Klimaneutralität 2050 technisch möglich: Globale Energiewende geht voran

Es gibt weltweit große Fortschritte bei Solaranlagen, Windrädern, Batterien und E-Autos. Das zeigt ein Bericht der Internationalen Energieagentur.

Werkhalle eines Autoherstellers.

Chinesische Produktion von E-Fahrzeugen: automatisierte Werkhalle bei Leapmotors in Zhejiang Foto: VCG/imago

CHIANG MAI taz | Es gibt auch gute Nachrichten bei der Energiewende: „Rasche Fortschritte bei den wichtigsten sauberen Energietechnologien zeigen, dass die neue Energiewirtschaft schneller entsteht, als viele denken.“ So fasst die Internationale Energieagentur (IEA) einen neuen Bericht zusammen, der in der vergangenen Woche erschienen ist.

Dieser zeigt deutliches Wachstum in den meisten relevanten Bereichen im vergangenen Jahr: Der Zubau an Erzeugungskapazität bei Erneuerbaren erreichte ein Rekordhoch von 340 Gigawatt, vor allem dank eines Wachstums von 26 Prozent bei Solaranlagen.

Die Investitionen in Erneuerbare stiegen denn auch um 15 Prozent und lagen im Jahr 2022 bei 1.600 Milliarden Dollar. Auch der Verkauf von Elektroautos wuchs mit einem Plus von 55 Prozent stark. Knapp zehn Millionen Elektroautos fanden einen Käufer, was einem Marktanteil von 15 Prozent entsprach. Damit hat sich der Marktanteil von Elektroautos in zwei Jahren mehr als verdreifacht.

Der IEA-Bericht ist zudem keine Ausnahme. In den letzten Wochen erschienen gleich mehrere Analysen, die Ähnliches zeigen: dass die meisten Technologien, die für das Erreichen der Klimaneutralität entscheidend sind, stark wachsen.

„Starke Triebkräfte für den Wandel“

Ein Bericht des US-Thinktanks Rocky Mountain Institute (RMI) zeigt, dass die Verbreitung neuer Technologien einer S-Kurve folgt: Erst wachsen Technologien langsam und dann explosionsartig. Und wenn die Marktdurchdringung nahezu 100 Prozent erreicht hat, flacht das Wachstum wieder ab.

Derzeit ist der Zubau von Solar- und Windkraft sowie von Batterien in der exponentiellen Wachstumsphase und RMI erwartet, dass dies in der absehbaren Zukunft so bleibt: „Es gibt immer noch starke Triebkräfte für den Wandel: Lernkurven, überlegene Wirtschaftlichkeit, Energiesicherheit, geopolitischer Wettbewerb, Effizienz, klimatische Notwendigkeit und lokale Umweltverschmutzung sind nach wie vor eine starke Kombination für den Wandel.“

Das hat zur Folge, dass Solar- und Windkraft ihren Anteil am Stromverbrauch von heute 12 Prozent in den nächsten sieben Jahren mehr als verdreifachen werden. Gemäß RMI ist die Welt damit auf einem Entwicklungspfad, der die Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zumindest möglich macht.

Widerstände wie in Deutschland beim Umstieg auf klimafreundliche Heizungen oder wie in Großbritannien gegen Windräder an Land können diese Entwicklung auch nicht aufhalten, meint RMI: „Es gibt überall Hindernisse, aber das Wachstum geht weiter. Der Grund dafür ist, dass die Hindernisse spezifisch und lokal sind, die Lösungen aber allgemein und global, sodass sie den Widerstand gegen Veränderungen überwinden können.“

Die Produzenten fossiler Energien müssen sich daher auf deutlich sinkende Einnahmen einstellen: „Das exponentielle Wachstum hat das Elektrizitätssystem an einen Kipppunkt gebracht, an dem die Abkehr von fossilen Brennstoffen nur noch schwer umkehrbar ist.“ RMI geht daher davon aus, „dass die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen im Elektrizitätssektor ihren Höhepunkt erreicht hat und bis zum Ende des Jahrzehnts im freien Fall sein wird.“

Energiewende-Turbo in Uruguay

Schließlich zeigt auch eine neue Studie des US-Thinktanks World Resources Institute (WRI), dass sehr schneller Wandel möglich ist. Damit die Welt die Klimaneutralität bis 2050 erreichen kann, muss der Anteil von Solar- und Windstrom am globalen Strommix bis 2030 jedes Jahr um 3,1 Prozentpunkte zunehmen.

In der Vergangenheit haben allerdings mehrere Länder gezeigt, dass sogar eine deutlich höhere Wachstumsrate erreicht werden kann: Der absolute Spitzenreiter ist hier Uruguay. Das südamerikanische Land hat in den fünf Jahren von 2013 bis 2018 den Anteil von Wind- und Solarkraft an seinem Strommix von einem Prozent auf 35 Prozent gesteigert. Das entspricht einer Zunahme um sieben Prozentpunkte pro Jahr.

Auch Dänemark, Litauen, Namibia, die Niederlande, Palästina, Jordanien und Chile haben Fünf-Jahres-Perioden erlebt, in denen der Anteil von Wind- und Solarkraft am Energiemix um mehr als vier Prozentpunkte pro Jahr zugenommen hat. „Diese Beispiele zeigen, dass Länder mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen rasch auf erneuerbare Energien umsteigen können“, schlussfolgert das WRI. Jetzt muss man es nur noch machen.

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