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25.04.2024 , 18:21 Uhr
Das Problem hat eigentlich zwei Teile: Wir sind in der Nachkriegszeit in eine Welt des ständig wachsenden Wohlstands hineingewachsen, also zumindest in den Industrieländern. Das bedeutet, wir definieren uns über das Materielle, über das, was wir uns leisten können. Das ist in jeder gesellschaftlichen Schicht - je nach Geldbeutel - etwas anderes. Auch der oft kritisierte Arbeitsfetisch ist eigentlich nur Mittel zum Zweck - es geht nicht um Befriedigung durch Arbeit (sonst gäbe es viel weniger Bullshitjobs), sondern um die Befriedigung durch die Dinge, die uns durch unsere Einkommen ermöglicht werden. Das zweite Problem ist, dass die Politik es geschafft hat, die Verantwortung für das Abwendens der Klimakatastrophe an den Einzelnen delegiert, anstatt regulierend und gestaltend einzugreifen. Es ist sattsam bekannt, dass es zwar toll ist, Müll zu vermeiden, mehr Rad/ÖPNV zu fahren, auf Fleisch zu verzichten und privat nicht mehr zu fliegen, aber es staatliches Handeln nicht ersetzen kann. Doch die Regierungen drücken sich nach wie vor aus Angst vor Akzeptanzverlust.
zum Beitrag19.04.2024 , 10:07 Uhr
Die Grünen in Hamburg haben bisher noch nie wirklich etwas verhindert, das die SPD wollte. Warum sollte es diesmal anders sein?
zum Beitrag08.02.2024 , 12:01 Uhr
Nein. Einfach nein. Die Entscheidung, eine Publikation nicht mehr im eigenen Laden (oder der eigenen Kette) anbieten zu wollen, verletzt die Pressefreiheit in keinster Weise. Es gibt kein Recht darauf, jede Postille flächendeckend - oder überhaupt - im Handel vorzufinden. Pressefreiheit kann nur vom Staat selbst eingeschränkt werden, und der hat mit dieser Entscheidung, das braune Blatt nicht mehr durch Verbreitung zu unterstützen, nichts zu tun.
zum Beitrag03.12.2023 , 22:05 Uhr
Die Überlegungen sind leider furchtbar theoretisch. Israel hat bereits versucht, den Status als Schutzmacht an Ägypten abzugeben, doch Ägypten hat dankend abgewunken. Es ist eine unbequeme Tatsache, dass kein Land sich mit Palästinensern, Hamas und anderen radikalisierten Gruppen abgeben möchte. So, wie es momentan aussieht, kann keine Schutzmacht der Welt die Hamas davon abhalten, Israel weiter zu beschießen, und wenn welche Schutzmacht auch immer sie versucht, davon abzuhalten, diese gleich mit zu bekriegen. Die Hamas wird jede Bemühung um Frieden verhindern, weil sie keinen Frieden mit Israel will. Sie wollen Israel nicht. Und dafür gibt es - so wie es aussieht und der Konflikt sich über Jahre und Jahrzehnte gestaltete - momentan keine gangbare friedliche Lösung, die ad hoc funktioniert. Und ja, ich denke auch an die Palästinenser:innen. Leider hat die Gescchichte gezeigt, dass Frieden und Intervention von außen nie funktionieren, wenn die Bevölkerung nicht die Kraft oder die Einsicht zur Selbstbefreiung hat. Siehe Afghanistan, siehe Irak etc.
zum Beitrag10.09.2023 , 15:02 Uhr
Ach, Frau Dr. Bohne ist ein deutscher Jagdterrier? Ich muss gestehen, dass ich nach den Fotos auf Twitter immer dachte, sie wäre ein Rauhaardackel ... *schäm*
zum Beitrag04.09.2023 , 21:51 Uhr
Dachau ist die Gedenkstätte, die nicht nur mit Juden in Verbindung gebracht wird, sondern auch (und vielleicht zuerst) mit der Inhaftierung politischer Gefangener, die dort bereits ab 1933 eingesperrt wurden (auch wenn unter diesen selbstverständlich auch Juden waren). Jüdische Häftlinge kamen in größerer Zahl erst später dorthin. Insofern dürfte Aiwanger dort noch am wenigsten stören, auch wenn dieser "Pflichtbesuch" unpassend und unangemessen ist. Es sind nämlich Gedenkorte, durch die man Leute wie Aiwanger nicht durchtrampeln lassen sollte.
Problematischer finde ich die Aufforderung, er solle sich mit jüdischen Gemeinden in Verbindung setzen. Das ist eine Zumutung, die von mangelnder Empathie nur so strotzt.
Die Kernaufgabe jüdischer Gemeinde besteht in der Organisation jüdischen Lebens, nicht in der Beschulung Unbelehrbarer. Es ist für Überlebende der Shoah und deren Nachkommen, die sich schließlich auch in den Gemeinden organisieren, viel traumatisierender, sich mit Aiwangers Schmutz und Nazischeiß auseinandersetzen zu müssen, damit letzerer sowie Söder sich besser fühlt.
zum Beitrag17.08.2023 , 18:31 Uhr
Nein, wir brauchen keine verpflichtende Konfliktberatung (ein freiwilliges Angebot für die, die im Zwiespalt sind, allerdings schon). Wir brauchen keine Politik, die in die körperliche Autonomie von Frauen eingreift. Wir brauchen ein System, das Frauen endlich zutraut, eine qualifizierte und zum Leben passende Entscheidung pro oder contra Kind zu treffen. Wir sind nämlich nicht die Gebärmaschinen des Staates.
zum Beitrag27.06.2023 , 19:14 Uhr
Der Kemmerich-Gratulant mal wieder mit Wirtschafts-Tunnelblick. Aber wenn man ein Hammer ist, sieht eben alles wie ein Nagel aus. m(
zum Beitrag09.06.2023 , 13:55 Uhr
Wtf? Quo vadis, Eisenberg? Diese "altgediente", exorbitante vier Jahre alte Tradition gehört auf den Müllhaufen der Stadtgeschichte. Ich denke, es ist ein Beschwören der gar nicht so guten alten Zeit. Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke (Jahrgang 66, wir sprechen also von den frühen Siebzigern), so ging ist zum Kinderfasching als indigene Amerikanerin und einmal als Roma-Frau (natürlich damals anders benannt). Meine Eltern waren keine Rassist:innen, aber kein Mensch hat damals über so etwas nachgedacht, und auch die Betroffenen dieser diskriminierend-klischeebeladenen Kitschdarstellungen konnten sich damals kein Gehör verschaffen. Auch waren zweifelhafte Namen bei zweifelhaften Produkten der Kulinarik gang und gäbe. Und? Es war falsch, es war verletzend, aber der Mensch trägt die Möglichkeit zu lernen in sich. Leider wird diese Möglichkeit von zu vielen nicht wahrgenommen oder sogar durch zweifehlafte Wortwahl und Handlung konterkariert, weil man sich dadurch in seiner "Freiheit" eingeschränkt fühlt. m(
zum Beitrag09.06.2023 , 13:44 Uhr
Söder sollte deutlich weniger reden. Vor allem sollte er sich an der Realität orientieren. Die Kirchen verlieren rasant an Mitgliedern, und zum allerersten Mal gibt es in Deutschland mehr Nicht-Christ:innen als Christ:innen (organisiert in Kirchen). Es gibt überhaupt kein Anzeichen, dass sich dieser Trend umkehrt. Menschen glauben nicht mehr an den Gott der Kirchen oder leben ihr Christentum außerhalb der organisierten Frömmigkeit. Man kann das gut oder schlecht finden, aber es ist so.Anstatt von Kreuzen im öffentlichen Raum und (völlig sinnbefreit) von Bratwürsten zu schwafeln, sollte Söder sich lieber für die inzwischen völlig unangemessene Bevorzugung der Kirchen in Deutschland engagieren. Vertreter:innen in zentralen Gremien, staatlicher Kirchensteuereinzug und die Zwangsgestaltung deutscher Freizeit (z. B. an stillen Tagen) passen nicht mehr in unsere Zeit und gehören abgeschafft. Religion, Glauben und Spiritualität sind Privatsache.
zum Beitrag08.06.2023 , 14:43 Uhr
In Kirchen jeglicher Konfession gehe ich nur aus kunsthistorischem Interesse, aus der evangelischen Kirche in die ich hineingeboren wurde, bin ich mit Anfang zwanzig ausgetreten und habe nie zurückgeschaut. Es war in meiner Familie eine Traditionsfrage - beide Seiten waren Protestanten seit der Reformation. Geglaubt wurde überwiegend nicht, und wenn, dann ohne Kirchenkontext. Faszinierend finde ich, dass bei derartigen Artikeln praktisch nie der Grund genannt wird, warum ich austrat und viele andere Menschen auch die Kirche (unabhängig von der Konfession) verlassen: Ich glaube einfach nicht an Gott. Ich glaube nicht, dass es einen Gott gibt, schon gar nicht den, der in der Bibel beschrieben wird, aber auch nicht einen, der abstrakter interpretiert wird. Warum also hätte ich in einer Institution verbleiben sollen, dessen Geschäftsmodell für mich einfach nicht passt, noch nie gepasst hat und auch niemals passen wird.
zum Beitrag04.06.2023 , 14:31 Uhr
Das ist eine sehr deutsche Diskussion. Erstens stigmatisierten die Nationalsozialisten Leute als "asozial" oder "Berufsverbrecher", bei deren Delikten man heute nur noch müde lächeln würde. Warum sollte man einen Mann, der gestohlen hat, nicht auszeichnen, weil er Menschenleben rettete? Das ist einfach lächerlich, schließlich sind es nur Sachen, Gegenstände und damit ersetzbar.
Btw: Oskar Schindler war jemand, den man in beruflicher Hinsicht durchaus als Hochstapler bezeichnen könnte. Dennoch hat er eine in humanitärer Hinsicht eine unglaubliche Leistung vollbracht, immer unter Gefährdung des eigenen Lebens. Israel hatte nie Probleme, seinen Mut und seine Menschlichkeit anzuerkennen, anstatt seinen zweifelhaften Umgang mit bedrucktem Papier (aka Geld) in den Vordergrund zu stellen. In Deutschland dauerte die Würdigung seiner einmaligen Rettungsaktion mal wieder länger.
Man sieht auch im Strafrecht bzw. in Gerichtsurteilen, dass Sachwerte oft höher bewertet werden als körperliche Unversehrtheit. Das hat manchmal schon eine monströse Dimension.
zum Beitrag08.05.2023 , 21:09 Uhr
Was auch ein Faktor sein dürfte: Die öden Innenstädte, die sich architektonisch und vom Angebot her gleichen wie ein Ei dem anderen. Wer in der Innenstadt einkauft, kann das in jeder beliebigen Metropole tun, er wird immer mit dem gleichen öden Kram der immer gleichen öden Ketten herauskommen. Individuelle, inhabergeführte Läden findet man in den Innenstädten kaum noch. Dazu ist die Aufenthaltsqualität meist mit der einer Autobahnzufahrt zu einer siffigen Autobahnraststätte vergleichbar. Die Aussage ist klar: Kauf, konsumier, iss, trink oder hau ab. Es gibt keine Anwohner:innen, die ihr Quartier mitgestalten, da Wohraum konsequent aus den Stadtzentren verdrängt wurde.
zum Beitrag04.02.2023 , 14:48 Uhr
Wenn du das nicht weißt, dann informiere dich halt. Ich bin kein Informationsbüro - oder nur, wenn man mich dafür bezahlt. Mein Stundensatz liegt bei € 60.
Ansonsten habe ich kein Problem mit Meinungsfreiheit. Es gehört übrigens zur Meinungsfreiheit dazu, Meinungen widersprechen zu dürfen. Aber damit haben die offensiven Meinungsfreiheitswedler, die Widersprechenden da Probleme mit der Meinungfreiheit andichten, ja selbst so ihre Schwierigkeiten.
zum Beitrag02.02.2023 , 19:33 Uhr
Ah ja, in den Kommentaren das übliche Islamgebashe, es geht ja wohl nicht ohne m( Und Suffeule Harry Rowohlt würde ich zu dem Thema eher nicht konsultieren.
Die Diskussion wird durchaus geführt, doch leider nicht auf der notwendigen gesellschaftlichen Ebene, sondern in den Familien, die vom Alkoholismus eines oder mehrerer Mitglieder nachhaltig beschädigt werden. Das ist ein Desaster, das weit über die persönliche Entscheidung, übermäßig Alkohol zu konsumieren, hinausgeht. Die Naivität, mit der Saufen hierzulande zelebriert wird, ist erstaunlich und auch verwerflich. Und nein, ich bin keine Antialkoholikerin, ich trinke nur sehr, sehr wenig. Dennoch habe ich die anödenden, übergriffigen Diskussionen, warum ich in bestimmten Situationen nicht trinke (weil ich keine Lust habe, ihr Honks), genauso, wie Menschen, die gar nicht trinken - aus welchen Gründen auch immer.
zum Beitrag02.02.2023 , 19:11 Uhr
Ganz ehrlich, man muss auch gönnen können, und als Angehörige der älteren Generation sollte ich mich mit Kritik ein wenig zurückhalten, auch wenn ich mittlerweile nicht mehr fliege (aus Umweltgründen). Aber ich habe meine Reisen gemacht und bin in den Achtzigern geflogen, als gäbe es kein Morgen. Die junge Generation ist in mehr als einer Hinsicht Generation Arschkarte: nicht nur, dass wir ihnen eine Welt in Trümmern übergeben, wurden sie und ihre Bedürfnisse auch während der Corona-Pandemie von der Politik konsequent vernachlässigt. Wir brauchen politische Maßnahmen, um die Klimakatastrophe vielleicht noch aufhalten zu können, zumindest zum Teil. Individuelle Entscheidungen werden es nicht reißen. Wenn die beiden ihren lang gehegten Traum erfüllt haben, so sollte man es ihnen gönnen. Genießt es und zerfleischt euch nicht.
zum Beitrag28.11.2022 , 10:31 Uhr
Herr Reichelt, sind Sie das?
zum Beitrag15.11.2022 , 12:46 Uhr
Im Großen und Ganzen stimme ich dem Artikel zu. Grünes Wachstum gibt es nicht, wir müssen als Gesellschaft endlich auch über Verzicht sprechen. Das betrifft nicht alle, denn wir haben eine Bevölkerungsschicht, bei denen Verzicht schon lange eine Notwendigkeit ist: Transferleistungsempfänger:innen und Menschen mit prekärer Beschäftigung. Ebenso wahnsinnig ist es, die wenigen verbleibenden Flächen mit Beton zuzuballern, auch wenn es für Wohnraum ist. Allerdings ist das mit dem verfügbaren, aber leer stehenden Wohnraum so eine Sache. Die stehen nämlich nicht dort, wo die Arbeitsplätze sind, die man nun mal braucht, um wohnen zu können, sondern in strukturschwachen Gegenden. Da fällt uns die versäumte Digitalisierung mal wieder auf die Füße.
zum Beitrag13.09.2022 , 14:36 Uhr
Na, durch das Einsehen des entsprechenden Datensatzes. Da ist das Geschlecht erfasst und auch eventuelle Änderungen m(
zum Beitrag04.12.2021 , 19:23 Uhr
klingt ja grauenvoll.
zum Beitrag10.11.2021 , 11:39 Uhr
Ich als weiße, deutsch gelesene Frau habe keine persönlichen Erfahrungen mit Rassismus gemacht (auch wenn ich ihn als Zeugin natürlich erlebe). Und ich kann Frau Banze wirklich gut verstehen, dass sie keine Lust hat, sich zu rechtfertigen und sich bestimmten Fragen zu verweigern. Es macht das Leben nämlich leichter, und das kann ich aus eigener Erfahrung (natürlich im ganz anderen Kontext) bestätigen. Gerade Frauen müssen sich oft für jeden Quark rechtfertigen, weil sie Frauen sind, und sich dem zu verweigern stärkt die eigene Autonomie. Es ist einfach befreiend, z. B. auf Fragen wie "warum hast du so kurze Haare? Bist du lesbisch?", "warum trinkst du keinen Alk, ist doch eine Party" oder "warum machst du X und nicht Y" einfach nicht zu antworten. Weil ich kein Auskunftsbüro bin und es niemanden etwas angeht, warum ich Dinge tue, wie ich sie tue, oder warum ich etwas nicht tue. Es ist schön, so etwas in einer Zeitung zu lesen.
zum Beitrag03.11.2021 , 14:50 Uhr
Moin,
ein Hinweis, ob und wo man diese Serie sehen kann, wäre ganz zauberhaft gewesen.
zum Beitrag12.09.2021 , 20:14 Uhr
Ich finde, man kann die Proteste trotz der bayerischen Law-and-Order-Volldurchgriff-Mentalität durchaus als Erfolg werten, auch wenn z. B. eine Blockade nicht gelang bzw. versucht wurde. In der Berichterstattung war sehr viel von Demonstrationen, Pfefferspray, Kesselungen, unverhältnismäßigen Übergriffen durch Polizist:innen, Angriffe auf Pressevertreter:innen (und damit auch auf die Pressefreiheit), Durchsuchungen, Festsetzungen wegen Aufklebern, Polizisten, die zu blöd sind, einen Zaun zu übersteigen, Beschränkung des öffentlichen Raums für die Bürger:innen, Fahrradsternfahrten etc. zu sehen und zu lesen. Sehr wenig berichtet wurde hingegen über automobile Neuheiten, wofür die IAA ja eigentlich steht. Insofern: Sehr vieles richtig gemacht. Die IAA ist nicht mehr, was sie mal war, und das wird sie wohl auch nie wieder sein.
zum Beitrag10.09.2021 , 21:13 Uhr
Es wäre aber schon angebracht, die Programme nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen: Die Linke fordert kein Grundeinkommen. Die Idee hat in der Partei keine Mehrheit. Was gefordert wird, ist eine Abschaffung von HartzIV und das Ersetzen durch eine Zahlung, die für ein Leben in Würde reicht, wie auch bei der Rente. Warum es da so eine Panik gibt, ist unverständlich, denn das Geld würde sofort in die Binnenkonjunktur fließen.
zum Beitrag09.09.2021 , 16:19 Uhr
Was die Leute von der CDU und andere selbst ernannte Sprachwächter nicht verstehen: Sprache ist immer in Bewegung, muss in Bewegung sein und sich verändern, sonst wechselt sie recht schnell ins Lager der toten Sprachen. Wir befinden uns an einem Punkt, an dem von der Sprache verlangt wird, sich gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen, das heißt, Frauen sowie Diverse sichtbar zu machen. Das bedeutet auch, dass man Formen und Darstellungen ausprobieren muss. Dieser Prozess wird andauern, bis sich die Gesellschaft auf eine Form geeinigt hat. Natürlich bringen solche Phasen des sprachlichen Umbruchs auch Skurrilitäten und manches hervor, das nicht recht praktikabel erscheint. Doch es mag ein Trost sein, dass vieles davon nicht überdauern wird. Bis man sich - wie erwähnt - auf eine Form einigt.
zum Beitrag27.07.2021 , 20:07 Uhr
Diese Obsession, einen für Schwarze Menschen beleidigenden und herabwürdigenden Begriff zu verwenden, gibt es auch in einem ganz anderen Zusammenhang: Wenn thematisch völlig unbeleckte Leute sich lautstark und häufig über Judentum und/oder Israel verbreiten, obwohl beides ihre Lebenswirklichkeit überhaupt nicht berührt (nicht gemeint sind hier ausgewiesene Nazis oder Antisemit:innen, sondern "ganz normale" Menschen, die sich dadurch immer und unfehlbar zum Obst machen). Warum das so ist, dürfte ein dankbares Forschungsfeld für Psycholog:innen und Soziolog:innen sein, laienhaft könnte man die Lust am Tabubruch annehmen.
zum Beitrag23.07.2021 , 02:11 Uhr
Ein weiteres Superspreader-Event, das in Europa die Infektionszahlen mit der Delta-Variante hochtrieb, so wie bei der Europameisterschaft dieses Jahr, braucht wirklich kein Mensch. Vielleicht werden es die ehrlichsten Spiele seit langer Zeit sein, die den Zuschauer:innen, die sich diesen öden Zirkus aus der Sicherheit des heimischen Wohnzimmers heraus antun, eines glasklar vor Augen führen: dass die heutigen Olympischen Spiele nichts weiter als banale Gelddruckmaschinen für das Olympische Komitee sind. Man drückt den ausrichtenden Ländern absurde Infrastrukturen aufs Auge, die zumeist langfristig völlig übeflüssig sind und nach dem Spektakel vor sich hin rotten. Die Buntheit des internationalen Betriebs kaschierte diese ernüchternde Tatsache in der Vergangenheit wenigstens für die Dauer der Veranstaltung, doch diesmal werden die olympischen Spiele genau so im Fernsehen zu sehen sein, wie sie in Wahrheit längst sind. Und das ist vielleicht auch ganz gut so. Die Japaner:innen, die mehrheitlich keine Lust auf diesen Quatsch haben, sind jedenfalls nicht zu beneiden: Die Spiele haben schon vor Beginn eine stattliche Anzahl Organisatoren (Frauen und Diverse nicht mitgemeint) wegen diverser Verhaltensauffälligkeiten verloren, und es gibt schon fast 100 mit Corona Infizierte. Das macht absolut keine Lust auf mehr: Olympia zum Abgewöhnen.
zum Beitrag02.07.2021 , 11:44 Uhr
Liebe taz,
was ist denn bei euch los? Ein Journalist, der sich schon länger aus dem seriösen Zweig seiner Zunft verabschiedet hat, verbreitet sich unendlich lang über seine Penisprothese im Leitartikel? Ich sehe durchaus eine gewisse Komik in diesem Interview, weil er ein Auto liebt, das nicht anspringt (so wie eine Frau, die nicht mit ihm spricht, um sich mal schnell in die Poschardt'sche Gedankenwelt hinein- und auch ganz schnell wieder hinauszubegeben). Dieser Fetisch zum Dysfunktionalen, einem teuren Fast-Schrotthaufen (denn etwas anderes ist ein Auto, das nicht fahren will und nicht reparaturfähig ist, schließlich nicht) ist natürlich recht aufschlussreich, aber letztendlich ganz und gar belanglos. Wenn man dieser öden Persönlichkeit, die sich hier (mal wieder) entlarvt, unbedingt Raum geben muss, reicht doch eine Achtelseite völlig aus.
zum Beitrag23.05.2021 , 10:52 Uhr
Liebe Taz,
das sind nicht "vier Jungs" aus Rom, sondern drei und ein "Mädchen" (also eine Frau). So viel Zeit muss sein. ;)
zum Beitrag02.03.2021 , 12:58 Uhr
Ja, das Problem männlichen Gockelgehabes bei der Hamburger Polizei ist bekannt. Auch die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen und die Unglaubwürdigkeit der Gegendarstellungen. So auch hier: Man verfolgt einen Jugendlichen, der sich nicht an die Corona-Regeln hält, demoliert dabei den Einsatzwagen, touchiert fast zwei zu Fuß verfolgende Koleg:innen. Wäre der Jugendliche gestürzt oder auch nur gestolpert, wäre er jetzt vermutlich schwer verletzt oder tot. Dananch müllt der Blaue Sturmtrupp die Redaktionen mit Papier voll, das erklären soll, wie super alles war. Die Hamburger Polizei kann Mitteilungen herausschicken, bis das Faxgerät auseinanderfällt: Solange Corona-Leugner:innen bei ihren Kundgebungen ohne Abstand und Maske singend die Innenstadt belagern, während die Polizei untätig daneben steht, kann man diese Trachtengruppe mit PS-Fetisch einfach nicht ernst nehmen.
zum Beitrag15.02.2021 , 16:34 Uhr
Meine verstorbene Großmutter hätte gesagt: So einen Artikel kann nur ein Mann schreiben. Ich versuche es mal differenzierter: Die Aussage des Artikels ist natürlich irgendwie eine Zustandsbeschreibung, dass zu wenig der angebotenen Bekleidungswaren gekauft werden. Aber das ist nicht das ganze Problem. Wir leben in einer Gesellschaft, in der einfach zu viel Kleidung produziert wird. Ein guter Teil rangiert knapp über dem Müllstatus. Es gibt seit Jahren Erhebungen, die alarmieren: Es wird massenhaft vor allem günstig gekauft, wenig oder nie getragen und schnell entsorgt. Da heute gilt, je günstiger desto Plastik, verstärkt dieses Verhalten das Mikroplastik- und das Abfallproblem. Wir sehen also einen jahrelangen Missstand durch die Pandemie teilweise ins Groteske verstärkt. Die Massenproduktion an Trashware führte zu verödenden Innenstädten, zu jährlichen Rabattschlachten, bei denen Kund:innen noch mehr Dinge kaufen, die sie nicht oder kaum tragen, zum langsamen Sterben kleiner, inhabergeführter Boutiquen mit individuellerer Mode. Wo zu viel produziert wird, wird eben auch viel weggeworfen. Vielleicht ist Corona die Chance, dass der Markt der Bekleidungsindustrie sich auf ein gesundes Maß zusammenzieht. Weniger Masse, mehr Klasse, mehr Fairness gegenüber denen, die diese Waren in Schwellen- und Drittweltländern für unsere Überflussgesellschaft produzieren. Und endlich, endlich auch mal weniger Müll.
zum Beitrag30.01.2021 , 11:14 Uhr
Mal abgesehen davon, dass ich solche Leute für eher abschreckend halte, finde ich die Anzahl der Rechtschreibfehler in dieser Kolumne schon tragisch. Habt ihr kein Lektorat mehr?
zum Beitrag12.05.2020 , 12:37 Uhr
Kommentare wie dieser sind der Grund, warum ich Männern bei diesem Thema nicht mehr zuhöre. Die Entscheidung, ein Kind auszutragen, liegt, was die Last angeht, zum allergrößten Teil bei der Frau. Nicht nur, was die Schwangerschaft angeht, sondern auch die Zeit danach. Dieses Schwadronieren von "ungeborenem Leben" (das ziemlich lange außerhalb des Uterus gar nicht lebensfähig ist) plus Menschenwürde trifft Schwangere mit voller Wucht, die nach der Geburt sehen können, wo sie bleiben, wenn das Umfeld nicht stimmt. Und die Vision einer Abbruchsmöglichkeit bis zur Geburt ist auch einfach lächerlich. Hier kann der Gesetzgeber regulierend eingreifen und hat das in Ländern mit vernünftigem, frauenfreundlichen Abtreibungsrecht auch getan. Da Frauen nun mal Kinder austragen, muss die Entscheidung, ob sie das tun wollen, auch ihnen obliegen, und zwar ohne Wenn und Aber. Männer haben nicht das Recht, über weibliche Körper zu entscheiden. Wir leben nicht mehr im Mittelalter und auch nicht in einer Theokratie.
zum Beitrag21.03.2020 , 20:53 Uhr
Alte weiße Männer, die Alte-weiße-Männerdinge tun. Braucht kein Mensch. Seine Liebe zu Großbritannien kann man auch auf zeitgemäße Weise ausdrücken.
zum Beitrag30.10.2019 , 13:51 Uhr
Tja, das ist sicherlich alles richtig, was in diesen Berichten steht. Die wichtigste Information, die zwischen den Zeilen durchscheint, wurde jedoch nicht formuliert: Dass öffentliche Dienste in UK zu Tode gespart wurden, nicht nur die Feuerwehr, auch die Polizei, öffentliche Bibliotheken und vieles mehr. Willkommen im kleinen neoliberalen Eliteparadies.
zum Beitrag18.09.2019 , 19:52 Uhr
Ich bin da eher skeptisch. Die Hamburger Grünen waren, seit sie an Regierungen beteiligt waren, als solche nicht zu erkennen - bis hin zur Unterstützung einer absurden Olympia-Kandidatur als "Grüne Spiele". Insofern glaube ich nicht an einen grundlegenden Sinneswandel.
zum Beitrag27.07.2019 , 20:20 Uhr
Ich auch nicht, aber das ist mir auch als Frau egal, denn es ist wirklich sehr heiß, und ich sehe gar keinen Grund zur befremdlichen Selbstkasteiung, weder bei mir noch bei anderen. Ich muss die Leute ja nicht heiraten.
Ich bevorzuge übrigens eine saubequeme Sandale mit breiten schwarzen Riemen. Hergestellt in England, von einer Firma die sonst eher mit Stiefeln bekannt wurde. Aber ich habe auch pink-orange Birkenstock-Zehengreifer. Und ich benutze sie.
zum Beitrag27.07.2019 , 20:15 Uhr
Dies ist wirklich sehr deutsch. Wahnsinnig freudlos, angstinduzierend und ein klein wenig pedantisch. Ich habe die warmen Monate meiner Kindheit ohne Schuhe verbracht. So richtig lebensbedrohlich war das nicht, Dafür bequem, praktisch und sinnlich. Aber letzteres ist ja hier nicht so das Thema, nech? Ich lies die Sitte wiederaufleben, als ich einen Monat in einem Kibbutz verbrachte. Den Füßen ging es prima dem Arm nicht so, denn die Feuerqualle, die mich erwischte, hätten Schuhe auch nicht abgehalten.
zum Beitrag17.07.2019 , 13:32 Uhr
Dass so eine Forderung von der Bertelsmann-Stifung kommt, ist erwartbar. Wirklich befremdlich hingegen ist, dass diese Studie einer dem Neoliberalismus und der Marktradikalität verpflichteten Stifungen in den Nachrichten und den Medien behandelt wird, als wäre der Bertelsmann-Hintergrund dort völlig unbekannt.
zum Beitrag14.07.2019 , 14:31 Uhr
Als Judaistin habe ich mich ausgiebig genug mit der Geschichte des Nahost-Konfliktes beschäftigt, um zu verstehen, dass man bei keiner der beiden Seiten pauschal von Gut oder Böse, im Recht oder im Unrecht sprechen kann. Dazu ist die Situation zu unübersichtlich, zu vielfältig und zu verquast. Ich unterstütze BDS ausdrücklich nicht, denn trotz aller Defizite und der mehr als kritikwürdigen Situation ist und bleibt Israel die einzige Demokratie im Nahen Osten. Wenn man die boykottiert, dann muss man Staaten wie Syrien oder Ägypten erst recht boykottieren. Und zweitens nehme ich da durchaus eine deutsche Haltung ein: Der Boykottaufruf hat einen sehr starken Gout, und zwar nach "kauft nicht beim Juden". Was BDS angeht, so mag der Verein als Ganzes nicht antisemitisch sein, einzelne Mitglieder sind es sehr wohl, wie ich im persönlichen Gespräch feststellen durfte. Einhergehend mit einem beklagenswerten Bildungsdefizit ("UNO-Teilungsresolution von 1948 - hä?"). Israels Palästinenserpolitik IST kritikwürdig, aber die der Nachbarstaaten ist es auch. Natürlich darf man Israel kritisieren, aber dies muss differenziert geschehen, unter Berücksichtigung der historischen Fakten. Ich zweifle außerdem, dass sich eine (in meinen Augen erstrebenswerte) Zweistaaten-Lösung dadurch erzielen lässt, dass man kein Sodastream oder keine Totes-Meer-Kosmetik kauft.
zum Beitrag12.07.2019 , 09:55 Uhr
Herr Sonneborn, sind Sie das?
Mal ehrlich: Natürlich ist die konventionelle Medizin oft auch eine Frage von Trial and Error, und dass nicht alle Medikamente bei allen wirken, ist eine Binsenweisheit. Aber deswegen Zuckerkugeln auf eine Stufe mit Krebsmedikamenten und erwiesen wirksamen Arzeneien zu stellen, geht dann doch zu weit. Was Menschen mit geringen Einkommen wirklich bräuchten, wären von den Kassen übernommene Kosten für Brillen und Zahnersatz. Wenn die Kassen und die Allgemeinheit für Placebomaßnahmen aufkommen soll, dann können Kassen gleich auch die Kirchensteuer übernehmen und die Wallfahrt nach Lourdes. Gebete können schließlich auch Placebowirkung haben, und in Lourdes gab es dokumentierte und bewiesene Spontanheilungen. Dazu möchte ich anmerken, dass ich mich oft besser fühle, wenn ich mir Schuhe, Handtaschen oder Schmuck kaufe. Na, wie wäre es damit? Schlechter als Zuckerkügelchen wirkt das schließlich auch nicht.
zum Beitrag12.07.2019 , 09:45 Uhr
Tja, dieses Problem sitzt im Kopf und ist auch kulturell bedingt. Der an sich sinnvolle Schutz der Familie, wie er im Grundgesetz verankert ist, wendet sich leicht gegen Frauen und Kinder. Schließlich ist in christlich dominierten Kulturen das Bild der "Heiligen Familie" fest verwurzelt und wird auch sehr gern herangezogen, um gleichgeschlechtlichen Paaren abzusprechen, eine Familie sein zu können. Es ist viel passiert in den letzten Jahrzehnten, aber noch nicht genug. Es gibt in Deutschland recht, nun, originelle Gerichtsurteile, in denen ein pädophiler Vater vom Richter trotz erwiesener und gerichtlich festgestellter Schuld in die Familie zurückgeschickt wurde, "um diese nicht zu zerstören". Eine Gesellschaft, die zu solchen Ungeheuerlichkeiten noch vor wenigen Jahrzehnten fähig war, tut sich schwer, die heilige Kernfamilie aus Vater, Mutter, Kind(ern) anzugreifen, um das Wohl von Frauen und Kindern sicherzustellen. Es ist nun mal so, dass man Frauen eher empfehlen sollte, das traute Heim zu verlassen, denn in den berüchtigten dunklen Ecken der Stadt ist es statistisch sicherer als zu Hause. Wer Frauen und Kindern in von Gewalt geprägten Umfeldern helfen will, muss auch das gesellschaftliche Konstrukt Familie in Frage stellen, und das tut man hier doch eher ungern. Es hat sich viel getan in den letzten Jahren, doch vermehrter Entzug von Kindern aus als ungeeignet erkannten Elternhäusern und neue Sorgerechts- und Umgangsrechtsregelungen haben versucht, alte Probleme zu heilen, aber auch neue aufgezeigt. Denn es ist nun mal so, dass man zwischenmenschliche Probleme nicht auf juristischem Wege lösen kann. Das gilt auch für das Gewaltproblem. Juristische Eingriffe in die Familie, Umgangsverbote etc. funktionieren eben nur so gut, wie die Menschen sie einhalten. Das ist bei Verurteilten, die sich über Kontaktverbote hinwegsetzen, Opfern, die sich den Tätern familiär verpflichtet fühlen und näheren Umfeldern, die Fassaden aufrecht erhalten, eben nicht gegeben.
zum Beitrag09.07.2019 , 12:51 Uhr
Ich sehe den Punkt in diesem Kommentar, aber ich stimme trotzdem nicht zu. Weil - egal wie man entscheidet - es nur Verlierer und Probleme gibt. Zunächst verlief die Aufstellungsversammlung der AfD nicht korrekt ab, und die Abgabe der Unterlagen erfolgte so spät, dass eine Heilung durch Wiederholung nicht mehr möglich war. So etwas passiert öfter mal - meist bei Kleinparteien, und dann gibt es keine oder nur eine Teilwahlzulassung. Blöd für die Partei, aber ist so. Wenn man jetzt eine Ausnahme macht und den Rechtsweg vor der Wahl erlaubt, wäre das eine Lex AfD, bei der sich alle jemals zurückgewiesenen Parteien (zu Recht) fragen werden, warum sie damals diese Möglichkeit nicht hatten. Und mehr noch - eine Klagewelle der zugelassenen Parteien als Erwiderung auf die Ausnahme ist absehbar. Das ist ein Fass ohne Boden.
zum Beitrag29.06.2019 , 09:34 Uhr
Falls die Dame gerichtlich gezwungen wird, den NPD-Typen die Hand zu geben, würde ich zu Latexhandschuhen raten.
zum Beitrag16.06.2019 , 09:38 Uhr
Was diesem Artikel fehlt, ist die geschmackliche Beurteilung der Produkte. Versehentlich abgeschnitten nach der Heuschrecken-Zugabe? So hat der Artikel keine Aussage.
zum Beitrag11.06.2019 , 19:05 Uhr
Es wäre falsch, von der Katholischen Kirche irgendeine Innovation auf dem Gebiet der fortschrittlichen Gesellschaft zu erwarten; dazu ist diese als zentral regierte und organisierte Vereinigung gar nicht imstande. Es geht um die Bewahrung des seit der Bibel vermittelten Bildes von Menschen und auch der Ehe, und das ist nun mal dual. Wer im katholischen Sinne gläubig ist, wird vergeblich auf eine Auflösung oder wenigstens auf Erleichterung abseits der permanenten offiziellen Diffamierung hoffen. Da hilft für LGBTI-Menschen bzw. solche, die einem moderneren Geschlechterbild anhängen nur, in diesem Spannungsfeld zu leben - oder sich abzuwenden, hin zu einer humanistisch geprägten Gesellschaftssicht. Da die Kirchen, und hier vor allem die Ostkirchen und die katholische (aber auch viele protestantische Freikirchen oder Gemeinden) auf ihrer biblischen Sichtweise beharren (was ihr gutes Recht ist), bleibt nur, endlich die überfällige vollständige Trennung von Religion(en) und Staatswesen zu vollziehen, auf dass jeder außerhalb von organisierter Religion Lebende von diesem Unsinn verschont bleibe.
zum Beitrag14.05.2019 , 11:03 Uhr
Ich (weiblich, 52 Jahre alt) habe eigentlich immer ein Taschenmesser dabei, und das, seit ich etwa sechs Jahre alt bin. es ist mein Universalwerkzeug. Ich sehe es nicht als Waffe und habe es noch nie gegen Menschen eingesetzt. Das wäre ohnehin unpraktisch, denn ich müsste es aus der tiefsten Tiefe meiner mobilen 3-Zimmer-Wohnung (aka Handtasche) hervorwühlen und aufklappen. Ich sehe Waffen kritisch und ebenso den kleinen Waffenschein. Aber Messer sind - mit den üblichen Ausnahmen, deren Mitnahme ohnehin bereits verboten ist - Werkzeuge.
zum Beitrag13.05.2019 , 10:47 Uhr
Ich stimme meinem Vorredner zu: Der Brexit, egal in welcher Ausgestaltung, ist unglaublich komplex. Aber das interessiert viele Briten nicht. Es gibt zu viele Abgehängte, denen man mit einem harten Brexit keine Angst machen kann, da sie wirklich nichts mehr zu verlieren haben. Waren werden teurer? Egal, sie können sich ohnehin fast nichts mehr leisten. Infrastrukturprobleme? Egal, sie leben oft in Gegenden, wo es kaum noch Infrastruktur gibt, jahrelange Austeritätspolitik sei Dank. Da geht es nicht mehr darum, durch Wahlen zu einem etwas besseren Leben zu kommen, an das diese Menschen nicht mehr glauben, es geht um einen Denkzettel und einen radikalen Schritt, der vor allem denen weh tut, die noch etwas zu verlieren haben. Ich bin Großbritannien sehr verbunden und habe das Brexit-Votum immer bedauert. Aber inzwischen denke ich, dass der Austritt unausweichlich ist, je schneller desto besser. Großbritanniens Teilnahme an der Wahl ist zwar angesichts des verschleppten Austritts unumgänglich, aber ich halte sie trotzdem für einen großen Fehler, der zu einer größeren Beschädigung der EU führen wird, als ein Brexit es jemals könnte.
zum Beitrag12.05.2019 , 18:22 Uhr
Sicher wäre es sehr, sehr ungünstig für Kenia, den Hafen von Mombasa an China abtreten zu müssen. Und natürlich ist eine Leistung wie eine 500-Kilometer-Bahnline niemals ein Geschenk. Aber wir Europäer sollten bei dem Thema Ausbeutung Afrikas vielleicht etwas zurückhaltender sein, denn unsere Entwicklungshilfe verpuffte oft genug wirkungslos, und bis heute sind Verträge, durch die wir mit Rohstoffen beliefert werden, sagen wir, einseitig ungünstig.
Auch die Aussicht, den Hafen Mombasa zu verlieren, erscheint angesichts des Verhaltens der EU gegenüber Griechenland, immerhin ein Mitgliedsstaat, wenig Raum zu Empörung zu bieten. Denn die Griechen mussten nicht nur ein Schloss, sondern gleich mehrere abgeben, um bei dem im Artikel verwendeten Bild zu bleiben: Flughäfen, Seehäfen, alles weg für die Kredite, die die Situation in Griechenland über Jahre hinweg für die Bevölkerung nicht verbesserten. Ich will damit nicht sagen, dass Kenia gut beraten ist, nicht blauäugig in eine Verbindung mit China zu rennen, aber gerade wir Europäer sitzen in dieser Hinsicht in mehr als nur einem Glashaus.
zum Beitrag12.05.2019 , 09:44 Uhr
Ich schließe mich Sachmah an. Individuelle Probleme werden kollektiviert, und das (Leser)Kollektiv staunt. Es ist ganz normal, dass sich die Eltern-Kind-Beziehung ändert, wenn nicht, dann ist das ein Problem. Die meisten finden es ganz normal, dass ihre Eltern irgendwann ein neues Leben beginnen, wenn das alte Umfeld nicht mehr passt oder wegbricht. Bei alleinstehenden Eltern ist es ebenso normal, einen eventuell auftauchenden neuen Partner zu begrüßen und es keinesfalls komisch zu finden, dass diese Leute nicht bereits Zeugen wurden, wie man in die Windeln machte oder auf dem Teppich herumkrabbelte. Insofern glaube ich nicht, dass in dem Artikel irgendeine Normalität abgebildet wird. Und die am Ende formulierten Erkenntnisse mögen löblich sein, kommen allerdings etwas spät, so um ca. 25 Jahre.
zum Beitrag06.05.2019 , 17:12 Uhr
Dieser Artikel ist nur dadurch zu erklären, dass der Autor zu oft im Fraßstall mit dem goldenen M gespeist hat.
Der vegane Burger ist ebenso ungeil wie die gesamte Firma. Dazu ist er noch überteuert, vor allem im Vergleich zu deren Fleischprodukten, deren Preisgestaltung an Freibank denken lässt. Wer sich für eine vegane Ernährung entscheidet (nein, ich gehöre nicht dazu), ist natürlich convenience-gestählt. Ebenso sind hoch verarbeitete Lebensmittel ihr oder sein täglich, äh, Brot. Aber Veganer liegen Natur, Klima und Umwelt am Herzen, zumindest den allermeisten, und damit ist man bei Mäckes ganz, ganz falsch. Nicht nur, was die Trash-Lebensmittel, die dort serviert werden, angeht, auch der Müllberg, der mit einer durchschnittlichen Mahlzeit einhergeht. Der vegane Burger ist nichts weiter als ein Marketing-Stunt und der Versuch, sich bei bewussten Essern ein etwas weniger desaströses Image zu erwerben. Darauf fallen jedoch nur Leute herein, die ihr Hirn ganz oder temporär ausgeschaltet haben. Bitte nächstes Mal bitte erst denken, dann schreiben.
zum Beitrag23.04.2019 , 19:26 Uhr
Toleranz für eine zutiefst intolerante Haltung gegenüber anderen Lebensentwürfen als von der vorherrschenden Religion aktzeptierten? Nee. Das Problem ist allerdings nicht allein im Fall Brunei oder im Islam zu verorten, sondern wohnt seit der Formulierung des Toleranzbegriffes der Diskussion zwischen Religiösen und denen, die von den Normen der jeweiligen Religion inne. Wer orthodoxer Religiosität mit Toleranz begegnet, darf nicht mit ebendieser rechnen - eher im Gegenteil. Daher: Keine Toleranz für die Intoleranten. Nie. Niemals. Nicht.
zum Beitrag28.03.2019 , 22:35 Uhr
Es geht hier überhaupt nicht um Bedürfnisse von Kindern, denn die finden Cafés langweilig. Die Kuchen vielleicht nicht, aber das Sitzen am Tisch für die Zeit, in der sich die erwachsene Begleitung dort auzuhalten wünscht, schon. Kinder wären sicherlich glücklicher, wenn man den Kuchen kauft und sie ihn in einer für sie angenehmeren Umgebung essen dürfen. Es geht hier allein um die Bedürfnisse von Erwachsenen, das sollte man bei der Diskussion nicht aus dem Auge verlieren. Ich frage mich, warum es in Deutschland so unentspannt sein muss, und es IST oft unentspannt mit Kindern in einem gastronomischen Betrieb. Mein Vergleich ist Italien und auch Israel, wo jeder seine Brut mitschleppt und die Kinder ganz selbstverständlich Teil des täglichen Lebens sind. Ich denke, der Punkt ist, dass es hier nicht selbstverständlich ist. Es ist eben nicht ein Elternteil, das mit seinem Kind mal irgendwo sitzt, es sind immer öfter Gruppen, gerade im hoch verdichteten Hamburg. Da hat man gern mal vier bis sechs Mütter (meistens, seltener Väter), mit mindestens sechs Kleinkindern. Das nervt. Oder die Erwachsenen, sind so unentspannt, dass sich das auf ihre Kinder überträgt und die ihrer Anspannung auf die einzige Art Luft machen, die sie kennen: Sie werden laut. Da Deutsche nun mal Deutsche sind und keine Italiener, sehe ich nicht, wie sich das Problem lösen ließe. Mir ist die Aufregung um das Café auch unverständlich, weil es eben nicht darum geht, Kinder von der Befriedigung ihrer Bedürfnisse fernzuhalten. Es sind die Erwachsenen mit Kindern, die einen Anspruch auf jedes einzelne Lokal erheben. Der Aufriss ist mir umso unverständlicher, als es ja nicht um Kinder pauschal geht, sondern nur die, die jünger als sieben sind. Und es ist auch nicht das einzige Café auf weiter Flur, sondern eines in einem Stadtteil, wo sich Gastrobetriebe jeder Art in großer Häufung finden.
zum Beitrag18.03.2019 , 10:49 Uhr
Ich habe selten so einen Quark gelesen. Natürlich soll man einem Kind beibringen, nicht mit Leuten mitgzuehen, die es nicht kennt. Ebenso wie man ihnen beibringt, nicht auf einer viel befahrenen Straße zu tanzen oder in die Steckdose zu greifen. Ich wuchs in einer Zeit auf, in der Missbrauch überhaupt nicht thematisiert wurde, aber die Entführung von Kindern aus unterschiedlichen Gründen durchaus vorkam und auch Thema war.
Wenn man darüber nachdenkt: Was für ein Interesse kann ein erwachsener Mensch haben, sich einem Kind zu nähern und es zum Mitgehen aufzufordern? Selbst wenn sie oder er dem Kind wirklich nur Kuchen und Süßes anbieten will, ist es eine unangemessene Annäherung, und der Erwachsene sollte sich an Menschen halten, die zumindest der Altersgruppe "ebenfalls erwachsen" angehören.
zum Beitrag17.03.2019 , 11:36 Uhr
Man kann mit diesen Menschen einfach nicht diskutieren, da religiöse Fundamentalisten sich noch nie mit Fakten belastet haben.
zum Beitrag12.03.2019 , 19:13 Uhr
Ich muss Sie enttäuschen, ich bin kein "virtueller Charakter", ich heiße tatsächlich und ganz, ganz wirklich so. :D
zum Beitrag12.03.2019 , 10:35 Uhr
Ich muss gestehen, dass ich, obwohl ich noch nicht so alt bin, die Welt immer weniger verstehe. Nein, ich meine nicht Digitalisierung, Klimawandel und Fortschritt, sondern die Rückkehr ins gedankliche Mittelalter, die sich durch solche ideologischen Blüten wie die Scheibenerde-"Theorie" und Impfgegnertum manifestiert. In meiner Kindheit und Jugend wurde über Sinn oder Unsinn des Impfens nicht diskutiert, und es kursierten auch keine kruden, durch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu belegenden Vorurteile gegen das Impfen. Natürlich wurde ich gegen alles geimpft, was es so gab. Ob Tetanus, TBC oder Polio, ich bin geimpft. Nur gegen Masern nicht, da das nicht angeboten wurde. Dass ich die Infektion schadlos überstand, war pures Glück und kein Verdienst - und erst recht kein Beweis gegen eine Impfung. Wer sich und seine Kinder nicht impfen lässt, handelt grob fahrlässig, nicht nur gegenüber der eigenen Familie, sondern auch gegen die Mitmenschen, die auf den Herdenschutz angewiesen sind. Daher finde ich es richtig, Ungeimpfte auszuschließen, sofern diese nicht aus medizinischen Gründen auf Impfschutz verzichten. Es hat zwar jeder Mensch die Freiheit, dämlich zu sein und zu handeln, aber diese Freiheit endet naturgemäß dort, wo die Unversehrtheit anderer in Gefahr ist, ob es die eigenen Kinder oder wildfremde Mitmenschen sind.
zum Beitrag12.02.2019 , 12:35 Uhr
Die SPD ist nur nicht die Partei der Arbeitslosen, sie ist auch nicht die Partei der Zukunft. Ihre Vorstellung von Arbeit ist in den Siebzigern stehengeblieben. Sie träumt von Tarifbeschäftigten (sehr gern in der Industrie) und Gewerkschaftsengagierten. Die Wirklichkeit sieht längst anders aus: Prekär Beschäftigte, Pseudo-Subunternehmer und prekär verdienende Zwangsfreiberufler, die beim Gedanken an einen Mindestlohn nur laut lachen können. Die SPD verkennt auch den Wertewandel: Immer mehr Menschen definieren ihren Wert nicht mehr nur über Lohnarbeit und möchten in einer Arbeit auch einen gewissen Sinn finden, da sie wissen, dass dies für die persönliche Zufriedenheit unabdingbar ist. Auch was die uns bevorstehende Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen angeht, fehlen schlicht die Antworten. Und die wird nicht nur einfache Tätigkeiten für Ungelernte betreffen, sondern auch Jobs, die vor zehn Jahren noch als unersetzbar galten. Es ist natürlich positiv, dass die SPD sich darum bemüht, an ihrer Unterscheidbarkeit vom linken bis mittleren CDU-Flügel zu arbeiten, aber eine Partei, die in Zukunft beim Wähler etwas reißen will, muss Zukunft auch denken können. Und das ist mit der SPD, ob in der alten oder neuen Form, einfach nicht zu machen. Ich bin schon gespannt auf den Entwurf zur Umweltpolitik. Da wird man zwar die Umwelt schützen wollen (denn das wollen außer der AfD irgendwie alle), aber es wird wieder das Mantra der Arbeitsplätze gesungen werden, der Kohlekumpels, an die man auch irgendwie denken muss und deren sozialverträgliche Überführung in andere Branchen man seit 25 Jahren verschnarcht hat. Wetten?
zum Beitrag04.02.2019 , 12:34 Uhr
Als Frau bin ich es müde, immer die gleichen bevormundenden Argumente zu hören, die AbtreibungsgegnerInnen ins Feld führen. Mir ist es völlig unverständlich, warum eine Frau nicht selbst entscheiden darf, ob und wann sie ein Kind bekommt. Es ist natürlich wünschenswert, unerwünschte Schwangerschaften per Verhütung vorab zu verhindern, damit es zu diesem Konflikt gar nicht erst kommt. Aber Leben ist eben das, was passiert, während man es anders plant.
Wann das Leben tatsächlich beginnt, ist auch eine philosophische Frage. Ein Fötus ist im Alter von drei Monaten, bis zu dem Abtreibungen straffrei bleiben, wenn man sich einer entmündigenden Beratungsprozedur unterwerfen muss, ist nicht allein und aus eigener Kraft lebensfähig. Das schafft nicht mal die Medizin.
Es wäre viel zielführender, Abtreibung bis einschließlich dem dritten Monat zu legalisieren, ohne Beratungszwang, und die Beratungsmöglichkeiten, die richtig und wichtig sind, für die Frauen bereit zu stellen, die sich tatsächlich in einem Konflikt befinden.
Das immer wieder angebrachte Argument, dass manche Frauen dann Abtreibung als Mittel der Verhütung missbrauchen, ist Unsinn, da keine Frau sich ohne Not diesem Eingriff unterwerfen wird.
Mit der Bevormundung von Frauen durch die überwiegend männliche Politik muss beendet werden, denn wir sind keine Kinder, denen man bei Schwangerschaft erst mal die richtige Moral beibringen muss, sondern mündige Wesen, die das selbst entscheiden können.
zum Beitrag22.01.2019 , 10:08 Uhr
Der Backstop und die Nordirlandfrage sind keine Bagatellen wie Zölle auf handgefertigte Reitgerten oder englische Reitstiefel. Für die Nordiren geht es um den Erhalt eines Friedens, der ohnehin schon fragil genug ist. Die Autobombe der New IRA ist ein guter Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte. Insofern ist es verständlich, dass die EU beim Punkt Backstop hart bleibt. Einen neuen Bürgerkrieg kann niemand wollen, auch dann nicht, wenn er die überfällige Vereinigung von Nord- und Südirland beschleunigen könnte.
zum Beitrag18.01.2019 , 11:59 Uhr
Überflüssiger Konsum ist schädlich. Punkt. Ob man in Billigklamottenläden oder bei Valentino shoppt, im 1-Euro-Laden oder bei Manufactum, ist da letztendlich zweitrangig. Es geht um verbrauchte Ressourchen, die erst abgebaut und verarbeitet werden, nur um dann irgendwo ungenutzt herumzuliegen. Das ist Verschwendung, die nur schadet, außer kurzfristig den ProduzentInnen. Die Produkte stützen viel zu groß gewordene Geschäfte, halten ArbeiterInnen in Billigjobs gefangen und müllen erst unsere Häuser, dann die Second-Hand-Plattformen und schließlich unsere Umwelt zu.
Zur Methode: Das Auftürmen der Besitztümer an einem Platz macht den Aufräumern deutlich, wie viel für sie nutzlosen Kram sie in der zigsten Version besitzen. Das führt durchaus zum Überdenken des eigenen Konsumverhaltens, auch wenn das in der Serie nicht ausformuliert wird.
Ich praktiziere die Methode selbst übrigens nicht, habe aber ein paar wertvolle Anregungen erhalten.
zum Beitrag12.01.2019 , 18:47 Uhr
ich finde Steaks für €1200, deren Preis durch eine Vergoldung zustande kam, auch affig. Mir persönlich gefällt auch Frau Cheblis Rolex nicht.
Aber auch wenn man zu den Menschen gehört, die sich vom Konsum her freiwillig einschränken, so hat doch fast jeder Bedürfnisse, die ihm wichtig sind, und die, richtig, auch Geld kosten. Die nicht jeder sich leisten kann, auch wenn sie nicht exorbitant teuer sind. Legendär ist da das Klischee von den Franzosen, die das ganze Jahr über für ein Diner sparen, bei dem sie es dann mal so richtig krachen lassen. Das gibt es, und es ist, ebenso wie jemand, die oder der regelmäßig Geld für sein Hobby ausgibt. gar nicht so negativ konnotiert. Vielleicht auch, weil da eine Wahl getroffen wird; für etwas heißt finanziell auch immer gegen etwas anderes. Bei jemand anderem, der eben sehr, sehr viel Geld und nicht ganz so viel Geschmack hat (meiner Meinung nach), ist es dann das Goldsteak. Man wünscht sich vielleicht, es wäre anders. Aber ich will auch nicht in einer Gesellschaft leben, in der wirklch jede und jeder nur das tut, was in den Augen der Mehrheit kommod ist. Ideal für Menschheit und Umwelt wäre, wenn wir eine Gesellschaft von Asketen würden, in der jede und jeder nur das hat, was sie oder er eben wirklich braucht. Nur möchte nicht nur ich in so einer Gesellschaft nicht leben. Ich bin für staatliche Regulierung, was Umweltfragen angeht und wünsche mir, die Regierung käme da mal in die Pötte. Aber eine vielfältige Gesellschaft, die zu viele leider nur in der Theorie gutfinden, muss auch ein Goldsteak aushalten können. Oder einen Menschen, der sich vielleicht mit dem Kauf einer Uhr einen lebenslangen Traum erfüllt hat. Man muss auch gönnen können.
zum Beitrag04.12.2018 , 14:27 Uhr
Ein wirklich erhellender und beeindruckender Text. Ich bin im Westen aufgewachsen, und war kurz nach der Wende mehrmals für eine Forschungsarbeit zu einem jüdischen Thema in der ehemaligen DDR. Ich war beeindruckt, wie freundlich und hilfsbereit die Leute waren und habe mich seither gefragt, was dort schiefgelaufen ist. Glatzen habe ich auch gesehen, in einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt mit einem großen Archiv zu meinem Thema. Sie waren zu dritt, wir zu viert, drei Deutsche und ein Israeli. Wir waren alle größer und stärker und lächelten milde, wenn die still und bescheiden an uns vorbeizogen. Es war die Haltung, mit der ich auch den Neonazis in meiner damaligen gutbürgerlichen Westnachbarschaft entgegengetreten bin - ihr wollt groß, stark und mutig sein, ich bin es. Mir half, dass keiner von denen so richtig Lust hatte, sich mit einer Frau von 1,90 anzulegen - und sie mich zumindest optisch toll fanden (von der politischen Haltung eher weniger), und dass unsere West-Skinheads vom Gefahrenpotential überschaubar waren - wenn man weiß war.
Wir haben sie nicht ernst genommen, die paar beglatzten Idioten im Osten, ebensowenig wie die in unserer Nachbarschaft, und das war der Fehler - wenn auch einer, dessen Auswirkungen wir bei unserem Besuch nicht zu spüren bekommen haben. Vielleicht ist das der größte Fehler gewesen: Die Leute dort nicht ernst zu nehmen, nicht ihre Schicksale nach der Wende, nicht ihre bisherige Lebensleistung. Und sich nicht zu fragen, was sie umtreibt, was sie fühlen und denken. Wir haben uns auf der Wiedervereinigung ausgeruht, für uns im Westen war alles paletti, im Osten würde sich das schon finden. Für die Leute selbst hat sich niemand interessiert. Heute wissen wir, dass sich gar nichts findet, wenn man sich nicht auf die Suche macht.
zum Beitrag19.11.2018 , 15:22 Uhr
Das Problem ist im Artikel benannt: Kleidung wird als Wegwerfware betrachtet. Das ist auch kein Wunder, denn große Ketten bieten T-Shirt und sogar Jeans für unter € 10 an. Hier muss man ansetzen. Es mag aus heutiger Sicht unrealistisch erscheinen, dass relevant weniger konsumiert wird, aber vieles erschien in der Vergangenheit unrealistisch, was heute selbstverständlich ist, z. B. dass viele Menschen täglich Fleisch essen oder die Anzahl der privaten PKW in Deutschland. Es geht auch nicht darum überhaupt nicht zu konsumieren, denn irgendwas muss man ja anziehen. Es geht um drastisch weniger Konsum, und das regelt das Angebot. Wenn sich Artikel so verteuern, dass der wahre Preis bezahlt wird (den zahlen bisher vor allem die Produktionsländer, nicht der europäische Endkunde/die Endkundin), dann hat es sich mit dem wöchentlichen Einkauf von tütenweise Billigklamotten zweifelhafter Qualität, Herkunft und Optik. Wir werden mit Scharen von Menschen konfrontiert werden, die keine Ahnung haben, wie man eine Garderobe sinnvoll zusammenstellt, weil man mit dem Scheiß, den man kauft eben länger als ein paar Wochen leben muss, aber das wird sich geben. Es gibt keinen umweltverträglichen massenhaften Konsum von Dingen, die für den dauerhaften Gebrauch gedacht sind (ursprünglich jedenfalls). Am Anfang muss ein Bewusstseinswandel stehen: Dass Kleidung kein Wegwerfartikel ist wie Toilettenpapier oder Frischhaltefolie.
zum Beitrag06.07.2018 , 21:22 Uhr
Ähem, der ehemalige Bürgermeister und jetzige Finanzminister Scholz heißt Olaf, nicht Ole. ;)
Dass das Vertrauen in Staat und Polizei verloren ging, kann ich als friedliche Demoteilnehmerin (u. a. Welcome to Hell) bestätigen. Selbst bei friedlich bleibenden angemeldeten Demos (z. B. der Protestrave) waren in ermüdender Weise von Machtemonstrationen der Polizei geprägt, die in Vollmontur immer wieder aufliefen, um zu zeigen, wer ihrer Meinung nach der Boss ist
zum Beitrag13.06.2018 , 22:07 Uhr
Es ist wirklich ganz einfach, auf ziemlich viel Plastik zu verzichten. Dies gilt sowohl für Einkaufstaschen (mitnehmen) als auch für Getränke in Einweggefäßen (auch mitnehmen, vom Kaffeebecher bis zur Getränkeflasche). Die Baustelle Kosmetik lässt sich durch das berühmte Seifenstück erfolgreich beackern (für die Haare zusammen mit Apfelessig). Für Peelings eignet sich Kaffeesatz, die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Damit verbannt man Einwegplastik leider nicht völlig aus seinem Leben, aber doch zu einem größeren Teil.
Leider verhindert auch und gerade die Industrie eine erfolgreiche politische Strategie gegen den Plastikwahnsinn, ob die Verpackungshersteller oder die Kosmetikfirmen, die sich vorbehalten, selbst zu definieren, was Mikroplastik eigentlich sei (haha, selten so gelacht ...). Da hilft nur die Abstimmung mit den Füßen von unten - indem immer mehr Leute auf Alternativen zurückgreifen und den Plastikscheiß einfach im Geschäft liegen lassen.
zum Beitrag21.03.2018 , 23:36 Uhr
Das Problem ist viel grundlegender als in den Kommentaren angerissen: Man kann menschliche Probleme nicht durch Gesetze lösen. Natürlich ist es notwendig, Gesetze zu schaffen, die in bestimmten Situationen zur Anwendung kommen. Aber es ist immer eine in der Gänze unvollkommene Lösung, wenn es in der Familie vielleicht nicht (mehr) läuft (oder noch nie funktionierte). Zu erwarten, dass es DAS Gesetz oder DEN Maßnahmenkatalog gibt, der alles besser macht, ist illusorisch. Dass Gesetze bei menschlichen Problemen scheitern, sieht man auch an der Gesetzgebung zum Sorgerecht.
zum Beitrag10.06.2016 , 21:58 Uhr
Mazal tov, Geveret Ofarim.
Nur ein kleiner Tipp an die taz: Hebräisch wird von rechts nach links gelesen, geschrieben und gesetzt. Dort steht momentan: bot lazam ;)
zum Beitrag10.08.2014 , 12:12 Uhr
Das wundert mich überhaupt nicht. Es ziehen Leute in Städte und beschweren sich über Lärm, obwohl jedem klar sein sollte, dass man mit einem solchen Ruhebedürfnis im Zentrum einer Großstadt schlicht falsch ist. Es ist genauso wie auf St. Pauli, wo Menschen wegen des Flairs, der Szene und des bunten Lebens hinziehen und dann Musikclubs verklagen.
Solange die Deutschen nicht begreifen, dass Kinder, Jugendliche, Sporttreibende und andere normal Lebende Teil eines normalen Lebens in der Stadt sind, wird es keine vernünftige Lebensqualität geben - immerhin leben wir in einem Land bzw. einer Stadt, in der es bis vor kurzem noch möglich war, Kitas aus der Nachbarschaft zu klagen.
Ich empfehe den Anwohnern der Hafencity, die ihre Nachtruhe gern ab 20.00 Uhr halten möchten, entweder in eine Seniorenwohnanlage im Grünen zu ziehen oder einen Teil ihres Geldes dafür zu verwenden, in mediterranen Gegenden Urlaub zu machen und dort zu lernen, wie leben geht.
Nun wird zur Durchsetzung dieser bescheuerten Maßnahme extra ein Mensch bezahlt. Das ist Verschwendung öffentlicher Gelder und ebenfalls sehr, sehr deutsch. Leider.
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