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72-jähriger Aktivist über Blockadeaktion„Es war sehr, sehr aufregend“

Fridays for Future haben ihn politisiert, sagt Helmut Hallier. Im Mai blockierte der 72-Jährige ganz allein eine Berliner Straße. Wie ging es ihm dabei?

Helmut Hallier in seiner Wohnung in Berlin Foto: Edgar Rodtmann

taz: Herr Hallier, im Mai haben Sie ganz alleine Autos blockiert. Warum?

Helmut Hallier: Ich habe Kinder, Enkel, denen ich keine zerstörte Welt übergeben möchte.

Warum diese drastische Protestform?

Bei Demonstrationen gibt es eine Masse, die einer Öffentlichkeit gegenübersteht. Da ist schon eine Konfrontation drin. In einer Einzelaktion liegt eine andere Energie. Da ist einer allein, der sagt: Ich steh hier für was. Der sich traut, andere gegen sich aufzubringen. Dadurch steigt die Schwelle, ihn anzugreifen.

Hatten Sie Angst vor Gewalt?

Ja. Es gibt genug aggressive Menschen, die handgreiflich werden. Aber insgesamt ist das weniger, als man denkt.

Wie haben die Leute auf Ihre Sitzblockade reagiert?

Ganz viele sind stehengeblieben. Bald standen auch einige Autos. Drei Autofahrer haben sich an mir vorbei gequetscht. einer hat gesagt: „Guck doch mal nach China, die sollen sich mal ein bisschen anstrengen.“ Die USA können sie jetzt nicht mehr nennen, jetzt ist es halt China. Einer kam auf mich zugelaufen und sagte, dass der Protest eine Unverschämtheit wäre.

Wie sind Sie mit der Verärgerung umgegangen?

Ich bin ins Gespräch gegangen, aber es ging nicht darum, hin- und herzuargumentieren. Es ist eine Aktion, die zum Nachdenken anregen soll. Eine Autofahrerin sagte: Das nützt eh nichts, wenn du allein hier sitzt. Da habe ich gesagt: Setzen Sie sich dazu, dann sind wir schon zwei.

Bild: Edgar Rodtmann
Im Interview: Helmut Hallier

ist 1949 in Frankfurt am Main geboren. Er promovierte in Ethnologie und machte danach eine Ausbildung als Krankenpfleger. Er arbeitete unter anderem 5 Jahre für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen in Rom und Somalia. Heute lebt er in Berlin und ist Coach, Moderator und Berater.

Sie saßen zwar allein auf der Straße, aber Sie hatten im Hintergrund ein Unterstützerteam dabei. Wie groß ist das?

Zu meinem Team gehörte eine Deeskalatorin, die Leute anspricht und ein bisschen von ihrer Aggressivität ablenken sollte, wenn es hoch hergeht. Es gab eine, die notfalls die Polizei ruft, und dann war da noch eine Frau, die Fotos gemacht hat.

Wie haben Sie sich als Hindernis auf der Straße gefühlt?

Mein Stresslevel war sehr hoch. Vieles, was um mich herum passierte, habe ich nicht wahrgenommen.

Was hat Ihnen geholfen?

Bewusstes Atmen. Das hilft mir generell, im Alltag gelassener zu sein und Dinge anzunehmen, wie sie sind.

Wie das?

Die Haltung der Meditation ist, dass ich alles annehme, was kommt. Das fängt erstmal bei mir an, bei meinen Eigenschaften und meinen Gefühlen. Es gibt Sachen, die mag ich an mir, und andere, die mag ich nicht an mir.

Und wie nehmen Sie die Dinge dann an?

Ich versuche, sie mit freundlicher Aufmerksamkeit zu betrachten. Wenn ich zum Beispiel merke, jetzt steigt in mir die Wut hoch und ich die nicht einfach ausagiere, sondern atme und sage: Hallo Wut, da bist du, ich kenn dich. Dann geht die auch wieder weg. Genauso versuche ich es mit Konfrontation, die mir eventuell entgegenschlägt.

Sie sagen: Wenn der Klimakollaps droht, muss man sich auf die Straße setzen?

Für mich war der Klimawandel lange weit weg. Dabei lagen alle Fakten auf dem Tisch. Es ist nie was passiert. Ich würde sagen, dass meine Generation versagt hat in dem Thema.

Woran liegt das?

Wir Menschen können abstrakte Sachen nur schwer verarbeiten. Aber wenn etwas sinnlich erfahrbar ist, wie die extrem heißen Sommer der letzten Jahre, in denen die Straßenbäume braune Blätter bekommen und das Wasser in dem See, an dem wir immer Urlaub machen, um einen halben Meter gesunken ist, dann bringen wir das plötzlich in Verbindung mit den Bränden in Sibirien, Kanada und Australien oder mit der Hungersnot in Madagaskar. Die Überschwemmungskatastrophe in West- und Süddeutschland ist ein Ausrufezeichen. Dabei dürfte das erst der Beginn der Klimakrise hier in Deutschland sein.

Was hätte man anders machen müssen?

Hätte, hätte, Fahrradkette. Das ist vorbei. Wir müssen heute gucken, was wir machen können. Ich finde es wichtig, dass man es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sieht. Wie kann man den Diskurs so beeinflussen, dass die Regierung handelt? Wir brauchen eine kritische Masse, die sagt: Wir tragen das jetzt mit.

Seit wann engagieren Sie sich für Klimaschutz?

Der Auslöser war Fridays for Future. Seit ich mich intensiver damit beschäftige, ist mir die Dringlichkeit, die Gefährlichkeit und die katastrophale Lage bewusster geworden. Und ich sehe auch, dass es nicht nur ein ökologisches Thema ist. Die Länder des Südens schultern schon heute die Hauptlast. Insofern ist es nicht nur eine Verantwortung für uns, wir sind Teil einer Welt.

Wie lange hat Ihr ziviler Ungehorsam auf der Straße eigentlich gedauert?

Vielleicht 10 Minuten. Eine Autofahrerin hat die Polizei gerufen.

Und dann?

Die Polizisten haben sich zu mir runter gekniet und gesagt: Wir sind Ihrer Meinung, aber bitte gehen sie von der Straße. Als ich mich weigerte, sagten sie: Sie haben schon so viel Aufmerksamkeit, Sie sind von 50 Handys fotografiert worden. Nach der dritten Verwarnung bin ich aufgestanden, sonst hätten sie mich wegtragen müssen und das wollte ich nicht.

Wie war das?

Ich war froh, dass ich es geschafft hatte. Man ist doch sehr exponiert. Abends konnte ich nicht einschlafen, weil das Adrenalin noch in meinen Adern rumorte. Ich werde mich auch nicht bei jeder Rebellion of One auf die Straße setzen. Es ist einfach sehr, sehr aufregend.

Wie waren die Reaktionen, als Sie aufgestanden sind?

Viele haben geklatscht, etliche kamen zu mir und sagten: Toll, dass Sie das gemacht haben.

Wann ist eine Aktion für Sie erfolgreich?

Wenn Menschen anfangen zu diskutieren, wenn Interaktion passiert, wenn sie überhaupt über das Thema nachdenken. Aber es ist eine Begrenzung, wenn man sich immer fragt: Bringt das jetzt was?

Fragt man sich das nicht automatisch, wenn man sich zu etwas überwinden muss?

Natürlich ist es nicht gleichgültig. Aber es ist auch eine Form der Integrität. Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber es ist einfach anständig, sich so oder so zu verhalten. Ich bin sehr zufrieden, dass da viele Leute waren, diskutiert haben und zu Hause wieder darüber reden. „Weißt du, was ich gesehen habe? Da war so ein Verrückter, der hat sich da auf die Straße gesetzt.“ Da passiert was.

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28 Kommentare

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  • > "Wer für eine mehr als nur symbolische Lebensstilbeschränkung plädiert,hat nur sehr wenige Mitbürger auf seiner Seite."

    Nun ja, ich denke es sind nicht sehr viele Leute bereit für einen Kühlschrank zu sterben. Jetzt ist die Klimakrise natürlich abstrakter, aber die Wahl ist grundsätzlich die: Ernsthafte Maßnahmen, unter anderem auch Konsumeinschränkungen - wie auch solche welche die Lebensqualität steigern können - oder ein langsamer aber unaufhaltsamer Untergang unserer Lebensgrundlagen.

    Und letzterer kann die Älteren noch bei z.B. einer Hitzewelle treffen, die Jüngeren wird er aber so oder so treffen. Abgesehen davon dass ich glaube, dass die meisten Menschen das Bild einer Welt mit massivem Artensterben nicht kalt lassen wird.

    > Ist IHNEN z.B. bewußt das sie alleine mit Ihrer ach so (selbst) gerechtfertigten Forderung für zusätzliche CO2-Emission verantwortlich sind? Tja...

    Zum einen, ist es ein kollektives Problem, kein individuelles, also ist kollektive Organisation einfach erforderlich. Zum anderen, mag sein, dass die Anzeige der Buchstaben auf ihrem Gerät ein paar zusätzliche Milliwattstunden produziert, die eventuell zu CO2-Emissionen führen (mein Gerät läuft mit Strom der EWS Schönau, 100% erneuerbar also praktisch CO2-frei, sehr empfehlenswert übrigens). Auf der anderen Seite verzichte ich seit einer Weile völlig auf Fliegen und habe damit schon etliche Tonnen gespart.

  • Großer Respekt vor Halliers Mut und Konsequenz!

    > "Ich habe Kinder, Enkel, denen ich keine zerstörte Welt übergeben möchte."

    Hallier spricht dies hier aus, aber ich denke das ist tatsächlich eine ganz wesentliche Motivation für viele Klimaaktivisten (Junge und Alte!) und Wissenschaftler: Sie handeln aus Verantwortungsgefühl und liebevoller Verbundenheit mit anderen Menschen - ihren Kindern, den Menschen der nächsten Generation, den vielen Menschen weltweit, die die klimatischen Katastrophen nicht überleben würden - und auch mit den Lebewesen und Arten der Erde, von denen wir letztlich nur ein Teil sind, und die als Lebewesen etwas ganz Besonderes und Kostbares auf dieser uns anvertrauten Welt sind. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob es irgendwo anders im Universum Leben gibt!

    > "Seit ich mich intensiver damit beschäftige, ist mir die Dringlichkeit, die Gefährlichkeit und die katastrophale Lage bewusster geworden. "

    Das kann man nicht genug betonen. Die 183 Ertrunkenen der Flutkatastrophe an Ahr und Erft sind ja nur die Spitze des Eisbergs. Viel mehr Menschen, viele Zehntausende, werden allein in Europa in den nächsten zwei oder drei Jahrzehnten an Hitzewellen sterben, und das werden vor allem ältere Menschen sein, deren Kreislauf weniger belastbar ist - schon 2003 waren es über 45000. Der Klimawandel verursacht jetzt schon Dürren, die weltweit Millionen bedrohen. Und all das ist erst der Anfang. Das ganze Ausmaß der drohenden Katastrophe ist einfach unvorstellbar.Wenn Wissenschaftler vom drohenden Zusammenbruch der Nordatlantischen Zirkulation alias Golfstrom reden, muss man realisieren, dass dies auch der Zusammenbruch eines wesentlichen Teils der Welternährung bedeutet.

    Von daher finde ich es auch daneben, zu sagen man wolle die Politik "erpressen". Die Politik *schuldet* uns Menschen, dass sie unsere Interessen vertritt und zumindest unser Leben schützt. Volksvertreter, die das zugunsten der Interessen von Firmen verweigern, gehören einfach in den Knast.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @jox:

      „Volksvertreter, die das zugunsten der Interessen von Firmen verweigern, gehören einfach in den Knast.“



      Mit ihrer Diskussionstemperatur tragen Sie stark zur Erhitzung der Atmosphäre bei.



      btw.: Ich bin 72 und habe Kinder und Enkel. Die wohnen in renovierten und energetisch sanierten/optimierten Alt-Eigenheimen. Nach der BTW wird es sicherlich interessant, Fotovoltaik auf die Dächer zu montieren. Die „bösen“ Politiker*innen „schulden“ uns die entsprechende Förderung, und sie werden diese vermutlich bereitstellen. Wenn ich nur wüsste, welche Koalition am meisten ausschütten wird, wäre meine Wahlentscheidung einfacher. (Pardon, ich kann Sie nicht mehr ernst nehmen.)

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    "...machte danach eine Ausbildung als Krankenpfleger. Er arbeitete unter anderem 5 Jahre für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen in Rom und Somalia."



    Und erst FfF hat ihn politisiert? Da bin ich als 72jähriger aber baff.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Das fiel mir auch auf, aber andererseits ist das ja nicht so wichtig, das Gespräch in die gewünschte Richtung zu bringen hat er ja geschafft. Das meine ich keineswegs negativ. Ich selbst würde eine solche Aktion nicht durchführen wollen, bin selbst 74, ich finde nur das wir Alten die jungen Leute unterstützen sollen und uns nicht selbst in den Vordergrund rücken.

  • "Ich würde sagen, dass meine Generation versagt hat in dem Thema."

    Mein Eindruck ist, daß die jüngeren Generationen im Schnitt sehr viel selbstverständlicher den "imperialen Lebensstil" pflegen, der die Klimakatastrophe vorantreibt. Ich kenne viele Menschen, die jünger sind als ich, aber schon weit mehr Kilometer geflogen sind als ich, die ein Auto haben oder häufig eines nutzen, und die die Nutzung ziemlich umweltschädlicher Handys für selbstverständlich halten. Da schließe ich leider viele FFF-Teilnehmer/innen, bei aller Sympathie, mit ein.

    • @Toto Barig:

      Mein Eindruck ist ein ganz anderer.

  • Da er alleine auf der Straße war, lag keine Demonstration vor. Mit höchster Wahrscheinlichkeit ist ein gefährlicher Eingriff im den Straßenverkehr gegeben, strafbar nach StGB.

  • "Ich habe Kinder, Enkel, denen ich keine zerstörte Welt übergeben möchte."

    Mit 72 ist man mitverantwortlich für die Zerstörung, insbesondere als Deutscher aus einem der größten und ältesten Industriestaaten.

    Mit "auf die Straße setzen" kommt man aus der Schuld nicht mehr raus.

    • @Rudolf Fissner:

      Ist eh zu spät,denn der Zustand der eh schon stark ge/zerstörten Welt dürfte sich innerhalb der noch zu erwartenden Lebenszeit des Herrn Hallier kaum zum Positiven wandeln.



      Muß man eben sportlich sehen : Dabei sein ist alles!

      • @Mustardmaster:

        Die Motivation des Herrn Haller kann ich nicht beurteilen, seine Positionierung wird aber m. A. schon etwas bewirken , sei es allein das mehr von uns Älteren die Jungen nicht mehr nur als "Spinner " oder "Faulenzer " sehen sondern als Menschen die an reales, wichtiges Anliegen haben.

    • @Rudolf Fissner:

      Dennoch ist es besser, sich auf die Straße zu setzen, als gar nichts zu tun.

      Der Mann hat meinen größten Respekt.

      • @Jim Hawkins:

        Respekt habe ich auch davor, nur hält er sich in Grenzen.

        Er macht den Klimawandel und seine Beteiligung daran nicht rückgängig. Seine Kinder und Enkel bekommen ihn übergeben. Da kann er sich solange er will auf die Straße stellen.

        • @Rudolf Fissner:

          Wenn es so ist, dann können wir ja alle jede Aktivität in welche Richtung auch immer, bleiben lassen.

          • @Jim Hawkins:

            Wenn Sie meinenq, dann können wir den Kids auch gerne weismachen, dass man durch Sich-Auf-Die-Straße-Stellen den Klimawandel wieder rückgängig machen kann ("keine zerstörte Welt übergeben") in den nächsten 10 Jahren.

            Die Täter von Gestern sind dann die Helden von morgen.

            Also? Aktivität ja. Aber die Täter hochjubeln? Nö. Es ist deren verdammte Pflicht ihre Fehler mit ausbügeln zu helfen.

  • Tolle Aktion!! Bei einer solchen Schieflage ist es total wichtig, nicht nur in den eigenen Bart zu grummeln, dass das doch nicht wahr sein kann, um sich dann wieder in den scheinbaren Notwendigkeiten des eigenen Alltags zu verlieren. Je mehr Menschen öffentlich dafür einstehen, dass sie diese Entwicklung nicht mitgehen werden, umso mehr werden alle erkennen, dass es eben doch anders geht. Von daher, Hut ab und vielen Dank dafür, Herr Hallier!!

    • @draddon:

      > "Bei einer solchen Schieflage ist es total wichtig, nicht nur in den eigenen Bart zu grummeln, dass das doch nicht wahr sein kann, um sich dann wieder in den scheinbaren Notwendigkeiten des eigenen Alltags zu verlieren.¨

      Es ist ja auch so, dass es einem nicht wirklich dabei gut gehen kann, wenn man realisiert, dass die Zukunft vieler Menschen und letztlich viel von dem Leben auf unserem Planeten gerade zerstört wird. Natürlich kann man trotzdem Party machen. fliegen, SUVs fahren, Fleisch essen und sein Haus kuschelig warm halten - und so tun als ob nichts wäre. Aber wirkliche Lebendigkeit ist das nicht, denn Leben besteht auch in der wertschätzenden Verbindung zur Realität und zum Sein um uns herum.

      Kein Wunder, dass so viele Menschen, und immer mehr junge Leute, depressiv werden.

      • @jox:

        Nachtrag: Und eines der wichtigsten Mittel gegen Depression ist: Sich zu wehren.

  • Wir Älteren können nur froh sein, noch nicht wirklich zur Verantwortung gezogen zu werden!



    Aber was nicht ist...

  • naja, auch Alter schützt halt nicht vor Torheit. Ich halte von Blockadeaktionen wenig bis nichts. Ich könnte evtl die Blockade von Castor-Transporten verstehen weil da ein bestimmter Transport mit direktem bezug zu den Protesten be- oder verhindert wird. Aber, sich auf eine Straße setzetn und alle anderen blockieren - Menschen die einen Arzttermin haben und deswegen verpassen, andere die zu spät zur Arbeit kommen, Handwerker die dann Termine nicht einhalten können usw - was soll denn das? Und, einen 72-jährigen wird keiner von der Straße zerren weil er ihn verletzen könnte uch auch diese Rücksichtnahme der anderen wird hier instrumentalisiert. Das Beste ist, dass der Herr Hallier sich auch noch als Held vorkommt. Schwere Fehleinschätzung, Helmut.

    • @Gerald Müller:

      Ich finde auch, dass das Bewusstsein vom Klimawandel keine Proteste legitimiert, in der Autos für 10 Minuten aufgehalten werden! Der Mann produziert doch Opfer, deren Zahl heute noch gar nicht ermessen werden kann! Und dann der wirtschaftliche Schaden! Die Moral!



      Mein Vorschlag: Protest ja, aber ohne zu stören. Das wär lieb.

    • @Gerald Müller:

      > Und, einen 72-jährigen wird keiner von der Straße zerren weil er ihn verletzen könnte uch auch diese Rücksichtnahme der anderen wird hier instrumentalisiert.

      Dreist, ein 72-jähriger, der möchte, dass seine Enkel nicht jeden Monat ein weiteres Ahrweiler erleben.

      Und überhaupt diese ganzen Bürger, die meinen sie hätten irgendwelche Rechte, anstatt dem Staat brav Steuern zu zahlen. der damit das nächste gut "geölte" Zuschussprogramm an eine in jeglicher Hinsicht fossile Industrie aufsetzt.

    • @Gerald Müller:

      > "Aber, sich auf eine Straße setzetn und alle anderen blockieren - Menschen die einen Arzttermin haben und deswegen verpassen, andere die zu spät zur Arbeit kommen, Handwerker die dann Termine nicht einhalten können usw - was soll denn das? "

      Sir, pardon: Ich glaube, sie haben im Gegensatz zu Helmut Hallier das Ausmaß des Problems und den Ernst der Lage noch nicht erfasst.

      Hier noch mal ein Video von Hans-Joachim Schellnhuber zu den Kipppunkten im Klimasystem:

      www.youtube.com/watch?v=sRQMm7joLlg

      Hier noch mehr von Ihm bei Jung & Naiv:

      www.youtube.com/watch?v=5UKySSUv8QI

      Das ist sehr interessant und sehenswert, aber ganz kurz gefasst saft er: Wenn wir so weiter machen, Business as usual, kommen wir auf Erwärmungen von vier Grad und mehr, und das ist das sichere Ende der Menschlichen Zivilisation.

      Und da liegt vielleicht ein Mißverständnis vor - "das Ende der menschlichen Zivilisation" meint nicht, dass jemand seinen Arzttermin verpasst, Leute, Gott bewahre, zu spät zur Arbeit kommen, oder Sie ihre Büroklammern nicht rechtzeitig bekommen.

      Es meint keine Behelfs-Trinkwasserversorgung vom THw in Ahrweiler, oder eine weggespülte Schule.

      Es meint auch nicht solche Dinge wie die Brände in Spanien, wo Leute vom Strand evakutiert werden mussten vor haushohen Flammen, und Löschflugzeuge pausenlos anfliegen mussten.

      Es meint keinen Arzt mehr, keine Arbeit, zu der man zu spät kommen könnte, keine Handwerksbetriebe. und auch keine Büroklammern.

      Es meint, dass es wieder haushohe Flammen gibt, aber keine Flugzeuge, und keine Boote, die jemand herausholen könnten. Und kein Trinkwasser. Es meint, dass da niemand mehr ist, der Tante Erma, deren Füsse allein noch aus dem Schlamm heraus gucken, begraben kann. Dass da auch niemand mehr ist, der die kleine Ida, von der unterhalb des Knies nur noch Knochen da sind, wie das bei Wasserleichen so ist, begraben kann. Es meint, dass sich das millionenfach wiederholt.

      • @jox:

        "Die Politik *schuldet* uns Menschen, dass sie unsere Interessen vertritt und zumindest unser Leben schützt. Volksvertreter, die das zugunsten der Interessen von Firmen verweigern, gehören einfach in den Knast."

        Was heißt denn "unsere Interessen" eigentlich genau? Ich würde mal sagen im einer stark konsumorientierten Wohlstandsgesellschaft wie der unseren bedingen sich die Interessen von " Firmen","der Wirtschaft" auf der einen und dem Großteil der Bevölkerung (Konsumenten) auf der anderen Seite ,gegenseitig.Wer für eine mehr als nur symbolische Lebensstilbeschränkung



        plädiert,hat nur sehr wenige Mitbürger auf seiner Seite.Zumindest unter den Wahlberechtigten. Das haben die Grünen doch immer wieder in Ihrer Geschichte erlebt und das ist immer noch so. Es wird nun seit einiger Zeit der grüne Kapitalismus propagiert:Konsum wie gehabt, aber umweltfreundlicher. Dafür kriegt man mehr Stimmen,aber (Selbst)Betrug ist es trotzdem.



        Es ist natürlich immer einfacher die Schuld auf andere (Politik,Wirtschaft) zu schieben,als sich auch seiner Mitverantwortung bewußt zu sein. Ist IHNEN z.B. bewußt das sie alleine mit Ihrer ach so (selbst) gerechtfertigten Forderung für zusätzliche CO2-Emission verantwortlich sind? Tja...

      • @jox:

        Reden wir hier über die Folgen eines nuklearen Krieges?



        Das Endzeitszenario ist nur bedingt realistisch. Ist nämlich auch eine Frage wo man lebt. Sowohl geografisch betrachtet ,als auch von den wirtschaftlich -technischen Möglichkeiten. Die Schweiz und Österreich werden wohl kaum direkt vom steigenden Meeresspiegel betroffen sein. Für Bangladesch und die Niederlande hingegen dürfte das ein ernsthaftes Problem sein.Aber die Niederländer haben einfach bessere Möglichkeiten und Voraussetzungen das Meer auch zukünftig aus dem Land zu halten. Ähnliches gilt auch für viele andere Länder vom oberen Ende der globalen Reichtumsskala. Während anderseits das beschriebene Szenario für ärmere Länder schon länger Realität ist ,sobald sich da irgendeine größere Katastrophe ereignet.



        Das "sichere Ende der Menschlichen Zivilisation" gilt nicht für alle gleichermaßen.



        Fett schwimmt oben! Mag zynisch sein ,aber eben auch realistisch.

        • @Mustardmaster:

          Wenn Klimaforscher vom möglichen Ende der menschlichen Zivilisation reden, meinen sie das durchaus ernst. Das sind Möglichkeiten in Wenn-Dann Szenarien, keine belletristschen Werke oder Prophezeihungen von Nostradamus.

          > Die Schweiz und Österreich werden wohl kaum direkt vom steigenden Meeresspiegel betroffen sein.

          Wie Sie am Beispiel von Ahr und Erft sehen können, gibt es bereits bei einer Erwärmung von 1 Grad vielfältige andere Möglichkeiten als ein steigender Meeresspiegel. Europa wird massiv betroffen sein spätestens wenn die Golfstrom, beziehungsweise die sogenannte Nordatlantische Zirkulation, zusammenbricht, und das könnte bei stärkeren Erwärmungen relativ schnell passieren - wir wissen es nicht genau. Jedenfalls hätte das unvermeidlich massive Auswirkungen auf das Wetter in Europa, wie sehr kalte Winter und sehr viel trockenere Sommer - deutlich weniger Nahrungsmittel stünden zur Verfügung.

          Was sie auch sehen müssen : Wir haben einen Weltmarkt für Nahrungsmittel und die Zeiten wo die Europäer automatisch die reichsten und damit zahlungskräftigsten und am besten Versorgten waren, nähern sich dem Ende. In Zukunft kann auch eine schlechte Ernte in China bedeuten, dass bei uns das Getreide knapp und teuer wird. Die Lieferengpässe bei Dingen wie Stahl und Holz illustrieren das vielleicht gerade.

    • @Gerald Müller:

      "Menschen die einen Arzttermin haben und deswegen verpassen, andere die zu spät zur Arbeit kommen, Handwerker die dann Termine nicht einhalten können usw - was soll denn das?"



      Sie haben im Eifer des Kommentierens, all die Rettungswagen vergessen, die womöglich blockiert worden wären. ;-)



      " Und, einen 72-jährigen wird keiner von der Straße zerren weil er ihn verletzen könnte uch auch diese Rücksichtnahme der anderen wird hier instrumentalisiert."



      Eben, dieser Erpresser! Was fällt dem ein, das Gewissen der Umstehenden in Geiselhaft zu nehmen!? ;-)



      "Das Beste ist, dass der Herr Hallier sich auch noch als Held vorkommt."



      Ja, genau, der ist kein Held sondern Zeitdieb!elf ;-)



      ...



      Etwas ernster zum Unterschied - zur Arbeit kann mensch später kommen, Fenster können später eingebaut werden, ausgelöste Klimakipppunkte können nicht "zurückgesetzt" werden. Auf notwendige Klimapolitik hinzuweisen ist ein wichtiges Politikum dieser Tage.

    • @Gerald Müller:

      "Alle anderen" werden hier nicht blockiert - nur die Idioten die partout meinen sich rücksichtslos per Verbrennungsmotor-CO2-Schleuder durch die Stadt bewegen zu müssen. Menschen die ohne Motor unterwegs sind, wurden hier wohl nicht nennenswert behindert. Die größte Behinderung für Outofahrer sind i.A. andere Outos.