Waffen auf Pump für die Ukraine?: So ziemlich keine Wahl mehr
Die Ukraine könnte Waffen mithilfe von Krediten von den USA erhalten. Den Luxus, diese Option auszuschließen, kann sich Selenskyi nicht leisten.
W ährend sich die Menschen in Deutschland und in anderen EU-Ländern über den Beginn des Frühlings freuen, könnte diese Saison für die Ukraine der bittere Auftakt für eine Großoffensive der russischen Armee werden.
In den vergangenen rund zwei Wochen griff Russland verstärkt Energieversorger an, zerstörte Wohngebäude, Menschen wurden bei Drohnenangriffen getötet. Die minimalen, aber doch nicht zu leugnenden Geländegewinne im Osten und Norden des Landes zeigen, wie sehr die Ukraine mit dem Rücken zur Wand steht.
Die vollmundigen Zusagen internationaler Verbündeter werden derzeit nicht in die Tat umgesetzt. Und es steht eine Menge Geld aus. Allen voran aus den USA, wo Republikaner und Demokraten nach wie vor über ein 60-Milliarden-Dollar-Hilfspaket streiten. Und so ist wenig verwunderlich, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi möglichen Kreditangeboten zur Finanzierung von Kriegsgerät keine Absage erteilen wird.
Die Idee ist nicht neu, und Donald Trump, der wieder ins Weiße Haus einziehen will, liebäugelt mit solchen Angeboten seit geraumer Zeit. Wann zurückzahlen? Welche Konditionen? Diese Fragen sind wichtig, aber sie können warten. Erst mal geht es um die Strategie: „Überleben und siegen“.
Zeitgleich drängt der Präsident auf einen Friedensgipfel in der Schweiz, dessen Ausgang und Erfolgsaussichten völlig offen sind. Selenskyi schwebt die Teilnahme von rund 80 bis 100 Staaten vor. Russland soll nicht dabei sein. Ohnehin hatte der russische Außenminister Lawrow einen solchen Gipfel lange zuvor bereits für „sinnlos“ erklärt.
„As long as it takes“ – das viel beschworene Durchhaltemotto, propagiert von US-Präsident Joe Biden, repetiert von Kanzler Olaf Scholz, der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, von Nato-Chef Jens Stoltenberg – verblasst derzeit. Trotz der andauernden Appelle von der ukrainischen Front, seitens Selenskyis oder seines Kabinetts. Der Frühlingsbeginn macht viele müde. Die Ukraine kann nur hoffen, dass ihre Verbündeten wach bleiben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen