Sexualisierte Gewalt der Hamas: Frauentag, my ass
Laut einem UN-Bericht ist es bei dem Anschlag der Hamas sehr wahrscheinlich zu sexualisierter Gewalt gekommen. Warum wurde das erst jetzt entdeckt?
W ow! Einfach wow. Die Vereinten Nationen haben es gerade noch rechtzeitig zum Internationalen Frauentag – und nur 5 Monate nach dem Pogrom vom 7. Oktober – geschafft herauszufinden, dass es „berechtigte Gründe zur Annahme“ gebe, dass es dabei zu sexualisierter Gewalt gekommen ist (und für die Geiseln der Hamas noch immer kommt).
Nun ist es erst mal völlig in Ordnung, dass in Kriegen Dinge unabhängig untersucht werden, und es ist auch in Ordnung, wenn das Zeit braucht.
Allerdings: hat die Hamas ihre Gräueltaten zum Teil live gestreamt (und sich mit ihren Taten gebrüstet). Jeder, der wollte oder nicht wollte, konnte schon am 7. Oktober einen ganz guten Einblick bekommen, welche Verbrechen die Islamfaschisten begangen haben.
Allerdings: gab es – auch wenn viele der Ermordeten so entstellt waren, dass sie kaum zu identifizieren waren – trotzdem auch forensische Untersuchungen. Es gibt Augenzeugenberichte, Video- und Fotomaterial. Es gibt Aussagen von Hamas-Terroristen selbst, die nahelegen: Sie hatten konkrete Anweisungen dazu. All das seit Monaten.
Allerdings: hat es die die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, trotz all dem erst Ende Januar geschafft, nach Israel zu fliegen und sich mit der systematischen sexuellen Gewalt zu beschäftigen? Drei Monate nach dem Massaker? Lag sie vorher im Koma?
Warum nur?
Die New York Times hatte da bereits eine Recherche veröffentlicht, die zu eben diesem Schluss kam: dass die Hamas-Terroristen sexuelle Gewalt mit System ausübten. Dass das alles Teil der Strategie war. No shit. Eine misogyne Mörderbande begeht gezielt Verbrechen an Frauen. Die Recherche wurde zuletzt von der Internetplattform The Intercept kritisiert, weil keine lebenden Zeug:innen gefunden wurden. Warum nur nicht?
Nun war von den UN ohnehin nicht viel zu erwarten, deren negative Obsession mit Israel lässt sich seit Jahren an der Anzahl der Resolutionen ablesen: Schon vor dem Gazakrieg – im Jahr 2022 – waren es 15, die Israel betrafen – mehr als alle anderen Länder zusammen. Russland, das in diesem Jahr völkerrechtswidrig die Ukraine überfallen – und also einen Krieg begonnen hatte – wurde immerhin sechs Mal ermahnt.
David Ben Gurion hat es als Verteidigungsminister eigentlich schon 1955 (während einer Terrorwelle aus dem Gazastreifen – ach guck) auf den Punkt gebracht: UN? Um-Shmum – also etwa Vereintes Nichts.
Ein Vereintes Nichts ist seit dem 7. Oktober aber auch der internationale Feminismus. Der scheint seit seinem letzten großen Aufschrei (ich erinnere mich noch genau, es war zu der Zeit, als ich das letzte Mal in Israel war) wegen Rammstein ins Wachkoma gefallen zu sein.
War ja auch ermüdend damals, ich erinnere mich an die Grabenkämpfe auf X. Und damit wir uns richtig verstehen: Das war ja richtig. Auch ich glaube Shelby Linn und all den anderen.
All Women
Dass all die Lehnstuhl-Feminist:innen seit dem 7. Oktober nicht nur nicht aufgeschrien, sondern scheinbar nicht mal geatmet haben, zeigt für mich: Dieser Feminismus ist das Papier nicht wert, auf das er seine Kolumnen kritzelt. Erklären kann ich es mir nur so: Um all women ging es entweder nie, sondern um die eigenen Bedürfnisse (Equal Pay, Recht auf Abtreibung, Kitaausbau). Oder es ist zu aufwühlend, statt über Grauzonen der Einvernehmlichkeit über gebrochene Becken und abgeschnittene Brüste zu sprechen. Man muss ja auch an die eigene mental health denken.
Oder es herrscht Angst, sich auf die „falsche Seite“ zu schlagen. Sich politisch zu verorten. Weil natürlich immer der Einwand kommt: Was ist mit den unschuldigen Palästinenserinnen? Erstens sind Letztere zwar derzeit auch Opfer – aber eben nicht von sexueller Gewalt. Und zweitens ist es emotional oder auch intellektuell nun wirklich nicht so wahnsinnig komplex, Mitgefühl für beide zu haben – den Frauen in Gaza und denen in Israel.
Anschlussfähig ist diese Art Feminismus nicht mehr. In diesem Sinne: Einen schwarzen Frauentag Ihnen allen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des FInanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
VW in der Krise
Schlicht nicht wettbewerbsfähig
Kränkelnde Wirtschaft
Gegen die Stagnation gibt es schlechte und gute Therapien
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Mögliche Neuwahlen in Deutschland
Nur Trump kann noch helfen