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Bei der Letzten Generation mitmachenMemme, Feigling, Hasenfuß

Unsere Autorin würde Straßen blockieren – hätte sie nicht solche Angst. Denn die Aktionen spalten nicht, findet sie. Vielmehr sind es die Parteien, die ihre Glaubwürdigkeit verspielen.

Unserer Autorin bleibt nur das Wort. Aktion in Berlin am 24. April Foto: Jochen Eckel/imago

A ngsthase, Memme, Feigling, Waschlappen, Hasenfuß – suchen Sie sich aus, wie Sie mich nennen. Denn hätte ich keine Angst, wäre ich bei den Blockaden der Letzten Generation dabei. Ich würde mich auf die Straße setzen, mich ankleben. Und bereitwillig den Hass von Autofahrenden auf mich ziehen. Auch den Geifer von PolitikerInnen, solchen, die dem Populismus verfallen sind, weil es ihren Zwecken und nicht der Welt dient. Nicht zuletzt würde ich die Häme und Hetze der Bild ertragen. Nur bin ich nicht mehr mutig.

Und das, obwohl „Mut“ und „Wut“ so nah beieinanderliegen. Die Wut habe ich doch. Wut auf all jene, und in der Politik scheint es die Mehrheit zu sein, die nicht so handeln wollen, dass ein Aufbruch sichtbar ist, der die Erderwärmung stoppt. Nur, was ist so schwer, das W in Wut auf den Kopf zu stellen, damit Mut daraus wird? Und was so schwer, beides zu verbinden?

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Wutmut. Mutwut. Wir brauchen das, um die Klimakatastrophe aufzuhalten. Und um die Politik dahin zu bringen, den Menschen in diesem Land die Wahrheit zu sagen. Die politisch Verantwortlichen können nicht so tun, als gebe es ein Grundrecht aufs Weiter-so, aufs Autofahren, Fliegen, Wasser verschmutzen, Luft verschmutzen, Wälder roden, Ressourcen verschwenden, Autobahnen bauen, Profit schützen. Die Menschen müssen wissen, dass das direkt ins Verderben führt. Die PolitikerInnen müssen es ihnen sagen. Denn: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“

Danke, Ingeborg Bachmann, Sie nahmen es vorweg, als Sie dies bei der Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden 1959 sagten. So kurz nach der NS-Zeit, in der die Menschen politischen Lügen zuhauf gefolgt waren, glaubten Sie, die Menschen seien bereit, der Wahrheit ins Auge zu sehen. „Wir wollen alle sehend werden“, sagten Sie.

Für die Wahrheit braucht es Mut

Für die Wahrheit, das wusste Bachmann, braucht es Mut. Wieso aber so viele in der Politik den Menschen gegenwärtig die Wahrheit nicht zumuten, ist ein Debakel. Auch sie sind Feiglinge. Ihre Angst gilt, anders als meine, nicht dem Mob, sondern dem Souverän.

Es wird jetzt viel darüber geredet, dass die Aktionen der Letzten Generation die Klimabewegung spalte. Dass sie mit ihren Blockaden die Glaubwürdigkeit des Klimaschutzanliegens verspiele. Das Gegenteil ist richtig: Die, die den BürgerInnen signalisieren, dass sie weiter Kohlendioxid verprassen können – die FDP, Kanzler Scholz, die ganze Kohorte von CDU, CSU – verspielen ihre Glaubwürdigkeit, weil sie den Menschen die Wahrheit nicht zumuten.

Die Politikverantwortlichen müssen ihr Narrativ dem Klimanotstand anpassen. „Wir schaffen das“, auch wenn es Einschränkungen bedeutet, müsste es lauten. Stattdessen tun sie, als könne alles bleiben. So fördern sie die Spaltung der Gesellschaft. Sie heizen den Konflikt an und die Erde.

Halb totgeschlagen bei einer Demonstration

Mich allerdings macht diese Erkenntnis nicht mutiger. Ich wurde einmal, in den 80er Jahren, von Polizisten halb tot geschlagen bei einer Demonstration. Die Fratze, die dieser Gewalt nicht Einhalt gebot, sie gar legitimierte, ertrage ich nicht mehr. Hart auf dem Boden aufschlagende Schuhe. Breite Schultern. Geschwellte Brüste. Geballte Fäuste. Stiere Blicke. Genau das, was ich sehe, wenn ich in Videos aufgebrachte Autofahrer auf die am Boden sitzenden DemonstrantInnen losgehen sehe. Sie aus dem Weg zerrend. Wer ist gesetzlos?

Mir bleibt jetzt nur das Wort. Und Bewunderung für Ingeborg Bachmann. Innerhalb der gesellschaftlichen Grenzen, sagte sie, sei unser Blick auf das Vollkommene der Liebe, der Freiheit oder jeder reinen Größe gerichtet – wobei das Vollkommene auch das Unmögliche, Unerreichbare sein könne. „Im Widerspiel des Unmöglichen mit dem Möglichen erweitern wir unsere Möglichkeiten. Daß wir es erzeugen, dieses Spannungsverhältnis, an dem wir wachsen, darauf, meine ich, kommt es an; daß wir uns orientieren an einem Ziel, das freilich, wenn wir uns nähern, sich noch einmal entfernt“, sagte sie.

Soll heißen, die Letzte Generation, Fridays for Future und alle, die die Erde nicht brennen sehen wollen, kämpfen mit ihren Mitteln weiter für eine Politik, die den Klimawandel stoppt. Sie werden daran wachsen. Und ich? Ich strenge mich hart an, diese Angst doch zu überwinden.

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Waltraud Schwab
taz-Redakteurin
Seit 2002 bei der taz, erst im Lokalteil, jetzt in der Wochentaz. 2005 mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet für die Reportage „Schön ist das nicht“, 2011 wurde die Reportage „Die Extraklasse“  mehrfach prämiert. 2021 erschien ihr Roman "Brombeerkind" im Ulrike Helmer Verlag. Es ist ein Hoffnungsroman. Mehr unter: www.waltraud-schwab.de . Auch auf Twitter. Und auf Instagram unter: wa_wab.un_art
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46 Kommentare

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  • Eigentlich will ich mir die Kommentare gar nicht an tun. So viel Regression, Kleingeist und Delegitimierung von Zivilcourage. Vorgebliche Demokrat*innen demontieren ihren Rechtsstaat.

  • 6G
    675146 (Profil gelöscht)

    Mit den drei ersten Sätzen ist im Grunde schon alles gesagt.



    1. Angst vor Gewalt.



    2. Wahrheit muß gesagt werden.



    3. Parteien unglaubwürdig wie nie zuvor.

  • Ich habe einen schwerbehinderten Sohn. Der wird immer wieder mal operiert. Die Operationen werden lange geplant, ein ganzes Team bereitet sich darauf vor. Wir bereiten uns Wochen vorher nervlich darauf vor. Meine Partnerin weint teils, waren auch schon schwere Eingriffe dabei.

    Ich mag mir gar nicht vorstellen, wenn da eine Operation wieder zwei, drei, vier Monate verschoben werden muss, weil uns irgendjemand mutwillig von der Fahrt ins Krankenhaus abhält. Ich würde auch heulen vor Ohnmacht und Wut.

  • "Ich würde mich auf die Straße setzen, mich ankleben. Und bereitwillig den Hass von Autofahrenden auf mich ziehen."



    Hass ist Ausdruck eines besonderen Stresszustands, der sich dadurch auszeichnet, dass den sich seiner Bedienenden der Zugang zum Frontallappen des eigenen Gehirn verwehrt wird, weil das gesamte Nervensystem auf Stammhirnfunktionen reduziert wird.



    Jemanden zu Hass provozieren, um ihm anschliessend die Gefahren des Klimawandels zu erläutern, ist hochgradig kontraproduktiv. Ein Hassender KANN weder zuhören noch klar denken, analysieren, Schlussfolgerungen ziehen, das grosse Ganze überblicken - er kann nur hassen.



    Also was ist das Ziel der Aktion? Andersdenkende in ihren Überzeugungen bestärken? Sich selbst durch den Mut zu solchen Taten innerlich erhöhen?



    Wer strategisch, zielgerichtet und erfolgreich vorgehen will, sollte mögliche Reaktionen der Anderen in seine Pläne einbeziehen. Wer darauf verzichtet, nimmt Misserfolg und Stärkung der gegnerischen Kräfte in Kauf.

    • @Stechpalme:

      Recht habens, doch auch anwendbar auf die blockierten Autofahrer.

    • @Stechpalme:

      Die Blockierten sind der LG erklärtermaßen wurscht. Sie sind nur Mittel zum Zweck, die Regierung unter Druck zu setzen.

      Sie wendet sich weder an die Bevölkerung, noch an die Öffentlichkeit, sie sucht nur das Gespräch mit Ministern.

      Darunter macht sie es nicht.

      Was ja auch zu klappen scheint, jetzt dürfen sie sich im Mai mit Wissing an den Tisch setzen.

      Als ob es irgendetwas bringen würde, ausgerechnet mit diesem Mann zu reden und an seine Vernunft zu appellieren.

      • @Jim Hawkins:

        Ja, nun. Rumsitzen und Nichtstun bringt ja auch nichts. Mecker-Appelle schreiben nützt nichts. Petition, die Wissing zum Rücktritt auffordert, nützt auch nichts. Also gar nichts tun?



        Druck machen bringt auf Dauer schon was. Leider ist die Zeit sehr begrenzt...

        • @blutorange:

          Also zunächst einmal weiß ich nicht, ob sich dieser Druck tatsächlich entfaltet.

          Wenn ich das richtig sehe, passiert heute gar nichts. Na gut.

          Raiders heißt jetzt Twix und Kritik heißt Mecker-Appell. Soviel zum Thema Sachlichkeit.

          Mir scheinen solche Aktionen wie der gemeinsame Aktionstag von FFF und Verdi zielführender sein.

          Aber da ja offensichtlich nur noch zwei Jahre Zeit sind, legen wir unser Schicksal in die Hände der 800 Aktivistinnen und Aktivisten von LG.

          Ça ira .

          • @Jim Hawkins:

            Beziehen Sie "Mecker-Appell" denn auf Ihren kritischen Kommentar? Ich habe das nicht gesagt.



            Der Versuch, Druck zu machen, ist besser als gar nichts zu tun. Ob der Druck wirkt? Zumindest sind die LG und andere Gruppen, die etwas radikaler vorgehen als fff seit Monaten Thema. Man kann sie und damit das, auf was sie aufmerksam machen, nicht mehr ignorieren. Auch nicht die Dringlichkeit.

          • @Jim Hawkins:

            "Mir scheinen solche Aktionen wie der gemeinsame Aktionstag von FFF und Verdi zielführender sein."



            Was erreichten sie?

            • @zeroton :

              Nicht viel.

              So gesehen, alles für die Katz. Braucht man gar nicht machen, wenn es reicht, dass sich ein paar hundert Leute auf die Straße setzen.

              Und in ihrem Kindergartenglauben annehmen, dadurch die Klimakatastrophe abwenden zu können.

              • @Jim Hawkins:

                Kindergartenglauben. Soviel dann auch zum Thema Sachlichkeit...

  • Diese Dame hat offenbar das Grundgesetz nicht verinnerlicht. Natürlich gibt es ein Grundrecht, sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen frei in diesem Land zu bewegen. Ob zu Fuß, mit dem Rad, dem Auto, dem E-Scooter, dem Flugdrachen oder durch Teleportation. Man kann daher die Menschen freundlich bitten, nicht so viel mit dem Auto zu fahren, aber sie dazu zwingen kann man sie nicht. Weshalb ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr auch eine Straftat ist, an ihm als Autofahrer teilzunehmen aber ein Grundrecht. Auch Demonstrieren ist ein Grundrecht, sofern es im gesetzlich erlaubten Rahmen passiert...was es hier nicht tut.



    Es würde mich ja mächtig interessieren, wie die Autorin reagieren würde, wenn man ihr etwas gewaltsam verwehrt, was sie in dem Moment wichtig findet. Wenn man z.B. ihre Wohnungstüren verbarrikadieren würde, wenn sie eilig zu einem wichtigen Termin (privat oder geschäftlich) will. Oder sich Menschen massenhaft auf Radwegen festkleben, so dass Radfahrer nicht weiterkommen. Eine Art Gegenprotest sozusagen. Natürlich dort, wo ausweichen nicht so einfach ist und das vorbeitragen auch nicht möglich. Da kann sie dann sicher auch genug geifernde Gesuchter und Gewaltausbrüche beobachten, denn der Mensch lässt sich nicht gerne gewaltsam einschränken...egal wer.



    Zum Glück leben wir in einer Demokratie und können wählen (auch ein Grundrecht BTW), wie wir leben wollen. Und wenn die Mehrheit die extremen Aktionen nicht mag und deshalb jeden abstraft, der sich mit der Meute verbündet, ist das OK. Vielleicht sollte die Klimagemeinde dafür sorgen, dass ein Konsens gefunden wird und in kleinen, schnellen Schritten Veränderungen stattfinden, statt mit Gewalt den großen Sprung zu erzwingen. Derzeit ist jegliches Wohlwollen, das z.B. FfF aufgebaut hatten, verspielt und wir bewegen uns rückwärts. Genau das hat der "Mut" der Kleber gebracht. Man redet wieder mit Verachtung über Klimaaktivisten. Vielen Dank auch!

    • @Hefra1957:

      Mittels entsprechenden Gesetzen und Maßnahmen kann man sie schon dazu bringen, wenn nicht gar zwingen, weniger Auto zu fahren. Das ist ja nicht gottgegeben. So klingt es aber oft.



      Dafür bräuchte es halt politischen Mut. Und Marktunabhängigkeit sozusagen...

  • "Die politisch Verantwortlichen können nicht so tun, als gebe es ein Grundrecht aufs Weiter-so, aufs Autofahren, Fliegen, Wasser verschmutzen, Luft verschmutzen, Wälder roden, Ressourcen verschwenden, Autobahnen bauen, Profit schützen. Die Menschen müssen wissen, dass das direkt ins Verderben führt. "

    "Die Menschen" wissen das doch längst. Die Fakten sind so bekannt wie ein Fixer es weiß, dass er fixt und dass das gar nicht gut ist.

    Die politischen Fragen sind doch längst konkret geworden. Wie schaffen wir es schnell auf regenerative Energien umzustellen, wie bekommen wir schnell eine energetische Sanierung der Wohnungen hin? Wie verdoppeln wir schnell das ÖPNV-´ Angebot? Wie können wir den Mangel an Fachkräften für die konkrete Arbeit dafür beheben.

    • @Rudolf Fissner:

      "Wie können wir den Mangel an Fachkräften für die konkrete Arbeit dafür beheben."



      Man könnte etwa ein sofortiges Aus für die Produktion von Verbrennern oder den Kohleabbau beschließen und würde damit nicht nur unmittelbar das Klima entlasten, sondern eben auch auf einen Schlag eine erhebliche Menge der so begehrten Fachkräfte freisetzen. Aber ist bleibt halt ein extrem verzerrtes Bild zu behaupten, dass es allein an der Umsetzung mangeln würde und nicht doch eigentlich an der grundsätzlichen Bereitschaft dazu überhaupt umzusteuern (siehe Tempolimit, eFuels, Heizungsdebatte, ...).

      • @Ingo Bernable:

        "Man könnte etwa ein sofortiges Aus für die Produktion von Verbrennern oder den Kohleabbau beschließen und würde damit nicht nur unmittelbar das Klima entlasten, sondern eben auch auf einen Schlag eine erhebliche Menge der so begehrten Fachkräfte freisetzen."



        Ist das jetzt Trolling oder schlichte Ahnungslosigkeit?



        Ein Kohlekumpel baut ab morgen Wärmepumpen ein. Fachkraft ist Fachkraft.



        Manchmal fragt man sich...

        • @Encantado:

          Lehrgänge für die Montage von Solarmodulen dauern meines Wissens nach rund zwei Wochen. Das würde ich einem Kohlekumple problemlos zutrauen und wenn er sich dann als gesuchte Fachkraft über ein fürstliches Gehalt und Viertagewoche freuen kann ist das doch ein Win-Win-Deal.

          • @Ingo Bernable:

            Wenn das alles so einfach ist und die Verdienstmöglichkeiten so toll - warum gibt es noch keine Vollbeschäftigung in Deutschland, warum klagen die entsprechenden Firmen über Fachkräftemangel?



            Irgendwas scheint in Ihrer Darstellung nicht ganz korrekt.



            Nebenbei finde ich Ihre Gleichsetzung von Wärmepumpen (die ich als Beispiel gewählt habe) und Solarmodulen (die Sie als Replik benutzen) wirklich spannend.

            • @Encantado:

              "warum klagen die entsprechenden Firmen über Fachkräftemangel?"



              Vermutlich weil diese Fachkräfte an anderer Stelle gebunden sind, etwa in der Automobilindustrie und deren Zulieferern.



              "Gleichsetzung von Wärmepumpen [...] und Solarmodulen"



              Auch wenn man die Montage ersterer nicht in nur zwei Wochen erlernen kann, ändert das ja nichts daran, dass auch das einem durchschnittlich intelligenten Menschen ebenfalls in begrenzter Zeit vermittelt werden kann. Es ist ja nun wirklich nicht so, dass der Anschluss einer Wärmepumpe etwas wäre zu dem nur Nobelpreisträger*innen mit einem IQ jenseits der 150 in der Lage sind. Wenn man aber immer nur erklärt 'Das geht nicht' und es gar nicht erst versucht, dann geht es eben auch wirklich nicht.

  • Ich finde finde es nicht Feige Angst zu haben. Ich nachempfinden, was du erlebt hast auch wenn ich nicht so ein krasses Erlebnis hatte, aber es ist klar traumatisch gewesen. Und leider natürlich ist die Polizei erst einmal darauf aus einzuschüchtern, wie mittlerweile auch viele Videos zeigen. Von daher ist es auch vollkommen natürlich Angst davor zu haben. Am Ende musst du selbst wissen, womit du klar kommst und womit nicht.

  • Danke für die Worte. In dem allgemeinen Gebrüll sind sie doch wichtig.

  • "So kurz nach der NS-Zeit, in der die Menschen politischen Lügen zuhauf gefolgt waren, glaubten Sie, die Menschen seien bereit, der Wahrheit ins Auge zu sehen. „Wir wollen alle sehend werden“, sagten Sie."

    Was hat der Nationalsozialismus in der Debatte verloren? Wird den Feuerscheiten "Weltuntergang" und "Untergang der Menschheit" nun auch der Ansatz eines Holocaustvergleichs zusätzlich ins Feuer geworfen?

    • @Rudolf Fissner:

      Da ist kein NS-Vergleich. Es ging im Text lediglich um die Frage ob den Menschen unangenehme Wahrheiten zugemutet werden können bzw. müssen. Im konkreten Fall also die Wahrheit über das was sie bei den +2,8° auf die wir im derzeit positivsten Szenario zusteuern zu erwarten haben. Sie zumindest scheinen dieser Wahrheit jedenfalls eine an den Haaren herbeigezogene Polemik vorzuziehen.

    • @Rudolf Fissner:

      "Was hat der Nationalsozialismus in der Debatte verloren? " Nichts bzw. genauso wenig wie Bachmanns Zitat mit dem klimatischen Wahrheitsbegriff. Vielleicht interessanter dazu:



      www.grin.com/document/510429

  • Das ist natürlich ehrenwert und naiv argumentiert, genau wie es die LG tut.

    Aufgabe der Politik ist es meines Erachtens, die Kapitalverwertung, so gut und reibungsfrei es eben geht, zu ermöglichen und zu befördern.

    Und dieses Prinzip der Kapitalverwertung ist ein hochtoxisches, ein zerstörerisches, das Tag für Tag über Leichen geht, Kriege entfesselt, Ökonomien zerstört und irreparable Schäden am Klima und der natürlichen Beschaffenheit der Natur verursacht.

    Sich auf Straßen festzukleben, an die Regierung zu appellieren und die Einhaltung des Grundgesetzes einzufordern, wird daran nichts ändern.

    Wärmepumpen, Windräder und Millionen von Tesla-Panzern werden die Katastrophe nicht aufhalten.

    Wer die Macht- und Produktionsverhältnisse in seinem Aktivismus nicht einmal erwähnt, nicht davon spricht, dass es Ausbeutungsverhältnisse gibt, dass Klassen und das nicht das warme "Wir" existieren, der mag moralisch im Recht sein, aber wirklich ändern wird das alles nichts.

    • @Jim Hawkins:

      Nein - das Benennen des Kapitalismus als Ursache wird nichts ändern, denn im Grunde ist das allen bekannt, die es wissen wollen. LG hingegen macht etwas. Sie gehen ins Risiko, wie es Frau Schwab hier ausführt. Daß die (Erst-) Forderungen der LG für uns alte Böcke erschreckend harmlos klingen, tja - das ist vielleicht nur eine Art Pragmatismus. Aber - sie machen den Unterschied. Sie handeln, während die Politik schwätzt und zurückzuckt. Und zwar alle, komplett. Dabei - wie in HH - absolut beschämend : die Grünen ! Die vergessen, wozu sie gewählt wurden und es wird unser aller Schaden sein, aber deren eigener insbesonders.

      • @Zebulon:

        Anscheinend sind hier alle der Auffassung, dass das ganz wunderbar ist, was die LG da macht.

        Dann lehne ich mich mal besser auf meinem Statler-und-Walldorf-Balkon zurück, genieße die Show und in ein paar Wochen sprechen wir uns wieder.

        • @Jim Hawkins:

          🏴‍☠️ - “in paar Wochen“¿ - was kurzatmig - wa! unser Oberschwabe vonne Spree.



          Ah geh.

          • @Lowandorder:

            Ein paar Wochen sind doch angesichts der zwei Jahre, die noch bleiben, eine ganze Menge.

            Und die Aktionen laufen unbefristet, was immer das heißen mag. So mag es genügen, alle paar Wochen mal draufzuschauen.

            Meine düstere Prophezeiung ist allerdings die, dass es in ein paar Wochen da nichts mehr zu sehen geben wird.

            Und nur der Vollständigkeit halber, ich bin ja kein durchgedrehter Autofahrer, der die am Schlafittchen packt.

            Lützerath fand ich Bombe, ich bin immer noch ein harter Fan von Pinky und Brain.

            Ende Gelände, bin dabei (im Herzen). Demonstrieren, blockieren, auch mal randalieren, alles gut. Aber das hier, na ja.

            À propos, Pinky und Brain:

            "Pinky und der Brain (englisch Pinky and the Brain) ist eine US-amerikanische Zeichentrickserie aus dem Jahr 1995 sowie der Name ihrer beiden Hauptfiguren. Protagonisten sind zwei sprechende Labormäuse, die in jeder Folge der Serie versuchen, die Weltherrschaft an sich zu reißen, wobei



            ihre Versuche stets scheitern."

            de.wikipedia.org/w...inky_und_der_Brain

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Ihre Analyse verblüfft mich. Nicht der Inhalt, sondern die Kombination von Absender und Analyse.



      Ich ersetze mal in ihrem Text die Begriffe „Aufgabe“ und „Politik“ durch „Handeln“ und „Regierende“, dann ist die Analyse, aus meiner Sicht, richtig. Problem ist, dass die sakrosankten Systeme der westlichen Welt, „unsere freiheitlichen Demokratien“ und „Kapitalismus“ nahezu untrennbar miteinander verbunden sind. Schließlich gewährleisten diese Systeme – teilweise unter Ausbeutung der anderen Welt – den Wohlstand der meisten Menschen, die in diesen Systemen leben. Wer davon ausgeht, dass der Kapitalismus von seiner Droge „Wachstum“ nicht loskommt und dass auch das Methadon-Programm „grünes Wachstum“ die Klimafolgen-Katastrophe nicht aufhalten kann, kommt an der Systemfrage nicht vorbei.



      Als mehrfacher Vater und vielfacher Großvater erlebe ich in den letzten Wochen, wie die offensichtliche Verzweiflung, die #LGvdK ausstrahlt, sich in diesen Folgegenerationen verbreitet, und ich stelle Ihnen und mir die Frage: „Ja, was machen wir denn jetzt?“ Mein Vorschlag: Wir müssen uns mit LG verbünden.



      btw: „Laut Friedensforschungsinstitut Sipri sind die weltweiten Militärausgaben 2022 auf den Rekordwert von 2,24 Billionen US-Dollar gestiegen. Den stärksten Anstieg gibt es in Europa.“ (Quelle: ZDF) Da empfehle ich statt „Schwerter zu Pflugscharen“ mal: „Panzer zu Wärmepumpen“.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        anschließe mich & 🏴‍☠️ seit Zeiten der Aufklärung - sorry - ist der Glaube für die Kirche reserviert • & “…die Enkel fechtens besser aus!“ Woll.



        Normal Schonn - wa.

        unterm——🏴‍☠️ Manfred Dietenberger -



        “die Enkel fechtens besser aus!" Zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Oberschwaben.



        www.booklooker.de/...te/isbn=3921472466

        • @Lowandorder:

          "Die Enkel rechtens besser aus", das war allerdings eine Aufforderung zum Klassenkampf.

          Nichts, was der LG ferner liegen könnte.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Schön ist das natürlich alles nicht, keine Frage.

        Aber was die LG mit Sicherheit nicht macht, das ist die Systemfrage zu stellen.

        Die haben nichts gegen das System. Die denken, die Regierung müsste nur die richtigen Entscheidungen treffen und das Problem könnte gelöst werden.

        Nachdem es jahrzehntelang massiv verursacht wurde.

        Die Klimakatastrophe und das Artensterben sind die logische Folge davon.

        Buchstäblich alles müsste sich ändern, um das was uns bevorsteht noch abzuwenden.

        Allein, mir fehlt der Glaube, dass das passieren wird.

        Aber, vielleicht liegt das ja auch nur an mir. Ich bin manchmal ein Miesepeter und sehe vielleicht nicht das Gute, das gerade passiert.

        • @Jim Hawkins:

          „Aber was die LG macht, ist mit Sicherheit nicht, das ist die Systemfrage zu stellen.“



          Ach ja, die gute alte Systemfrage … müssten Linke (damit meine ich nicht lediglich die Linkspartei) sich nicht selbstkritisch fragen, ob es ihnen je gelungen ist, die Systemfrage mit den realen, konkreten Kämpfen der Menschen zu verbinden? (Was ist mit dem Autofahrer, der wegen des von der LG verursachten Staus möglicherweise einen Kunden und damit viel Geld verliert?)



          Ein durchschnittlicher deutscher Arbeitnehmer, für den Freiheit, Wohlstand und somit Lebensqualität bedeuten, am Wochenende sein Nackensteak auf den Grill zu werfen (und sich nicht von grünen Moralspiessern reglementieren lassen möchte), hat möglicherweise eine andere Perspektive als eine Textilarbeiterin in Bangladesch, did für gerechte Löhne und bessere/sichere Arbeitsbedingungen in einer maroden, einsturzbedrohten Fabrik kämpft.

          • @Abdurchdiemitte:

            Das ist wohl nur äußerst selten gelungen.

            Und natürlich sind die beschriebenen Lebenslagen extrem unterschiedlich und eine gemeinsame Perspektive lässt sich kaum denken, geschweige denn in Handlungsansätze formen.

            Nur ist leider so, dass der Karren gegen Wand fährt, wenn sich nicht viel ändert.

            Die Textilarbeiterin in Bangladesch ist selbstredend unter den ersten Opfern. Das ist sie ja jetzt schon.

            Wie das alles in die Wege zu leiten wäre, das weiß ich bedauerlicherweise auch nicht so recht.

            Der gemeinsame Aktionstag von FFF und Verdi ist vielleicht ein kleiner Ansatz in die richtige Richtung.

    • @Jim Hawkins:

      Dann mal vom "warme "Wir" " zum kalten Sie.

      Was fehlt ihnen an Informationen darüber, wie das Brötchen morgens auf ihren Tisch landet? Welche Macht- Produktions- und Ausbeutungsverhältnisse sind ihnen in dem Zusammenhang nicht bekannt. Und was soll das für ihr Frühstücksbrötchen bedeuten?

      Mir sind solche allgemein verwendeten Buzzwörter zu nichts-sagend. Sie stellen weder eine Analyse dar, noch einen Lösungsansatz.

      Und das es nicht einfach ist weiß auch bereits nahezu jeder einigermaßen politisch interessierte.

      Wie wird unter ihren BestOf "Macht- Produktionsverhältnisse" gewohnt? Wie groß sind dort die Wohnungen? Womit wird dann geheizt? Allgemeines Systemgedöns ersetzt keine konkreten Zielvorgaben.

      • @Rudolf Fissner:

        Na schön, dann retten wir eben die Menschheit mit dem 9-Euro-Ticket und überlassen das Denken den Pferden.

    • @Jim Hawkins:

      Hola! “🏴‍☠️ lauf nicht mit nackten Beinen. Das paßt nicht zum Geschäft! Woll.

      vulgo - Erst mal den Hauptwiderspruch Kapitalismus beseitigen & dann!



      Dann! Kümmern wir uns ums Klima! - oder was¿!

      • @Lowandorder:

        Na ja, die Frage ist doch, ob das eine ohne das andere gelingen kann.

        Und wie gesagt, genauso fraglich scheint es mir, die notwendigen Veränderungen durch Appelle an die, die das alles verursacht haben, zu erreichen.

      • @Lowandorder:

        NEBENWIDERSPRUCH!!! SORRY -

        Ich vergaß doch glatt die entscheidende



        Kategorie im linearen Denken:



        Den Nebenwiderspruch! Woll.



        Hier mal zur Abwechslung - KLIMAWANDEL - Gellewelle&Wollnichtwoll •



        Umkehrschluß - Er’s mal den Kapitalismus beseitigen! Newahr.



        Normal Schonn - odr???

  • Die Alten und nicht (mehr) so mutigen könnten ja andere Aktionsformen ausprobieren.



    Mir fällt da spontan ein Zebrastreifenkreisel ein. 10 und mehr Personen, Rollator und Rollstuhlfahrer inklusive, rotieren da ein Weilchen zwischen den Straßenseiten, um dann zum nächsten Streifen weiterzuziehen.

  • Ich habe für die Klimaristen sehr wenig Verständnis. Tut mir Leid.

  • …anschließe mich - mit 70%-Krüppelkarte - da biste nicht mehr Armin-Harry-schnell weg! Woll. Hofgartenwiese - war halt noch mit: - “Benda - Wir kommen“ - & “Wir sind eine - keine - kleine radikale Minderheit!“ - Heile Welt dagegen •

  • Hmm, ich verstehe den Artikel und die Angst nicht so richtig, denn es gibt ja unzählige Möglichkeiten sich in dieser Hinsicht zu engagieren ohne sich auf irgendwelchen Straßen festkleben zu müssen. Deshalb muss mMn. nicht die Angst überwunden werden, sondern nach, für die Autorin, passend(er)en Aktionsformen gesucht werden. Dann muss nämlich auch die Angst nicht überwunden werden und man kann direkt in die Aktion kommen.

    • @White_Chocobo:

      Es ist ja auch eine Kolumne. Hier geht es um Meinung und Meinungsbildung. Nicht um Möglichkeiten.