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Aktivistin über Cannabis-Legalisierung„Es droht eine Zweiklassenjustiz“

Die Juristin Mitali Nagrecha ist für die Cannabis-Freigabe. Das geplante Gesetz schließe aber viele aus und beende nicht den Rassismus gegenüber Dealern.

Polizisten im Görlitzer Park in Berlin Foto: Jörg Brüggemann/Ostkreuz
Manuela Heim
Interview von Manuela Heim

wochentaz: Frau Nagrecha, warum haben Sie ein Problem mit der Cannabislegalisierung?

Mitali Nagrecha: Es ist ein sehr großer Schritt für Deutschland, den Konsum und Handel von Cannabis überhaupt bis zu einem gewissen Level zu legalisieren. Aber ein großer Teil der Betroffenen wird meiner Meinung nach nicht erreicht.

privat
Im Interview: Mitali Nagrecha

Die Juristin gründete 2021 das Justice Collective für mehr Gerechtigkeit im Justizsystem. Ihre Kritik an einer drohenden Zweiklassenjustiz nach der Cannabislegalisierung wird von diversen NGOs unterstützt, die gegen Bestrafung von Bagatelldelikten und Diskriminierung durch Polizei und Justiz kämpfen. Nagrecha stammt aus den USA und lebt in Berlin.

Wen meinen Sie?

Dieses Gesetz ist für einen weißen, sozial akzeptierten Normalkonsumenten geschrieben. Diese Gruppe wird schon heute meist nicht bestraft, und sie wird relativ reibungslos in den legalisierten Markt überwechseln. Die Polizei konzentriert sich heute schon auf nichtdeutsche Staats­bür­ge­r*in­nen und Deutsche, die rassifiziert werden. Für sie wird die Situation durch das Cannabis-Gesetz kaum besser. Vielleicht sogar schlechter.

Inwiefern?

Mit dem neuen Gesetz sollen Kon­su­men­t*in­nen Cannabis über Anbauclubs beziehen können. Die Mitglieder bekommen aber nicht einfach so die Menge, die sie brauchen. Sie müssen Beiträge bezahlen, sich am Anbau und der Organisation beteiligen. Für Menschen, die rund um die Uhr im Niedriglohnbereich arbeiten, komplizierte Leben oder gesundheitliche Einschränkungen haben, wird es deutlich schwieriger sein, diese Anforderungen zu erfüllen. Für sie wird der illegale Markt der einzige oder leichter erreichbare Zugang bleiben.

Sie könnten zu Hause anbauen. Drei Pflanzen will das Gesetz erlauben.

Ja, aber auch für den Eigenanbau braucht es gewisse Fertigkeiten und Voraussetzungen. Gerade prekär lebende Menschen haben auch nicht unbedingt die Räumlichkeiten dafür.

Jetzt haben wir über die Kon­su­men­t*in­nen gesprochen …

Oh ja, in der Debatte geht es vor allem um die Konsument*innen. Und sehr selten um die Dea­le­r*in­nen. Und wenn wir übers Dealen sprechen, dann sehen wir vor allem den Teil, der auf der Straße und in den Parks abläuft. Tatsächlich werden aber 90 Prozent des Cannabis hinter verschlossenen Türen gehandelt. Dem wird kaum nachgegangen.

Die Dealer in den Parks werden als besonders problematisch betrachtet.

Das ist bereits Teil eines rassistischen Diskurses. Dass sich unsere Aufmerksamkeit auf diese 10 Prozent des Marktes richtet – der ja in seiner Gesamtheit bisher illegal war – zeigt, dass es hier vielleicht nicht in erster Linie um Cannabis geht. Rechte Po­li­ti­ke­r*in­nen benutzen das Beispiel rassifizierter Dealer in öffentlichen Parks, um einwanderungsfeindlichen Diskursen Gehör zu verschaffen.

Die Polizei sollte Ihrer Meinung nach gar nicht mehr auf Drogenbesitz kontrollieren?

Wir entscheiden jetzt, dass es gesellschaftlich akzeptiert ist, dass Menschen in Cannabis-Clubs mit Cannabis versorgt werden. Und auf der anderen Seite werden Polizei und Justiz weiter die Menschen anhalten und bestrafen, die an Orten wie dem Görlitzer Park mit Cannabis handeln oder es kaufen. Das ist ein Zweiklassensystem.

Kri­mi­na­li­täts­ex­per­t*in­nen sind sicher, dass die Legalisierung, wie sie vorgesehen ist, keinen großen Einfluss auf den Schwarzmarkt haben wird.

Die Polizei erwartet, dass sich an ihrem Arbeitsaufkommen nichts ändern wird – das zeigt, dass sie an ihrer diskriminierenden Polizeipraxis der anlasslosen Kontrollen und des Racial Profilings festhalten will. Im Übrigen glaube ich schon, dass es für einen erheblichen Teil der Kon­su­men­t*in­nen angenehmer ist, Mitglied eines Anbauclubs zu werden. Insofern wird es einen spürbaren Einfluss auf den illegalen Markt geben.

Es wird jedenfalls erwartet, dass die Dealer weiter dealen – oft weil sie keine andere Möglichkeit haben, Geld zu verdienen. Ist das nicht mehr ein Problem der Integrations- als der Drogenpolitik?

Natürlich ist der illegale Markt auch ein Feld der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik. Das ist ja der Punkt. Wir befinden uns gerade in einem politischen Umfeld, in dem es schwierig ist, mehr Arbeitsrechte für Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis einzufordern.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Glauben Sie, dass rassifizierte Menschen nicht nur besonders häufig kontrolliert, sondern auch schwerer bestraft werden?

Ich war bei einigen Gerichtsverfahren zu Cannabisdelikten. In einem war eine weiße Frau mit einer Menge erwischt worden, bei der es üblicherweise eine Strafe gibt. Aber es gelang ihr, dass ihr Fall als Eigenbedarf anerkannt wurde. Sie argumentierte, dass sie lieber eine größere Menge zu Hause hatte, um nicht so oft zu einem Dealer gehen zu müssen. Im Fall direkt danach war ein rassifizierter Mann mit einer sogar etwas kleineren Menge aufgegriffen worden. Er wurde wegen Handels verurteilt. Es war sehr eindeutig, dass der Mann vor diesem Gericht gar keine Chance hatte, auf Eigenbedarf zu plädieren.

In Deutschland klaffen die Positionen zur Legalisierung weit auseinander. Ak­teu­r*in­nen aus dem Gesundheitswesen warnen massiv vor den Gesundheitsgefahren vor allem für Kinder und Jugendliche durch eine Normalisierung des Konsums. Anderen Akteur*innen, auch aus dem Strafrecht und von der Polizei, geht der Entwurf nicht weit genug, weil der Einfluss auf den Schwarzmarkt zu gering ist.

Die Diskussion um die Gesundheitsgefahren hält an. Aber es gibt einen breiten Konsens, dass die Verbots- und Kriminalisierungspolitik nicht funktioniert und großen Schaden anrichtet. Das ist der Ausgangspunkt der Legalisierung, das dürfen wir nicht vergessen. Ursprünglich war ein kommerzielles Angebot von Cannabis in zertifizierten Shops vorgesehen. Weil das jetzt erst einmal nicht kommt, sehen viele die Probleme nicht gelöst.

Sind Sie Befürworterin einer Legalisierung, bei der sich Kon­su­men­t*in­nen ihr Cannabis im Laden kaufen können?

Nicht notwendigerweise. Ich denke, ein Club-Modell kann funktionieren, wir müssen hier nicht unbedingt kapitalistische Profitinteressen rein bringen. Allerdings sollten die Cannabis-Clubs offener und damit weniger diskriminierend sein. Das betrifft insbesondere die Anforderungen zur Mitarbeit.

Ihre Organisation war bislang vor allem im Bereich Entkriminalisierung von Bagatelldelikten wie Fahren ohne Ticket aktiv. Auch da sind marginalisierte Gruppen besonders betroffen.

Bei beiden Themen ist die Herangehensweise ganz ähnlich. Fahren ohne Ticket soll ja zur Ordnungswidrigkeit herabgestuft werden. Aber die Strafen sind dann immer noch zu hoch für die, die sich kein Ticket leisten können und die im Moment am meisten kriminalisiert werden. Und es wird weiterhin so sein, dass Fahrscheinkontrollen diskriminierend durchgeführt werden. Eine solche Zweiklassenjustiz droht nun auch mit dem Cannabis-Gesetz.

Das Cannabis-Gesetz soll in den nächsten Wochen beschlossen werden und zum 1. April in Kraft treten. Gibt es überhaupt noch die Möglichkeit nachzubessern?

Ich habe die Hoffnung, dass wir mit unserer Kritik ein paar Menschen im Bundestag erreicht haben und es noch Verbesserungen geben wird – vor allem was die Löschung von Vorstrafen wegen Cannabisdelikten betrifft und ein Bekenntnis dazu, künftig stärker Rassismus und andere Ungerechtigkeiten in den Blick zu nehmen. Die Legalisierung von Cannabis kann nur dann funktionieren, wenn sie vergangenes Unrecht berücksichtigt und in die Zukunft schaut.

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39 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

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  • "Ja, aber auch für den Eigenanbau braucht es gewisse Fertigkeiten und Voraussetzungen. Gerade prekär lebende Menschen haben auch nicht unbedingt die Räumlichkeiten dafür."

    Du liebe Zeit, ich habe schon in allerlei fragwürdigen Behausungen gelebt, Platz für ein paar Graspflanzen war immer.

    Und: Die Zeiten, in denen im Görlitzer Park und drumherum nur Gras zu kaufen war, die sind schon lange vorbei.

    Und was das Racial Profiling angeht, 99,99 Prozent der Dealer in dieser Ecke sind schwarz. Das kann jeder bestätigen, der dort lebt.

    Wen sollte man dort also kontrollieren?

    Einfach jeden, damit es keine Vorwürfe gibt?

  • Cannabis Süchtige und auch alle anderen Süchtigen sollen nicht bestraft werden.



    Die Pusher und Dealer können eigentlich nicht hart genug bestraft werden.



    Da war die DDr schon eiter.

  • Ich finde den im Interview hergestellten Zusammenhang zwischen Diskriminierung und dem neuen Gesetzentwurf etwas konstruiert.



    Wie @Al Dente ja schon angemerkt hat, geht es nicht darum die bestehenden illegalen Schwarzmarktstrukturen zu entkriminalisieren.



    Es geht um die entkriminalisierung der Konsumenten (nicht nur "weiße" sondern alle) , welche durch das Gesetzt einen legalen Weg zur Beschaffung und Konsum erhalten.



    Frau Nagrecha Thesen hingegen lassen mich ratlos zurück:

    Das Gesetz mache die Situation für "nichtdeutsche Staatsbürger*innen und Deutsche, die rassifiziert werden" kaum besser und vielleicht sogar schlechter. (warum es schlechter werden sollte bleibt unklar)

    Wie kommt Sie darauf, dass es nur um Dealer auf der Straße geht und nicht auch um das "Dealen hinter verschlossenen Türen"?

    Dass es ein Zweiklassensystem sei Cannabis aus konrolliertem und legalem Anbau anders zu bewerten als solches das mit ungeklärter Herkunft über kriminelle Kanäle vertrieben wird ist doch nachvollziehbar. Das betrifft ja nun z.B. auch Zigaretten, Alkohol, Waffen und so ziemlich jede andere Ware.

    Die Forderung nach mehr Arbeitsrechten für Menschen ohne Aufenthaltserlabunis lässt mich völlig ratlos zurück. Der Prozess zum erlagen einer Aufenrhaltserlaubnis ist eine völlig andere Debatte über die man sicher streiten kann, aber dennoch gilt nach Abschluss eines solchen Verfahrens:



    "Personen ohne Aufenthaltsrecht in Deutschland trifft grundsätzlich die Verpflichtung zur Ausreise (siehe § 50 AufenthG)"



    Dahinter versteckt sich wohl eher die Forderung den Aufenhaltsstatus zu ändern.

    Insgesamt werden in dem Artikel völlig schwammige Begriffe wie "weiße Konsumenten", "rassifiziert", "nichtdeutsche Staatsbürger*innen", "weiße Frau" gegen "rassifizierten Mann" wild durcheinander verwendet.

    Die einzige konkrete Forderung steht ganz am Ende und bezieht sich auf die Löschung von Vorstrafen wegen Cannabisdelikten, was mit dem aktuellen Gesetzt auch herzlich wenig zu tun hat.

  • "...Und es wird weiterhin so sein, dass Fahrscheinkontrollen diskriminierend durchgeführt werden....."

    Kann ich mir nicht vorstellen. Bei uns wird bei einer Kontrolle in Bus oder Bahn jeder darauf kontrolliert, ob er einen gültigen Fahrschein hat. .In anderen Städten erlebe ich es ähnlich.

  • "Ich denke, ein Club-Modell kann funktionieren, wir müssen hier nicht unbedingt kapitalistische Profitinteressen rein bringen."

    Witzigerweise ist aber genau das für die Welle der Legalisierungen in den USA verantwortlich. Denn Profite bedeuten auch Steuereinnahmen.

  • "Die Mitglieder bekommen aber nicht einfach so die Menge, die sie brauchen. Sie müssen Beiträge bezahlen, sich am Anbau und der Organisation beteiligen."

    Das mag bei einigen Clubs so sein, bei vielen anderen wird es laufen wie bei vielen Clubs in Spanien, wo theoretisch auch nur eigener Anbau betrieben wird, praktisch aber Cannabis aus dem illegalen Markt angeboten wird à la holländischer Coffeeshop.

  • Ich bin ja mal gespannt wie das in anderen Bereichen unseres Justizsystems "Gehändelt" werden wird, bzw. welche Auswirkungen es darauf haben wird. Beispiel: Drogenentzug, Therapie, Maßregelvollzug.

  • Da kommt wieder das Märchen vom harmlosenCannabis- Händler, der natürlich nur Cannabis und kein Crack und sonstigen Dreck verkauft.Ich wäre schon froh, wenn wir nicht in ein paar Jahren Zustände , wie an der Westküste der USA haben.

    • @Kajakia:

      Sie haben bestimmt auch voll die Erfahrungen mit dem Kauf von Cannabis und was für Leute das verkaufen. Die meisten kaufen nicht auf der Straße sondern von Leuten die sie kennen. Und so gut wie niemand niemand hat Bock auf Dealer die noch mit harten Drogen handeln. Cannabiskonsumenten sind keine zerlumpten Junkies denen alles egal ist, sondern ganz normale Menschen mit Job, Familie u.s.w. Die wollen keinen Stress.

  • Ehemaliger Nixon-Berater: ‚War on Drugs‘ sollte Waffe gegen Schwarze und Hippies sein



    www.vice.com/de/ar...d-hippies-sein-524

    „Wir wussten, dass wir es nicht illegal machen konnten, gegen den Krieg oder schwarz zu sein, aber indem wir die Öffentlichkeit dazu brachten, die Hippies mit Marihuana und die Schwarzen mit Heroin zu assoziieren, und beides streng kriminalisierten, konnten wir diese Bevölkerungsgruppen schwächen. Wir konnten ihre Anführer festnehmen, Razzien in ihren Häusern durchführen, ihre Treffen auflösen, und sie Abend für Abend in den Nachrichten diffamieren. Wussten wir, dass wir logen, was die Drogen anging? Natürlich wussten wir das."

    Und jetzt möchten die rechten Parteien in Deutschland ihre politischen Gegner immer noch weiterhin einfach nur anhand des Konsummusters kriminalisieren können. Die Linken haben vor ein paar Jahren mal eine kleine Anfrage gestellt zur Anzahl der Hausdurchsuchungen, die nur wegen Cannabis durchgeführt werden. Die CDU hat damals breit grinsend geantwortet, dass man darüber keine Statistik führen würde.

  • Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll:



    Die Polizei konzentriert sich nicht auf nichtdeutsche Staats­bür­ge­r*in­nen und Deutsche, die rassifiziert werden, sondern auf diejenigen, die auf der Straßedealen. Wenn das dann in der Merheit nichtdeutsche Staats­bür­ge­r*in­nen und Deutsche, die rassifiziert werden sind, ist das nicht der Problem der Polizei und kein Rassismus von Seiten der selben.



    Und ja, der Staat darf vorschreiben, dass bestimmte Produkte oder Dienstleistungen nur innerhalb bestimmter regeln verkauft odre aneboten werden, das ist auch gut so: Nicht jeder darf Feuerwerkskörper verkaufen, Medikamente. Es darf auch nicht jeder ohne Ausbildung den Schornstein reinigen oder operieren. Und das ist werde diskriminierend, noch rassistisch. Konsequenterweise verfolgt die Polizei dann solche vergehen - ob om Görlitzer Park oder sonstwo.



    Und auch wenn es schwerfällt: Wer keine Arbeitserlaubnis hat, mag sich gezwungen sehen zu klauen, zu dealen oder sonst wie GEld zu beschaffen. Die Gesellschaft hat aber jedes Recht solche Menschen entsprechend zu sanktionieren.

  • Mit dem Gesetz zur Cannabislegalisierung soll der Konsum von Cannabis entkriminalisiert und ein begrenzter Anbau werden (ohne wirtschaftliche Interessen!) ermöglicht werden.

    Kein Ziel des Gesetzes ist es, darüber hinaus auch die illegale Produktion von Cannabis und den Handel damit zu entkriminalisieren. Zudem dient das Gesetz nicht dazu, eine flächendeckende Versorgung mit Cannabis sicherzustellen.

    Die meisten Konsumenten werden das Gesetz vermutlich als Schritt in die richtige Richtung wahrnehmen. Auch für Niedriglöhner dürfte der Beitrag in einem Anbauclub oder das Ziehen von drei Pflanzen erschwinglicher sein, als die Preise auf dem illegalen Markt.

    Ein Großteil der Forderungen/Erwartungen im Interview hat mit dem Gesetz zur Cannabislegalisierung allerdings wenig zu tun, sondern dient lediglich dem Pushen eines eigenen Weltbildes.

    Wenn ich einen derart "gestrickten" Beitrag lese, fällt mir immer ein alter Song von Queen ein:

    I want it all, I want it all, I want it all, and I want it now

    Leute - sagt doch endlich "Das ist doch schon mal was" statt immer nur/wieder "Das reicht mir aber nicht".

    Wer zu viel will, bekommt meistens weniger, als vielleicht möglich wäre.

    • @Al Dente:

      NGOs - vor allem solche, die (fast) ausschließlich Lobbyismus betreiben - beziehen ihre Existenzberechtigung nunmal nicht daraus, dass die Dinge besser werden, sondern aus dem, was noch verbessert werden muss. Ein "Hey super, es bewegt sich was." kommt ihnen daher schwer über die Lippen.

    • @Al Dente:

      "Zudem dient das Gesetz nicht dazu, eine flächendeckende Versorgung mit Cannabis sicherzustellen."

      Richtig. Bei vielen Artikeln und Kommentaren zum Thema könnte man denken, Cannabis ist ein lebenswichtiges Grundnahrungsmittel.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ein Grundnahrungsmittel sicher nicht. Aber dieses Gesetz dient ganz sicher AUCH dazu, dem illegalen Dealen den ökonomischen Boden zu entziehen. Dazu müssen dort die Margen so weit sinken, dass Dealen sich nicht mehr lohnt. Und sinkende Margen erreicht man nunmal am besten mit günstigeren, VERFÜGBAREN Alternativen.

        • @Normalo:

          Ja. Das ist schon klar. Ich habe ja auch nichts gegen die Freigabe. Mich verwundern nur Beiträge zum Thema, die den Eindruck erwecken, Cannabis wäre lebensnotwendig.

          Der bekennende Konsument in unserer Firma sagt übrigens, er geht weiter zum Dealer seines Vertrauens 😉

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Das mit dem Dealer des Vertrauen sehe ich auch kommen. Aber früher oder später greift vielleicht dann doch das Preisargument, oder der Dealer macht selbst einen Club auf...

            Mit "verfügbar" meinte ich nicht bloß "legal", sondern eben auch: Ohne großen Aufwand zu besorgen. Und das heißt im Zweifel auch ortsnah - zumindest für einen so großen Teil der Konsumenten, dass sich auch für die illegalen Dealer die Abdeckung der restlichen Fläche nicht wirklich lohnt.

            • @Normalo:

              Laut kompetenter Auskunft kommt man mit den erlaubten 3 Pflanzen als Gelegenheitsverbraucher recht weit.



              Das Problem schein also nicht sehr groß zu sein.

              "oder der Dealer macht selbst einen Club auf..."

              Scheint mir auch eine lösungsorientierte Variante zu sein.

              Aber mal eine Frage an den Juristen. Wenn ich 3 Pflanzen habe und ich lege die Ernte in die Reichweite meines Nachbarn und der Nachbar stellt mir "zufällig" ab und zu einen Kasten Wasser in den Keller. Ist das dann strafbar?

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Nachdem ich mir das kurz durchgelesen habe, würde ich sagen: Wahrscheinlich ja. Auch fahrlässige Weitergabe von privat angebautem Kannabis soll strafbar bleiben. Mit dann und wann einem Wasserkasten werden Sie aber umgekehrt wahrscheinlich nicht im schweren Fall des "gewerbsmäßigen" Verstoßes landen. ;-)

                • @Normalo:

                  Ist ja auch theoretisch. Aber mir scheint es, dass die Verfolgung solcher Verstöße recht schwierig wird. Oder muss ich mir auf der Wache eine anzünden, um zu beweisen, dass es tatsächlich selbst verbraucht wird?

                  • @warum_denkt_keiner_nach?:

                    Genau: Ist theoretisch. In der Praxis gilt zum Einen weiter die Unschuldsvermutung. Und zum Zweiten dürfte es da keine Hauptsorge der Verfolgungsbehörden sein, was genau jemand mit dem Ertrag seiner drei privaten Pflanzen macht - eher, dass die drei am Fenster oder auf dem Balkon noch ein paar zig Geschwister im Keller haben könnten...

  • Sorry, aber die Dame tut der ganzen Rassismusdiskussion einen Bärendienst, wenn sie diesen überall wittert und sieht. Und warum der Staat sich jetzt um Dealer kümmern sollte erschließt sich mir auch nicht. Sie kann gerne dieses sehr eigene Weltbild pflegen, nur wird sie damit eher keinen Blumentopf gewinnen und wahrscheinlich darin enden als skurriles Negativbeispiel von der den ***Geigen der AfD missbraucht zu werden.

    Ich bin Anwohner ges Görli und habe seit Jahren null Verständnis für das üble Laisser-Faire dort. Legalisierung gerne aber auf die Drogendealer dort Rücksicht nehmen? Sorry, aber für meinen Geschmack wurde viel zu viel und viel zu lange Rücksicht genommen. Und auch dieser ewige Vorwurf von wegen Racial Profiling: wenn am Görli in erster Linie Schwarze kontrolliert werden, dann weil dort in allererster Linie Schwarze dealen. Bis 2010 gab es am Eingang noch ein paar dealende Araber aber spätestens seit ist 2013 ist damit Schluss. Wer hier also blind Racial Profiling unterstellt, der will schlicht die Realität nicht sehen. Und, auch wenn er bzw. sie das sicherlich nicht will, macht er es den rechten Rattenfängern verdammt einfach sich als jene hinzustellen, die als einzige die Wahrheit benennen.

  • Was hat es bitte mit einer Zweiklassengesellschaft zu tun, wenn ich auch nach der Legalisierung nicht einfach Cannabis im Park verkaufen kann? Alkohol ist in Geschäften auch frei verkäuflich und trotzdem kann ich nicht einfach im Park irgendeinen ungeprüften Fusel verkaufen. Das nur der öffentlich betrieben Handel in Parks Teil des Diskurses ist, hat auch nichts mit Rassismus zu tun, denn das ist nun mal der Teil, den auch Nicht-Konsumenten wahrnehmen. Was hinter verschlossenen Türen geschieht, interessiert und betrifft ja niemanden außer den Konsumten, aber wenn Leute in Parks angesprochen werden und das ganze beobachten können, ist es doch klar, dass darauf besonderes Augenmerk gelegt wird

  • "Allerdings sollten die Cannabis-Clubs offener und damit weniger diskriminierend sein. Das betrifft insbesondere die Anforderungen zur Mitarbeit."

    Wenn man einem Club beitritt, muss man sich einbringen. Das ist der Sinn eines Clubs.

    Jeder kann die Probleme mit Cannabis ect. übrigens sehr leicht für sich lösen. Einfach auf benebelnde Substanzen verzichten.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Viele wollen aber keinen Club beitreten um mal einen zu Kiffen. Ich engagiere mich in sozialen Vereinen. Ich muss da nicht noch zwangsweise in nen Cannabis-Club wenn ich nicht selbst anbauen und legal konsumieren will. Gehe ich halt weiter zu meinem Dealer. Mache ich seit über 40 Jahren. Alles so lächerlich.

      • @Andreas J:

        Wie gesagt. Einfach nicht kiffen. Dann gibt es auch keine Probleme. Weder mit Dealern, noch mit Clubs ect.

        Weiter oben kam übrigens die Idee auf, dass die Dealer ja Clubs gründen könnten...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Es liegt in der Natur von Menschen, sich zu benebeln. Menschen, die vollständig (!) auf Drogen (Alkohol ist eine Droge) verzichten, sind eher die Ausnahme als die Regel.

      Und warum darf ich mich in einer freien Gesellschaft nicht benebeln mit einer Substanz, die meinem Umfeld nicht schadet, wohl aber mit einer, die potenziell aggressiv und risikobereiter macht?

      • @Martin Weber:

        "Es liegt in der Natur von Menschen, sich zu benebeln. Menschen, die vollständig (!) auf Drogen (Alkohol ist eine Droge) verzichten, sind eher die Ausnahme als die Regel." (Martin Weber)



        Das ist Quatsch! Das Gegenteil ist richtig: Der Rausch ist die Ausnahme und nicht die Regel im Leben. Wenns umgekehrt läuft, dann brennt einem schon der Hut!



        Dieser Euphemismus ist lediglich die Standardbehauptung von Usern, eine ausgelutschte alte Leier die man täglich zu hören bekommt, wenn man in der Psychiatrie arbeitet.



        Das kommt davon wenn man sich nur noch unter Gleichgesinnten und Gleichbedröhnten bewegt. Da verliert man den Überblick. Da schrumpft der Wahrnehmungshorizont auf die eigene Bubble, welche man anfängt für den Rest der Welt zu halten. Die Welt dreht sich um den Stoff den man sich reinziehn will/muss um sich zu benebeln. Da sind sich Alkis ebenso wie Gewohnheitskiffer völlig gleich. Sowas nennt man Sucht!

      • @Martin Weber:

        Stimmt, Allolohol verursacht riesige Probleme. Aber warum schafft man ein Zweites, anstatt ein bestehendes zu lösen?

        • @Erfahrungssammler:

          Mag ja vernünftig sein, aber in diesem Zusammenhang ein Scheinargument gegen Cannabis. Ein Verbot und somit die Kriminalisierung von Alkohol wird es nicht geben. Mal davon abgesehen das ein unkontrollierter Schwarzmarkt wie bei allen illegalen Drogen entstehen würde, macht das auch keine Partei mit.

      • @Martin Weber:

        "Und warum darf ich mich in einer freien Gesellschaft nicht benebeln..."

        Dürfen Sie doch nach dem neunen Gesetz. Viel Spaß dabei. Aber Sie dürfen nicht erwarten, dass Ihnen die Gesellschaft auch noch die Tüte dreht.

        PS: Nach meiner Erfahrung ist ein Leben ohne benebelnde Substanzen erfüllter.

  • @VIELDENKER

    Ja, vielleicht sollte man jedes Gesetzesvorhaben mal durchwinken, ohne Debatte.

    Bringt eh' nix 🙈

    (um den Tücken von Poe's Law zu entkommen: ja, das da oben ist ironisch!)

    • @tomás zerolo:

      Da hat am meisten übrigens die SPD geblockt, zuletzt deren Länderinnenminister.



      Hier in Thüringen gibts noch nicht mal eine Entkriminalisierung "geringer Mengen" wegen der SPD.



      "...vor allem was die Löschung von Vorstrafen wegen Cannabisdelikten betrifft..." (letzte Antwort) das hier war bei der leidigen Debatte eher selten Thema.



      Und natürlich isses mit paar Grasklubs und einer irrsinnig komplizierten und ned kontrollierbaren Eigenkonsumregelung incl. Anbau ned getan. Was dazu führt, daß auch die marginalisierten kriminalisierten Kleinhändler*innen weiterhin Kundschaft haben und genauso gegängelt werden wie bisher.

  • Es wird ein Riesenfortschritt werden wenn nicht Normalos wie Langhaarige oder Ausländer nicht mehr ständig kontrolliert werden wegen geringer Mengen Grass. Das ist doch super und wird auch die Akzeptanz der Polizei fördern. Der Krieg gegen die Drogen war immer auch ein Kampf gegen linke und ALternative.

    • @Timelot:

      Ich weiß auch nicht.

      "Sie müssen Beiträge bezahlen, sich am Anbau und der Organisation beteiligen."

      Das sind ja nun sehr niedrige Hürden. Und von Beiträgen steht im Gesetz NICHTS. Im Gegenteil: die Beiträge sind durch die vorgeschriebene Nichtkommerzialität (d.h. das Verbot einen Gewinn zu erwirtschaften) zwangsläufig gedeckelt; sie dürfen nur die Produktionskosten (einschließlich Betrieb des Clubs) abdecken.



      Die Anbau- und Organisationsvorschrift erfüllt sich zwanglos zB durch Mithilfe bei der Verarbeitung der Ernte, denn da kann man den heruntergefallenen Skuff (die reinen Harzdrüsen, irrigerweise auch als "Pollen" bekannt) abgreifen, und wer will das nicht? Skuff aus dem Vaporizer ist sozusagen der Kaviar des Cannabis; nobler geht nicht.

      Auch: Die Mitgliedschaft in einem Cannabisclub steht *allen* Menschen offen, die ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort in Deutschland nachweisen können (also alle außer sans-papiers). Das ist ein allgemein übersehenes Detail, das sicher nicht aus Menschenfreundlichkeit im Gesetz steht, sondern zwecks Bekämpfung des Schwarzmarktes. Denn der kleine Pusher finanziert sich mit dem Weed-Ticken gerade mal den Eigenkonsum. Die Profitmargen sind einfach nur ranzig, wenn man nicht 1000+ Euro in den Einkauf vom Zwischenhändler investiert (und das kann kaum einer der Endverkäufer).



      Wenn man in Deutschland Rauschmittel verkaufen will, um damit Geld zu machen, dann nimmt man Nasendrogen, oder eröffnet ganz schlicht einen Kiosk.

    • @Timelot:

      Ich wurde selbst als Punk nie von der Polizei auf Drogen durchsucht. Einmal wurde mit grinsen darauf hingewiesen das ich da was fallen gelassen habe und weg waren sie. Mein großer migrantischer Freundeskreis wurde dafür um so mehr Kontrolliert.

  • Vielleicht sollte frau in dieser Phase auch erstmal die Einführung abwarten, bevor die gruppenspezifischen Alarmglocken kurz vor der Veröffentlichung schrillen. Sonst geht es wie mit manch anderen Vorhaben, die immer noch auf den Abschluss warten.

  • Vielleicht sollte frau in dieser Phase auch erstmal die Einführung abwarten, bevor die gruppenspezifischen Alarmglocken kurz vor der Veröffentlichung schrillen. Sonst geht es wie mit manch anderen Vorhaben, die immer noch auf den Abschluss warten.