fachleuten durch " einfache Bürger " ohne Vorbildung zum Chaos und nackter Gewalt mit Diktatur und nicht zur Verbesserung der Umstände im Sinne der marxistischen Linkstheorie ..... das Leben ist nicht so einfach und hier kommt noch die französische pure Lust am Chaos dazu.. was darin gipfelt, dass sich der Wortführer hinstellt und mitteilt die Regierung Macron habe versagt, weil sie normalen Demonstranten in der Masse der Chaoten nicht habe beschutzen können und so an der Ausübung ihres demokratischen Grundrechtes " Demonstration " gehindert und müsse deswegen impertiv zurücktreten.. Das alles erinnert eher an den Comic von Uli Stein mit dem Pinguin mit dem Plakat " Dagegen "

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @91690 (Profil gelöscht):

          Ihre Auffassung von der französischen Revolution teilen Sie mit Charles Maurras, ohne sein literarisches Talent zu haben. Interessant ist, dass Sie nicht die Polizeigewalt erwähnen, die Menschen, die von in Deutschland vebotenen Hartgummigeschossen bleibend verstümmelt wurden.



          Wer sich so bedingungslos hinter die Regierung und den Interessen der 1% der reichsten Franzosen stellt, sollte nicht über Demokratie schwadronieren und Ihre Klischees über Frankreich, die Sie hier ständig, wiederholen, bleiben trotz Ihrer Verbissenheit nur lächerliche Klischees eines Deutschnationalisten, der sich in den Kommentarspalten der taz verirrt hat. Irrungen und Wirrungen eines Frankreichunkenners...

          • @82236 (Profil gelöscht):

            Ein ähnliches Problem, wie jetzt in Frankreich, gab es vor einigen Jahren in Stuttgart beim Protest gegen S21. Ich hab mich irgendwann gewundert, mit wem ich da dranstand und erkannt, wie gut Grüne und Nationalismus zusammenpassen. Das Bürgertum und die Rechten, eine alte Ehe.

            • 8G
              82236 (Profil gelöscht)
              @Hampelstielz:

              Also das S21 Problem hat ja nun nichts mit der Gelbwestenbewegung zu tun, das war ein lokales Problem und ist mit den Protesten gegen den Flughafenbau in Notre Dame des Landes in der Nähe von Nantes vergleichbar. Hier geht es jetzt um grundsätzliche Fragen der Demokratie und in welcher Republik wir leben wollen. Nationalistische Strömungen hat es bei Umweltschützern von Hermann Löns bis Herbert Gruhl über die Wandervögel immer gegeben, passt irgendwie auch zur Reinhaltung der Rasse. Aber Sie wollen doch nicht allen Ernstes behaupten, dass diese paar Spinner in der deutschen Umweltbewegung mehrheitsfähig sind. Da müssen Sie sich schon ein anderes Argument einfallen lassen, um sich nicht zu engagieren.

  • "Rund 75 Prozent der Bewohner*innen haben keinen französischen Berufsabschluss oder kein Abitur. "

    Auch alles Schuld der Gesellschaft oder der Polizei? Nach 3 Generationen immer noch nicht angekommen.

  • Böse Polizei, unschuldige Demonstraten.

    Schön, dass die Welt so einfach zu erklären ist.

    • @modulaire:

      Umgekehrt ist für Sie besser. Oder?