Inflation sinkt weiter: Gut für alle außer der AfD

Die Inflation ist wieder so niedrig wie weit vor dem Ukrainekrieg. Das schadet der AfD – Verbraucher, Wirtschaft und Ampelkoalition profitieren.

Eine volle Einkaufsstraße in Düsseldorf

Inflation: Verbraucher habe wieder mehr Geld in der Tasche Foto: Michael Gstettenbauer/imago

Das ist doch mal eine schöne Nachricht: Die Inflation in Deutschland ist im September nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamts auf 1,6 Prozent gesunken. Das ist der niedrigste und erfreulichste Stand seit rund dreieinhalb Jahren. Die Phase der rasanten Teuerung ab Ende 2021 scheint endgültig vorbei zu sein. Diese Entwicklung ist gut für die Verbraucher, die unter stark steigenden Preisen leiden. Und schlecht für die AfD.

Denn die Rechtsextremen haben die zu starke Inflation genutzt, um gegen die demokratische Konkurrenz und zum Beispiel Klimaschutz zu hetzen. Das wird schwieriger, wenn das als volkswirtschaftlich gesund erachtete Inflationsziel von mittelfristig 2,0 Prozent wieder erreicht ist. Einige Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen können sich zwar immer noch weniger leisten als vor zwei oder drei Jahren. Die Preise sind ja nach den rapiden Steigerungen im Schnitt nicht gefallen, sondern erhöhen sich nur nicht mehr so stark. Manche Löhne haben die Inflation noch nicht ausgeglichen.

Aber die Tendenz stimmt, der Kipppunkt rückt näher. Von Panikmache profitieren vor allem die Rechtsradikalen. Deshalb ist es wichtig, die Inflationsentwicklung als das anzuerkennen, was sie ist: positiv. Die geringeren Inflationsraten eröffnen mittelfristig auch wieder größere Spielräume für Politik, die etwa im Sinne der Umwelt gestaltet. Klimaschädliche Produkte wie Fleisch zusätzlich durch eine Abgabe für den tierschutzgerechten Umbau von Ställen zu verteuern, wäre in Zeiten von Inflationsraten bei Lebensmitteln in Höhe von 15 Prozent politisches Harakiri. Demnächst könnten solche Pläne realistischer werden, wenn sie einen Ausgleich für ärmere Bevölkerungsschichten beinhalten.

EZB sollte Zinsen stärker senken

Für die Ampelkoalition ist die sinkende Inflation ein Hoffnungszeichen. Denn auch im Euroraum insgesamt wird die Teuerung wohl im September unter 2 Prozent gelegen haben. Deshalb sollte die Europäische Zentralbank jetzt endlich die Zinsen stärker senken. Das würde der deutschen Wirtschaft helfen – und auch der Bundesregierung.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

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