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Obwohl die Erneuerbaren boomen82 Prozent der Energie sind fossil

Die CO₂-Emissionen des globalen Energieverbrauchs steigen weiter. Die Erneuerbaren lösen nur langsam Öl, Gas und Kohle ab, zeigt ein Bericht.

Norwegen erzeugt mehr als die Hälfte der Energie aus erneuerbaren Energien: Windanlagen in Troms Foto: Robert Harding/imago

Berlin taz | Trotz des Erneuerbaren-Booms lieferten fossile Energieträger 2022 weiterhin etwa 82 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs. Der globale Energieverbrauch stieg insgesamt um ein Prozent, so dass auch die Emissionen in dem Bereich anstiegen. Das geht aus dem neuen Jahresbericht des Londoner Energy Institute hervor. „Wir bewegen uns weiterhin in die falsche Richtung bei dem, was für das Pariser Abkommen benötigt wird“, kommentierte Institutschefin Juliet Davenport die Zahlen.

Die Zahlen stammen aus dem seit 1952 erscheinenden „Statistical Review of World Energy“, der inzwischen als Standardüberblick gilt. Herausgegeben wurde er bis zum vergangenen Jahr vom Ölkonzern BP. Nun hat das das Energy Institute übernommen, ein Berufsverband für Menschen in Energieberufen. Der Grund für den Wechsel: Die jährlich veröffentlichten Daten illustrieren, wie fossil-abhängig die Welt ist und unterminierten damit nach Ansicht der BP-Konzernchefs offenbar die eigene PR, ein Erneuerbaren-Konzern zu sein.

Im vergangenen Jahr sank während der Energiekrise der weltweite Gasverbrauch, wurde allerdings in vielen Ländern durch Kohleverbrennung ersetzt. Der Kohleverbrauch stieg so auf das Niveau von 2014 an, auch der Verbrauch von Erdöl legte zu. Da sowohl Kohle als auch Öl höhere Treibhausgasemissionen erzeugen als Gas, wurde der Energiemix insgesamt etwas dreckiger.

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Der diesjährige Bericht zeigt, dass der Energieverbrauch aus erneuerbaren Quellen weiter wächst. Ihr Anteil stieg 2022 von 13,5 auf 14,2 Prozent. Der Anteil der Atomkraft sank leicht von 4,2 auf 4 Prozent. Der fossile Anteil sank ebenfalls von 82,3 auf 81,8 Prozent. Hätte China seine Covid-Maßnahmen früher beendet, wäre der fossile Anteil dagegen gestiegen, hieß es.

Überblick über den Stand der Energiewende

Der Primärenergieverbrauch ist ein guter Indikator für den Stand der Energiewende weltweit. Dieser überschätzt in der Regel den Anteil fossiler Energie, weil bei der Verbrennung viel Energie als Wärme verloren geht – was bei Solar- oder Windkraft nicht der Fall ist. Für das Statistical Review werden allerdings erneuerbare Energien so hochgerechnet, als seien sie genau so ineffizient wie fossile Energieträger, damit die Verhältnisse stimmen.

Die Zahl zeigt, aus welchen Quellen Energie gewonnen wird. Enthalten ist dabei die Energie für Stromproduktion, das Heizen von Gebäuden, in der Industrie und im Verkehr. All diese Bereiche sind insgesamt für einen Großteil der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

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Der Datenüberblick zeigt, dass es kaum Länder gibt, die tatsächlich einen Großteil ihrer Energie aus erneuerbaren Energien bestritten. Dänemark, zum Beispiel, das bei der Stromproduktion zu mehr als 80 Prozent erneuerbare Energien einsetzt, kommt beim gesamten Energieverbrauch nur auf 40 Prozent erneuerbare.

Nur Island und Norwegen erzeugen deutlich mehr als die Hälfte ihres Energie aus erneuerbaren Energien, beide mit großen Anteilen an Wasserkraft. In Deutschland war der Erneuerbaren-Anteil mit 21,5 Prozent immerhin deutlich über dem weltweiten Durchschnitt.

Einziger Hoffnungsschimmer: Der wachsende weltweite Energieverbrauch wird immer mehr durch neue Erneuerbaren-Kraftwerke abgedeckt, so dass in den kommenden Jahren die Emissionen erstmals sinken könnten. Für die Einhaltung des Pariser Abkommens wäre aber auch das sehr knapp: Bis 2030 müssen die Emissionen mindestens halbiert werden.

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19 Kommentare

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  • Unsere Stadtwerke haben uns mitgeteilt, dass unser kleiner Ort zu schwach angeschlossen um auch nur zusätzlich 20% der Haushalte mit Wärmepumpen zu versorgen, bzw. um hunderte E-Autos mit mehr als 11kW zu laden.



    So viel zum "Energiewandel".



    Ach ja, Fernwärme und Gas haben wir sowieso nicht.

  • Der Anteil von Erneuerbaren an der Prämerenergie ist ein schlechter indekator für den Stand der Energiewende.



    Erneuerbare wie Windkraft und Solarkraft produzieren nämlich einen Sekundären Energieträger, Strom und Wärme.



    Während die Fossilen wie Kohle, Gas, Öl zwar eine hohe Energiedichte haben aber an sich nutzlos sind. Man muss sie unter hohem Wirkungsgradverlust verbrennen, um eine nutzbare Energieform wie Wärme oder Strom zu erhalten. Man merke der Primärenergieverbrauch kann zwar leicht ermittelt werden, sagt aber wenig aus, was tatsächlich an Erneuerbarer Energie zugebaut werden muss für die erfolgreiche Energiewende.

    • @midran:

      Da ist was dran. Über den Daumen kann man die fossilen Energieträge einfach mit 0.4 multiplizieren, um zum elektrischen Equivalent zu kommen. Das Problem bleibt aber vom Grundsatz bestehen: Fehlende Pufferspeicher mit hohem Wirkungsgrad (da dürfen Sie über den Daumen durch 0.25 teilen), Kosten für den Umbau, die Erweiterung und den Unterhalt der komplexen technischen Infrastruktur, steigender Energiehunger durch Bevölkerungswachstum.

      • @Nachtsonne:

        Der steigende Enegiehunger kommt auch durch solche Maßnahmen wie 5G in Verbindung mit dem geplanten automatisiertem Fahren. Den meisten Menschen ist gar nicht klar, das für das sichere Fahren auch nur eines selbstfahrenden Autos ungefähr fünf gute Servereinheiten mit je circa 500 Watt Verbrauch ständig rechnen müssen um ein Auto sicher navigieren zu können.

        Wohlgemerkt, dies ist nur die Energie die für die Rechenleistung und die sichere Übertragung per Funk für die exakte Navigation gebraucht wird.

  • solange noch Autos wie SUVs gebaut werden, gibt kein Mensch irgendwas auf den Klimawandel.

    Merkt man in Deutschland besonders.

    • @Tyramizou:

      Solange wir beide unsere belanglose Meinung hier reinschreiben und somit Energie vergeuden, geben zumindest wir nichts darauf. ;)

    • @Tyramizou:

      Es passiert doch gerade richtig viel.

      Noch nicht genug, um eine Erwärmung effektiv einzugrenzen, aber es gibt viel Bewegung - SUV hin oder her

  • Ist es nicht so, dass erneuerbarer Energien den Primärenergie Verbrauch senken werden? Wenn ich mein Haus mit Strom heize so ist dies doch wesentlich effizienter als mit Öl oder Gas. Bedeutet doch, dass ich anstatt 3 Einheiten Öl nur 1.5 Einheiten Strom (Wärmepumpe) benötige um die gleiche Temperatur im Haus zu haben, oder liege ich falsch?

    • @Edi Selit:

      "Lautet die Erklärung in diesem Fall, dass Öl und Gas (dort) einfach viel zu billig ist und ein Umschwenken auf Erneuerbare sich (noch) nicht lohnt?"

      Viele dieser Länder sind selbst Ölförderländer, die anderen sind vermutlich nicht finanzkräftig genug um schnell auf regenerative Energien umzustellen.

      "wieso müssen wir in Deutschland dann mit fast brachialer Methode den Energiewandel angehen?"

      Weil wir mit etwa 1% der Erdbevölkerung für etwa 2-3% der Treibhausgasemmissionen verantwortlich sind, die Produktion von klimaschädlichen Erzeugnissen durch z.B. China nicht eingerechnet.

    • @Edi Selit:

      Sie haben völlig Recht. Mit dem Strom, der aus Wind und Sonne erzeugt wurde ist die Wärmepumpe ein kleines Energiewunder und verdoppelt bis verdreifacht die Wärmeenergie.



      Selbst wenn Sie aus Öl erzeugten Strom nutzen ist das bei handelsüblichen Wirkungsgraden eher ein Gewinn, da bei Ölbefeuerung Ihres Heizkessels etwa 10 - 20% der Energie durch den Schornstein entschwinden.

      Aber Sie lassen sich die Wärmepumpe ja für die Zukunft, in der erneuerbare Energien einen wesentlich höheren Anteil haben werden, einbauen.

    • @Edi Selit:

      Der kleine Haken an der Sache ist, dass Strom keine Primärenergie ist, man muss ihn erst mal aus Primärenergie machen.



      Dann werden aus Ihren "3 Einheiten Öl" bestenfalls "nur 1,5 Einheiten Strom". Wenn Sie dann mit diesen 1,5 Einheiten Strom Ihr Haus heizen, sind Sie schlussendlich wieder bei einem Verbrauch von 3 Einheiten Öl.



      Wenn Sie stattdessen bei Ihrer Ölheizung bleiben, sich das Geld für die Wärmepumpe sparen und dasselbe z.B. in eine Windparkbeteiligung stecken, verdrängen Sie fossile Primärenergie (und CO2) aus dem Stromsektor. Dann wäre tatsächlich etwas gewonnen.

      • Roland Schaeffer , Autor*in ,
        @sollndas:

        Sie rechnen zu einfach. Aus Öl macht in Deutschland niemand Strom. Und der Strom für die Wärmepumpe kommt zur Hälfte aus Erneuerbaren. Also: Was muss man jetzt durch was teilen und wie ist das Ergebnis?

        • @Roland Schaeffer:

          "Aus Öl macht in Deutschland niemand Strom."



          Naja, fast niemand. Darum geht es aber nicht, ich hätte genau so gut Kohle, Braunkohle oder Gas schreiben können. Ich habe mich nur der Einfachheit halber an das Beispiel des Eingangsposts gehalten.



          "Und der Strom für die Wärmepumpe kommt zur Hälfte aus Erneuerbaren."



          Genau dieses ist ein weit verbreiteter Irrtum. Sie vernachlässigen die Rückwirkung des zusätzlichen Verbrauchers Wärmepumpe auf den Strommix.



          Beispiel: Einem Stromnetz werden 100 kW Strom entnommen, davon stammen 50 % aus erneuerbaren Quellen, also 50 kW. Wenn Sie jetzt aus dem Gebäudesektor eine Wärmepumpe als neuen Verbraucher in den Stromsektor schieben, steigt der Stromverbrauch um sagen wir 5 kW, insgesamt sind wir dann bei 105 kW.



          Wegen des Anschlusses eines neuen Verbrauchers scheint die Sonne nicht heller und auch der Wind weht nicht stärker, die Erneuerbaren bleiben bei 50 kW. Für die zusätzlichen 5 kW muss z.B. in der Lausitz eine Schippe Kohle mehr aufgelegt werden, und der Erneuerbarenanteil fällt auf (50/105)*100 % = 47,6 %. Mit diesen 47,6 % wird dann auch Ihre Kaffeemaschine (und alle andern Verbraucher) betrieben.

          • @sollndas:

            Sehr gutes Beispiel.

            Und zu den Wärmepunpen kommen jetzt auch noch massenhaft E-Autos. Geschätzte 500.000 nur im Jahr 2023.

            Und die brauchen noch mehr Strom als Wärmepumpen im Winter. Jedenfalls die großen E-Autos bei mehr als (geschätzten) 30 km Fahrt mit 100 km/h pro Tag.

            Am Jahresende könnten wir also extrem viel fossile Energie verbrennen müssen, um das Stromnetz stabil zu halten.

            Und ob die Infrastruktur im Niedrigspannungsbereich (größere Transformatoren?) solche hohen Stromverbräuche überhaupt bewältigen kann ist fraglich.

  • Na das ist ja nun verwunderlich. Nicht! Schaut man sich die Karte an, ist der Anteil an fossilen Energieträgern genau in jenen Ländern am höchsten, welche zB. den größten Sonnenanteil im Jahr haben (könnten). Lautet die Erklärung in diesem Fall, dass Öl und Gas (dort) einfach viel zu billig ist und ein Umschwenken auf Erneuerbare sich (noch) nicht lohnt?



    Und eine weitere Frage die sich da stellt: wieso müssen wir in Deutschland dann mit fast brachialer Methode den Energiewandel angehen? Um bewusst das ganze Land über viele Jahre hinweg überbordend zu belasten? Die Kurve des Primärenergieverbrauchs macht wegen unserer Veränderungen wahrscheinlich einen kaum wahrnehmbaren Knick nach unten. Vor allem importieren wir den größten Teil dazu aus anderen Ländern: Wärmepumpen, Solarpaneele, Windräder.

    • @Mopsfidel:

      "Lautet die Erklärung in diesem Fall, dass Öl und Gas (dort) einfach viel zu billig ist und ein Umschwenken auf Erneuerbare sich (noch) nicht lohnt?"

      Viele dieser Länder sind selbst Ölförderländer, die anderen sind vermutlich nicht finanzkräftig genug um schnell auf regenerative Energien umzustellen.

      "wieso müssen wir in Deutschland dann mit fast brachialer Methode den Energiewandel angehen?"

      Weil wir mit etwa 1% der Erdbevölkerung für etwa 2-3% der Treibhausgasemmissionen verantwortlich sind, die Produktion von klimaschädlichen Erzeugnissen durch z.B. China nicht eingerechnet.

      • @0 Substanz:

        "Weil wir mit etwa 1% der Erdbevölkerung für etwa 2-3% der Treibhausgasemmissionen verantwortlich sind, die Produktion von klimaschädlichen Erzeugnissen durch z.B. China nicht eingerechnet."

        ------------------------------

        Das ist keine ausreichende Begründung.

        • @SeppW:

          Sondern?

  • Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich sehe eine erhebliche Lücke zwischen "... [in sieben Jahren] müssen die Emissionen mindestens halbiert werden..." und dass "... in den kommenden Jahren die Emissionen erstmals sinken könnten...". Vielleicht sinken die Emissionen bis 2030 ja wirklich ein bisschen, aber mittlerweile dürfte jedem halbwegs realistischen Menschen klar sein, dass das mit den Zielen des Pariser Abkommens nichts wird. 1,5°C mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht, 2°C recht wahrscheinlich auch nicht.